Doppelmord Mundo in Fischbach (Kelkheim)

Telramund schrieb:Absolut gruselig... natürlich auch, wie die Exfreundin des toten Bruders ausgebeutet wird, um die völlig sinnlosen Bemühungen des ‚coolen‘ Junganwalts (bis vor kurzem noch Jungjournalist) zu finanzieren. Sehr schräg - auch die mediale Aufarbeitung. Dass der NDR das finanziert hat, unglaublich.

Ich weiß nicht, ob das so redaktionell beabsichtigt war, aber die Doku war meines Erachtens ein eindrucksvolles Psychogramm des Täters.

Dem Anwalt dahingegen liegt ganz offensichtlich der Konflikt im Magen, dass er dem Täter unbedingt glauben will, seine Intuition aber dagegen spricht - auch das in gewisser Weise ein gelungenes Psychogramm.

Und die Ausführungen des Kripobeamten, der Staatsanwältin sowie von Harbort waren durchaus aufschlußreich und gingen über die allfälligen Phrasen anderer in solchen Dokus auftretender Protagonisten hinaus.

Aber am besten war der Gesichtsausdruck des Täters, als Harbort ihn mit den Teppichen konfrontierte.

@trailhamster... das sehe ich teilweise etwas anders! Gerade filmerisch und journalistisch ist die Aufarbeitung vergleichsweise dilettantisch und nichtssagend. Das betrifft die 30-minütige Verhackstückung des netto 80-minütigen Beitrags ebenso wie die unmotivierte Auswahl der Drehorte und die knappe Zahl an Interviewpartner.

Auch das Psychogramm kann ich nicht teilen: Fast nichts erfährt man über den verurteilten Täter, seine Vorgeschichte und Lebensweise, ebensowenig über seinen Anwalt und die Tatsache, dass dieser ursprünglich als Journalist tätig war. Nichts über den Auftritt von Mundo in den sozialen Medien, seine zahllosen Aufenthalte auf Grand Canaria oder seine offensichtlichen Lügen vor Gericht!

Und zu guter letzt wird selbst das Interview mit Mundo in der JVA Butzbach auf wenige Minuten heruntergeschnitten. Man könnte daher schon fast den Eindruck einer beabsichtigten Desinformation gewinnen - ein Eindruck der mir ansonsten von öffentlich-rechtlichen Medien fremd ist.

@Telramund
Was möglicherweise damit zu erklären wäre, wenn absichtlich ausführliche Informationen zurückgehalten worden wären, weil - sagen wir mal - diese von Harbort gewinnbringend in einem neuen Buch verwendet werden sollen

@Sonnenschein81... Ich halte finanzielle Interessen sind auch für nicht ganz unplausibel.

Ich glaube, das geht etwas zu sehr in den spekulativen Bereich.
Ich denke, die Reportage war einfach Mist. ;)

Die Musik allein, vor allem, wenn der Anwalt auftauchte und unpassende Drohnenaufnahmen.

Auf 45 Minuten komprimiert wäre es besser gewesen.

Und sorry, das Getue von Harbort vor den paar Hanseln in der Uni war auch etwas zum Fremdschämen.

@Gymli...

Gymli schrieb:Und sorry, das Getue von Harbort vor den paar Hanseln in der Uni war auch etwas zum Fremdschämen.

Da hast Du absolut recht!

Bezüglich der finanziellen Interesse habe ich aber @Sonnenschein81 Recht gegeben, weil ich ja bereits geschrieben hatte, dass ich mir die Produktion durch das NDR nur deshalb erklären kann, weil es zur Zeit eine große Nachfrage nach neuen True-Crime-Produktionen gibt. Die Recherche solcher Fälle bedeutet aber einigen Aufwand für die Redaktion solche Produktionen. Hier wurde offensichtlich gespart. Denn es eignen sich bei weitem nicht alle Fälle dazu, um aus ihnen einen „Making a Murderer“ oder wenigstens einen neuen Fall Jens Söring zu machen.

@Telramund

Mal ehrlich. Jetzt will ich gar nicht mit den Gagen der Tatort-Kommissare oder Carmen Nebel anfangen.

Aber der Norddeutsche Rundfunk ist mit Panorama für investigativem Journalismus schon lange weit vorn.
Die paar Infos, die es gibt, kann man locker einholen und auch noch etwas weiter recherchieren, um Unbekanntes zu finden. Beispielsweise in Spanien oder Griechenland, so er mit seinem Drahtesel so viel Spaß auf die Backen der Touris zaubern durfte.


Man hat sich ja auch nicht gescheut, ein Team samt Harbort nach Frankreich zu schicken.

@Gymli .... Ja, da bin ich im Grunde genau deiner Meinung. Deshalb kann ich nur wiederholen, ich war verblüfft, dass der NDR so etwas produziert. Wie gesagt, nichts gegen das Genre, ich schaue so etwas ja gerne. Aber eben nicht alles eignet sich und dieser Fall meines Erachtens garantiert nicht. Abgesehen davon, du hast es ja selbst schon ein paar Mal angesprochen, ist die Aufarbeitung kameratechnisch, schnitttechnisch, von der Musikauswahl und den gedrehten Szenen her, auch mE wirklich unterirdisch. Wenig Info, dafür viel Brimborium.

@Telramund

Ja ich mag das auch und ich finde es extrem schade, dass die Reihe "Die großen Kriminalfälle" eingestellt wurde. Also die können es doch...

Zum Glück gibt es gute Alternativen auf den privaten.
So wurde TLC zu einem meiner Lieblingssender. ;)

@Gymli... Da hast du recht. TLC habe ich zwar nicht aber die von dir angesprochene Sendereihe war sicher stets sehr gut produziert.

Gymli schrieb:Die Musik allein, vor allem, wenn der Anwalt auftauchte und unpassende Drohnenaufnahmen.Auf 45 Minuten komprimiert wäre es besser gewesen.

Ich hätte auch eine andere Musikauswahl getroffen aber die entspannten Schnitte haben mir gefallen, nicht diese unglaublich nervigen Schnittfetzen wie zB bei Medical Dedectives und anderen Sensationsreportagen über reale Fälle. Was die Geschwindigkeit betrifft, war es genau richtig.

Den Fokus auf die wichtigen Sachverhalte zu legen und Nebensächlichkeiten zu vernachlässigen wäre vielleicht noch ein Verbesserungsvorschlag für eine Reportage über diesen Fall. Ich glaube, ich hätte die Doku etwas besser gemacht.

Ein Chat-Raum wäre doch was für euch :-)

Die Reportage war wirklich nicht so 100prozentig ok. Da viele Infos nur halbherzig angesprochen wurden, lässt sie einen etwas ratlos werden.

Speziell die Geschichte mit dem anderen Tatzeitpunkt der französischen Polizei macht mir etwas Angst. Hier hat man zuwenig Info bekommen, wer hier wohl Recht hat.

Und ein bisschen bedenklich ist es schon, dass sich die deutsche Justiz hier ihr (besser passendes) eigenes Urteil fällt, obwohl man nicht selbst am Tatort war...

Auch wenn am Ende die Tendenz eher dazu übergeht, dasses wohl so gewesen sein muss...

@AxelF

Ich frage mich was die Reportage rüber bringen sollte , wie man einen Mörder überführt oder sollte sie beim Zuschauer Zweifel am Urteil erwecken vielleicht wie sich Menschen verrennen können - die Blinde Freundin die sich sehr für Mundo einsetzt .

AxelF schrieb:Speziell die Geschichte mit dem anderen Tatzeitpunkt der französischen Polizei macht mir etwas Angst

AxelF schrieb:Und ein bisschen bedenklich ist es schon, dass sich die deutsche Justiz hier ihr (besser passendes) eigenes Urteil fällt, obwohl man nicht selbst am Tatort war...

Bei diesen beiden Punkten z.B. ist mir auch nicht so wohl.

Wie hoch war das vermeintliche Erbe?

Ich habe die Dokumentation nicht mehr so präsent!

@AxelF, @Cosmo69... Die Datierung der frz. Behörden basiert auf einem einzigen Indiz (Feuchtigkeit/Regen), wohingegen die Datierung bzw. das Szenario der deutschen Staatsanwaltschaft auf einer umfangreichen Indizienkette (Möglichkeit, Motiv, Tatortnähe, Nachtatverhalten etc.) basiert. Dagegen sieht die Regendatierung aus Frankreich nun mal blass aus. Das hat schließlich den Ausschlag gegeben und zur Verurteilung von MM als Doppelmörder geführt.

Telramund schrieb:Gerade filmerisch und journalistisch ist die Aufarbeitung vergleichsweise dilettantisch und nichtssagend. Das betrifft die 30-minütige Verhackstückung des netto 80-minütigen Beitrags ebenso wie die unmotivierte Auswahl der Drehorte und die knappe Zahl an Interviewpartner.

Ich habe ja meine Zweifel angemeldet, ob das, was ich als aufschlußreich empfand, redaktionell wirklich so gewollt war. ;-)

Zugegebenermaßen war das keine nüchtern-dokumentarische Truecrimeproduktion im klassischen Sinn.

Aber das, was ich in der Sendung von Mundo gehört und insbesondere gesehen habe, hat in mir einen durchaus starken Eindruck hinterlassen, der natürlich keine forensische Beurteilung ersetzen kann, aber der sehr gut zu dem passt, wovon das Gericht ausging.

Die fehlende professionelle Distanz und innere Verlorenheit des Anwalts kam für mich sehr gut rüber und die eingespielten Passagen aus Mundos Schlußwort sowie die Dialogausschnitte zwischen Mundo und Harbort fand ich ebenfalls äußerst aufschlußreich. Mir tat Mundo fast ein wenig leid, weil es ihm so überhaupt nicht gelang, das Umschlagen vom pseudopathetischen zum läppisch auftrumpfenden zumindest dramaturgisch etwas abzumildern. So wie er rüber kam, hätte er auch gleich ein Schildchen mit "ok, ich war´s" vor sich hinstellen können.

trailhamster schrieb:"ok, ich war´s"

...diesen Eindruck hatte zuvor offensichtlich auch das betreffende Gericht von MM gewonnen. Allerdings nicht auf Grund von

trailhamster schrieb: eingespielten Passagen aus Mundos Schlußwort

sondern auf Basis einer ellenlangen Indizienkette, die es in sich hat. Leider wurde diese von dem TV-Beitrag nicht gewürdigt, sodass vermeintliche Zweifel an MMs Schuld über 80min völlig sinnlos - abgesehen von einem fragwürdigen Unterhaltungswert - gestreut wurden.

Telramund schrieb:Die Datierung der frz. Behörden basiert auf einem einzigen Indiz (Feuchtigkeit/Regen), wohingegen die Datierung bzw. das Szenario der deutschen Staatsanwaltschaft auf einer umfangreichen Indizienkette (Möglichkeit, Motiv, Tatortnähe, Nachtatverhalten etc.) basiert. Dagegen sieht die Regendatierung aus Frankreich nun mal blass aus

Guter Beitrag.

Der Anwalt hat behauptet, dass die französischen Behörden noch bis 2015(?) weiter ermittelt hätten.
Ich frage mich nur, was? Zu dem Zeitpunkt saß der Doppelmörder schon 3 Jahre.
Vermutlich um die Ehre wieder herzustellen. Der Fall Markus M. hat gewiss nicht zur Deutsch/Französischen Freundschaft auf der Ebene der Strafverfolger gesorgt.

@Telramund
Aber die Franzosen waren die Einzigen, die tatsächlich nicht auf abstrakte (Indizien, Motive) zurückgreifen konnten/mussten - zum Zeitpunkt des Auffindens war ihnen ja nicht bekannt, um wen es sich handelt bzw. hatten ja keinen Bezug zu Mundo!

Und die Ablehung der französischen Ergebnisse ergibt ja dabei eine Art „ihr seid zu doof“-Aussage...

Andererseits beruht ja die Anzweifelung wohl nur darauf, dass es dann nicht zu den bisherigen Indizien passt...

Gymli schrieb:Vermutlich um die Ehre wieder herzustellen.

Wozu müssen die Französischen Ermittler ihre Ehre wieder herstellen :ask: wenn sich da an ihren Erkenntnissen mittlerweile nichts geändert hat so liegt da eine andere Datierung der Leichenablage vor die eben nicht reinpasst in das Urteil nicht mehr und nicht weniger und ist die Indizienkette der Deutschen noch so lang.
So viel zum im Zweifel für den Angeklagten.