Der Fall Dirk Schiller

@darkunicorn
Im Buch von 1988 von Frau Schiller/Stein steht, sie kauften 5 Stück frische Gurken, 4 kg Äpfel und ein paar Süßigkeiten. Ich dachte auch immer, es waren Gurkengläser en masse. Im Nachhinein war es natürlich eine totale Schnapsidee, zum Auto zurückzugehen, um die paar Sachen umzuladen und dafür die Kinder sich selbst zu überlassen, vor allem, dies zu zweit zu tun. Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Ich könnte aber sehr gut verstehen, wenn man zwei Kinder durch vorübergehende Unaufmerksamkeit verliert, dass man dann sich an jeden Strohhalm klammert, der darauf hinweist, dass jemand anders dahinter steckt und das von ganz langer Hand geplant hat, denn das stellt einen vor sich selbst automatisch in eine hilflose ausgelieferte Position, an der man selbst gar nichts ändern konnte. Allein aus psychischem Selbstschutz kann ich das sehr gut verstehen, dass man sich selbst dann an so eine Erklärung klammert. Welche Macht hätte man als Einzelner schon gehabt, wenn der ganze Staat gegen einen steht?

@darkunicorn
Es sollen Salatgurken gewesen sein, aus denen Gurkensalat mit Sahne zubereitet werden sollte. Steht so im Buch. Essiggurken aus dem Spreewald gab es ja wohl in rauen Mengen in der DDR.

ich würde gerne schön langsam das nächste kapitel des buches hören.

wie ging es weiter, nachdem die familie heimgefahren war?

Gurkensalat mit Sahne? Steht das echt so im Buch? Muss die Stelle noch mal lesen...

Ja, steht so im Buch. Bei mir suf Seite 40.

ich habe die ganze zeit ein problem.

bei mir sind in google maps ein paar autos zwischen den gewässern zu sehen, ein am bach spielendes kind hätte gar nicht über die thyra gehen müssen, um zu mama und papa zu kommen.

kann jemand in einen plan zeichnen, wo die kinder wirklich spielten, usw.?


ich fürchte, ihr deutschen habt ein anderes satellitenbild am gleichen plan.
das bin ich ja bei stadtansichten schon gewohnt, hier ist es besonders hinderlich.

einfach gesagt, bei mir sieht es so aus, als befände sich der parkplatz beim eingang zur höhle, weit weg von der thyra.

@vielefragen
Wieder zu Hause kommen sie um Mitternacht des nächsten Tages an und informieren ihre Verwandtschaft, was geschehen ist. Am nächsten Vormittag (laut entsprechendem Protokoll aber erst 19.00 Uhr) meldeten sie Dirk in Görlitz vermisst und erwähnen auch den Moskwitsch sowie den Verdacht, Dirk als kleiner Autonarr könne dort eingestiegen und mitgefahren sein. Dann ist warten angesagt und wöchentliches Nachfragen bei der Polizei, ob es was Neues gibt. Zwischenzeitlich wird eine kleine Sexszene zwischen den Eltern angedeutet, welche mich beim Lesen etwas irritierte, bis ich kapierte, dass es die Geburt von Dirks Schwester Claudia im Oktobet erklären sollte. (Im 7. Monat geboren). Da Schillers das Gefühl bekamen, der Polizei langsam lästig zu werden, schickten sie verschiedene Bittschriften an staatliche Einrichtungen und Führer, ohne Hilfe zu erhalten. Daher entschlossen sie sich, einen Anwalt einzuschalten, um die Polizei wegen Untätigkeit anzuzeigen, woraufhin dann irgendwann der Stasimann zwecks Klärung auf der Matte stand und durch seine Äußerung mit der Entführung Frau Schiller überzeugte, dass es eine solche gegeben haben muss. Daraufhin wurden sie noch aktiver gegen den Staat mit Hilfsgesuchen in den Westen an Kohl und rotes Kreuz sowie Stellen von Ausreiseanträgen für sich und die Kindet, was nach einigen Vorwarnungen und Aufforderungen, das zurückzuziehen und damit aufzuhören, den Staat zu beschuldigen, in ihrer Verhaftung mündete. Danach Prozess, Haft, Enteignung und am Ende Freikauf durch die BRD und dort wiedervereinigung mit den Kindern nach 1 1/2 Jahren Bautzen. Im Westen wollte Herr Schiller dann neu anfangen, während Frau Schiller weiter bis zur Selbstaufgabe alles tat, um Dirk zu finden, woran letztlich die Ehe scheiterte (was ich persönlich traurig fand, nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten, die Ehe klang so glücklich, auch und erst recht nach der Ausreise).

Habs jetzt aus dem Gedächtnis nacherzählt, hoffentlich nichts vergessen oder verwechselt, dann bitte berichtigen, keine böse Absicht).

@vielefragen
Vor dem Hintergrund, dass Dirk Angst vor fließenden Gewässern gehabt haben soll, finde ich wiwans Szenario sehr schlüssig. Ein Kind, das auf dem zugefrorenen Bach rum schlittert, mit einem Stöckchen im Schnee rummalt und dabei unbemerkt vom fest zugefrorenen Bach auf den gar nicht oder nur leicht zugefrorenen Fluss gelang. Ein Schritt noch auf festem Eis, der nächste ins Nichts. Wie gesagt, wenn ich nicht fest überzeugt wäre, dass man dann Dirk oder wenigstens Teile seiner Kleidung gefunden hätte. ..

@vielefragen
Das Satellitenbild sieht bei mir auch so aus. Schade dass niemand mitschreibt, der den Ort kennt... stille Mitleser aus Urftingen und Umgebung wären willkommen, sich zu Wort zu Melden. Niemand da?

@hopkirk

hopkirk schrieb:Es sollen Salatgurken gewesen sein, aus denen Gurkensalat mit Sahne zubereitet werden sollte. Steht so im Buch. Essiggurken aus dem Spreewald gab es ja wohl in rauen Mengen in der DDR.

Ok, als ich "umladen" auf der SuchWebsite gelesen habe, da dachte ich an Paletten, Kartons ... größere Mengen.
Wie lange braucht man um 4 Salatgurken (und ein paar Äpfel) umzuladen? Warum wurden die nicht gleich in den Kofferraum gepackt? Ich meine das ist dort eine ländliche Gegend, da kann man schon mal 5 Minuten vorm Konsum stehen um die Gurken vernünftig zu verstauen. Da gibt es kaum Verkehr, wie wir ja gelesen haben und damals auch noch kein Ordnungsamt und keine Knöllchen. Warum braucht es 2 Personen um ein wenig Gemüse umzuladen?
Das geht ruck zuck, da müssen sich doch die Kinder nicht ewig weit zu vom Auto entfernen.
Zumal wenn man eigentlich Angst hat, sein Kind alleine zu lassen, warum dann in einer völlig unbekannten und unübersichtlichen Gegend?

@hopkirk
Ich weiß nicht, woher du diese Sicherheit nimmst. Nur weil der Pförtner sagte, die im Sommer reingefallenen Kinder waren alle am Fanggitter, muss das doch für ein Kind, das bei Schneeschmelze reinfiel, nicht auch so sein. Dass er durch die Nähe zur Grenze (weiträumiges Sperrgebiet) dann so weit abgetrieben sein könnte, dass er in einsamem Gebiet landete, wo die Menschen erst 1989 wieder langsam Zutritt bekamen, wäre doch möglich. Was wäre dann noch übrig gewesen von der Kleidung, nach Wildfraß (sorry, aber ist ja so)!?

@darkunicorn
Das Auto stand während des Einkaufs im Parkverbot. Darum wurden die Einkäufe ins Auto geschmissen und ab. Eine Gurke landete sogar unter dem Sitz.

@diegraefin
Wie gesagt wohne ich selbst an einem Flüsschen und weiß, wie und wo Treibgut sich festhängt. Bei uns wurden sämtliche Wasserleichen nach spätestens einer Woche gefunden. Und gerade im Grenzgebiet bzw. Niemandsland wäre eine Leiche sofort gefunden worden. Dort sind doch pausenlos Jungs mit ihren Ferngläsern auf Patrouille gewesen.

@hopkirk

hopkirk schrieb:Das Auto stand während des Einkaufs im Parkverbot. Darum wurden die Einkäufe ins Auto geschmissen und ab. Eine Gurke landete sogar unter dem Sitz.

Weißt du, ich wohne in einer Stadt die voll von Parkverbotszonen ist, aber ich habe im Ernstfall immer noch die Zeit, meine Einkäufe zu verstauen. Denn das erlaubt so ein Parkverbot. Ein Parkverbot ist kein Halteverbot. Im Parkverbort kann ich durchaus be- und entladen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen das dies dort nicht möglich war. Und selbst wenn es nicht möglich war, warum stelle ich mich dann ins Parkverbot bzw. Haltverbot. Durfte man in dem ganzen Dorf nirgends parken.
Un bei solche raten Sachen wie Salatgurken würde ich aber auf pflegliche Behandlung achten.
Die schmeisse ich nicht ins Auto, so das sie unter den Sitz fallen.

@darkunicorn
Du hattest gefragt, ich hab nur wiedergegeben, was dazu im Buch steht. Ich kenne die Parksituation am Konsum in Rottleberode nicht und weiß auch nicht, wie in der DDR die Kontrolle des ruhenden Verkehrs verlief und wie Verbotsübertritte geahndet wurden.
Geschmissen war von mir etwas flapsig formuliert. Vermutlich wurde der Einkauf ganz gesittet hingelegt. Jedenfalls soll eine Gurke unter den Sitz gerollt sein, was Dirk lustig fand.

Nee, es steht schon so da, dass sie die Einkäufe nach hinten auf den Rücksitz geworfen haben. Warum die Eile, wenn man doch schon am Auto ist, kann doch parktechnisch nichts mehr passieren? In den Laden zu gehen hatten sie zumindest keine Angst trotz Parkverbot. Vielleicht wurde hier aber auch nur die logische Brücke gebaut, die die Umlade-Aktion begründete...

@hopkirk

hopkirk schrieb: wie in der DDR die Kontrolle des ruhenden Verkehrs verlief und wie Verbotsübertritte geahndet wurden.

Am 1. Januar 1978 wurden die Verkehrsregeln den westdeutschen Verkehrsregeln angepaßt.

also die Angabe man sei zum Auto um den Einkauf umzupacken und habe die Kinder deshalb zurück gelassen hielt ich schon immer für ziemlich seltsam.

Wenn es um den Einkauf gegangen wäre, den hätte man in einer Minute auch umpacken können während die Kinder neben dran warten. Also das den Behörden erst einmal komisch vorkam, das die Eltern die Kinder unbeaufsichtigt am Wasser rumspielen lassen um 5 Gurken und 4 kg Äpfel umzupacken ist nicht verwunderlich.

Und wenn man weis, wie die DDR Behörden ihre Bürger behandelten ist auch klar, das man da schwer angeeckt ist, wenn man im kapitalistischen Ausland seinen sozialistischen Staat eines Verbrechens bezichtigt. (Oft genug gab es ja auch Grund dazu).

Wenn man damals "Organe dieses Staates" wegen Untätigkeit angezeigt hat und Briefe an den Bundeskanzler der BRD geschrieben hat., dann war auch nichts verschwörerisches daran, das die Stasi auf der Matte stand.

???also das mit dem Obst kann nicht dein Ernst sein. Es gibt nichts banaleres als diesen Vorgang. Das beobachte ich ständig, überall. Mami räumt das Auto ein und Klein Hans spielt derweile. Also bitte. Zumal alle nichts zu tun hatten bis die Höhle aufmachte.
Auch das sie im Parkverbot standen, klar sieht man zu das man schnell wegkommt. So viel Gold war das in unserer DDR auch nicht um es nicht wie eine Glasvase im Auto zu verstauen.
Also manche haben Vorstellungen.

@behind_eyes
Wenn man seine drei(!) und sechsjährigen Kinder in einer unbekannten Gegend in der Nähe von Fließgewässern und einer Brücke mehrere hundert Meter aus dem Augen unbeaufsichtigt spielen lässt, das muss man dann schon mal erklären.
Ich mach ja auch gar keine Vorwürfe. Kommt halt mal vor, das Kinder kurz unbeaufsichtigt sind und meistens passiert ja auch nichts.
Den Sinn des restlichen postes mit dem Parkverbot und der Glasvase verstehe ich jetzt nicht