Hamburg: 16-Jähriger erstochen und seine Freundin in die Alster gestoßen

Sagramor schrieb: Ich frage mich daher, wieso ausgerechnet dieser eine Typ, den die Zeugin hat zeichnen lassen, in ihrem Gedächtnis geblieben ist. Da muss doch noch mehr gewesen sein.

Kann sein, dass sie den Täter kannte.

Es ist aber auch so, dass wir während einer Bedrohung so unter Stress stehen, dass das Gehirn keine Bilder speichert. Die Erinnerungen, die wir später an den Täter haben, sind manchmal komplett unwahr.
Ich habe kürzlich einen Bericht gesehen. Das war sehr interessant. Es kommt darum sogar vor, dass Unschuldige verurteilt werden. Die Opfer identifizieren den Täter ganz eindeutig in einer Gegenüberstellung. Der wahre Täter sah aber oft komplett anders aus.

Wenn sie den Täter kennt, dann muss sie ihn nicht zeichnen lassen.

Die Zeugin war ja auch nicht das Mädchen, dass in die Alster fiel. Sie, also die Zeugin, stand wohl nicht unter Stress.

Ich meine bloß, wenn die Frau nicht Aufmerksamkeit erheischen wollte, dann muss etwas Auffälliges in bezug auf den Mord an diesem Mann gewesen sein, dass sie sich bei der Polizei meldete. Vielleicht hat er sie auch attakiert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Phantombild den Mörder zeigt.

frauZimt schrieb:Ich habe kürzlich einen Bericht gesehen. Das war sehr interessant. Es kommt darum sogar vor, dass Unschuldige verurteilt werden.

Tja, wenn man den "südländisch aussehenden Täter mit 3-Tage Bart" als Referenz nimmt, so ist man zu 75% von Vorurteilen geprägt wie so ein Täter auszusehen hat und geben das unbewußt weiter bei der Täterbeschreibung. Bei Schwarzafrikanern wird es dann noch mal schwerer, zumal man oft flüchtige Bekannte kaum von anderen Afrikanern -auch so- nicht unterscheiden kann, geschweige denn in einer Stresssituation wo man selbst als unbeteikigter durch das Geschehen an sich abgelenkt ist, als dass man sich Gesichter (schwierige) merken kann.

P.S. Ich frage mich ohnehin manchmal wie verwertbar Aussagen von Zeugen sind, die sich bei XY nach einem Fall von vor über 30 Jahren melden und Personen beschreiben...

Sagramor schrieb:Sie, also die Zeugin, stand wohl nicht unter Stress.

Sehe ich nicht so. Auch unbeteiligte stehen in gewisser Weise unter Stress, wenn sie schon in so einer Entfernung waren wo sie jemand überhaupt identifizieren können. In solchen Situationen weiß man nie was der Täter als nächstes macht und oft werden bei solchen Delikten auch unbeteiligte Dritte verletzt. Zudem hat sich der Vorfall in Hamburg in der Dunkelheit ereignet -da muss man also umso mehr dran gewesen sein dass man sich eine Personenbeschreibung zutraut.

Wahrscheinlich fiel ihr der Mann wegen seinem Verhalten auf. Kurz nach der Tag aufgebracht weglaufgend vermutlich.

@Razupaltuff
Wohl eher verletzt und blutend. Das würde auch erklären, wieso die Polizei Infos zu jemandem sucht, der sich so schwer an der Hand verletzt hat, dass es deshalb wahrscheinlich zum Arzt ist. Nur wenn das echt ein IS-Anhänger war, hatte der sicher falsche oder gar keine Papiere dabei. Ärzte müssen in Notfällen aber jedem helfen, auch wenn der nicht versichert ist etc.!

Polizei erhält viele Hinweise nach Phantombild-Aufruf:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/mord-in-hamburg-polizei-erhaelt-viele-hinweise-dank-phantombild-a-1119551.html

Bei der Polizei in Hamburg sind nach der Veröffentlichung eines Phantombilds zahlreiche Hinweise auf einen mutmaßlichen Messerstecher eingegangen. Diese würden jetzt von der Mordkommission einzeln abgearbeitet, sagte ein Polizeisprecher.

@stefan33
Lt Spiegel (und Polizei) habe sich der Täter "möglicherweise" selbst verletzt. es ist also nichtmal sicher. und für dieses "möglicherweise" sollten Ärzte ihre Schweigepflicht brechen und möglicherweise Unbeteiligte denunzieren?

Es hieß seitens der Polizei bisher, der Mörder hätte erst den Jungen verletzt, und danach das Mädchen ins Wasser gestoßen. In dem neuen Video beschreibt es der Polizeisprecher genau umgekehrt. Letztere Version scheint mir auch plausibel. Ich hatte mich sowieso schon gefragt, wieso das Mädchen nicht eingreifen oder wenigstens Hilfe holen konnte.

Hoffentlich ist die Hamburger Polizei in der Aufklärung kompetenter als in Pressearbeit.

Wenn er das Mädchen wegstieß statt bei ihr auch das Messer einzusetzen, und sei es nur, um sie kampfunfähig zu machen, könnte das sogar ein ganz anderes Bild auf die Tat werfen. Dass diese nämlich ganz gezielt dem Jungen und NUR ihm galt. Das Wegstoßen des Mädchens vorher könnte dann sogar beschützend ausgelegt werden - sie komplett aus der Schusslinie bzw. hier Stichlinie gebracht, damit sie nicht auch verletzt wird. Ich hatte bisher gedacht, sie wurde evtl. ins Wasser gestoßen, WEIL sie versuchte, dazwischenzugehen und der Täter nicht gegen zwei gleichzeitig kämpfen wollte. Dann wäre aber viel wahrscheinlicher, dass sie dann einen Stich statt einen Schubs ins Wasser kassiert hätte.

Vielleicht also doch Beziehungstat von jemandem, der nichts gegen das Mädchen hatte, aber gegen ihn? Nebenbuhler? Eifersüchtiger Ex? Naja, die hat die Polizei aber sicher schon alle abgeklappert... Eine Zufallstat an Zufallsopfern kommt mir angesichts der Umstände immer unwahrscheinlicher vor, da beide Opfer gleichzeitig, und trotzdem völlig unterschiedlich "angegriffen" wurden.

Wenn der Mörder aus der Clique ist, hatte das Mädchen ihn erkannt. Zoff in der Jugend-Clique ist das eine, Messerstecherei und Mord das andere. Sowas gab's bei uns jedenfalls früher nicht. Das wär dann wohl eine ganz neue Dimension der Gewalt. Glaub ich nicht dran.

@Sagramor
Ja, da sie ihn nicht erkannt hat, hatte die Tat entweder nur mit ihm zu tun aus der Zeit vor ihr, sodass ER den Täter evtl. kannte, aber sie nicht. Oder es kann auch ein Stalker gewesen sein (wobei man die meist doch irgendwo her kennt, zumindest vom Sehen, denn irgendwo muss man demjenigen vorher aufgefallen sein).

@dike
Nein, nur wenn die Täterbeschreibung und dass Phantombild passen und der Patient wegen einer Schnittverletzung an der Handinnenseite behandelt werden muss, soll man sich an die Polizei wenden.

@Comtesse
Ich denke mir auch, dass Täter und Opfer irgendeine Verbindung haben. habe ich vor ein paar Tagen schonmal geschrieben. Den Jungen regelrecht niederzumetzeln und das Mädchen fast komplett zu ignorieren spricht für mich eher für ein persönliches Motiv.

Mr_Chemical schrieb:Nein, nur wenn die Täterbeschreibung und dass Phantombild passen und der Patient wegen einer Schnittverletzung an der Handinnenseite behandelt werden muss, soll man sich an die Polizei wenden.

Und woher weißt du das? Das Phantombild ist immerhin erst gestern gekommen wo es doch die Anfrage an die Ärzte schon seit mehrere Tage gab....

@Suinx
Die Täterbeschreibung gibt es aber schon seit dem Tattag. Außerdem sind diese Art Schnittverletzungen recht charakteristisch. Beim Heckeschneiden odrr so holst du dir die eher nicht.

Erinnert mich an den Münchener Fall:

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.tod-an-der-isar-domenico-l-muenchens-raetselhaftester-mordfall.7b8ac8be-2cf7-4a79-9b5a-aea3de8d3acc.html

@Saxnot555 da besteht tatsächlich sehr viel Ähnlichkeit!

Comtesse schrieb:Ich hatte bisher gedacht, sie wurde evtl. ins Wasser gestoßen, WEIL sie versuchte, dazwischenzugehen und der Täter nicht gegen zwei gleichzeitig kämpfen wollte.

Wie man auf den diversen Bildern sehen kann geschah die Tat sehr nah am Ufer. Vielleicht hat der Unbekannte das Mädchen nur abwehrend weg geschubst und sie ist mehr aus Versehen ins Wasser gefallen. Vielleicht war dies sogar ihr Glück und sie sollte eigentlich die zweite Tote sein - das wiederum würde zu der Aussage von IS passen. Dass das Mädchen ins Wasser fällt war dann nicht geplant, sie sollte ebenfalls erstochen werden. Insofern hatte sie grosses Glück!


Gruss, Maira

@Maira
Ja, das hatte ich auch schon mal vorher geschrieben, sehe ich auch so, der Sturz ins Wasser könnte ihr Schlimmeres erspart haben. Auch wenn der Junge z.B. nur ausgeschaltet wurde, um sich danach in Ruhe mit dem Mädchen beschäftigen zu können, solche Taten gab es auch schon (Täter sexuell erregt von turtelndem Paar, will die Stelle des Mannes einnehmen und beseitigt denn deshalb).

@Comtesse @Maira
Ich glaube tatsächlich, dass der Täter in München und in Hamburg derselbe sein könnte. Ich denke auch, dass eine sexuelle Motivation vorliegt. Allerdings dürfte diese noch etwas subtiler sein: Nach der Tatbegehung nehme ich an, dass der Täter ein junger Mann ist, ein Einzelgänger aus einer sehr männlich geprägten Kultur, mit starker, allerdings gestörter Familien-bzw. Mutterbindung, der Probleme mit seiner Sexualität beziehungsweise mit der Kontaktaufnahme zu Frauen hat. Er spuckt die Frau wie in München an oder schubst sie beiseite. Damit demonstriert er sein Unvermögen, mit Frauen umzugehen bzw.seine daraus resultierende Wut. Dann beschäftigt er sich mit dem jeweiligen Liebhaber, den er als Rivalen sieht. Es ist kein Zufall, dass der Täter ein Messer als Waffe verwendet. Das Messer ist eine phallische Waffe. Mit dem Einstechen auf das männliche Opfer, das sich in seiner Beziehung zum weiblichen Beteiligten als sexuell aktiv erweist, demonstriert der Täter dem Liebhaber gegenüber symbolisch seine phallische Macht; er zeigt sich dem Liebhaber gegenüber als sexuell überlegen, was er faktisch nicht ist. Ich gehe davon aus, dass der Täter nach der Tat in München den Ort gewechselt hat. Er könnte auch wegen anderer (Sexual-)Straftaten oder Brandstiftung aufgefallen sein. Wahrscheinlicher ist es, das er strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten ist. Er dürfte außerhalb seiner Familie wenige Kontaktperson haben und ich glaube, er wird es wieder tun...

Ach Du meine Güte, ein Zusammenhang zwischen der Tat in Hamburg und dem Fall Domenico in München ist ja nun wirklich an den Haaren herbeigezogen.

Erstens ereignete sich der Mord an Domenico L. bereits vor dreieinhalb Jahren, und zweitens war der Ablauf ein ganz anderer. Der Täter provozierte zunächst die Radfahrerin, eventuell weil er sich durch ihr Verhalten irgendwie gestört fühlte, wurde dann von deren Begleiter zur Rede gestellt, und reagierte darauf dann mit den tödlichen Stichen.

Wie man sehen kann ein ganz anderer Ablauf als in Hamburg.

Rick_Blaine schrieb:Ach Du meine Güte, ein Zusammenhang zwischen der Tat in Hamburg und dem Fall Domenico in München ist ja nun wirklich an den Haaren herbeigezogen.

Da sollte kein Zusammenhang hergestellt werden, sondern einen ähnlich gelagerten Fall zum Ausdruck bringen. Und Ja, ich sehe auch gewisse Parallelen, obwohl ich den gleichen Täter für völlig absurd halte.

Rick_Blaine schrieb:Wie man sehen kann ein ganz anderer Ablauf als in Hamburg.

Nö. Nach derzeitigem Stand der Dinge entstand diese Situation völlig aus dem nichts (also wie in München) und eskalierte. Ich muß dir doch nicht erklären wie oft schon Messer gezogen wurden nach einem kurzem "Was guckst du..?" ;)