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Der Mensch Jens Söring

40.127 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

11.10.2018 um 15:41
Zitat von boraboraborabora schrieb:Beweise sind vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, ich vermute, falls es so war, man die Geschworenen nicht verunsichern wollte.
oder man wollte sie lenken und leiten um zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen. Kam ja dann auch so, in dem
Zusammenhang.

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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 04:55
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:es ist doch so, da wird das Enkelkind unbegründet eines Doppelmordes verdächtigt und da schaut man als Oma untätig zu obwohl man über entsprechende Mittel verfügt? Ist eben nicht so selbstverständlich und nachvollziehbar, dass man sein eigenes Enkelkind ins offene Messer laufen lässt. Daher finde ich es nicht uninteressant. Aber wie ich schon schrieb SIE kannte JS eben auch.
Manchmal kennen nicht mal Eltern ihre Kinder richtig, Phanatasiewelt bzw. wieder mal eine oberflächliches Spitze von Dir.
Deine Smileys bezüglich der Grossmutter finde ich sehr unpassend.
Eine Oma, die dem Enkel nahelegt, sich das Leben zu nehmen, sagt mehr über diese alte Dame aus, als über JS's Persönlichkeit.
Die würde ich in der Pfeife rauchen, wenn ich so jemanden in der Familie hätte, grosser Geldsegen hin oder her.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 07:28
@Bluelle
Es muss doch nicht zwangsläufig an der Oma liegen.
Es ist für mich ungewöhnlich, dass man sein eigenes Enkelkind als Oma so hängen lässt. Ich würde behaupten, dass so eher die wenigsten reagieren würden. Ausser es gibt einen trifftigen Grund, weshalb sie das tat.

In Anbetracht dessen, dass JS immer irgendjemand etwas böses möchte, ist es schon recht auffällig, dass selbst seine Familie scheinbar nicht so ganz hinter ihm stand.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:11
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:In Anbetracht dessen, dass JS immer irgendjemand etwas böses möchte, ist es schon recht auffällig, dass selbst seine Familie scheinbar nicht so ganz hinter ihm stand.
Böses meint wer schlimmes denkt und böses tut.

Deshalb frage ich mich ernsthaft, wie man versuchen kann von einer Oma, die in der Schweiz lebt und JS vielleicht nur wenige Male
live erlebt hat...pauschal auf JS Familiengefüge zu schliessen, was den Umständen entsprechend intakt war.

Der Vater hat den Sohn beim kompletten Auslieferungsverfahren (4 Jahre) und 1990+ finanziert. Er hat sich seine anschliessenden Diplomateneinsätze geographisch so organisiert dass seinen Sohn besuchen kann. Ich weiss nicht ob jemand irgendeine Vostellung davon hat wieviel KS für seinen Sohn dabei hingeblättert hat.

Da nützt auch ein "scheinbar" in Puncto "Familie" im Hinblick auf Tatsachen wenig....;)


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:29
@mr_majestic
Es helfen selbst Menschen fremden Menschen in einer schwierigen Lage. Hier ging es um das Leben des eigenen Enkelkindes. Nein, für mich ist das nicht verständlich, dass man da nicht hilft.
Aber wir kennen eben auch nicht die Hintergründe, weshalb er einen so geringen Stellenwert bei ihr hatte


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:32
Zitat von mr_majesticmr_majestic schrieb:Das soll die Essenz aus dem Einzeiler von Elvis sein, dessen Knappheit ich ja durchaus verstehen kann?!....dann bringe ich einen anderen Sachverhalt ins Spiel. Ich denke die Staatsanwaltschaft hat auch in den USA die Schirmherrschaft über das Ermittlungsverfahren inne und die Verantwortung für Gründlichkeit als Basis einer Rechtssprechung. Alles im Sinne eines hinreichenden Tatverdachts, einer Anklage und einem gerechten Urteil im Sinne der Wahrheitsfindung.
Dabei vergisst Elvis komplett EH und bezieht sich nur auf Söring.

- 1985-1986 hätte Updike schon mMn. Gardner dazu verdonnern müssen im Mariott nachzuforschen.
- 1987 warum ist das Alibi von CK nicht in EHs Prozess mit CK als Zeugin behandelt worden
- 1987 Warum kommt es 1987 nicht schon zur Überprüfung ihrer dürftigen Aussage zum Kinoalibi (bitte da auch noch mal meine offene Frage nach RA John Lowe beantworten)
- 1987 Was wurde aus den Petitionsgeldern von 175.000 USD im Sinne der nicht Tatbeteiligung von EH
- 1987 Was ist mit der Aussage von Jane Bass (Messer und Autos an der Haysom Auffahrt)

- 1990 Was ist mit dem FBI Profil was nicht der Verteidigung zur Verfügung gestellt wurde (bereits in 2012 in einer Doku erwähnt in der auch Gardner aussagte)
- Warum wurden die eindeutigen Hinweise auf Perjury einer EH nie verfolgt
- Warum wurde der Gutachter R.Johnson nicht als Abdruckexperte sondern ein "Daniel Düsentrieb" mit Zeugencharakter und Magic Trick geladen
- Warum wurde Farmer nicht als Zeuge gehört
- Warum wurden die Schuhabdrücke nd die Sockenabdrücke, die eindeutig auf kleinere Füsse hindeuten nicht weiter verfolgt
- Warum durften HH und AM nicht ihre Überzeugung über die Anwesenheit einer EH am Tatort begründen

Das nur einige Beispiele, die sich aus "Deal", "Verzug 1987-1990" und "Fit the Case right" ergeben. Wer meint, dass das da oben sei alles Sache der Verteidigung 1990 "bei vollem Geistigen Zustand" muss sich mMn. nicht wundern, wenn man an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens zweifelt.
Und es wundert auch nicht, dass Updike offen darüber zweifelte, ob das Ganze 1990 reichen wird.
Nein, egal wie oft das hier angebracht wird, so funktioniert das nicht. Das zeigt nur, dass nicht verstanden wird, wie Strafjustiz funktioniert. Die Staatsanwaltschaft und die ihr zugeordnete Polizei sind natürlich erst einmal "Herrin des Ermittlungsverfahrens" wie es in Deutschland so schön heisst. Was bedeutet das? Dass es im Ermessen dieser Behörde liegt, wie, wann und ob sie ermittelt. Wobei sie da in den USA sogar die Freiheit hat, gar nicht zu ermitteln, in Deutschland ist das etwas anders.

Das bedeutet freilich nicht, dass die Verteidigung nicht auch ermitteln darf. Im Gegenteil, sobald sie von dem Ermittlungsverfahren erfährt sollte sie das auch.

Gelangt die Staatsanwaltschaft während ihrer Ermittlungen an entlastendes Material, muss sie das an die Verteidigung weitergeben. Was diese dann damit macht oder nicht macht geht die Staatsanwaltschaft dann nichts mehr an.

In der Praxis sieht es ja so aus: die Polizei wird mit einem Tatort konfrontiert, und entwickelt aus den dort vorgefundenen Indizien eine Tattheorie. Am Beginn der Ermittlungen können da mehrere Theorien existieren, auch sich gegenseitig ausschliessende. Im Laufe der Ermittlungen wird konkretisiert und man hofft, dass sich eine Theorie als die richtige herausstellt, anhand weiterer Indizien. Hier hatte man z.B. die Theorie der Landstreicher als Einbrecher und Mörder. Diese hat sich nicht als belastbar erwiesen. Die Theorie, dass JS der Mörder sei, hat sich als weitaus belastbarer und sinnvoller erwiesen, da weit mehr Indizien vorlagen.

So entwickelt die Polizei dann in der Regel eine bestimmte Tattheorie. Wenn sie das Gefühl hat, diese ist halbwegs belastbar und schlüssig, wird sie diese der Staatsanwaltschaft vorstellen. Dabei wird die Staatsanwaltschaft abwägen, wie belastbar sie ist, bevor sie weitere Schritte unternimmt und Anklage erhebt. Das heisst, an diesem Punkt wird die Staatsanwaltschaft schon einmal skeptisch prüfen, ob das alles Sinn ergibt, was die Ermittler der Polizei ihr vortragen. Dabei kommt auch das entlastende Material in den Blick, was ja die Theorie der Polizei belastet.

Entscheidet die Staatsanwaltschaft, die Theorie ist wahrscheinlich, wird in diese Richtung weiterermittelt. Und so weiter.

Es ist nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft nun zu versuchen ihre eigene Theorie mit aller Gewalt zu widerlegen und zu versuchen die Unschuld des Verdächtigen zu beweisen. Das ist kompletter Unsinn. Dazu ist die Verteidigung da.

Die Staatanwaltschaft kann aber im Rahmen ihrer Ermittlungen und Prozesstrategie frei entscheiden, wie sie die Theorie nun einem Richter oder einer Jury präsentiert. Daher sind Fragen wie: "warum hat sie den Experten gewählt und nicht einen anderen" usw. unsinnig. Es geht aus Sicht der Staatsanwaltschaft darum, der Jury zu beweisen, dass der Angeklagte schuldig ist.

Wenn die Verteidigung etwas an der Qualifikation des Sachverständigen auszusetzen hat, kann sie das vorbringen und diesen einer intensiven Befragung (sog. Kreuzverhör) unterziehen. Sie kann eigene Sachverständige benennen, die dann vermutlich dem SV der Anklage widersprechen. Sie kann alles tun, um bei der Jury zweifel hervorzurufen. Das konnte sie auch in diesem Fall. Am Ende entscheidet die Jury.

Und so kann man all diese Punkte hier abhaken: Wenn die Staatsanwaltschaft es als nicht relevant für ihren Fall angesehen hat, was Farmer, CK usw. hätten aussagen können, wozu soll sie diese dann in den Prozess einbringen.

Wenn die Verteidigung dort etwas relevantes vermutet hätte, stand es ihr frei, das einzubringen. Die Verteidigung hätte eine eigene Theorie entwickeln und der Jury vorstellen können. Natürlich nützt das nur etwas, wenn man seine Theorie mit Beweisen unterbauen kann, aber dann ist das die beste Verteidigungsstrategie.

Offensichtlich hat in diesem Fall die Staatsanwaltschaft die bessere Theorie, die besseren Beweise und die überzeugendere Darstellung gehabt, denn JS ist verurteilt worden. Aus diesem Fakt nun eine Verschwörungstheorie zu basteln, dass das alles nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, da JS ja unschuldig sein muss... das ist einfach Unsinn.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:die Staatsanwaltschaft muss nicht jedem Hirngespinst nachgehen. Auch wenn ich mich immer wiederhole, Js hat pikante Briefe zusammen mit EH geschrieben. Er ist, als ihm von Gardners Seite aus zugesetzt worden ist, geflohen. Er hat gefälschte Papiere besorgt um eine neue Identität für die beiden zu beschaffen um anschließend mit ihr von Betrügereien zu leben. Zu guter Letzt gestand er die Tat mehrfach und zog sein Geständnis erst nach 4 Jahren zurück.

Warum hätte also die Staatsanwaltschaft davon augehen sollen, es wäre CK oder Farmer oder sonst wer involviert? Warum hätten sie sich also die Mühe machen sollen? War es nicht an der Verteidigung gewesen Zweifel zu säen? So wie die Sachlage sich darstellte, deutet rein gar nichts darauf hin, dass auf einmal ein XY oder YZ oder wer auch immer seine Finger im Spiel hatte. Sowas muss man BEWEISEN. Bis heute nichts... rein gar nichts. Warum ist es denn so schwer, den wahren Täter aufzuspüren?
Genau so ist es. Und wenn man das alles nun auf den armen Verteidiger schieben will - JS hatte ja die Wahl. Er hätte seinen Verteidiger wechseln können. Und wenn es ums Geld ging: Er hätte auch einen Pflichtverteidiger beantragen können, der hätte ihn keinen Pfennig gekostet. Pflichtverteidiger sind übrigens aus meiner Erfahrung weit besser als ihr Ruf. Er hatte viele Möglichkeiten, nur: der beste Verteidiger der Welt nützt nichts, wenn die Beweise für die Schuld des Angeklagten einfach überwältigend sind. Und man nicht gerade ein sehr bekannter Sportstar ist... :)
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Dazu müsste sich Gardner äussern, er wird es sicherlich am besten einschätzen können wie relevant die Dinge tatsächlich gewesen sind. Zu beachten ist eben auch, daß diese Dinge lediglich von JS aufgeführt werden und dieser alles daran setzt, andere verdächtig wirken zu lassen.
Ja, allerdings nicht sonderlich erfolgreich.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:35
@mr_majestic

Also, der Vater konnte seine Dienststelle nach diesem Skandal nicht mehr frei geografisch bestimmen und Papua-Guinea lag nicht gerade unweit von Virginia.


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12.10.2018 um 08:39
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Es muss doch nicht zwangsläufig an der Oma liegen.
Doch - seinem Fleisch und Blut nahe zu legen sich umzubringen - zeugt meiner Meinung nach von absoluter Kälte völlig egal
was dieser Mensch gemacht hat (hätte).
Hier ging es um das Leben des eigenen Enkelkindes. Nein, für mich ist das nicht verständlich, dass man da nicht hilft.
Und Du ziehst unterschwellig Deine eigenen Schlüsse, na dann muss der Jens aber auch ein ganz schlimmer Mensch gewesen sein.

Sehr durchschaubar, obwohl mal wieder sehr manipulativ hier für die Leser.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:47
@Bluelle
Man muss sich jetzt nicht so daran hochziehen. Es ist lediglich meine Sicht der Dinge ich kann z.b. auch nicht nachvollziehen, dass man das als normales Verhalten einer Oma abtut. Aber jeder von uns stammt eben aus verschiedenen Familien ab und hat somit auch andere Erfahrungswerte.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:57
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Es ist nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft nun zu versuchen ihre eigene Theorie mit aller Gewalt zu widerlegen und zu versuchen die Unschuld des Verdächtigen zu beweisen
Sehr gut erklärt. Es gibt ein gewisses Auswahlermessen. Irgendwann ist bei den Ermittlungen ein Punkt erreicht, an dem diese abgeschlossen werden können und müssen.
Im Fall Madsen war es so, dass die Dänen auch das dritte Unschuldsmärchen des Täters noch akribisch auf Plausibilität geprüft haben, um die von Anfang an wahrscheinlichste Tathergangstheorie (Mord und nicht Unfall) absolut gerichtsfest zu machen. Die Ermittler hätten sich angesichts der zahlreichen grausamen Indizien auch darauf verlassen können, dass die Glaubwürdigkeit des Verdächtigen bei Märchen Nr. 2 schon komplett erschüttert ist.
So ähnlich ist es hier. Mit dem Geständnis und den Tatumständen, dem Verhalten vor und nach der Tat sowie der Alibikonstruktion passte alles zu Söring als Täter. Mit Sörings Geständniswiderruf musste man nicht alle Erkenntnisse auf Null setzen. Das Gesamtbild passte immer noch, es kam nur die Komponente Unglaubwürdigkeit des Angeklagten hinzu.

Mein Fazit ist nach wie vor: Er wurde nicht reingelegt, er wurde überführt.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 08:59
@mr_majestic
Im Prinzip hat Updike meiner Meinung nach vollkommen ausgenutzt, dass Neaton sich weder in der Gerichtsbarkeit in Virginia auskannte noch
geistig fit war.
Mit tat das schon körperlich weh, als ich den Film mit den Gerichtsszenen angesehen habe, wie Neaton ständig von Richter und Updike zurechtgewiesen wurde.
Da stand kein Mann vor Gericht der selbstbewusst aufgetreten ist und der Jury so etwas wie Stärke für seinen Klienten bewiesen hat, sondern jemand der ständig "schwamm". Der kam mir vor wie einer kleiner Junge, der getadelt wird.
Seine ganze Persönlichkeit drückte Schwäche aus. Er war auch nicht einer von ihnen.
Wenn dann so ein gestandenes Mannsbild wie Updike gegenüber steht (einer von ihnen), sich rethorisch gut ausdrücken kann, wirkt das ohne Zutun.
Und wenn jetzt kommt, die Jury war woanders her so stimmt das nur bedingt, es war der gleiche Bezirk.
Die ganzen Richtlinien ob jetzt Udike was falsch gemacht hat oder nicht, ist gänzlich unwichtig.
Der Prozess war in dieser Richtung . Viel Manipulation, viel Schauspielerei usw.
Kameras, der deutsche arrogante Typ, der in ihrem Land ein Verbrechen begangen hat.

Ich muss wiederholen, es sind einfache Menschen, die das Urteil bilden und ich kann mir vorstellen, dass es zu ganz hohem Prozent dabei darum geht, welche Persönlichkeiten da vorne stehen.

Ganz unabhängig davon, dass er versäumt hat Zeugen aufzurufen.
Ich nenne das eine Art der psychologischen Kriegsführung.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 09:35
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Mein Fazit ist nach wie vor: Er wurde nicht reingelegt, er wurde überführt.
So sehe ich das auch.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Im Prinzip hat Updike meiner Meinung nach vollkommen ausgenutzt, dass Neaton sich weder in der Gerichtsbarkeit in Virginia auskannte noch
geistig fit war.
Na ja, er war ja wohl zugelassener Rechtsanwalt. In der Prozessphase ist es relativ egal, wo man praktiziert, da das Entscheidende ja die Vorstellung von Fakten ist. Die einzelnen Regeln der Strafprozessordnung unterscheiden sich in den einzelnen Bundesstaaten auch nicht sonderlich, und dazu ist ja immer der ortsansässige Anwalt da, im Zweifelsfall einzugreifen. Das hat also nichts zu sagen. Im berühmten OJ Simpson Prozess waren seine Anwälte aus vielen verschiedenen Bundesstaaten, aber ich sage mal, dass man aus deren Auftreten im Prozess nicht hätte herauslesen können, wer von wo stammte.

Bei geistig fit müsste man das nun definieren und konkretisieren. Selbstverständlich muss kein Angeklagter mit einem geistig unfitten Verteidiger umgehen.

Man darf dabei nicht vergessen: JS hatte zu jedem Zeitpunkt des Prozesses die Möglichkeit, seinen Verteidiger zu wechseln. Er hat aber stattdessen den selben Verteidiger mit der Vertretung in der Revision beauftragt, was eher unüblich ist. Dann muss man schon recht zufrieden mit seinem Verteidiger sein.

Ein offensichtliches Versagen der Verteidigung, wegen "geistigem unfit sein," "mangelhafter Rechtskenntnisse" usw. ist auch ein klarer Revisionsgrund.

Mir ist allerdings nicht bekannt, ob JS jemals diesen Grund in einem Revisionsantrag vorgebracht hat. Auch sein zweiter Verteidiger hat sich wohl nie in der Hinsicht geäussert, dass er meinte, sein Kollege sei rechtlich gesehen unfit gewesen.

Neaton hat zwar später seine Anwaltszulassung verloren, aber das war aus ganz anderen Gründen die nichts mit dem Fall JS zu tun hatten.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Da stand kein Mann vor Gericht der selbstbewusst aufgetreten ist und der Jury so etwas wie Stärke für seinen Klienten bewiesen hat, sondern jemand der ständig "schwamm". Der kam mir vor wie einer kleiner Junge, der getadelt wird.
Seine ganze Persönlichkeit drückte Schwäche aus. Er war auch nicht einer von ihnen.
Wenn dann so ein gestandenes Mannsbild wie Updike gegenüber steht (einer von ihnen), sich rethorisch gut ausdrücken kann, wirkt das ohne Zutun.
Das kann schon sein. Allerdings, wie schon gesagt, JS hatte die freie Wahl. Möglich, dass er hier wirklich den falschen Verteidiger gewählt hat. Natürlich lässt sich eine Jury ein wenig von der Persönlichkeit der Prozessbeteiligten beeindrucken. Ich ziehe wieder den berühmten OJ Simpson Prozess heran:

Hier hat man nun das sogenannte "Dream Team" versammelt: Die angeblich besten Anwälte Amerikas waren alle zusammen mit der Verteidigung von OJ beauftragt. Namhafte Namen, berühmte Juristen. Barry Scheck, Alan Dershowitz, F. Lee Bailey, und natürlich Johnnie Cochran und andere.

Gegenüber standen nicht nur ein ziemlich jämmerlich wirkender Richter, sondern zwei total unerfahrene und unsympathische Staatsanwälte.

Hat das etwas ausgemacht? Gut möglich. Allerdings: Die Jury machte nicht den Eindruck, als sei sie vor Ehrfurcht so dahingeflossen. Ich wage mal zu behaupten, dass der Jury diese Juristen gar nicht bekannt waren. In Juristenkreisen kannte sie jeder, aber auf der Strasse? Das ist noch heute so: an wen ausser Cochran erinnert sich da noch jemand?

Ohne die entscheidenden sachlichen und taktischen Fehler, welche die Staatsanwaltschaft machte, hätten die beiden Staatsanwälte den Prozess wohl gewonnen. Ihre schwache Persönlichkeit allein konnte die starken Beweise gegen OJ nicht zunichte machen. Was die erfahrenen Verteidiger allerdings konnten: gnadenlos die sachlichen Fehler der Staatsanwälte ausnutzen.

Im Prozess gegen JS würde ich sagen, hat JS selbst sich weitaus mehr geschadet als die Persönlichkeit des Verteidigers. Seine unerträgliche Arroganz war in der Hinsicht ein Geschenk für die Staatsanwaltschaft.

Aber am Ende zählten die Fakten. Hätte Neaton hier eine überzeugendere Verteidigung liefern können? Oder eben ein besserer Anwalt? Das kann man als Aussenstehender und im Nachhinein schlecht beurteilen, offensichtlich ist es jedenfalls nicht.

Aber zumindest kann man der Meinung sein. Ich denke JS hätte weitaus mehr Sympathien, wenn er anstatt alle und jeden mit irrsinnigen Verschwörungstheorien anzugreifen, einfach mal zugeben würde: ich habe da wohl im Prozess einiges falsch gemacht: ich war zu arrogant, habe bei der Auswahl meines Verteidigers nicht aufgepasst, habe mich überhaupt von Anfang an falsch verhalten. Dann wäre man vielleicht geneigter ihm zu glauben.

Ob es einen Unterschied an den Beweisen machen würde? Vermutlich nicht.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 09:47
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Bei geistig fit müsste man das nun definieren und konkretisieren. Selbstverständlich muss kein Angeklagter mit einem geistig unfitten Verteidiger umgehen
Dass er zu dieser Zeit psychisch krank war, hat er ja selbst gesagt, ihm wurde ja auch die Lizenz genommen.
Soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber genau das ist das was ich mit Schwäche auch meinte.
Stimme Dir allerdings vollkommen zu, dass sich JS da selbst hineingeritten hat und irgendwann mal der Zug abgefahren war
um das Ganze herum zu reissen. Er hat viele Fehler gemacht, ohne Frage.

Hast Du Dir "The Promise" angesehen?


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 10:03
@Bluelle
Hatte er die Lizenz nicht deswegen verloren, weil er Mandantengelder veruntreut hatte? Also aus einem ganz anderen Grund? Ich habe das jedenfalls so in Erinnerung irgendwie.

Nein, den Film habe ich nicht gesehen. Ausschnitte hier und da mal, im Laufe dieser Diskussion hier.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 10:05
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Mir ist allerdings nicht bekannt, ob JS jemals diesen Grund in einem Revisionsantrag vorgebracht hat.
Wenn ich das richte verstehe hat er das doch:

“Counsel's performance was not objectively deficient nor was Soering prejudiced, since counsel effectively cross-examined one of the prosecution's witnesses about his failure to compare Elizabeth Haysom's foot impressions with the sockprint, and since counsel demonstrated to the jury during closing argument"how one of Elizabeth's foot impressions matched the sock print almost as well as petitioner's [did]."…(counsel reminds the jury during closing argument that the shoe prints found at the crime scene were similar in size to Elizabeth's shoes).”

“Soering was not prejudiced, since local co-counsel was of sound mind and represented Soering competently.”

Quellen: Unpublished Decision of the U.S. Court of Appeals (30.06.2000)

https://jens-soering.blogspot.com/2018/05/der-fall-jens-soring-soring-leaks-i.html#more

https://soeringguiltyascharged.com/
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Hatte er die Lizenz nicht deswegen verloren, weil er Mandantengelder veruntreut hatte? Also aus einem ganz anderen Grund? Ich habe das jedenfalls so in Erinnerung irgendwie.
Ich kann mich nur daran erinnern, dass die Darstellung von JS mal wieder "fehlerhaft" war. Neaton hatte den Sachverhalt in einem Interview auch richtig gestellt (findet sich irgendwo im Thread).


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12.10.2018 um 10:13
Zitat von ElvisPElvisP schrieb:Wenn ich das richte verstehe hat er das doch:

“Counsel's performance was not objectively deficient nor was Soering prejudiced, since counsel effectively cross-examined one of the prosecution's witnesses about his failure to compare Elizabeth Haysom's foot impressions with the sockprint, and since counsel demonstrated to the jury during closing argument"how one of Elizabeth's foot impressions matched the sock print almost as well as petitioner's [did]."…(counsel reminds the jury during closing argument that the shoe prints found at the crime scene were similar in size to Elizabeth's shoes).”
Ja, dann hat er diesen Punkt vorgebracht. Und das Gericht hat festgestellt, nach diesem Zitat hier, dass der Anwalt offensichtlich mindestens ein Mindestmass an kompetenter Verteidigung zustande brachte.

Interessanterweise wird hier genau einer der Punkte vorgebracht, die hier in der Diskussion immer wieder eine Rolle spielen, hier die angebliche bessere Übereinstimmung des "Sockenabdrucks" mit EHs Fuss. Neaton hat nach Ansicht des Revisionsgerichts professionell argumentiert - nur die Jury glaubte es ihm eben nicht. Das ist kein Kunstfehler. Das hatte ich ja neulich schon mal gesagt: Juries glauben in der Regel ihren eigenen Augen und nicht einer Darstellung durch einen anderen, der ihnen sagt, was sie eigentlich sehen sollten.

Ein Prozess ist immer eine Abfolge von strategischen und taktischen Entscheidungen seitens des Angeklagten und seiner Verteidiger, genau wie auch der Staatsanwälte. Da kann man sich auch mal falsch entscheiden - aber das bedeutet nicht automatisch, dass der Anwalt rechtlich gesehen unfähig ist. Wenn er völlig unsinnige Entscheidungen trifft, dann allerdings liegt es nahe und wird dann von einem Revisionsgericht wohl auch so erkannt.


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12.10.2018 um 10:38
@Rick_Blaine
1993 aber entzog der Bundesstaat Michigan ihm die Rechtsanwaltslizenz, weil gegen ihn wegen Lügen gegenüber einem Klienten und der Veruntreuung von Geld eines anderen ermittelt wurde, gemäss Sörings Berufung.

Als Neaton sich im Rahmen des von der Disziplinarbehörde von Michigan angestrengten Verfahrens rechtfertigen musste, gab er schriftlich zu Protokoll, dass "sein Verteidigungsvermögen auf Grund einer emotionalen oder mentalen Beeinträchtigung fundamental eingeschränkt war", und zwar vom Januar 1989 bis zum 2. November 1992, was den Zeitraum von Sörings Prozess und die beiden darauf folgenden direkten Berufungsverfahren einschließen würde, die übrigens beide - wie die Gerichtsdokumente belegen - scheiterten.


Artikel von Ian Zack, The Daily Progress, Charlottesville, VA, 21. Januar 1996
Im Verlauf des Prozesses belegte Robert Hallett, der staatliche forensische Ermittler, mit Hilfe einer Abbildung von Sörings Fuß auf einer Folie, dass der blutige Fussabdruck "Übereinstimmungen" mit dieser Folie aufwies: ein Indiz, das zumindest für einen Geschworenen ausschlaggebend war, was Sörings Anwesenheit am Ort des Verbrechens betrifft.

Sogar Rick P. Johnson, der im April 1985 die forensischen Untersuchungen am Fußabdruck für das staatliche "Büro für forensische Wissenschaften" durchführte, zog den Schluss, dass der Abdruck einer Größe von 6 1/2 bis 7 1/2 eines Damenschuhs oder einer Größe von 5 bis 6 eines Herrenschuhs entspreche. Sörings Schuhgröße ist 8 1/2.

Aber Neaton hat Johnson nie in den Zeugenstand gerufen
Du hältst es als Anwalt immer noch für eine saubere Verteidigung? Bei solchen Hintergründen, auch der Veruntreuung usw.?


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12.10.2018 um 10:52
@Bluelle er lieferte eine Begründung, vielleicht um sein Strafmass geringer zu halten?
Ich glaube eher, dass er keine Erfolgsaussichten sah, dass die Jury ihn tatsächlich frei sprechen könnte.
Dafür hätte er wohl tatsächlich jemanden herzaubern müssen, der anstelle von JS involviert gewesen ist.
Alleinig JS hat sich das alles selber eingebrockt. Selbst wenn er der Täter war, hätte er einfach seinen Mund halten sollen und nicht gestehen.


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12.10.2018 um 10:53
Die Veruntreuung von Mandantengeldern sagt nichts über die Fähigkeit eines Anwalts aus. Über seine Moral, ja, aber nicht, ob er ein fähiger Anwalt ist oder nicht.

Was er dann angeblich vorgebracht haben soll, ist sehr allgemein und daher auch nichtssagend. Das Revisionsgericht dagegen hat ja offensichtlich überprüft, was er im Fall JS konkret getan hat, wie oben zitiert gerade zum Thema Fussabdruck, und hat da keine Probleme festgestellt. Da glaube ich nun mal eher dem Revisionsgericht als irgendwelchen anderen Berichten.

Wie so häufig gibt es hier anscheinend zwei Gutachter, die gegenteiliger Meinung sind. Man kann nun nicht einfach so tun, als sei damit automatisch klar, dass der eigene Gutachter die richtige Meinung vertritt.

Wir hier haben das Gutachten des Johnson nie gesehen, ich nehme an, da es hier erwähnt wird, Neaton hat es gesehen. Warum er Johnson nun nicht als Zeugen benannt hat - dazu müsste man erst einmal Neaton hören. Vielleicht war er gar nicht so überzeugend wie man es jetzt darstellt.

Das ist das Problem hier. Ich will es mal an einem vermutlich sehr bekannten Fall deutlich machen: Im vergangenen Sommer hat die deutsche Fussballnationalmannschaft historisch versagt. Nach dem Ausscheiden aus der WM wurde der Bundestrainer von vielen Leuten angegriffen und seine Strategie, seine Mannschaftsaufstellung und so weiter wurden scharf kritisiert.

Nach dem Tournier gab es tausende kleiner Löws die alles besser wussten. Nur vor dem Tournier war das gar nicht so. Kann man nun aus dem Ausgang des Tourniers schliessen, dass Löw ein inkompetenter Versager ist, der niemals hätte Bundestrainer sein sollen?

Oder könnte es einfach daran gelegen haben, dass dieses Mal die deutsche Mannschaft einfach schlechter war? Und dass falsche strategische Entscheidungen, z.B. hinsichtlich konkreter Spieleraufstellungen das noch verstärkt haben, aber am Grundsatz nichts geändert haben?

Das ist der Unterschied auch hier: ein Anwalt ist nicht deswegen gleich inkompetent, wenn er eine falsche strategische Entscheidung trifft, z.B. einen potentiellen Zeugen nicht aufruft. Vor allem da man auch im Prozess eben nicht sagen kann, ob dieser Zeuge wirklich einen Unterschied gemacht hätte in der Überzeugung der Jury. Denn dazu ist die Sache bei Weitem nicht eindeutig genug.

Wie gesagt: Neaton hat versucht Zweifel bei der Jury an dem Fussabdruck zu wecken. Offensichtlich hat die Jury lieber der überzeugenden Darstellung der Staatsanwaltschaft geglaubt.


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Der Mensch Jens Söring

12.10.2018 um 11:07
@Rick_Blaine
Danke dir, für die Mühe die du dir machst und die verständlichen Erklärungen.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Wie gesagt: Neaton hat versucht Zweifel bei der Jury an dem Fussabdruck zu wecken. Offensichtlich hat die Jury lieber der überzeugenden Darstellung der Staatsanwaltschaft geglaubt.
Die Fussabdrücke von JS und EH sind hier eingestellt, sowohl auch der vermeintliche Sockenadruck vom Tatort.
Taktisch gesehen hat Neaton genau richtig reagiert. Hätte er den Abdruck von EH präsentiert, hätte sich die Jury lediglich davon überzeugen können, daß ihr Abdruck von der Zehenstellung her gar nicht passen würde. Im Gegensatz zum Abdruck des JS.
Ich habe die Tage einen Link eingestellt aus dem auch hervorgeht, dass die Forensik den Abdruck EH nicht zuordnen konnte.


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