http://www.ksta.de/kerpen/prozess-in-koeln-vater-verteidigt-seinen-sohn-vor-gericht,15189188,32231620.html (Archiv-Version vom 25.10.2015)Prozess in Köln
Vater verteidigt seinen Sohn vor Gericht
Erstellt 22.10.2015
Kim M. aus Kerpen wurde 2012 zuletzt gesehen. Foto: Polizei
Ein Mann aus Kerpen wird verdächtigt seine Frau im März 2012 getötet zu haben. Der 66-jährige Vater des angeklagten Jens-Peter M. sagte im Prozess über die verschwundene Kerpenerin nun aus. Von Bettina Jochheim
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Köln/Kerpen.
„Ich wache damit auf und gehe damit schlafen. Das Ganze ist ein Albtraum“, sagt der 66-jährige Vater des angeklagten Jens-Peter M., der laut Staatsanwaltschaft im Verdacht steht, seine damals 23-jährige Ehefrau Kim M. im März 2012 getötet zu haben. Über Stunden saß der Senior gestern im Zeugenstand der 5. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts und bemühte sich sichtlich darum, die Gespräche, die er konkret mit seinem Sohn im Zusammenhang mit dem Verschwinden der jungen Frau geführt hat, von dem zu trennen, was ihm Dritte zu den Ereignissen zugetragen hatten.
Der 66-jährige Kerpener war offensichtlich nicht begeistert von der Beziehung der jungen Leute. Er beschrieb Kim M. als dominant, seinen Sohn habe sie zum „Hofnarren“ gemacht. Als die gemeinsame Tochter im Sommer 2011 geboren worden sei, habe ausschließlich sein Sohn das Kind versorgt.
Fürsorglich und liebevoll
Dass die junge Mutter anfangs Probleme hatte, eine Bindung zum Kind aufzubauen, sei bekannt, merkte der Vorsitzende Richter an. Allerdings sei während des bisherigen Prozesses wiederholt gesagt worden, nach kurzer Zeit sei Kim M. fürsorglich und liebevoll mit der Tochter umgegangen. Davon will der 66-jährige Zeuge keine Kenntnis haben. Soweit er das beurteilen könne, sei es immer der Angeklagte gewesen, der das Kind gefüttert, gewickelt und betreut habe. Mehrfach in der Woche habe Jens-Peter M. die Tochter mit an seinen Arbeitsplatz, eine Werkstatt, genommen, wo wiederum die Eltern des Angeklagten das Kind in Empfang genommen hätten. Was seine Schwiegertochter währenddessen gemacht habe, wisse er nicht. Zu diesem Zeitpunkt habe er noch nicht gewusst, dass Kim M. ihre Ausbildung beim Landschaftsverband Rheinland längst abgebrochen hatte.
Mit Geld ausgeholfen
Dass das Paar finanzielle Engpässe gehabt habe, habe er geahnt und beizeiten auch mit kleineren Geldbeträgen ausgeholfen. Dass allerdings eine Insolvenz drohte und das Einfamilienhaus der jungen Familie längst zwangsversteigert war und kurze Zeit später geräumt werden musste, habe er nicht gewusst. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob der Angeklagte sich seinem Vater gegenüber womöglich erfolgreicher habe darstellen wollen, als er tatsächlich war, antwortete der Zeuge mit einem leisen „vielleicht“. Keine Antwort hatte der hingegen darauf, warum sein Sohn Geschichten rund um vermeintliche Krebserkrankungen und spektakuläre medizinische Studien, an denen er beteiligt gewesen sein soll, erfand.
Welche konkreten Maßnahmen der Angeklagte zum Auffinden seiner verschwunden Ehefrau ergriffen habe, wisse er nicht. „Darüber haben wir nicht gesprochen“. Von der Unschuld seines Sohnes ist der 66-Jährige hingegen überzeugt.