Papstbesuch im Bundestag

Am 22. September wird der Papst in den Bundestag kommen. Es ist überhaupt das erste mal dass der Papst ein Parlament besucht. Das zeugt natürlich für viel Diskussionsstoff. Zustimmung für die Regierung, Ablehnung von der Opposition. Ist es angebracht dass man dem Papst im Bundestag ein Forum bietet? Und hat Religion in der Politik was zu suchen auch wenn Kirche und Staat angeblich getrennt sind?

@Fabs
Ja habe ich zu spät gesehen dachte es gäbe keine Diskussion

@individualist

Kulturhistorisch - ja, warum nicht. Wir sind christlich, da kann er schonmal auch ins Parlament kommen.

Moralisch-modern - auf keinen Fall, da muss man dann auch einen Imam, einen Rabbiner, den Dalai Lama usw einladen. Das hat in der Politik nichts zu suchen.

Politisch - völlig daneben, der hat da gar nichts zu suchen. Man kann ihn auf einen Staatsempfang einladen, obwohl das schon nicht gut ist.

Am Ende kommt es auch darauf an, was er dann von sich gibt. Wenn er eine neutrale Rede hält über Nächstenliebe oder Menschlichkeit ist das auch ok, man kann es ja nicht mehr ändern jetzt. Wenn er allerdings politische Themen aufgreift, sollte man ihn sofort entfernen ;)

Liebe Grüße

@WangZeDong
Ich habe nichts gegen Papstbesuche nur finde ich sie im Bundestag daneben, außerdem ist er nicht der christliche Führer sondern der katholische. Neben Katholiken gibt es evangelische Christen, Baptisten, Menoniten und Orthodoxe. Es gibt sogar mehr Konfessionslose in Deutschland als Katholiken. Das wir eine christliche Kultur haben stimmt auch nicht, wir haben eine humanistische.

neben seiner funktion als kirchenoberhaupt ist der papst nunmal auch staatsoberhaupt des vatikan. genau so wie andere staatsoberhäupter in den bundestag eingeladen worden sind und dort teilweise auch reden halten durften, so gebührt auch dem papst dieses recht.
sicherlich würde sich kaum jemand so aufregen (außer den chinesen), wenn der dalai lama in den bundestag käme. der ist aber genauso ein kirchenführer.

@fravd
der kommt bestimmt nicht in den Bundestag um über die Innenpolitik vom Vatikan zu diskutieren.

@individualist
genau so wenig, wie andere staatsmänner dort über ihre innenpolitk referiert haben.

vor was haben die kritker denn angst? vor der großen missionarischen gehirnwäsche? wohl kaum!

sicher hat dieser besuch eine symbolfunktion, dennoch würde ich ihn nicht dermaßen überbewerten.

genauso könnte ich mich auch aufregen, wenn ein us-präsident dort eine rede hält, da ich die usa für eine der aggressivsten und kriegstreiberischsten nationen halte (meine meinung!), dennoch würde dies in der politischen szene für weniger wirbel sorgen, als ein papst, der im normalfall die friedensbotschaft des christlichen (sic katholischen) glaubens verkünden wird. diese ist ohnehin grundlage unserer gesellschaftsordnung und unseres wertekanons, also wird da nicht mit großen überraschungen zu rechnen sein. er wird also sicherlich nicht zum kreuzzug gegen den islam aufrufen oder irgendwelchen sonstigen unsinn anstellen. (beim us-präsidenten wäre ich mir da beispielsweise nicht so sicher ;o) )

@individualist

Wenn es nach mir ginge, würde es solche Besuche gar nicht geben :)

Ich bin nicht in irgendeiner Kirche und sehe schon daher nicht ein, dass irgendwer auf Kosten meiner Steuergelder hier durchgefüttert und verhätschelt wird, während die Armut im Land um sich greift. Der soll seine Sachen aus seinen Kirchensteuern und -schätzen bezahlen und nicht die Staatskasse belasten - aber das ist ein anderes Thema.

In der Geschichte war das ja schon eher so, dass die katholische Kirche die höchste Instanz war, das meine ich mit historisch - wie es heute aussieht ist schon etwas Anderes, das ist klar.

@fravd

Das ist so nicht ganz richtig. Der DL ist auch der weltliche Führer der Tibeter und somit für die KPCh ein Separatist und Aufrührer. Es will die Feudalherrschaft wieder her stellen, was auch für uns indiskutabel sein sollte. China ist ja nicht gerade demokratisch, obwohl es dort auch Wahlen gibt, aber der DL ist für eine Diktatur seiner Feudalherrschaft, das darf man als Demokrat so oder so nicht unterstützen - Unrecht hin oder her.

Würde ich mich hinstellen und für Bayern ein Königstum fordern und gegen unsere Demokratie arbeiten, würde ich auch mit Repressalien zu rechnen haben.

Da habe ich auch für keine Regierung der Welt verständnis, wenn man den DL pampert und verhätschelt, obwohl er total demokratiefeindlich ist. Eine Diktatur ist eine Diktatur, das würde kein Land unterstützen, wenn er nicht der ewig grinsende Friedensheuchler wäre.

Aber auch das ist total OT jetzt ;)

Liebe Grüße

@fravd

fravd schrieb:genau so wenig, wie andere staatsmänner dort über ihre innenpolitk referiert haben.

Doch bei den Staatsmännern die zu Besuch waren ging es um Politik teils Innenpolitik und zum größten teils Außenpolitik, der Papst hat keine politische Funktion.

fravd schrieb:vor was haben die kritker denn angst? vor der großen missionarischen gehirnwäsche? wohl kaum!

Nein das nicht, aber dass die Religion in die Politik eingreift.

@WangZeDong

WangZeDong schrieb:In der Geschichte war das ja schon eher so, dass die katholische Kirche die höchste Instanz war, das meine ich mit historisch - wie es heute aussieht ist schon etwas Anderes, das ist klar.

Das stimmt, aber die Zeiten waren auch nicht gerade rosig.

@individualist

Das sind sie heute auch nicht wirklich. Aber die Papstbesuche fussen wie ich glaube schon auf dieser Historie. Es gäbe ja ohne christliche Vergangenheit keinerlei Grund ihn ein zu laden. Es ist halt der Vertreter Gottes auf Erden, da stehen sogar viele Protestanten dahinter und jubeln ihm zu - so unverständlich das auch ist.

Liebe Grüße

Es sollten keine religiösen Häuptlinge - egal welcher Konfession -
die Möglichkeit erhalten, vor dem Bundestag zu sprechen, um die
Trennung von Kirche und Staat deutlich zu machen, auch wenn
diese auf Grund gemeinsamer Interessen mehr und mehr zusammen
arbeiten.

Ich hoffe, dieser "Auftritt" wird von möglichst vielen Abgeordneten
boykottiert und dass man nicht genug "Strohmänner" rankarren kann,
um die peinlichen freien Plätze zu besetzen.

Noch peinlicher wäre es für den Heiligen Vater allerdings, wenn bei
seiner Rede Anwesende demonstrativ den Saal verlassen. Möglich wäre
es ja, vor allem, wenn Themen wie Homosexualität, gleichgeschlechtliche
Ehen und Themen aus Frauen und Familie angeschnitten werden, bei
denen Staat und Kirche überhaupt nicht konform gehen.

Wenn ich Papst wäre, hätten mich die Diskussionen im Vorfeld schon
von einer Rede im Bundestag abgehalten.

WangZeDong schrieb:Es ist halt der Vertreter Gottes auf Erden, da stehen sogar viele Protestanten dahinter und jubeln ihm zu - so unverständlich das auch ist.

Nein, ich komme schließlich aus dem protestantischen Norden, da wird ihm keines falls zu gejubelt, man geht da auf Ablehnung.

@individualist

Oh, das ist interessant. In Bayern gibt es jede Menge ökomenischer Kirchentage und Veranstaltungen, da sind immer alle begeistert und die Federführung hat sehr oft die rk Kirche ;)

Gut zu wissen, dass das nicht normal ist :)

@ramisha

Ich würd als Papst das von vornherein nicht machen. Aber ich bin es ja glücklicherweise nicht.

Liebe Grüße

@individualist

individualist schrieb:Nein das nicht, aber dass die Religion in die Politik eingreift.

wie sollte sie das denn bitte konkret tun? außer der betonung christlicher werte?

wir werden durch diese rede sicherlich nicht zu einem katholischen gottesstaat.

die zeiten, wo den menschen von der kanzel her befohlen wurde, wo sie bei der wahl ihr kreuz zu machen haben, sind, wie man an den wahlergebnissen in bayern sieht ;o) wohl inzwischen vorbei.

@WangZeDong
sollen wir jetzt um der political correctness willen mal eben 1600 jahre europäischer geschichte einfach so ignorieren?
wir sind nun mal in mitteleuropa christlich geprägt, das können wir nicht leugnen. selbst wenn du in den ehemaligen ostblock schaust, wirst du sehen, dass dort nach dem ende der kommunistischen systeme immer noch eine zum teil noch viel tiefere religiosität besteht, trotz der jahrzehntelangen unterdrückung der religion.
glaube ist vor diesem hintergrund ein menschliches bedürfnis, da in ihm ein ethisches gesellschaftsgerüst aufgebaut wird, welches das tägliche zusammenleben regelt. dies hat noch kein staatskonstrukt allein vermocht. und unsere ethische basis ist aufgrund der geschichtlichen entwicklung nunmal das christentum.
da kann sich ein staat, und sei er noch so laizistisch bestrebt, nicht von seinen wurzeln lossagen.

ich traue übrigens dem herrn ratzinger durchaus zu, sich dieser besonderen problematik bewusst zu sein, und sich dementsprechend zu verhalten.

@fravd

Das hat mMn mit "political correctnes" gar nichts zu tun. Historie hin oder her, die überwältigende Mehrheit der Deutsche ist NICHT römisch-katholisch.

Aus Gewohnheitsrecht lässt sich da wenig bis nichts ableiten. Da könnte man ja dann gleich alle Protestenten ausrotten, weil wir ja schliesslich immer schon katholisch waren. Mich auch gleich mit, weil ungläubig geht ja gar nicht.

Wer das Bedürfnis hat zu einem Mann zu beten, der sich für den Stellvertreter Gottes hält - ja bitte sehr, aber das muss man nicht dem ganzen Volk aufzwingen, schon gar nicht aus Steuermitteln.

Wie @individualist ja auch schon richtig schreibt - wir sind nicht mehr im MA, wir sind im 21. Jhdt. Der gute Mann hat genug Schätze in seinem Vatikantresor, da soll er sich bedienen wenn er auf Missionierungstour geht. Ich mag das jedenfalls nicht mittragen und viele in D Steuern zahlende Menschen auch nicht.

Und im Parlament hat er schon dreimal nichts zu suchen.

Liebe Grüße

@fravd

fravd schrieb:ich traue übrigens dem herrn ratzinger durchaus zu, sich dieser besonderen problematik bewusst zu sein, und sich dementsprechend zu verhalten.

Dan sollte er sich als allererstes mal für seine rede entschuldigen. Aber erst mal abwarten was er quasselt.

@WangZeDong
sei daran erinnert, dass die evangelische kirche die preussische staatskirche war. und bis heute, s. ex-ekd vorsitzender huber, neigt sie dazu, sich viel stärker in die politik einzumischen, als die katholische.

@WangZeDong
ich schrieb explizit vom christlichen, nicht vom rk, wertekanon. die rkk ist da nur eine ausprägung, so wie es im buddhismus verschiedene schulen gibt, so gibt es hier verschiedene konfessionen. auch das gehört zur historischen entwicklung europas. also ist hier niemand "auszurotten".
außerdem betet kein katholik zum papst! genausowenig, wie auch kein moslem zu mohammed betet.

btw, ist atheismus nicht manchmal schon fast selber eine religion?!?

@fravd

fravd schrieb:sollen wir jetzt um der political correctness willen mal eben 1600 jahre europäischer geschichte einfach so ignorieren?

Vor 1600 Jahren gab es sicher NUR die rk Kirche - auch wenn sie sich da noch nicht so genannt hat ;)

fravd schrieb:außerdem betet kein katholik zum papst! genausowenig, wie auch kein moslem zu mohammed betet.

Sicher ? :)

Liebe Grüße