Wie die Leiche von Pontius Pilatus in die Schweizer Berge kam
Gleich zwei Luzerner Museen widmen sich dem Bergtourismus, der im 19. Jahrhundert aufkam. Und gehen der unheimlichen Legende eines «Totensees» nach.
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Wie-die-Leiche-von-Pontius-Pilatus-in-die-Schweizer-Berge-kam/story/27199708Münsterland
Münsterländer Bauern sitzen in der gemütlichen Gaststube des Hotel Wand an ihrem Stammtisch. Wie so oft, sind sie auch heute zusammengekommen, um einige gemütliche Stunden beim Kartenspiel zu verleben. Breit und behäbig mit ihren Leinenkitteln bekleidet, sitzen sie in der Runde um den blank gescheuerten Stammtisch. An den Füßen tragen sie ihre großen Holzschuhe, die ihnen, wenn sie das Zimmer mal verlassen, einen plumpen schwerfälligen Gang geben.
In den von der Sonne gebräunten und von der Arbeit gefurchten Händen halten sie die Karten. Gespannt und mit wahrer Andacht folgen alle dem Spiel. Nur hin und wieder fallen nicht das Spiel betreffende Worte dazwischen.
Plötzlich pocht es an die Türe. Die Bauern wundern sich und sehen sich erstaunt an, denn sonst tritt doch ein jeder ohne Anklopfen in das Zimmer. Alle Blicke heften sich auf den jetzt eintretenden seltsamen Gast. Seltsam wird es den Bauern zumute und mit angsterfüllter Miene schauen sie sich gegenseitig an. Der Fremde bleibt an der Türe stehen. Ein schwarzes, bis auf die Erde reichendes Gewand bekleidete seinen Körper. Kohlschwarzes Haar bedeckt sein Haupt. Seine Gesichtsfarbe ist schneeweiß und aus den Augenhöhlen funkeln unheimliche Augen. Mit seiner tiefen Stimme fragt der unheimliche Gast, ob es gestattet sei, mitzuspielen. Keiner der Bauern wagt eine Antwort. Nur stumm nickt ein jeder mit dem Kopf und räumt dem Eindringling einen Platz ein.
Man nimmt das Spiel wieder auf. Nur noch schweigsamer, als zuvor, ist man beim Spiel. Das Benehmen und besonders die stechenden Augen des Fremden flößen den Bauern Angst und Grauen ein. Der Nebenmann des Fremdlings verliert beim Mischen der Karten ein Blatt. Beim Aufheben der Karte fällt sein Blick auf die Füße des Fremden, und er sieht zu seinem größten Schrecken zwei Pferdefüße. Kalter Angstschweiß tritt bei diesem Anblick auf die Stirn des Bauern. Er bittet seinen Nebenmann zur Linken, mit hinauszugehen.
Als diese beiden nicht zurückkehren, entfernen sich noch zwei weitere und schließlich wiederum nach einer Weile auch die beiden letzten und lassen den Unheimlichen allein in der Stube zurück. Rabenschwarz ist plötzlich die Nacht geworden. Jetzt ein zuckender Blitz, kurz darauf folgte furchtbar grollender Donner. Angsterfüllt horchen die Bauern vor der Stubentür., keiner wagt, das Zimmer wieder zu betreten. Doch bald scheinen die Elemente ihre Kraft verloren zu haben. Noch kaum hörbar geht der Wind, nur prasselnder Regen hat nach dem Gewitter eingesetzt. Da noch immer kein Bauer den Mut aufbringt, nachzusehen, ob der Fremde noch im Zimmer weilt, öffnet der alte Wirt selbst die Zimmertür.
Der Fremde jedoch ist verschwunden. Die Mauer nach draußen hin ist durchbrochen und weißt ein solches Loch auf, dass fast ein Mann hindurchkriechen kann. Das kann nur der Teufel gewesen sein. Einer sagte es und die anderen glauben es. Der Wirt lässt das Loch am kommenden Morgen zumauern. Doch am übernächsten Morgen ist die Öffnung wieder da. So geschieht es dreimal. Selbst, nachdem der Dorfpfarrer das Loch eingesegnet hat, ist am folgenden Morgen die Wand wieder durchbrochen.
Auf Anraten des Pfarrers lässt der Hausherr ein großes Kreuz davor errichten und seitdem wurde die Wand nicht wieder durchbrochen. Diese Begebenheit soll sich vor ca. 300 Jahren abgespielt haben und seitdem soll das große Kreuz der Sage gemäß seinen bekannten Platz haben.“