@allNach gründlichem Nachdenken komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass weder ein Angestellter noch ein Gast des Sacher mit dem Mord an Schöllerl etwas zu tun hat.
Wenn ich die jetzige Chefin des Sacher richtig interpretiere, dann schreibt sie, dass das Sacher, bevor sie das Haus in den 90ern käuflich erworben haben, nur in Teile des Hauses eingemietet waren. Zugänglich waren diese Räume nicht von der Straße her, sondern nur über die Philharmonikergasse 4 bzw über die hauseigenen Gänge. Da die Philharmonikergasse 4 der Haupteingang des Sacher ist, nehme ich an, dass sie meint, dass jemand, der in die Maysedergasse 1 wollte, erst durch den Haupteingang ins Sacher und dann die hauseigenen Gänge nutzen musste.
Heißt für mich, dass jede Person, die etwas in den Räumen des Sacher, die in der Maysedergasse 1 untergebracht waren (ich schätze mal, dass es sich bei diesen Räumen eher um Büros als um Werkstätten gehandelt hat) zu erledigen hatte, zuerst durch den Haupteingang, und dann durch die hauseigenen Gänge gehen musste. Also bei der Rezeption des Hotels vorbei, was schon einmal ausschließt, dass einer, der vorhat, einen Mord zu begehen, diesen Weg nimmt.
Was das Personal des Sacher angeht, ist ebenfalls zu bezweifeln, dass die unbemerkt und vor allem, ohne Grund in dieses Haus gegangen sind. Was hätten die dort zu suchen gehabt, außer, die Personalchefs zitieren jemanden zu sich, um zu kündigen oder dgl.
Und Gäste, nö? Wenn die überhaupt von den Gängen wussten, was ich mir eher nicht vorstellen kann, was hätten die dort gemacht? Vor allem, was hätten sie dem Portier erklärt, was sie in dem Haus vorhaben zu tun? Wie gesagt, ich glaube nicht, dass das Sacher in dem Haus hauseigene Werkstätten beherbergt hat. Wenn schon einem Gast zB ein Absatz am Schuh bricht, oder so etwas Ähnliches, dann wird man dem eher eine Schusterwerkstatt in der Nähe empfohlen haben, die das wieder in Ordnung bringt. Aber, dass eine Schusterwerkstatt in der Maysedergasse eingemietet war, nur um darauf zu warten, dass irgendwann mal jemand von den Gästen des Sacher mit einem abgebrochenen Absatz vorbeikommt, das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Das kostet ja auch unnötig Geld.
Ich sehe die Sache so: Es gab und gibt genug psychisch gestörte Menschen (der Klassiker: Frauenhass). Wenn so jemand durch die Gegend streift mit der Absicht, ein Verbrechen (auch einen vorsätzlichen Mord) zu begehen, dann waren Ort, Zeit und äußere Umstände, sowie das ausgesuchte Opfer geradezu ideal ausgewählt:
- Ein Haus in einer ruhigen Seitengasse der City, Lampe (n) ausgefallen, Stiegenhaus verwinkelt, Haustor unverschlossen - das muss
jedem potentiellen Täter schon einmal zu einem Dankesgebet hinreißen.
- Die Osterwoche, der Karfreitag, wo viele Arbeitnehmer frei haben, schulfrei, viele Menschen fortgefahren (Urlaub oder evangelisch,
vielleicht hatte auch der Täter Urlaub oder war evangelisch, somit hatte er Zeit und am Arbeitsplatz fehlt er nicht).
- Mieses Wetter, Regen, schlechte Sicht, stürmisch, früh am Morgen sind in der Stadt noch sehr wenige Menschen auf der Straße. aAuch
diese Touristenmassen, wie wir sie heute ertragen müssen, gab es damals noch nicht.
- Ein junges Mädchen, nicht groß und zierlich, beim Betreten des Hauses abgelenkt, weil sie einen Schirm und eine Tasche in der Hand
hielt. Die Kollegin, die den Täter angeblich vor der Tat gesehen haben will, mag dem zu erwachsen, zu kräftig usw erschienen sein,
sodass er die als Opfer nicht in Erwägung gezogen hat.
Da erscheint ein überraschender Angriff, eine Messerattacke von hinten sehr wahrscheinlich. Der Täter muss mMn nicht einmal im Haus gewartet haben. Der kann Schöllerl auch von der Straßenbahnhaltestelle am Opernring, von der U1-Bahnstation Stephansplatz oder von dem Lebensmittelgeschäft, wo sie angeblich noch eine Jause gekauft hat, gefolgt sein und sie dann beim Betreten des Hauses überfallen haben. Der Stich in die Brust kann final erfolgt sein, als sich Schöllerl zu ihrem Angreifer umgedreht hat.
Auf den Treppenstufen sieht man sehr viel Blut. Aber muss sich der Täter bei dem Angriff auf Schöllerl tatsächlich auch mit Blut bekleckert haben? Da wären eventuell Mediziner/Pathologen die richtigen Ansprechpartner, die abschätzen können, ob das ein Muss gewesen ist.
Im Jahr 1963 passierte ein paar Minuten Fußmarsch von der Maysedergasse 1, in der Staatsoper ein Mord (ist aufgeklärt). In die Oper konnten damals auch Hinz und Kunz auch einfach so reinmarschieren und drinnen herumgehen. Das hat man nach dem Mord geändert. Leider hat man sich in der Maysedergasse 1 daran kein Beispiel genommen.