Verbrechen in Höxter

Trine schrieb:An die glückliche Kindheit glaube ich nicht wirklich. So eine Abhängigkeitsbeziehung hat immer eine Geschichte. Angelika wird - wenn die Angaben zum IQ stimmen - in ihrer ländlichen Umgebung immer Aussenseiterin ohne Freundschaften gewesen sein. Sie wird nie gelernt haben, wie Beziehungen zu gleichaltrigen funktionieren. Auch wenn das sich jetzt polemisch anhört, Mitte/Ende der 1980er erwartete man von einer jungen Frau auf dem Land, bis zum 25. Geburtstag verheiratet zu sein. Dann ist da einer, der sich interessiert. Und es gibt sofort Stress. Also hat sie was falsch gemacht, sie muss sich nur mehr Mühe geben, schließlich hat man ihm ja immer nur übel mitgespielt. Und los geht die Abwärtsspirale...Nur kann man so etwas wohl kaum ohne Therapie erkennen und verarbeiten. Für Angelika wird das eine normale Beziehungsform sein, sie hat ja auf partnerschaftlicher Ebene nie etwas anderes kennen gelernt, wenn ihre Aussagen stimmen.

(Zitat von @Trine)

Du hast meine Gedanken zu Ihrer Vergangenheit gut in Worte gefasst :) Ich sehe es so ziemlich genau so, wie Du es beschrieben hast. Aussenseiter, wenig Freunde, evtl. auch "konservativ" erzogen, d.h. "Kind wenn Du Dich für einen Mann entscheidest, dann für immer" usw.




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Was ich soeben noch im Netz gefunden habe:

Folterpaar-Angeklagter will reden

Im Prozess um das mutmaßliche Folterpaar von Höxter-Bosseborn will der Angeklagte Wilfried W. überraschend jetzt doch aussagen. Bisher hatte der 46-jährige beharrlich geschwiegen. Nach Angaben seines Verteidigers wird sich Wilfried W. auch psychiatrisch begutachten lassen. Am achten Verhandlungstag hatte wieder die Angeklagte Angelika W. das Wort. Diesmal schilderte sie Folterungen der Frauen, die ihre Zeit in dem Haus in Bosseborn überlebt haben.

(Quelle: https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/folterpaar-angeklagter-will-reden.html)


Da bin ich ja echt mal gespannt, was Wilfried da so erzählen wird.


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Zudem noch zwei Bilder der unzähligen Zettel aus dem Haus (falls wen das Schriftbild interessiert):

http://www.westfalen-blatt.de/var/storage/images/wb/startseite/owl/kriminalfall-hoexter-bosseborn/2619454-opfer-des-horror-paares-mussten-erklaerungen-unterschreiben-verraeterische-zeilen/75157969-8-ger-DE/Opfer-des-Horror-Paares-mussten-Erklaerungen-unterschreiben-Verraeterische-Zeilen_image_630_420f_wn.jpg

http://www.westfalen-blatt.de/var/storage/images/wb/startseite/owl/kriminalfall-hoexter-bosseborn/2619454-opfer-des-horror-paares-mussten-erklaerungen-unterschreiben-verraeterische-zeilen/ein-weiteres-schreiben/75157999-1-ger-DE/Ein-weiteres-Schreiben_image_630_420f_wn.jpg

Interessant auch hier, die vorgenommene Korrektur - Aus einem "darf" (Zustimmung/Duldung) wird ein "soll" (Befehl). Für mich wird hier noch einmal sehr deutlich, dass es sich um kein freiwilliges Schriftstück handelt (nicht das ich daran vorher gezweifelt hätte ;))

Ich lese hier nur sporadisch mit, mal eine Frage an die, die richtig im Stoff sind. Bisher las ich nur von den Aussagen der Angelika W.! Werden auch noch Aussagen der überlebenden Opfer erwartet oder erspart sie diesen mit ihrer Aussage den Auftritt vor Gericht?

@Comtesse: Soweit ist der Prozess noch nicht. Aber es werden Opfer aussagen, zumindest steht es so im Netz.

@peppermint1
Ach so, das zieht sich schon so lange, ich dachte, die wären schon weiter. Danke für die Info. Hat man denn inzwischen schon einen Überblick, von wievielen Opfern überhaupt die Rede ist?

@Comtesse
auf die Aussagen der überlebenden Opfer kann nur verzichtet werden, wenn sich diesbezüglich auch W.W. vollumfänglich geständig einlässt. Da reicht die Aussage der A.W. nicht, denn es isr ja nicht auszuschließen, dass die Opfer eine ganz andere Wahrnehmung bezüglich ihrer Tatanteile hatten.

Umso interessanter ist, dass er jetzt auch aussagen will. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass das vollumfänglich geständig wird. Ich gehe davon aus, dass er nicht den Arsch in der Hose hat, den überlebenden Opfern die Aussage vor Gericht zu ersparen.

@Trine
Fraglich ist auch bezüglich der Opferzahl, wieviele es VOR Angelika W. gab. Da war er ja auch nicht untätig, wie man weiß, aber wenn er darüber nicht auspackt, wird man nie erfahren, wieviele Opfer noch dazu gehören. (Ich zweifel aber auch daran, dass er mehr gestehen wird als er muss, wenn er nun auch "auspackt", denke, er wird wohl eher das Bedürfnis haben, gegen Angelika W. anzureden, um sich selbst als unschuldig/er hinzustellen - um so wichtiger wäre, wenn sich viele Zeuginnen von VOR der Zeit mit A.W. fänden, die beweisen würden, dass ER der Antrieb in dieser furchtbaren Beziehung war.)Es melden sich ja nicht alle von sich aus, aus Scham. Die Frauen, die in sein Beuteschema fielen, fallen ja nicht gerade durch emotionale Stärke und Selbstbewusstsein auf, könnte mir daher vorstellen, dass dieser Frauentyp auch NACH sowas zum Verdrängen und Hinnehmen neigt und keinen Mut hat, damit nun in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich glaube nicht, dass er lange ohne so einen weiblichen Prellbock an der Seite auskam, von daher halte ich eine hohe Dunkelziffer für möglich. Angelika W. halte ich für einen schwachen Charakter, der einfach tut, was Mann von ihr erwartet. Wäre sie an einen netten normalen Mann geraten statt an W.W., hätte sie wahrscheinlich ein spießig-beschauliches Leben geführt stattdessen.

@Comtesse
Angelika muss er unmittelber nach seiner Haftentlassung kennengelernt haben. Er war wegen so etwas ja bereits einmal verurteilt. Die Quelle war die NW-Printausgabe.

@Comtesse

Vor Angelika saß er wegen Misshandlung seiner ersten Frau im Gefängnis. Er wird also zwischen diesen beiden Ehefrauen, der ersten und Angelika, keine Gelegenheit gehabt haben. Interessant wäre allerdings, wie viele Opfer es möglicherweise vor dem Umzug nach Bosseborn gab.

Ich kann es nicht glauben, dass er sich in den vielen Jahren vorher auf (s)eine Frau beschränkt haben sollte. Und auch nicht, dass es ihr erst in Bosseborn, nach vielen Jahren "Beziehung" eingefallen sein sollte, dass sie Ruhe haben könnte, wenn sie ihm ein anderes Opfer verschafft.

@AlteTante
@Trine
Hier steht aber, dass es mind. EIN weiteres Opfer vor der Zeit mit Angelika gab:
http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2482273-Horror-Haus-Frau-schildert-Kripo-Misshandlungen-in-den-90ern-Wilfried-hat-mich-zu-einem-Wrack-gemacht

Ferner war das mit Angelika ja zeitweise eine On-Off-Beziehung, da weiß man auch nicht unbedingt, ob sie immer alles weiß und mitbekommen hat, was er so getrieben hat, als sie nicht zusammenlebten.

Trotz Anklage und Prozessbeginn hat die Kripo ja weiter ermittelt. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde wegen der Fristen von U-Haft und Prozessbeginn erstmal nur das angeklagt, was offensichtlich war und sich nach Auffassung der StA auch beweisen lässt. Weitere Strafverfahren sind daher nicht ausgeschlossen.

Schon jetzt hoffe ich, dass das Gutachten bezüglich der Hangtaten nicht angreifbar ist, damit wirklich Sicherungsverwahrung ausgesprochen werden kann.

@Comtesse

Comtesse schrieb:Ferner war das mit Angelika ja zeitweise eine On-Off-Beziehung, da weiß man auch nicht unbedingt, ob sie immer alles weiß und mitbekommen hat, was er so getrieben hat, als sie nicht zusammenlebten.

Ihre Mutter durfte nicht wissen, dass sie noch zusammen waren, dann kassierte man doppelt Hartz4 und in Bosseborn zog er erst mal ohne sie ein.

@AlteTante

AlteTante schrieb:Interessant wäre allerdings, wie viele Opfer es möglicherweise vor dem Umzug nach Bosseborn gab.

Von einem wissen wir, der Epileptikerin Kati O. https://www.tag24.de/nachrichten/horror-paar-hoexter-wilfired-w-angelika-b-detmold-frau-159524 oder wie hier http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2664682-Achter-Verhandlungstag-im-Bosseborn-Prozess-Angelika-W.-spricht-ueber-Opfer-Christel-P.-aus-Magdeburg-Prozesstag-8-Sie-hatte-Angst-vor-mir zu lesen war

Die Frau trat im April/ Mai 2009 in das Leben des Paares getreten. 16 Monate sei sie mit Wilfried - der damals noch alleine in Berlebeck lebte - zusammen gewesen. ... Kati O. habe eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirkt, ...

@Trine

Trine schrieb:Weitere Strafverfahren sind daher nicht ausgeschlossen.

Auch hier weiß RadioHochstift anscheinend wieder etwas mehr als die anderen Medien: https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/keine-weiteren-anklagepunkte-im-folterpaar-prozess.html

Im Prozess um das mutmaßliche Folterpaar von Höxter-Bosseborn ist nicht mehr mit weiteren Anklagepunkten zu rechnen. Das sagte Staatsanwalt Ralph Meyer auf Radio Hochstift-Anfrage. So habe sich der Vorwurf einer Frau aus Ostdeutschland nicht erhärten lassen, dass Wilfried W. sie vergewaltigt hat. ... Die Ermittlungen der Mordkommission stehen kurz vor dem Abschluss.

@peppermint1
Das haut mich nauf ;) Bislang ist Radio Hochstift die einzige Quelle, die davon berichtet.
https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/folterpaar-angeklagter-will-reden.html
Aber so wie ich die kenne, sind die eigentlich sehr zuverlässig in ihren Aussagen.

@emz
Also waren sie doch schon vor dem Umzug nach Bosseborn gemeinsam "tätig".

@AlteTante

Einen Fall zumindest scheint es auf jeden Fall zu geben.

Was diesen Fall aber von den späteren Bosseborner Fällen unterscheidet, das Opfer wurde in der eigenen Wohnung misshandelt, nicht in den Räumlichkeiten des Angeklagten.

Vielleicht kam ja auch so die Idee, sich in ein freistehendes Haus einzumieten, wo es keine direkten Nachbarn gab und man die Opfer besser unter Kontrolle behalten konnte.

Ich befürchte, da müssen wir uns künftig die Informationen zu den jeweiligen Opfern aus den verschiedenen Medien zusammensuchen.

Hier als Beispiel Kirsten aus Detmold.

http://www.lz.de/ueberregional/owl/21548408_Foltermord-Prozess-Frauen-gaben-Wilfried-W.-300.000-Euro.html

Und dann ist da noch die Geldgier des Wilfried W. Rund 300.000 Euro hätten die Frauen in ihn investiert, ... Den Rest leierte das Duo zahllosen anderen Frauen aus dem Kreuz – darunter eine schwer kranke Detmolder Finanzbeamtin, die über Jahre hinweg 55.000 Euro springen ließ – für zum Teil „wahnwitzige Sachen", wie Angelika W. erzählt.

http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2664682-Achter-Verhandlungstag-im-Bosseborn-Prozess-Angelika-W.-spricht-ueber-Opfer-Christel-P.-aus-Magdeburg-Prozesstag-8-Sie-hatte-Angst-vor-mir

55.000 Euro seien von einer Kirsten aus Detmold gekommen, die laut Angeklagter zuvor als Finanzbeamtin gearbeitet hatte.
Kirsten habe zeitgleich mit Anika W. eine Beziehung zu Wilfried gehabt, schildert Angelika W.

Ich schätze mal, das wird noch ein heilloses Durcheinander geben.

emz schrieb:Ich schätze mal, das wird noch ein heilloses Durcheinander geben.

Derzeit gibt es keinerlei Hinweise darauf, der vorsitzende Richter E. hätte auch nur ansatzweise den Überblick verloren. Schließlich fördern etwaige Redundanzen immer wieder neue Details an's Tageslicht, welche m.E. keineswegs uninteressnt sind.

@gruselich

gruselich schrieb:Der Aktionismus der beiden ist beeindruckend und bedrückend zugleich. Warum schafft man sich Tiere an, wenn man sie nicht richtig versorgen will? Warum mietet man den Kiosk, wenn man arbeitsfaul ist, bzw. reihenweise Menschen erpresst und um zig-tausende von Euros bringt?

Die übliche Form der oft genannten und manchmal erkannten "Fassade" ist das, denke ich.

@Brownie1970
Eine Fassade kann viele Anstriche haben, muss vor allem unauffällig sein.
In Zeiten der Massentierhaltung und Discountpreisen bei "tierischen Produkten" ist Tierhaltung sicher nur etwas für engagierte Menschen, die dem Ganzen etwas abgewinnen können, dass den Zweck der Lebensmittel aus eigener Produktion übersteigt.

Wieviele Leute vergammeln nichtstuend auf dem Sofa vor der Glotze, oder zocken Games. Wäre auch eine gängige Fassade, oder?

Ich bleibe bei meinen Worten, es ist für mich ein erstaunlicher Aktionismus, den die beiden an den Tag legen. Viel Energie und Risikobereitschaft, die in eine unheimlich kriminelle Richtung gelenkt ist.

@y-ray

y-ray schrieb:Derzeit gibt es keinerlei Hinweise darauf, der vorsitzende Richter E. hätte auch nur ansatzweise den Überblick verloren. Schließlich fördern etwaige Redundanzen immer wieder neue Details an's Tageslicht, welche m.E. keineswegs uninteressnt sind.

Das stand auch nicht so in meinem Post.
Selbstverständlich traue ich Richter Emminghaus zu, dass er die verschiedenen Frauen und ihre Geschichten zu unterscheiden vermag.
Wo ich allerdings ein Problem sehe, dass die hier Lesenden und Schreiben den Überblick verlieren könnten.

http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2667252-Horror-Haus-Prozess-Angeklagter-soll-auch-begutachtet-werden-Wilfried-W.-will-reden

Nun berichtet auch das Westfalen Blatt davon, dass der Angeklagte möglicherweise reden möchte.

...
Am Rande des achten Verhandlungstages sagten seine Verteidiger Dr. Detlev Binder und Dr. Carsten Ernst, es führe kein Weg mehr daran vorbei, dass ihr Mandant seine Sicht der Dinge schildere.
...
Wann Wilfried W. sein Schweigen bricht, können die Anwälte noch nicht sagen. Dr. Binder: »Es ist sinnvoll, dass er sich vorher begutachten lässt.« Das hatte der 46-Jährige bisher abgelehnt.

Der vom Gericht beauftragte Psychiater Dr. Michael Osterheider konnte deshalb nur auf Grundlage der Ermittlungsakte und der ersten Verurteilung Wilfried W.s von 1995 ein vorläufiges Gutachten erstatten. Es beschreibt Wilfried W. als voll schuldfähig und empfiehlt, ihn nach Ablauf der Haft in Sicherungsverwahrung zu nehmen.

Schlimmer kann es für den Angeklagten also nicht kommen, wenn er sich jetzt psychiatrisch untersuchen lassen sollte.
...

Was ich mich frage, wo ist das Geld geblieben. Wie im Liveticker vom achten Verhandlungstag zu lesen stand, hatte sich das Pärchen eine Summe von insgesamt 300.000,-- € zusammengebettelt. Gefunden wurden im Haus jedoch nur 100.000,-- €.

Beide lebten von Hartz4, scheinen aber, wenn man bedenkt, dass sie im Winter nicht heizten, doch sehr kärglich und sparsam gelebt zu haben.

Mir fallen da ein paar Dinge ein: Kiosk samt Verkaufsartikel, Autos, Motorräder...

Er scheint ja kein begnadeter Geschäftsmann gewesen zu sein, seine Autobasteleien und -verkäufe scheinen wohl eher ein Verlustgeschäft gewesen zu sein.

Nächtliches cruisen kostet ne Menge Benzin. Die Kontaktanzeigen und die Treffen mit Frauen kosten auch Geld. Mehrere Handynummern können ebenfalls hohe Kosten verursachen. Ich glaube nicht, dass er da wirklich nen Überblick hatte.