Das Mädchen aus dem Main - Ein jahrelanges Martyrium

Scoobidoo schrieb:Das Loch für den Ring stechen sich die Mädchen mit 13-14 Jahren u.U. selber, der Ring wird dann bei der Hochzeit nur noch durchgezogen, als Teil des Hochzeits-Ritus.

Das kommt drauf an. Es gibt auch Gegenden, in denen das weniger mit der Hochzeit zu tun hat, sondern der gepiercte linke Nasenflügel nach traditioneller Lehre zu einem leichteren Geburtsvorgang verhelfen soll.
Nur Loch stechen und dann irgendwann nen Ring durchziehen wird schwierig. Die Schleimhaut innen in der Nase heilt verhältnismässig schnell zu.

Ich persönlich glaube auch nicht, dass sie deshalb nicht ärztlich behandelt wurde, weil sie nicht krankenversichert war, sondern in erster Linie deshalb, weil es denen, die für eine ärztliche Versorgung der Verletzungen hätten sorgen können, auf Deutsch gesagt scheißegal war. Man hätte ja nur unbequeme Fragen beantworten müssen.

@Scoobidoo

Indische Frauen und Mädchen werden schon sehr kontrolliert, aber eine kleine Pakistanerin bekommst du garnicht nicht mehr zu Gesicht, es sei denn du bist ein weibliches Familienmitglied.
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Hast Du Zweifel, dass es ein indisches Mädchen gewesen sein könnte?

@Scoobidoo

Scoobidoo schrieb:Geheiratet wird bei allen innerhalb der eigenen Kaste

Und ich dachte das Kasten-System in Indien sei längst ausgestorben. Furchtbar.
Ich glaube nicht dass der Fall und die Lebensumstände des Mädchens so kompliziert sind wie hier gedacht wird. Diplomaten, Adoptiveltern, Sklaven.. es gibt so viele Mädchen aus solchen Ländern die von ihren eigenen Familien oder von denen in die sie eingeheiratet wurden, misshandelt werden. Ich hatte mal gelesen dass in einem Ort in Indien weibliche Säuglinge automatisch den Namen "ungewollt" oder sowas bekommen, einfach nur weil sie Mädchen sind. Und in Pakistan und Afghanistan braucht ein Mädchen nur die "Ehre" der Familie zu beschmutzen um bestraft zu werden.a

Scoobidoo schrieb:Im Hinduismus, wie im Islam sind Tabak und Alkohol verpönt.Wo und wann würde man ein Ausnahme machen?

Sorry, aber das ist totaler Quatsch. Wie es im Hinduismus ist, weiß ich nicht, aber Tabak ist im Islam NICHT verboten (Tabak ist übrigens nicht gleichzustellen mit Alkohol). Gerade die islamischen Länder sind beliebt für ihre Shishas. Und wenn es so wäre dass die Religion des Täters Tabak verbietet, meinst du es hätte ihn gekümmert?
Im Großen und Ganzen glaube ich nicht dass sich der Täter anhand der Tat finden lässt. Zigaretten ausdrücken können wir alle..

Ich halte es für möglich, dass der Täter in sein Heimatland gereist ist um dort eine Frau zu suchen und zu sich nach Deutschland zu holen. Somit könnte die Familie des Mädchens wirklich nichts von ihrem Schicksal mitbekommen haben.

Weiss nicht. Das Problem ist, dass eine bestimmte Kultur nicht einem bestimmten Land zugeschrieben werden kann. Vielleicht begreifen sich die Mitglieder der Familie des Mädchens mehr als eine Volksgruppe, weniger als Staatsbürger eines Landes Indien, Pakistan oder Afghanistan. Staat vergeht, Familie besteht?
So dass sie z.B., als Inder aus Kaschmir, in Pakistan leben können oder in Afghanistan. Und eben eine Sprache sprechen. Dass ihnen Grenzen wenig bedeuten. Dass ihnen Großfamilie Überleben und Geisel bedeutet. Gleiche geistige und materielle Kultur, dazu gleiche Sprache...daß ist wohl ihr Zuhause, da ist es egal ob du in Indien, Pakistan, Afghanistan oder Deutschland wohnst.

@ran
Verpönt ist nicht verboten. Verpönt heißt "es wird nicht gern gesehen, nicht geschätzt". Du muss mich schon missverstehen wollen. Ich bin Protestantin, tief im Inneren sind auch mir Tabak und Alkohol suspekt. Es ist mir aber nicht verboten.

Da wo ich herkomme, ist Saufen eher Schwäche als Kulturgut und 20.00 Uhr wird der Bürgersteig hochgeklappt. :-)

@überwälder
Ich denke an z.B. Paschtunen, die in Indien, Pakistan und Afghanistan leben. Sie sind eher Muslime.

Das Mädchen muss nicht zwangsläufig aus dem selben Land kommen wie seine Peiniger - nur so als Gedanke. FALLS der Ansatz mit den Diplomaten stimmen sollte (die Möglichkeit wird übrigens auch im entsprechenden Wikipedia-Artikel geäußert), dann kann sie genausogut als Haushaltshilfe in einem, sagen wir mal saudischen Haushalt gearbeitet haben. Gerade in den Emiraten kommt sehr viel Personal aus dem indischen/pakistanischen Umkreis.

Wegen Schulpflicht: Die hört nicht mit 15 auf. Es gibt eine Berufsschulpflicht in Deutschland, je nach Bundesland dauert die unterschiedlich lange. Für Hessen stehen die Regelungen hier: http://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/bildung/schulen/schulpflicht.php . Geht bis 18.

Ich denke, dass sie sich innerhalb ihrer Volksgruppe bewegt hat und ihr Tod eben nicht egal ist, nicht mal den Männern. Sonst hätte man sie nicht einfach verschwinden lassen.

Es gibt noch die Option "Leben gegen Leben", dh. wenn ein Familienmitglied von dem einer anderen getötet wurde, kann man ein Kind als Ersatz bieten, um Rache zu verhindern. Dem neuen Familienmitglied geht es dann nicht gut.

Kann man als verheiratete Frau bei den Saudis als Dienstmädchen arbeiten?

@Zazie
Ob das hier wirklich nach der Schulpflicht kontrolliert wurde, da bin ich mir nicht sicher.

Wikipedia: Paschtunwali
Siehe Badal, Nang: Tor & Swara, da ist es wohl besser die Polizei kriegt ihn, aber für die Familie ist nix ausgestanden.
Wenn man mal am Beispiel der Paschtunen schaut, so kann den Männern der Tod des Mädchens nicht egal sein, so schlecht auch die Stellung der Frau in der Familie ist.

http://www.salzburg.com/nachrichten/mobil/sn/artikel/es-ist-im-islam-verboten-126184/?nc=1

Das sagen Islamgelehrte zum IS..., aber hier steht m.E. auch Wichtiges zu Frauen, Kindern und dem Töten Unschuldiger, usw... Ich hoffe, die Gelehrten verzeihen mir den Griff nach ihrer Fata. ;-)

@überwälder

Hier zumindest (nicht Hessen) wird die Schulpflicht sehr wohl genau überwacht. Ich weiß das, ich arbeite an einer Berufsschule - es gibt sogar recht fix Bußgeldverfahren, wenn Leute unentschuldigt (=ohne Attest) fehlen. Ich denke aber nicht, dass sie registriert war - und daher auch, dass ihr Fehlen niemandem auffiel.


Über den "Wert" eines Mädchens mancherorts müssen wir ja nicht unbedingt diskutieren, oder? Sieht man ja am Thema selektive Abtreibung in vielen Ländern. Passen dazu aus einem Artikel in der FAZ zum Mädchen aus dem Main:

"Die Beamten erstellten Fahndungsplakate, die sie in Afghanistan, Pakistan und Nordindien in Kirchen und Jugendzentren verteilten - auf Deutsch und Arabisch, dann auch in Farsi, Urdu, Dari und Paschtu. Auch erstellten die Beamten eine Liste mit jungen Frauen aus diesen Ländern, die irgendwann einmal in Deutschland gelebt haben. Es waren mehr als tausend. Die Ermittler suchten sie alle auf. Irgendwann sagte eine dieser Frauen: „Was macht ihr für einen Aufstand? Es ist doch nur ein Mädchen.“"

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/das-maedchen-aus-dem-main-die-tote-ohne-namen-11106526.html


Es ist so traurig, das Mädchen hat mit Sicherheit ihr ganzes, kurzes Leben durch gelitten, bevor man sie wie Müll entsorgt hat. Mich macht das ungemein wütend. Und ich fürchte, man wird kaum je herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.

Zazie schrieb:„Was macht ihr für einen Aufstand? Es ist doch nur ein Mädchen.“

Sagt eine Frau, nicht 999 andere u.d keiner der Männer.
Du meinst, man wird nicht herausfinden, wer dafür verantwortlich ist? Versuchen wir es trotzdem? ;-)
Immerhin können wir auch Berufsschule knicken, hier war sie nicht.

http://www.bka.de/nn_198456/DE/Fahndungen/Personen/UnbekannteTote/FrankfurtNiedMaedchen/frankfurtNiedMaedchen.html (Archiv-Version vom 29.12.2015)
Zur Auffrischung, nur die Fakten.

Noch mal ein Teil der Obduktion:

multiple Verletzungen am ganzen Körper, die auf langandauernde, schwerwiegende Misshandlungen schließen lassen und nicht ärztlich versorgt wurden wie z. B.:
- in Fehlstellung verheilte mehrfache Brüche beider Oberarme
- zahlreiche längliche Narben an Stirn, Rumpf und Beinenl
- zahlreiche Brandnarben am ganzen Körper, z. T. an Zigarettenverbrennungen erinnernd

Was, wenn dieses Mädchen nicht misshandelt wurde, sondern vielfältige Kriegsverletzungen erlitten hat? Die Wunden durch Granatensplitter, herabstürzende Gebäudeteile und Stürze auf der Flucht verursacht wurden? Dass wir uns, mit unserem kulturellen Hintergrund, nur körperliche Misshandlung, nicht aber schwer kriegsverletzte Kinder vorstellen können? Da wo Krieg ist, ist nicht immer ein Arzt und wenn es den gibt, so fehlt es ihnen an Medikamenten und Verbandszeug. Und ja, die Väter bringen ihre kleinen Jungen und Mädchen zu Arzt und diese behandelt sie auch, so sie können.

Unser kleines Mädchen war vermutlich oft, innerhalb ihrer Volksgruppe, in Afghanistan und Pakistan unterwegs, bis sie den afghanischen Sehnsuchtsort Deutschland erreicht hat.

@Scoobidoo
Hast Du mal die Narben von Zigaretten-Verbrennungen gesehen? Sowas zieht man sich nicht durch Kriegsverletzungen zu.
Ärzte können auch abschätzen, wie lange ein Bruch verheilt ist, und auch von daher auf ein "jahrelanges Martyrium" schließen. Bei Kriegverletzungen treten meist mehrere Verletzungen gleichzeitig auf, nicht aber ähnliche Verletzungen über Jahre verteilt immer wieder.

@FF
Na, ganz am Anfang des Zitats steht "multiple", das bedeutet im Medizinischen mehrfach und zahlreich, deshalb der Gedanke. Ich hatte eine Artikel über die Situation der Menschen. in Afghanistan gelesen.
Hm, die selbst zugefügten Brandnarben von Mutproben bei Jungen und durch selbstverletzendes Verhalten kenne ich. Nein, ich zweifle nicht die Kompetenz der Ärzte an.
Man sieht aber in Deutschland eher wenig Verletzungen durch heiße Granatensplitter.Mein Bruder hat im Gesicht ein Brandnarbe, durch einen heißen Span.

@f
Beides, Kriegsverletzungen und körperliche Misshandlung, sind vorstellbar? Und es müssen auch nicht unbedingt die Eltern gewesen sein. Es kämpft jeder gegen jeden, sagte eine Frau. IS gegen Taliban, die Volksgruppen und teils Familien gegeneinander. Dazwischen die Familie. Fehlt noch die Nato, die Drogenhändel machen auch mit. Krieg.

@Scoobidoo
Ich denke, Ärzte können zwischen Kriegsverletzungen und den Folgen von Misshandlung recht gut unterscheiden. Zigaretten-Spuren sind eindeutig, und können mit dem Grad der Vernarbung eniges über die Dauer der Misshandlung aussagen.
Ob das die Eltern oder jemand anders war, weiß natürlich niemand.