Was geschah mit Harald Oehlschläger aus Rodgau? (2021)

Kielius schrieb:Eine Möglichkeit wäre, dass der Vermisste von seiner Wohnung in die nahegelegenen Wälder südlich der B45 gelaufen wäre. Das Gebiet ist zu groß, als dass man dort jeden Quadratmeter nach dem Vermissten hätte absuchen können.

Ich denke, die nahegelegenen Wälder wären durchaus eine Möglichkeit.
Nur, dass HO sich da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht selbst hin begeben haben wird. Und wie bereits gesagt, das Gebiet ist nunmal sehr groß.

Enterprise1701 schrieb:Das wäre zwar eine Möglichkeit, für mich spricht aber die Situation in der Wohnung dagegen. Licht brannte, Teetasse war gefüllt, Laptop war angeschaltet. Warum nimmt er dann sein Handy mit? Was wir nicht wissen, war die Wohnung abgeschlossen ?

Zum einen das. Zum anderen hatte er auch noch zumindest einen wichtigen Zukunftsplan gefasst: das erste Mal sein Enkelkind zu sehen! Kann natürlich auch nur ein vorgeschobener Grund gewesen sein damit niemand bezüglich Suizidabsicht Verdacht schöpft, aber dies ist bei XY sowohl im Film als auch später von der Kommissarin im Studio thematisiert worden. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Öhli freiwillig aus seinem Umfeld verschwunden sein soll.

Die in der Form zurückgelassene Wohnung ist das mysteriöseste am ganzen Fall, das passt eigentlich zu keiner hier vorgestellten Theorie. Vielleicht muss der Fall nochmal komplett neu durchdacht werden, v.a. was zwischen Kontoauszüge abholen und Supermarkteinkauf bzw. nach dem Einkauf passiert ist.

LackyLuke77 schrieb:Vielleicht muss der Fall nochmal komplett neu durchdacht werden, v.a. was zwischen Kontoauszüge abholen und Supermarkteinkauf bzw. nach dem Einkauf passiert ist.

Es stellt sich auch immer noch die Frage, ob das Fahrzeug von HO zwischen dem Abholen der Kontoauszüge und dem Supermarkteinkauf (beides am 18.05.21) und der Rückkehr des Bruders aus der Reha (am 20.05.21) oder dem Vorfinden des Wagens in der Garage (am 23./24.05.21) vielleicht doch noch irgendwo gesehen wurde.

LackyLuke77 schrieb:Zum einen das. Zum anderen hatte er auch noch zumindest einen wichtigen Zukunftsplan gefasst: das erste Mal sein Enkelkind zu sehen! Kann natürlich auch nur ein vorgeschobener Grund gewesen sein damit niemand bezüglich Suizidabsicht Verdacht schöpft,

Genau das.
Zu sehen, wie die Kinder ihr eigenes Leben leben und eine neue Generation heranwächst, während man selbst immer "älter und kränker" wird, kann einen auch neu über die eigene Existenz nachdenken lassen.
Das kann so sein, aber es muss natürlich nicht so sein. Das ist mir natürlich auch klar.

LackyLuke77 schrieb:Die in der Form zurückgelassene Wohnung ist das mysteriöseste am ganzen Fall, das passt eigentlich zu keiner hier vorgestellten Theorie.

Diese Feststellung halte ich für eine krasse Fehleinschätzung.
Der Zustand, in dem die Wohnung aufgefunden wurde, passt nun wirklich zu jedem der hier schon ins Spiel gebrachten Szenarien.

Kielius schrieb:Dem Vermissten wurde ein auffälliger "unrunder Gang" wegen eines Hüftleidens nachgesagt, aber nicht, dass er stark gehbehindert und in seinem Bewegungsradius sehr eingeschränkt gewesen wäre.

Er wird aber sicher keinen Marsch von, sagen wir mal, 20 km gemacht haben, nur um einmal eine Zahl zu nennen. Denn egal wie: Wenn ich nicht gut laufen kann, werde ich instinktiv vermeiden, eine lange Strecke zu laufen. Oder eben mit dem Auto fahren, wenn ich weiter weg will. Diese Möglichkeit wäre ja gegeben gewesen, da das Auto in der Garage stand.

Ich finde das mit dem Tee und dem Schokoriegel doch ganz merkwürdig, wenn er die Absicht hatte, sich wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines Hüftleidens umzubringen. Warum hat er dann den Schokoriegel nicht mitgenommen auf seinem Weg in den Wald?

brigittsche schrieb:Er wird aber sicher keinen Marsch von, sagen wir mal, 20 km gemacht haben,

Ein längerer Marsch wäre ja überhaupt nicht nötig gewesen, um in die Wälder zu gelangen. Wie gesagt, es sind gerade einmal zehn Gehminuten in normalem Tempo.
Und wenn jemand weiß, dass es sein letzter, "erlösender" (und davon muss man im Falle eines zum Suizid entschlossenen Menschen doch ausgehen) Gang gewesen, hätte der Vermisste die nötige Energie sicherlich aufgebracht.

Kielius schrieb:Ein längerer Marsch wäre ja überhaupt nicht nötig gewesen, um in die Wälder zu gelangen.

Okay, aber das er dort noch länger in der Dunkelheit unterwegs war, ist schwer vorstellbar.
Demnach in Nähe vom Waldesrand, wo man annehmen kann, das er von Spaziergängern gefunden worden wäre.

birotor schrieb:wenn er die Absicht hatte, sich wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines Hüftleidens umzubringen. Warum hat er dann den Schokoriegel nicht mitgenommen

Wie bitte? Er hätte den angebissenenen Schokoriegel mit auf den Weg zum Suizid mitnehmen müssen? Was ist das denn für eine Logik? Bist du vielleicht auch der Ansicht, er hätte vorher noch einmal den Boden wischen, das Geschirr abwaschen oder den Aschenbecher leeren müssen?
Ein prophaner angebissener Schokoriegel, ein eingegossener Tee oder ein eingeschaltetes Notebook spielt doch überhaupt keine Rolle mehr, sondern ist völlig belanglos, wenn jemand sich akut mit dem Gedanken trägt, sich das Leben zu nehmen.

borabora schrieb:Demnach in Nähe vom Waldesrand, wo man annehmen kann, das er von Spaziergängern gefunden worden wäre.

Das kann so sein, das muss aber nicht so sein. Schau dir mal an, wieviele Jahre es z.B. gedauert hat, bis die sterblichen Überreste von Birgit Ameis gefunden wurden, obwohl sie nur wenige Meter vom Weg entfernt lagen.

Kielius schrieb:Das kann so sein, das muss aber nicht so sein. Schau dir mal an, wieviele Jahre es z.B. gedauert hat, bis die sterblichen Überreste von Birgit Ameis gefunden wurden, obwohl sie nur wenige Meter vom Weg entfernt lagen.

Das stimmt, aber es kommt eben auch auf die Beschaffenheit des Waldes an. In einem besseren Stadtpark würde man ihn schneller finden, und in einer Weihnachtsbaumplantage dann im Herbst usw.

Und man sollte auch nicht vergessen, dass wir hier eben nicht im Urwald leben. Auch wenn manche Stadtkinder schon bei drei Bäumen Angst haben, vom Wolf angefallen zu werden: In den meisten Gebieten wird mehr oder weniger intensiv Forstwirtschaft betrieben und die meisten Leichen werden eben doch gefunden.

Und je näher bei einer Siedlung, desto stärker wird der Wald betreten. Und wenn man eben, siehe oben, keine 20 km laufen mag, dann kommt nur ein Gebiet in Betracht, das relativ nah an der Siedlung liegt. Wo also auch Hunde ausgeführt werden, Eltern mit ihren Kindern unterwegs sind und Sportler......

Wie gesagt: Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass auch unter diesen Umständen eine Leiche nicht gefunden wird, aber eben unwahrscheinlich. Und auch unwahrscheinlich, dass man spontan auf die Idee kommt: "Heh, ich habe keinen Bock mehr auf Schokolade und Tee, ich bringe mich jetzt mal um!". Und ebenso unwahrscheinlich, dass es keinerlei vorherige Anzeichen für einen Suizid gab.

Also drei Aspekte, die einen Suizid unwahrscheinlich machen.

Kielius schrieb:Wie bitte? Er hätte den angebissenenen Schokoriegel mit auf den Weg zum Suizid mitnehmen müssen? Was ist das denn für eine Logik? Bist du vielleicht auch der Ansicht, er hätte vorher noch einmal den Boden wischen, das Geschirr abwaschen oder den Aschenbecher leeren müssen?
Ein prophaner angebissener Schokoriegel, ein eingegossener Tee oder ein eingeschaltetes Notebook spielt doch überhaupt keine Rolle mehr, sondern ist völlig belanglos, wenn jemand sich akut mit dem Gedanken trägt, sich das Leben zu nehmen.

Du stellt das hier da, als wäre es völlig lächerlich, aber tatsächlich ist es nicht unüblich, dass Suizidenten vor dem Tötungsakt noch eine gewisse Ordnung in ihr Leben bringen. Dass sich jemand mit Kaffee und Schokoriegel vor den Laptop setzt und plötzlich sagt "Jau, jetzt bringe ich mich um", erscheint doch eher unwahrscheinlich. Die Polizei wird Suizid sicherlich nicht grundlos (fast) ausschließen.

brigittsche schrieb:Und ebenso unwahrscheinlich, dass es keinerlei vorherige Anzeichen für einen Suizid gab.

Fairerweise muss man berücksichtigen, dass Freunde und Familie solche Anzeichen meist nicht als solche erkennen, auch wenn sie (für Psychologen) eindeutig sein mögen, ansonsten wäre die Suizidquote vermutlich etwas geringer.

Aber, wie gesagt, die Polizei schließt Suizid ja auch eher aus und das bestimmt nicht grundlos.

Balumpa schrieb:Fairerweise muss man berücksichtigen, dass Freunde und Familie solche Anzeichen meist nicht als solche erkennen, auch wenn sie (für Psychologen) eindeutig sein mögen, ansonsten wäre die Suizidquote vermutlich etwas geringer.

Klar, das ist natürlich richtig - aber trotzdem gehört das Nicht-Vorhandensein zu den Dingen, die eher (!) dagegen sprechen. Und wenn ich das alles zusammennehme, dann spricht eben doch mehr gegen einen Suizid als dafür.

brigittsche schrieb:Klar, das ist natürlich richtig - aber trotzdem gehört das Nicht-Vorhandensein zu den Dingen, die eher (!) dagegen sprechen. Und wenn ich das alles zusammennehme, dann spricht eben doch mehr gegen einen Suizid als dafür.

Ich bin da insgesamt ganz deiner Meinung.

Ich bin auch sicher, dass die Ermittler entsprechende Fragen an Freunde und Bekannte gestellt haben werden, beispielsweise ob HO jemals auch nur Andeutungen in Richtung Suizid getätigt hat oder ob bei ihm ein "typisches" Verhalten von Suizidenten wie das Aufräumen und Verschenken von Hab und Gut, direktes oder indirektes Verabschieden vom Umfeld usw. erkennbar war.

Balumpa schrieb:Du stellt das hier da, als wäre es völlig lächerlich, aber tatsächlich ist es nicht unüblich, dass Suizidenten vor dem Tötungsakt noch eine gewisse Ordnung in ihr Leben bringen.

Es mag ja sein, dass manche Menschen noch Dinge ordnen, bevor sie freiwillig aus dem Leben scheiden. Andere tun das nicht. Eine Gesetzmäßigkeit gibt es da jedenfalls nicht.
Und ja, fast schon lächerlich finde ich es tatsächlich, als Argument gegen ein Suizidszenario den angebissenen Schokoriegel anzuführen. Und das war ja in dem Beitrag, suf den ich erwidert hatte, der Fall.

birotor schrieb:Warum hat er dann den Schokoriegel nicht mitgenommen auf seinem Weg in den Wald?

Kielius schrieb:Es mag ja sein, dass manche Menschen noch Dinge ordnen, bevor sie freiwillig aus dem Leben scheiden. Andere tun das nicht. Eine Gesetzmäßigkeit gibt es da jedenfalls nicht.
Und ja, fast schon lächerlich finde ich es tatsächlich, als Argument gegen ein Suizidszenario den angebissenen Schokoriegel anzuführen. Und das war ja in dem Beitrag, suf den ich erwidert hatte, der Fall.

Natürlich gibt es keine Gesetzmäßigkeit, aber eben gewisse Wahrscheinlichkeiten.

Es ist ja auch beileibe nicht nur die merkwürdige Situation mit eingeschaltetem Laptop, Teetasse und Schokoriegel, die nicht recht zu einem Suizid passen. Die Tatsache, dass nirgendwo im Umfeld eine Leiche gefunden wurde und die Beteuerung des Umfeldes, dass es vor dem Verschwinden keine Anzeichen für einen Suizid gab, widersprechen der These ebenfalls.

Balumpa schrieb:Es ist ja auch beileibe nicht nur die merkwürdige Situation mit eingeschaltetem Laptop, Teetasse und Schokoriegel, die nicht recht zu einem Suizid passen. Die Tatsache, dass nirgendwo im Umfeld eine Leiche gefunden wurde und die Beteuerung des Umfeldes, dass es vor dem Verschwinden keine Anzeichen für einen Suizid gab, widersprechen der These ebenfalls.

Außerdem hat er noch unmittelbar vor seinem Verschwinden Freunde besucht, das spricht auch dagegen, meiner Meinung nach und er konnte es nicht erwarten sein Enkelkind endlich zu sehen.
Finde es immer schlimm wenn fast jedem Vermissten ein Suizid angedichtet wird, ist ja fast in jedem Thread so, wenn man keine anderen Erklärungen findet, war es halt Suizid.

Balumpa schrieb:Fairerweise muss man berücksichtigen, dass Freunde und Familie solche Anzeichen meist nicht als solche erkennen, auch wenn sie (für Psychologen) eindeutig sein mögen

Wie sollten sie auch.
Selbst Psychiater erkennen diese Anzeichen, die bei jeder Person verschieden sein mögen, nicht immer bzw. können selbst sie nicht wissen, was hinter den Köpfen vor sich geht.

Genauso war es auch bei meinem Schwager.

Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.