Auszüge aus eurem Roman - Kurzgeschichten und Gedanken
11.11.2013 um 09:03Anzeige
pprubens schrieb:...to be continued.Wie soll es weiter gehen? Was passiert demnächst? Welche Wendung nimmt das Geschick der toten Katze und wann hat Maria ihren Latte Macchiato ausgetrunken?
ramisha schrieb:Findest du? Das freut mich.Her damit ! :D
Übrigens ist es kein Roman, sondern eine Kurzgeschichte
und die ist fertig und wenn die interessiert - bei mir melden.
Ich stell die zweite Hälfte hier ein.
... So verlief auch das Essen zu Hl. Drei Könige vor zwei Jahren. Ich hörte es als erste, wie sie am anderen Morgen aus der unteren Wohnung nach ihrem Sohn schrie. Sie lag verkrampft und nackt und, wie sich später herausstellte, aus dem Darm blutend auf dem Fußboden vor dem Bett im Schlafzimmer. Als nach kurzer Zeit der Notarzt und der Krankenwagen eintrafen, redete sie schon wirr, im Krankenhaus angekommen, fiel sie ins Koma, ich nehme an, Wachkoma. Das Ganze war ausgelöst worden durch eine Gehirnblutung, die nicht vorauszusehen war.@kbvor4
Da lag sie nun mit halb geöffneten Augen, manchmal stierend, als wolle sie etwas sagen, aber stumm wie ein Fisch. Auf der Intensivstation waren am nächsten Tag die nahen Angehörigen um ihr Bett versammelt und ich erinnerte mich an einen Vorfall, den sie anlässlich des letzten Krankenhausaufenthaltes als ganz abscheulich empfand.
Es war der Aufenthalt wegen des angeblichen Schlaganfalls. Sie wachte mitten in der Nacht auf, hörte Frauen, die nicht schlafen konnten, Gebete murmeln und wähnte sich tot. Später erzählte sie, dass das das Schrecklichste war, was ihr je passiert ist. Sie hatte wahnsinnige Angst vor dem Sterben.
Und das fiel mir ein, als wir alle um ihr Krankenlager auf der Intensivstation versammelt waren, und so fing ich an, das „Vater unser“ zu beten und keiner kam auf die Idee, dass sie das mitbekam und keiner hat mich unterbrochen.
Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend gesehen habe. Sie starb am 24. Februar ohne vorher aufgewacht zu sein.
Wie ich schon erwähnte, hat mein Mann noch eine Halbschwester, die sich nach unserer Meinung zu intensiv um den Nachlass Gedanken machte, obwohl sie laut Testament nur auf den Schmuck und einige bewegliche Gegenstände hoffen durfte. Und damit die keine Schwierigkeiten machte, musste das abgeklärt werden. Was lag da näher, als ein unverfängliches Gespräch, auch wenn ich sie geraume Zeit nicht mehr besucht hatte - der Trauerfall gab Anlass dazu. Und so verpackte ich alles, was Küche und Bad so an Reinigungs- und Pflegemitteln hergaben in einen Wäschekorb und unter dem Motto: "Du kannst das doch sicher gebrauchen!" fuhr ich zu besagtem Gespräch. Ich muss zugeben, dass die Vermutungen, die meine Schwägerin über den Nachlass anstellte, durchaus den Tatsachen entsprachen, was gar nicht im Sinne von meinem Mannes und mir war.
Die monatlich von der Rente übrigen 500 Euro waren gut deponiert, auf einem Konto, von dem niemand wusste und das schon über 20 Jahre. Also ein ganz hübsches Sümmchen, über das wir niemandem und nirgends Rechenschaft ablegen mussten. Aber in Besorgnis darüber, dass man dieser Erbmasse doch noch gewärtig werden könnte, vergaß ich, dass sich in den verschiedenen Tiegeln und Tuben, neben anderer Utensilien in besagtem Wäschekorb, noch Indizien befanden, Indizien, mit denen sich meine Schwiegermutter letztendlich zu Tode gepflegt hatte. Aber was soll's - mehr als kleine gesundheitliche Beeinträchtigungen wird es bei der geringen Menge nicht mehr geben.
Was ich nicht ahnen konnte, war, dass meine Schwägerin die Körperpflegemittel entsorgte bis auf eines, ein Haartonikum, das die abgestorbenen Haarwurzeln meiner Schwiegermutter wieder lebendig werden lassen sollte und das wegen Aussichtslosigkeit auf Erfolg fast unangetastet blieb. Und dieses Tonikum fiel meiner Schwägerin ausgerechnet jetzt anlässlich ihres Umzugs in eine andere Wohnung in die Hände. Und ausgerechnet jetzt ist sie mit einem Chemiker befreundet, und weiß der Teufel, was sie geritten hat, ausgerechnet jetzt dieses Tonikum analysieren zu lassen …
Die Exhumierung wird in den nächsten Tagen stattfinden …
Meine Hände sind ganz ruhig, anders, als etwa vor vier Jahren. Die Kanüle der Injektionsspritze taucht in die klare Flüssigkeit und der Kolben hebt sich, bis das Röhrchen voll ist.
In meinem schönsten Weinkelch leuchtet rubinrot der Burgunder ...