Toter auf Sylt: Leiche liegt im Auto unter Löschschaum

Rick_Blaine schrieb:Na ja, ein Gläubiger aus der OK wird kaum den offiziellen Weg eines Mahnbescheids und anschliessender Klage einschreiten. Und irgendwie muss man seiner Klientel schon beibringen, dass Schulden zurückzuzahlen sind.

Ja, soweit ist mir das schon klar ;)
Aber soweit wir wissen, gehörte zum Verletzungsbild Opfers, unter anderem, auch eingebrochenes Bein. Ich würde meinen, bei den allermeisten Menschen würde eine Drohung in Form eines gebrochenen Beines deutlich mehr bewirken als ein läppischer Mahnbescheid.
Also mir stellt sich die Frage, warum man es nicht erst mal mit Drohungen in Form von physischer Gewalt belassen hat, sondern sofort das Opfer getötet hat. Mag natürlich sein, dass es schon im Vorfeld physische Drohungen gab und aus ermittlungstaktischen Gründen nichts über alte Verletzungen bekannt wurde.

Ich habe irgendwie Zweifel an der Milieu Theorie.

Ein gebrochenes Bein könnte zwar als "Mahnung" an einen Schuldner dienen, es könnte aber auch einfach bei einem Angriff dem Zweck gedient haben, den Handwerker zu Fall zu bringen. Erstmal mit einer Stange gegen die Beine schlagen, um den dann am Boden liegenden weiter anzugreifen.

Der "NDR" gibt ein kurzes Update: Obduktion ist nun abgeschlossen, Staatsanwaltschaft Flensburg gibt sich aber weiterhin zugeknöpft

Die Staatsanwaltschaft Flensburg ist mit Informationen zu dem 38-jährigen Toten, der am 17. März auf einem Feldweg in Westerland auf Sylt (Kreis Nordfriesland) entdeckt wurde, weiter zurückhaltend. Begründet wird das mit den laufenden Ermittlungen. Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft, die weiter von Fremdverschulden ausgeht, ist die Obduktion der Leiche inzwischen abgeschlossen. Allerdings müssen noch toxikologische Untersuchungen abgewartet werden.

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Toter-Mann-auf-Sylt-gefunden-Staatsanwaltschaft-zurueckhaltend,sylt1520.html

fischersfritzi schrieb:Also mir stellt sich die Frage, warum man es nicht erst mal mit Drohungen in Form von physischer Gewalt belassen hat, sondern sofort das Opfer getötet hat. Mag natürlich sein, dass es schon im Vorfeld physische Drohungen gab und aus ermittlungstaktischen Gründen nichts über alte Verletzungen bekannt wurde.

Es wird mit Sicherheit im Vorfeld Drohungen gegeben haben. Die müssen keine großen Spuren hinterlassen haben. So könnte man ihn fixieren und schonmal die Tüte einsetzen. Spurenlose, sog. "weiße Folter" wie z.B. Waterboarding (1) sind denkbar. Ich will jetzt nicht mutmaßen, dass so eine Folter im Vorfeld auch stattgefunden hat. Aber es gibt eben Mittel und Wege. Es muß nicht direkt zum Mord gekommen sein.

(1) Wikipedia: Waterboarding

causa_y_efecto schrieb:es könnte aber auch einfach bei einem Angriff dem Zweck gedient haben, den Handwerker zu Fall zu bringen. Ers

... oder zig andere Varianten in einem Kampgeschenk oder körperlichen Auseindersetzung.

Slaterator schrieb:Spurenlose, sog. "weiße Folter" wie z.B. Waterboarding (1) sind denkba

Hmm, jetzt sind wir schon beim Walterboarding.
"Denkbar" ist fast alles, so alle möglichen Foltermethoden vom Mittelalter bis zur Neuzeit,
die je ein Individium erfahren hat. Nur Anhaltspunkte gibt es dafür keine.
Man könnte auch Mal die Kirche im Dorf lassen.

Slaterator schrieb:wird mit Sicherheit im Vorfeld Drohungen gegeben haben.

Das ist nur eine Spekulation deinerseits.
Von "Sicherheit" ist da gar nichts.

Serecato schrieb:Man könnte auch Mal die Kirche im Dorf lassen.

Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass durch Körperlichkeit unterstützte Drohungen nicht zwingend auch Spuren hinterlassen müssen. Das Waterboarding war nur als Beispiel für schmerzhafte Prozeduren ohne Spuren gemeint. Das habe ich auch geschrieben. Schau mal hier:

Slaterator schrieb:Ich will jetzt nicht mutmaßen, dass so eine Folter im Vorfeld auch stattgefunden hat.

Soviel zum Thema Kirchen und Dörfer.

Serecato schrieb:Das ist nur eine Spekulation deinerseits.
Von "Sicherheit" ist da gar nichts.

Bevor der Gerichtsvollzieher kommt, flattern Mahnungen ins Haus. Bei der OK ist das Prinzip ganz ähnlich. Denn welchen Sinn hätte es, den möglicherweise ausstehenden Betrag, Gefallen oder was auch immer direkt abzuschreiben und zu Mord überzugehen ? Das alles natürlich unter der Voraussetzung spekuliert, dass die Behauptung das Opfer habe Schulden im Millieu gehabt, stimmt. Das ist nicht sicher. Ganz richtig.

Slaterator schrieb:unter der Voraussetzung spekuliert, dass die Behauptung das Opfer habe Schulden im Millieu gehabt, stimmt.

Das Opfer könnte zwar "Schulden im Milieu" gehabt haben, aber der Grund für seine Ermordung ist womöglich trotzdem ein anderer. Dahin geht meine Vermutung aufgrund des fehlenden Auges. Vielleicht wollte er irgendwelche illegalen Machenschaften, die er beobachtet hatte, zur Anzeige bringen, oder er drohte damit. Die Schulden könnten indirekt eine Rolle gespielt haben.

Ich halte von der ganzen Milieu, OK Theorie nichts. Weder sehe ich hier Ndrangheta & Co am Start, noch die Yakuza, Russenmafia oder ähnliche Kaliber. Es gibt zig Mordfälle, die ähnlich brutal durchgeführt wurden. Auch ein Overkill kommt häufiger vor, obwohl ich den hier noch nicht mal sehe.

Die Verletzungen des Opfers können innerhalb eines Kampfgeschehens entstanden sein, es ist auch nichts darüber bekannt, ob die Gesichtsverstümmelung evt post mortem entstanden oä. Der/die Täter könnten unter Persönlichkeitsstörungen gelitten haben oder oder. Möglichkeiten gibt es zahlreiche.

Wir werden sehen, was die weiteren Ermittlungen ergeben. MMn war das ein Mord wie viele andere auch, wenn er auch aufgrund von der Verstümmelung, dem Löschschaum usw spektakulären und "anders" wirkt.

Photographer73 schrieb:Weder sehe ich hier Ndrangheta & Co am Start, noch die Yakuza, Russenmafia oder ähnliche Kaliber.

Rein interessehalber, die hoch professionell vorgehenden Mafiosi (kam ja hier zur Sprache), oder auch die Cheffe der OK generell, wäre das nicht etwas stümperhaft, einen Feuerlöscher über ihrem Opfer zu entleeren?
Also wenn es denn so gewesen sein sollte, fände ich das schon ein wenig dämlich, um es mal nett auszudrücken, das ginge sicherlich "besser", wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf.

Stumpf schrieb:Rein interessehalber, die hoch professionell vorgehenden Mafiosi (kam ja hier zur Sprache), oder auch die Cheffe der OK generell, wäre das nicht etwas stümperhaft, einen Feuerlöscher über ihrem Opfer zu entleeren?
Also wenn es denn so gewesen sein sollte, fände ich das schon ein wenig dämlich, um es mal nett auszudrücken, das ginge sicherlich "besser", wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf.

Sehe ich genauso. Wobei hier immer wieder von Mafia, OK bzw. Milieu die Rede ist, wie differenziert Ihr das? Insbesondere Milieu-Mord scheint auslegungsbedürftig, das kann m.E. auch eine sehr persönliche Tat sein, aber eben innerhalb einer polnischen Gemeinschaft, egal ob sich diese auf Sylt beschränkt, auf das benachbarte Festland, Hamburg, Polen oder irgendwo.
Habe mir aufgrund der neuesten Bilder in der Presse die Stelle nochmals angesehen, an der der PKW aufgefunden wurde. Das ist definitiv der auf Seite 1 von Stumpf verlinkte Feldweg. Trotz der in der Hauptsaison stark und auch in der Nebensaison frequentierten Umgebung, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Weg häufig genutzt wird, die Hauptverkehrsstraße ist die Süderstraße mit Bushaltestelle. Die Abkürzung zur Lorens-de -Hahn-Straße zu Fuß oder mit Fahrrad macht kaum Sinn, außer für direkte Anwohner oder ausgiebige Hundespaziergänge, hier eine gute Übersicht:https://www.sylt.de/fileadmin/Mediendatenbank_Sylt/04_Service/Prospekte/ortsplan_westerland_sylt.pdf (Die waagerechte grüne Linie 9 C/D ist der Feldweg).
Insofern ist dieser Tatort bzw. Abstellort des Fahrzeugs gar nicht so außergewöhnlich, da recht abgelegen.

Photographer73 schrieb:Ich halte von der ganzen Milieu, OK Theorie nichts.

Es muss nichts mit OK zu tun haben, das stimmt schon.

Allerdings, wenn man Getrampel von Hufen hört in Mitteleuropa, dann kann es natürlich auch von einem Zebra sein. Wahrscheinlich ist es aber wohl doch von einem Pferd.

maku schrieb:das kann m.E. auch eine sehr persönliche Tat sein, aber eben innerhalb einer polnischen Gemeinschaft

Genau so interpretiere ich das Gerede vom "Milieu" auch. Nicht Mafia & Co sondern innerhalb der polnischen Wanderarbeiter etc. "community." Die Tat hat für mich (!) schon irgendwie einen persönlichen, weniger einen "geschäftsmässigen" Charakter.

Rick_Blaine schrieb:Nicht Mafia & Co sondern innerhalb der polnischen Wanderarbeiter etc. "community."

Naja...jemand aus dieser "Community" sprach von möglichen Schulden im Milieu – da wird wohl eher nicht das direkte Kollegenumfeld gemeint sein.

Und "gewandert" ist zumindest Grzegorz S. nicht, er kam ja schon lange regelmäßig nach Sylt und hatte dort auch eine Unterkunft angemietet.

Laut NDR handelt es sich um einen Sylter.

Mittlerweile steht fest: Bei dem Toten handelt es sich um einen 38-jährigen Sylter, der auf der Insel wohnte und arbeitete.

Quelle:

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Toter-Mann-auf-Sylt-gefunden-Staatsanwaltschaft-zurueckhaltend,sylt1520.html

Shiloh schrieb:Laut NDR handelt es sich um einen Sylter.

Hauptwohnsitz muss allerdings Polen gewesen sein. Hätte Grzegorz mehr als sechs Monate pro Jahr in Deutschland gelebt, so hätte er sich und sein Auto ordnungsgemäß anmelden müssen. Das Auto trägt ein polnisches Kennzeichen (und verfügte wahrscheinlich deshalb über einen Feuerlöscher).

Ich sehe nicht, dass der Fundort des Wagens soo abgelegen wäre und interpretiere die Karte (obwohl ortsfremd) wie @maku.

sören42 schrieb:Die Schulden könnten indirekt eine Rolle gespielt haben.

Genau das und das Schulden Gerücht führt u.U. in eine falsche Richtung, so lange dies nicht von den Ermittlern bestätigt wird und alss fallrelevant angesehen wird.

Rick_Blaine schrieb:Die Tat hat für mich (!) schon irgendwie einen persönlichen, weniger einen "geschäftsmässigen" Charakter.

Serecato schrieb:gibt es solche durchaus auch ausserhalb des organisierten Verbrechen oder "Milieu's".
Es braucht sich nur um ein sehr persönliches Motiv zu handeln.

Photographer73 schrieb:Auch ein Overkill kommt häufiger vor, obwohl ich den hier noch nicht mal sehe.

Nach Stand jetzt sehe ich auch keinen Overkill, obwohl ein fehlendes Auge schon heftig anmutet, aber im Sinne von Overkill wohl eher keine Relevanz hat.

So lange die Ermittler faktische Infos zum Fall zurückhalten, kann man hier nur wild und fantasievoll spekulieren.

Sorry, muss noch zitieren üben;-)
Nach allem, was bislang in der Presse zu lesen war, ist Grzegorz Pole, denke, der NDR hat sich einfach vertan. Auch im Focus ist die Rede von seinen polnischen Landsleuten.
Interessant ist der letzte Satz des Artikels, leider mit Verweis auf einen mopo-Bezahlartikel:

Warum Eifersucht eine Rolle beim Mordmotiv spielen könnte und wonach die Polizei zuletzt gesucht hatte, lesen Sie auf mopo.de.

Quelle: https://www.focus.de/panorama/welt/grzegorz-s-hinterlaesst-zwei-kinder-eine-mysterioese-bluttat-haelt-ganz-sylt-in-atem_id_190185016.html
Also vielleicht doch Eifersucht?
Zum Auffindeort: Auf Sylt gibt es kaum abgelegene Stellen, besonders nicht in Westerland und Umgebung. Insofern ist der konkrete Feldweg schon abgelegen...

maku schrieb:Warum Eifersucht eine Rolle beim Mordmotiv spielen könnte und wonach die Polizei zuletzt gesucht hatte, lesen Sie auf mopo.de.

Nun haben die Medien schon drei völlig unterschiedliche Gerüchte zum möglichen Motiv in Umlauf gebracht: 1) Schulden im Milieu, 2) Derrek hat etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen und 3) Eifersucht. Mal sehen, was der neugierige Leser als nächstes aufgetischt bekommt. Zu einem Motiv hat die Polizei sich bisher noch gar nicht geäußert.

Korrektur: Der Tote heißt Grzegorz. Danke an @Shiloh für den Hinweis. Hab zwei Fälle kurzerhand vermischt.

sooma schrieb:Naja...jemand aus dieser "Community" sprach von möglichen Schulden im Milieu – da wird wohl eher nicht das direkte Kollegenumfeld gemeint sein.

Danke, Du nimmst mir das Wort aus dem Munde.

Da es sich bei der Informationsquelle des "Abendblatts" um eine der polnischen Gemeinde nahestehende Person zu handeln scheint, ist es mehr als fraglich, dass mit den "Schulden im Milieu" -wie von einigen Mitdiskutanten mittlerweile vermutet- finanzielle Rückstände innerhalb der Polen-Community gemeint sein dürften. Der "Informant" hätte in dem Fall nämlich die eigenen Leute "ans Messer geliefert".