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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

240 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schweiz, Verbrechen, Mordfälle ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Marianne48 Diskussionsleiter
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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

05.09.2012 um 14:36
Das ist ja doch eigentlich auch verständlich, Lorea, dass Du Dich nicht mehr genau an irgendwelche Einzelheiten erinnern kannst, da es schon eine Weile her ist, dass Du Dich mit diesem Fall befasst hast.

Bei mir ist gerade mal ca. eine Woche vergangen, seit ich den Deckel des 3. und letzten Buches zugeklappt habe.....

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Marianne48 Diskussionsleiter
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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

05.09.2012 um 15:18
Was ich noch erwähnen möchte......

Mir ist der "Fall Unterweger" eigentlich bereits während des Lesens von WENN DER ACHTER IM ZENIT STEHT irgendwie verleidet. Ich meinte, es war die Person/der Mensch Unterweger persönlich, der mir dabei auf die Nerven ging.... genauer gesagt, meine Abneigung war das Resultat aus den Beschreibungen/Einschätzungen über ihn. Ich hatte ja noch nichts anderes in der Hand.

Doch sind mittlerweile dann die beiden Bücher bei mir eingetrudelt, die ich mir schon vor dieser Lektüre bestellt habe......einmal mehr, wie schon so oft, habe ich mich ersteinmal über meine "Schusseligkeit", meine "Bücher-Kaufsucht", mein "Unbedingt-haben-muss-Verhalten" (was genau auch immer das sein könnte) aufgeregt, habe diese zwei Bücher dann doch, wenn auch ziemlich widerwillig in Angriff genommen. Erfahrungsgemäss weiss ich, dass solcherart unüberlegt gekaufte Bücher jahrelang ungelesen rumliegen. Ich schätze, dass die Anzahl im Laufe der Zeit so um die 200 angewachsen ist.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

05.09.2012 um 23:49
@Marianne48

...okay, ich möchte hier niemandem meine Sichtweise der Dinge aufzwingen, aber mir persönlich ist Wagners Buch mehr als sauer aufgestoßen und m.M.n. kaum als sachliche, objektive Recherchequelle geeignet, daher gebe ich nochmal ungefragt meinen Senf dazu.
Zitat von Marianne48Marianne48 schrieb:Astrid Wagner hingegen hat am Prozess teilgenommen. Sie hat Jus studiert und somit mute ich ihr schon zu, dass sie die Mängel des Verfahrens erfassen konnte.
Richtig, Frau Wagner ist meines Wissens mittlerweile Strafverteidigerin - zum Zeitpunkt des Unterweger-Prozesses befand sie sich im "Gerichtsjahr" (auch Rechtspraktikum^^ genannt). Wie Wagner selbst andeute, ist sie eher naiv in diesen Fall hineingestolpert. Für mich jetzt noch nicht der Anlass, auf ihre Professionalität und Interpretationen zu vertrauen...
die Mängel des Verfahrens...Und diese listet sie Punkt für Punkt in ihrem Buch auf.
Richtig, sie listet Punkt für Punkt "Mängel" auf, dies allerdings auffallend einseitig, unkritisch, oberflächlich und emotional. Beim Lesen dieses angeblich objektiven Prozess-Berichts, bei dem es um fehlerhafte juristische Verfahrensweisen gehen sollte, störten mich allerdings die eingestreuten, vor Pathos und Glorifizierung strotzenden Kommentare aus Unterwegers Autobiographie, ihre privaten, emotionalen Ansichten und mitunter populistischen Bewertungen sowie Verallgemeinerungen. Insbesondere der Punkt "...als Mensch o.k. (ab S.244)", in der sie die Äußerungen ihrer Vorgängerin....oh...Entschuldigung...ich meine natürlich die Äußerungen der letzten Geliebten Unterwegers Bianca "beleuchtet", sorgte bei mir dafür, dass ich mich nochmals vergewissern musste, ob ich wirklich noch ein Buch über einen juristischen Fall lese oder eher das kämpferische Manifest einer eifersüchtigen, stutenbissigen Amazone.
Zitat von Marianne48Marianne48 schrieb:Doch dass sie möglicherweise gar eine "intime" Beziehung zu ihm gehabt haben könnte, das denke ich nicht. Da müssten dann schon die Gefängnis-Angestellten mitgemacht haben um sowas zu ermöglichen.....
...dann sollte ich wohl noch erläutern, dass sich eine "intime Beziehung" nicht zwangsläufig in Sexualität niederschlagen muss, sondern auch in einem ganz besonderen persönlichen Verhältnis, wie es Frau Wagner im gleichen Buch wie folgt beschreibt:

"...Daraus entstand in zwei Jahren eine enge seelische Beziehung zwischen zwei Menschen, die unter ungewöhnlichen Umständen aufeinandergetroffen sind."(S.287)

Klingt fast wie im Märchen....die junge Studentin und der unschuldige Mörder...seelisch verbunden.... Naja -Sarkasmus off - zurück zum Buch:

Immer wieder muss ich von "langen, sehr persönlichen Briefen" lesen, die sie ihm schrieb, von ihrer heimlichen Freude, die mir entgegenspang, als sie schilderte, wie Unterweger sie bat, sie nicht mehr zu besuchen, weil es ihm "zu nahe" gehe, er sie jedoch dennoch empfing, wenn sie "den Besuchsschein abgab". Ihre Wut darüber, wenn sich Amtsinhaber "genervt" zeigten, von ihren Eingaben und Sorgen um das Wohl Unterwegers im Gefängnis.

Vielleicht bin ich einfach nur unromantisch, allerdings war mir das für meinen Geschmack ein wenig zu viel "griechische Tragödie". Man hätte über Wagners Emotionalität beinahe glatt vergessen können, dass Unterweger für seinen ersten, zweifelsfrei bewiesenen, bestialischen Mord an einer 18-Jährigen Deutschen ein Urteil von 30 Jahren Haft sowie gutachterlich Psychopathie mit sexuellem Sadismus bei höchster Wiederholungsgefahr beschieden wurde.

Frau Wagner hat später in einem Interview interessanterweise geäußert, dass ihr mittlerweile klar sei, dass Unterweger sie mitunter "benutzt" habe. Das Fachwort hierfür nennt sich übrigens Manipulation^^


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Marianne48 Diskussionsleiter
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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

06.09.2012 um 11:06
Guten Morgen redfern

Das ist doch vollkommen okay, dass Du hier Deine eigenen Eindrücke kundtust, auch wenn sie nicht meiner Meinung entsprechen....sie sind ja schliesslich sachbezogen.
Ich meinte, die Menschheit würde kaum weiterkommen, wenn alle dieselbe Meinung hätten....und ich käme nicht weiter im Fall Unterweger! :-)

Bücher im Allgemeinen....
sind sowieso eine ganz heikle Sache. Du kannst 10 Personen dasselbe Buch in die Hand drücken, und es kommen 10 unterschiedliche Meinungen/Empfindungen raus.
Ich habe eine Bekannte, die fragt mich hie und da nach paar tollen Büchern. Dann suche ich diejenigen für sie aus, die mich begeistern konnten. Gelegentlich ist ihr Urteil geradezu vernichtend. Sie hätte dieses oder jenes Buch abbrechen müssen, so was Langweiliges hätte sie schon lange nicht mehr in Händen gehabt!!
Mir ging es so, wenn man mir einen gerade gängigen Bestseller in die Hände drückte mit den Worten: "Das musst Du UNBEDINGT lesen!" Ich konnte in den meisten Fällen gar nichts damit anfangen, war erleichtert, wenn ich sie endlich durch hatte. Beispiele: Nicht ohne meine Tochter, Wüstenblume u.ä.

Zum Buch von Astrid Wagner im Speziellen....
Ich habe es nicht als übertrieben emotional empfunden, ich mag Gefühlsdusseleien eigentlich auch nicht.
Auch kam bei mir nicht die Befürchtung auf, dass es eine - grundsätzlich gesehen - unsachliche Berichterstattung sein könnte. Im Sinne von: Dass sie irgendwas zusammen flunkert, irgendwelche Ereignisse/Fehlverhalten von den Fahndungsbehörden, dem Richter etc. erfindet, die gar nicht stattgefunden haben.

Einseitig und unausgewogen jedoch ist die Berichterstattung, der ganze Aufbau des Buches....sehr einseitig! Sie bringt fast ausschliesslich nur all das aufs Tapet, was alles nicht in Ordnung war. Summa summarum entsteht so der Eindruck, es wäre grad gar ALLES falsch gelaufen. Dabei ist mit Sicherheit auch ganz viel gute, seiöse Arbeit geleistet worden.

Mich dünkte auch, sie lässt einiges "unter den Tisch" fallen, spricht es einfach nicht an, was den Unterweger belastet hätte.
Eigentlich zeigt sie ein ähnliches Verhalten wie der Richter, nur im umgekehrten Sinne. Der ist allem, was den Unterweger hätte entlasten können, ausgewichen, hat entsprechende Zeugen nicht zu Wort kommen lassen etc....

Ein anderer Punkt, der mir sehr aufgefallen ist: In den beiden ersten Büchern habe ich nichts darüber gelesen, dass der Unterweger seine 1. Tat, dem grausamen Mord an dem 18-jährigen Mädchen, im Drogenrausch begangen hat. Die Astrid Wagner spricht das mind. 2 x an.
Warum schreiben die beiden anderen Autoren nichts darüber? Sowas müsste doch eigentlich in den Akten vermerkt sein.
Dazu kommen bei mir einige Fragen auf. Steht überhaupt etwas in den Akten darüber? Wenn ja, hatten diese 3 Autoren überhaupt Akteneinsicht. Wenn ja, wie umfassend war diese Einsicht? Haben das die beiden anderen Autoren auch gelesen, doch wollten sie das in ihren Büchern nicht thematisieren, aus was für Gründen auch immer?
Würde jedoch nichts davon geschrieben stehen, dass der Unterweger jene Tat unter Drogeneinfluss begangen hat, dann müsste die Astrid Wagner diese Information vom Unterweger persönlich bekommen haben.....

Was den Einfluss von Drogen anbelangt, da habe ich keinerlei persönliche Erfahrung. Ich weiss nur, wie es sich anfühlt/auswirkt wenn ich mal zuviel Alkohol trinke.
Jedoch gibt es in meinem Umkreis 5 Personen von denen ich weiss, dass sie in früheren Jahren harte Drogen konsumiert haben. Die beiden Frauen kenne ich schon seit weit mehr als 20 Jahren. Sie sind inzwischen 45-50 Jahre alt. Die drei Männer kenne ich weniger gut, die sind um einiges jünger, zw. 30-35 Jahre alt. Von zweien dieser Männer kenne ich die Väter wesentlich besser, sie gehören zu meinem engeren Bekanntenkreis. (Bei dem einen muss ich leider sagen, er gehörte dazu.....er ist vor ca. 1 Jahr, knapp 60 Jahre alt, an Lungenkrebs gestorben)

Alle Fünf haben psychische Probleme, z.T. ganz massive Probleme. Die beiden Frauen waren in jungen Jahren immer mal wieder in der Psych. Klinik....Eine von ihnen hat mir erzählt, dass sie in einem "psychotischen Schub" (oder wie das genau heisst???) versucht, sich das Herz aus dem Körper zu schneiden. Sie zeigte mir die Narben im Brustbereich.
Die drei Männer mussten in den letzten Jahren immer mal wieder in die Klinik eingewiesen werden. Immer mal wieder haben sie in ihren "Psychosen" Mist gebaut. Der eine hat z.B. mal die Wellensittiche seiner Schwester zum Fenster hinaus, quasi in die "Freiheit" entlassen. Schlimmer der andere, der hat mit einem Messer die Fahrgäste im Bus bedroht.... Mir kommt grad in den Sinn, den habe ich schon seit mind. 5 Jahren nicht mehr gesehen....

Aus Erzählungen der Väter weiss ich, dass ihre Söhne ganz normale, körperlich und geistig fite Jungs gewesen sind bis sie in die Drogenszene gerieten. Dann muss im Laufe der Zeit eine enorme Persönlichkeitsveränderung stattgefunden haben. Bei dem einen muss das recht schnell gegangen sein, bei anderen ging die Veränderung langsam, schleichend vor sich....

Alle Fünf behaupteten, dass sie schon lange keine harten Drogen mehr konsumieren, sie würden höchstens hie und da mal eine kiffen, wenn überhaupt....
Den beiden Frauen konnte ich das abgenommen, bei den Männern war ich jedoch ziemlich skeptisch. Bei einer der Frauen hat sich das Suchtverhalten aber verlagert, sie ist Alkoholikerin geworden.

Alle Fünf konnten/können ihren Lebensunterhalt nicht mehr selber bestreiten. Vier davon leben von der IV-Rente (Invaliden-Rente) Die eine der Frauen musste jahrzehnte vom Sozialamt unterstützt werden, sie hat 3 uneheliche Kinder grossgezogen. Vor ca. 3 Monaten habe ich sie nach längerer Zeit im Wartezimmer meines Arztes mal wieder angetroffen. Sie schien mir richtig zufrieden mit ihrem Leben, seit ca. 1 Jahr hat sie endlich, endlich eine feste Anstellung bei der Post bekommen. Glaubs die erste seit mind. 20 Jahren.

Ich wollte mit meinen Erzählungen die Schwere der 1. Tat vom Unterweger keinesfalls schmälern. Doch ich wollte aufzeigen, dass der Konsum von schweren Drogen über kürzere oder längere Zeit tiefgreifende Veränderungen in den Persönlichkeitsstrukturen auslösen/bewirken kann.

Worüber ich in allen 3 Büchern gelesen habe, dass der Unterweger nach seiner Entlassung keinerlei Drogen mehr konsumiert habe, keinen oder kaum mehr Alkohol getrunken habe. Grad so, all wolle er sich damit schützen vor weiteren unkontrollierbaren Handlungen....

Ob ich jetzt alles geschrieben habe, was ich schreiben wollte? Vermutlich nicht, wenn mir noch was in den Sinn kommt, was mir wichtig erscheint, kann ich das ja in einem nachträglichen Posting noch loslassen.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

06.09.2012 um 14:29
Ich habe bisher nur nicht verstanden ,welche Fragen offen sind. Der Eingangspost liest sich so ,als ob da der arme Unterweger Opfer der Justiz wurde.

Im Sommer 1991 fuhr Unterweger nach Los Angeles, um dort für eine Wiener Illustrierte über Prostitution zu recherchieren. Dort wurden innerhalb kürzester Zeit 3 Prostituierte ermordet aufgefunden. Alle Opfer waren mit ihrer Unterwäsche erdrosselt worden. Zurück in Europa ermordete Unterweger eine weitere Prostituierte - Blanka Bockova - in Tschechien. Nachdem sich die Indizien gegen Jack Unterweger verdichtet hatten, floh dieser mit seiner 18jährigen Freundin Bianca Monk zuerst in die Schweiz, dann nach Paris und von dort nach Miami. Dort wurde er am 27.2.1992 vom FBI verhaftet und später dann nach Österreich ausgeliefert.

Am 20.4.1994 wurde vor dem Grazer Landgericht der Prozeß gegen Jack Unterweger wegen 11fachen Mordes (einschließlich der 3 Morde in Los Angeles) eröffnet. Die Indizien waren erdrückend: Im Kofferraum von Unterwegers Waagen wurde ein Kopfhaar der in Tschechien ermordeten Prostituierten Blanka Bockova gefunden. Des Weiteren wurden Fusseln eines Schales von Unterweger an der Kleidung einer der erdrosselten Frauen gefunden. Auch konnte eine Expertin des FBI nachweisen, dass bei allen Verbrechen ein besonderer Knoten für die Wäsche, mit welchen alle Opfer erdrosselt worden waren, verwandt wurde.

http://www.serien-killer.com/000000968e11c0e2b/53735996aa0cd6d07/000000968f050352a/index.html (Archiv-Version vom 03.09.2012)


Mit klingt das weniger nach Justizirrtum als nach Serienkiller.....

Hier mal Astrid Wagners Buch:

http://www.militzke.de/sachbuch_krimi/_pdf/2328.pdf

Macht euch selbst ein Bild


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

06.09.2012 um 14:48
Hier noch ein Spiegelartikel, der es trifft meiner Meinung nach:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682948.html


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

06.09.2012 um 20:31
@Marianne48
Zitat von Marianne48Marianne48 schrieb:Du kannst 10 Personen dasselbe Buch in die Hand drücken, und es kommen 10 unterschiedliche Meinungen/Empfindungen raus.
Klare Sache, brauchen wir nicht drüber reden.
Zitat von Marianne48Marianne48 schrieb:Auch kam bei mir nicht die Befürchtung auf, dass es eine - grundsätzlich gesehen - unsachliche Berichterstattung sein könnte. Im Sinne von: Dass sie irgendwas zusammen flunkert, irgendwelche Ereignisse/Fehlverhalten von den Fahndungsbehörden, dem Richter etc. erfindet, die gar nicht stattgefunden haben.
...naja, und das ist mein Problem, das ich mit Menschen in verantwortungsvollen Berufen habe, die sowohl meinungsbildend als auch entscheidungstragend tätig sind. Insbesondere, wenn sie mit psychopathischen oder maligne-narzisstischen Straftätern zu tun haben. Ich werfe Frau Wagner nicht vor, gelogen zu haben. Ich unterstelle ihr noch nicht mal, a b s i c h t l i c h wichtige Details unter den Tisch fallen gelassen zu haben, sondern ich werfe ihr mangelndes Reflexionsvermögen und eine unkritische Haltung sich selbst gegenüber vor. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mich damit weit aus dem Fenster lehne, denn schließlich kenne ich die Autorin nicht persönlich und habe auch Jack Unterweger nicht gekannt, allerdings reicht mir sämtliches Video- und Schriftmaterial, das ich mir von ihm und über ihn zu Gemüte geführt habe, um zu der Einschätzung zu gelangen, das dieses Buch von einer manipulierten Frau (auch hierfür ergeben sich genügend Anhaltspunkte) geschrieben wurde, die sich hat einspannen lassen, ein Märtyer-Bild Unterwegers zu erschaffen, das noch heute, 38 Jahre (!) nach seinem "ersten" Mord zu dem führt, was sich Unterweger wohl am meisten gewünscht hatte: Dass über all die bunte Aufmerksamkeit, die man ihm zu Teil kommen lässt, sein Handeln vergessen und davon abgelenkt wird. Ich könnte müde drüber lächeln, wenn nicht eben diese Aufmerksamkeitsverschiebung dazu führen würde, dass Gutachter wider jeder Erkenntnis und sehenden Auges das Offensichtliche leugnend, gewissen Straftätern positivste Prognosen ausstellen und dann kleinlaut, wie auch Unterwegers erste Psychologin äußern: "....naja, er schien ja draus gelernt zu haben....naja....und dann dacht ich halt....man könnte ihn entlassen....". Ja SCHEIßE! SELBSTREFELXION ist angesagt! Und v.a., dass man seinen Berufsethos + die dazugehörige Verantwortung auch verstanden hat! Mehr erwarte ich ja noch nicht mal.

Auch und besonders in dieser Hinsicht ist es interessant, sich anzuschauen, was eigentlich mit den Opfern ist. JA, die gibt es, ganz am Rande, nämlich auch noch. Da ich bei den Morden nicht anwesend war, jedoch der erste Mord an Margret S. zweifelsfrei bewiesen ist, lohnt es sich tatsächlich, mal Wagners Sichtweise auf diese Tat näher zu betrachten:
Zitat von Marianne48Marianne48 schrieb:Ein anderer Punkt, der mir sehr aufgefallen ist: In den beiden ersten Büchern habe ich nichts darüber gelesen, dass der Unterweger seine 1. Tat, dem grausamen Mord an dem 18-jährigen Mädchen, im Drogenrausch begangen hat. Die Astrid Wagner spricht das mind. 2 x an.
Warum schreiben die beiden anderen Autoren nichts darüber? Sowas müsste doch eigentlich in den Akten vermerkt sein.
In den gesamten 288 Seiten des Buches wird diesem ersten Mordopfer gerade mal eine knappe halbe Seite gewidmet, wobei ihr Name keinerlei Erwähnung findet. Hier erfährt man lediglich, dass Unterweger sie "im Drogenrausch" erschlagen habe. Danach echauffiert sich die Autorin darüber, dass dieser "Drogenrausch" (ich lach mich schlapp) nicht ins Urteil eingeflossen sei. That's it.

Viel spannender ist, was Frau Wagner NICHT erwähnte:

Der 25-jährige Discjockey Johann “Jack” UNTERWEGER (*1950) aus Saalbach steht am Landesgericht Salzburg vor einem Geschworengericht. Er soll am 12.12.1974 die 18-jährige Deutsche Margret REFÄHCS (*1956, Name verkehrt herum) beraubt und anschliessend in einem Waldstück nahe Frankfurt ermordet haben. Komplizin der Tat soll die 20-jährige Deutsche Barbara ZLOHCS (*1956, Name verkehrt herum) gewesen sein, die wie die 18-jährige Anneliese REDE (*1958, Name verkehrt herum) aus Saalbach für UNTERWEGER der Prostitution nachgegangen sein soll. ZLOHCS soll jedenfalls REFÄHCS in UNTERWEGERs Wagen gelockt haben und auch deren Wohnung nach Geld durchsucht haben, während UNTERWEGER REFÄHCS gefesselt hat. Anschliessend schlug UNTERWEGER das Mädchen mit einer Stahlrute bewusstlos, um sie anschliessend zu erdrosseln. Dann entkleidete er die Tote, um einen Sexualmord vorzutäuschen.

Der Psychiater bestätigt UNTERWEGER ein durch mangelnde Mutterliebe ausgelöstes “absolut pervertiertes Verhältnis zu Frauen”.


http://maxfanta.wordpress.com/2008/08/22/historische-kriminalfalle-1967-1974-jack-unterweger-die-fruhen-jahre/

Er hat Margret S. nicht erschlagen, er hat sie erdrosselt. Er hat seine Komplizin eingespannt, das Opfer zu berauben, ins Auto zu locken; er hat sie erst gefesselt, dann bewusstlos gepeitscht (Stahlseil!), sie erwürgt und hat sich nach dem Mord noch die Mühe gemacht, das Opfer zu entkleiden.

In einem Drogenrausch handeln Täter chaotisch, exzessiv und nicht-planvoll. Ich kann aus dem planvollen, komplexen und bedachten Vorgehen Unterwegers, das zudem eine sadistische und sexuelle Komponente beinhaltet, ehrlich gesagt (mit meinem laienhaften Blick) weder eine für Rauschzustände typische mangelnde Steuerungsfähigkeit noch Unzurechnungsfähigkeit herauslesen.

Zufall, dass Wagner die Details des Erdrosselns und Entkleidens nicht erwähnte?
Ich glaube nicht...

Allerdings ist es klar, dass mit dem Weglassen dieser Details der damalige Gutachter, der in einem der o.g. Vids aussagt, als kompletter Vollidiot dasteht, da sich der Laie fragt, wie er bei nem armen, netten Drogenkonsumenten auf die Diagnose einer Psychopathie und Sadismus kommt. Auch die Richter kann man so als Volldeppen dastehen lassen, weil sich der Laie bei Lesen Wagners Buch dann fragt, wieso man den armen, netten Drogenkonsumenten zu lebenslanger Haft verknackt hat.

Und wie man sieht - es braucht noch nicht mal Lügen, sondern nur das Weglassen bestimmter Wahrheiten, um ein gewisses Bild zu kreieren und Menschen zu mobilisieren, einseitig Partei zu ergreifen und Feindbilder entstehen zu lassen (die böse böse Justiz).

Wir lassen uns allzu gern das Denken abnehmen und vertrauen blind, "nur", weil jemand Jura studiert hat, "nur", weil jemand Psychologe ist, "nur", weil jemand am Prozess teilgenommen hat. DAS ist es, was mich ärgert.

Egal, was man zum Fall Unterweger liest oder sieht - immer geht es um seine Person. Nirgends wurde die Frage diskutiert "was können wir tun, um juristische oder gutachterliche Verfahrensfehler zu vermeiden?", "Wie können wir uns mit diesen Fehlern oder Verbesserungen auseinandersetzen, ohne gleichzeitig die beteiligten Opfer zu diffamieren, zu vergessen oder soweit zu entmenschlichen, dass sie gerade mal ne Randnotiz wert sind?", "Wie können wir uns mit zweifelhaften Beweislagen auseinandersetzen und dies in einem konstruktiven Diskurs tun, der auch ohne Lagerbildung der Pro und Contra Unterweger-Parteien auskommt?".

Wir müssten uns ein wenig mehr mit uns selbst auseinandersetzen, mit unserer Arbeit, unserem Verstand, statt der Einfachheit halber lieber an das zu glauben, was uns vorgesetzt wird. Dieser simple Sachverhalt ist letztlich auch das, wovon Unterweger profitiert hat.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

06.09.2012 um 22:18
Der Fall Unterweger ist meines Erachtens keineswegs spannend, weil er in Sachen Aufklärung der Morde Fragen offen lassen würde, sondern weil er besonders in Österreich ideologische Gegensätze aufeinander prallen ließ. Auf der einen Seite der Wunsch nach einem charismatischen Vorzeige-Resozialisierten und Knast-Poeten, mit dem sich viele Linksintellektuelle schmückten.
Auf der anderen Seite diejenigen, denen das zuwider war, und die statt der Täterfixierung mehr Empathie für die Opfer erwarteten.
Es spricht für den im Spiegel-Artikel erwähnten Guenter Nenning, dass er als einer der wenigen Linken den Mumm hatte, nach dem Urteil seine Meinung zu hinterfragen.

Frau Wagner überzeugt mich hingegen keineswegs - ich habe bei ihr keinen vernünftigen Grund gefunden, weshalb man an der Schuld Unterwegers bezgl. Der Mordserie zweifeln sollte.


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06.09.2012 um 23:45
@redfern
toller Post. Kann nur zustimmen.


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06.09.2012 um 23:57
Nachtrag:

...ich hab eben nochmal recherchiert, womit Unterweger sein erstes Mordopfer erdrosselt hat:

oh Wunder - mit ihrem eigenen BH


Auch in Hinblick darauf, woher Frau Wagner die Information über den "Drogenrausch" Unterwegers hatte:

auch hier - oh Wunder - von Unterweger selbst.


Falls von Interesse, hier noch ein Vid, in dem Unterweger recht spannende Äußerungen von sich gibt:

http://www.spiegel.de/video/vor-20-jahren-jack-unterweger-video-1180145.html


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Marianne48 Diskussionsleiter
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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 00:57
Seit mindestens 1 Stunde, es könnten eher 2 Stunden sein....war ich am Schreiben eines Postings/einer Stellungnahme auf die eine und andere interessante Aussage Eurerseits....

Mit irgendeiner Berührung auf irgendeine Taste war das ganze Geschriebene weg....unauffindbar weg!

Herrgottnochmal! Was für eine Nuss bin ich bloss in Sachen PC-Handling.....und was mich jetzt grad am allermeisten ärgert, eine unbelehrbare, sture Nuss bin ich....
Ich weiss das doch, dass ich längere Postings sicherheitshalber erstmal ins Word schreiben sollte.

Ich Obertrottel! Jetzt ist die ganze Energie weg...ich fühle mich ausgepumpt, erledigt. Ich gehe ins Bett. Morgen (besser gesagt heute) werde ich versuchen, meine Gedankengänge zu rekonstruieren.


Herrgottnochmal! :-(((


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07.09.2012 um 08:26
@redfern

Wenn man es mal von hinten denkt.

Ist es nicht interessant ,dass nachdem Unterweger aus Amerika weg war ,dort nichts mehr passierte ,was diese Handschrift trug.

Das nachdem Unterweger aus dem Verkehr gezogen war ,die Wienerwald Morde mit dieser Handschrift aufhörten.

Das die Opfer sowohl in USA als auch in Österreich ähnlich drappiert wurden?

Der Knoten ,mit dem Unterweger sich umbrachte?


Zusammen mit den Indizien im Prozess.... Ein rundes Bild denke ich.


Weiterhin denke ich ,dass sich Frau Wagner einfach wie viele andere von Unterweger manipulieren lassen hat und ihm emotional zu nahe kam ,sogar ein Helfersyndrom entwickelte.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 09:06
@Luminarah
@redfern
Eine runde Sache - so seh ich das auch. Klar kann es sein, dass der ein oder andere Fehler im Prozess gemacht wurde (welche denn nun konkret?), aber was es auch sein mag, das stellt für mich seine Schuld nicht in Frage.

@Haddock
Du hast Recht. Die Rolle der Intellektuellen und ihr späterer Umgang mit ihrem Einsatz für Unterweger wäre spannender. Ebenso die Frage, wie viel Einfluss solche Eingaben haben bzw. haben dürfen. In diesem Fall war es fatal für mind. 11 Opfer.


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Marianne48 Diskussionsleiter
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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 12:50
Hallo allerseits

Ich muss mich heute kurz fassen.....

Keiner kann es mit Sicherheit wissen, ob er es war oder nicht....der einzige, der es vermutlich wissen konnte, das war der Hund vom Unterweger. Von dem man übrigens - soweit ich informiert bin - nie ein Haar gefunden hat. Selbst auf jenen Autopolstern nicht, auf denen die Haare von einem der Opfer sichergestellt wurden.
Ein jeder, der selber einen Hund hat, der weiss, dass man den Haaren nie ganz Herr werden kann (ausser man halt einen Pudel, einen Nackthund o.ä.) Sie sind allüberall, auch wenn man den ganzen Tag am Staubsagen ist....

Unterweger konnte übrigens nicht in allen 11 Fällen verurteilt werden. In 2 Fällen wurde er freigesprochen.

Bei mir werden Zweifel bleiben aber ebenso auch die Hoffnung, dass er es wirklich war....sonst würde der wahre Täter/die wahren Täter nämlich noch frei herumlaufen.


Jetzt muss ich meinen Kopf unbedingt wieder freibekommen für andere Dinge.

Ich grüsse Euch, macht's gut!


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 21:06
@Luminarah
@jaska


Ehrlich gesagt habe ich bislang keine Quelle finden können, die wie gesagt objektiv mögliche Verfahrensfehler im Prozess/ der Beweisführung beleuchtet.
Wagners Buch war damals das erste, das ich zu Unterweger gelesen hatte und darin werden hauptsächlich folgende Punkte herausgegriffen:

- Willkürliche Verdächtigung Unterwegers auf Grund einer "offenen Rechnung" und Profilierungsstreben des damaligen Chefermittlers

- Vorverurteilung Unterwegers auf Grund seiner Vielzahl an Liebschaften, Affären

- unterschiedliche Aussagen von Frauen über Jacks Wesen: die einen sagten, er sei nett, charmant, und keine Ahnung was noch gewesen, die anderen, die durchaus auch sexuell abartige und gewalttätige Seiten an Unterweger schilderten, wurden von Wagner im Buch als Frauen dargestellt, die ihm einfach eins reinwürgen wollten. Als Beleg für seine Freundlichkeit zitiert Wagner eine Prostituierte, die über Unterwegers sexuelle Neigungen Folgendes sagte: "Die Leut' aus der besten Grazer Gesellschaft san viel ärger!" (naja - der Begriff "arg", was im Deutschen "schlimm" bezeichnet, ist ja dehnbar)

- Gutachter Haller habe mit der gestellten Diagnose einer "tiefgreifenden narzisstischen Persönlichkeitsstörung" für eine Vorverurteilung und Beschuldigung Unterwegers gesorgt. Klar sei er halt a bissl egoman gewesen, aber ehrgeizig und wortgewandt war er halt nun mal, der Jack- laut Wagner (ein Zeichen dafür, dass sie sich null und in keinster Weise mit dieser Diagnose auseinandergesetzt hat). Darüber hinaus hätte es doch immer geheißen, dass solche Morde nur die Taten eines "Schizophrenen" sein könnten (wie in der Presse gern überspitzt ausgedrückt), aber, so Wagner, hätte doch der Reinhard Haller eine Schizophrenie zweifelsfrei ausgeschlossen (Sorry, aber das ist noch nicht mal ne saudumme Argumentation Wagners, sondern eine selten Dämliche!)

- Mordfall Masser:
Die bei der Leiche gefundene Haarbürste enthalte weder Haare des Opfers noch Unterwegers (Wagner geht davon aus, dass die Haarbürste dem Täter gehört haben müsse^^ und sieht u.a. das als Indiz seiner Unschuld)
- Der Todeszeitpunkt der Leiche sei nicht festgestellt worden, daher ein Abgleich mit Unterwegers Alibi nicht möglich gewesen (im möglichen Tatzeitraum gibt es allerdings durchaus Zeiten, in denen das von Wagner dargestellte Alibi Unterwegers als "löchrig" zu bezeichnen wäre. Wagner meint, Jack habe über Quittungen verfügt, mit denen er seine Unschuld hätte beweisen können, er habe diese aber hörthört! aus EHRLICHKEIT nicht vorgelegt - es ging dabei um eine Rechnung für eine Hotelübernachtung, die er zwar nicht angetreten, aber im Voraus bezahlt hat, er hätte somit ein falsches Alibi glaubhaft belegen können. Wagner regt sich drüber auf, dass ihm "diese Ehrlichkeit nicht gedankt wurde"^^)

- Mordfall Schrempf:
Eine Prostituierte sah das Opfer in einen weißen VW Golf mit roten Seitenstreifen steigen, der nie ermittelt werden konnte. Am Tattag habe Unterweger allerdings einen weißen Ford Mustang gefahren, habe also nicht der Mörder sein können. Zudem sei er zum Zeitpunkt, als Schrempf gesehen wurde, wie sie in einen Golf einstieg, noch in einer Bar trinken gewesen. Das damalige Phantombild entspräche nicht Unterweger. Anonyme Anrufe bzgl. des Mordes, die eine Freundin von Schrempf erhalten habe, hätte Unterweger nicht tätigen können, da er Theaterproben gehabt habe^^ (insgesamt sehr dünne Argumentation, wenn man sich mit der Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen beschäftigt. Zu den Theaterproben kann ich nur sagen: Es probt nur der, der grad dran ist, zudem waren diese Anrufe auch keine Stundentelefonate wie bei Mutti)
- Schrempfs Leiche war bei Auffinden bereits skelettiert, daher seien weder Todeszeitpunkt, Tötungsart, "noch irgendwelche äußeren Verletzungen" (Zitat Wagner) feststellbar gewesen (naja, äußere Verletzungen bei einem Skelett sind ja nun wirklich schwer zu finden^^ - Sarkasmus off-)

....Auch hinsichtlich der weiteren Fälle geht Wagners Geplänkel und ihre Pseudoargumentation munter so weiter. Es ist sinnlos, auch die angeblichen Beweis-Widerlegungen der anderen Fälle hier aufzuführen, da Wagner an keiner Stelle zwischen den Tatsachen und ihren eigenen Bewertungen trennt, sie an jeder erdenklichen Stelle wichtige Hintergrundinformationen NICHT erwähnt, sie mitunter Zeugenaussagen des einen Kontextes in einen anderen einfügt und sie darüber hinaus nicht deutlich macht, woher sie ihre angeblichen Informationen bezieht, sie Ermittlungen und Unterweger belastende Aussagen und Indizien nicht erwähnt oder emotional niederquatscht. Ihre angebliche Aufdeckung von Verfahrensfehlern ist eine Aneinanderreihung von aus dem Kontext gerissenen Infos, Eindrücken und persönlichen Befindlichkeiten.

Mögliche Zweifel der Täterschaft Unterwegers, die interessant sein KÖNNTEN (die Wagner anspricht), wie z.B. gefundene Haare und Sperma des Täters bei Eroglu, die angeblich zweifelsfrei NICHT von Unterweger stammten, müsste man mal näher nachrecherchieren, allerdings fehlen mir hierzu verlässliche und v.a. objektive Quellen. Falls jemand von euch solche Quellen hat, immer her damit!


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 21:24
@redfern
Ich danke Dir für diesen aufschlussreichen Beitrag!
Die Argumentationen, die Du anklingen lässt, lesen sich ja eher zielgerichtet (im Sinne der Verteidigung Unterwegers) als stringent oder logisch.
Da wurden offensichtlich Strohhalme gesucht, um aus einem löchrigen Alibi ein wasserdichtes zu machen und um die Glaubwürdigkeit der Gegenseite zu erschüttern.
Wenn mir ein Mordangeklagter erzählt, dass er einen Alibibeweis aus Ehrlichkeit zurückhält, dann schrillen doch alle Alarmglocken. Dass dies bei einer angehenden Juristin offensichtlich nicht so eintrat spricht ja auch für eine persönliche Beziehung (wie auch immer die aussah). Jedenfalls hat sie anscheinend nicht objektiv argumentiert, sondern die sehr subjektive und narzistische Argumentationslinien von Unterweger selbst übernommen, von einem Angeklagten, der sich ins rechte Licht rücken und seinen Hals aus der Schlinge ziehen möchte.
Bleiben unterm Strich eben die überwiegende Zahl an Experten und der abgeschlossene Prozess, der als Ergebnis Unterweger in vielen Fällen schuldig sprach.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 21:39
@Marianne48

Schaut man sich die Morde an, fällt eines besonders ins Auge:

Die absolut geringe Spurenlage - daher auch ein Indizienprozess. Bei den meisten der Mordopfer keine bzw. auf Grund des Zustands der Leichen nicht-verwertbaren Sekretspuren, kein bzw. nicht verwertbares DNA-Material am Strangulationswerkzeug, den Fingernägeln der Opfer oder an deren Kleidung, keine vom Täter verlorenen/ Zurückgelassenen Gegenstände.

Das könnte generell für einen Täter sprechen, der äußerst bedacht darauf ist, bewusst keine Spuren zu hinterlassen und perfektionistisch handelt. So bemüht Unterweger um sein perfektes Äußeres gewesen ist und v.a. um den Eindruck, den man von ihm haben sollte, lässt es schon auch die Vermutung entstehen, dass, falls er sie Morde begangen haben sollte (wie gesagt, ich war nicht dabei), sich bereits im Vorhinein auch Gedanken darüber gemacht haben wird, wie das möglichst spurlos über die Bühne geht. Sein ständiges - fast schon kokettierendes Gebaren während des Prozesses, dass man ihm nur eine eindeutige Spur von ihm vorlegen müsse und er würde sich schuldig bekennen, dieses ständige Betonen, dass es gar keine Spuren von ihm geben könne, lässt mich immer wieder aufhorchen, wenn ich mir seine Interviews anschaue.

Klar erscheint es erstmal unlogisch, warum nie Hundehaare gefunden wurden, wenn er doch einen hatte. Allerdings steht nirgends erwähnt, wo DER HUND lebte. Unterweger war permanent unterwegs, hatte Auftritte, reiste umher, arbeitete laut seiner eigenen Aussage von früh bis spät. Weder im Theater, noch bei den Banketten noch auf seiner Tour durch Amerika oder die Schweiz wurde je von seinem Hund berichtet. Mal ein ganz naiver, banaler Gedanke: Würde es ein Perfektionist, der um seine öffentliche Tadellosigkeit fast schon manisch bemüht ist, zulassen, dass auf seinem blütenweißen Anzug, den er zu jedweder Gelegenheit trug, Hundehaare zu finden sind?


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 22:12
@jaska
Zitat von jaskajaska schrieb:Jedenfalls hat sie anscheinend nicht objektiv argumentiert, sondern die sehr subjektive und narzistische Argumentationslinien von Unterweger selbst übernommen, von einem Angeklagten, der sich ins rechte Licht rücken und seinen Hals aus der Schlinge ziehen möchte.
Richtig. Soweit ich das recherchieren konnte, decken sich Wagners Behauptungen im Buch 1:1 mit der Argumentation Unterwegers, die er anführte, um seine Täterschaft zu entkräften. Ich bin u.a. durch den o.g. angeblichen Drogenrausch bei Tötung des Erstopfers gestoßen. Die Drogen, die er genommen habe, den Zeitraum des Abusus, die angebliche Wirkung (Gewaltexzess, Kontrollverlust) und auch der angebliche Filmriss (!) nach dem Erddrosseln des Opfers stammt in dieser Chronologie einzig und allein von Unterweger selbst. Dummerweise hat Wagner auch die Widersprüche in Unterwegers Angaben hierzu übernommen: Unterweger verplappert sich in einem Interview hierzu (es dürfte in dem von mir geposteten Vid zu sehen sein, wenn ich mich recht entsinne). Er wurde darauf angesprochen, warum er Margret S. nach dem Mord entkleidet habe. In seinen damaligen Aussagen und seinen früheren Äußerungen dazu sagte er: "ich wollte sie nicht töten, plötzlich war es passiert." Vor Wagner gab er an, mehr zur Tat nicht sagen zu können. Interessanterweise sah seine "Aufarbeitung" der Tat, wie im Vid zitiert, so aus: "Zugegeben, ich sitz nicht ohne Grund hier. Ich habe ein Mädchen zu heftig massiert." (Aha, wo bitte ist der Drogenrausch? Wo ist der Filmriss?). Auf die o.g. Frage des Interviewers konnte er plötzlich ganz konkret und genau sagen, dass er sie doch nur entkleidet habe, weil er einen Sexualmord vortäuschen wollte (und er eben KEIN sexuelles Motiv gehabt habe). (Wo ist der Drogenrausch? Wo ist der Filmriss? Warum sollte man bei einem "missglückten" Raubdelikt unter Drogeneinfluss denn bitte einen Sexualmord "vortäuschen"?)


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 22:36
Redfern,
habe erst nach Deinem nochmaligen Hinweis Deinen Film-Link entdeckt - sehr interessant.

Zum Drogenrausch: würde der denn wirklich was entschuldigen? Und würde sich Unterweger wirklich an die Morde erinnern, wenn er unter so mächtigem Drogeneinfluss gestanden hätte?
Seine Tatnachbereitungen sind jedenfalls zielgerichtet, was ja seine eigene Erklärung bestätigt.

Die Aussage mit der "heftigen Massage" ist so dermaßen daneben, dass es wirklich schade ist, so einem Menschen so viele Plattformen zu bieten.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

07.09.2012 um 23:09
@jaska

...ich hab mir das Vid auch grad nochmal angesehen, die Stelle, die ich meinte, ist in einem anderen Vid - muss ich nochmal suchen, sorry :(
Zitat von jaskajaska schrieb:Zum Drogenrausch: würde der denn wirklich was entschuldigen?
Ein Drogenrausch würde juristisch zumindest dann etwas "entschuldigen", wenn er dazu geführt hätte, dass der Täter ohne jegliche Impulskontrolle, steuerungslos und unfähig, die normativen Grenzen und Folgen seines Handelns zu überblicken, diese Tat begangen hätte. Dann hätte man Unterweger wahrscheinlich als nur bedingt schuldfähig verurteilt.

Bereits am Tatablauf und dem Vorgehen Unterwegers kann man erkennen, dass er sowohl über Impulskontrolle verfügte, als auch steuerungsfähig war. Er hat planvoll gehandelt. Wäre seine Impulskontrolle beeinträchtigt gewesen, hätte er das Opfer bereits gewaltsam attackiert und traktiert, als sie den Raub bemerkte. Er hätte sie nicht erst noch an eine abgelegene Stelle im Wald verbracht und sie erst noch gefesselt, bevor er zuschlug. Er hätte nicht einfach aufgehört, sie mit der Stahlrute zu schlagen, als sie bewusstlos war - es sei denn, er hätte vermutet, dass sie bereits tot ist. Unterweger muss jedoch GEWUSST haben, dass sie "nur" bewusstlos ist, sonst hätte er sie nicht noch zusätzlich gewürgt. Das spricht zudem für eine bewusste "Dosierung" seiner Gewaltanwendung (und dies wiederum für den Sadismus in seinem Verhalten). Ein im Drogenrausch Handelnder zerschlägt seine Opfer meist regelrecht und lässt sie dann einfach liegen, wenn seine Energie verbraucht ist. Unterweger hingegen entkleidet das Opfer noch.
Zitat von jaskajaska schrieb:Und würde sich Unterweger wirklich an die Morde erinnern, wenn er unter so mächtigem Drogeneinfluss gestanden hätte?
...das kommt auf die Droge & Menge an. Zu den angeblichen, am Tattag konsumierten Drogen macht Wagner keine Angaben. Allerdings sagt sie, dass Unterweger Haschisch und aufputschende Psychopharmaka genommen habe. Diese könnten in der Tat zu exzesshaftem Verhalten führen, allerdings ist es dazu, wie der Tatablauf zeigt, nicht gekommen. Die Libido mag gesteigert werden, was durchaus möglich gewesen sein könnte, wobei man erwähnen muss, dass Psychopathische Menschen "recht gern" zu Aufputschern greifen, da sie ein äußerst geringes Gefühlsempfinden haben. Filmrisse findet man eher bei stark dämpfenden Mitteln oder aber aufputschenden Mitteln dann, wenn sie wie gesagt zum Exzess-Verhalten führen. So, wie Unterweger und Wagner es dargestellt haben, hätte er sich wahrscheinlich nur bruchstückhaft erinnern können, wobei auch schlussfolgerndes Denken beeinträchtigt gewesen wäre (sprich: er hätte nicht mehr bzw. ebenfalls nur fragmentarisch rekonstruieren können, warum er dieses oder jenes getan hat, z.B. das Entkleiden).
Zitat von jaskajaska schrieb:Die Aussage mit der "heftigen Massage" ist so dermaßen daneben, dass es wirklich schade ist, so einem Menschen so viele Plattformen zu bieten.
...ja. Meines Wissens stammt dieses Zitat aus seinen Gefängnismitschriften, auf Grund derer sich ja Unterstützer wie z.B. auch eine heutige Literaturnobelpreisträgerin fanden, da sie darin eine erfolgreiche Aufarbeitung erkannt haben wollen^^


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