@Afterlife Die Rechte der Frauen?! – Mädchenhochzeiten mit schwerwiegenden Folgen
Die Rechtslage vieler Frauen in einer leider zu großen Zahl der Länder ist sehr kritisch zu betrachten. Nicht selten hört und liest man von Frauen, die von ihren Ehemännern oder Verwandten vergewaltig, geschlagen und im Haus eingesperrt werden. Leider verschafften sich so auch viele arabische Länder ein schlechtes Ansehen in der Welt und gerade vor Menschenrechtsorganisationen.
Die Menschenrechte gelten für alle! Frauen stehen dabei Männern in nichts nach. Es ist nur verurteilungswürdig, dass viele patriarchalisch geprägte Länder sich nicht daran halten und existierende Gesetze einfach missachten.
In den arabischen Ländern(aber auch anderen muslimischen Ländern) spielt der Ehrbegriff eine sehr große Rolle. Die Familienehre und das Ansehen der Männer in der Gesellschaft werden dabei durch die Sittlichkeit der Frauen definiert. Anders als in unserem Kulturkreis, müssen vergewaltigte Frauen häufig ihren Peiniger heiraten, um so das Prestige der Familie nicht zu beschmutzen. Die Frauen werden leider viel zu oft als Täter und nicht als Opfer betrachtet, so dass viele Peiniger ungestraft davon kommen.
Im Jemen, wie auch in einigen anderen Ländern, ist die Mädchenhochzeit bis heute weit verbreitet. Häufig werden kleinen Mädchen die unbekümmerten Kindheitserfahrungen verwehrt, da sie im Alter von acht, neun oder zehn Jahren mit oft sehr viel älteren Männern verheiratet werden. Die Argumentationen der Eltern, besonders jedoch der Väter, wirken lächerlich und krank, fast abscheulich. Sie verteidigen die verbreitete Tradition damit, dass die Mädchen durch so eine frühe Hochzeit einem Schicksal der Vergewaltigung und Entführung entgehen. Doch was hinter den Mauern der ehelichen Wohnung dann geschieht, davon wollen sie nichts wissen, davor verschließen sie Augen und Ohren.
Obwohl im Jemen das Mindestheiratsalter per Gesetz auf 15 Jahre festgelegt ist, was für mich auch noch viel zu jung ist, missachten viele Jemeniten die Vorschriften und handeln nach ihren Traditionen. Häufig werden die Mädchen, wie oben bereits erwähnt, wesentlich früher verheiratet. Das Versprechen der oft viel älteren Ehemännern, sich nicht vor diesem im Gesetz festgeschriebenen Alter, wird als ausreichend angesehen, die Mädchen in die Häuser der Ehemänner zu schicken. Leider warten viele der älteren Männer nicht, bis das Mädchen 15 Jahre alt ist, sondern nehmen sich, unterstützt von ihren Familien, ihr angebliches Recht. Die jungen Mädchen werden vergewaltigt, geschlagen und misshandelt und können sich nicht dagegen wehren.
So, wie von mir gerade beschrieben, erging es auch der kleinen neunjährigen Nujoud Ali, die im Februar 2008 mit einem dreißigjährigen Mann verheiratet wurde. Bereits am Tag ihrer Ankunft in der ehelichen Wohnung, zwang sie ihr Mann zum Geschlechtsverkehr. Die Zeit, die nun folgte, wurde nicht besser, im Gegenteil: Der Mann nahm sich jeden Abend, was ihm seiner Meinung nach zustand. War seine Frau nicht bereit, so schlug er sie. Doch Nujoud Ali bewies Mut: Da sie die Peinigungen ihres Mannes und dessen Familie nicht mehr aushielt, erbettelte sie sich einen Besuch bei ihrer Familie, wo sie verzweifelt um Hilfe suchte. Zunächst schien es jedoch, als könne ihr keiner helfen, bis sieden Hinweis erhielt, zum Gericht zu gehen und die Scheidung einzureichen. Das kleine Mädchen bewies Mut und machte sich auf, das Gericht in Sanaa zu suchen. Dort sprach sie vor.
Obwohl der Ehemann und der Vater des Mädchens zunächst festgenommen wurden, kamen sie schnell wieder auf freien Fuß, da sie gegen kein Gesetz, zumindest nach der jemenitischen Rechtsprechung, verstoßen hatten. Die Scheidung kostete 250 Dollar, die über Spenden aufgebracht wurden. Nun ist Nujoud Ali geschieden und kann vielleicht ein normales Leben als Kind führen, zur Schule gehen und mit gleichaltrigen Mädchen spielen. Am 5. März wird Nujoud in Österreich mit dem “World Hope Award” für ihren Mut ausgezeichnet.
Leider ist Nujoud kein Einzelfall im Jemen. Viele Mädchen werden früh verheiratet, doch nicht viele haben den Mut, sich gegen die Gesellschaft und die Traditionen zu stellen und sich durchzusetzen. Häufig spielt auch das Geld eine große Rolle, die es den jungen Mädchen verwehrt, sich scheiden zu lassen, da viele Familien in großer Armut leben. Viele der Mädchen ergeben sich ihren Schicksalen und erleiden häufig viel Kummer, Leid und Gewalt. Da die Mädchen minderjährig verheiratet werden und die Ehemänner kaum einsehen zu warten bis ihre Frauen wenigstens 15 Jahre alt werden, sterben im Jemen viele Mädchen mit zwölf oder dreizehn bei ihrer ersten Entbindung.
Man kann nur hoffen, dass mehr Mädchen den Mut finden, sich gegen ihre Peiniger zu wehren und die Scheidung einreichen werden, auch wenn dies nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellt und ihr Leben im Jemen sicher nicht erleichtern wird. Doch wenn sich immer mehr Frauen mit Hilfe von internationalen Organisationen für die Rechte der Frauen und Menschenrechte gegen ihr Schicksal wehren, wird es vielleicht auch in Zukunft im Jemen so weit kommen, dass Kinderhochzeiten eingedämmt und die Peiniger (Väter und Ehemänner) zur Verantwortung gezogen werden.