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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

240 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schweiz, Verbrechen, Mordfälle ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

24.08.2018 um 18:28
Zitat von Olle_SchrulleOlle_Schrulle schrieb:Baumwolle ( Bettwäsche? ) kann man auch reißen. Wo ein Wille ist...
Ich glaube nicht, dass es dort eine Decke oder einen Bettbezug gibt, den man zerreißen kann. Das wäre ja eine Einla
Zitat von osttimorosttimor schrieb:welche versteckten messern? ihm wurde alles abgenommen. seine erste nacht in der zelle.
Die Beamten behaupten, dass sie ihm alles abgenommen haben. Würde ich an ihrer Stelle auch behaupten. Sonst kriegt man noch Ärger.
Die Klinge eines Teppichmessers kann man abbrechen. Die kleinste Einheit ist nicht mal einen Zentimeter lang. Die kannst du überall verstecken. Im Kragen des Hemdes oder unterhalb des Fußnagels. Darauf käme kein normaler Mensch, aber ein Verbrecher mit Sicherheit.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

24.08.2018 um 22:41
@E.A.Poe

der fall ist aus den 50ern glaube ich und wir reden hier von keinem „profi“ sondern einem landmenschen, der sich über solche dinge sicherlich keine gedanken gemacht hat.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

24.08.2018 um 23:22
Zitat von osttimorosttimor schrieb:der fall ist aus den 50ern glaube ich und wir reden hier von keinem „profi“ sondern einem landmenschen, der sich über solche dinge sicherlich keine gedanken gemacht hat.
Ich würde mir da keine Gedanken machen. Ich denke, dass die Polizisten das Messer, das er bei sich trug, nicht gefunden haben. Ist aber auch egal.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

23.06.2022 um 08:18
Hallo zusammen,

kennt ihr schon den Podcast Jack - Gier frisst Schönheit?
Der ist vor kurzem rausgekommen, ich kann ihn sehr empfehlen. Super recherchiert und mit sehr vielen spannenden Interviewpartnern :)


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

26.03.2023 um 18:11
Ich finde es interessant, dass es hier auch einen Thread über Jack Unterweger gibt. Ich habe mich 1994 recht intensiv mit dem Thema beschäftigt und über den Prozess berichtet. Ich habe damals auch seine Autobiografie "Fegefeuer" und das Buch von Astrid Wagner "Jack Unterweger; ein Mörder für alle Fälle." Es ist schon fast 30 Jahre her und deswegen weiß ich viele Details nicht.

Ich muss sagen, dass ich damals große Zweifel über den Prozess und die Verurteilung gehabt habe. Nicht weil ich Sympathie für Unterweger gespürt habe und weil ich ihm die Morde nicht zugetraut habe, sondern weil einfach die Beweise gefehlt habe. Es wurden keine DNA-Spuren auf den Opfern gefunden, keine Hundehaare und es hat auch keine Zeugen gegeben, die ihn oder sein auffälliges Auto in der Nähe der Tatorte gesehen hat. Die Behauptung, dass er in der Nähe der Tatorte war, bedeutet wenig. Bei den vier Morden in Wien weiß man ja nicht einmal wann sie begangen wurde. Also jeder Wiener würde da in Frage kommen. Es wurden zwar drei Prostutierte ermordet als er in Los Angeles war, aber angeblich wurden jährlich 400 Prostituierte in Los Angeles ermordet. Eine besondere Häufung gab es da nicht.
Beim Opfer in Vorarlberg wurden allerdings DNA-Spuren von anderen Personen gefunden. In Graz war man ursprünglich von einer Serie von vier Morden an Prostutierten ausgegangen. Allerdings war Unterweger in zwei Fällen noch im Gefängnis. Sogar wenn Unterweger die beiden anderen Morde begangen hat, muss es zumindest noch einen anderen Täter gegeben. Wenn ich das Buch von Wagner glauben darf, war auch die zwei technische Beweise - das Haar das angeblich in seinem Auto gefunden wurde und die ähnlichen Fasern von seinem Schal - sehr umstritten.

Über eines besteht keine Zweifel: Unterweger war ein brutaler Mörder. Als er 24 Jahre hat er ganz brutal und ohne wirklichen Grund eine junge Frau ermordet und wurde deswegen verurteilt. Deswegen käme er sicher als Mörder in Frage und war es verständlich, dass die Polizei ihn als potentiellen Täter verhört hat. Aber trotzdem braucht man noch Beweise, die es meines Erachtens nicht wirklich gab. Sympathisch war er mir auch nie, und seine Autobiographie fand ich schund. Das Buch von Astrid Wagner fand ich recht gut. Ich hatte damals allerdings Zweifel über das Verhältnis zwischen beiden, obwohl Wagner damals nicht zugegeben hat, dass sie ein Verhältnis zu Unterwegner hatte. Ich fand es aber auffällig, dass mitten im Buch eine Passage vorkommt, wo Unterweger ihr vorschlug, dass sie zusammen leben würde. Da dachte ich wirklich: he, was ist da los? Ganz ohne Grund kann er das nicht gesagt haben.

Ich erinnere mich auch, dass irgendwann mal einen möglichen Serienmörder verhaftet wurde, die eventuell für die Unterweger zu Last gelegten Morden in Frage kommen würde. Er hatte etwas mit Eisenbahnen zu tun. Leider kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern und es wurde später nicht mehr darüber gesprochen. Ich müsste da noch mal genau nachschauen. Ich will nicht vom vornherein ausschließen, dass Unterweger schuldig ist, aber ich habe das starke Gefühl, dass an der ganzen Geschichte etwas nicht stimmt.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

26.03.2023 um 19:02
Zitat von Michi62Michi62 schrieb:Sympathisch war er mir auch nie, und seine Autobiographie fand ich schund. Das Buch von Astrid Wagner fand ich recht gut.
Das geht mir auch so damit. Und weiße Anzüge finde ich persönlich auch pottenhässlich.
Zitat von Michi62Michi62 schrieb:Ich will nicht vom vornherein ausschließen, dass Unterweger schuldig ist, aber ich habe das starke Gefühl, dass an der ganzen Geschichte etwas nicht stimmt.
Ich denke, beides dürfte richtig sein. Und diesen Eindruck habe ich aufgrund des gesellschaftlichen Niveaus, in dem er lange genug unterwegs war und dazu aber des sprichwörtlichen "Gleich und Gleich gesellt sich gern". Wahrscheinlich war der auch im Lionsclub und Scientology, Freimaurer, whatever eben zweckdienlich ist und reiche Kontakte zum damit wirtschaften bringt. Vereinfacht gesagt: Schickeria-Mafia halt.
Auf jeden Fall wird sich da der ein oder andere, illustre "Freund" mit durchaus gleichen Gelüsten früher plötzlich dann ganz flott abgeseilt haben, als es hart auf hart für ihn ging und Frau Wagner, sowie auch die junge Freundin später sind m.E. nicht wirklich so richtig gut damit klar gekommen, dass es da jede Menge andere Damen und wahrscheinlich auch Herren? gab.
Bzw. dass man von Menschen mit einem solchen Mind-set nicht erwarten kann, was sie selber nie bekommen haben. Das ist IMMER dann nur Maske.
(Ohne schwer gestörtes Verhältnis zu Frauen wäre das alles so gar nicht möglich gewesen und dieses Problem ist eben nicht wirklich heilbar. Im Gegenteil, je "besser"und aufrichtiger Du da als Frau bist, desto mehr wird der dich letztlich hassen, weil es was ist, was er selbst nicht wirklich kann, versteht und nach fühlen könnte. Es lässt sich nicht wirklich kontrollieren für ihn und deshalb ist es " Feind".
(Es sei denn, es ist brav, lenkbar, übersichtlich dumm und lässt sich gewinnbringend auf den Strich schicken, anderweitig ordentlich Geld beschaffen oder so)
Ich denke, darum sind da in fester Partnerschaft dann auch nur Frauen möglich, die sich entweder komplett dem unterwerfen, u.U.sogar gruselig mitmorden usw. ....was sich letztlich dann aber ja auch nicht wirklich positiv auswirkt, sondern alle Beide nur noch gestörter macht.....oder aber irgendwelche völlig ahnungslosen sehr jungen Frauen oder/ und madonnenhaft prüde First Class oder Topstudierte Damen (solche mit hohem Status eben, die ihn quasi aufwerten) .....sprich: Irgendwann kommt sie ihm wieder drauf, eklig böse Scheidung ist dann schon bald wieder absehbar.
Quellen hab ich jetzt dazu nicht zur Hand, mich aber viele Jahre dazu belesen, um nicht zu sagen, mein ganzes Leben.
Und als persönliche Erfahrung: Du kannst den mächtigsten Leuten der Erde in die Augen schauen und bei manchen, eben Solchen, hast Du da Eiseskälte und fällst in ein tiefes schwarzes Loch. Wenn Du dabei aber lang genug angstfrei genug aushältst, dann siehst Du tief unten drinnen ein völlig verängstigtes, nacktes, kleines Kind.
Empfiehlt sich normalerweise lieber nicht, denn da gibts dann halt auch noch Nietzsches Abgrund.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

26.03.2023 um 22:46
Eine Empfehlung zum Thema Jack Unterweger

John Leake “Der Mann aus dem Fegefeuer”

Es wurde meines Wissens in den USA sogar einmal zum True-Crime-Buch des Jahres gewählt.

Noch etwas: Astrid Wagner hat später noch ein weiteres Buch über Unterweger geschrieben.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

26.03.2023 um 23:45
@InspektorWirz
Danke für meinen Teil finde ich ihn insgesamt gar nicht so interessant. Gut möglich, dass es nicht der einzige Mörder in dem Dunstkreis war, aber dann hätte er wohl dazu aussagen müssen und hat sich lieber fürs Gegenteil entschieden. Er wird seine Gründe gehabt haben.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 05:27
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Noch etwas: Astrid Wagner hat später noch ein weiteres Buch über Unterweger geschrieben.
Ich weiß nicht, ob es irgendjemanden interessiert, aber es werden gerade ein paar eigenhändige Gedichtmanuskripte von Unterweger von einem bekannten österreichischen Antiquariat angeboten. Zu Preisen zwischen EUR 800,00 und EUR 2.500,00 kann man sich monströse Texte von Unterweger ("Vaginal-Egoismus" etc.) kaufen und für die eigene Truecrime-Sammlung einrahmen lassen...


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 07:08
@PeterWimsey
Das ist ja mal eine tolle Wortschöpfung :-D . Insgesamt finde ich den speziell aber stark überbewertet. Ich mag generell aber auch Killerkult nicht so wirklich und nun ja, sie? zieht sich halt noch ordentlich Geld dann aus jedem Schnipsel raus, im Nachhinein.
Na, Bravo.
Eine gewisse Faszination haben die einzelnen, zerstörten Leute und Geschichten, klar, aber das wirklich Gruselige ist für mich eher, wie jeweils der ganze Rest damit umging oder umgeht. Mich interessieren besondere Menschen mehr, als Horror- Taten.
Und rein von den ganzen Abläufen, Personen und Verwicklungen her fand ich die ganze Geschichte rund um KWW, Göerde etc. spannender und auch oft zweifelhaft bzgl Täterschaft, Motiven usw. Da hab ich mich wochenlang festgelesen. Vielleicht aber auch nur aufgrund örtlicher Nähe und den ganzen Verwicklungen später noch.
Und Gedichte oder Bücher sollte man, wenn mans denn kann, auch erfolgreich schreiben können, ohne Leute zu meucheln. Töten ist doch keine besondere Leistung. Da fehlt dann wohl die natürliche, innerartliche Schwelle, aber Grund das hochzufeiern, dass sich wieder mal jemand nicht unter Kontrolle hatte und sich besonders dumm oder grausam ausgelebt hat, seh ich da nicht.
Eine der ersten Herzoperationen mit 5! Bypässen, die 18 Jahre gehalten hat..... Das hat mal ein Mensch hingekriegt, den ich leider nicht kenne, aber noch heute feiere.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 07:30
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:Zu Preisen zwischen EUR 800,00 und EUR 2.500,00 kann man sich monströse Texte von Unterweger ("Vaginal-Egoismus" etc.) kaufen und für die eigene Truecrime-Sammlung einrahmen lassen...
Da bin ich ja noch richtig gut dabei mit 40 Euro für sein Buch Va Banque, das noch dazu signiert wurde.
Unbegreiflich wer so viel Geld für sowas ausgibt und sich daran ergötzt. Das sollte eher im Kriminalmuseum sein.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 07:42
@janedoe95
Ich würde sowas von einem verstorbenen Freund so oder so gar nicht verkaufen wollen an ihrer Stelle. Aber was solls.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 08:55
@InspektorWirz
Das Buch von Leake habe ich inzwischen bei der Universitätsbibliothek reserviert. Ich habe mich wie gesagt schon seit Jahren nicht mher mit dem Thema beschäftigt, aber ich bin neugierig, was er geschrieben hat. Wenn das Buch so gelobt wurde, müsste es doch was gutes sein, obwohl ich davon lieber selber überzeuge. Was mich am meisten interessiert, wie es mit der Beweislage ausschaut. Ich habe keine Zweifel, dass Unterweger ein psychisch gestörter Mörder war. Das hat er mit dem ersten Mord schon bewiesen. Aber hat er genau diese Morde begangen, oder hat man ihn nur genommen um einen Täter zu haben - das ist die große Frage. Das Fehlen von DNA-Spuren oder Zeugen, die ihn oder sein Auto gesehen haben, finde ich doch sehr merkwürdig.

Es ist schade, dass niemand sich erinnert an den Mann erinnert der verhaftet wurde. Ich kann mich noch klar erinnern, dass man geschrieben hat, dass er für "Unterwegermorde" in Frage und ich meine, dass er etwas mit der Schweiz und Eisenbahnen zu tun hatte. Aber nachher habe ich nichts mehr über ihn gelesen.

@PeterWimsey
Ich kann mir lebendig vorstellen, wie die Texte sind, die Unterweger geschrieben sind. Das Buch Fegefeuer ist auch im Zuhälterstil geschrieben. Literarische Qualitäten habe ich darin nicht entdecken können. Es ist mir auch ein Rätsel, warum Leute wie Elfriede Jelinek sich für ihn eingesetzt habe. Die Jelinek kenne ich persönlich. Eine nette und interessante, aber auch etwas gestörte Person. Aber auf jemand mit unglaublich viel Sprachgefühl. Es ist mir ein Rätsel, wie die auf jemanden wie Unterweger reinfallen konnte.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 09:24
@Michi62
Ich fand das Buch von Leake sehr gut geschrieben und informativ. Obwohl es ein ziemlicher Wälzer ist lest es sich sehr flüssig.
Zitat von Michi62Michi62 schrieb:Ich kann mir lebendig vorstellen, wie die Texte sind, die Unterweger geschrieben sind. Das Buch Fegefeuer ist auch im Zuhälterstil geschrieben. Literarische Qualitäten habe ich darin nicht entdecken können. Es ist mir auch ein Rätsel, warum Leute wie Elfriede Jelinek sich für ihn eingesetzt habe. Die Jelinek kenne ich persönlich. Eine nette und interessante, aber auch etwas gestörte Person. Aber auf jemand mit unglaublich viel Sprachgefühl. Es ist mir ein Rätsel, wie die auf jemanden wie Unterweger reinfallen konnte.
Fegefeuer fand ich sehr derb geschrieben, genau wie du sagst im Zuhälterstil. Das passt wirklich gut. Er will mit seinen Worten schockieren und Mitleid generieren für seine Situation und seine Herkunft (alkoholkranker perverser Großvater, aufgewachsen in einer verwahrlosten Hütte ohne Mutterfigur).
Er ist ein typischer Narzisst und konnte mit seinen Worten und seinem Auftreten etliche der Schickeria beeindrucken, nicht nur Jelinek.
Ich denke ich habe es mal erwähnt im Laufe der vorherigen Seiten, aber zur Erinnerung es gibt einen sehr gut recherchierten Podcast zum Thema mit sehr vielen Interviews mit Personen die Unterweger persönlich kannten. Auch unter anderem eine Liebschaft von ihm die sagt sie fand ihn nicht anziehend weil er zu klein war und nicht ihr Typ war, aber mit seinen ausgewählten Worten konnte er dennoch punkten.
Der Podcast heißt JACK - Gier frisst Schönheit und ist zB auf Spotify oder ARD abrufbar.

https://www.ardaudiothek.de/sendung/jack-gier-frisst-schoenheiten/10385179/


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 12:55
@janedoe95
Ich glaube, dass Unterweger in Fegefeuer auch schreibt, dass seine Mutter eine Prostituierte war, obwohl dies nicht der Fall war. Und dass es bei seinem ersten - unbestrittenen - Mord an Margret Schäfer an seine Mutter gedacht hat. Nach meinem Gefühl eine sehr geschmackslose Schutzbehauptung.

Ich kann mir schon vorstellen, dass es Leute fasziniert einen Mörder zu treffen. Sowie Leute gerne Krimis lesen. Ich fand es auch ein besonderes Gefühl im Gerichtssaal und einmal als Student Kriminologie Schwerverbrecher zu sehen. Aber dass man sich zu ihnen hingezogen kann ich mir irgendwie sehr schwer vorstellen.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

27.03.2023 um 23:32
@Michi62
Beim Prozess von Jack Unterweger wurden zum ersten Mal in Österreich DNA-Spuren zugelassen. Sie spielten damals eine wesentliche Rolle bei der Verurteilung. Im Buch von Leake wirst Du dazu mehr finden.

Ein interessanter Punkt, den Du ansprichst, ist, dass sich viele Prominente, Elfriede Jelinek war nur eine davon, für ihn ausgesprochen haben. Ich glaube, die wenigsten haben sich mit ihm als Person wirklich auseinandergesetzt. Es dürfte eher ein Schneeball-Effekt gewesen sein. Der Publizist Günther Nenning hat das einmal angedeutet - so nach dem Motto: Weil der für ihn unterschrieben hat, bin ich auch dafür. Er war nicht der erste, und auch nicht der letzte, der Promis für sich ausgenutzt hat. Auch bei Udo Proksch gab es noch prominente Besuche im Gefängnis, obwohl schon klar war, dass mit dem Untergang der Lucona was nicht stimmte.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

28.03.2023 um 20:23
Zitat von Michi62Michi62 schrieb:Ich fand es auch ein besonderes Gefühl im Gerichtssaal und einmal als Student Kriminologie Schwerverbrecher zu sehen.
Ich finde es nur oft sehr traurig. Grade bei narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, weil das eben kaum Chance dagegen gibt. Also selbst, wenn Derjenige selber wirklich einsichtig wäre (was die fast nie sind, und sein können, denn das wäre ja ein Schwächeeingeständnis), noch niemanden schwer verletzt oder getötet hätte, kannst Du damit keine wirkliche Hilfe finden. Dem liegt eine messbare und bildlich darstellbare Gehirnveränderung zugrunde, die im Erwachsenenalter nicht mal operabel zu beheben wäre und die dazu noch in frühem Alter immer weiter fortschreitet.
Eine Bühne und begeistertes Publikum oder Signierstunde und jauchzende Autogrammjägerinnen sind da wahrscheinlich dann der ungefährlichste Weg für alle, damit zu leben. Das geht aber auch nicht befriedigend und sicher gut. Irgendwann ist keiner da, die Leute finden es merkbar Scheiße oder es sind mal nur fundierte Kritiker da und dann willst Du ganz sicher nicht Frau, Kind oder Freund sein oder dem sonst wie hinterher in die Quere kommen müssen.
Ganz anders, wenn man mit Sowas aufgewachsen ist.Gar nix Tolles mehr dran.
Berühmtestes Beispiel an "Grandiosität" ist da für mich Klaus Kinsky. Da war sogar Unterweger noch kultivierter und kontrollierter.

Schlimm finde ich, dass die meisten Leute eben nicht verstehen, was genau sie da eigentlich feiern und das "überbordende Arschloch" oder den "Knastpoet" dann für "harmlos" und "nur gespielt" halten.
Das, was teilweise vielleicht künstlerisch wirklich gut oder toll ist, interessiert da doch leider fast gar keinen. Und wenn das Falsche gefeiert wird, wird der nächste Absturz dann umso gefährlicher für alle.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

31.03.2023 um 12:04
@PeterWimsey
Ich bin gerade dabei das Buch von John Leake zu lesen. -Vielen Dank für die Empfehlung. Ich werde noch darüberschreiben, wenn ich es fertig habe. Es ist auf jedem Fall gut um mein Gedächtnis aufzufrischen. Es ist ja schon 29 Jahre her, dass ich mich mit dem Thema beschäftigt habe und natürlich habe ich in der Zwischenzeit viele Details vergessen.

Ich habe auch wieder das Buch „Wenn der Achter im Zenit“ von Gert Schmidt und anderen gelesen, das 1993 erschienen war. Ich habe damals auch die Autoren interviewt, wobei ich sie auf die Inkonsistenzen hingewiesen. Es ging dabei vor allem um Rudolf Prem, der Mann der ermordeten Prostituierten Regina Prem. Für die Autoren ist er ein Kronzeuge und er wird auch zu einem Helden stilisiert, der „trotz einer Mauer des Widerstandes in der Manier eines Einzelkämpfers für die Rechte seines 12jährigen Sohnes“ kämpft. Prem lebte vom Geld, das die Mutter seines Sohnes auf dem Straßenstrich verdient, ein sehr gefährliches Gewerbe. Für mich klingt das nicht gerade wie ein liebender Ehemann und Vater!

Rudolf Prem behauptete, dass er verschiedene anonyme Anrufe bekommen hatte. Als er die Stimme von Unterweger später im Radio hörte, erkannte er die Stimme wieder. Der Buchtitel „Wenn der Achter im Zenit“ steht, stammt aus diesen angeblichen Gesprächen. Weiter hätte der anonyme Anrufer gesagt „Elf sind ihrer gerechten Strafe zugeführt worden,“ – was wie die elf Opfer klingt, für die Unterweger angeklagt wurden. Warum würde Unterweger Rudolf Prem angerufen und ein halbes Geständnis ablegen? Es klingt sehr unwahrscheinlich und passt auch nicht zu Unterwegers Art sich zu verstellen.

Noch fragwürdiges ist ein achtseitig maschingeschriebenes Tagebuch seiner Ehefrau, das Prem der Polizei übergab. Es ist sehr merkwürdiger Text ohne Daten, wie es in einem Tagebuch üblich ist. Laut John Leake würde das Tagebuch „lebhafte Beschreibungen von Reginas Kunden“ enthielten. Das stimmt nicht, denn nur von einem einzigen Kunden gibt es eine „lebhafte Beschreibung“: „Heute kam der Schriftsteller wieder. Ich war bei ihm auf Hausbesuch in der Florianigasse. Der Kerl hat eine Handschellentick und dürfte pervers obendrein sein. Diesmal hatte ich einen Verkehr mit ihm, nachher erzählte er andauernd von seinen Filmprojekten und Vorlesungen. Am meisten jammerte er über seinen Schäfer, den er krankheitshalber in Pflege geben musste. Über seine Tätowierungen an Brust und Oberarm ist er auch ganz stolz…“
Es ist klar, dass es hier um Jack Unterweger handelt, aber alle Information hätte der Schreiber aus den Medien holen. Ansonsten ist nur die Rede von Personen wie „Fritz, der Zahnarzt“ oder „Karl, der Richter“ ohne dass klar wird um wen es sich handelt. Keine Adressen oder Details, die nur Regina hätte wissen können. Im Tagebuch gibt es die Beschreibung einer wilden Party, die Reichenau stattgefunden haben soll: „Gegen Mitternacht kamen noch einige Personen dazu, zwei kannte ich davon von den Medien und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, sie gehörten zum Clan der Saubermacher.“ So schreibt keiner ein Tagebuch! In einem richtigen Tagebuch würde man Namen nennen und nicht einfach nur bekannte Personen saen.

Ansonsten wird auf eher primitive pornografische Art die Prostitution verteidigt. Rudolf Prem kommt als Ehemann natürlich gut weg. Das Tagebuch beschreibt das Treffen mit dem FPÖ-Politiker. „Die Wohnung wimmelt von Hitlerbüsten und Hakenkreuzen. Ich musste mich nackt auf eine Hackenkreuzfahne (sic!) legen, er zog eine speziell angefertigte braune Uniform an mit Hackenkreuzbinde an den einen musste ich ihm Kluppen hängen, dann riß er sich einen runter, alses ihm kam brüllter Sieg Heil.“ Es wirkt so wie wenn der Autor einem linken Publikum gefallen will. Ich fand „Fegefeuer“ schon einen Schundroman, aber im Vergleich zum „Tagebuch der Regina Prem“ ist es ein literarisches Meisterwerk!
Es gibt aber eine Passage, die das Ganze eindeutig wie eine plumpe Fälschung entlarvt. Das Tagebuch beschreibt eine Reise, die Regina und Rudolf nach Italien machte, wo Regina in Bologna auf dem Strich ging. Eine andere Nutte versuchte vergebens Standgeld von ihr zu bekommen. „Nie wieder wurde von mir Standgeld verlangt. Auch in den Jahren später hatte keiner mehr diese Forderung an mich gemacht.“ Wie kann man in einem Tagebuch über spätere Jahre schreiben?! Noch abgesehen von der Tatsache, dass Regina Prem nicht noch Jahre gelebt hat. Sehr intelligent war die Person, die den Text gefälscht anscheinend nicht.

Als Gerd Schmidt, der Autor von „Wenn der Achter im Zenit“ auf diese Passage hinwies, war er total verblüfft. Das war ihm nicht aufgefallen. Er war auch überzeugt, dass das Tagebuch authentisch sein musste, weil es auf der Schreibmaschine von Regina Prem geschrieben war. Dass vielleicht auch ihr Ehemann die Maschine benutzt haben konnte, war ihm anscheinend nicht in den Sinn gekommen. Schmidt war der Herausgeber der Zeitschrift Erfolg. Eine Redakteurin der Zeitschrift war eine Helferin und Schmidt war nicht gerade begeistert über Unterweger und die Verbindung, was ich gut vorstellen kann.

Wie Leake beschreibt war Kurt Haas, der Richter im Prozess gegen Unterweger, weniger blauäugig. Als Rudolf Prem als Zeuge auftrat, ließ Haas deutlich merken, dass er ihn für nicht glaubwürdig hielt und das Tagebuch als Fälschung betrachtete. Auf dem ersten Blick könnte man glauben, dass dies eher eine unwichtige Episode war. Eine zwielichtige Gestalt versuchte mit fragwürdigen Mitteln Unterweger zu belasten – vermutlich damit er einen Schadenersatz für seinen Sohn kassieren konnte.

Was bei mir aber die meisten Fragen aufruft, ist jedoch die Haltung der Polizei. Ernst Geiger, der führende Ermittler, ist bestimmt ein intelligenter Mann und laut Leake beschäftigte sich die ganze Zeit mit dem Thema. Warum fiel ihm nicht auf, dass das Tagebuch eine plumpe Fälschung und man Rudolf Prem als Zeuge unbrauchbar war. Die Verteidiger von Unterweger zielten ja darauf hinab, dass die Polizei Unterweger um jeden Preis als Täter festnageln wollte und deswegen alles unterdrückte, was für ihn und für andere Täter sprach. Ich will nicht sagen, dass ich Unterweger für unschuldig oder entlastet halte, aber ich finde es sehr fragwürdig, dass die Polizei an einem Zeuge als Rudolf Prem und einem offensichtlich gefälschten Tagebuch als Beweismittel festhielt.


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

31.03.2023 um 19:23
Zitat von Michi62Michi62 schrieb:„Die Wohnung wimmelt von Hitlerbüsten und Hakenkreuzen. Ich musste mich nackt auf eine Hackenkreuzfahne (sic!) legen, er zog eine speziell angefertigte braune Uniform an mit Hackenkreuzbinde an den einen musste ich ihm Kluppen hängen, dann riß er sich einen runter, alses ihm kam brüllter Sieg Heil
Für mich liest sich das eher, als wäre das weniger ein Tagebuch, als vielmehr halt Geschichten, die sie für ihren Mann erfunden hat und darin ihre Freier durch den Kakao gezogen. Vielleicht gefiel dem das ja. Für ein Tagebuch vermisse ich dazu leicht amüsiert die Frage, bzw. Antwort: Was hat das Spektakel extra gekostet?


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Jack Unterweger - Ein Fall, der viele Fragen offen lässt...

31.03.2023 um 19:37
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