Kephalopyr schrieb am 30.11.2021:Gab es bisher eigentlich auch nur eine einzige Zivilisation, die nichts mit Religion zu tun hatte/an nichts glaubte/keinen Gott hatte?
Falls nicht, wie würde sich dann solch eine Zivilisation entwickeln? Ich frage mich oft, ob Religion nicht größtenteils der Grund dafür ist wieso man nicht friedlich miteinander umgehen kann, oder ist eher das Gegenteil der Fall?
Um die Bibelexegese mal kurz zu unterbrechen:
Die Mär von der Religion als Ursache allen Übels zählt zu den Glaubenssätzen des missionarischen Atheismus. Lange bevor es Religion gab, haben Affenstämme einander abgeschlachtet. Dabei ging es um Sex, Nahrung und Land. Schimpansen tun das noch heute. Je höher sich der Mensch entwickelte, desto komplexer wurden seine Rechtfertigungen: Warum gehörte der Stamm zusammen? Aus rassischen Gründen? Aus ideologischen Gründen? Wegen eines äußeren Feindes? Warum führte der Stamm Krieg? Ja, natürlich zur Verteidigung! Man ist ja immer der Gute. Aber wogegen? Minderwertige? Bösartige? Unterdrücker? Und wer verantwortete diesen Umstand? Auf wen konnte man sich berufen, wenn das Gewissen rief? Geister? Ein Gott? Die Fügung? Das Rettung der Welt?
Wir können nicht friedlich miteinander umgehen, weil wir das nicht wollen. Weil wir uns weigern, den inneren Affen wahrzunehmen, der uns zu Raub und Mord animiert, und das Böse lieber nach außen projizieren, auf "objektiv böse" andere Menschen, die uns daran hindern, gut zu sein, und denen wir folglich Land, Schätze und Freiheit nehmen müssen.
Solange dieser innere Affe schalten und walten kann, wie er will, ist es vollkommen unerheblich, welcher Idee wir uns unterordnen. Jede Weltanschauung, ob theistisch oder nicht, wird automatisch zum Problem, sobald sie damit beginnt, aktiv zu expandieren.