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Welches Buch lest ihr gerade?

7.443 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welches Buch lest ihr gerade?

30.04.2025 um 08:24
20250430 080847Original anzeigen (4,3 MB)

Anfang der 2000er gelesen, nun wieder drüber gestolpert. Mal sehen, ob ich ihn nach seinem Absturz als Porno-Darsteller anders lese.
Ich denke, nicht.   


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01.05.2025 um 11:21
Raul Hilberg - Destruction of the European Jews (3rd edition 2003)

Hilberg-Destruction

Raul Hilberg war der 1926 geborene Sohn einer in Wien lebenden, aus Galizien stammenden jüdischen Familie, der es 1939 gelungen ist, über Kuba in die USA zu fliehen. Seine in Europa gebliebenen Verwandten wurden von den Nationalsozialisten allesamt ermordet. Nach dem College-Abschluss in New York kam er mit der US-Armee nach Europa zurück und wurde nach Kriegsende mit Rechercheaufgaben zu Kriegsverbrechen, unter anderem im Braunen Haus in München, eingesetzt.

Nach Rückkehr in die USA studierte er Geschichte und Jura an der Columbia University, New York. Als Dissertation startete er ein Mammut-Projekt über den Holocaust, das zu seinem Lebenswerk wurde und in drei Auflagen erschien, die letzte 2003 mit einem Umfang von nicht ganz 1400 Seiten. Da er akribisch anhand von Quellen die Täterseite des Holocaust erforschte, war es in den 1950er bzw. 1960er Jahren zunächst schwierig Verlage in den USA bzw. in Deutschland für die Übersetzung zu finden, da die Täterbeschreibungen auch noch lebende Personen umfassten und außer den Nürnberger Prozessen noch keine Strafverfolgungen für die unterrangigen Täterinnen und Täter eingeleitet waren. Erweiterungen seines Werks erarbeitet der in Vermont als Universitätsprofessor tätige Hilberg nach Öffnungen von Archiven, zuletzt in den ehemals kommunistischen osteuropäischen Ländern, deren Archive in den 1990er Jahren geöffnet wurden.

Den Holocaust stellt Hilberg zunächst in den Kontext eines historischen Antisemitismus, dem er eine dreischrittige Eskalation zuweist: Konversion - Vertreibung - Vernichtung. Die Maßnahmen in den Ländern, in denen die Nationalsozialisten die Herrschaft innehatten, folgten laut Hilberg überall vier Stufen: Definition (wer "Jude" ist) - Enteignung - Konzentration - Ermordung.

Beginnend mit Deutschland 1933 bis inklusive den besetzten Gebieten 1945 beschreibt Hilberg anhand von Archivquellen samt Kommunikationspapieren detailliert den Ablauf der antijüdischen Maßnahmen bis hin zu den Mordaktionen, wobei er die juristische wie organisationelle Struktur der jeweiligen Maßnahmenstufen darlegt, in den Organigrammen die Namen der Beteiligten nicht verschweigt sowie deren Rolle analysiert und präsentiert.

Deutlich geht aus den Dokumenten hervor, dass es einen breiten "Spielraum" bei der Umsetzung der Vernichtungs-Richtlinien gab, wie ermordet wird. Ein Beispiel ist der Besuch Himmlers 1941 in Minsk. Nachdem er eine "Schauerschießung" von 100 jüdischen Männern angeordnet und ihr beigewohnt hat, befiehlt er die Tötung von Insaßen einer psychiatrischen Anstalt, die jedoch "humaner" vonstatten gehen sollte. Dieser "Befehl" wurde umgesetzt, indem diese Menschen mit Dynamit gesprengt wurden.

Auch ist unzweifelhaft dokumentiert, dass im Ostfeldzug auch Einheiten der Wehrmacht an den Mordaktionen beteiligt und diese gefödert bzw. gefordert haben. So sind Dokumente vorhanden, welche belegen, dass die SS sich geweigert hat, Menschen zu erschießen, die ihnen Wehrmachtsabteilungen übergeben wollten. Begründung: Die Wehrmacht sollte ihre "Drecksarbeit" selbst machen. Sie hätten schon genug "zu tun".

Unmengen an Dokumenten belegen, dass bereits 1942 auch außerhalb des deutschen Machtbereichs bekannt war, dass die "Deportationen in den Osten" eine massenhafte Ermordung bedeuten, und 1944 war Birkenau als letztes "funktionierende" Vernichtungslager bekannt und das Lager Monowitz wurde auch bombardiert, während es keine Befehle gab, die Zufahrtswege zu zerstören, was womöglich das Leben vieler ungarischer Jüd:innen bzw. denen aus Lodz (August 1944) hätte retten können. Ohne diese Informationen hätten Schweden, die Schweiz und der Vatikan nicht ihre Rettungsaktion der Budapester Jüd:innen eingeleitet.

Als Voraussetzung für Deportation und Vernichtung in europäischen Ländern sieht Hilberg entweder eine Annexion oder Besetzung durch die Wehrmacht. Aus Italien, der Slowakei oder Ungarn wurde erst deportiert, als die Wehrmacht diese Länder besetzt hat und die Regierungen nur mehr Marionettenregierungen waren. Wobei Ungarn eine spezielle Rolle einnimmt: Admiral Horthy konnte auch nach der Besetzung die Deportationen der Budapester Jüd:innen verhindern. Was meiner Ansicht nach jedoch die Frage aufwirft, warum er diesen Deportationsstopp nicht ausgesprochen hat, als zuvor etwa eine halbe Million Menschen aus der ungarischen "Provinz" nach Polen verschleppt und zumeist ermordet wurde.

Das Verhalten der Judenräte, die überall von den Deutschen eingesetzt wurden, stellt Hilberg in einen historischen Zusammenhang, dass über Jahrhunderte die Strategie des Nichtwiderstands bzw. der Zusammenarbeit mit den Verfolgern die größtmögliche Zahl an Überlebenden gesichert hätte. Hilberg kritisiert mehrfach sehr scharf, dass während des Holocaust nicht erkannt wurde, dass diese Strategie nicht mehr zielführend war, und er fragt sich mehrfach, warum eine so große Zahl von verfolgten Menschen nur einmal Widerstand leisteten: 1943 im Warschauer Ghetto.

Der große Teil über die Nachkriegsfolgen beinhaltet die Prozesse in Nürnberg sowie eine lange Liste an strukturell am Holocaust Beteiligten. Ferner werden die Entschädigungsentscheidungen im Detail mit ihren juristischen Implikationen vorgestellt, wobei auch die Prozesse der 1990er Jahre ausfühlich präsentiert wurden, die aus zwei Gründen initiiert werden konnten: Erstmals gab es Zugang zu den ehemals kommunistischen Staaten, die sich grundsätzlich geweigert hatten, für irgendeine Entschädigung verantwortlich zu sein und die ehemals jüdisches Eigentum schlichtweg entschädigungslos verstaatlicht hatten ("Gleichbehandlung"). Außerdem wurde es möglich (auch mittels politischem Druck), Zugang zu Schweizer Bankdaten zu bekommen (altes jüdisches Eigentum bzw. von Nazideutschland gebunkertes jüdisches Raubvermögen).

Obwohl der Eindruck bleibt, dass noch viele Aspekte offen geblieben sind, ist dieses Werk von einer Einzelperson beeindruckend. Die schonungslos anhand von Dokumenten präsentierte Brutalität dieses Massenmords ist beim Lesen eine große und erschütternde Herausforderung.


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01.05.2025 um 11:54
Janne Teller - Nichts

Teller-Nichts

Dieser 2000 im dänischen Original und 2010 in deutscher Übersetzung erschienene Roman der dänischen Schriftstellerin Janne Teller firmiert als Kinder- oder Jugendbuch und erhielt auch zahlreiche Preise. Die Thematik jedoch ist skurril bis brutal, erinnert an Herr der Fliegen und das Buch ist zum Beispiel in Teilen Norwegens immer noch als Schullektüre verboten, während es in Dänemark beliebter Abiturstoff ist.

Der Roman spielt in der fiktiven Provinzvorstadt Taering und die Hauptprotagonist:innen sind etwa dreizehnjährige Kinder einer Schulklasse, die beginnen, ihnen Bedeutungsvolles in einer alten Sägemühle zu sammeln, als ein Klassenkamerad die Schule verlässt, um den ganzen Tag auf einem Pflaumenbaum zu sitzen, da es im Leben wegen seiner Vergänglichkeit nichts Bedeutendes gibt. Sie wollen ihm beweisen, dass es doch etwas von Bedeutung gibt.

Die Methode: Ein Kind nennt dem anderen, was es an Bedeutungsvolles für den "Berg der Bedeutung" hergeben soll. Es beginnt mit einfachen Dingen wie Pantoffeln oder einem Fahrrad, aber die Forderungen beginnen zu eskalieren, als von einem muslimischen Jungen der Gebetsteppich verlangt wird und dieser von seinem Vater krankenhausreif geprügelt wird. Ab dann wird es skurril und die Bedeutungsopfer sind unter anderem: das Kruzifix einer Kirche, der Sarg eines verstorbenen Bruders, der Kopf eines streunenden Hundes, die Jungfräulichkeit eines Mädchens, der rechte Zeigefinger eines Gitarrespielers. Das letzte "Opfer" führt selbstverständlich zu einer Anzeige bei der Polizei.

Doch irgendwie können die Kinder sich rausreden, einzige Konsequenz ist ein Hausarrest, die Medien werden aufmerksam, ein New Yorker Kunstmuseum kauft den "Berg von Bedeutung" für einige Millionen Dollar, doch als bei einem heimlichen Besuch bei der Sägemühle die Kinder brutalst auf sich losgehen und der Junge, für den das Leben ein Nichts ist, zu Hilfe gerufen wird, brennt die Sägemühle samt Berg und Jungen nieder.

Auch der Cop-Out ist eigenartig. Der Roman wird von einem der Mädchen in Ich-Form erzählt, das ganz zu Beginn nur Pantoffeln hat hergeben müssen, als Reflexion nach zwanzig Jahren. Einzige Folge: Die Kinder haben sich nie mehr getroffen und werden auch zu keinen Schulfeiern eingeladen.

Ganz klar ist nicht, was eigentlich vermittelt werden soll: Kinderbrutalität? Langeweile in einer Vorstadt? Medien- und Kunstsatire? Dass das Leben ein "Nichts" ist? Oder vielleicht auch alles von dem.
Nichts bedeutet irgendetwas,
das weiß ich seit Langem.
Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.
Das habe ich gerade herausgefunden.
Der Junge Pierre Anthon im ersten Kapitel.


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04.05.2025 um 12:22
Kerstin Gier - Smaragdgrün

Gier-Smaragd

Dies ist der dritte und letzte Teil der Zeitreisentrilogie von Kerstin Gier und er endet ... naja. Wenn das Blut aller zwölf Zeitreisenden in einen Chronographen eingelesen wird, erlangt der Graf von Saint Germain Unsterblichkeit. Das "Schließen des Kreises" schafft nicht ein Mittel, damit für die Menschheit alle Krankheiten geheilt werden können, wie der Graf es den Mitgliedern seiner Geheimgesellschaft unterbreitet.

Was hat das mit Gwendolyn zu tun? Sie ist die zwölfte und letzte Zeitreisende, ihre Mutter ist nur ihre Pflegemutter, die richtigen Eltern sind die Renegaten Lucy und Paul (Zeitreisende No. 9 und 10). Da beide Zeitreisende sind, stellt sich heraus, dass Gwendolyn unsterblich ist. Und der Graf? Er ist unsterblich, bis die zwölfte Zeitreisende geboren wird, und kann es nur wieder werden, wenn Gwendolyn stirbt. Nur kann sie ausschließlich durch Selbstmord sterben. Es gelingt ihm, der in Gwendolyns Leben ihr Literatur- und Geschichtelehrer Whitman ist, jedoch nicht, sie in einen solchen zu treiben.

Und ihr Geliebter Gideon (Zeitreisender No 11)? Gwendolyn und Gideon finden mit Hilfe ihres (unechten) Großvaters den zweiten Chronographen in ihrem Haus, sie lesen alles Blut der zwölf Zeitreisenden ein und das Gerät erzeugt ein salzartiges Pulver: den Stein der Weisen. Gideon schluckt es, wird auch unsterblich, beide verlieben sich wieder ineinander, der Graf bleibt sterblich.

Ergo: Die Story bleibt und endet absurd.


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04.05.2025 um 21:58
Das galaktische Rätsel (Perry Rhodan 14)

PR14

Nach dem Vertreiben der Topsider aus dem Wega-System ist Perry Rhodan nun wie die Arkonieden auf der Suche nach dem ewigen Leben, das eine verschwundene Zivilisation entdeckt hat. Zwei Wege dieser Suche werden eingeschlagen:


  1. In einem unterirdischen Raum in der Hauptstadt der Ferronen, der von der unbekannten Zivilisation angelegten "Gruft", findet sich eine Botschaft, welche das arkonidische Positronengehirn entschlüsseln kann. Mit dem Transmitter begeben sich die Terraner an einen unbekannten Ort, an dem sie erste Rätsel entschlüsseln können, um mit einem Transmitter der fünften Dimension wieder zurückkehren zu können. Sie sind auf dem richtigen Weg, da sie Intellektualität (Positronencomputer) und Spiritualität (Telepathie wie Telekinese) besitzen.
  2. Währenddessen begeben sich der ferronische Wissenschafter Lossoshér und der menschliche Kampfpilot Groll im Wegasystem auf die Suche nach einem verschwundenen zehnten Planeten des Wegasystems, von dem angenommen wird, dass er mittels eines Antriebs von der unbekannten Zivilisation aus seiner Umlaufbahn bewegt wurde. Sie werden beim äußeren Mond des dreizehnten Planeten fündig, es bleibt aber offen, ob die dort befindlichen technischen Anlagen die des Hauptplaneten sind oder ein weiteres Stückwerk der Rätselkette zur Unsterblichkeit.


Fazit: Bisher staubt Perry Rhodan ausschließlich außerirdische Technologie ab, um die Menschheit (oder nur sich?) zu einem galaktischen Machtfaktor werden zu lassen.


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06.05.2025 um 20:21
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb am 01.05.2025:Als Voraussetzung für Deportation und Vernichtung in europäischen Ländern sieht Hilberg entweder eine Annexion oder Besetzung durch die Wehrmacht. Aus Italien, der Slowakei oder Ungarn wurde erst deportiert, als die Wehrmacht diese Länder besetzt hat und die Regierungen nur mehr Marionettenregierungen waren.
Der Holocaust hat überall stattgefunden, auch in Ländern wo die Regierungen gegen das Nazi-Regime eingestellt waren, wie Serbien oder der Tschechei. Serbien hat z.B. gegen Hitler gekämpft, das hat etwa 2 Wochen gedauert.

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Geburt eines Ozeans - Uwe George


Uwe-GeorgeGeburt-eines-OzeansOriginal anzeigen (0,2 MB)
Farbbildband und populärwissenschaftliche Texte
Vulkane, Regenwald und Wüsten aus der Sicht eines modernen Abenteurers. George beschreibt die Landschaften als wären das SciFi-Landschaften


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07.05.2025 um 10:11
Zitat von parabolparabol schrieb:Der Holocaust hat überall stattgefunden, auch in Ländern wo die Regierungen gegen das Nazi-Regime eingestellt waren, wie Serbien oder der Tschechei
Genau dies schreibt auch Hilberg: Entweder Annexion oder Besetzung (Tschechien) waren die Grundvoraussetzung für die Deportationen und Mordaktionen. Ausnahme ist vielleicht Rumänien, das in den ersten Kriegsmonaten eigenständig die jüdische Bevölkerung vor allem im Norden massenhaft niedermetzelte, auch auf Antreiben durch Antonescu (Präsident). Hilberg legt dazu erschütternde Dokumente vor.


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08.05.2025 um 00:09
Martin Sand - Technological Utopianism and the Idea of Justice

Sand-Utopianism

Martin Sand studierte Europäische Kultur und Ideengeschichte in Karlsruhe und promovierte dort am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse. Beruflich war er an der Universität Kaiserslautern im Bereich Wirtschaftsethik tätig und ist derzeit Assistenzprofessor am Department of Values, Technology and Innovation an der TU Delft. Dieser Band ist vom Springer Wissenschaftsverlag online frei verfügbar.

Dieser Band hat mich wegen des Titels interessiert, aber was ich gelesen habe, ist vermutlich der schwächste Text eines Akademikers, der mir je untergekommen ist. Dass in diesem Band außer Schlagwörtern wie Biotechnologie, Transhumanismus, Mikrochemie, Virtuale Realität irgendetwas Konkretes über technologische Utopien zu lesen ist: Fehlanzeige. Bezug genommen wird auf 1984 von Orwell und Schöne Neue Welt von Huxley, ansonsten nichts. Abgearbeitet wird sich an anderen Theoretikern, die über dieses Thema geschrieben haben, und ein spezieller Reibebaum ist für den Autor Karl Popper.

Zu Beginn ist Sand wichtig, dass Utopien wert sind, sich dafür zu engagieren, aber mehr? Es wird darauf nicht eingegangen. Zwar wird konstatiert, dass technologische Utopien für ein besseres Leben eintreten, aber den politisch-gesellschaftlichen Bereich ausklammerten. Beispiele? Nope. Völlig absurd wird es, wenn er Transhumanisten vorwirft, dass sie weiß, männlich, nicht behindert seien und nicht aus aus der bildungsfernen Schicht stammten.
When looking at the forerunners of the Transhumanist movement, we find CEOs of big tech companies (Ray Kurzweil), university professors (Nick Bostrom) and other white, male, able-bodied individuals that come from affluent backgrounds and enjoyed a high education
Zum Thema Gerechtigkeit ist Sand der Ansicht, dass wahre Gerechtigkeit ein Zusammenspiel von sozialen Institutionen (wohl auch Gesetzen), individuellem Verhalten und Technologie bedürfe. Schematisiert wird es mit Bauklötzen:

Gerechtigkeit

Wenn er daraufhin postuliert, dass eine Gesellschaft einer gerechten Geschlechterbeziehung auch bei Gleichstellungsgesetzen nicht existiere, solange Frauen in privaten Beziehungen oder Familien nicht als gleichberechtigt gesehen werden, so werfe ich dem Text vor, dass er die wegweisenden Gesetzgebungen der 1970er Jahre in Deutschland oder Österreich als Grundvoraussetzung einer gesellschaftlichen Entwicklung schlichtweg ignoriert.

Komplett skurril wird es, wenn er Nick Bostroms These, dass Gentechnologie nicht für Reiche entwickelt werden solle, die damit sich ein längeres und gesünderes Leben erkaufen, sondern für die Heilung von an Genkrankheiten Leidenden eingesetzt werden solle, mit der Mordideologie der Nationalsozialisten vergleicht.

Bostrom:
the trajectory of human genetic enhancement may be one in which the first thing to happen is that the lot of the genetically worst-off is radically improved, through the elimination of diseases such as Tay Sachs, Lesch-Nyhan, Downs Syndrome, and early-onset Alzheimer’s disease
Sand:
The history of eugenics embarks its horrific journey based on the notion that some lives are more worthy of living than others and we find such convictions clearly in those remarks by Bostrom.
Für mich stellt sich die Frage, ob Sand schwere Leseverstehensschwierigkeiten hat oder ob er schlichtweg bösartig ist. So lehnt er den Wunsch der Transhumanisten ab, dass das reale Leben für alle verbessert wird,
What Transhumanists ask us (among a lot of other things) is, thus: Must we really accept that for many people to have a decent quality of life, with sufficient food, shelter and education to provide some basic opportunities of flourishing, that others must give up some of their goods? Does widespread flourishing require that some peoples’ liberties, their freedom to own things, must be curtailed? Could there not be plenty for everyone? A view that supports the creation of plenty and widespread distribution of various material goods for everyone, does not necessarily entail that everyone needs to receive the same: There could remain varying degrees of plentitude.
sondern ihm genügt eine Welt, in der Benachteiligte in einer virtuellen Umgebung sich glücklich fühlen:
Aside from conflicting values that make impossible the simultaneous enactment of different ideals of the good life in reality, there are other constraints that could be overcome in the virtual world: Some people might have wanted to become a firefighter, but have latex allergy, or they might have wanted to become a body builder but are prone to injuries, etc.
Das Schlussstatement kommt aus heiterem Himmel. Sand lehnt zwar nationalsozialistische Utopien ab, findet aber gut, dass es sie gibt.
Consider, Nazi utopias of living in the prairies of the East or in the North (Stratigakos, 2022). The Nazis joggled grandeur visions of living in the vast prairies of the East, weirdly combining in these fancies of high-tech militarization with pagan mythology—blood and ground—to connect farming and peaceful, ethnically and socially cleansed Arian village life (Fest, 1991, pp. 52 f.). These narratives have been considered as utopias, too, perhaps with good reasons. Must I consider it somehow as good that these visions are around, and are they also worthy of engagement, thus? Given my lack of commitment to a definition of utopia, I cannot deny on grounds of definition the applicability of the utopian concept to those visions, although my bowel revolts when thinking of such images of ethnically cleansed communities as a better way of living and being. Still, I will bite the bullet and agree that it is somehow good that even such abhorrent and evil visions are around.
Auf diese Aussage starre ich wie das Kaninchen auf die Schlange.

Dann wundert aber auch dieser Satz nicht mehr:
Someone’s liberal democracy is someone else’s inegalitarian, white patriarchy.



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11.05.2025 um 23:04
Ulf Erdmann Ziegler - Nichts Weißes

Ziegler-Nichts Weisses

In diesem 2012 erschienenen Roman führt der ehemalige TAZ-Journalist Ulf Erdmann Ziegler uns in die 1980er Jahre. Protagonistin ist die aus der Pomona-Siedlung in Neuss stammende Marleen, die nach der Schule in Neuwied in einer Druckerei arbeitet, in Kassel Grafik studiert, aber nicht beendet, und nach Paris in einen Typographiebetrieb geht, um Buchstaben zu entwicklen. Ihr Ziel ist, einen perfekten Buchstaben-Set zu formen. Schließlich zieht sie mit ihrem Sohn (der Vater ist Egomane und verlässt mehrfach Marleen) in die USA und landet in einer Schwulen-WG in Manhattan, von wo ihr Weg nicht weiter beschrieben ist (Anspielung an Kafkas Amerika-Roman?).

Gespiegelt wird die technologische Satzentwicklung vom Bleisatz über den Fotosatz und den beginnenden Computerentwicklungen der frühen 1990er Jahre. Marleen hat in den USA noch Kontakt zu dem Großkonzern IOM, der eine in sich geschlossen Computermaschine auf den Markt bringen will (der Bezug zu IBM ist offensichtlich), doch sieht sie in den Kaliforniern (wohl Silicon Valley) die Zukunft, die auf offene Systeme setzen.

Mit Marleen führt uns Erdmann Ziegler zurück in die brüchige Einfamilienhaus-Idylle einer kleinbürgerlichen Familie der 1960er, aus der 1971 der in der Werbebranche tätige erfolgreiche Vater mit 41 Jahren nach Poona flieht und von dort zurück, um in Hamburg eine international tätige Werbefirma zu gründen, die mit einer Kampagne für o.b. erfolgreich ist. Marleen, die nichts mehr sehnt, als aus Neuss abzuhauen, studiert in Kassel Grafik, und mit den vielen Seitenhieben auf die Hochschulszene ist es logisch, dass sie ihr Studium abbricht und sich ins Berufsleben als legasthenische (!) Buchstabenentwicklerin stürzt. Sie ist akribisch und hochbegabt, sodass sie in ihren 20er Jahren als bereits gefragte Person in die USA wagen kann, wo sich ihr weiterer Weg verliert.

Den Umbruch in den frühen 90er Jahren zeigt Erdmann Ziegler nicht nur an der Revolutionierung des Buchstabensatzes, sondern auch am Tod von Hans, eines Mitglieds der Schwulen-WG in Manhattan. Er stirbt. Sehr offensichtlich an AIDS. Auch die Zeit der offenen und freien Sexualbeziehungen geht ihrem Ende entgegen.

Der Roman ist sehr retro, aber wer die Zeit miterlebt hat, kann so manch Bekanntes entdecken. Und die süffisant distanzierte Schreibweise macht ihn sehr zugänglich.


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13.05.2025 um 23:58
Ich lese derzeit den vierten Band von Throne of Glass. Die Reihe hat es mir sehr angetan, da die Hauptprotagonistin Celaena durch sehr vielen Höhen und Tiefen gegangen ist (mehr negatives als positives) und dadurch finde ich die Reihe sehr interessant. Kein Charakter in der Geschichte ist eindimensional, denn egal, ob gut oder böse, alle haben ihre Eigenheiten und das gefällt mir an dieser Reihe. Drei Bände habe ich noch vor mir und ich habe um ehrlich zu sein keine Lust diese Reihe abzuschließen, da ich die Geschichte und die Charaktere zu sehr lieben gelernt habe.


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16.05.2025 um 21:57
Heribert Illig - Das erfundene Mittelalter

Illig-Mittelalter

Jetzt habe ich mal ein Buch aus 1996 ausgegraben. Heribert Illigs These ist, dass die Zeit von September 614 bis August 911 reine Fiktion sind, wobei er sich an Karl den Großen festbeißt. Illig hat über Egon Friedell promoviert (ist also kein Barkeeper wie Däniken) und weiß schon, wie an Quellen gearbeitet wird, was dieses Buch zu einer durchaus lohnenden Lektüre gestaltet: Er kennt sich mit den Textquellen und den Architekturquellen aus.

Das Problem ist, dass er ausgewählte Belege in seine These presst. Dass es eine große Diskrepanz zwischen den Erzählungen über Karl den Großen und den archäologischen Befunden gibt, ist nachvollziehbar. Die permanenten Kriege mit einem jährlich ausgehobenen Heer ist auch ohne Zeitlöschung in einer auch durch archäologische (Nicht-)Funde bestätigten komplett verarmten Gesellschaft schwer vorstellbar. Wikingerüberfälle, Sachsenkriege sind archäologisch nicht belegbar. Und den Versuch einer Geschichtskorrektur kennen wir auch aus England, nur hat es König Artus nie in die Realität geschafft. Dass an den Karolingerüberlieferungen einiges "fishy" ist, dem schließe ich mich an. Und dass die Aachener Pfalzkapelle, die Illig akribigst nach ihren architektonischen Elementen analysiert, auch in der Salierzeit ihre heutige Form erhalten haben könnte, ist eine für mich Laien nachvollziehbare These.

Nur: Es bleibt die Zeitlöschung. Am Ende des Buches nennt er die Krux seiner These: Er hat noch nicht mit außereuropäischen Zeitrechnungen kalibriert. Für mich ist definitiv offen: In seine Zeitlöschung fällt die arabische Expansion und im islamischen Kalender müssten auch fast 300 Jahre fehlen. Ob Illig das Problem in späteren Büchern angegangen ist, habe ich nun nicht nachrecherchiert.

Fazit: Amüsante, zum Teil aber auch schwierige (Architekturanalysen) Lektüre, aber von der Herangehensweise ein wissenschaftliches No-Go (Beispiele werden ausgewählt präsentiert, um eine These zu belegen, der nicht passende Kontext wird ausgeklammert).


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18.05.2025 um 00:17
The Cambridge Companion to Habermas

Cambridge-Habermas

Dreißig Jahre ist dieser Sammelband nun alt und die vielen Beiträge aus 1995 kreisen um die Diskurs-Theorie von Habermas, wobei auffällig ist, dass die meisten Beiträger:innen Habermas in ihren eigenen Forschungskontext stellen oder ihn gar nach hinten schieben, um ihre eigenen Positionen vorzutragen. Unüblich für den englischsprachigen Bereich sind auch die ungegliederten Textwände. Aber vielleicht ist das was Philosophietypisches.

Thematisch ist der Band chronologisch gegliedert. Er beginnt mit der Abgrenzung Habermas' von Adorno, indem er die negativen, dunklen Elemente seiner Aufklärungsanalyse streicht und eine positive, gewaltfreie Diskursvoraussetzung für eine mögliche gewaltfreie Gesellschaft sieht. Einerseits wird die Diskurstheorie kritisiert (der Kompromiss als neues Diktat), andererseits befürwortet (der Diskurs als Basis für eine vielschichtige Gesellschaft). Dass Habermas noch als Marxist gesehen wird (Marx sei radikaler Demokrat wie Habermas gewesen), erschließt sich für mich kaum, da die Besitzfrage nicht gestellt wird. Im Gegenteil. Habermas hat sich bei der Vereinigung von BRD und DDR dafür ausgesprochen, dass eine neue Verfassung unter Beteiligung der Bevölkerung ausgehandelt wird (Diskursansatz), auch um demokratisch festzulegen, ob Deutsch-Sein universal (nicht ethnisch, sondern staatsbürgerlich) oder national (auf ethnischer Herkunft) beruhen soll. Dann wären die Bürger der vormaligen DDR nicht durch die Vereinigung auf Basis des Artikels 23 des Grundgesetzes überrollt worden, sondern eine neue Verfassung wäre nach Artikel 146 des Grundgesetzes zustande gekommen. Schließlich wird in einem letzten Beitrag die Ablehnung der Postmoderne in der Tradition von Nietzsche (z. B. Derrida) kritisch betrachtet, da in dieser Auseinandersetzung Habermas auf seine eigenen Diskurs-Grundsätze pfeife und jegliche vernunftbasierte Auseinandersetzung ablehne, da diese Gedankenströmungen gefährlich seien.

Ich kann auch Textwand ;)

Einen Überblick über diesen Band gibt es auf der Webseite der Cambridge University Press


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18.05.2025 um 12:42
Hugo Portisch - Was jetzt

Portisch-Was jetzt

Der 2021 verstorbene Historiker und Journalist Hugo Portisch war Jahrzehnte lang der politische und zeithistorische Erklärbär in der österreichischen Medienszene und hat gemeinsam mit dem ORF sowohl in Film- als auch in Buchform umfangreich die Geschichte der beiden österreichischen Republiken ab 1918 vorgestellt.

Dieser kurze Band (ca. 70 Seiten Text) aus 2011 thematisiert die Schuldenkrise in der EU, wobei er - typisch Portisch - einen interpretierenden Abriss der Geschichte der EU präsentiert. Sein Hauptaugenmerk liegt auf zwei Aspekten: Deutschland musste nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen integriert werden. Die harten Strafen nach dem Ersten Weltkrieg wären kontraproduktiv gewesen, so die Lehre. Dabei wären nicht die USA federführend gewesen, sondern Frankreich sei die treibende Kraft für einen Prozess gewesen (Schuman), der in der Montanunion umgesetzt wurde. Ziel: Nie wieder Krieg in Europa. Schon in den Römischen Verträgen seien politische Ziele gesetzt gewesen: Nach der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sollte eine politische folgen, auch sei die Montanunion/EG offen für weitere Mitglieder gewesen (Artikel 237 - EUR-LEX).

Dass nach Zusammenbruch der Sowjetunion die ostmitteleuropäischen Staaten einen Schutz unter EG/EU und NATO suchten, sei nachvollziehbar. Portisch nennt diese Staaten mit Henry Kissinger "Zwischenstaaten", die Jahrhunderte lang ein Spielball Deutschlands und Russlands waren. Der zweite Aspekt war die Vereinigung von BRD und DDR, die nach Zustimmung Russlands nur umgesetzt werden konnte, wenn der Forderung Frankreichs nach einer gemeinsamen europäischen Währung stattgegeben wird.

Getrickst wurde mehrfach. Sowohl bei den Aufnahmekriterien zu EG/EU als auch zur Währungsgemeinschaft, was während der Finanzkrise zu explodierenden Schulden führte. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang die Unterschiede zwischen Rettungsschirm und Eurobonds. Portisch zieht Letztere vor, da bei Schuldenausfall die betroffenen Bevölkerungen weniger belastet würden.

Kritisch betrachtet er die zur Rettung geforderten Einschnitte in die Staatshaushalte, welche zu Arbeitslosigkeit und Sozialabbau führen würden. Als drastisches Beispiel führt Portisch die Völkerbundanleihe an die bankrotte und von Hyperinflation gebeutelte Republik Österreich 1922 an. Einerseits konnte der Staatshaushalt saniert werden und Österreich zahlte die Anleihe bis 1980 vollständig zurück, andererseits sieht er jedoch die damit verbundenen Auflagen an die Republik als Grundstein für die politischen Verwerfungen und Krisen der Ersten Republik, die dazu führten, dass sich die politischen Parteien bewaffneten und die Republik 1934 in einer faschistischen Diktatur endete. Hier seine drastische Beschreibung der Auflagen:
die Einschränkung der Krankenanstalten und Krankenkassen, Abbau der Heilanstalten für Kriegsbeschädigte, der Invalidenschulen und Invalidenheime (vier Jahre nach dem Krieg!), Verringerung der Anzahl der Mittelschulen, Erhöhung der Schulgelder und der Kollegiengelder an den Hochschulen, Auflassung entbehrlicher Postämter, Zusammenlegung der Finanzämter der Bundesländer zu einer Behörde, Umwandlung der Bundesbahn in einen selbstständigen Körper, Reform der Bundestheater im Sinne der Selbsterhaltung aus eigenen Einnahmen, Auflassung von entbehrlichen Bezirksgerichten, Einschränkung der Gewerbeförderung, Entstaatlichung der Fachschulen, Auflassung einer ganzen Reihe von Inspektoraten. Eingeschränkt und sogar teilweise gestrichen wird die Arbeitslosenversicherung, die Pensionen werden gesenkt, der Mieterschutz teilweise aufgehoben etc.

Damit nicht genug! Österreich musste, so wie es etwa Finnland jetzt von Griechenland forderte, „Sicherheiten“ bereitstellen. Alle Einnahmen aus den Zöllen und die Tabaksteuer mussten dem Generalkommissar als Sicherheiten zur Verfügung stehen. Und das Anleihegeld? Das darf weder die Regierung noch das Parlament ausgeben, nur der Völkerbund-Generalkommissar, ein Niederländer namens Alfred Rudolph Zimmermann. Die „Arbeiterzeitung“ erscheint mit der Schlagzeile „Gegen Seipels Sklavenvertrag“ und beschuldigt den Kanzler des Hochverrats. Zwar muss das Parlament in Anbetracht der totalen Pleite dem Vertrag zustimmen, aber das innenpolitische Klima ist vergiftet. Es sind vor allem die erst vor Kurzem mühsam errungenen Sozialmaßnahmen, die jetzt aufgehoben werden, es ist die rapid ansteigende Arbeitslosigkeit, die sich im Nu auf 220.000 verdoppelt, um zur Zeit der großen Depression 1929 auf über 400.000 zu steigen.
Dennoch ist das Projekt EU für Portisch wichtig und er wünscht sich eine politische Einigung, einen europäischen Bundesstaat, um auch politisch als die global stärkste Wirtschaftskraft auftreten zu können. Dafür bedürfe es jedoch die Umsetzung zweier wichtiger, noch immer vernachlässigter Aspekte:


  1. Das Subsidiaritätsprinzip müsse peinlichst umgesetzt werden. Nur Regelungen, die nicht von den Einzelstaaten alleine entschieden werden können, dürfen auf EU-Ebene beschlossen werden. Dies sei derzeit nicht immer so.
  2. Die Kommunikation mit der Bevölkerung müsse transparent gestaltet werden, um dem Nimbus eines undemokratischen "Brüssel" entgegenzuwirken, welcher Populisten eine Angriffsfläche biete.


Auch wenn die Finanzkrise nun lange her ist, sind viele Gedankenansätze weiterhin aktuell und das kleine Büchlein bleibt lesenswert.


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um 13:06
The Teacher
Gemma Rogers
gelesen via Kindle Unlimited

Das Buch wurde wohl auch unter dem Titel Reckless publiziert.
It was supposed to be a fresh start. A move to a new town for me and my family.

I’d been offered the perfect position, teaching English at the local high school but then I met sixth form student Nicky Stevens.

Initially flattered by his attention, I let my guard down.

But I had no idea of the monster I’d let into my life or just how far his obsession would go.

Nothing could prepare me for the devastating consequences caused by my one moment of weakness.
Quelle: Klappentext,
https://www.goodreads.com/book/show/63279982-the-teacher

63279982

Isabel „Izzy“ Cole zieht mit ihrem Ehemann David und der fünfzehnjährigen Tochter Charlotte in das ruhige Dorf Rusper, um nach einem traumatischen Verlust einen Neuanfang zu wagen. Izzy beginnt eine neue Stelle als Englischlehrerin an der örtlichen Schule. Dort begegnet sie dem charmanten Schüler Nicky Stevens, dessen Aufmerksamkeit sie zunächst schmeichelt. In einem Moment der Schwäche lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein. Doch Nicky entpuppt sich als manipulativer Narzisst, der nicht nur Izzy, sondern auch ihre Familie ins Visier nimmt, indem er eine Beziehung mit ihrer Tochter Charlotte beginnt.

Ziemlich vorhersehbar, es ist von Anfang an klar, dass Nicky ein Psychopath ist. Dass sich Izzy am Anfang von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlt, kann ich ja noch nachvollziehen, aber wieso sie mit ihm schläft, absolut nicht. Sie hätte sich einen Affärenmann suchen können, der kein Schüer an ihrer Schule ist. Nicky ist 18 und somit wäre das nicht mal illegal in Großbritannien.

Ich habe sowieso noch nie verstanden, warum es Frauen gibt, die nachgeben und sich rumkriegen lassen, wenn ein Mann nur aufdringlich und hartnäckig genug ist. 🤷‍♀️ Das wirft kein gutes Licht auf Izzy. Mich hat Nicky von Anfang an nur genervt mit seiner Übergriffigkeit, dem hätte ich erst einmal was erzählt und wenn er nicht aufhört, hätte ich ihn beim Direktor gemeldet und dafür gesorgt, dass er von der Schule fliegt. Es war ja nicht der erste Vorfall dieser Art. Warum das Izzy immer noch schmeichelt, sogar als er sie stalkt, verstehe jemand anders, ich verstehe das jedenfalls nicht. 🤷‍♀️

Die Hauptcharaktere Izzy, David und Nicky sind größtenteils unsympathisch, die Nebencharaktere Charlotte, Stella und Izzys Kolleginnen sind okay.

Izzy ist eine schwache und emotional abhängige Figur, die in ihrer Bedürftigkeit oft verantwortungslos handelt. Besonders unsympathisch erscheint sie durch ihre Wankelmütigkeit: Obwohl sie die Affäre mit Nicky beendet, trifft sie sich weiterhin heimlich mit ihm – nicht aus echter Zuneigung, sondern aus verletztem Stolz und als eine Art Racheakt für die Untreue ihres Ehemanns. Dieses Verhalten zeigt nicht nur mangelndes Urteilsvermögen, sondern auch, dass sie bereit ist, moralische Grenzen zu überschreiten, um ihre persönlichen Kränkungen zu kompensieren.

Am Ende hat das für Izzy auch Folgen, aber nicht die, die man vermuten würde. Auch für Nicky hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht.

Im Großen und Ganzen war der Roman unterhaltsam, aber vermittelt fragwürdige Botschaften, die aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß wirken.

Beispielsweise wird die Haus- und Familienarbeit fast vollständig bei Izzy erledigt, obwohl sie ebenso berufstätig ist wie David. Seine emotionale Abwesenheit und Untreue werden zwar kritisiert, aber nie richtig hinterfragt oder zur Verantwortung gezogen. Es wirkt fast selbstverständlich, dass Izzy „funktionieren“ soll – als Mutter, Ehefrau und Lehrerin – während David sich entzieht.

Izzy wird als emotional instabile Frau gezeigt, die aus Verletztheit, Eifersucht und innerer Leere heraus destruktive Entscheidungen trifft.

Obwohl der Roman spannend erzählt ist, lässt er die kritische Auseinandersetzung mit seinen problematischen Themen stellenweise vermissen – und trägt damit zu einer fragwürdigen Normalisierung grenzüberschreitenden Verhaltens bei.


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