Bonn - Junges Paar beim Campen überfallen, Frau vergewaltigt

Vielleicht gibt es besondere juristische Feinheiten zwischen "besonders schwerer Vergewaltigung" und allgemeiner "besonderer Schwere der Schuld" (welcher - nur Mord oder anderes auch?), aber zumindest mich als Nichtjuristen klingt das identisch mit dem "besonders schwer". Und angesichts des Verhaltens des Angeklagten dürfte klar sein, daß dieser Typ eine tickende Zeitbombe bleibt, die jederzeit erneut hochgehen kann, wenn er Gelegenheit kriegt und ihn der Brunfttrieb drückt. Sprich es gibt nur drei mögliche Urteile, nämlich (falls doch noch erfolgreich auf Krankheit plädiert werden sollte) lebenslängliche Unterbringung in der Geschlossenen wegen Untherapierbarkeit, oder Gefängnis (deutsch) mit anschließender lebenslänglicher Sicherheitsverwahrung (deutsch), oder aber Gefängnis (deutsch) mit anschließender Abschiebung auf Nimmerwiedersehen, egal was im Heimatland dann mit ihm passiert, denn die angebliche Bedrohung dort kann er vermutlich auch nicht nachweisen, und jeder Richter mit halbwegs Verstand kann sich daran aufhängen - es gab schon genug Leute mit echter Bedrohungslage im Heimatland die rigoros abgeschoben wurden (Afghanistan).

Die bekannte Frage nach der "besonderen Schwere der Schuld" stellt sich in Deutschland nur in der bekannten Form in Fällen der lebenslänglichen Freiheitsstrafe, also in der Regel bei Mord nach § 211 StGB.

Hier liegt eine "besonders schwere Vergewaltigung" nach § 177 (6 ff) StGB vor. Dieser Tatvorwurf ist mit einer nach oben offenen Strafandrohung bewehrt, das heisst, das Strafgesetzbuch nennt bei dieser Tat erst mal nur eine Mindeststrafe. Diese beträgt nach Absatz 6 zwei Jahre.

Allerdings ist das noch nicht die hier in Frage kommende höchste Mindeststrafe, denn das Gesetz sieht noch zwei weitere Qualifikationen vor: unter anderen das Mitführen einer Waffe und das Verwenden einer Waffe.

Im hier vorliegenden Fall hat der Täter eine Waffe verwendet um die Opfer gefügig zu machen, und hat eine Vergewaltigung vollzogen, das heisst, er kann nach Absatz 8 eine Mindeststrafe von 5 Jahren erwarten.

Wie gesagt gibt es bei diesen schweren Tatvorwürfen nach den Absätzen 6-8 keine Höchststrafe mehr im spezifischen Paragraphen, so dass die allgemeine Höchststrafe des Strafgesetzbuches greift: das sind 15 Jahre (§ 38 StGB).

Egal wie hoch die Schuld ist, der Täter kann nicht zu mehr als 15 Jahren verurteilt werden. Das wäre allerdings in Deutschland schon extrem ungewöhnlich. Schon die hier geforderten 13 Jahre sind äusserst selten, ich habe noch nie eine Verurteilung zu einer Strafe von mehr als 8 Jahren gesehen.

Ein anderes Thema ist die Sicherungsverwahrung nach §§ 66/66a StGB. Die kann hier angeordnet oder vorbehalten werden, denn eine Voraussetzung, dass eine besonders schwere Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung bzw. körperliche Unversehrtheit begangen wurde, ist hier gegeben. Bei der Entscheidung über diese spielt die Schuld in sofern keine Rolle mehr, weil sie nach der eigentlichen Strafe greift und nur auf grund der prognostizierten Gefährlichkeit des Täters in Zukunft verhängt werden kann.

@Rick_Blaine
Danke fürs Erklären. 
Aber egal ob es 8 oder 13 Jahre Freiheitsstrafe werden, danach ist der Typ wieder auf freiem Fuß.
Kann er dann rein rechtlich sofort abgeschoben werden? 

@flincibinci

Wir bei Radio Eriwan sage ich: Im Prinzip ja, aber es gibt ja immer wieder "überraschende" Abschiebungshindernisse.

Da müsste man jetzt mehr über ihn und Ghana wissen.

Rick_Blaine schrieb:Wir bei Radio Eriwan sage ich: Im Prinzip ja

Obwohl der Fall alles andere als witzig ist muss ich an dieser Stelle herzhaft lachen. You made my morning. 😂
Na ich hoffe doch sehr sehr schwer, dass da mal nichts dazwischen kommt als "überraschendes Abschiebehindernis". Ich hoffe die Medien bleiben vor einer Entlassung auf Zack und erhöhen so den Druck.
Wenn der Angekagte nicht therapiefähig ist, wie es den Artikeln zu entnehmen war, ist er eine Gefahr für die Öffentlichkeit. Das ist im Heimatland sicher nicht besser, da könnte ihm höchstens la Mama mal ordentlich den Hintern versohlen.

Da habe ich @Rick_Blaine anders verstanden:

Rick_Blaine schrieb:Ein anderes Thema ist die Sicherungsverwahrung nach §§ 66/66a StGB. Die kann hier angeordnet oder vorbehalten werden, denn eine Voraussetzung, dass eine besonders schwere Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung bzw. körperliche Unversehrtheit begangen wurde, ist hier gegeben. Bei der Entscheidung über diese spielt die Schuld in sofern keine Rolle mehr, weil sie nach der eigentlichen Strafe greift und nur auf grund der prognostizierten Gefährlichkeit des Täters in Zukunft verhängt werden kann.

Also ist, abhängig von der Entscheidung des Gerichts, definitiv noch nicht klar, ob der Angeklagte nach der Strafhaft wieder umgehend auf freien Fusss kommt.

Und dies wäre mir -in diesem konkreten Fall- verständlicher.

Grüße

Demlicz

@Able_Archer
@flincibinci

Das ist übrigens auch eine politische Frage. Eine Person zu verwahren kostet ja gewaltig Geld. Wenn man ihn abschieben kann, spart man Geld. In den meisten Fällen versucht Deutschland dann abzuschieben.

Ich schliesse nicht aus, dass das vom Angeklagten vorgebrachte Kapitaldelikt im Heimatland vorgeschoben wurde.

In diesem Zusammenhang (und in Annahme einer Abschiebung statt SV) hoffe ich, dass der Angeklagte dann nach erfolgter Abschiebung nicht wieder binnen Wochenfrist in der EU auftaucht und sich womöglich weiterhin ähnlich verwirklicht.

Aber vielleicht wird er ja dann auch wirklich Fussballprofi.

Grüße

Demlicz

Es wäre schon ziemlich beängstigend, dass ein Mensch, der keine Reue zeigt, dass Opfer stattdessen verhöhnt und vom Gutachter als nicht therapiefähig eingestuft wird, in spätenstens 13 Jahren wieder auf die Menscheit losgelassen werden könnte.. Von daher, bin ich doch sehr gespannt auf das letztendliche Urteil das heute ab 12 Uhr verkündet werden soll.

Das Urteil:

11 Jahre und 6 Monate Haft für Eric X. (31)! Dieses Urteil fällte am Donnerstag das Bonner Landgericht gegen den Mann aus Ghana, der Anfang April 2017 ein campendes Pärchen (23, 27) überfallen, bedroht und die junge Frau vergewaltigt hat.

http://m.bild.de/regional/koeln/urteil/gegen-camping-vergewaltiger-53586788.bildMobile.html

Rao schrieb:Die Verteidigung hat "keinen konkreten Antrag" gestellt, sprich auf Unschuld oder Bewährung (Lieblingsanträge in fast jedem anderen Fall...) plädiert. Die Beweise sind wohl zu erdrückend und das Interesse der Allgemeinheit an dem Fall zu stark, um solche Tricks auch nur zu versuchen.

Das sind doch keine anwaltlichen "Tricks".

Nur 11 Jahre und 6 Monate. Das hätte ich jetzt nicht erwartet das man unter den geforderten 13 Jahren der Staatsanwaltschaft bleibt.. Gerade wegen dem Verhalten des Angeklagten während des Prozesses: Keine Reue, Verhöhnung des Opfers etc.  Naja, hoffentlich wird er dann nach der Haft abgeschoben!

Keine anschließende Sicherheitsverwahrung -.- Wie hoch muss denn die Gefährlichkeit eines Menschen noch eingeschätzt werden? Für mich auch enttäuschend ist, dass sein Tötungsdelikt in Ghana überhaupt nicht angesprochen wurde.

@BlueLagoon
Das sehe ich genauso wie du. Aber wie @Rick_Blaine geschrieben hat, hat er mehr bekommen, als normal üblich. Der Täter hat jetzt viel Zeit, sich zu überlegen, wie es für ihn nach Verbüßung der Tat weitergeht. Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich hier die Biege machen muss.

Vielleicht stellt ja Ghana (falls er wirklich aus diesem Land stammt und dort einen Verwandten getötet hat) ein Auslieferungsersuchen? Und wenn die ghanaischen Behörden zusichern, keine Todesstrafe gegen ihn zu verhängen, ist er hier schneller weg, als ihm lieb ist. Niemand wird ihm eine Träne nachweinen.

Der Fall ist der absolute Horror...andere Worte fallen mir nicht ein wenn ich mir versuche die Situation vorzustellen.Habe gerade eine überraschend ausführliche Meldung in den Nachrichten gehört (WDR Radio) dort wurde unter anderem erwähnt das der zusätzliche Diebstahl der Musik Box stark ins Urteil eingeflossen wäre, man sprach wohl nun davon das der Täter nach der Hälfte der Haftzeit abgeschoben werden könnte und ihm dann in Ghana der Prozess wegen des Mordes gemacht werden könnte....ich denke das es natürlich wieder ganz anders kommen wird und der Typ eher in 6-7 Jahren hier wieder durch die Gegend turnt, aber wollen wir die Hoffnung Mal nicht aufgeben.
Hoffe für die beiden Opfer das die Tat ihre Beziehung stärkt und nicht zerstört und beide dieses schnell verarbeiten können.

Svensvenson schrieb:und ihm dann in Ghana der Prozess wegen des Mordes gemacht werden könnte..

Wurde gesagt, dass das mit dem Mord stimmt? Hat man das überprüfen können? Sonst ist er doch ne Woche später wieder da...

@Frau.N.Zimmer

Oder hat er diese Geschichte erfunden, um der Abschiebung nach Ghana zu entgehen?

https://www.amnesty.ch/de/laender/afrika/ghana/dok/2010/todesstrafe/hintergrund

Ich hatte gestern und heute einen längeren Beitrag inkl. Einschätzung des Falles im WDR Radio gehört, dort zweifelte man die Kakao Plantagen Mord Geschichte nicht wirklich an und hielt sie für realistisch.

Svensvenson schrieb:Ich hatte gestern und heute einen längeren Beitrag inkl. Einschätzung des Falles im WDR Radio gehört, dort zweifelte man die Kakao Plantagen Mord Geschichte nicht wirklich an und hielt sie für realistisch.

Dann wird es eines Tages um die Frage gehen, ob er überhaupt abgeschoben werden kann.

Im Grunde- ob er hier auf freien Fuß kommt- oder in Ghana; ich fürchte von ihm wird weiterhin Gefahr ausgehen.

Mich würde interessieren, warum das Gericht nicht komplett dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt ist.
Der Täter hat keine Reue gezeigt. Er hat das Opfer verhöhnt. Er hat die Tat noch nicht einmal eingestanden. Ich glaube, er hat das Gericht noch nicht einmal akzeptiert.
Das bedeutet, dass er die Tat vor sich rechtfertigt. Das lässt eine weitere Gewalttat befürchten.

Aber gut. Wenn er sich im Gefängnis nicht besinnt, wird er die Strafe komplett absitzen.

Für die Opfer ist dieser Abschnitt erst einmal abgeschlossen.
Es muss wenigstens eine kleine Erleichterung sein, zu wissen, dass einem der Täter in den nächsten Jahren nicht mehr über den Weg läuft.