Göttingen: Daniel Schütze (27) tot aufgefunden - Gewaltverbrechen

Und weiter im GT :

Vergessener Notruf: Rückruf der Polizei führt in die Irre

„Sie haben einen Notruf abgesetzt!?“ Der Rentner aus einem kleinen Dorf in der Gemeinde Friedland war überrascht. Die Polizei wollte von ihm wissen, warum er angerufen habe. Er aber hatte vor dem Fernseher gesessen und sein Telefon seit Stunden nicht berührt.
Diese Szene spielt am Montag, 2. Februar, kurz nach 19 Uhr. Mutmaßlich Minuten vorher war am Schleierbach in Reiffenhausen Daniel S. erschossen worden. Offenbar war es ihm gelungen, noch einen Notruf an die Polizei von seinem Handy aus abzusetzen, ehe er starb. Dieser Ruf (110) lief bei der zentralen Notrufnummer der Polizei Thüringen auf, was sich durch die grenznahe Lage des Schleierbachs erklärt, bestätigt Andreas Buick, Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen. Warum aber rief die Polizei Thüringen bei dem unbeteiligten Rentner zurück? Und warum wurde der ehemalige Ratsherr der Gemeinde Friedland danach über Tage von Anrufern behelligt, die allesamt das Mordopfer Daniel S. suchten?

Inzwischen ist klar: Das Handy des Mordopfers war umgeleitet worden. Ob vom Täter nach der Tat oder vom Opfer selbst, das mit dem neuen Smartphone nicht zurecht kam und es irrtümlich auf eine wildfremde Telefonnummer umleitete, ist unklar. Die Telefonnummer des Rentnerpaares jedenfalls besteht aus einer Kombination aus der Festnetz-Vorwahl von Friedland und der alten Handy-Telefonnummer des Opfers. Sollte Daniel S. kurz vor seinem Tod tatsächlich einen Notruf abgesetzt haben, musste der Rückruf durch die Polizei zwangsläufig in die Irre gehen.

Ebenso all die Anrufe, die das Rentnerpaar in den zehn Tagen bekam, ehe das Mordopfer gefunden wurde. Da riefen Angehörige an, die Daniel S. suchten, da meldeten sich Kumpels, die bei ihm ein Auto reparieren lassen wollten. Einmal, so der Ex-Ratsherr, als er ärgerlich reagiert habe, habe sich die Schwester des Gesuchten zu erkennen gegeben. Am Mittwoch vergangener Woche dann morgens ein anonymer Anruf. Wenig später erschien die Polizei bei dem Rentnerpaar, ermittelte alle Telefonnummern, von denen aus S. gesucht worden war und suchte vorsorglich auch Garten und Nachbargrundstück der Rentner nach Spuren vom Vermissten ab. Dem mysteriösen Notruf bei der Polizei aber ging niemand nach. Erst als das Tageblatt am Dienstag zum wiederholten Male darauf bestand, zu erfahren, wann und wo genau der Notruf eingegangen war und ob dabei etwas zu hören war, wurde der Spur nachgegangen – 15 Tage nach dem Mord. ck

Quelle : http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Reiffenhausen-Opfer-zum-Bach-gelockt-und-hingerichtet (Archiv-Version vom 18.02.2015)

Danke @Elsii

Daniel wurde also Opfer eines intriganten Kerls - filmreif.

Wäre es eigentlich theoretisch überhaupt denkbar, dass man bei der Wahl der Notrufnummer 110 von einem in Niedersachsen gelegenen Festnetz-Anschluss aus die Polizei in Thüringen an der Strippe hat?

Und zum vermeintlichen Date mit einem Mädel war Daniel in Gummistiefeln unterwegs? Sehr speziell...

Auch der vermeintliche Treffpunkt sehr ungewöhnlich, als ob man sich dort im Dunkeln mit einer Frau trifft...

@noctua

Nein, vom Festnetz aus erreicht man mit 110 immer die regional zuständige Einsatzzentrale, in diesem Fall von Friedland aus die Einsatzzentrale der Polizei in Göttingen.

Beim Handy erreicht man die Einsatzzentrale, die für das Gebiet zuständig ist, in dem sich der Funkmast befindet, in dem man eingeloggt ist. Das kann an der Landesgrenze also schon mal die Polizei im angrenzenden Bundesland sein. Friedland liegt direkt an der hessischen und der thüringischen Landesgrenze, so dass es möglich ist, je nach Standort, mit einem Handy die Polizei in drei verschiedenen Bundesländern zu erreichen.

Sehr bedrückend. Da hat er durch einen Fehler sein Handy statt auf die alte Handynummer auf das Telefon dieses Rentners umgeleitet, weil er die Mobil-Vorwahl mit der Orts-Vorwahl vertauscht hat bei seiner Umleitung, und deshalb konnte der Notruf nicht zurückverfolgt werden. Vielleicht hätte er ja noch notoperiert werden können, wenn man ihn rechtzeitig gefunden hätte. :(

hopkirk schrieb:Und zum vermeintlichen Date mit einem Mädel war Daniel in Gummistiefeln unterwegs? Sehr speziell...

Ja, das habe ich auch sofort gedacht, als ich das las... Aber vielleicht hatte er ja entgegen der Suchmeldung auch gar keine Gummistiefel an, zu 100% weiß man das ja nicht.

Auf jeden Fall eine sehr feige Tat, schrecklich, was für ein unnötiger Tod durch einen irren Racheakt!

hopkirk schrieb:Und zum vermeintlichen Date mit einem Mädel war Daniel in Gummistiefeln unterwegs? Sehr speziell...

obskur schrieb:Auch der vermeintliche Treffpunkt sehr ungewöhnlich, als ob man sich dort im Dunkeln mit einer Frau trifft...

richtig. das waren auch meine ersten 2 punkte, die ich mir dachte, als ich den bericht las.

und dann:

x-aequitas schrieb:Daniel wurde also Opfer eines intriganten Kerls - filmreif.

der fall ist zu KRASS! ehrlich...

und auch wenn die angehörigen nun gewissheit haben... wie heftig muss es sein, wenn der täter so dermassen bekannt ist und vor kurzer zeit noch zur familie gehörte...
und zusätzlich noch die nachricht, dass daniel wahrscheinlich qualvoll gestorben ist und man ihn hätte vllt retten können, wenn das mit der nummer nicht passiert wäre.

auch für den rentner wird es heftig gewesen sein, als letzendlich alles aufgeklärt wurde. hach herrje...

Was ich nur nicht verstehe. Selbst wenn er eine rufumleitung drin hatte, wird dich trotzdem seine Nummer angezeigt wenn er irgendwo anruft. Wieso konnte man dann den Anruf nicht zuordnen?

@tenbells

tenbells schrieb:Wieso konnte man dann den Anruf nicht zuordnen?

Weil, wenn man diese Handynummer anruft, dann der Anruf
zu der umgeleiteten Rufnummer durchgestellt wird.

Die Berichterstattung des Göttinger Tageblatts ist reich an Details, aber dennoch kann ich gewisse Dinge nicht nachvollziehen:

1. Warum sollte ich mein neues Handy (das ich samt neuer Nummer erworben habe) auf mein altes Handy umleiten? Verständlich wäre eine Anrufweiterleitung der alten Handynummer (die allen Bekannten, Kunden etc. bekannt ist) aufs neue Handy, aber doch nicht umgekehrt.

2. Bei der Polizei Thüringen ist ein Notruf von einem niedersächsischen Festnetzanschluss eingegangen. Zumindest sieht es so für die Notrufzentrale der Polizei Thüringens aus. Der Anrufer meldet sich nicht. Man ruft also die angezeigte Festnetznummer zurück und dort meldet sich der Anschlussinhaber, der erklärt, keinen Notruf getätigt zu haben:

a) Begnügt sich die Polizei in solchen Fällen (eingegangener Notruf, ohne dass tatsächlich ein verbaler Kontakt mit dem Anrufer entsteht) immer auf einen Rückruf und vertraut auf die Erklärung der den Rückruf entgegennehmenden Person, dass alles in Ordnung sei? Es wäre doch theoretisch möglich, dass in der Wohnung mit dem Festnetzanschluss gerade ein Einbruch/Überfall abläuft und der Täter den Anschlussinhaber zwingt zu erklären, es sei alles OK.

b) Sind technisch irrtümlich über die Landesgrenzen geleitete "Fehl-Notrufe" so häufig, dass für die Polizei des den Notruf entgegennehmenden Bundeslandes keine Veranlassung besteht, unverzüglich die für den Festnetzanschluss, von dem aus der Notruf scheinbar abgesetzt worden ist, zuständige Polizei-Dienststelle im anderen Bundesland auf den Vorfall hinzuweisen, damit diese vor Ort beim Anschlussinhaber prüfen kann, ob nicht doch ein Notfall vorliegt?

noctua schrieb: Bei der Polizei Thüringen ist ein Notruf von einem niedersächsischen Festnetzanschluss eingegangen. Zumindest sieht es so für die Notrufzentrale der Polizei Thüringens aus. Der Anrufer meldet sich nicht. Man ruft also die angezeigte Festnetznummer zurück und dort meldet sich der Anschlussinhaber, der erklärt, keinen Notruf getätigt zu haben:

Nein, es wird die Handynummer angezeigt, und diese wurde auch zurückgerufen, die Polizei wird davon ausgegangen sein, mit dem Handy verbunden gewesen zu sein.

Minderella schrieb:Nein, es wird die Handynummer angezeigt, und diese wurde auch zurückgerufen, die Polizei wird davon ausgegangen sein, mit dem Handy verbunden gewesen zu sein.

Wirklich?

Hätten dann nicht, nachdem die Familie das Opfer als vermisst gemeldet hat, irgendwelche schlauen Funktionen der polizeilichen Datenbanken angezeigt, dass es am Abend seines Verschwindens einen telefonischen Kontakt zwischen Notrufzentrale und Opfer-Handynummer gegeben hat?

Da ich kein Polizist bin, weiß ich das leider nicht ;) Kann nur von meinen eigenen Erfahrungen zum Thema "Handy umleiten" erzählen und die sind wie oben beschrieben. Das Handy wird zum Zeitpunkt der Vermisstenmeldung ja ausgeschaltet gewesen sein.

Und ja, die Verbindung Notruf - Vermisstenfall hätte gezogen werden müssen, ich vermute/befürchte/lese zwischen den Zeilen, dass dies aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten evtl versäumt worden sein könnte.

@noctua
Da wird wohl wieder das Problem sein, dass nicht die zuständige Polizeidienststelle den Anruf bekam und die sich nicht mit der Nachbardienststelle ausgetauscht haben, zumindest nicht sofort.

@Minderella
@obskur

Danke für Eure Antworten.

Ich hätte noch eine Frage: Wenn ich den Notruf 110 anrufe, hat dann die Notrufzentrale der Polizei sofort (bei Anruf von meinem häuslichen Festnetzanschluss) meinen Namen als Anschlussinhaber und meine Adresse bzw. (bei Anruf von meinem Handy) meinen Namen über die Angaben im Handyvertrag auf dem Bildschirm oder muss die Polizei diese Daten erst beim Netzbetreiber, dessen Kunde ich bin, extra anfragen/abrufen?

Dann muss er aber das handy neu gehabt haben,sonst wäre doch evtl schon mal jemandem aufgefallen das man n renter an der Strippe hat wenn man die nummer anruft?

@noctua

noctua schrieb:Ich hätte noch eine Frage: Wenn ich den Notruf 110 anrufe, hat dann die Notrufzentrale der Polizei sofort (bei Anruf von meinem häuslichen Festnetzanschluss) meinen Namen als Anschlussinhaber und meine Adresse bzw. (bei Anruf von meinem Handy) meinen Namen über die Angaben im Handyvertrag auf dem Bildschirm oder muss die Polizei diese Daten erst beim Netzbetreiber, dessen Kunde ich bin, extra anfragen/abrufen?

Nein ich meine, solche Daten müssen auch von der Polizei erst abgerufen werden und dies geht auch nur mit richterlichen Beschluss soweit ich weiß.

@Flashster

Flashster schrieb:Dann muss er aber das handy neu gehabt haben,sonst wäre doch evtl schon mal jemandem aufgefallen das man n renter an der Strippe hat wenn man die nummer anruft?

Könnte es sein, daß der Täter das noch schnell eingefädelt
hat, bevor er vom Tatort weg ist? Falls jemand Daniel
anruft, wo er denn bliebe, landen alle Anrufe im Nirvana,
weil er eine nicht bestehende Nummernkonvention ausgesucht hat.

Daß dabei zufällig eine existierende Nummer herauskommt,
konnte er ja nicht ahnen.