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Düstere Legenden

3.241 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Leben, Traum ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Düstere Legenden

18.12.2004 um 02:09
@ Palin
Wennst Dir jetzt noch einen Anfang ausdenkst z.B. und noch ein wenig Handlungspielraum, kannst bald eigene Romane schreiben.. :)
Dann Bücher.. na schön langsam....cü

Diesser, mein Leib - ist nicht mein wahres ICH...

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Düstere Legenden

18.12.2004 um 22:09
Ok mal was kopiertes:

Von Stefan Sasse

Trübes Licht

Eine einzelne Lampe tauchte das Wohnzimmer der Dachwohnung in ein trübes Licht. Seufzend sah die Besitzerin der Wohnung zur Decke. Sie brauchte dringend eine andere Lampe, denn unter dieser trüben Funzel konnte sie nicht einmal ordentlich lesen. Doch sie hatte keine Lust, sich beim akrobatischen Herumgeklettere auf einer Leiter den Hals zu brechen, und im Augenblick gab es keinen Mann in ihrem Leben, der eine neue Lampe hätte aufhängen können, und der Techniker war einfach viel zu teuer.
Gähnend legte sie ihr Buch aus der Hand auf den einfachen Wohnzimmertisch und streckte sich. Im Fenster spiegelte sich ein leichtes Abbild des Wohnzimmers, draußen lag nichts als die Schwärze der Nacht und einige Lichtpunkte. Sie ging nahe ans Fenster und sah hinaus, die sonst so vertraute Stadt war in der Dunkelheit unwirklich und unbekannt für sie. Nur mit Mühe identifizierte sie einige der Leuchtreklamen.
Das Telefon klingelte. Wer könnte das wohl sein? dachte sie bei sich. Normalerweise rief niemand mehr derart spät an. Sie nahm den Hörer ab, doch alles was sie hörte war ein statisches Rauschen. Sie runzelte die Stirn und legte den Hörer wieder auf. Testweise nahm sie gleich ab, doch satt des erwarteten Freizeichens hörte sie ebenfalls nur dieses Rauschen.
Klasse. Nun auch noch den Telekom-Mann rufen. Sie griff nach dem Handy und wählte die Nummer, die sie auf einem „Für alle Fälle“ Zettel notiert hatte. Rauschen.
Verwirrt legte sie das Handy zur Seite. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Laut gähnend beschloss sie, die Lösung ihres Telefonproblems auf morgen zu verschieben und sich schlafen zu legen. Sie ging in das Schlafzimmer, schälte sich aus ihrer Kleidung und schlüpfte in den Schlafanzug, dessen Frotté sich weich an ihren Körper schmiegte. Sie legte sich ins Bett und knipste mit dem Fuß das Licht aus.

Sie schrak hoch. Es war stockdunkel in ihrem Zimmer. War da nicht ein Geräusch gewesen? Sie drückte mit dem großen Zeh auf den Schalter. Nichts. Noch einmal. Wieder nichts. Sie richtete sich im Bett auf und betätigte den Schalter von Hand. Auch noch Stromausfall, na klasse. Sie öffnete die Türe des Schlafzimmers und trat hinaus in den Flur, wo sie den Sicherungskasten öffnete und mit der Hand die Schalter abtastete. Nein, alle waren an der richtigen Position. Auch die Lichter draußen auf der Straße brannten, wenn auch die Fenster alle dunkel waren. Logisch, dachte sie, es war auch mitten in der Nacht. Die Batteriebetriebene Küchenuhr zeigte zwölf Uhr vierunddreißig, doch das war unmöglich. Da war sie gerade zwei Minuten im Bett gelegen, und sie wusste, dass sie nicht sofort geschlafen hatte. Davon abgesehen bewegten sich die Zeiger nicht. Sie nahm eine Kerze aus der Schublade und dankte Gott dafür, dass die Stadt auch nachts alle Straßenleuchten brennen ließ, wodurch es ihr erspart wurde, im Stockdunkeln herumzufummeln. Sie steckte die Kerze in einen der kitschigen Kerzenständer, den sie normalerweise in der Kaminnische stehen hatte und schnippte ein Feuerzeug an. Mit einem rauen Geräusch fuhr der Feuerstein über den Stahl, doch keine Flamme entstand. Sie hielt das Feuerzeug ans Ohr; das Gas floss, man konnte es hören. Noch einmal schnippte sie den Mechanismus, doch der zündende Funke kam nicht. Seufzend wühlte sie in der Schublade nach einem weiteren Feuerzeug und probierte dieses, doch wiederum entstand keine Flamme. Wütend griff sie eine Schachtel Streichhölzer und riss eines an. Die kleine Flamme schenkte ihr ihre Sicherheit wieder, und sie hielt sie an den Docht. Gerade, als das Feuer überspringen wollte erlosch das Streichholz jedoch.


Na toll, dachte sie bei sich, und zum Glück waren die anderen Hausbewohner, ihre Vermieter, auch noch im Urlaub. Und sie hatte keinen Schlüssel zu deren Wohnungen. Was solls’s, dachte sie wiederum bei sich, schlafen wir halt im Dunkeln weiter. Sie kroch zurück ins Bett und rieb die kalten Füße wärmend aneinander.

Die Türe quietschte. Benommen richtete sie sich halb auf und sah die Schlafzimmertüre hin und her schwingen. Mit einem Schlag war sie hellwach und sprang aus dem Bett. Ein kühler Luftzug erfasste sie, und sie lief ins Wohnzimmer. Das Schlafzimmerfenster war geschlossen; hatte sie etwa vergessen, das Wohnzimmerfenster zu schließen? Nein, es war zu. Auch das in der Küche. Und das im Bad. Woher war der Luftzug gekommen? Ängstlich sah sie sich um. Die Wohnungstür stand offen. Auch das kleine, viereckige Fenster im Treppenhaus. Von hier flutete ihr kühle Luft entgegen. Zitternd schloss sie es und ging zurück in ihre Wohnung, die Türe hinter sich zuziehend.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas hier war. Etwas hatte sich verändert. Ängstlich sah sie sich in der Wohnung um, die nur von Sternen- und Mondlicht illuminiert wurde. Die Konturen der Möbel wirkten wie verschwommene Abbilder weit entfernter Gipfel in der Finsternis, und die Pflanzen schienen ihre langen Arme nach ihr auszustrecken... Unwillkürlich fiel ihr Blick zu einem der Fenster, doch sie sah kaum etwas. Vollkommene Schwärze schien es auszufüllen. Schrittweise kam sie näher. Plötzlich verschwand die Finsternis mit einer fließenden Bewegung nach oben. Sie glaubte noch, einen Schwanz gesehen zu haben, der sich hinter dem Schatten herzog. Nun konnte sie wieder auf die Stadt hinaus sehen.
Zwei schnelle Schritte trugen sie bis zur Fensterfront, und sie blickte nach draußen. Die Dachkante ragte düster in ihr Sichtfeld. Sie öffnete das Fenster und war auf einen Schwall kalter Luft gefasst, doch nur der warme Frühsommerwind wehte in ihr Gesicht. Dabei war ihr der Luftzug aus dem Treppenhaus derart kalt vorgekommen...

Ein leises Klacken ließ sie zusammenschrecken. Unwillkürlich dachte sie an „Jurassic Park“, als die Raptoren mit ihren Klauen über den Küchenboden liefen. Ein knarrendes Geräusch, als habe jemand eine alte Holzbohle durchgedrückt. Nein, verbesserte sie sich, zusammengedrückt. Das traf es. Doch die einzigen Holzbohlen, die sich in dieser Wohnung befanden bildeten die Decke. Ein schneller Blick zeigte ihr, dass von hier keine Gefahr zu erwarten war.
Plötzlich ging das Licht an. Es strahlte in einer unglaublichen Intensität, gleichzeitig begannen ihr Telefon und ihr Handy zu schrillen. Das Feuerzeug auf der Kommode hatte sich ebenso wie die Streichhölzer entzündet, doch sie hatte für all das keinen Blick mehr. Wie gebannt starrte sie auf die Scheiben ihrer Küche. Durch das helle Licht konnte sie kaum mehr erkennen, was dort draußen vor sich ging. Plötzlich stellten sich all ihre Nackenhaare auf, und sie hörte etwas hinter sich auf den Boden fallen. Unfähig, sich umzudrehen starrte sie weiter auf das Fenster. Ein lauter Aufschrei entrang sich ihrer Kehle, als mit einem lauten Schlag etwas gegen die Scheibe krachte, das sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht Furchterregender hätte vorstellen können, und wurde kurz darauf von dem schmatzenden Aufprall einer unmenschlichen Pranke auf ihren Körper in ein heiseres Gurgeln verwandelt.

Der Polizeikommissar sah sich in der Wohnung um. Die Nachbarn hatten wegen des seltsamen Lichts und der Geräusche angerufen, und in Gedanken bedankte sich der Ermittler für ihre Aufmerksamkeit; dieses Schlachtfeld hätte er ungern erst in einigen Tagen aufsuchen müssen. Die junge Bewohnerin der Wohnung war kaum mehr wieder zu erkennen, irgend ein Irrer musste sie regelrecht ausgeweidet haben. Doch es waren keine Spuren zu entdecken. Seufzend verdrehte der Kommissar die Augen nach oben. Seine Ermittlungen wurden durch das schlechte Licht weiter behindert, das von der Decke strahlte. Wie kann ein Mensch nur bei so trübem Licht leben, dachte er sich.

cu

Hier sollte eigentlich was geisreiches stehen wie bei den anderen aber ich weiss nichts und deshalb schreib ichh das hier.


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Düstere Legenden

19.12.2004 um 13:00
Wow das is ja voll spannend! da kann man nur hoffen keinen stromausfall zu haben :)

Auch wenn etwas hinter Bäumen verschwindet hört es noch lang nicht auf zu exestieren.
Bri.
Ein Viereck wird niemals als Kreis sterben. Ka



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Düstere Legenden

19.12.2004 um 15:31
Ja aber die is halt ausnahmsweise nich von mir. :)

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 16:09
Ich hab auch eine:
In meiner stadt gibts ne Sage:
In manchen Nächten soll ein großer,dreibeiniger Hund durch die Straßen gewandelt sein.Die Nachtwächter hatten immer das Rathaustor auf seiner Route geöffnet,damit der Hund immer ohne Störungen passieren kann.Eines Nachts jedoch ,als ein junger Nachtwächter,der die Geschichte nicht geglaubt hatte das Tor nicht geöffnet hatte erzürnte er den dreibeinigen Hund sodass dieser mit einem gewaltigem Satz über das Tor sprang,direkt auf den Mann zu.
Am nächsten Tag fand man den Nachtwächter ohne Gedächtnis auf der Strasse liegen.


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Düstere Legenden

19.12.2004 um 16:55
Cool aber mir is da was eingefallen von unserem Hof.

Also unser Hof liegt gut 100 meter vor einem Wald in einer Talsenke. Und in diesem Wald ich ahb da als kleines Kind immer gerne mit meinem Vater gespielt. Ja auch ich war mal so klein*g*^^. Also aber in diesem Wald gibt es eine kleine Senke. Die is auf der einen Seite offen sodas man bequem reinfahren kann. Aber man kann auch auf der Seite rein, es is zwar ein bisschen steil aber nicht tief. Und in dieser Senke da gibt es zwei Tümpel. Die hat der Förster jetzt zwar schon leer gepumpt aber trotzdem lustig. In der Nähe sind auch ein paar Sträucher Tollkirschen^^. Naja und früher sagte man das in einem dieser Tümpel ein Kobold hause.Un grulselig weil ich da schon war aber funny.Vllt hat er zuviele Tollkirschen gegessen und musste in die Klinik.^^

cu

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 18:22
mal wieder was von mir is aber noch nich fertig und es is nur ein Ausschnitt:

Micha und ich gingen durch einen langen Mannshohen Gang.Unsere Fackeln verrußten die Decke.Spinnweben hingen von den Wänden die aufglühten und zu Asche zerfilen wenn sie mit unseren Fackeln in Berührung kamen.
"Was sis das?"machte mich Micha auf die schwarzen Zeichan an den Wänden aufmerksam.An machen Stellen waren sie zerlaufen.
"Mir is das unheimlich"sagte Micha.
"Warum denn?"wollte ich wissen, ich spührte nur wie in mir eine Welle des Hasses auf den Strand der Vernunft brandete.Er wischte alles weg nur noch die Rache an diesem Dämon war wichtig für mich.Der Hass legte sich über mich wie ein Sumpf.

cu

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 18:28
@Palin,
Jetzt bekommst schon ein Gespür für eine handlung, spare mit den neugierigen Sachen, für den schluß..

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 18:34
Ja ich hatte jetzt bloss keine lust weiter zu schreiben. Aber inmeinem Block geht die schon weiter. Da is des noch a bissel mehr so 10 Din A4 seiten.

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 18:40
passt zwar ned so wirklich ist aber auch sehr krass und das ist ned mal eine legende......

Deutschlands rätselhaftester Mordfall
Am 30. März des Jahres 1922 macht der 63jährige Altbauer Andreas Gruber auf seinem Einödhof Hinterkaifeck nahe dem oberbayrischen Schrobenhausen eine Entdeckung, die ihm das Blut in den Adern gefrieren läßt: Vom Waldrand führen Spuren durch den Schnee auf sein Anwesen zu - aber keine zurück. Der wortkarge Mann erzählt zwar zwei Nachbarn, was er gesehen hat, die örtliche Gendarmerie schaltet er aber nicht ein. Die Spuren im Schnee sind nur ein letztes Zeichen dafür, daß auf dem einsamen Gehöft etwas nicht stimmt. Im Herbst 1921 hat überstürzt die junge Magd Kreszenz R. gekündigt - wegen der "gespannten Atmosphäre" auf dem Hof und "weil es dort spukt". Der Bauer findet eine Zeitung, die auf Hinterkaifeck nicht gelesen wird; auch hat sie der Postbote nicht verloren. Und immer wieder gibt es Einbruchspuren.
In der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 werden Andreas Gruber, seine Ehefrau Cäzilia, seine verwitwete Tochter Victoria Gabriel, deren siebenjährige Tochter Cäzilia und der zweieinhalbjährige Sohn Josef sowie die für Kreszenz auf den Hof gekommene Magd Maria Baumgartner bestialisch mit einer Kreuzhacke ermordet. Nacheinander wurden sie in der stürmischen Nacht durch eine losgebundene, unruhige Kuh in den Stall gelockt. Wie die spätere Obduktion ergibt, hat sich das siebenjährige Mädchen in einem zweistündigen Todeskampf büschelweise die Haare ausgerissen.

Die letzte Vernehmung im Fall Hinterkaifeck fand 1986 in Hallbergmoos bei Freising statt. Doch die Täter wurden nie gefaßt, und so halten die Mutmaßungen an, beschäftigt der Fall die Menschen der Region im Städtedreieck Augsburg/Regensburg/München bis heute. Der Münchener Journalist Peter Leuschner, der seit zwei Jahrzehnten die Mordgeschichte recherchiert und dafür die bayerischen Archive durchkämmt, veröffentlicht dieser Tage ein detailliertes Buch über die gruseligen Vorgänge auf Hinterkaifeck - und über die nachgerade gespenstischen Ermittlungen (Peter Leuschner: "Hinterkaifeck". Apus-Verlag, Hofstetten. 367 S., 42 Mark).

Erst vier Tage nach der Tat werden die Leichen entdeckt. Die Münchener Mordkommission unter Leitung des gewissenhaften, aber durch die Untersuchung rechter Fememorde in Bayern überlasteten Oberinspektors Georg Reingruber ermittelt in einem Klima wahrer Hysterie. Hunderte von Bauern streifen, mit Sensen und Werkzeugen bewaffnet, durch die Wälder, um die Mörder zu suchen. Oberschlesische Vertriebene, Hausierer, Banden und überhaupt alle Fremden werden verdächtigt.

Schnell deckt Oberinspektor Reingruber immerhin auf, daß Altbauer Gruber Inzest mit seiner 35 Jahre alten verwitweten Tochter trieb; der kleine Josef galt als Kind dieser Verbindung. Schon 1919 war Gruber wegen Blutschande zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. In der Öffentlichkeit sagte er, nachdem sein Schwiegersohn im Ersten Weltkrieg gefallen war: "Mei Tochter braucht kein Mann mehr, dafür bin i da." Als offizieller Vater des kleinen Josef gilt der Nachbar Lorenz Schlittenbauer, mit dem die junge und schöne Witwe demonstrativ ein kurzes Verhältnis hatte.

Bei der Obduktion schneidet der zuständige Neuburger Landgerichtsarzt Johann Baptist Aumüller auf einem provisorischen Seziertisch auf dem Hof allen sechs Leichen die Köpfe ab. Damit beginnt ein besonders bizarres Kapitel der jahrzehntelangen Ermittlungen. Die Münchener Polizeiführung neigt in jenen Jahren okkulten Kreisen zu, im Zusammenhang mit der Aufklärung von Fememorden im rechtsextremistischen Milieu werden Hellseherinnen eingeschaltet. Auch im Fall Hinterkaifeck organisiert die desorientierte Polizei eine Séance. In Nürnberg befassen sich zwei weibliche Medien mit den Köpfen der Leichen. Die Sitzungen werden in Gegenwart des Ersten Staatsanwalts Ferdinand Renner protokolliert. Eines der Medien beschreibt einen der Täter mit den Worten: "Hat etwas Scheues an sich, häßliches Lachen, noch jünger, Furche im Gesicht, im Blick etwas Stechendes, kann sich sehr verstellen." Die sechs Köpfe verlieren sich später irgendwo in den Wirren der Weimarer Republik und den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs.

Autor Leuschner hat nun eine gewaltige Stoffsammlung zusammengetragen, die grelle Schlaglichter auf die wirren Verhältnisse im Deutschland jener Zeit wirft. Als in Hinterkaifeck in jenem März vor 75 Jahren der sechsfache Mord geschah, konnte ein gewisser Friedrich Haarmann gerade das Arbeitslager Jägerheide verlassen. Er erlangt bis zu seiner Hinrichtung im Jahr 1924 traurige Berühmtheit durch zahlreiche Knabenmorde und zusätzlich durch die Eigenart, manchen Opfern in sexueller Ekstase die Kehle durchzubeißen. Leuschners Hinterkaifeck-Buch liefert reiches sozialgeschichtliches Material mit bedrückenden Details über die sozialen Zustände in der Provinz der Weimarer Republik - über eine verdichtete Atmosphäre tiefer Gläubigkeit, roher Verbrechen und einer entwurzelten Gesellschaft, die sich bereits im Umbruch hin zum Nationalsozialismus befindet.

Die Polizei stellt 1922 für die Ergreifung der Täter die damals geradezu atemberaubende Summe von 100 000 Mark in Aussicht. Die unterschiedlichsten Spuren werden verfolgt. War der düpierte Nachbar Schlittenbauer einer der Mörder? Hatten die Täter tagelang auf einem Dachboden des großen Einödhofs gehaust, um ihre Opfer zu beobachten? Dafür gibt es Anhaltspunkte. Sicher ist, daß die Täter nach den Morden noch auf dem Hof gegessen und das Vieh versorgt haben. Möglich ist, daß das Anwesen von rechten Kreisen als geheimes Waffenversteck genutzt wurde. Jeder Verrat solcher Verstecke oder auch nur die Androhung des Verrats führte zu Fememorden. Ziemlich sicher ist, daß der Fall Hinterkaifeck kein Raubmord war, wie die Polizei lange angenommen hat. Die Grubers waren für ihre Zeit ausgesprochen reiche Leute. Die Täter ließen aber große Geldsummen unangetastet.

Der damalige Waidhofener Pfarrer Michael Haas ist einer der ganz wenigen, der die Mörder gekannt haben könnte. In den Polizeiakten fehlt allerdings die Aussage des Geistlichen, der doch in der tief katholischen Gegend - durch die Beichte - über alle Verhältnisse Bescheid gewußt haben muß. Seltsam erscheint manchem auch, daß Grubers Tochter Victoria kurz vor dem Verbrechen im Beichtstuhl der Kirche eine Geldspende von 700 Mark liegenließ. Nicht von ungefähr löst der Fall Hinterkaifeck in Bayern eine Diskussion um das Beichtgeheimnis aus. Immer wieder ist gerätselt worden, ob der in Frankreich gefallene Ehemann der Victoria womöglich zum Zeitpunkt der Tat gar nicht tot war, sondern blutige Rache an seinem Schwiegervater und dessen Familie geübt haben könnte. Die Leiche des vorgeblich 1914 in Frankreich gefallenen Karl Gabriel konnte nie gefunden werden. Die Polizei verfolgte jahrelang Spuren verdächtiger französischer Fremdenlegionäre - Legionäre können problemlos neue Namen annehmen. Einen Beweis für die These, die Karl Gabriel als Täter sieht, gibt es jedoch bis heute nicht. Autor Leuschner, der mit Rücksicht auf die überlebenden - zu Unrecht - Verdächtigten bewußt nichts über seine persönlichen Verdachtsmomente sagen will, meint: "Rein theoretisch könnten die Täter oder einer von ihnen hoch betagt noch leben."

Der Hof Hinterkaifeck wurde nach dem Mord abgerissen. Heute ist der ehemalige Tatort ein blanker Acker, in dessen Nähe nur noch ein Marterl ("Gottloser Mörderhand fielen zum Opfer") an das Verbrechen erinnert. Da die Schrobenhausener Spargelfelder ordentlich genutzt werden sollen, wurde das Marterl einmal leicht versetzt. Die sechs kopflosen Opfer sind auf dem Friedhof in Waidhofen beigesetzt. Auf dem Grabstein stehen zwei knappe Sätze aus dem neunten Psalm: "Der Herr gedenket als Bluträcher ihrer. Vergisst nicht das Geschrei der Armen."


was haltet ihr davon, kennt jemand die story? wenn jemand mehr darüber weiß bitte bitte schreiben


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Düstere Legenden

19.12.2004 um 18:58
Ob ihr es glaubt oder nich ich bin aus der Gegend.Ich bin Schrobenhausen auf die Schule gegangen und man höhrt hier immer noch einiges darüber aber soviel wusste ich nich.
cu

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Düstere Legenden

19.12.2004 um 19:20
Schrobenhausen
hört sich ja schön misteriöß an Palin ;-)

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19.12.2004 um 19:28
Ne es is eigentlich richtig nett dort aber inzwischen ziehe ich Pfaffenhofen vor. :)

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19.12.2004 um 19:51
Hier is der erste Teil einer Geschichte die ich von einer Story Seite kopiert hab:

Das Duell

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Seit zwei Monaten lebte ich bereits in diesem kleinen Dorf in den Hochmooren, als der Mord geschah, und die rätselhaften Ereignisse, die meine Gedanken noch heute beschäftigen, ihren Anfang nahmen.
An diesem Ort fühlte ich mich wohl. Endlich war ich der Großstadt entkommen mit all ihrem Dreck und Lärm, den Fabrikschloten und den verschmutzten Gewässern, in denen alles floss, nur kein Wasser mehr, den Verbrechen, den heruntergekommenen Vororten, in denen die Ärmsten der Armen ihr Leben fristeten und vor sich hin vegetierten, der Anonymität der Wohnblocks, den dunklen Gassen, in denen abends die Prostituierten ihre Körper zum Kauf anboten und in denen nicht selten morgens die übel zugerichteten Leichen jener armen Frauen entdeckt wurden. Vor den Stadtgrenzen die Gefängnisse, in denen der ganze menschliche Unrat abgeladen wurde, auf die Hinrichtung oder Verlegung in ein anderes Gefängnis wartend. Einige wurden entlassen, nur um wieder über die Menschheit herzufallen mit ihren Messern und Pistolen und natürlich einem sadistischen Trieb nach Folter und Mord.
Diesem ganzen Schmutz, auch hervorgerufen durch die Automobile, die unsere Straßen zu bevölkern begannen und mit ihren Abgasen unsere Luft noch mehr verunreinigten, wollte ich entfliehen durch meinen Umzug aufs Land.
Das Dorf, in dem ich mich versteckte, entsprach genau meinen Vorstellungen. Es lag weit entfernt von jeder größeren Siedlung; die so verheißungsvolle und zerstörerische moderne Technik hatte hier noch nicht Einzug gehalten, die Luft roch noch nach Natur, nicht nach Abgasen und Fabrikqualm, das Blau des Himmels konnte man noch erkennen, Nachbarn waren noch wirklich Nachbarn, es gab noch echtes Vertrauen, wahre Freunde, man musste keine Angst haben, dass vermeintliche Freunde einem plötzlich in den Rücken fielen, nur um des eigenen Vorteils wegen.
Hier ließ es sich leben.
Ich mietete mich vorerst bei einem Bauern ein, der Hilfe bei der Bewirtschaftung seines Hofes benötigte. Noch lebte sein Sohn bei ihm, doch dieser spielte bereits mit dem Gedanken, dem Dorf den Rücken zu kehren, angelockt durch den Reiz des Abenteuers und des Lasters, also der Großstädte, die junge Menschen magisch anzogen wie eine Lampe die Fliegen. Und viele dieser jungen Leute verbrannten dort.
Ich griff dem alten Mann unter die Arme, bestellte die Felder, half beim Torfstechen, führte Kühe auf die Weide. Zum ersten Mal seit Jahren spürte ich abends meine Muskeln wieder, ich fühlte, dass ich körperlich gearbeitet hatte und empfand ein Hochgefühl wie seit Jahren nicht mehr.
Abends saß ich auf den Hof an einem kleinen Tisch auf und widmete mich meiner Arbeit. Vor einiger Zeit war es mir gelungen, einen Band mit Erzählungen zu veröffentlichen, und diesen Erfolg wollte ich gerne weiterführen. Dies war ebenfalls ein Grund für meine Flucht hierher, denn hier hatte ich Ruhe und Frieden und konnte mich ganz meiner Berufung widmen.
In diesem wilden Land, fernab von allem, was wir so leichthin Zivilisation nannten, gab es noch Abenteuer, über die ich schreiben konnte. Ich wollte den Menschen eine Welt näher bringen, die für sie unbekannt ist, aber eine Welt, die eindeutig besser ist als diejenige, in der sie jetzt dahinvegetieren. Dieses Land war ungezähmt, romantisch, überall konnten Gefahren lauern. Die Abenteuer harrten nicht in der Stadt auf mutige junge Männer, sondern hier in der Wildnis.
Schnell freundete ich mich mit den Bewohnern an, kehrte in ihrer Stammkneipe ein, besuchte ihre Familien, unterstützte sie bei ihrer Arbeit. Nach wenigen Tagen war ich bei diesen einfachen aber herzlichen Menschen schon beliebter als in meinem früheren Zuhause nach Jahren. Für mich war dieser Ort das Paradies, nach dem ich mein ganzes Leben gesucht hatte. Schon nach kurzer Zeit hoffte ich, dass sich niemals etwas ändern würde.
Sechs Monate nach meiner Ankunft geschah der Mord.

Die Leiche lag auf dem Rücken, die Arme weit ausgestreckt, der Mund geöffnet, als wolle sie noch im Tod um Hilfe rufen. Eine gewaltige Blutlache hatte sich unter dem Körper ausgebreutet und den Teppich rot gefärbt. Die Augen des Toten starrten leer und glasig zur Decke. Der gesamte Raum war erfüllt vom Geruch des Blutes, der schwer in der Luft hing und uns das Atmen schwer machte.
Mir zwang sich der unangenehme Gedanke auf, dass ich den Tod in dieses Dorf gebracht hatte, denn es hatte hier noch nie einen Mord gegeben.
Ich wandte mich ab, als zwei Männer den Toten auf eine Trage hoben und nach draußen trugen. Nachdem sie das Gebäude verlassen hatten, trat eine beängstigende Stille ein, die nur von dem Ticken der großen Wanduhr gestört wurde. Ich sah mich unruhig in dem geräumigen Wohnzimmer des wohlhabendsten Mannes dieser Gegend um.
Edle Holzmöbel säumten die Wände, ein wertvoller Teppich, auf dem nun der große rote Fleck prangte, zierte den Boden, ein kleiner Kronleuchter drehte sich stumm im Luftzug, der durch die offene Tür eindrang. In einem Bücherregal standen mehrere Reihen äußerst interessanter Bände, die ich mir angesehen hatte, als ich den Mann besucht hatte, der soeben nach draußen geschafft worden war. Wir hatten lange über Bücher gesprochen und die größten Dichter und Autoren der Weltgeschichte diskutiert.
Ich konnte nicht glauben, dass man ihn vor so kurzer Zeit getötet hatte.
Der Tote hieß William McCoy, fünfundvierzig Jahre alt, reichster Mann des Ortes. Seit fünfzehn Jahren lebte er bereits hier, und in dieser Zeit hatte er viel für das Dorf und seine Bewohner getan. Er hatte Geld herbeigeschafft, indem er Erzeugnisse dieser Gegend verkaufte – vor allem der Torf war sehr erfolgreich. Er ließ Häuser renovieren, befestigte die Straßen, kaufte den Bauern und Torfstechern bessere und modernere Geräte. Und er sorgte dafür, dass der kleine Ort seine Unabhängigkeit vom Rest des Landes behielt. Unter seiner Anleitung wurde so viel produziert, dass sich die Menschen selbst versorgen und sogar noch durch Verkauf relativ hohen Gewinn erzielen konnten. Jedermann liebte und verehrte ihn, und er war in jedem Haus ein willkommener Gast.
Mich hatte er direkt nach meiner Ankunft persönlich begrüßt und sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt. McCoy war ein kräftiger, charismatischer Mann gewesen mit einem breiten Lächeln und einer tiefen aber sympathischen Bassstimme. Er hatte mich für den nächsten Abend zu sich nach Hause eingeladen, und dort hatte ich seine Frau Jennifer kennen gelernt.
Jennifer saß nun in der Küche und wurde von einem Polizisten befragt.
Ich hörte Schritte hinter mir. Donovan, der Polizeichef, hatte den Raum betreten und kam zu mir. Er legte seine gewaltige Pranke auf meine Schulter. Gemeinsam schwiegen wir eine Minute, bevor er das Gespräch eröffnete.
„Er war es, der Mistkerl.“ Seine Stimme war vor Wut und Verzweiflung verzerrt. Aus seinem Blick loderte mir purer Hass entgegen. Ich war froh, dass ich nicht das Opfer dieses Abscheus war. „Wir haben ihn eingesperrt.“
„Was wird jetzt mit ihm geschehen?“
„Er wird hängen.“ antwortete Donovan mit einem befriedigten Lächeln. „Und er wird in der Hölle schmoren.“
Der Täter war schnell gefasst. Menschen auf der Straße hatten im Haus der McCoys einen Schuss krachen gehört und daraufhin die Polizei alarmiert. Die Polizisten, hier ganz normale Einwohner, die nur bei Bedarf die polizeilichen Pflichten übernahmen, öffneten mit Gewalt die Tür und stürmten ins Gebäude. Dort fanden sie den Toten und dessen Mörder. Der Täter war noch immer perplex von dem, was er getan hatte, konnte seine Tat nicht fassen. Er wurde sofort verhaftet und weggebracht. Unter dem harten Griff der Polizisten hatte er sich vor Schmerzen gewunden, doch die Männer hatten ihn daraufhin nur noch fester gepackt.
„Er wird bereuen, was er heute hier getan hat.“
John O’Hara würde hingerichtet werden. Er hatte vermutlich nicht mehr die geringste Chance, denn immerhin hatte man ihn praktisch auf frischer Tat ertappt. Das schlimmste an dem Verbrechen war dessen Sinnlosigkeit. McCoy hatte niemals irgendjemandem etwas getan, er hatte immer versucht zu helfen. Aber aus irgendeinem Grund hatte O’Hara sich gezwungen gesehen, ihn zu töten. Ich konnte den Hass verstehen, den jedermann auf den Mörder verspürte, es war als wäre ein Heiliger ermordet worden.
Donovan drehte sich plötzlich mit einem Ruck um und marschierte zur Tür. Ich konnte ihn etwas murmeln hören. Es klang wie „Den knöpfe ich mir jetzt mal vor.“ Ein Verhör, natürlich. Wir wollten schließlich alle wissen, was O’Hara zu dem Mord getrieben hatte. Ich befürchtete allerdings allmählich, dass die Polizei und Justiz hier mit diesem Fall überfordert war, schließlich beschränkten sich Verbrechen in dieser Gegend auf gestohlene Kleinigkeiten. Ein Mord war ein ganz anderes Kaliber und vermutlich zu viel für die ansässigen Verantwortlichen.
Etwa zu dieser Zeit wurde zum ersten Mal der Wanderer gesichtet.
Ich wollte gerade ebenfalls das Haus verlassen, als die Küchentür geöffnet wurde. Eine junge blonde Frau streckte den Kopf herein und betrat den Raum, als sie mich erblickte. Innerlich wappnete ich mich gegen alles und machte mich aufs schlimmste gefasst.
Die Witwe Jennifer McCoy war eine sehr attraktive junge Dame, die jedoch ständig in einen Mantel aus Trauer und Schmerz gehüllt zu sein schien. Angeblich hatte man sie vor einigen Jahren zum letzten Mal lachen gehört, ja sogar fast zum letzten Mal in der Öffentlichkeit gesehen. Sie verließ kaum mehr das Haus, und wenn doch, dann nicht für lange Zeit. Ich selbst hatte ihre Stimme noch nie gehört, obwohl ich schon mehrmals in ihrem Haus zu Gast gewesen bin. Wenn sie diese Aura ablegen würde, würde sie bestimmt eine sehr freundliche und hübsche junge Dame werden, daran hatte ich keinerlei Zweifel.
Als sie aus dem Schatten heraustrat, erblickte ich zum ersten Mal am heutigen Tag ihr Gesicht – und sah voller Entsetzen die blauen Flecken, die über ihr ganzes Gesicht verteilt waren, das linke Auge war geschwollen, ihre Lippe dick. Langsam kam sie näher, sie bewegte sich vorsichtig, sie schien am ganzen Körper Schmerzen zu haben. Ich eilte zu ihr, ergriff ihren Arm und half ihr, sich auf einen Stuhl zu setzen.
„Was ist passiert?“ fragte ich, noch immer unfähig, den Schreck zu unterdrücken.
Zuerst antwortete sie nicht. Ich konnte in ihrem Gesicht das Spiel verschiedener Gefühle erkennen. In meinem Beruf ist man gezwungen, andere Menschen zu beobachten und Emotionen zu erkennen. Und hier sah ich deutlich, dass sie mir etwas erzählen wollte, aber sich doch nicht ganz sicher war, ob sie es wirklich tun sollte.
Ich zog einen Stuhl zu mir und setzte mich neben sie. Dann ergriff ich ihre Hand und sah ihr fest in die Augen. „Erzählen Sie mir, was passiert ist.“
Noch immer kämpfte sie mit sich selbst. Was wollte sie mir mitteilen? Meine Blicke wanderten zu der großen hölzernen Uhr, deren Ticken neben Jennifers Schluchzen das einzige Geräusch in diesem Moment war, als vermutete ich bereits, dass nicht mehr viel Zeit war. Ich hatte eine Vorahnung, eine äußerst böse Vorahnung.
„Er war es, nicht wahr?“ flüsterte ich. Jennifer wusste, wen ich meinte. Sie nickte.
Als sie schließlich zu sprechen begann, rannte der junge Mann im Moor gerade schreiend davon, als er dem Wanderer zu nahe gekommen war.
„Er nannte mich eine Hure. Dann schlug er mich ins Gesicht.“ Sie schluchzte erneut. „Ich fiel ... auf den Boden, versuchte, ihm zu entkommen, ... mich zu verstecken, aber ...“ Sie brach ab, als ein heftiges Zittern ihren Körper durchlief. Ich stand auf und umarmte sie, drückte sie an mich. Sie musste nun die Nähe eines anderes Menschen spüren.
„Er trat mir in die Seite, dann zerrte er mich wieder nach oben und schlug noch einmal zu. Und noch einmal. Und noch einmal.“ Ihre Stimme wurde leiser, während sie die Worte immer wieder wiederholte. „Er zerrte an meinem Hemd, an meiner Hose. Ich versuchte zu schreien, als er mich auf den Küchentisch stieß. So schlimm war es noch nie gewesen.“
„Hat er das öfter getan?“ fragte ich ruhig, doch innerlich war ich aufgewühlt durch die Enttäuschung über einen Mann, den ich bislang für hilfsbereit und gütig gehalten hatte.
Sie nickte leicht, kaum merklich, wieder versunken in ihrer Welt aus Schmerz und Pein, während sie weiter erzählte. „Dann klopfte jemand. William sprang auf, rannte zum Fenster und rief: Da ist der Hurensohn, mit dem du es getrieben hast. Er nahm eine Pistole aus seinem Waffenschrank und öffnete die Tür.“
Ich blickte zum Eingang, durch den ich selbst noch vor wenigen Minuten getreten war.
„John reagierte schnell. Ich hörte Schläge und Schreie, dann einen Schuss ...“ Sie senkte den Kopf als sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ich wollte etwas tun, ich wollte sie trösten, beobachtete jedoch nur stumm, wie sie laut in ihre Schürze weinte, unfähig irgendetwas gegen ihren Kummer zu tun. Sie brauchte einen Arzt, keinen lächerlichen kleinen Schriftsteller wie mich, der so sehr in seinen Traumwelten mit erfundenen Figuren lebte, dass er nicht mehr in der Lage war, einem realen Menschen die nötige Hilfe zukommen zu lassen.
Wie oft hatte er sie geschlagen? Wie oft hatte er sie vergewaltigt? Hatte sie deswegen nie das Haus verlassen? Weil sie sich schämte? Weil er es ihr nicht erlaubt hatte?
Plötzlich hob sie den Kopf, ihre Augen waren gerötet vom Weinen, ihr Hemd durchnässt. Doch ihre Blicke waren auf einmal ungewohnt kräftig, schienen mich regelrecht aufzuspießen.
„Sie müssen John retten.“ bat sie mich.
„Haben Sie nicht der Polizei erzählt, was er Ihnen angetan hat?“
„Sie hätten mir nicht geglaubt. Für sie war William ein Heiliger.“ Sie spuckte den Namen aus wie eine obszöne Beleidigung. „Wenn es nach ihnen geht, dann ist John bereits tot.“ Sie ließ diesen Satz einen Moment auf mich wirken. Ich lebte noch nicht lange hier, ich war einigermaßen unvoreingenommen. Sie hoffte, dass ich die Wahrheit erkannte, wenn ich sie hörte und nicht vor lauter falscher Ehrfurcht vor diesem Ungeheuer erstarren würde. „Bitte retten Sie ihn.“ Sie ließ sich von ihrem Stuhl gleiten, sank auf die Knie. „Ich flehe Sie an, tun Sie etwas. Er wollte William nicht töten.“ Sie lehnte ihren Kopf an mein Bein und begann erneut hemmungslos zu schluchzen. „Sie werden ihn umbringen.“
„Es wird zuerst eine Verhandlung geben ...“ versuchte ich sie zu trösten, aber sie schüttelte den Kopf.
„Sie werden ihn umbringen. Jetzt.“
Ich wollte ihr zuerst widersprechen, dann dachte ich an Donovans Gesicht, als er seinen Gefangenen verhören gehen wollte. Der Verdächtige würde niemals ein Gericht von innen sehen. Sie würden ihn selbst bestrafen und seine Leiche irgendwo verscharren. Niemanden außerhalb des Dorfes würde es interessieren, was hier vor sich ging.
Gewaltsam, ein bisschen zu grob, riss ich mich von Jennifer los. Ich wollte mich bei ihr wegen meines Verhaltens entschuldigen, doch sie war wieder in ihrer Trauer versunken. Es war besser so. Schnell wandte ich mich um und rannte zur Tür.
Die helle Herbstsonne blendete mich, als ich nach draußen trat. Ich kniff die Augen zusammen und sah mich um. Es herrschte eine verdächtige, unnatürliche Stille. Der Wind fuhr durch die Holzhütten, brachte Fensterläden zum Klappern, wehte raschelnde Blätter über die Straße. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass irgendetwas Schreckliches im Gange war. In diesem Augenblick wurde mir die wirkliche Bedeutung des Wortes Totenstille klar.
Langsam marschierte ich die Straße entlang, betrachtete die leeren Hütten, suchte nach Hinweisen auf Menschen. Inzwischen war ich dem Marktplatz nähergekommen. Und von dort erklangen auf einmal Stimmen, viele Stimmen. Dort waren sie alle versammelt. Ich hörte Jubelschreie, begeistertes Gebrüll. Einige Worte konnte ich verstehen, und diese spornten mich an, schneller zu laufen. Je näher ich kam, desto lauter und verständlicher wurden die Rufe. Ich dachte an Jennifer und rannte noch schneller. Die Zeit war tatsächlich knapp geworden, und ich hatte zu spät reagiert.
Vor mir tauchten Menschen auf. Ich sah nur Rücken, die eine beinahe undurchdringliche Mauer bildeten, abweisend, kalt. Mit voller Wucht warf ich mich dagegen, schob Leiber zur Seite und kassierte dafür Schläge gegen meine Seite und bellende Wutschreie.
Sie hatten auf dem Marktplatz einen provisorischen Galgen errichtet. Er war kein stabiles Konstrukt, sondern eher ein schiefes Gerüst, das auf die Schnelle zusammengezimmert worden war. Aber seine Aufgabe würde es erfüllen. John O’Hara stand auf einem Stuhl, eine Schlinge um seinen Hals. Seine Blicke waren starr geradeaus gerichtet als ob er bereits alle Hoffnungen aufgegeben habe. Seine Kleidung hing an Fetzen an ihm herab, ich sah Verletzungen im Gesicht und an seinem Körper. Sie hatten ihn geschlagen, getreten. Es genügte ihnen nicht, ihn jetzt zu töten, er hatte auch noch vor seinem Tod leiden müssen. Ich begann zu schreien, hob meine Arme, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
In diesem Moment richtete O’Hara seine Blicke genau auf mich, ein flehender, ängstlicher Blick. Er flehte nicht um Rettung vor dem Tod, er wollte mir etwas anderes damit sagen.
Kraftvolle Hände griffen nach mir, rissen mich zurück. Blut sickerte aus Johns Nase, aus seiner aufgeplatzten Lippe, färbte das zerrissene Hemd rot. Donovan trat aus der Menge hervor, sein Blick kalt vor Hass. Er überprüfte die Seile, die O’Haras Hände auf seinen Rücken fesselten, und die Schlinge um seinen Hals.
Ich schlug um mich, brüllte lauter und schaffte es schließlich, mich aus dem Griff der Hände zu lösen und nach vorne zu stürmen. Donovan drehte den Kopf und erblickte mich als die Ursache des Aufruhrs. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, ein Zeichen, das er es nicht tun sollte. Und tatsächlich hielt er einen Moment in seinen Vorbereitungen inne, als dächte er tatsächlich über das nach, was er zu tun vorhatte. Dann lächelte er kurz und trat mit voller Kraft gegen den Stuhl. Unter der Wucht des Tritts zerbrach das dünne Holz. Die Stücke flogen einige Meter, prallten auf die Erde und blieben bewegungslos liegen. Gleichzeitig sackte O’Haras Körper nach unten, die Schlinge zog sich straff, der letzte Blick des Verurteilten traf mich, wie ich dort in den Armen der Menschen hing, die seinen Tod beschlossen haben. Alle Anwesenden, die ganze Welt schien in diesem Augenblick die Luft anzuhalten, so dass das Knacken des Genicks die Stille durchbrach wie ein Pistolenschuss.´

cu

Hier sollte eigentlich was geisreiches stehen wie bei den anderen aber ich weiss nichts und deshalb schreib ichh das hier.


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Düstere Legenden

19.12.2004 um 20:13
Teil 2:

In diesem Moment starben meine Hoffnungen zusammen mit O’Hara. Ich dachte an Jennifer, die ihr Vertrauen in mich gesetzt hatte, dass ich ihren Retter retten würde, und ich gab jeden Widerstand auf. Die Hände packten mich wieder und zerrten mich nach hinten. Bevor sie mich in den trockenen Staub der Straße stießen, erhaschte ich einen letzten Blick auf den leblosen Körper, der dort an der Schlinge im Wind hin und her schwang, den Kopf unnatürlich gebeugt.
Ein heftiger Schmerz durchzog meinen Körper als ich hart auf dem Boden aufkam. Ein Tritt in meine Seite presste mir sämtliche Luft aus der Lunge. Ich wollte liegen bleiben, alles hätte ich dafür gegeben, wenn ich nicht hätte aufstehen müssen. Ich wollte schlafen, wollte den Kummer und die Schmerzen vergessen. Doch ich wusste, dass ich für immer schlafen würde, wenn ich hier liegen bliebe. Die Menschen waren im Blutrausch, sie suchten noch ein Opfer. Sie wollten töten, bestrafen.
Schnell rappelte ich mich auf, bevor sie mich packen und zum Galgen zerren konnten, denn immerhin hatte ich versucht, John O’Hara das Leben zu retten. Ich hatte versucht, einem Mörder zu helfen. Damit war ich für sie genauso schuldig wie er.
Mehr stolpernd als laufend rettete ich mich in eine Nebenstraße, hetzte durch die engen Gassen, auf der Suche nach einem Versteck, in dem ich mich verkriechen konnte, bis die Wut der Massen verraucht war. Vor meinem Augen hatten ich noch immer O’Haras Körper, der sich ruhig im Wind drehte. Ohne Verhandlung, ohne Gericht, ohne Untersuchung hatten sie ihn zum Tode verurteilt. Ich hatte gerade einen feigen Mord mitangesehen und nichts dagegen unternehmen können.
Schwer atmend blieb ich stehen und drehte mich um. Das Dorf lag friedlich hinter mir, nichts zeugte von den barbarischen Taten, die soeben dort begangen worden waren. Eine schmale Rauchfahne drang aus einem Schornstein und verschwand im Himmel. Es wurde allmählich dunkler, weil Wolken aufzogen und die Sonne verdeckten, die vor wenigen Minuten noch so hell geschienen hatte. Es schien, als ob die Sonne mit Jennifer und mir trauerte und sich vor der Ungerechtigkeit der Welt versteckte oder sich wegen ihr schämte.
Ein lang anhaltender Schrei, der pures Entsetzen ausdrückte, wurde vom Wind über das Land herbeigeweht, und ich wusste, dass es noch nicht vorbei war. In der Ferne sah ich einen Menschen laufen. Ich glaubte, einen Jungen aus dem Dorf in ihm zu erkennen. Er rannte lauthals brüllend, als würde er von etwas Bösem und Gefährlichem verfolgt. Ich beobachtete den Jungen noch einen Augenblick, versuchte mir auszumalen, was ihn wohl so erschreckt hatte, dann begann ich in die Richtung zu marschieren, aus der er gekommen war.
Ich wusste nicht, wohin ich ging. Eine geheimnisvolle Kraft schien mich mit sich zu ziehen, zu einem Ort, den ich nicht kannte. Ich ging meinen Weg wie ein Einheimischer, der sein ganzes Leben nichts anderes gesehen hatte, vollkommen im Bann dieser Macht, die mir etwas zeigen wollte. Ich ahnte, dass eine Entscheidung bevorstand und ich aus irgendeinem Grund ausersehen war, diese mitzuerleben.
Nach etwa einer halben Stunde gelangte ich an den Ort, wo der Junge offensichtlich gearbeitet hatte, bevor er dieses Etwas gesehen hatte. Auf dem Boden lagen verschiedene Werkzeuge verstreut, Fußspuren zeigten mir, woher der Junge gekommen und in welche Richtung er geflohen war. Ich ließ mich auf dem Boden nieder und glitt in eine flache Bodenmulde. Dort blieb ich liegen, während die Kälte des Abends allmählich über den Boden und in mein Versteck kroch und an mir nagte. Die Dämmerung setzte ein und vertrieb das letzte Tageslicht, das noch nicht von den dicken Wolken, die drohend über mir hingen, verdeckt worden war.
Die Dunkelheit kam plötzlich. Mir schien, dass irgend etwas das Licht abgeschaltet, die Laterne gelöscht hatte, welche die Welt erhellte. Noch nie hatte ich erlebt, dass es so schnell Nacht geworden war. Der Mond kam hinter den Wolken zum Vorschein und erhellte das Land ein wenig, so dass ich wenigstens Schemen erkennen konnte. Die Schatten der wenigen Bäume in der Umgebung ragten wie Skeletthände in die Höhe, in einem der vereinzelten Büsche bewegte sich etwas und schreckte mich aus meinem Halbschlaf auf, in dem ich versunken war, um der Kälte zu entgehen.
Ein Licht näherte sich mir. Auf meinen Armen stellten sich die dünnen Härchen auf, jedoch nicht wegen der Kälte. Über meinen Rücken schienen Tausende kleiner Spinnen zu krabbeln, als ich den Kopf hob und nach der Quelle des Leuchtens suchte.
Ein Mann näherte sich. Er wanderte durch das Moor, kam mir entgegen. Ich konnte mich natürlich täuschen, aber ich war mir sicher, dass er einen Weg nahm, der eigentlich unbegehbar war. Von hinten näherte sich ein zweites Licht. Auch von dort kam eine Gestalt. Sie waren beide nur noch ein Schatten ihrer selbst, jedoch umgeben von dem eigentümlichen Lichtschein, den ich schon aus der Ferne gesehen hatte und der in der Dunkelheit noch unheimlicher wirkte. Der Mann aus dem Moor war McCoy, den andere, der aus Richtung des Dorfes gekommen war, erkannte ich als O’Hara. In McCoys Brust klaffte eine riesige Verletzung, aus der kein Blut drang, und Johns Kopf hing seltsam lose auf seinem Hals. An den Seiten beider Männer hingen Schwerter. Ich erinnerte mich, dass beide großartige Fechter zu ihren Lebzeiten gewesen waren.
Nun standen sie sich gegenüber, zwei Tote, die Hände an den Griffen ihrer Waffen. Sie sahen sich noch eine Minute bewegungslos an, dann, als hätten sie beide ein Signal, einen Startschuss gehört, zogen sie ihre Schwerter. Die beiden Gestalten begannen, sich lautlos zu umkreisen. Ihre Schritte wirbelten keinen Sand auf, verursachten kein Geräusch, hinterließen keine sichtbaren Spuren.
Plötzlich stieß McCoy seine Waffe nach vorne, O’Hara riss das Schwert nach oben und wehrte den Schlag ab. Die Klingen prallten geräuschlos aufeinander und lösten sich wieder voneinander. Ich konnte den Hass, die Wut spüren, die zwischen den beiden herrschte. Hier wurde eine jahrlange Fehde endlich zu Ende gebracht. Auf einmal waren Bilder in meinem Kopf. Ich sah Jennifer bei ihrer Hochzeit, traurig, unglücklich, nachdem sie von ihren Eltern gezwungen worden war, William McCoy zu heiraten, obwohl sie John O’Hara liebte. Ich erlebte Jennifers Schmerzen, die ihr von ihrem Ehemann zugefügt wurde. Sie traf sich heimlich mit O’Hara, dem einzigen Menschen, dem sie vertraute, und ich sah, wie McCoy die geheimen Treffen herausfand und seine Frau noch härter bestrafte für ihren Ungehorsam. Die Flut von Bildern wurde stärker, unaufhaltsamer. Sie überschwemmte mich, riss sich mit sich in die Vergangenheit, zeigte mir Ereignisse, die längst vorbei waren. Ich hob die Hände an den Kopf, versuchte die Bilder zu vertreiben, doch sie waren überall in meinem Gehirn, brannten sich geradezu hinein. Sie würden mich bis an mein Lebensende verfolgen. Er schlug sie, er sperrte sie manchmal Tage ohne Essen in den Keller und schlug sie noch einmal, wenn er die Tür öffnete und sie rausließ. Ich erkannte, warum O’Hara den Abzug gedrückt hatte.
Die Bilder waren immer noch da, aber nur noch verschwommen, und sie verblassten schnell. Was war das gewesen? Ich vermutete, dass sie von derselben geheimnisvollen Macht gesendet worden waren, die mich auch hierher geführt hatte. Ich sah zu den beiden Gestalten. Er wollte mich als Zeugen haben, deswegen hatte er mich kurz vor seinem Tod so durchdringend angesehen.
Ich schauderte bei dem Gedanken an die Macht, die hier am Werk war.
Ein leichtes Kribbeln lief über meine Haut, während ich den Kampf der beiden unheimlichen Kontrahenten wie gebannt beobachtete. Sie wirkten wie zwei Tänzer, die einen einstudierten Tanz aufführten, während sie sich lauernd umkreisten. Dann stürmte O’Hara nach vorne, die Klinge erhoben. Der Schlag wurde abgewehrt, der Tanz begann von neuem.
Auf einmal setzte McCoy mit drei kräftigen Sprüngen über den Erdstreifen, der die beiden Gegner trennt. O’Haras Schwert raste nach oben, wehrte den Schlag ab, doch McCoy hatte bereits wieder kehrtgemacht, bevor O’Hara seinerseits ausholen konnte. Erneut rannte er nach vorne, holte aus und schlug zu. Wieder gelang es O’Hara, das Schwert rechtzeitig in die Höhe zu reißen, doch der Aufprall war so stark, dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten stolperte.
McCoy schlug erneut zu, die Klinge durchriss die Luft und raste auf O’Hara zu. Dieser wich zur Seite aus und antwortete seinerseits endlich mit einer Reihe schnell aufeinanderfolgender Schläge, die McCoy zu schnellen Drehungen zwang. Plötzlich machte McCoy eine Finte und einen Ausfall. John duckte sich unter einem Ansturm von Schwertschlägen und versuchte schließlich ebenfalls einen Ausfall. Sein Angriff endete erfolglos, McCoy parierte und schlug zurück.
Die Klingen drehten und kreuzten sich in einem kunstvollen Tanz aus silbernem Licht.
Zwei mächtige Hiebe O’Haras zwangen McCoy in die Defensive. Er hämmerte auf seinen Gegner ein wie ein Schmied auf einen Amboss. Immer und immer wider schlug er zu, McCoy wehrte die Schläge zwar ab, wurde jedoch immer weiter in die Knie gezwungen. Dann nahm McCoy auf einmal das Schwert nach unten, bot seinen Nacken schutzlos dar und rollte sich nach links ab. Das gegnerische Schwert fuhr neben ihm in den Boden, hinterließ keine Kerbe. McCoy stieß zu. Seine Waffe bohrte sich in O’Haras Bauch. Immer tiefer drückte er die Klinge hinein, bis nur noch der Griff zu sehen war. Auf der anderen Seite des Körpers kam die Spitze des Schwertes wieder zum Vorschein. McCoy ließ den Griff los und gab O’Hara einen Stoß. Dieser drehte sich kurz, stürzte zu Boden und löste sich in eine Wolke weißen Rauchs auf. Nun war auch seine Seele endgültig vernichtet worden.
McCoy wandte sich mir zu. Seine toten Augen bannten mich, machten mich bewegungslos. Vor Entsetzen gelähmt lag ich dort, konnte mich nicht rühren. Ich hatte den Eindruck, ich starre in die Augen des Bösen. McCoy hob das Schwert und kam näher. Ich wollte mich zusammenrollen, ein möglichst kleines Ziel bieten, doch McCoys magischer Blick hielt mich bewegungsunfähig. Seine Füße standen nun direkt vor mir. Und das Schwert raste herab. Er rammte es direkt vor mir in den Boden. Dann verschwand er.
Ich kann nicht sagen, wie lange ich noch dort lag, während die eisige Kälte weiterhin an mir fraß. Es war vorbei. Nicht nur McCoys und O’Haras Leben waren beendet, auch mein Traum von einem schöneren Leben in diesem Dorf war vorbei. Und ebenso mein Glaube an die Gerechtigkeit.
Nachdem ich wieder im Dorf angekommen war, fand ich O’Haras Leiche auf dem Marktplatz. Man hatte noch länger auf ihm herumgeschlagen und den Körper dann liegen lassen wie ein Stück Dreck. Ich schleifte ihn ins Moor und vergrub ihn dort. Aus Steinen errichtete ich ein provisorisches Grabmal, damit wenigstens irgendetwas an ihn erinnerte. Dort liegen seine Gebeine wahrscheinlich immer noch verscharrt. Ich bezweifle, dass sich jemand erbarmt hat, den Toten würdig zu beerdigen.
Wenig später wurde Jennifers Leiche gefunden. Sie lag auf ihrem Bett, die Pulsadern aufgeschnitten, das Laken und die Decke rot von ihrem Blut. Ihr Gesichtsausdruck war friedlich, als freute sie sich darauf, nach dem Tod einen geliebten Menschen wiederzusehen. Ich glaubte nicht, dass sie ihn treffen würde. Nach einem unglücklichen, ungerechtem Leben erwartete sie ein unglücklicher und ungerechter Tod.
Am nächsten Tag packte ich meine Sachen und reiste nach London. Ich kehrte niemals wieder zurück ins Dorf und hörte nie mehr etwas von einem seiner Bewohner. Doch diese kurze Zeit, die ich dort verbracht habe, werde ich nicht mehr vergessen, sie wird mir ewig im Gedächtnis bleiben.

cu


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Düstere Legenden

19.12.2004 um 20:23
Noch etwas kopiertes aber ähnlich geniales:

Die Verdammten

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Ich hatte es mir angewöhnt mittags, nachdem ich mein tägliches 5stündiges Schreibpensum beendet hatte, in das Café unweit meiner Wohnung zu gehen und dort bis abends zu bleiben. Ich saß immer alleine, meist mit einem Buch oder einem Stapel Tageszeitungen. Man möchte mir wohl nicht absprechen, dass Kaffeehäuser die besten Orte für Kreativität sind. Viele der Stammgäste haben zu Figuren in meinen Büchern, die sie sicher von den Bestsellerlisten kennen, beigetragen. Die alte Frau in blau am Fenstertisch wurde zu Lady Connelly in meinem Werk "Nachtblume", der Säufer mit dem Bürstenschnitt erhielt eine kleine Rolle in ebenjenem Buch. Ich war es gewöhnt, in Ruhe gelassen zu werden, außer von der netten Kellnerin, die mir immer den Whiskey nachfüllte. Deshalb überraschte mich es um so mehr, als eines regnerischen Nachmittags plötzlich zwei Beine in braunen Cordhosen in mein Blickfeld rückten. Ich sah von meinen Notizen zu einer Literaturdokumentation auf und bemerkte einen Mann um die fünfzig, der die Hose mit einem hässlichen Jackett und einem Hemd ergänzt hatte. "Entschuldigen Sie, ist dieser Platz noch frei?," lispelte er und schüttelte seinen Regenschirm über meinen ausgestreckten Füßen aus. Ich sah mich um; es waren genügen Tische frei. "Nun," antwortete ich mit kaum verhohlener Abneigung in der Stimme, "Normalerweise schätze ich die Einsamkeit mehr als die Gesellschaft anderer Menschen. Es sind doch viele Tische frei, oder nicht?" Er lächelte mich an als hätte ich ihm angeboten ihm sofort einen Ferrari zu schenken und die Spritkosten für die nächsten zwanzig Jahre zu übernehmen. Und dann geschah das Unfassbare: er setzte sich tatsächlich zu mir. Ich war versucht ihn zu schlagen, wissen Sie, meine Geduld war noch nie die beste. "Es tut mir Leid, falls Sie mich missverstanden haben, aber ich schätze Ihre Gesellschaft nicht."
Er lächelte noch breiter, und ich erkannte das seine Backenzähne allesamt plombiert waren. "Ist das denn Ihr Tisch?"
Langsam reichte es mir. Ich packte meine Sachen und wollte aufstehen, als plötzlich eine schwammige Hand meinen Arm umklammerte. "Bitte..helfen Sie mir.." Seine blauen Augen waren wässrig geworden, und mir schien als sähe ich Rotz aus seiner Nase rinnen. Es war mir peinlich.
"Hören Sie, ich habe Sie noch nie in meinem Leben gesehen, und ich wüsste nicht wie ich Ihnen helfen könnte."
"Es geht um ein Problem, ein ernstes Problem. Ich weiß dass Sie Horrorschriftsteller sind, und ich habe alle Ihre Werke gelesen, sogar 'Draußen am Fluss'." Ich hörte auf meinen Arm aus seiner Umklammerung befreien zu wollen. Draußen am Fluss war mein Erstlingswerk gewesen, nie in Buchform erschienen, nur einige alte Manuskripte existierten noch, soweit ich wusste.
"Glauben Sie mir, ich kenne Sie. Ol' Tom Brandy aus 'Draußen am Fluss' ist die beste Figur die Sie je geschaffen haben."
Verblüfft ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl sinken. Dieser Mann war mir unheimlich. Hatte ich einen Bruder, von dem ich nichts wusste? Ein personifiziertes Alter Ego?
"Nun, was ist dieses Problem bei dem ich Ihnen helfen soll?"



Eine Menge Whiskeys später saß ich wie angenagelt auf meinem Stuhl und lauschte diesem Mann. Wie hatte ich ihn abwimmeln wollen können? Wie hatte ich so unfreundlich sein können? Hard, so hatte er sich vorgestellt, schrieb geniale Geschichten. Er hatte mir eine seiner Kurzgeschichten vorgelesen, mich in seinem ausführlichen Wissen über Literatur gebadet, mir die Augen wieder geöffnet für die Schönheit der Worte. Dieser Mann war eine Muse. "Aaah, Hard, was sagen Sie, gehen wir zu mir nach Hause und leeren die Bar?"
Er lehnte sich zurück, grinste wieder sein breitestes Grinsen und erwiderte dann: "Gehen wir zu mir. Ich denke, ich kann auch Ihren verwöhnten Gaumen beglücken."
Es waren kaum zehn Minuten Fußmarsch bis zu seinem Haus, einem kleinen schäbigen Vorstadthaus mit welken Geranien auf den Fenstersimsen. Hard versuchte seinen Schlüssel in das Schloss zu stecken, doch er war etwas mehr als angeheitert und traf das Loch nicht. Hilfreich drückte ich auf die Klingel. Beinahe sofort öffnete eine kleine, schlanke Frau mit großen braunen Augen. "Hardy, Schatz, wen hast du uns da mit gebracht?" "Aaaah..hui...," ächzte Hard und schwankte wie ein Schiff auf See. "Mein Gott, du hast wieder getrunken, nicht? Kommen Sie rein, ich bin Isabelle, willkommen in unserem zuhause. Wollen Sie etwas essen?"

Das Haus war von innen noch kleiner als von außen. Soweit ich erkennen konnte, bestand es aus nichts mehr als einem Wohnzimmer, einer Küche, einem kleinen Bad und einem verschlossenen Raum, der, wie ich stark vermutete, das Schlafzimmer sein musste. Wir saßen auf der Couch, die wohl nie eine Federung gehabt hatte, und ließen uns von Isabelle mit Broten bewirten. "L-le-lesen Se ma diese hier, Rainer,"lallte Hard, offensichtlich zu besoffen um sein Werk selbst vortragen zu können. Er reichte mir einige Blätter Papier. Ich las die Überschrift: Die Gesandten des Teufels. Ich las weiter und ich musste feststellen dass dieser Text der mit Abstand das Beste war, das mir je untergekommen war. Es ging um eine kleine Gruppe von Höllenwesen, die auf die Erde geschickt werden und dort die Gestalt von Menschen annehmen. Ihre Energie beziehen sie, in dem sie Menschen die Seelen aussaugen. Ihr Ziel ist es, die Welt an sich zu reißen. Ich war wie gefesselt von diesem Stück Literatur, es rann mir kalt den Rücken hinunter. "H-h-opp Rainer, auf zu 'ner k-kl-kleinen Hausbesichtigung," ächzte Hard und erhob sich. Isabelle folgte ihm zu der noch geschlossenen Tür. "Hier ist mal unser Schlafzimmer," sagte sie, lächelte und öffnete die Tür. Ich wurde von der Hitzewelle, die herausdrang, beinahe umgeschmissen, doch Hard fing mich auf-und stieß mich hinein. Meine Wimpern schmolzen und klebten zusammen, was das Augenöffnen nicht leichter machte. Doch schließlich erkannte ich einen großen Käfig, unter dem ein Feuer brodelte. Hard, unbeeindruckt von der Hitze, schob mich in den Käfig und schloss die Tür. Ich war unfähig zu schreien, ich war unfähig irgendetwas zu tun. Ich sah wie Isabelle und Hard lachten, dann griffen sie sich an den Haaransatz und zogen ihre Gesichter ab. Ich schrie, endlich, endlich befreit. Die beiden hielten ihre grinsenden Antlitze in der Hand, und da wo diese hingehörten befanden sich jetzt hässliche, pelzige, warzenüberwucherte Wangen, große rote Glubschaugen und ein breiter, schmallippiger Mund. "So, großer Dichter, neuer Shakespeare," dröhnte Hard, plötzlich kein bisschen betrunken mehr, "die besten Geschichten sind eben doch die wahren, nicht?" Das letzte, was ich spürte, waren ihre Münder, die sich durch das Käfiggitter an meine Brust drückten und etwas aus mir heraussaugten.


Sie fragen sich, wie ich diese Geschichte verfassen kann. Halten mich für einen hanebüchenen Lügner. Doch ich will Ihnen etwas sagen. Ohne Seele kann man nach dem Tod nicht Himmel oder Hölle zugeordnet werden. Es ist viel schlimmer als die Hölle. Man sitzt fest, kann nichts tun. Wir sind die Verdammten. Auf immer und ewig.

cu

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Düstere Legenden

20.12.2004 um 18:20
kopiert aber naja sie is genail:Der Spinnenstein

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Spinnenstein

Es war duster! William Dixon befand sich auf dem Weg nach Hause. Er hatte zwei anstrengende Wochen in Afrika hinter sich und war froh, endlich wieder in der Zivilisation zu sein. Es war leider nicht alles so glatt gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Um sein Ziel zu erreichen, hatte Dixon sogar jemanden ermorden müssen, eine Art Wächter oder Medizinmann, was auch immer. Aber das ließ ihn ziemlich kalt. Auch die Tatsache, daß er von dem Sterbenden verflucht wurde, rang ihm nur ein müdes Lächeln ab. Trotzdem schweiften seine Erinnerungen noch einmal zurück, zu jenem Tag an dem alles begann.

2 Wochen früher

Wenn es darum ging, bestimmte Dinge auf nicht ganz legale Art zu beschaffen, war Dixon die richtige Anlaufstelle. Leider hielten sich in letzter Zeit die Aufträge in Grenzen, und so kam ihm der Anruf gerade recht. Ein Mittelsmann verschaffte ihm einen neuen "Fall", der ihm bei Erfolg einiges an Geld einbringen würde. Ein reicher Inder namens Moniek hatte von einem Diamanten erfahren, den ein Stamm in Afrika verehrte. Und genau diesen Stein sollte Dixon besorgen. 50.000 Dollar sollte er bekommen, und das war Grund genug für ihn, nach Afrika zu fahren. Eigentlich wollte er auch seine Freundin Marina mitnehmen, die hatte jedoch keinerlei Lust auf Dschungel, wilde Tiere und Ungeziefer. So reiste er alleine ab, mit dem Gedanken, einige Zeit auf sein "Traumgirl" zu verzichten. Aber er würde auch dort genug Abwechslung finden, dessen war er sich sicher.
Ziemlich schnell hatte er sich an das neue Klima gewöhnt, er hatte auch genug Informationen, um den Aufenthaltsort des Steines schnell zu finden. Es war eine Art primitiver Tempel, in dem der Diamant seinen Platz hatte. Dixon nahm sich die Zeit, mehr über den Tempel und den Stein zu erfahren. Der Stein wurde von einem Turpan gehütet, einem hohen Geistlichen, der Kontakt zu den Göttern besitzen soll. In Dixon´s Vorstellung nichts anderes als ein Medizinmann.
Die Eingeborenen hatten dem Diamanten einen Namen gegeben: Der Spinnenstein! Woher der Name kam, konnte Dixon nicht herausfinden, aber das war ihm eigentlich auch egal.
Ihm war nur wichtig, daß er sich bald in seinem Besitz befinden würde. Und in dieser Nacht sollte es soweit sein.

Es war alles perfekt geplant. Dixon kam unbemerkt in den Tempel und erreichte den Gebetsraum, in dem der Edelstein auf einem Sockel aufbewahrt wurde, ohne Probleme. Als er den Raum betrat, wurde ihm klar, woher der Stein seinen Namen hatte. In dem Raum wimmelte es von Spinnen aller Art! Das wäre wirklich nichts für Marina gewesen, sagte er sich. Sie konnte diese Tiere nicht ausstehen. Nicht, daß sie sich vor ihnen ekelte. Nein, sie haßte sie einfach.
Ihm war es egal, er wollte sich einfach den Stein schnappen und abhauen. Gerade als er das dachte, fingen die Schwierigkeiten an. Er hatte die Meditationspause des Turpan falsch eingeschätzt. In dem Moment in dem Dixon nach dem Diamanten griff, stand der Geistliche in der Tür. Sein Pech, dachte sich Dixon. Wenn er sich in den Weg stellt, würde er ihn zur Seite räumen müssen. So etwas hatte er schon öfters getan, daß brachte sein Job eben mit sich. Und wie immer würde es ihm auch dieses Mal nichts ausmachen.
"Das darfst du nicht tun!"
"Wer sagt das?"
"Der Stein ist heilig, er hat ungeheure Macht!"
"Und weiter?"
Dixon wußte, daß er dem Turpan überlegen war. Außerdem hatte er auch seine Waffe dabei, die ihm schon manchen guten Dienst geleistet hat.


Der Turpan machte ein finsteres Gesicht.
"Das kann ich nicht zulassen"
"Das wirst du wohl müssen."
"Ich habe geschworen, den Stein mein Leben lang zu bewachen, und auch darüber hinaus!"
"Ach, wenn das so ist."
Locker und lässig zog Dixon seine Waffe, zielte kurz auf den Wächter und drückte dann ab. Der Turpan sackte zusammen. Keuchend blieb er liegen.
"Laß den Stein hier, das ist deine letzte Chance!"
Dixon war regelrecht amüsiert. Wie konnte dieser sterbende Typ noch solche Sprüche von sich geben.
"Weißt du was ich jetzt mache? Ich werde den Stein einfach nehmen, in meinen Rucksack stecken und abhauen. Und ich glaube nicht, daß du viel dagegen tun kannst."
"Mach es nicht", der Alte hatte immer größere Probleme zu sprechen, "du wirst es bereuen"
"Oh ja, Hilfe, ich spüre schon, wie die Reue mich übermannt!" Dixon mußte laut loslachen. Er hatte schon viele Sterbende gesehen, aber noch keiner von ihnen hatte so einen Scheiß gelabert. Er tat, was er gesagt hatte und steckte den Stein ein.
Ein letztes mal wurde der Turpan energisch.
"Ich verfluche dich!"
"Was?"
"Ich verfluche dich!"
"Zweimal?" Er mußte wieder lachen. Der Spruch war uralt, aber er amüsierte ihn immer wieder.
"Was immer du von diesem Frevel erwartest, das Resultat wird dich umbringen, der Stein wird seine Macht entfalten und dich bestrafen."
"Tja, damit werde ich wohl leben müssen. Also, Alter ich haue ab. Viel Spaß noch."
Die letzten Worte bekam der Turpan nicht mehr mit, er war bereits tot.
Dixon verließ den Tempel. Er hatte was er wollte, und er war froh, endlich die Heimreise antreten zu können.
Der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfälle. Noch am afrikanischen Flughafen fand die vereinbarte Übergabe statt. Moniek selbst war gekommen, um den Stein in Empfang zu nehmen. Auch ihm war es egal, daß es einen Toten gegeben hatte, und für den Fluch hatte er nur ein müdes Lächeln übrig. Dixon erhielt sein Geld und er war zufrieden. In einem Geschäft am Flughafen schaute Dixon sich noch schnell nach einem Souvenir um. Geld hatte er ja jetzt genug. Ihm fiel eine präparierte Gottesanbeterin auf. Fünf Zentimeter groß und genau richtig für sein Bücherregal. Marina würde sich wahrscheinlich darüber aufregen, aber das würde er schon regeln.

Gegenwart

Den Rucksack auf dem Rücken, schlenderte er gerade durch die Fußgängerzone. Es war nicht mehr weit bis zu seinem Haus. Ihm kam in den Sinn, daß die Geschäfte gleich schließen würden, und daß er Marina eigentlich auch etwas mitbringen müßte. Er dachte gleich an etwas Erotisches zum Anziehen, doch davon hatte sie eigentlich schon genug. Er erinnerte sich aber daran, daß sie sich mal über "Schuhmangel" beklagte. Als Mann konnte er über solche Äußerungen eigentlich nur lächeln, aber so sind die meisten Frauen eben. Andererseits warum nicht, er konnte ihr ja ein Paar mitbringen. Im nächsten Schuhgeschäft entschied er sich für ein Paar schwarze, samtweiche Pumps mit leicht erhöhter Sohle. "So was ist modern" hatte die Verkäuferin gesagt. Zweihundert Mark sind zwar eine Menge Geld für ein Paar Schuhe, aber erstens hatte er momentan genug davon in der Tasche, und zweitens war es ihm seine Freundin auch wert. Er freute sich schon auf die folgende Nacht.

Gegen acht kam er zu Hause en. Da er sich nicht angemeldet hatte, war die Überraschung groß, ebenso die Freude über den gelungenen Auftrag.
"Hast du mich den wenigstens vermißt?" wollte Marina wissen.
"Und wie!" Das war noch nicht mal gelogen, den die Frauen, die er während seines Auftrages hatte, waren kein Vergleich zu seiner Freundin. Lange Beine, sehr schlank gebaut, eine lange, schwarze Mähne, die Rundungen an der richtigen Stelle - mit dieser Frau hatte er seiner Meinung nach den Fang seines Lebens gemacht.
"Und hast du mich auch vermißt?", fragte er Marina.
"Ich habe mir sogar Sorgen gemacht, weil du dich nicht gemeldet hast."
"Ich hatte so viel zu tun, ich bin einfach nicht dazu gekommen."
"Und lief wenigstens alles so, wie du es dir vorgestellt hast?"
"Ja, ja, bis auf ein paar Kleinigkeiten lief alles glatt" Seiner Meinung nach mußte sie nicht alles wissen.
"Ich habe dir auch etwas mitgebracht -hier" Er holte aus seiner Tasche das kurz vorher erworbene Geschenk.
"Da hattest du ja mal einen richtig guten Einfall. Aber wie ich dich kenne, hattest du bestimmt einen Hintergedanken, so wie: gleich anprobieren und dazu die richtige Kleidung."
"Also, wenn ich ehrlich bin, hatte ich in diese Richtung gedacht."
"Typisch Männer! Jedes Geschenk, das sie einer Frau machen, hat irgend einen egoistischen Hintergrund"
"Tja, Mann muß sehen, wo er bleibt."
"Dann habe ich wohl keine andere Wahl." Beide grinsten sich an.
"Ich bin bald wieder da - entspann dich schon mal." Mit ihren neuen Schuhen und einem verheißungsvollen Lächeln verschwand sie aus dem Zimmer.
Oje, dachte sich Dixon, das kann dauern.
Dixon setzte sich auf den Sessel und wollte sich eine Zigarette anstecken, doch die Schachtel war leer.
"Mist!" Er warf die Schachtel auf den Boden.
Da fing es an!

Es begann mit einem Kribbeln in den Fingerspitzen, das sich blitzartig durch die Arme in den ganzen Körper zog. Er hatte das Gefühl, als würden Tausende Ameisen über in hinwegkrabbeln. Es verstärkte sich immer mehr, bis es zu einem Ziehen und dann zu einem Reißen wurde.
Man konnte es auch äußerlich sehen. Längst hatte er den Pullover ausgezogen und mußte feststellen, das seine Haut überall Risse aufwies. Seltsamerweise spürte er keine Schmerzen. Er war auch viel zu überrascht, um zu schreien. Als sich seine Arme verselbstständigten und einfach zu Boden fielen, war er viel zu überrascht, um zu schreien. Aus den Stümpfen wuchsen bereits mehrere neue Arme. Sein Unterleib wurde immer dicker und runder, und über seinem ganzen Körper wuchsen schwarze Haare. Als er mit ansehen mußte, daß sich auch seine Beine lösten, fiel er in Ohnmacht.

"Scheiße", flüsterte er, als er die Augen öffnete. Er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht durchgezecht. Es wurde ihm siedend heiß, als er sich erinnerte. Schnell schloß er wieder die Augen und fühlte in sich hinein. Ihm wurde bewußt, daß er nicht geträumt hatte. Spürte er noch sich selber? Oder hatte sich etwas verändert? Ja, es hatte. Er war ein völlig anderer, er spürte ganz neue und veränderte Gliedmaßen. Aber er hatte noch ein anderes Gefühl, ein neues Gefühl von Stärke. Eine wahre Power-Energie durchströmte seinen Körper, und war so stark wie nie zuvor. Dixon öffnete wieder die Augen und er schaute an sich herunter. Diesmal fing er sofort laut an zu schreien.

"Eine Spinne, ich habe den Körper einer Spinne!". Er war kurz davor, wieder bewußtlos zu werden. Er schnappte nach Luft. "Wach auf, William, wach auf. Das muß ein Traum sein."
Aber nichts passierte. Er lief ein paar Schritte. Laufen? Tatsächlich, er konnte laufen. Es war ein seltsames Gefühl, sich auf acht Beinen fortzubewegen. Jetzt wußte er auch, woher die Stärke kam. In Relation gesehen sind Spinnen um ein vielfaches stärker als Menschen. Aber das konnte doch alles gar nicht möglich sein. Jetzt viel ihm der Fluch wieder ein. Das war es. Der Fluch war daran Schuld. Dieser Turpan mit seinem verdammten Fluch. Aber wenn es wirklich möglich war, jemanden zu verfluchen, mußte es doch auch eine Möglichkeit geben, den Fluch rückgängig zu machen. Er konnte doch nicht ewig als Spinne mit Menschenkopf herum laufen. Er mußte furchtbar aussehen. Ich muß zu einem Spiegel, dachte er sich. Bisher war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als daß er auf seine Umgebung geachtet hätte. Und deshalb traf ihn nun der nächste Schlag.

Als er in den Spiegel sah, mußte er feststellen, daß sich nicht nur sein Aussehen verändert hatte, auch seine Größe hatte sich verändert. Alles um ihn herum war riesig. Nicht weit von ihm lag die Zigarettenschachtel, die er vorhin weggeworfen hatte. Sie war so groß wie eine Garage. Wenn er sich mit der Größe der Schachtel verglich, mußte er etwa drei Zentimeter groß sein. "Das darf doch alles nicht war sein!" Er schaute sich langsam um. Der Tisch, in der "Ferne" der Rucksack, zu der Uhr - ihm fiel auf, daß seit seiner Verwandlung erst ein paar Minuten vergangen waren. Zunächst dachte er, die Uhr wäre stehengeblieben, doch sie stand nicht. Sie bewegte sich nur viel langsamer. Natürlich, dachte er, Insekten nehmen die Zeit auch langsamer wahr. Er dachte an einen Bericht über Fliegen, die bei einem Film lauter Einzelbilder sehen würden. Er war erstaunt wie klar sein Verstand in dieser Situation arbeitete. Er zählte bis Zehn bis der Sekundenzeiger der Uhr um eins weiter gesprungen war. Wieder schaute er sich um, diesmal blieb sein Blick an seinem Rucksack hängen. Hatte sich dort etwas bewegt? Unsinn, er hatte seines Wissens nach nichts im Rucksack, das sich hätte bewegen können. Und doch! Da war etwas. Wenn er es aus dieser Entfernung richtig erkennen konnte - drei Meter waren für ich schließlich eine riesige Distanz - schob sich irgend etwas unter der Deckklappe des Rucksacks hervor.
Zu seinem Schrecken erkannte er die quicklebendige Gottesanbeterin, die er in Afrika gekauft hatte. Und kaum war sie draußen, öffnete sie die Flügel und hob in seine Richtung ab.

Dixon wußte nicht, was er machen sollte. Wie erstarrt schaute er diesem Tier entgegen, das doch eigentlich schon lange tot gewesen war. Er konnte den Flug genau verfolgen, für ihn lief ja schließlich alles in Zeitlupe ab. Wieder dachte er an den Fluch: "Das Resultat wird dich umbringen". Aber was war das Resultat? Jetzt verstand er den Zusammenhang. Er hatte Geld erhalten. Von dem Geld hatte er das Tier gekauft - und dieses sollte ihn nun umbringen, womit sich der Fluch erfüllen würde. Aber nicht mit mir, dachte sich Dixon. Die Gottesanbeterin war zwar fast doppelt so groß wie er, aber er würde kämpfen. Und so lies er sie kommen. Als das Tier schließlich zur Landung ansetzte, kamen ihm jedoch Zweifel. Sein Gegner sah furchterregend aus.

Große, erbarmungslose Augen und zwei riesige Greifarme. Wie konnte er sich bloß verteidigen? Spinnen hatten Giftzähne. Er jedoch hatte einen menschlichen Kopf. Er wußte auch nicht, ob er überhaupt Spinnenfäden produzieren konnte, um diese als Waffe zu benutzen. Als Dixon noch über seine Möglichkeiten nachdachte, griff sein Gegner an. Ein Arm schnellte nach vorne, und Dixon wollte noch nach hinten springen, als es ihn erwischte. Eines seiner Beine geriet zwischen die zangenartigen Arme des Insektes, aber er hatte so viel Schwung dahinter gelegt, das er nicht gehalten werden konnte - nicht im ganzen!
Ein rasender Schmerz durchfuhr ihn, als das Bein aus seinem Leib gerissen wurde. Doch der Schmerz hielt nicht lange an. Voller Wut drehte er sich um, und mit ganzer Kraft sprang er die Gottesanbeterin an. Es gelang ihm, sie unter sich zu begraben, doch mit Leichtigkeit stieß sie ihn von sich weg und griff erneut an. Wieder verlor Dixon ein Bein. Er sah nun ein, das es zwecklos war, zu kämpfen. Er mußte flüchten, aber wohin? Die Zigarettenschachtel! Das war es. Er paßte bestimmt gut hinein, während seine Gegnerin Probleme bekommen würde. Er versuchte also, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen. Dixon hatte Mühe, vorwärts zu kommen. Nur mit sechs Beinen zu laufen war ziemlich kompliziert. Die Gottesanbeterin nahm seine Verfolgung auf. Kurz vor dem Ziel hatte sie ihn eingeholt. Sie griff abermals an. Wieder erwischte sie ein Bein. Aber Dixon konnte sich nicht erlauben, noch eines zu verlieren. Er würde dann völlig hilflos sein. Also versucht er, sich los zu kämpfen. Das Insekt wollte seine Beute aber nicht loslassen, und zerrte den sich windenden Dixon zu sich heran. Jetzt mußte er sich doch auf die altbekannte Art losreißen.
Diesmal waren die Schmerzen jedoch kaum zu ertragen, doch durch den Schwung schaffte er es tatsächlich, in die rettende Schachtel zu gelangen. Doch zu welchem Preis? Jeder Teil seines Körpers schmerzte, und er konnte sich nur sehr langsam bewegen. Keuchend blieb er liegen, als plötzlich alles zu erbebte. Er wagte sich langsam zum Ausgang. Die Gottesanbeterin hatte damit begonnen, die Schachtel zu bearbeiten. Dixon war sich darüber bewußt, daß sie, würde sie sich klein machen, in die Schachtel eindringen könnte. Doch erst einmal lies sie ab und nahm einen Platz kurz vor dem Eingang ein. Er schaute wieder in ihre kalten Augen und hatte das Gefühl, Triumph darin zu erkennen. Doch dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte, und was Dixon wieder Hoffnung gab.

Plötzlich bildete sich direkt über der Gottesanbeterin ein Schatten. Sie war so auf Dixon fixiert, daß sie dies gar nicht wahr nahm. Doch als sie den Schatten bemerkte, schaute sie sofort nach oben. Doch es war zu spät. Denn in diesem Augenblick trat Marina zu.
Sie war mittlerweile ins Zimmer gekommen, doch keiner der Kontrahenten hatte etwas bemerkt. Das hatte nun fatale Folgen für das Insekt. Es wurde von ihrem Fuß zu Boden gedrückt, und nur ihre Hinterbeine schauten noch seitlich heraus. Der Körper hatte dem Druck nichts entgegenzusetzen, und das Tier wurde zerquetscht. Dixon, der wieder alles in Zeitlupe erlebte, konnte es kaum glauben. Genüßlich hörte er sich die Geräusche an, die entstanden, als die Gottesanbeterin von Marina zertreten und anschließend durch drehende Bewegungen zermalmt wurde. "Der Fluch hat sich nicht erfüllt" dachte er. Und wenn dies zutraf, mußte es für ihn auch einen Weg zurück geben. Er mußte Marina nur davon überzeugen, wer er war.
Und das war bestimmt nicht schwer, schließlich hatte er ja noch seinen ursprünglichen Kopf, und er konnte noch sprechen. Also kam er langsam aus seinem Versteck hervor.
Auch so riesig war Marina eine Schönheit. Und sie hatte auch genau die Kleidung an, die er sich vorgestellt hatte. Er schaute zu ihr hoch, und kurz darauf schaute auch sie zu ihm. "Marina!" Laut schrie er ihren Namen, doch sie zeigte keinerlei Reaktion. "Marina!!" Doch auch diesmal reagierte sie nicht. Statt dessen hob Marina langsam ihren Fuß.
"Marina!!!" Er schrie alles aus sich heraus, doch der Schuh schwebte bereits über ihm. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Die Schuhe hatte er doch auch von seinem Honorar gekauft.
Dixon schaut nach oben, und wie aus höhnisch "grinsten" ihn die Reste der Gottesanbeterin, die noch an der Sohle klebten, an. Jetzt kam ihm zugute, das er alles viel langsamer wahrnahm als normal. So schnell wie es seine restlichen fünf Beine erlaubten, rannte er zurück in die Schachtel. Er schaffte es noch, bevor Marina ihren Fuß senkte. Aber in einer Zigarettenschachtel war er wohl kaum vor einem Menschen sicher. Vielleicht hatte er ja Glück, und Marina verschonte ihn, legte die Schachtel mit ihm vielleicht in den Garten, oder was auch immer.
Er mußte selbst über den Gedanken lachen. Nein, so etwas tut Marina nicht. Sie haßt Spinnen über alles, und es ist ihr schon fast ein sadistisches Vergnügen, eine Spinne zu töten.
Er mußte an den vergangenen Sommer denken. Da fand sie im Garten einen Spinnenkokon, aus dem gerade winzige Spinnen heraus krabbelten. Sie legte das Gebilde auf die Terrasse und zertrat die kleinen Tierchen mit dem Absatz ihre Stöckelschuhe. Irgendwann dauerte es ihr zu lange, und sie zermalmte genüßlich den ganzen Kokon mit den restlichen Spinnen. Als Dixon an dieses Ereignis dachte, wurde ihm bewußt, daß er keine Gnade zu erwarten hatte. Außer, es gelang ihm, Marina zu zeigen, wer er wirklich war. In diesem Moment wurde die Schachtel geschlossen und aufgehoben.

Was hatte sie vor? Die Schmerzen aus dem Kampf hatten nachgelassen, aber er konnte sich immer noch nicht richtig bewegen. Er lauschte dem Klang ihrer Schritte. Nach einer Weile wurden diese lauter. Sie mußten sich nun in der Küche befinden. Aber warum? Ihm fiel eigentlich nur eine Erklärung ein: Sie wollte ihn hier töten, denn auf dem Fliesenboden konnte sie ihn besser wegwischen. Aber noch lebte er, und er hatte dies auch weiterhin vor. Doch jetzt stoppten die Schritte, die Entscheidung nahte.

Bislang war er von Dunkelheit umgeben, doch die Schachtel wurde nun langsam geöffnet. Dixon sah schon bald die Decke der Küche. Da seine Umgebung zu schaukeln schien, hatte Marina die Schachtel wohl noch in der Hand. Und es dauerte nicht lange, bis ihr Gesicht über der Öffnung erschien. Auge in Auge! Jetzt muß sie mich erkennen, dachte Dixon. Doch auch diesmal zeigte sie keine Reaktion. Er wurde unruhig. In diesem Moment wurde die Zigarettenschachtel langsam gekippt. Und mit dem Kippen der Schachtel wurde für Dixon die Lage immer bedrohlicher. Im Grunde hatte Dixon genug Zeit, nach Halt zu suchen, mit seinen verbliebenen Beinen gelang ihm dies jedoch nicht. Immer näher rutschte er an die Öffnung der Schachtel heran. Plötzlich war die Angst wieder da, und er hatte das Gefühl, in die Hosen machen zu müssen. Doch dieses Gefühl hatte eine anderen Ursache, denn plötzlich haftete sein Hinterteil an der Innenseite der Schachtel. Dixon hatte in seiner Panik einen klebrigen Faden produziert, an dem er nun freihängend schaukelte!
Es wußte nicht genau, wie er dies fertiggebracht hatte. Es war ein kitzelndes Gefühl, und er kam sich noch seltsamer vor als zuvor. Jedoch konnte er diesen Fadenausstoß nicht kontrollieren, und langsam wurde dieser immer länger. Die Öffnung zeigte mittlerweile nach unten, so daß er nun kopfüber auf den Fußboden sah. Marina dauerte es wohl zu lange, und sie fing an, die Schachtel zu schütteln. Ruckartig verlängerte sich der Faden, und er rutschte aus der Schachtel heraus. Er hing jetzt in der Luft. Und dieser Ausblick war eigentlich sehenswert. Dixon befand sich gerade knapp über Brusthöhe und konnte wunderbar in den tiefen Ausschnitt seiner Freundin blicken. In diesem Moment dachte er sogar daran, sich hinüber zu schwingen und in ihrem Dekolleté zu verschwinden. Doch Dixon wurde plötzlich aus seinem Traum gerissen, als der Faden wieder durchgerüttelt wurde und er weiter nach unten rutschte. Er versuchte, wieder nach oben zu klettern, fand jedoch keinen Halt. Ihm fehlte dazu einfach die Übung. Wieder glitt er nach unten. Mittlerweile befand er sich in Bauchhöhe. Er schaut an Marina hoch. Ewig weit über ihm befand sich die Zigarettenschachtel, die immer noch festgehalten wurde. Und auch Marina betrachtete er nun länger. Sie sah einfach gigantisch aus. Auch so riesig fand er sie wunderschön. Aber was half ihm das jetzt? Er versuchte noch einmal zu schreien, als es wieder einen Ruck gab, und er sich weiter dem Fußboden näherte. Nun befand Dixon sich bei den Hüften. Marina hatte es nicht für notwendig befunden, Strümpfe anzuziehen. So konnte er ihre leicht gebräunte Haut bewundern. Seine Blicke folgten ihren Beinen nach unten. Sie schienen endlos zu sein. Und weit unten, aus dieser Entfernung noch sehr klein, befanden sich ihre Schuhe. Seine Situation kam ihm immer aussichtsloser vor.

Erneut war er nach unten gesagt. Nun war er auf Kniehöhe! Langsam mußte er sich etwas einfallen lassen, wollte er aus der Sache noch lebend heraus kommen. Aber was? Noch einmal schaute er hinauf. Er fragte sich, wie groß sie eigentlich aus seiner Sicht sei? Hundert Meter? Oder mehr? Was für Alternativen hatte er? Sollte er auf dem Boden aufkommen, war es wohl vorbei. Wegrennen konnte er nicht mehr, dafür waren seine Verletzungen zu stark. Nach oben konnte er auch nicht entwischen, dazu hatte er keine Kraft mehr. Die einzige Möglichkeit die ihm einfiel war sich zu ihrem Bein zu schwingen und daran festzuhalten. Diese Variante würde ihm etwas Zeit geben, und sie mußte irgendwie reagieren. Vielleicht würde sie ihn hastig wegschleuderte, so daß er sich verstecken konnte. Er fing an zu schaukeln. Doch statt sich dem Bein zu nähern, wurde der Faden immer länger, und er näherte sich weiter dem Boden.

Er befand sich jetzt knapp über dem Boden. Ganz deutlich konnte er die Schuhe sehen, die er Marina geschenkt hatte. Das also war sein Todesurteil. Marina wurde langsam ungeduldig. Sie hob ihre linke Fußspitze kurz an, ließ sie aber gleich wieder sinken. Dabei entstand ein lautes, schallendes Geräusch, das Dixon in den Ohren weh tat. Dixon resignierte. Was konnte es für einen schöneren Tod geben, als von einer wunderschönen Frau zertreten zu werden? Das war das einzige Positive, daß ihm einfiel. Er hoffte jetzt nur noch, daß sie schnell machten, und ihn nicht so lange leiden lassen würde.
Er schaute noch einmal an ihr hinauf. Er wollte ihr dabei in die Augen sehen. Die Augen, die einmal seine große Liebe bedeuteten. Es war ein weiter Weg gewesen. Sein Körper berührte jetzt den Boden.

Wenige Minuten zuvor hatte sie die Gottesanbeterin mit dem linken Fuß zertreten. Diesmal hob sie den rechten. Dixon nahm immer noch alles in Zeitlupe war. Der Fuß stieg langsam in die Höhe. Er kam ihm wie ein riesiges Raumschiff vor. Und genau wie in dem Film Independence Day schob sich ein riesiger Schatten über ihn. Konnte er kurz zuvor noch in die Augen seiner Freundin schauen, so sah er jetzt nur noch auf deren Schuhsohle. In solchen Momenten soll angeblich das ganze Leben an einem vorbei ziehen. Dixon jedoch dachte an nichts mehr, bis er ein Brummen wahrnahm. Ein dunkles Geräusch, fremd, aber trotzdem irgendwie vertraut. Es kam ihm vor wie eine dumpfe, langsame Klingel.
Ein wahnwitziger Gedanke überkam ihn. War es sein Wecker? Träumte er alles? Würde er gleich in seinem Bett aufwachen? Ist der Alptraum zu Ende? Nichts dergleichen geschah. Das "Raumschiff" jedoch zog sich zurück. "Das gibt's doch nicht", dacht Dixon. Er versuchte sich auf das rettende Geräusch zu konzentrieren. Natürlich, das Telefon! Das Brummen war das Klingeln des Telefons. Und Marina ließ tatsächlich von ihm ab, und ging zu dem Apparat. Dixon konnte es nicht fassen. Das war seine Chance. Er schaute Marina nach. Es sah gigantisch aus, wie sich das riesige Geschöpf bewegte. Bei jedem Schritt vibrierte der ganze Boden. Er mußte versuchen, sich unter den Küchenschrank zu flüchten, aber das war ein weiter Weg. Marina hatte mittlerweile das Telefon erreicht und es abgehoben. Leider drehte sie sich dabei zu ihm um und behielt ihn im Auge. Wenn er jetzt all seine Kraft zusammennahm, konnte er es schaffen. Hatte sich bisher langsam bewegt, so sollte sich das nun ändern. Er lief los.

Nach ein paar Schritten machte er den ersten Purzelbaum. Er rappelte sich wieder auf, um kurz darauf kopfüber auf dem Rücken zu landen. Ihn schmerzte jede Faser seines Körpers. "Reiß dich zusammen", sagte er zu sich selbst. Er kam auf die Beine, sackte aber gleich wieder zusammen. Schnaufend blieb er liegen. Er konnte nicht mehr. Ihm blieb nur noch eins: warten. Er schaute zu Marina. Und wartete. Solange bis sie auflegte. Schritt für Schritt kam sie näher. Auch diesmal spürte er jeden Schritt. Sie stoppte vor ihm. Wieder war es der rechte Fuß, der sich langsam über ihm erhob. Und diesmal setzte sie zunächst den Absatz auf. Die Schuhsohle schwebte noch über Dixon. Vielleicht das letzte Mal konnte er, am Schuh vorbei, zu ihr hochsehen. Dann wurde ihm auch diese Sicht verwehrt. Langsam senkte sie ihren Fuß. Dixon hoffte nur noch, das die Schmerzen nicht zu groß sein würden. Jetzt kam es zum Kontakt. Dixon spürte, wie sein Hinterleib immer mehr zusammengedrückt wurde, bis er schließlich platzte.
Ein Schmerzensschrei kam aus seinem Mund, bis sein Gesicht mit der Sohle in Berührung kam. Einen Sekundenbruchteil später hielt auch sein Kopf dem Druck nicht mehr stand. Ein letztes, knackendes Geräusch. Daß Marina ihren Fuß noch ein paarmal herumdrehte, bekam Dixon nicht mehr mit. Der Fluch hatte sich letztendlich doch erfüllt.

Seit ein paar Tagen wird der indische Kaufmann Moniek vermißt. Man spricht von Entführung oder schlimmerem. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte. Und die Angestellten haben Angst um ihren Job. So auch die junge Sekretärin, die gerade in seinem Büro für Ordnung sorgt. Sie hat keine Ahnung, was mit ihm wirklich geschehen ist. Sonst hätte sie wohl kaum die Spinne, die unter seinem Schreibtisch war, einfach zertreten. ENDE!

Hier sollte eigentlich was geisreiches stehen wie bei den anderen aber ich weiss nichts und deshalb schreib ichh das hier.


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Düstere Legenden

20.12.2004 um 19:24
@flowers
schreibe auch grad an einer story, wenn du willst kann ich den anfang hier mal reinsetzen.

In Arcadia Ego

My heart's broke,
but I've some glue (Kurt Cobain)



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Düstere Legenden

20.12.2004 um 20:04
Mach des mal ich hab hier auch schon eine eigene reingesetzt des is wunderbar.


wir freuen uns immer über neues Zeug.

Ich hab noch ein copy die Geschichte is zu genial. Danach schreib ich wieder selber*schwör*:

Unser König ist geboren (überarbeitete Version)

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Unser König ist geboren

„Wie ist das mit deinem Finger eigentlich passiert“, fragte Max vorsichtig. Er hatte noch nie mit seinem Freund über das Thema geredet. Er war sich irgendwie sicher, dass es Raphael peinlich sein würde. Und wahrscheinlich war es irgendein dummer Unfall oder Geburtsfehler gewesen, aber trotzdem nagte da etwas in ihm: Mitgefühl? Nein, Neugier!
„Ach das“, sagte Raphael und blickte in Max Gesicht. „Das ist eine längere Geschichte. Ich will sie dir aber jetzt wirklich nicht erzählen.“
Max sah aus dem Fenster des Autos, dann wieder auf die Hand von Raphael. Natürlich wollte er sie nicht anstarren, aber es war so seltsam. Es ist immer seltsam, wenn etwas fehlt, was eigentlich da sein sollte.
„Wo fahren wir jetzt noch einmal hin“, wollte Max sicher zum zehnten Mal wissen. Aber bis jetzt hatte ihm sein Freund noch nicht geantwortet. Er tat immer so, als würde er ihn nicht verstehen.
„Sei mal bitte leise. Ich muß mich auf den Straßenverkehr konzentrieren!“
„Es sind außer uns überhaupt gar keine Autos unterwegs. Gegen wen willst du denn da fahren“, antwortete Max.
„Deswegen muß ich mich ja gerade konzentrieren. Kannst ja mal das Radio anschalten!“
Max drehte am Sendeknopf, bis er schließlich was Gutes fand. Dann verschwand die Freuqeunz Max machte sich nicht die Mühe, das Radio wieder auszuschalten. Das leise Geräusch der Frequenzlosigkeit vermischte sich mit dem unermüdlichen Regen, der wie ein schlecht gestimmtes Orchester gegen die Fenster prasselte.
„So, wir sind gleich da“, sagte Raphael. Max fand, dass sich sein Freund wirklich seltsam angezogen hatte. So würde er auf keiner Party gut ankommen. Ein langer ausgefranster Pullover mit Verzierungen. Auf der rechten Brust war etwas gestickt, dass an ein Logo einer Fußballmannschaft erinnerte.
„Und wo sind wir jetzt hingefahren?“
„Bevor ich dir alles erkläre, will ich mich zuerst einmal entschuldigen. Und ich kann auch verstehen, wenn du sofort wieder zurückfahren willst. Ich könnte sogar verstehen, wenn du das Auto nimmst und mich hier zurückläßt. Dennoch hoffe ich insgeheim, dass du das nicht tust!“
Max nickte.
„Red dir deine Sorgen ruhig von der Leber, ich bin ja nix anderes, als eine private Seelsorge. Aber komm bitte mal zur Sache! Ob ich die Entschuldigung für diese kleine Entführung annehme, entscheide ich dann.“
„Also, du fragst dich doch sicher, was ich Mittwochabends immer mache. Jetzt weißt du es“, sagte Raphael, aber Max unterbrach ihn.
„Du fährst also Mittwochabends immer unnütz in der Gegend herum und hörst dir Kassetten an...“
„Siehst du das Gebäude dort hinten. Das neben dem Parkplatz. Dort ist unser Hauptquartier, unser Geheimversteck. Du wolltest ja wissen, warum mir mein kleiner Finger fehlt. Wenn du mitkommst, wirst du es heute Abend sicher noch erfahren!“
„Und was geht da ab, wenn man mal fragen darf. Doch hoffentlich keine illegalen Hühnerkämpfe oder SM- Treffen.“
Raphael sah wieder aus dem Fenster, genau zu dem Gebäude. Sein Gesicht wirkte unsicher, ganz so, als wäre er sich nicht sicher, welche die richtige Tür ist, um den Ausgang zu finden.
„Wir sind doch Freunde, oder? Und obwohl wir Freunde sind, hab ich mich nicht getraut, es dir zu sagen. Denn die Leute mögen nicht, wenn sie andersartige Menschen sehen. Ich hatte Angst, du würdest es nicht verstehen, wenn du wüßtest, wo ich Mittwochs immer hingehe. Dort treffen sich einfach nur ein paar sehr nette Menschen und reden viel miteinander.“
Max dachte eine Minute nach. Wenn er jetzt noch losfahren würde, könnte er es ohne Probleme noch vor Mitternacht nach Hause schaffen. Dann blickte er wieder auf den Finger von Raphael. Oder eher auf den nicht vorhandenen Finger. Vom untersten Gelenk war noch ein Stückchen über. Max konnte genau erkennen, wie sich dieses Gelenkstück bewegte. Es war widerlich, als würde ein halbtotes Tier noch elendig zucken und ihn dabei mit seinen sterbenden Augen ansehen. Neugier stieg wieder in ihm auf, oder war es doch Mitleid, das ihn bewegte?
„Ich komm schon mit. Wenn du mir dafür morgen ein Bier ausgibst!“
Die beiden stiegen aus dem Auto, Max vergaß das Radio auszuschalten. Am nächsten Morgen würde die Autobatterie leer sein, aber das wäre Max dann ziemlich egal, nur wußte er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Autotür krachte ins Schloss, es hatte etwas endgültiges an sich.

Die beiden überquerten den fast leeren Parkplatz. Vor dem Gebäude parkten vier Autos. Das Haus war auf den ersten Blick vollkommen fensterlos. Max war sich sicher, dass es oben große Luken gab, durch die am Tage Licht kam. Das Portal wurde von einer kleinen Lampe beleuchtet, Max konnte keinen Türgriff erkennen.
Dann trat Raphael an ihm vorbei und klopfte gegen die Tür. Es schien sich um ein bestimmtes Signal zu handeln.
„Das ist unser Code. Hört sich natürlich übertrieben an, aber das ist eine unserer Regeln. Ohne den Klopfcode kommt niemand bei uns rein“, erklärte Raphael.
Dann hörten die beiden Schritte von der anderen Seite. Die Tür öffnete sich langsam und ein Mann mit einem großen Hut, der früher einmal ein Zylinder gewesen sein mußte, öffnete ihnen. Der Hut sah eigenartig eingesunken aus, als wäre er mit Blei beladen. Der Mann blickte sie freudig an, dann umarmte er Raphael.
„Guten Abend. Wieder mal der letzte im Bunde. Nur hereinspaziert. Und Besuch hast du auch noch mitgebracht“, sagte der Mann.
„Ja, das ist Max. Er ist ein guter Freund von mir.“
„Und er ist einer von un...“, fragte der Mann, aber Raphael unterbrach ihn schnell:
„Nein, nein.“
Der Mann nickte enttäuscht und ging einen Schritt zurück. Dann reichte er auch Max seine Hand und sprach freundlich:
„Willkommen. Mein Name ist Theo, so können Sie mich auch nennen. Nur hereinspaziert.“
Max folgte den beiden in das Haus. Es war nicht sonderlich heller im Inneren des Hauses. An den Seiten des Ganges hingen kleine Halogenlampen, die den Raum nur sporadisch aufhellten. Max versuchte zu verstehen, worüber sich die beiden unterhielten, aber der laue Regen versenkte die leisen Worte der Beiden in der Nacht.
Dann hörte er Stimmen, erst ganz leise, dann lauter.

Sie betraten einen großen Raum. Nur in den Ecken hingen schwache Lampen, die verzweifelt versuchten, die Dunkelheit zu bekämpfen. Und Max hatte tatsächlich recht behalten. An den Seitenwänden gab es keine Fenster. Aber als er nach oben schaute, konnte er den Sternenhimmel sehen.
Die Stimmen, die er gehört hatte, waren von etwa 40 Menschen, die in dem Raum standen. Die meisten unterhielten sich angeregt, schauten aber auf, als die Neuankömmlinge den Raum betraten.
„Endlich sind wir komplett“, hörte er eine Stimme sagen.
Theo, der Mann mit dem Hut, entfernte sich von den Beiden.
„Und was ist das jetzt für ein Laden, Raph...?“
Plötzlich bemerkte Max, dass er ganz alleine dastand. Auch Raphael hatte sich aus dem Staub gemacht. Verzweifelt schaute er sich nach ihm um und suchte nach seinem Freund. Verzweiflung und Unwohlsein machte sich in Max breit. Plötzlich kamen ihm die Menschen nicht mehr menschlich vor, als wäre er in eine Schlangengrube gefallen. War es eine gute Idee gewesen, sich hier in diesen seltsamen Kreis von Menschen einzuschleichen? Der Finger, dachte Max und suchte den Raum weiter ab.
An der rechten Seite stand eine kleine Bar. Auch sie war schwach erleuchtet, doch konnte er viele Flaschen ausmachen, die aufgereiht in einem Schrank standen.
Max bahnte sich einen Weg durch die Leute. Er versuchte in die Gesichter der Leute zu sehen, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Es war fast unmöglich, nicht gegen irgendjemanden zu laufen. Langsam fragte sich Max, ob er nicht doch lieber zurück zum Auto gehen sollte. Das schien hier eine ziemlich seltsame Gesellschaft zu sein.

„Ähm, haben sie Theo oder Raphael gesehen“, fragte er einen Mann, der einsam in einer Ecke stand. Der Mann hatte irgendeine Apparatur in der Hand. Geheimnisvoll blickte er ihn an.
„Oh, ein Neuer im Bunde. Ja, ich habe Theo dort hinten gesehen. Der Mann dort mit dem Hut. Wieviel haben Sie? Ich habe nur eine, aber dafür eine ziemlich Unangenehme.“
„Nein.“ Max, der keine Ahnung hatte, wovon der Mann sprach, nickte aber trotzdem.
Er war froh, von dem Mann weggekommen zu sein. Als er wegging, hörte er, wie der Mann einen seltsamen Zischton von sich gab.
Dann erreichte er Theo. Aber es war so dunkel, dass er eigentlich nur den Hut sah, der sich von der Dunkelheit abtat.
„Äh, Theo“, sagte Max.
Er kam näher und trat dabei auf den Fuß von Theo, aber dieser schien es nicht zu bemerken. Für einen kurzen Moment hielt Max die Luft an, er spürte, wie ihn duzende der Umstehenden ansahen.
„Entschuldigen Sie, haben Sie Raphael gesehen. Ich muß ihn irgendwie verloren haben. Eben war er noch da und dann war er plötzlich weg. Kann man hier denn auch nicht mal ein Licht anschalten. Das ist doch nicht gesund!“
Theo drehte sich um.
„Sie? Können Sie sich nicht alleine beschäftigen. Sehen Sie denn nicht, dass ich mich gerade unterhalte.“
Max war erstaunt. Solch eine Schroffheit hatte er nicht erwartet.
„Also haben Sie ihn nicht gesehen.“
Theo zuckte mit den Achseln und zeigte mit der Hand in eine Ecke des Raumes. Dann sagte er ihm, dass er sich dort mal umschauen sollte. Raphael würde dort meistens sitzen.
Max fühlte sich einsam und von seinem Freund verraten. Erst wollte er so dringend, dass er mitkommen sollte und dann ließ er ihn so im Stich. Und tatsächlich war Raphael in der Ecke. Die schwache Lampe erhellte seinen Umriß schwach, aber er war nicht alleine. Er unterhielt sich mit einem Mädchen, das lässig in der Ecke stand.
„Daher weht also der Wind“, dachte sich Max.
Raphael hatte immer noch seinen schrecklichen Pullover an. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch, aber nicht von der Sorte, die sich die Fingernägel machen ließen und selbst im Winter kurze Röcke anziehen. Sie hatte lange, blonde Haare, die sie über die Ohren zu einem Zopf zusammengebunden hatte.

„Raphael, ich habe dich schon überall gesucht. Warum bist du denn abgehauen“, sagte er und klopfte dabei gegen seinen Rücken.
„Tut mir leid, aber ich muß dich irgendwie beim Eingang verloren haben. Außerdem wollte ich, dass du einen Einblick in unsere Gesellschaft bekommst“, antwortete Raphael.
Jetzt hatte auch das Mädchen den Neuankömmling bemerkt und lächelte ihn süß an. Die Augen von Max und ihr trafen sich für einen kurzen Augenblick, wie herrlich sie ihn doch ansehen konnte.
„Willst du mir nicht deinen Freund vorstellen“, fragte das Mädchen und blickte Max wieder in die Augen. Max blickte zurück und fragte sich, wie nah sich die beiden wohl stehen würden. Er hatte sie noch nie gesehen, nicht einmal auf einem Photo. Also waren Raphael und dieses Mädchen wohl nur flüchtige Bekannte. Und wenn schon? Immerhin hatte Raphael ihn ja hierhin mitgenommen.
„Das ist Max, einer meiner besten Freunde. Ich hab ihn mitgeschleppt. Und das ist Sara“, sagte Raphael und zeigte auf das Mädchen.
„Erfreut, dich kennen zu lernen!“
„Ganz meinerseits“
Jetzt hatten sich die Beiden intensiv in die Augen geschaut. Sie hatte wunderschöne Augen. "Wie Diamanten", dachte Max.
„Und er gehört zu uns? Wie viele hat er denn?“, wollte Sara wissen, aber Raphael antwortete wieder schnell und blockte den verdutzten Max so ab.
„Nein, er ist nur zu Besuch. Ein vollkommen Unbeteiligter.“
„Aber was ja nicht ist, kann ja noch werden. Oder nicht?“
Er hatte keine Ahnung, wovon Sara eigentlich gesprochen hatte. Schon der Mann mit der kleinen Apparatur hatte ihm eine Frage in dieser Richtung gestellt.
„Das wäre natürlich erfreulich. Wir freuen uns immer über Neue im Bunde. Nicht wahr, Raphael?“
Raphael nickte und sah sich um.
„Willst du was trinken, Max“, fragte er.
„Toll, die Getränke sind umsonst“, sagte Sara und nahm Max an der Hand.
Ihr Händedruck war toll. Es war doch eine gute Entscheidung gewesen, hierher zu kommen. Und sei es nur, um dieses Mädchen zu berühren. Er roch ihr Parfum, er fühlte ihre Haare auf seinem Arm, er konnte trotz der Dunkelheit ihre schmalen Hüften unter dem engen Kleid sehen.
So gingen die drei zur Bar zurück. Unterwegs rempelte Max mehrere Leute an. Manchmal beschwerten sich die Leute lauthals, manchmal blieben sie stumm. Viele der Leute nickten nur, die meisten Gespräche verloren sich in einem Strudel aus losen Geschwätz. Er spürte ihre Blicke, aber sie hatten eigentlich nichts bösartiges an sich, sie schienen fast einladend.
„Können Sie denn nicht aufpassen, wo Sie hinlaufen“, rief auf einmal eine Stimme von unten.
Max erkannte, dass er gegen einen Rollstuhl gelaufen war. Die Person im Rollstuhl brüllte ihn weiter an und beschimpfte ihn.
Aber Max konnte sich nicht entschuldigen. Sara schleifte ihn schon weiter.

Als sie bei der Bar angekommen waren, merkte Max, dass Raphael wieder verschwunden war. Er mußte sich im Getümmel von ihnen gelöst haben. „Wahrscheinlich muß er sich mit irgendwelchen von den Spinnern hier unterhalten“, dachte Max. Ihm war es egal, es war ihm eigentlich sogar recht. Er bemerkte, dass es ihm fast unmöglich geworden war, die Blicke von seiner neuen Bekanntschaft abzuwenden.
Sara schenkte ihm einen Wodka ein. Ohne nachzudenken schluckte er die klare Flüssigkeit runter und schmeckte den bitteren Nachgeschmack, der sich wie ein Tuch auf seine Seele legte. Wieder füllte sie das Glas.
„Woher kennst du denn Raphael“, wollte Max schließlich wissen.
Aber er wurde von einer Stimme unterbrochen. Erst war er sich sicher, dass Raphael eifersüchtig geworden war und ihn jetzt vertreiben würde. Aber es war der Mann mit der kleinen Apparatur in der Hand. Er zischte wieder kurz und setzte sich dann neben die Beiden.
„Könnten Sie das mal eben halten, während ich meine Schuhe binde?“
Max nahm den zehn Zentimeter langen, stabförmigen Gegenstand in die Hand. Es war ein seltsames Metall mit einer Art Griff an einem Ende. Sara sah ihn belustigend an, als wenn sie über einen alten Witz nachdenken würde.
Dann sah der Mann wieder auf und fing an zu reden. Max wollte ihm den Gegenstand wiedergeben, aber der Mann machte nicht die Anstalten ihn zurückzunehmen.
„Wissen Sie eigentlich schon, seit wie vielen Jahren ich keine Frau mehr im Bett hatte? Oder fragen wir andersherum. Wie alt sind Sie, mein junger Herr?“
"21" sagte Max "Bald 22"
„Dann könnte ich theoretisch noch ihr Vater sein, müssen Sie wissen. Denn es ist jetzt genau 23 Jahre her, dass mich meine Frau verlassen hat. Und wie sie mich damals verlassen hat. Mit vielen Tränen und mit noch mehr Blut. Aber wieso erzähle ich ihnen das schon? Sie haben ja sicher ihr eigenes Schicksal.“
Sara aber bat ihn, weiter zu erzählen.
„Na gut, wenn Sie mich so höflich bitten. Also damals, vor nun mehr 23 Jahren habe ich zum letzten Mal mit einer Frau geschlafen, wohl gemerkt mit meiner eigenen Frau. Dumm nur, dass meine Alte dann so ausgerastet ist, dass sie mir mein Ding abgeschnitten hat. Seitdem könnte man mich ohne Gelächter als Eunuchen bezeichnen. Traurig, nicht wahr?“
Die Beiden nickten und Max fragte sich ernsthaft, ob der Typ nicht total bekloppt ist. Aber der Mann erzählte immer weiter:
„Und dann wollte natürlich keine Frau mehr mit mir ficken. Einmal haben diese Ärzte versucht, mir was neues zu verpflanzen. Hat aber auch nicht funktioniert, leider! Und jetzt will niemand mehr mit mir schlafen. Nicht mal diese alten Nutten. Oder Sara, willst du mit mir schlafen?“
„Sicher nicht, Tonny. Ganz sicher nicht“, antwortete Sara und fing wieder an zu lachen.
„Da sehen Sie es, mein Herr. Ich wünschte nur, dass ich eine bewegliche Zunge hätte. Aber auch damit klappt es nicht so recht. Ich krieg meine Zunge kaum einen Zentimeter aus meinem Maul heraus.“
Max schloß instinktiv seine Augen, weil er sicher nicht sehen wollte, wie der Mann seine ekelhafte Zunge auspackte.
„Aber das schlimmste ist immer noch mein täglicher Stuhlgang. Diese Schmerzen sind unerträglich, das müssen Sie mir glauben.“
Manchmal wünscht man sich echt, man hätte keine Phantasie. Dann wünscht man sich, man würde nicht an etwas so Ekelhaftes denken müssen. Doch Max konnte nicht anders. Er dachte wirklich daran, wie sich dieser Mann über eine Toilette beugte und qualvoll auf das Ende der Leidensprozedur wartete.
Plötzlich spürte er wieder den Gegenstand in seinen Händen.
„Hier haben Sie ihren Gegenstand wieder. Herr Tonny!“
Aber Tonny nahm es ihm nicht ab, statt dessen fing er wieder an zu zischen.
„Da haben Sie es. Ich habe es schon geschafft, nur noch einmal am Tag pissen zu müssen. Das erforderte echt viel Disziplin. Aber ohne meine kleine Hilfe wäre selbst das unmöglich. Wissen Sie überhaupt, wie schlimm es ist, nichts in seinen Händen zu spüren, wenn man da unten sucht. Ohne meinen kleinen Stabersatz wäre ich sicher schon verrückt geworden!“
Max stellte sich vor, wie dieser Tonny zu Hause mit einem überdimensionalen Dildo spielen würde. Plötzlich mußte er lachen.
„Jetzt können Sie mir meinen Stabersatz ruhig wieder geben. Ich muß nämlich ziemlich dringend!“
Und plötzlich begriff Max, was er da die ganze Zeit in den Händen hielt. Vor Ekel ließ er das silberne Ding fallen. Sara amüsierte sich köstlich. Sie lachte so laut, dass sich ihre Haare zu lösen begannen. Sofort hörte sie auf zu lachen und flechtete die Haarsträhnen sorgfältig über die Ohren.
„Das macht er immer mit jedem Gast. Ist doch lustig“, sagte sie.
„Der Partywitz des Jahres“, schmollte Max. Aber eigentlich konnte er nicht böse auf sie sein, ein Blick auf ihre Lippen ließen jedes schlechte Gefühl in ihm verstummen.
„Als Ausgleich für meine Schadenfreude werde ich dir jetzt den Rest des Hauses zeigen“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Und Max meinte so etwas wie Sehnsucht in ihrer Stimme zu hören.

Max folgte Sara wieder durch die dichte Menschenmasse. Er sah Raphael angeregt mit Theo reden. Doch sein Freund interessierte ihn jetzt wirklich nicht.
„Wo gehen wir hin“, fragte Max, als sie die Eingangstür erreicht hatten. Beide traten in den Gang, durch den Max vor über zwei Stunden eingetreten war.
„Dort hinten ist unser kleiner Versammlungsraum. Ich will dir nur etwas zeigen. Los, komm schon!“
Er hatte die unscheinbare Tür beim Reinkommen überhaupt nicht gesehen. Als sie in den um einiges kleineren Raum eintraten, wurde Max vom hellen Licht überrascht. Das plötzliche Weiß kontrastierte mit dem dunklen Rest des Hauses. Es schmerzte in seinen Augen.
Sara hatte den Lichtschalter betätigt und die Tür hinter den beiden zugeschlossen. In der Mitte des Zimmers stand als einziges Möbelstück eine kleine Kinderwiege. Sie war schneeweiß gestrichen und mit kleinen Decken gepolstert. Fast erwartete Max das Kreischen eines Kleinkindes aus dem Inneren der Wiege zu hören.
„Da ist kein Baby drin, du Dummerchen“, sagte Sara, als sie Max prüfenden Blick sah.
„Was ist denn das für ein Raum?“
„Hier werden unsere neuen Mitglieder immer aufgenommen. Auch ich bin hier aufgenommen worden. Damals vor zwei Jahren.“
„Welchen Zweck hat denn diese Veranstaltung. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber hier laufen ein paar echt seltsame Menschen herum. Zum Beispiel dieser Theo. Obwohl ich ihm auf den Fuß getreten bin, hat der mich nicht beachten wollen“, sagte Max.
„Einen echten Sinn hat diese Versammlung eigentlich nicht. Wir treffen uns einfach hier und warten. Aber frage nicht soviel.“
Sara nahm die Decken aus der Wiege und breitete sie auf dem kalten Boden aus. Dann sah sie sich zu Max um:
„Willst du zu uns dazu gehören.“
Erst wußte Max nichts zu sagen, dann sagte er: „Ja“
„Und willst du mit mir schlafen?“
Max ging auf sie zu und sie umarmten sich. Er wollte sie küssen, aber sie stieß ihn leicht zurück.
„Was willst du dafür geben. Denn nur so kannst du bei mir bleiben. Dies ist mein Leben, woanders wirst du mich nie treffen?“
„Ich will alles dafür geben, nur um dazu zu gehören“, sagte Max und küsste sie. Er wollte mit seinen Händen durch ihr wunderbares Haar streichen. Doch Sara kniete sich auf den Boden und begann langsam die Hose von Max auszuziehen. Jede Berührung schmerzte wie heißer Kerzenwachs und mit jedem neuen Tropfen der Leidenschaft versiegte der Schmerz und wurde zu reinem Wohlgefühl. Max glaubte zwischendurch, nichts mehr zu spüren und plötzlich bemerkte ein Teil in ihm, dass er unendlich müde wurde.

******
Max erwachte, als er von weit her Stimmen hörte. Es war gespenstisch still, die Sterne oben im Himmel stachen ihm wie kleine Heftzwecken in die Augen.
Er stand auf, seine Arme und Beine taten ihm weh. Jeder Schritt schmerzte, als wenn dicke Stahlstöcke gegen jeden Muskel gepreßt würden. Nach einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit erkannte er, wo er war.
Die kleine Bar mit den vielen Flaschen war nur zwei Meter von ihm entfernt. Es war offensichtlich niemand im großen Raum. Obwohl das bei der andauernden Dunkelheit nicht genau zu sagen war.
„Jemand da“, sagte er leise. Er dachte an Sara. Wo war sie nur und was war nur passiert? Hatte er mit ihr geschlafen, oder war alles nur ein Traum gewesen? Wo war Raphael?
Wieder konnte er das leise Wispern hören.
Max war aufgestanden und humpelte zur Bar. Ein Schluck Wodka war immer noch in einem Glas über, direkt daneben lag ein langes und sicher scharfes Messer. Er trank ihn und stellte fest, das es nur Wasser war. Vor Zorn schmiß er das Glas auf den Boden und es zerbarst.
„Ich mach da nicht mit. Das geht doch eindeutig zu weit“, schrie eine Stimme. Vermutlich waren die anderen im kleinen Raum mit der Wiege. Oder hatte er das auch nur geträumt?
Die Dunkelheit machte es ihm schwer, den Ausgang zu finden. Langsam schienen sich seine Gelenke wieder zu erholen. Aber sein Rücken war irgendwie merkwürdig verkrampft.
Ziscccchhhhhh
Was war das? Max drehte sich um und spürte sofort den stechenden Schmerz in seinem Rücken.
„Hallo. Raphael? Sara? Wäre ich doch nur zu hause geblieben!“
Wenn das ein Kater war, dann war es sicher der schlimmste, den er je gehabt hatte. Er hatte das Gefühl, als wenn ein Tier mit spitzen Krallen ihm den Rücken runterrutschen würde.
Ziscccchhhhh
Max kam sich blöd vor. Da war überhaupt niemand, aber das Zischen erinnerte ihn stark an das Geräusch, was Tonny von sich gegeben hatte.
Irgendwo lachte jemand laut auf. Max hatte endlich die Tür erreicht, sie war verschlossen. Er war also eingeschlossen und um ihn herum war nur Dunkelheit. Das einzige Licht kam aus der Türritze. Er sah sehnsüchtig auf den Spalt herunter. Was dachten sich diese Leute wohl dabei?
Ziscccchhhhh
Diesmal hatte Max bemerkt, woher das leise Geräusch kam. In der Ecke ihm gegenüber schien etwas auf dem Boden zu liegen. Doch erst versuchte er einen Lichtschalter zu suchen, aber es war keiner da.
„Hallo“, sagte er in den Raum hinein. Aber die reglose Gestalt in der Ecke blieb liegen. Er tastete sich weiter nach vorne. Max wünschte, er hätte etwas zum festhalten. So durch die Dunkelheit des Mitte des Raumes zu gehen, war wie ein freier Fall. Jeder Schritt schien eine Prüfung, jeder Atemzug wie eine Hürde.
Dann bewegte sich die Gestalt und gab wieder dieses Geräusch von sich.
Ziscccchhhh
******

„Ich gehe jetzt auf jeden Fall. Das war heute das letzte Mal, dass ich zu dieser Versammlung gekommen bin!“ rief eine erboste Stimme.
“Aber er hat es so gewollt, wir müssen die Wünsche eines jeden Mitgliedes respektieren!“
Zwei Männer versuchten, die erboste Frau festzuhalten.
„Last mich los, ihr habt mir nichts zu befehlen. Wenn ihr mich festhaltet, zerstört ihr alles, an das wir glauben!“
„RUHE, es reicht jetzt wirklich. Last sie doch gehen, Mitglieder haben wir doch genug, aber wenn jetzt jemand geht, verpasst er das wichtigste Ereignis seit Jahren und kann somit nie wieder zurück kommen“, rief Theo und hob seine Arme in die Luft. „Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht mehr zu sagen habe, als ihr alle. Aber könnt ihr denn nicht sehen, welcher Augenblick gekommen ist? Seit ihr jetzt blind, wo ihr doch die vielen Jahre seit dem letzten Dahinscheiden so begehrlich sehen wolltet.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte eine Person, die sich durch den engen Raum nach vorne kämpfte. Es war Raphael, seine Blicke durchstreiften das Zimmer. Angstschweiß rann ihm das Gesicht herunter.
„Das es ganz alleine seine Entscheidung gewesen ist und ihm niemand reingeredet hat“, brüllte Theo und fast wäre ihm sein Hut heruntergefallen.
„Ja“, sagte Sara und Raphael spürte ihre sehnsüchtigen Blicke. Wieso hatte Max ihn bloß so verraten? Er hatte ihm doch alles anvertraut, ihn als Freund bezeichnet. Ein Grinsen, teuflisch verzerrt, schwirrte über sein Gesicht. Der eben noch störende Schweiß verwandelte sich in kühles Wasser.
„Du hast recht, Theo!“, sagte er und ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken, als der Koffer herausgeholt wurde und sich die Menschenmenge dem schlafenden Max näherte.

******
Max war für einen kurzen Moment stehen geblieben. Das Wesen auf dem Boden bewegte sich jetzt. Wie eine Robbe schleppte es sich auf ihn zu. Hier stimmte doch etwas nicht. Dann war er nahe genug, um das Wesen zu erkennen.
Es war doch ein Mensch. Ein Mann, dessen Gesicht er nicht erkennen konnte, lag gekrümmt und schlafend auf den kalten Kacheln.
„Hey“, sagte Max und merkte, wie dieses kleine, sinnlose Wort von den Wänden widerhallte.
„Alles klar mit dir?“
Vorsichtig ging er auf den Mann zu, seine Hände zitterten und sein Körper verkrampfte sich immer weiter. Er war sich nicht sicher, ob es die Müdigkeit oder der Alkohol war, der ihm die Sicht vernebelte.
Max kniete sich hin, sein Arm bewegte sich auf den Mann zu und plötzlich bewegte sich die liegende Gestalt.
Er wand sich, seine Arme schlugen wie leblos auf den Boden.
Damit wollte Max sicher nichts zu tun haben, wie in einem Traum drehte er sich, aber nicht schnell genug, um das Gesicht nicht zu sehen. Blutende Augen, herausgestochen und zerfallen blickten ihn an. Es war nichts menschliches in ihnen.
Das Ding dort auf dem Boden fing erneut an zu zischen.
„Hör auf zu Zischen, du Idiot!“ schrie er.
Dies war ein Traum, aber wem er gehörte, dass wußte Max nicht. Wenn er den Protagonist war, was wurde dann von ihm erwartet?
„Es gibt kein Script, die einzige Regieanweisung ist, ihn zu töten“, flüsterte ihm eine Frauenstimme ins Ohr und er spürte einen kleinen Druck auf seiner Schulter. Er drehte sich um, aber da war niemand.
„Töte ihn!“
Wohin sollte ihn dieser Traum führen?
„Du wirst erwachen“, antwortete ihm die Frau. „Nimm das Messer von der Bar, es ist scharf und es schneidet!“
Das Gesicht des Mannes schien zu verschwimmen und nahm in der nächsten Sekunde wieder feste Konturen an. Wann er sich das Messer von der Bar geholt hatte, wußte er nicht mehr. Er konnte sich nicht erinnern, auch nur einen Schritt getan zu haben. Aber er spürte den Stahl in seiner Hand und er wußte, dass es schneiden würde.
Dann beugte sich Max über die Kreatur.
„Tu das nicht, oder du bist verloren“, sagte der Mann durch seinen verkohlten Mund.
Aber jetzt war Max alles egal. Er hieb auf ihn ein. Das Messer war herrlich scharf. Es bohrte sich in das Fleisch, als würde er durch Neuschnee schneiden. Sein Opfer versuchte verzweifelt zu fliehen. Es robbte sich von ihm weg. Aber es würde Max nicht entkommen können. Dies war er, dies war der Traum, nach dem sich Max immer gesehnt hatte. Die Frauenstimme sang ihm ein Lied und er strich mit dem Messer über den Körper des Krüppels. Blut lief, es tropfte, es verdampfte.
„Du kommst nicht mehr weg!“ Max schrie und lief dem Mann hinterher. Es machte ihm Spaß, den Mann einfach nur zu pieksen. Er quietschte wie ein Schwein. Und immer wieder zischte er.
„Hör doch bitte auf. Womit habe ich das verdient“, versuchte der Mann zu sagen. Aber er schaffte nicht mehr als ein Zischen.
Max kniete sich neben den Sterbenden und sah auf ihn herunter. Er lachte und schnitt fein säuberlich den rechten Arm ab. Wie eine tote Schlange fiel er von dem Körper ab.
Er krümmte sich erneut, Max konnte nur noch lachen. Wie leicht der Mensch doch zu verstümmeln war, wenn man das richtige Werkzeug hat. Und wie viel Spaß es doch machen konnte. Da fiel der andere Arm, da verharkte sich das Bein und stand im rechten Winkel ab. Sehnen rissen, als er sich durch das sterbende Fleisch arbeitete. Seine Hände schwammen durch sickerndes Blut und wuschen sich rein, als hätten sie gesündigt.
„Töte ihn“, sang sie und er sang mit ihr.
Dies war der Traum und er wollte nie mehr aufwachen.

Mit einem Mal fühlte Max etwas anderes und es war nichts angenehmes. Er sah an sich herunter. Feines Blut lief ihm dem Arm herab und mit Schrecken stellte er fest, das es sein eigenes war.
Dann drehte sich der sterbende Mann noch einmal zu Max um. Es war, als würde er in sein Spiegelbild sehen.
„Du Idiot“, sagte der auf dem Boden liegende Körper und fing an zu lachen. Seine vergammelten Zähne klapperten gegeneinander. Max wollte es erst nicht glauben, aber mit jeder träumenden Sekunde, mit jeder Sekunde, die er mehr in die Realität herüberdriftete wurde es ihm mehr bewußt, Es war sein eigenes Gesicht und sein eigener Körper, den er da verstümmelt hatte.
*****

„Unser König ist geboren“, riefen laute Stimmen um ihn herum. Raphaels Gesicht tauchte plötzlich in seinem Sichtfeld auf. Er schien glücklich zu sein. Dann kurze Stille, die Welt verlor sich wieder, Konturen wurden blass. Er schlug seine Augen wieder auf, überall schien Nebel zu sein. Jetzt war Sara vor ihm und sie lächelte.
Sara hatte ihre Haare nach hinten gekämmt, irgend etwas stimmte nicht mir ihren Ohren.
„Warum bin ich festgekettet?“, sagte er leise zu den Versammelten. Max versuchte aufzustehen, wurde aber von Widerständen gehindert.
„Erst wollen wir euch alles erklären“, sagte Theo unterwürfig.
„Was ist mit deinen Ohren, Sara?“ Es fiel ihm schwer, seine eigenen Worte zu verstehen, als würde alles verzerrt werden.
Das Mädchen trat näher und Max erkannte, dass sie überhaupt keine Ohren mehr hatte. Nur zwei blasse Löcher waren zu erkennen.
„Ich hab sie mir mit 18 abgeschnitten. Sonst hätten sie mich hier nicht aufgenommen. Der Bund der Glieder nimmt nur solche, die bereit sind etwas zu geben! Unser König“
„Wenn ich euer König bin, dann bindet mich doch bitte los!“
„Ihr seid nicht gefesselt. Das seid ihr ganz sicher nicht“, sagte Raphael. „Weißt du Max, erst war ich richtig sauer, dass du mir Sara wegschnappen wolltest. Ich kenne dich schon so lange und nie hattest du irgendwelche Probleme. Und dann kommst du hierhin und schläfst mit meinem Mädchen. Aber ich kann sie teilen, so sehr ich sie auch liebe. Denn ich habe erkannt, dass du es bist, dem ich zu danken habe!“
Max versuchte aufzustehen. Zu seinen Seiten sah er nur weiß. Er erkannte, wo er war.
„Ich bin in der kleinen Kinderkrippe. Aber wie passe ich hier herein.“
Und dann sah er, dass er gar keine Gliedmaßen mehr hatte. Dort, wo seine Nase hätte sein müssen, war ein großes, blutunterlaufenes Loch.
„Wir hätten nicht erwartet, dass du diese Tortur überstehst. So viele, stärkere Männer und Frauen haben es schon erfolglos versucht. Aber du hattest gesagt, du würdest alles geben, um dazu zu gehören“, sagte Theo.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr euch jetzt immer mein Hilfsmittel ausleihen“, sagte Tonny im kurzen Augenblicke der Stille.
„Ist ja wohl ein Witz. Los gebt mir meine Arme wieder. Ach, ich spüre sie doch noch“, schrie Max.
„Tut mir leid, aber jetzt können wir das auch nicht mehr rückgängig machen. Ich hab damals meinen kleinen Finger gelassen. Aber das hast du dir sicher schon gedacht“, bemerkte Raphael.
„Es tut dir Leid. Leid? Näht mir die Scheiße wieder an, oder...Das ist ja wohl ein Witz...“
Dann konnte Max einfach nicht mehr weiter reden. Er mußte lachen und dabei lief ihm die Spucke den lippenlosen Mund herunter. Und während das zu alt geratene Baby weiter in der Krippe zappelte, verließen die ersten den Raum wieder. Der Morgen war nämlich angebrochen und es war Zeit ins wahre Leben zurückzukehren.
„Wir lassen das Licht an, wenn es euch so angenehmer ist“, sagte Sara.
Max wollte etwas erwidern, aber alles was er zustande brachte, war ein wort- und wertloses Zischen.

Hier sollte eigentlich was geisreiches stehen wie bei den anderen aber ich weiss nichts und deshalb schreib ichh das hier.


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Düstere Legenden

20.12.2004 um 20:25
Also hier is was neues eigenes. Es passt nich ganz ins DT aber hier werden allmählich alle Geschichten veröffentlicht.

Ich komm an den ungewöhlichsten Orten auf die ungewöhnlichsten Ideen. SO war es als ich am Samstag inmitten der grellen Lichter und der lauten Musik auf der Eisfläche meine Bahnen zog. Ich war Schlittschuhlaufen gegangen mit einem Freund. Es machte mir auch Spass und allmäjhlich verstand ich mich darauf auf den Füssen zu beleiben. ich könnte doch nächstes mal die Janina einladen dachte ich bei mir. Ich könnte sie fragen es wäre bestimmt lustig hier mit ihr. Meine Ex fuhr zwar auch hierherum aber die interessierte mich nich ordentlich.Ich würde zu gern mit ihr hier sein. Langsam neben ihr fahren. SO Hand in Hand. Nur mit ihr. Die anderen würden mich nicht interessieren. Nur sie würde heller für mich strahlen als der hellste Stern des Firmaments.

Aber dann nagten Zweifel an meinem Entschluss. Würde sie mitkommen? Was würde sie sagen wenn ich sie fragen würde? Sie mochte das doch eigentlich garnicht oder? Ich weiss so wenig über sie, und doch fasziniert sie mich so sehr. Ich würde mich auch überwinden müssen sie zu fragen, ich bin nicht nervös oder so etwas in ihrer Nähe ich traue mich bloss nict sie zu fragen.

Naja das wars erstmal die is nich so gut aber naja...

cu

Hier sollte eigentlich was geisreiches stehen wie bei den anderen aber ich weiss nichts und deshalb schreib ichh das hier.


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