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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

287 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Religion, Geschichte, Mythologie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

27.05.2011 um 12:39
Bis auf ein paar Unlänglichkeiten, stimmt der Stammbaum sogar, man darf dabei natürlich nicht beachten, warum zB Marduk plötzlich zum Sohn von Enki wird, obwohl er es jahrtausendelang nicht war. Oder warum die Sumerischen Götter plötzlich semitische Götter gebaren. Und was mir fehlt ist Assur, der unehelige Sohn von Marduk und Enlil. Nur weil Sitchin den nicht erwähnt hat, heißt es doch nicht, dass es den berühmtesten der Götter, der noch größer war als Marduk nicht gegeben hat. Und sein Enkel zweiten Grades hat Sitchin auch nicht genannt. Das war doch Ahura Mazda.

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27.05.2011 um 12:46
Achja der ganze Rest unterhalb des Stambaums ist natürlich himmelschreiender Blödsinn, den nichtmal Sitchin verzapft hat, sondern sich nur mal jemand ausgedacht hat, der keine Ahnung von Mesopotamien hatte.


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

27.05.2011 um 15:19
@Spöckenkieke
@thomaszg2872

In diesem Rollsiegel wird doch auch ein Einhorn abgebildet > weis jemand von Euch welche Bedeutung das Einhorn ursprünglich im alten Mesopotamien hatte ?

Also ich meine > dieses Einhorn ist ja auch aus der Heraldig bekannt und taucht zum Beispiel neben dem Löwen auch im Wappen des vereinigten englischen Königreichs auf ..... ^^


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

27.05.2011 um 16:10
Zitat von felixmerkfelixmerk schrieb:In diesem Rollsiegel wird doch auch ein Einhorn abgebildet > weis jemand von Euch welche Bedeutung das Einhorn ursprünglich im alten Mesopotamien hatte ?
Ich weis jetzt zwar nicht, welches Rollsiegel du meinst, aber ich schätze mal du meinst den Mardukdrachen, der wird oft mit einem Horn dargestellt. Zur Legende such mal nach dem Enuma Elish.

Aber interessant auf die Idee bin ich auch noch nicht gekommen. Eine Misinterpretation des Mardukdrachens als Einhorn könnte ja vielleicht wirklich den Ursprung der Legende erklären. Der "Gehörnte" kommt ja auch aus Mesopotamien. Stichwort Hörnerkrone.


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27.05.2011 um 17:09
@Spöckenkieke

Ich meinte das Rollsiegel das ich auf der vorrangegangenen Seite 12 gepostet hatte > dort sieht man auf der linken Seite diesen Löwen, um den ich dann diesen roten Kreis gezogen habe, und in der Mitte auf der rechten Seite erkennt man das Einhorn unter der zweiten Figur (mit diesen Fischen ^^)

Von der Symbolik eigentlich fast genauso wie im englischen Wappen dort steht der Löwe auch rechts und das Einhorn links .........


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27.05.2011 um 17:44
@felixmerk

Axo das viech ok dazu weis ich wirklich nix, aber ich kann mal nachforschen.


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27.05.2011 um 18:13
@Spöckenkieke
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb: Axo das viech ok dazu weis ich wirklich nix, aber ich kann mal nachforschen
Ja das wäre gut > wenn Du dazu etwas schreiben würdest wenn Du über dieses "Einhorn" mal irgendetwas rausbekommst :)

Im Wappen von Großbritanien Symbolisiert das Einhorn wohl Schottland > also vermutlich steht es irgenwo im Zusammenhang mit den Vorfahren der ursprünglichen Schottischen Führungsschicht.

Der Drache taucht auch in der Heraldik auf und dort gibt es zum Beispiel einen Zusammenhang mit Wales.


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30.05.2011 um 11:04
@Spöckenkieke

ich möcht mal was mit erwähnen auch wenn es vom Sitchin kommt.
vlt hast du davon gehört.


wenn die Götter Kontinente und Zeiten wechselten, haben sie auch schon mal ihre/n Namen geändert, ganz einfach um Verwirrung bezüglich ihrer selbst zu stiften.

Sitchin zitiert eine Göttertafel, auf der den Göttern ein numerischer Rang zugewiesen wird.

Der Eingangstext der Tafel enthält eine deutliche Warnung und ein Verbot an den/die Schreiber und Verwalter,
diese Informationen den "gewöhnlichen Sterblichen" zugänglich zu machen,
ggfs um deren wahre Identität zumindest zeitweise, zu verbergen.


Gott Anu hatte demnach zb den Rang 60.



mfg,


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

30.05.2011 um 11:23
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb:Der Eingangstext der Tafel enthält eine deutliche Warnung und ein Verbot an den/die Schreiber und Verwalter,
diese Informationen den "gewöhnlichen Sterblichen" zugänglich zu machen,
ggfs um deren wahre Identität zumindest zeitweise, zu verbergen.
Gott Anu hatte demnach zb den Rang 60.
Das kommt aber nicht aus seinen "Sachbüchern", sondern aus seinem Roman "das verschollene Buch Enki". Da verarbeitet er seine vorherige Forschung zu einem Scifiroman in dem er beschreibt, wie es seiner Vorstellung nach hätte sein können.


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

30.05.2011 um 12:40
Ich hab aber im RLA was dazu gefunden, was Sitchin inspiriert hat. Ist bei ihm ja nicht so einfach, da er wohlweißlich verschweigt, woher er das hat.

Da gibt es die sogenannte Götterzahlen.
150 = Marduk
60 = Ea, Anu, Enlil
50 = Shamash, Marduk, Ninurta, Nergal, Ea und Ningirsu mit seinem Tempel "Haus Fünfzig"
40= Ea,
30 = Sin
25 = Nergal
20= Shamash
15 = Ishtar
14= Nergal, Sumuquan
10 = Gibil, Nusku, Belet-Ekur, Adad, Shamash,
9 = Ninurta

Aber die Einteilungen nach Zahlen sind relativ jung, die meisten Zahlen wurden in der Achemenidenzeit vergeben einige im Enuma Elish und nur ein paar wenige auf Kassitenzeitlichen Tafeln. Also knapp 2000-2500 Jahre später als die von Sitchin angepeilte Anunnaki Zeit um 3600 vor Christus.


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09.06.2011 um 16:45
Hallo @Spöckenkieke
dieser Post gehört ein paar Seiten zurück und ist bei mir aber versehentl im Entwurfsordner hängengeblieben.

wo es um Assur/Ashur ging.
...
ich finde es aber klasse, daß du dich jetzt so intensiv mit dem thema beschäftigst, ich schreib auch gleich etwas dazu.


(alt):
zu deinem post ganz oben auf dieser seite habe ich was gefunden unter:



Wikipedia: Ashur (god)


dort steht in etwa, daß Assur oder Ashur, eine spätere Schreibweise ist,
und daß er früher

AN.SCHAR also Herr des Himmels, Anu, der Vater von Enki und Enlil, gewesen ist.

Die akkadisch-babylonische Schreibweise sei : Assur, oder eben Ashur.


mfg,


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

09.06.2011 um 16:55
@Spöckenkieke

Götterzahlen:


Die Zahl der Götter war immer gleich, nämlich 12.

Fiel jemand weg, so kam jemand neu dazu.(und umgekehrt).


In frühesten Zeiten hatte

60-Anu
55- Antu seine Gattin auf Nibiru

dann

50- Ea(Enki) oder Enlil

als diese aufgerückt waren, eigentl. Ninurta, weil sein Vater Enlil, der Sohn einer Halbschwester seines Vaters Anu war und damit Vorrang hatte vor Enki und seinem Sohn, weil Enki zwar der Erstgeborene war, aber eben der Sohn einer Halbschwester Vorrang hatte.

- -

Die unteren Ränge waren wechselnd besetzt,

15 hatte lange die unverheiratete Ninmah, Halbschwester von Enlil und Enki,
und
5 -hatte Inanna/Ischtar, aber diese haben in späteren Zeiten getauscht.

Dass Nusku eine Rang hatte, muß lange her sein, denn er war der Berater von Anu auf Nibiru.

Ob Nusku jemals hier unten war ist mir nicht bekannt.



mfg,


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09.06.2011 um 21:04
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb:ich finde es aber klasse, daß du dich jetzt so intensiv mit dem thema beschäftigst, ich schreib auch gleich etwas dazu.
Wieso kommst du drauf, dass ich das erst jetzt mache, ich mach das schon sehr lange. Das ist Grundwissen aus dem Studium und Sitchin hab ich im Studium gelesen, damals (Anfang des 21.Jhds :o)) war der voll in.
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb:In frühesten Zeiten hatte

60-Anu
55- Antu seine Gattin auf Nibiru
Ich wiederhole es gerne nochmal, damals gab es kein Nibiru, das ist eine babylonische Erfindung. Wenn du da anderer Ansicht bist, dann bring dochmal einen Text indem Nibiru als Planet außer dem Enuma Elisch und Mulapin vorkommt.
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb:als diese aufgerückt waren, eigentl. Ninurta, weil sein Vater Enlil, der Sohn einer Halbschwester seines Vaters Anu war und damit Vorrang hatte vor Enki und seinem Sohn, weil Enki zwar der Erstgeborene war, aber eben der Sohn einer Halbschwester Vorrang hatte.
Die Verwandschaftsbeziehungen sind hier garnicht so, wie Sitchin das gerne hätte. Je nachdem, ob er eine summerische, akkadische oder babylonische Quelle verwendet, sind die anders miteinander verwandt. Der älteste Gott wird Enki gewesen sein, darauf deutet auch sein Name und seine Funktion hin. Er heißt Herr Erde und ist für die Fruchtbarkeit und das Grundwasser verantwortlich, etwas was einem neolithischen Volk wohl das Wichtigste gewesen sein dürfte. Das zeigen auch die diversen Schöpfungsmythen wo Enki den Menschen erschafft, da gab es keinen AN oder Enlil und er befehligt selber dem Wind für seine Segel im Süßwasserozean.
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb:Die Zahl der Götter war immer gleich, nämlich 12.
Das ist Sitchinblödsinn.
Am Anfang gab es immer 3 Götter. An=Himmel, Enki=Erde und Enlil= Luft. Davor gab es namenlose Götter, die weitere Elemente wie Erde und Wasser symbolisierten.

Später gab es weitere Götter. Jenachdem welche Stadt zur Bedeutung kam wurden weiter Götter in das Pantheon eingereiht. Manche Städte vereehrten 2 und mehr Götter, andere Städte standen auf Kriegsfuss mit bestimmten Göttern.

Sitchin braucht die 12 Götter weil er sonnst mit seiner Interpretation nicht weiter kommt und bastelt daher folgende Liste.

An
Antu
Enlil
Ninlil
Enki
Ninki
Sin
Schamasch
Adad
Ningal
Inanna
Ninhursag

Er lässt dabei sehr wichtige Gottheiten unter den Tisch fallen, wie

Nergal,
Dumuzi,
Ereschkigal,
Namma,
Nabu,
Ninurta,
Nuski,
Adad
Assur
Marduk

benutzt aber so unwichtige Götter wie An, Antu, Ninlil un Ninki für seine freie Reihe. Den Gott Marduk zählt er hier extra nicht auf, da er den ja für die spätere Revolution brauch. Überhaupt ist die Sitte, den Göttern Zahlen zu geben recht jung und überhaupt nicht einheitlich, wie ich dir ja oben schon gezeigt habe.


Wenn du dich wirklich für die Mesopotamischen Götter interessierst gibt es zwei schöne Bücher, einmal

Otto Kaiser: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments
Gwendolyn Leick: A Dictionary of Ancient Near Eastern Mythology

Die sind relativ aktuell und beachten auch die moderne Forschung.


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

21.08.2014 um 12:15
*hust* Kleine Korrekturen, hab den Thread erst jetzt entdeckt :P

@Spöckenkieke
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb am 02.05.2011:Du meinst wahrscheinlich die babylonischen und assyrischen Apkallu? Die sind aber nicht sumerisch.

Auf deinem Siegelabdruck hat Ishtar Flügel und Waffen und bei Schamash kommt Wasser aus den Schultern (Enki kommt da garnicht vor und hat auch eigentlich nie Flügel soweit ich weis). Es ist also die klassische Darstellung aus der Akkadzeit. Besonders schön an der akkadischen Kleidung zu erkennen.
trnKiPm tZN2Cy2 nb4wsl

Eine kleine Detailanmerkung nebst Ergänzungen hätte ich, nämlich dass der mit dem Wasser aus den Schultern sehr wohl Enki ist. Das ist typisch für seine Darstellung. Das Wasser aus seinen Schultern sind die beiden Flüsse Euphrat und Tigris, die aus den Bergen entspringen. Deshalb steht er mit einem Bein auf der schuppigen Erhebung. Diese stellt das Bergland dar. Berge wurden für gewöhnlich als einfache kegelförmige Erhebung dargestellt wie hier:

zweiMonde

Und nein hier ist nix mit Aliens abgebildet. Auf der Stele ist noch die Inschrift erhalten, die schildert, dass es hier um den Sieg Naram-Sins gegen die Lullubäer im Bergland geht

Das Viech unter ihm ist ebenso passend eine frühe Darstellung des sog. "Ziegenfisch". Hierzulande kennt man ihn als Capricornus, den Widder.

armus

Für ihn gibt es eine Deutung als Apkallû oder direkt Symboltier von Enki.

Über dem Wasser fliegt außerdem Anzu. Anzu ist das Symboltier von Ninurta. Passend gibt es einen Mythos, in dem Anzu Enki die Schicksalstafeln raubt und mit ihnen in die Berge flieht. Ninurta folgt Anzu, schlägt ihn nieder, macht ihn zu seiner Trophäe und bringt Enki die Tafeln zurück.

Der Gott mit den zwei Gesichtern ist mit Sicherheit Usmu. Usmu ist der Bote und Diener von Enki. Passend steht er ja auch hinter ihm

Der Kerl zwischen den Bergen, das ist Schamasch mit der Säge in der Hand und den Sonnenstrahlen, die aus ihm kommen. Ein sumerischer Mythos, der später an Bedeutung verliert schildert, dass er sich morgens immer durch das Gebirge sägen muss, um aus der Unterwelt aufzusteigen und abends wieder seinen Weg hinab frei machen muss. Deshalb sehen die Berge auch alle so zersägt aus mit ihren Kanten und so ;)

Neben Schamasch wiederum steht Inanna/Ischtar zu erkennen an den Flügeln und den Klingen am Rücken. Neben ihrer Assoziation mit dem Himmel und als "Herrin des Himmels" und lokal in Uruk Gattin von An beherrscht sie nämlich den verführerischen Klingentanz und ist ohnehin eine Kämpferin. Was sie da allerdings mit Schamasch's Kopf und dem Gefäß? in ihrer Hand macht ist mir schleierhaft.

Wieder passend steht neben ihr der Huluppu-Baum, der aus einem Mythos mit ihr bekannt ist. Der Baum, der im Fremd-/Bergland wächst wird von ihr zuerst in einem Garten kultiviert, dann aber gefällt. Aus ihm werden dann die Symbole der herrschaftlichen Macht, Szepter und Thron sowie ihr Ehebett gefertigt.

Der Gott mit dem Bogen ist vielleicht Ningirsu, ein wichtiger Gott im südostlichen Babylonien rund um Girsu und Lagas oder Ninurta, eine mit ähnlicher Bedeutung belegte Gottheit aus dem Nordwesten. Beide werden durch die ähnliche Deutung und Symbolhaftigkeit schnell miteinander synkretisiert. So gibt es für Ningirsu den etwas späteren Beinamen "Ninurta von Girsu". Der Bogen ist hier auch eine typische Bewaffnung für Beide. Anzu bei Enki könnte wiederum eher auf Ninurta hindeuten.

Der Löwe daneben passt als Symboltier von Ningirsu wie Ninurta dann auch ebenso gut in die Reihe, hilft aber nicht wirklich bei der Bestimmung ob es denn Ningirsu oder Ninurta ist.

Alles in allem hat @Spöckenkieke schon Recht. Man hat hier eine kurze, fokussierte Momentaufnahme von einer ganzen Bandbreite altorientalischer Symbol- und Glaubenswelt, die sich dem modernen Betrachter aber auch erst bei deren Kenntnis erschließt. Dann werden selbst solche Dinge wie die Platzierung gewisser Götter, Beinhaltung etc. bedeutsam und das ganze verwächst sogar teilweise zumindest zu einem Ganzen. Vielleicht soll hier sogar insgesamt der Mythos vom Raub der Schicksalstafeln dargestellt werden.


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

21.08.2014 um 12:52
Noch ein kleiner Nachsatz:
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb am 04.05.2011:Ja da gibt es ja mittlerweile Tonnenweise Abhandlungen zu. Von hochrangigen Archäologen teilweise. Aber davon halte ich auch nicht sonderlich viel.

Zu den Anunnaki kann ich dir was aufklären. Das ist die Bezeichnung für die 7 Unterweltgötter der Akkadier. Gleichzeitig gibt es die 7 Richter der Unterwelt bei den Sumerern, die aber da nicht Anunnaki genannt werden und dann die Anunna, die die obersten sumerischen Götter darstellen. Dann haben die Anunnaki in späterer Zeit (spätbabylonisch assyrisch) teilweise die Funktion der Igigi angenommen, und dann gibt es auch noch 200 Jahre alte Literatur die da teilweise selber Fehler macht. In diesem Sinne hast du Recht, wenn das Thema nicht ganz einfach ist. In dieses ganze Durcheinander hat dann Sitchin seine Anunnaki eingebaut und das wahrscheinlich mit Absicht, da das Thema schön schwammig ist, so dass ein Laie darin leicht verloren geht.
Anunna und Anunnakku (Mehrzahl Anunnakki) ist dasselbe. "Anunna" setzt sich aus zwei Wörtern im Genitiv mit der Endung "-ak" zusammen, die im Sumerischen aber die größte Zeit nicht ausgeschrieben wurde. Allgemein ist die Schreibung von auslautenden Konsonanten, also am Ende einer Silbe erst eine Erscheinung später sumerischer Orthographie und wird dann erst im Akkadischen auch dauerhaft beibehalten. Geschrieben "Anunna" steht für sum. "Anunnak".

Dieses sumerische Wort wurde wie viele andere ins Akkadische entlehnt, z.B. Schagina -> sakkunakku(m) oder Abgal -> Apkallû(m)

Allerdings sind das nun einmal zwei verschiedene Sprachen mit verschiedenen Lauten und unterschiedlicher Grammatik. Da das Akkadische noch zu der Zeit Kasusendungen hatte und der Tonsitz auf der vorletzten Silbe lag wird "eingeakkadischt" aus "Anunna" -> "Anunnakku(m)"

Hier schreibt man dann eben auch ganz kategorisch den Auslaut.

So viel zur ermüdenden Grammatik ;)

Und die Anunna bezeichneten ursprünglich nicht "älteste" Götter, nein, eher sowas wie lokale Panthea waren es. Es gibt früh solche Redewendungen wie "die Anunna von Elam (<einem Land)" oder "die Anunna von Lagas (<einer Stadt)". Mit der Zeit aber, mit der auch die lokalen Fürstentümer, Stadtstaaten etc. unterworfen werden wird auch der Staatskult verändert. Vor allem bedeutet das, dass die lokalen Panthea in ein Überregionales Staatspantheon überführt werden (daneben gibt es immer lokale Kulte mit abweichenden Ansichten). Wenig einflussreiche oder wenig "bedeutsame" Gottheiten werden mit ähnlichen, aber bedeutsameren Identifiziert, andere verlieren ganz ihren Status.

Mit dieser Entwicklung verlieren die "alten" lokalen Zusammensetzungen an Bedeutung. Sie werden schlicht umstrukturiert etc und sind "tot". Die Anunna als lokale Panthea werden zu einer Erscheinung der Vergangenheit, einer, die tot ist und ins Jenseits rückt. Unter den Anunna finden sich dann zum einen "alte" sumerische Gottheiten wie auch über einen anderen Weg aktuell weiter verehrte Gottheiten, die aber primär mit Tod und Jenseits assoziiert worden sind wie Nergal, Gott des Krieges und der Krankheit oder Ereskigal, Herrin über das Jenseits.

Im Kontrast dazu gibt es die Igigi, die "Götter des Himmels", bzw. weniger herrschenden als vor allem die "lebenden" Götter, denn der Sternenhimmel wurde als Aufhenthaltsort der Götter gedacht und die Sterne als Erscheinung eines Gottes. Am Sternenhimmel sind also alle lebenden Götter präsent.

Dadurch kommen auch diese eher symbolhaften Zahlen zu stande, die ein wenig variieren und Vielzahl ausdrücken wie "die 600 Anunna und die 300 Igigi" oder "die 600 Anunna und die 600 Igigi". In der hohen Mathematik Mesopotamiens wurde zur Basis 60 (nicht wie bei uns 10) gerechnet. Gleichzeitig aber stand die 60 für 1, 600, 6000 usw. All diese Zahlen bedeuten auch "Vollkommenheit" oder "Ganzheit" oder auch schlicht "Alle".

Vor allem im späten 2. Jt. und dann im 1. Jt., als viele Mythen kanonisiert wurden kamen dann Zahlenmystik und Götterkanons auf. Hier wird dann die vorher schon mystisch belegte Zahl 7 überall verbaut. Ehemals als die guten Sebettu und die bösen Sebettu bekannt (es gibt zwei) werden haufenweise Siebenergruppen gebildet, die sieben hohen Götter, die sieben Richter der Unterwelt, die sieben Götter des Schicksals usw. usf. Hier geht es dann auf den ersten Blick quer durcheinander, was damit zu tun hat, dass wir schlicht verschiedene religiöse Strömungen vor uns haben mit verschiedenen Ansichten. Kult X findet seinen Gott ganz wichtig und baut in ihn Siebenergruppe Y wofür dann Gott Z rausfliegt usw.

Zu dieser Zeit sind dann auch die Anunna kanonisch. Es sind nicht einfach alte "abgesetzte" Götter, die keine Verehrung mehr finden, sondern "tote" oder "alte" Unterweltsgötter, die aber sehr wohl verehrt werden. Jetzt beginnt das fröhliche durcheinander, wo dann Anunna wieder mit Igigi gleich gesetzt werden, vertauscht etc. pp. bzw. ein Unterweltsgott (Anunna) kann nun auch wieder als Igigi auftauchen. Die alte Idee der nicht mehr Verehrten "Götter von Früher" fliegt ganz raus.


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Wie sind die sumerischen Mythen entstanden?

21.08.2014 um 14:01
Und zum Schluss

@thomaszg2872
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb am 09.06.2011:Die Zahl der Götter war immer gleich, nämlich 12.

Fiel jemand weg, so kam jemand neu dazu.(und umgekehrt).
Die Anzahl der Götter war im Alten Orient nie immer "gleich". Das mit den Zwölf hat sich Sitchin sicher aus der klassischen Version der olympischen Götter, die aus astrologisch-astronomischen Gründen mesopotamischer Tradition auf 12 festgesetzt wurde und einigen anderen berühmten "Zwölfheiten" geklaut. Aber selbst die Griechen kannten insgesamt mehr als 12 Götter.

Im Orient hatte in der Frühzeit jeder Stadtstaat sein eigenes Pantheon (s.o) mit Hauptgott, dazu einer Familie, Bediensteten und sonstigen Angehörigen, die auch wenn sie in der Spätzeit stark synkretisiert wurden immernoch eine enorme Vielzahl ergaben. Die Götterliste An = Anum allein besitzt in späten Fassungen hunderte von Einträgen. Einen derartigen Kanon von 12 Göttern gibt es für Mesopotamien nicht. Da gab es die Igigi und für die ergibt sich keine konkrete Zahl (s.o).
Zitat von thomaszg2872thomaszg2872 schrieb am 09.06.2011:Die unteren Ränge waren wechselnd besetzt,

15 hatte lange die unverheiratete Ninmah, Halbschwester von Enlil und Enki,
und
5 -hatte Inanna/Ischtar, aber diese haben in späteren Zeiten getauscht.

Dass Nusku eine Rang hatte, muß lange her sein, denn er war der Berater von Anu auf Nibiru.

Ob Nusku jemals hier unten war ist mir nicht bekannt.
Und bei den Zahlen geht es nur bedingt um Ränge.

Erstmal gab es zu Beginn nicht für alle mesopotamischen Götter Zahlenwerte, auch später nicht. Die Ersten, für die sich soetwas beobachten lässt sind Nanna/Su'en, der Mondgott und seine Abkömmlinge. Und welchen Zahlenwert hat der Mond wohl bekommen? Genau, 30. Warum? Weil ein Monat (rund) 30 Tage dauert, ein Mondumlauf um die Erde. Passenderweise nutzte man damals Mondkalender.

Was für Zahlenwerte haben seine Abkömmlinge? Utu/Schamasch, der erste Sohn hat die 20, Inanna/Ishtar, die Tochter, hat die 15 und der kleinere Bruder Ishkur hat die 10. Brüche schrieb man in Mesopotamien nur als Brüche ganzer Zahlen. Anders ausgedrückt ergeben sich für die Götter also: Nanna = 30, bzw. 1, Utu = 2/3, Inanna = 1/2 und Ishkur = 1/3. Die Zahlenspielerei ist hier denke ich offensichtlich.

Weite Zahlenwerte und -spiele ergeben sich dann erst in späterer Zeit mit der Kanonisierung und Systematisierung dieser Eigenheit, z.B. bekommt An die 60, verschiedene hohe Gottheiten die 50 und andere davon Abhängige bekommen Zahlen im Verhältnis. Ehegatten haben oft dieselbe Zahl bekommen und Bedienstete oder Abkömmlinge einen ganzzahligen Bruchteil, z.B. hat Enlil die 50, seine Frau auch die 50 und Nusku der Diener hat die 10. Die 50 und die 10 sind mit einigen anderen Zahlen deshalb auch entsprechend häufig in späterer Zeit als Schreibungen für Götter belegt.


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21.08.2014 um 14:44
Zitat von SemurosSemuros schrieb:Eine kleine Detailanmerkung nebst Ergänzungen hätte ich, nämlich dass der mit dem Wasser aus den Schultern sehr wohl Enki ist
Es ging um den Typ mit den Flügeln in der Mitte. Warum ich da Enki als Schamash bezeichne weiß ich allerdings auch nicht mehr.
Zitat von SemurosSemuros schrieb:Anunna und Anunnakku (Mehrzahl Anunnakki) ist dasselbe.
Das Thema ist leider so undurchsichtig, dass nicht mal im RLA ein guter Text zu drin steht. Entsprechend auch in Wikipedia das Durcheinander. Aber du wirst lachen. Das mit den Anunna und den Anunnaki habe ich noch so an der Uni gelernt. Das seien zwei verschiedene Götterbezeichnungen. Der Anunna Rat und die Anunnaki als solches sind ja auch unterschiedlich, alleine daher, weil sie immer wieder ihre Bedeutung und Stellung und Zusammensetzung ändern.

Aber im Endeffekt ist das Threadnekrophelie.


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21.08.2014 um 15:09
@Semuros
Zitat von SemurosSemuros schrieb:Das Viech unter ihm ist ebenso passend eine frühe Darstellung des sog. "Ziegenfisch". Hierzulande kennt man ihn als Capricornus, den Widder.
Nö, Capricorn ist der Steinbock.

Der Steinbock (lateinisch Capricornus, astronomisches Zeichen ♑) ist ein Sternbild der Ekliptik.

Wikipedia: Steinbock (Sternbild)


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21.08.2014 um 15:16
@Spöckenkieke
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb:Es ging um den Typ mit den Flügeln in der Mitte. Warum ich da Enki als Schamash bezeichne weiß ich allerdings auch nicht mehr.
Deshalb habe ich ja den Rest so stehen lassen.
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb:Das Thema ist leider so undurchsichtig, dass nicht mal im RLA ein guter Text zu drin steht. Entsprechend auch in Wikipedia das Durcheinander. Aber du wirst lachen. Das mit den Anunna und den Anunnaki habe ich noch so an der Uni gelernt. Das seien zwei verschiedene Götterbezeichnungen. Der Anunna Rat und die Anunnaki als solches sind ja auch unterschiedlich, alleine daher, weil sie immer wieder ihre Bedeutung und Stellung und Zusammensetzung ändern.
Einfach ist es auch nicht, aber da gibt es passenderweise zwei nette Artikel, die es so schön aufdröseln und die ich vor einem Jahr gelesen habe. Die Zeitschrift müsste ich aber wieder rauskramen. Je nach Zeit - und da springen wir im Alten Orient ja gern mal über Jahrhunderte - bezeichnet Anunna(kku) Verschiedenes und da kommt man fix durcheinander, wenn man nicht darauf achtet. Vom Wort her ist das allerdings dasselbe.
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb:Aber im Endeffekt ist das Threadnekrophelie.
Gehört das nicht dazu wenn man Archäologe ist? Alte Sachen ausbuddeln, Gräber schänden und ausräumen, an Leichen rumhantieren ...? :P

@Kayla

Achja, sorry XD Die Beiden geraten bei mir gern einmal durcheinander. Jetzt erinnere ich mich auch daran, dass ich das nochmal nachgucken wollte. So läuft's mit dem Gedächtnis.


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21.08.2014 um 15:26
@Spöckenkieke
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb am 09.06.2011:Ich wiederhole es gerne nochmal, damals gab es kein Nibiru, das ist eine babylonische Erfindung. Wenn du da anderer Ansicht bist, dann bring dochmal einen Text indem Nibiru als Planet außer dem Enuma Elisch und Mulapin vorkommt.
Nö,

Nibiru (auch Neberu, Nebiru; dné-bé-ru, mulni-bi-rum) ist einerseits der Name einer sumerischen und babylonischen Gottheit, andererseits die sumerische und babylonische mythologische Bezeichnung eines Himmelsobjekts in Verbindung mit einer astronomischen Konstellation.

Wikipedia: Nibiru#Zuordnung als Himmelsobjekt

Die Sumerer setzten wohl Venus (Ea) als Abendstern in bestimmten Konstellationen als Wohnsitz der Götter fest, welcher Stern in dieser Konstellation jetzt Nibiru war oder ob die ganze Konstellation als solcher bezeichnet wurde ist unklar. Möglicherweise ist die ganze Konstellation als Nibiru/ Himmelsschiff von An bezeichnet worden.

Infrage kommt auch noch...

Das Segel des Schiffs (eigentlich Die Segel, da der lateinische Name Vela für die Mehrzahl steht) ist ein Sternbild des Südhimmels.

Wikipedia: Segel des Schiffs

Wie sich diese Konstellation bei den Sumerern darstellte ist nicht belegt.


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