Mordfall Ramona: Wie die Ermittler auf die Spur des Beschuldigten kamenMehr als 22 Jahre nach dem Tod von Ramona K. hat die Polizei einen 76-Jährigen als mutmaßlichen Täter gefasst.
Weimar. Die Soko „Altfälle“ hat binnen Jahresfrist den zwei Jahrzehnte zurückliegenden Kindermord in Thüringen aufgeklärt. Ein heute 76-jähriger vorbestrafter Sexualtäter soll die zehnjährige Ramona K. aus Jena im August 1996 entführt und ermordet haben. Das Amtsgericht Gera erließ am Mittwoch Haftbefehl gegen Wilfried M., der aus der Region Jena stammt.
Ihm werde „Mord zur Verdeckung einer Straftat“ vorgeworfen, sagte Staatsanwalt Martin Zschächner. Der Beschuldigte sei nicht geständig. Trotzdem zeigten sich Staatsanwaltschaft und Ermittler am Mittwoch auf der Pressekonferenz sicher, dass er den 22 Jahre zurückliegenden Mord an dem zehnjährigen Mädchen begangen hat.
Die Soko „Altfälle“ hatte 2016 mit der parallelen Bearbeitung von drei Mordfällen an Kindern aus der Region Jena und Weimar aus den 1990er-Jahren begonnen. Im März 2018 konnte der Mord an der neunjährigen Stephanie D. aus Weimar aus dem Jahr 1991 aufgeklärt werden. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Ermittlungen im Mordfall Bernd B. laufen noch. Der neunjährige Junge war im Juli 1993 in Jena verschwunden und wurde Tage später von spielenden Kindern erdrosselt am Saaleufer gefunden. Jenas Polizeichef Lutz Schnell zeigte sich am Mittwoch optimistisch, dass die Soko auch diesen Fall aufklären wird.
Ermittler hatten zwei Verdächtige beobachtet
Der mutmaßliche Mörder von Ramona K. ist mehrfach wegen Sexualdelikten vorbestraft. Zu Beginn des Jahres 2016 wurde er aus der Sicherungsverwahrung entlassen, nachdem er 1999 unter anderem wegen schwerer Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war. Zuletzt wohnte der Mann im sächsischen Mühltroff.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich Ramona K. und der Beschuldigte gekannt hatten. Er soll sie im Columbus-Einkaufscenter in Jena-Winzerla angesprochen und dann mitgenommen haben. Ob eine Sexualstraftat vorliegt, dazu wollte sich die Polizei am Mittwoch nicht äußern.
Der 76-jährige Beschuldigte und ein 56-jähriger Mann hatten sich nach einer erneuten intensiven Auswertung der Akten durch die Soko „Altfälle“ im Vorjahr als die Hauptverdächtigen herausgestellt, erklärte Sven Opitz, Hauptsachbearbeiter im Fall Ramona K.
Mordfall Ramona: Tatverdächtiger schweigt zu Vorwürfen
Die Ermittler hatten dann damit begonnen, beide Verdächtigen zu beobachten. Als bei dem 56-Jährigen die Gefahr einer weiteren Sexualstraftat bestand, sei dessen Festnahme veranlasst worden. Allerdings zeigten die Erkenntnisse, dass er als Mörder von Ramona K. nicht mehr infrage kam. Ihm konnten aber mehrere frühere Vergewaltigungen nachgewiesen werden, die er gefilmt hatte. Er sitzt in Untersuchungshaft. Zudem werde geprüft, ob auch er einen bisher ungeklärten Mord begangen habe.
Den 76-Jährigen versetzten Ermittler offenbar in Hektik, als diesem vor einiger Zeit über Dritte mitgeteilt wurde, gegen ihn liege ein Haftbefehl vor. Danach soll er durch mehrere Handlungen Täterwissen verraten haben, so Sven Opitz. Auch in seinen Vernehmungen machte er Angaben, die nur der Täter wissen konnte, so die Ermittler. Zum Mord schweigt er aber.
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