Verbrechen in Höxter

242 schrieb:falls du mit es " Bosseborn " meinst denke ich nicht das hätte fast jeden treffen können - die möglichen Opfer entsprachen ja bestimmten Kriterien die (hoffentlich) nicht auf fast jeden Menschen zutreffen.

Bei einem solchen Narzissten genügt schon, dass das Opfer empathiefähig ist, damit er es "aussaugen" kann. Und das ist eine Eigenschaften, die nun nicht als negativ zu sehen ist.

Da hilft nur die sofortige Flucht.

Habe hier http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/narzissmus.html (Archiv-Version vom 09.06.2017) mal was gefunden:

Narzisstische Wesenszüge (überhöhte Anspruchshaltung, unkritische Selbsteinschätzung, ausnützerische und egoistische Einstellung, Neid und Überheblichkeit) nehmen offenbar zu in unserer Zeit und Gesellschaft.

Noch folgenschwerer wird es dann, wenn es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt: selbstgefällig, dünkelhaft, aufgeblasen, wichtigtuerisch, großspurig; dabei unrealistisch überzeugt von eigenen Eigenschaften wie Erfolg, Macht, Scharfsinn, Schönheit oder gar idealer Liebe. Dazu weitere Belastungen wie Gier nach übermäßiger Bewunderung und unbegründete Erwartungen, als etwas Besonderes behandelt zu werden (wenn noch hysterische Züge dazukommen). Außerdem die Tendenz, andere auszubeuten, insbesondere was zwischenmenschliche Beziehungen (Partnerschaft, Familie), aber auch Finanzen, Position u. a. anbelangt. Gegebenfalls sogar ein unverständlicher Mangel an Mitleid, Zuwendung und Hilfsbereitschaft, dafür neidisch und manchmal sogar bösartig eifersüchtig. Kurz: eine Belastung besonderer Art.

Mich würde mal Eure Meinung zur W.´schen Taktik, zur Befriedigung seiner Triebe oder Ziele interessieren. Meiner Meinung nach ist er folgendermaßen vorgegangen:

1. er sucht per Annonce oder Internet Frauen, die er erst mal in Ruhe abchecken kann. Er hat immer viel gefragt, wollte alles genau wissen, ob ich Familie habe, was ich mache, ob ich zuhause wohne. Es lag an seinen Fragen, dass die Telefonate so lange dauerten (Zeugin Kati. K. 18. Prozesstag). Diese Frauen müssen das dringende Bedürfnis nach einem Partner verspüren und dürfen nicht zu viele Sozialkontakte haben.

2. Wenn der Kontakt zustande kommt, ist er Mr. Charming und einige Frauen lassen sich auf ihn ein, verlieben sich in ihn. Er will dann schnell Nägel mit Köpfen machen und bringt einen Ring an, sodass es zur Heirat oder zumindest zur Verlobung kommt. Wilfried kam, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, schon mit einem Ring an (Zeugin Kati. K., 18. Prozesstag)

3. Er zockt sie finanziell ab, wenn kein Geld mehr da ist, wird die Frau gezwungen, einen Kredit aufzunehmen oder Familienmitglieder um Geld zu bitten. Geld spielte dann immer eine große Rolle. Von meinen Großeltern bekam ich Geld. Sie bezahlten meine Miete und ließen mir auch so Geld zukommen. Das Geld durfte ich dann an Wilfried weiterreichen. Er hat schon darauf gedrungen, dass ich regelmäßig Geld bekomme. Und das ging fast bis zum Ende der Beziehung, bis zum Juli 2009.  
Ich habe während der Beziehung neben dem Geld von meinen Großeltern auch einen Kredit aufgenommen und das Geld Wilfried zur Verfügung gestellt. Ich weiß nicht, wann ich den Kreditantrag unterschrieben habe. Vielleicht habe ich Wilfried auf irgendeinem Papier meine Unterschrift für den Kredit gegeben habe. Ich musste das Geld später der Sparkasse Detmold zurückzahlen. (Zeugin Kati. K., 18. Prozesstag)

4. Er isoliert die Frauen, nimmt ihnen wichtige Papiere weg: Irgendwann war meine Fahrerlaubnis weg. Er wollte meine ganzen Papiere haben. Sie seien bei ihm sicher aufgehoben. Und er stellt Nachsendeanträge bei der Post, sodass bspw. Kati. K. keine Post mehr zugestellt bekommt oder räumt ihr Konto leer, sodass sie vollkommen abhängig von ihm ist. Außerdem verhindert er Kontakt zu Familienangehörigen und sperrt die Frauen ein (Zeugin vom 17. Prozesstag, die er im Stall einsperrte, finde leider die Quelle im Moment nicht) und Kati K.: Ich war in meiner Wohnung eingesperrt.

5. Er wird brutal und schlägt und quält die Frauen wegen Nichtigkeiten, bedroht sie. Er verabreicht Medikamente, um sie noch gefügiger zu machen. Er lebt sich komplett an ihnen aus und zur Krönung, nimmt er auch noch ihr komplettes Geld (wie auch von der Angeklagten A.).

6. Da die Frauen einsam sind, glauben sie ihm alles, was er von sich gibt. Durch die von W. provozierte Isolation können sie sich keine andere Meinung einholen. Kati K. glaubt sogar, dass sie an Epilepsie leidet.

7. Weil er weiß, dass das, was er tut, so nicht richtig sein kann, lässt er sich zu seiner Absicherung eine Menge Zettel unterschreiben und sich zu allem möglichen Dingen,, die ihn nichts angehen bevollmächtigen bspw. Kati K. : Hiermit erteile ich meinem Verlobten die Vollmacht, für mich eine Kündigungsschutzklage zu erstatten. Außerdem bevollmächtige ich Wilfried W., für mich alle Unterschriften zu leisten.

Sind seine Ziele ein bequemes Leben zu haben, seine Dominanz auszuleben, zu überspielen, dass er eigentlich im Leben ein richtiger Loser ist oder was anderes? Ich kann mir keinen Reim auf sein Verhalten machen.

@ayslynn

sehr gute Zusammenfassung , danke dafür

ayslynn schrieb:Sind seine Ziele ein bequemes Leben zu haben, seine Dominanz auszuleben, zu überspielen, dass er eigentlich im Leben ein richtiger Loser ist oder was anderes? Ich kann mir keinen Reim auf sein Verhalten machen.

ich denke alles zusammen trifft zu. 
die Ergebnisse des Gutachters stehen ja noch aus - mal sehen welchen Eindruck er von Wilfried gewonnen hat. (müsste das nicht sogar nächste Woche schon zum Thema werden ? )

ayslynn schrieb:6. Da die Frauen einsam sind, glauben sie ihm alles, was er von sich gibt. Durch die von W. provozierte Isolation können sie sich keine andere Meinung einholen. Kati K. glaubt sogar, dass sie an Epilepsie leidet.

das ist für mich der wichtigste Faktor den die Opfer mitbringen mussten. 

brennan schrieb:Die Zeugin sagte aus, dass W. W. ihr die Medikamente aufgezwungen hat. Von Angelika war da nicht die Rede

Ich wollte mit meinem Post gar nicht sagen, dass Angelika die  Medikamente den Opfern verabreicht hat. 

ich schrieb:
"Da Angelika hier offensichtlich die schlauere von beiden war, würde ich ihr die "Idee" mit den Medikamenten zu trauen."

Lediglich die Idee des Medikamentenmissbrauch kam meiner Meinung von ihr. Für meine Geschmack war bzw. ist W.W. für sowas einfach zu blöd.

"Der Gedanke, das Angelika bewusst zu solchen Mitteln griff, damit sie zu ihren Zielen (maximale Ausbeutung + Kontrollverlust + Erinnerungsverlust) kam liegt hier für mich extrem nahe."

Hier habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt. 

Es sollte heißen: 
Der Gedanke, das Angelika bewusst zu solchen Mitteln griff, damit die beiden zu ihren Zielen (maximale Ausbeutung + Kontrollverlust + Erinnerungsverlust) kamen, liegt hier für mich extrem nahe.


Die Zeugin von gestern hatte bei der Poilzei übrigens folgendes ausgesagt:

Als sie einmal umgekippt sei, habe Wilfried W. diagnostiziert, dass sie angeblich Epilepsie haben müsse. Er habe ihr Tabletten von einem Onkel besorgt, der Arzt gewesen sei.

Quelle: http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2789615-Tag-18-im-Horror-Haus-Prozess-Zeugin-belastet-Wilfried-W.-mit-Aussage-am-Landgericht-Paderborn-Ex-Freundin-Tief-in-meiner-Seele-vergraben

Die Nummer mit dem Onkel zweifel ich an, dafür hat W.W. im Vorfeld dem Opfer schon zu viele Lügen aufgetischt.
Die Herkunft der Medikamente kann man prüfen. Sollte es so gewesen sein, wie von mir angenommen (von A.W. organisiert) wäre es für mich ein weiterer Beweis, dass A.W. die treibende Kraft in der Perfektion des Verbrechens war.


P.S.: Ich bin gespannt, ob das Gericht hier unterschiedlich schwer bewertet. Ob Ideengeber oder ausführende Hand - für mich dürfen W.W. als auch A.W. die gleiche Strafe absitzen.

   

Ayslynn schrieb:
   6. Da die Frauen einsam sind, ...

242 schrieb: das ist für mich der wichtigste Faktor den die Opfer mitbringen mussten.

Nachdem ihm seine erste Frau von deren Verwandschaft und Kati von ihren beiden Brüdern weggenommen wurden, hat er darauf geachtet, dass ihm das nicht ein drittes Mal passiert. Auch ein Wilfried lernt dazu.

peppermint1 schrieb: Ich bin gespannt, ob das Gericht hier unterschiedlich schwer bewertet. Ob Ideengeber oder ausführende Hand ...

Nein, wird es nicht, denn um diese Taten geht es nicht. Es geht um Mord durch Unterlassen und bei Mord gibt es immer lebenslänglich.

Jolande schrieb:Frauen sind für ihn Besitztümer

Wohl wahr. Und er war (und vielleicht noch: ist) anscheinend der Meinung, dass eine Ehefrau automatisch zu seiner Sklavin würde. Er wollte ja auch immer schnell heiraten.

242 schrieb:wie sauber oder dreckig es wirklich war dürfte eine untergeordnete Rolle gespielt haben.

Dreck oder Unordnung waren vermutlich nur vorgeschobene Begründungen, um gewalttätig werden zu dürfen. 

peppermint1 schrieb:Für meine Geschmack war bzw. ist W.W. für sowas einfach zu blöd.

Ganz blöd kann er nicht sein, denn es ist ihm immerhin gelungen, mindestens zwei Frauen ohne Hilfe einer anderen Person einzufangen: Angelika und die Geliebte, mit der er seine erste Frau quälte.

ayslynn schrieb:Sind seine Ziele ein bequemes Leben zu haben, seine Dominanz auszuleben, zu überspielen, dass er eigentlich im Leben ein richtiger Loser ist oder was anderes? Ich kann mir keinen Reim auf sein Verhalten machen.

Ein ganz wichtiger Satz und ja, meiner Meinung nach ist er ein richtiger Loser, der nichts auf die Reihe kriegt, außer sich an Schwächere profilieren zu wollen.

Hier ein Artikel, der sehr anschaulich und kurz zusammenfasst, was Kati mit Wilfried zu erdulden hatte und wie sich die Spirale der Gewalt ihr gegenüber aufbaute.

http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2792319-Erste-Zeugin-beschreibt-ihn-als-Gewalttaeter-Ein-schwarzer-Tag-fuer-Wilfried-W

"Erste Zeugin beschreibt ihn als Gewalttäter", womit sich die Aussagen der von Wilfried erbetenen Zeuginnen, die ihm liebevollen Sex attestiert hatten, relativiert haben dürften.

Er kann also auch anders, was eine Beteiligung an den Misshandlungen von Anika und Susanne, die er einzig Angelika zuschieben wollte, wahrscheinlicher werden lässt.

ayslynn schrieb:Sind seine Ziele ein bequemes Leben zu haben, seine Dominanz auszuleben, zu überspielen, dass er eigentlich im Leben ein richtiger Loser ist oder was anderes? Ich kann mir keinen Reim auf sein Verhalten machen.

Aus seiner Sicht ist er mit Sicherheit kein Loser.

W.W. hat in Bezug auf wenige Frauen, seine Art einer Partnerschaft realisieren können.

Doch das endet letztendlich im Knast…

emz schrieb:Hier ein Artikel, der sehr anschaulich und kurz zusammenfasst, was Kati mit Wilfried zu erdulden hatte und wie sich die Spirale der Gewalt ihr gegenüber aufbaute.

http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kriminalfall-Hoexter-Bosseborn/2792319-Erste-Zeugin-beschreibt-ihn-als-Gewalttaeter-Ein-schwarzer-Tag-fuer-Wilfried-W

Dank für den Link!

Auszug:

>>>Erst als er ihr im Juli 2009 am Telefon gedroht habe, vorbeizukommen und sie totzuschlagen, sei sie zu einer Nachbarin geflohen. »Ich bin dann zu meinen Eltern gezogen.« Trotzdem beteuerte Katharina O. zwei Monate später in einem Chat ihre Liebe zu Wilfried W. »Das passt doch nicht«, meinte der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus, und die Zeugin sagte: »Irgendwie habe ich wohl gehofft, ihn ändern zu können.«>>>

W.W.  und A.W. sind, zum Glück,  nur wenige „Partnerinnen“ auf den Leim gegangen und das ist schon zu viel des Guten. 

Diese Frauen sind zu bedauern, denn sie waren nicht in der Lage, sich aus dem Dunstgefälle des W.W. und der A.W. lösen zu können, sich adäquate Hilfe zu leisten.

kann man eine Kredir einfach so ohne weiteres beantragen? muss man nicht zur Bank erscheinen? das kann nur über Internet oder Telefon gehen oder? Irgendwie beeindruckend wie schlaufuchs sie waren

Heute geht der Prozess weiter.

http://www.nw.de/nachrichten/thema/der_fall_bosseborn/21774628_Der-19.-Verhandlungstag-im-Foltermord-Prozess.html

Auszug aus der Zeugenvernehmung:
"Zeuge: Ich hatte das Gefühl, er habe sich alle Worte, die er mit mir wechselte, immer schon zurechtgelegt. Er wusste genau, was er mir sagen will und was nicht. Er sprach mir gegenüber auch von Gehwegplatten vor dem Haus in Bosseborn, unter denen vielleicht auch noch etwas zu finden sei. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben, er war mir einfach unangenehm. Bis zu einem gewissen Grad redete er all die Geschehnisse für sich schön."

Das ist ja mal interessant. Meint ihr, das wurde bereits überprüft? 

Leichenspürhunde waren an den Stellen im Einsatz, wo die Asche von Leichenteilen verstreut wurde.

https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/hoexter-bosseborn-leichenspuerhunde-im-einsatz.html

"Während nun die Phase der umfangreichen Detailarbeit beginnt, werden nächste Woche die letzten Tatortarbeiten stattfinden. Dazu setzt die Polizei Leichenspürhunde ein." (Quelle: http://112-magazin.de/meldungen-aus-der-region/polizei/item/18733-morde-von-h%C3%B6xter-bosseborn-leichensp%C3%BCrhunde-kommen-am-montag (Archiv-Version vom 25.05.2016)

Ich verstehe das so, dass Leichenspürhunde auch an dem Haus in Höxter (das war ja der Tatort) eingesetzt wurden. Habe auf die Schnelle leider keine weiteren Quellen gefunden.

Sorry, mein oberer Beitrag richtete sich @LAMA5

-Alexa- schrieb:Das ist ja mal interessant. Meint ihr, das wurde bereits überprüft?

Ich glaube nicht, dass das notwendig ist ;)
Der Hof selber ist geteert, da hat keiner was verbuddelt, würde man sehen.
Den Bürgersteig unbeobachtet von den Anwohnern aufzugraben und dann ungesehen wieder die Platten zu verlegen, das möchte ich ausschließen.

Also direkt beim Eingang sind schon Gehwegplatten... vielleicht sollte man dort nochmal drunter schauen... ^^

Quastenflosser schrieb:vielleicht sollte man dort nochmal drunter schauen... ^^

Warum nochmal?
Einfacher wäre es, in den Raum, in dem die blaue Tonne steht, reinzugehen.

-Alexa- schrieb:Er sprach mir gegenüber auch von Gehwegplatten vor dem Haus in Bosseborn, unter denen vielleicht auch noch etwas zu finden sei.

Na deswegen @emz ^^
Gucken kostet ja nichts.... ;) 

@Quastenflosser

Natürlich kostet Gucken was.

Unter dieser Rampe befindet sich eine Art Keller.
Über der Decke dieses Kellers vergräbt man dann etwas.