Vielleicht steckt hinter den ganzen Merkwürdigkeiten eine Kälteidiotie.
Der Rechtsmediziner Prof. Tsokos (Berlin) beschreibt in diesem Artikel
einen Fall der Kälteidiotie:
"Auch das Ende von Egon G. lieferte einen solchen Hinweis. Die Polizei fand den toten G. bei minus 10 Grad nackt in einem Sandkasten liegend. Umgehend vermuteten die Beamten "ein Sexualdelikt mit homosexuellem Hintergrund". Doch Tsokos zweifelte gleich an dieser Deutung: "Wer hätte je davon gehört, dass ein etwa 40jähriger Mann bei eisiger Kälte auf einem Spielplatz sexuell missbraucht und im Anschluss daran getötet wurde?"
Gut möglich, dass der Tote im Sandkasten schlicht erfroren war. Aber warum hatte sich der Sterbende dann noch die Kleider vom Leib gerissen?
Erschwert wurden die Ermittlungen zusätzlich durch einen gemeinhin wenig bekannten Umstand: Der Tod durch Erfrieren lässt sich mit rechtsmedizinischen Untersuchungen kaum nachweisen. Möglich ist nur eine Ausschlussdiagnose.
Die Lösung ergab sich aus der Verbindung von medizinischem Hintergrundwissen mit den Obduktionserkenntnissen. Die Fettleber in Kombination mit stark aromatischen Ausdünstungen ließen für Tsokos kaum Zweifel: Der tote G. war ein schwerer Trinker gewesen.
Alkohol wiederum stört erheblich die Temperaturwahrnehmung des Körpers. Vermutlich glaubte sich der Volltrunkene im Warmen, während er langsam erfror.
Als die Körpertemperatur bedrohlich unter 30 Grad Celsius sank, befiel G. zu allem Unglück noch die sogenannte Kälte-Idiotie. Tsokos kennt dieses Verhalten aus etlichen Fällen: "Der Erfrierende bildet sich ein, ihm sei heiß, und reißt sich die Klamotten vom Leib."
Mit diesem Vorwissen glaubt Tsokos sogar den Tod seines Jugendidols lösen zu können - allerdings nur per Ferndiagnose: Der Betroffene hat sich schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert ins Jenseits verabschiedet.
Bon Scott, einst Frontmann der Hardrock-Band AC/DC ("Highway to Hell"), war am 19. Februar 1980 nach einer strammen Zecherei im Wagen eines Freundes gestorben.
"Alkoholvergiftung" hatten die verantwortlichen Rechtsmediziner damals als Todesursache diagnostiziert. Tsokos widerspricht: "Sehr unwahrscheinlich bei einem exzessiven Alkoholiker wie Bon Scott.
"Sein Alternativbefund: Sternhagelvoll und nur mit Jeansjacke und T-Shirt bekleidet sei der Rocker in der kalten Londoner Februarnacht vielmehr im Auto erfroren."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-64760910.html (Archiv-Version vom 31.12.2014)So ähnlich könnte es bei R.K. gewesen sein:
Durch den Alkoholkonsum wurde er müde und legte sich auf die Bank zum Ausruhen. Er unterkühlte und da seine körpereigene Wärmeregulierung durch den Alkohol beeinträchtigt war, kam es zur sogenannten Kälteidiotie. Er wachte auf, weil ihm heiß war. Er zog den Gürtel aus, und beim Ausziehen der Jacke verlor er sein Gleichgewicht und stürzte ins Wasser, oder s.ä..