Warum wählen die Deutschen CDU und SPD?

@Aldaris

Aldaris schrieb:Wer die CDU oder SPD wählt, muss sich in der Regel nicht großartig rechtfertigen und läuft auch seltener Gefahr, Probleme wegen seiner politischen Ansicht zu bekommen.

Wer sieht Dich denn in Deiner Wahlkabine?

@Doors

Außer der NSA vermutlich niemand. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber in meinem Umfeld spricht man auch über Politik und Parteien. Vor allem geht es aber auch um Organisation und Engagement in und für Parteien.

das lustige ist ja das gerade die nichtwähler diese grossparteien die einfach die meisten stammwähler haben massiv unterstützen.

aber das checken sie nicht...

lieber jammern das sich nichts ändert und eben dies massiv unterstützen :D

@Amtrir @sarasvati23

Es sind nicht die Parteien an sich, sondern die Funktionäre.

Eine Partei kann man durchaus aus der Überzeugung wählen, dass ihre Existenz an sich gerechtfertigt ist und man die Basisüberlegungen teilt.

Aber Politik machen ja letztendlich Politiker der Parteien.

Aber richtig ist natürlich auch, dass eine Basis die Politik der Oberen dann doch irgendwie mittragen muss.

sarasvati23 schrieb:Warum spaltet sich die SPD Basis nicht vom rechten Flügel der SPD ab? Dann wäre diese Partei vielleicht mal wieder tragbar.

Also die Zahl der Austritte ist auch nicht gerade gering, und die Wanderung der ganz linken ist ja auch nicht unbedingt selten Richtung dieLinke (vor allem in der Vergangenheit gewesen).

Ich glaube nach wievor, die SPD hadert mit einer neuen Generation an internem Nachwuchs. Der "Arbeiter" oder einfache Mensch hat einfach kein Platz mehr bei einer stinknormalen SPD Ortsvereins Mitgliederversammlung. Bei der SPD Jugendorganisation, den Jusos, brauchste auch nicht grade auf ner Mitgliederversammlung aufkreuzen, wenn kein Abitur und Studium, oder zumindest Abitur, vorhanden ist.

Über Sozialpolitik denken da halt auch Leute nach, die selbst (nach eigener Aussage genauso) privilegierter aufgewachsen sind. In der Lebensbiographie waren sie zum Beispiel auf Internaten und gehen auf ne private Universität. Ich hab einmal versucht über die Not vieler Menschen zu debattieren, die vom JobCenter leben, kannste fast vergessen. Das tatsächliche Gefühl für Not, ist halt kaum vorhanden. Ähnlich "Bildungsgerechtigkeit". Wer auf einem Internat war, hat eventuell Schwierigkeiten zu verstehen, wie der Alltag an ner öffentlichen Schule aussieht. Aber das ist nunmal die SPD und seine Jugendorganisation von heute und dementsprechend möchten man natürlich auch quasi das eigene Klientel, das eigene akademisierte Milieu bei Wahlen heranziehen. Anstatt sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die vom JobCenter leben oder sonstwie nicht akademisch angehaucht sind.

Vielleicht sind Generationswechsel aber auch "normal". Ich selbst hab viele SPD Veranstaltungen besucht, hab Abitur und Studium, aber ich bring einfach nicht das mit, was eine heutige SPD von ihren Mitgliedern so indirekt erwartet. Meine Eltern sind halt nicht akademisch, beide Fabrikarbeiter. Dieses Milieu passt halt nicht zu dem Milieu einer heutigen SPD, hab ich das Gefühl. Das einfache oder Arbeitermilieu hat eben andere Probleme als Homo/Gender/Feminismus, veganes Futter oder sowas wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit.

Knallhart müsste sich ein SPD Ortsverein oder eine Juso Gliederung mal wieder mit Betriebsräten, Löhne, Armut usw. beschäftigen. Oder in der Vesperkirche essen austeilen. Aber puuuh ne. Für die SPD scheint das heute einfach nicht mehr zeitgemäß zu sein.

@interrobang
der häufigste Satz ist "das ändert doch eh nichts, was kann ich mit meiner Stimme schon ausrichten", tja, wenn mehrere Millionen Leute so denken, wird das auch schwer.

wieso können die nichtmal ne kleinere Partei wählen, wär doch cool, ein Parlament mit 20 Fraktionen, dann gäbe es mal wieder etwas anderes als alternativlosen Konsens.

@sarasvati23
ich befürchte eher das so eine regierung nicht handlungsfähig währe... :D

aber wen die alle eine Partei wählen würden.. fpd oder linke...

joa ich vermute das währen dan die platzhirsche :D

@kofi

Besteht nicht auch das Problem, dass die SPD auf Bundesebene mittlerweile nur noch ein Schatten der CDU darstellt? So wirklich profilieren kann sich die SPD nicht und wenn man mal gegen etwas ist, was die CDU ausgebrütet hat, dann stehen die Grünen immer zusammen mit der SPD auf der gleichen Seite (So, als wären sie eine Einheitspartei). Es wirkt so, als gäbe es keine Nuancierungen mehr. Das mag vielleicht nicht der Realität entsprechen, wird jedoch bei jeder Talkshow deutlich sichtbar und von einer großen Masse auch so wahrgenommen. In wenigen Fragen wie der Adoption von Kindern durch homosexuelle Ehepaare werden noch Unterschiede deutlich, aber sonst? Diese große Koalition war von Anfang an eine bittere Angelegenheit für die Sozialdemokraten.

@interrobang

interrobang schrieb:ich befürchte eher das so eine regierung nicht handlungsfähig währe

Warum das denn? Man hat es ja nie probiert. Aber ich gebe zu, mit den gegenwärtigen Leuten könnte es schwer werden, die Personen an sich sind schon unfähig in einem überwiegenden Maße.

@sarasvati23
weil die sich ja auch einigen müssten. politik besteht eben auch aus kompromissen und die werden schwieriger zu beschliessen je mehr dabei sind.

@kofi

kofi schrieb:Aber Politik machen ja letztendlich Politiker der Parteien.

Genau das ist es ja, und die SPD hat sich in ihrer Rolle als Koalitionspartner der Union gemütlich gemacht. Die SPD demontiert sich selbst und wenn die sich wirklich so sehr auch innerhalb der Basis von ihren Idealen abgewandt haben wie du beschreibst, dann wird es der SPD eventuell irgendwann so ergehen wie der FDP, wobei bei der SPD es wohl immer ein paar Nostalgiker geben wird, die ihr Kreuz machen werden.

Brandt muss im Grabe rotieren.

@Aldaris
Ich glaube ja immer, die SPD braucht mal nen richtigen Dämpfer nach unten, damit an der Spitze Köpfe rollen und die Parteimitglieder sich neu ausrichten und neu aufstellen können.

Mir wurde aber gesagt, dass die SPD ja schon einen Dämpfer bekommen hat, und zwar 2009 bei der Bundestagswahl. Aber die 4 Jahre Opposition haben irgendwie nicht gereicht um die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Mit oder ohne Koalition mit Angela Merkel und Regierungskoalition steht es nicht gut um die SPD. Die momentane Führungsriege muss sowas von weg. Und nach meinem Empfinden die starke Konzentration auf Abitur und Studium, wenn es um den "idealen" SPD Nachwuchs geht. Man muss auch (jugendliche) Leute in den eigenen Reihen haben können, die nicht instagram Schönheiten sind mit tausenden Followern und mit Schule Wirtschaftsgymnasium. Oder hochbegabte aus irgendwelchen Internaten. Meinetwegen ist auch mal nen Kevin aus München Hasenbergl zu umwerben und intern einzugliedern. Würde ich mich echt selbst, persönich, einsetzen.

Ich selbst werde mir mein Wahlverhalten überlegen. Erststimme bekannten und von mir geschätzten Leuten, die gibt es bei der SPD. Aber zweitstimme geht woanders hin bei anstehender Landtags und kommender Bundestagswahl.

@interrobang
Klar müssen die sich einigen könnnen, könnten sie auch, wenn sie dazu fähig wären, dass sie das gegenwärtig nicht können, das bestreite ich gar nicht.

kofi schrieb:Ich glaube ja immer, die SPD braucht mal nen richtigen Dämpfer nach unten, damit an der Spitze Köpfe rollen und die Parteimitglieder sich neu ausrichten und neu aufstellen können.

Wäre möglich, dass sich der Schrumpfprozess verstärkt und die SPD ihren Status als Volkspartei verliert. Zumal die politischen Aufgaben momentan so große Dimensionen erreicht haben. Die nach (weit) links und rechts ausschlagenden Parteien gewinnen in ganz Europa an Zulauf. Geht die SPD weiter nach links sitzt sie bei den Grünen oder sogar bei den Linken im Nest. Ich stimme dir zu: Die SPD braucht einen starken Dämpfer und eine klare Neuausrichtung, sonst verliert sie ihr Profil.

Die SPD will ja nicht mal nen ernstzunehmenden Kanzlerkandidaten aufstellen. Am Besten die im Herzen SPDler verlassen das sinkende Schiff, wer's nicht tut, kann nicht sehr gescheit sein.

Vielleicht ist die SPD auch einfach nur pleite?

@Aldaris

Das beste und optimalste wäre natürlich, den Schrumpfprozess einzugestehen. Zu sagen, die Partei hat Fehler in der Vergangenheit gemacht, die sie kaum mehr rückgängig machen kann.

Aber ich fürchte, die oder manche Leutz der neuen Generation an der Basis bleiben nach wie vor uneinsichtig, weil man als Akademiker aus einer Zahnarzt etc. Familie schwer nachvollziehen kann, wie sich Menschen "unten" fühlen. Wie das Leben als Sozialleistungsbezieher ist. Verstärkt wird das durch die Funktionäre, die ihre oder Kritiker der Partei (kein Witz) intern beschimpfen oder als dumm hinstellen. Man weiß ja alles besser. Würden sie aber als Vorbild agieren, würde das bestimmt mal was ändern, einen Ruck geben. Wenn sie selbst mal ne andere Richtung als bisher vorgeben, nach der sich die Basis richten kann.

Ich hab mich genötigt gefühlt mal zu einem zu sagen, wie stellst du dir das denn vor, hmm? Die Menschen außerhalb der Partei denken nicht mit, informieren sich nicht?

Die Leutz draußen sehen doch auch, was abgeht. Zum Beispiel sich auf wahlberechtigte türkischstämmige Leutz stürzen und das als "Vielfalt" verkaufen. Aber unbemerkt von der Öffentlichkeit die Reihen, vor allem die eigenen und sehr persönlichen, möglichst deutsch-homogen halten. Restplätze bei Führungsaufgaben reichen dann doch desöftern immerhin doch noch für migrantische Leute, man will sich ja nix nachsagen lassen und vor allem muss man ja irgendwann auch mal selbst Diversität repräsentieren.

Na immerhin treiben die Grünen nen ähnliches Spielchen. Kuck dir mal die Landesregierung Baden-Württemberg an. Die Grünen halten die Reihen schön "rein deutsch" und haben die SPD mal machen lassen, ne türkischstämmige rein zu holen. Ich weiß, ist auch allgemeinen politischen Rahmenbedingungen geschuldet, zum Beispiel erwünschte Frauenquote, Berücksichtigung von Wahlkreisen etc. Trotzdem, diese dreckigen Spielchen ewig lassen die Menschen draußen ja erst sich genauso von den Parteien abwenden.

@kofi

Danke für deine Erläuterungen. Ich sehe, wir haben da eine ähnliche Meinung und Vermutung.

Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass sich die deutsche Politik in den nächsten Jahrzehnten zum Guten wendet, gehe ich wählen.

Was Menschen dazu bewegt, insb. die CDU/CSU zu wählen, kann ich mir wahrscheinlich niemals erklären.

sarasvati23 schrieb:Genau das ist es ja, und die SPD hat sich in ihrer Rolle als Koalitionspartner der Union gemütlich gemacht. Die SPD demontiert sich selbst und wenn die sich wirklich so sehr auch innerhalb der Basis von ihren Idealen abgewandt haben wie du beschreibst, dann wird es der SPD eventuell irgendwann so ergehen wie der FDP, wobei bei der SPD es wohl immer ein paar Nostalgiker geben wird, die ihr Kreuz machen werden.

Brandt muss im Grabe rotieren.

Also ich wurde mal böse angekuckt und mir wurde arg widersprochen. Ich möchte SPD Mitgliedern, die aus einem Akademikerhaushalt kommen, nicht per se unterstellen, dass sie nicht sozialdemokratisch angehaucht sein könnten. Mir wurde gesagt, auch wenn man privilegierter aufgewachsen ist, kann man ein guter und vorbildlicher Sozialdemokrat sein. Wie man das auch immer definiert. Das sind ja jetzt auch nicht unbedingt jene, die in Koalition mit Angie gehen wollen.

Da gibt es Themen wie angesprochen von den ganz linken Homo/Gender/Feminismus und allgemein sowas wie Klimawandel, veganes Futter und Nachhaltigkeit. Das ist nicht Merkel praktikabel. Soooo CDU Style oder wie man das nennen will pflegt man dann auch nicht. Auch wenn sich die Parteien an sich wohl doch angenähert haben. Ein Interesse an einer Koalition mit Angie haben echt irgendwie nur die Hardcore Karrieristen? oder was weiß ich wer. Sonst heißt es ja oft, rot/rot/grün ist möglich und soll sein.

Übrigens ist das ne eigene Ermessensfrage. Es gibt ne Menge Leute, die sagen, dass man grade erst recht da bleiben muss. Wenn du mich ankuckst zum Beispiel, ich bin nicht privilegiert aufgewachsen, meine Eltern sind arm und so bin auch aufgewachsen. Wichtige Themen sind eher oder waren es immer, was am Ende des Monats an Essen auf dem Tisch steht oder wie man den nächsten Tag überlebt. Jungs ne Barbie hinstellen oder Klimawandel ist weit, weit weg. Wie Politik halt oft auch. Aber Parteien wie die SPD brauchen DRINGEND auch diese Menschen in ihren Reihen. Sie sollen den Input geben, die eben die angesprochenen Menschen mit höherem sozialen Status (wenn man das so nennt) dann im Endeffekt halt doch nicht geben können. Nah am Menschen bleiben. Also SPD Mitglied bleiben und nen anderes Klientel intern darstellen.

.