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Gedichte aus aller Welt

800 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

07.12.2021 um 22:48
STEFAN GEORGE

Ich bin der Eine und bin Beide

Ich bin der Eine und bin Beide
Ich bin der zeuger bin der schooss
Ich bin der degen und die scheide
Ich bin das opfer bin der stoss
Ich bin die sicht und bin der seher
Ich bin der bogen bin der bolz
Ich bin der altar und der fleher
Ich bin das feuer und das holz
Ich bin der reiche und bin der bare
Ich bin das zeichen bin der sinn
Ich bin der schatten bin der wahre
Ich bin ein end und ein beginn.

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Gedichte aus aller Welt

09.12.2021 um 08:37
PAUL VERLAINE (1844 - 1896)

Es strahlt in mein altes Herz hinein...

Es strahlt in mein altes Herz hinein
Dein Lachen wie eine Laterne
In einen Keller voll köstlichen Wein
Aï, Grave, Beaune, Sauterne,

Dein Lachen strahlt in mein Herz hinein.

Deine Stimme klingt hell in mein Dunkel
Voller Lust wie ein Kampfsignal,
Wie erglänzt deiner Augen Gefunkel
Ich gehorche! Teufel nochmal!

Deine Stimme klingt hell in mein Dunkel.

Dein Schick, feiner Putz, dein Schneid,
Sie haben mich ganz bezwungen:
Komm! – prodeo, o Studienzeit,
Mit deinen Erinnerungen!

Dein Schick, feiner Putz, dein Schneid,

Deine Glieder und Brust, deine Hüften,
All die Süsse, die meine Glut vermehrt,
Mahnt mich zum Bleiben mit zauberischen Düften ...
Ob ich bleibe im Bett, das mich verzehrt

Deine Glieder und Brust, deine Hüften.


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Gedichte aus aller Welt

10.12.2021 um 09:19
HEINRICH SEIDEL (1842-1906)


Ich wünsche mir ein Schaukelpferd

Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
Eine Festung und Soldaten
Und eine Rüstung und ein Schwert,
Wie sie die Ritter hatten.

Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
Und Farben auch zum Malen
Und Bilderbogen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.

Und weisse Tiere auch von Holz
Und farbige von Pappe,
Und einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtemappe.

Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neuen Pinselstiel
Vergiss nicht, lieber Vater!

Auch einen grossen Tannenbaum,
Dran hundert Lichter glänzen,
Mit Marzipan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr daraus wählen,
So könnte wohl der Pinselstiel
Und auch die Mappe fehlen.

Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Und einen neuen Wagen
Und ein Geschirr mit Schellen dran,
Beim Pferdespiel zu tragen.

Ein Perspektiv, ein Zootrop,
Eine magische Laterne,
Ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
Dies alles hätt' ich gerne.

Als Hänschen so gesprochen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
Was willst du, kleiner Nimmersatt,
Mit all den vielen Sachen?

Wer so viel wünscht, der Vater sprichts:
Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel.


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Gedichte aus aller Welt

10.12.2021 um 21:56
Franz Kafka - Kühl und hart (1903)
Kühl und hart ist der heutige Tag.
Die Wolken erstarren.
Die Winde sind zerrende Taue.
Die Menschen erstarren.
Die Schritte klingen metallen
Auf erzenen Steinen,
Und die Augen schauen
Weite weiße Seen.

In dem alten Städtchen stehn
Kleine helle Weihnachtshäuschen,
Ihre bunte Scheiben sehn
Auf das schneeverwehte Plätzchen.
Auf dem Mondlichtplatze geht
Still ein Mann im Schnee fürbaß,
Seinen großen Schatten weht
Der Wind die Häuschen hinauf.

Menschen, die über dunkle Brücken gehn,
vorüber an Heiligen
mit matten Lichtlein.

Wolken, die über grauen Himmel ziehn
vorüber an Kirchen
mit verdämmernden Türmen.
Einer, der an der Quaderbrüstung lehnt
und in das Abendwasser schaut,
die Hände auf alten Steinen.
Quelle: zgedichte.de


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Gedichte aus aller Welt

12.12.2021 um 10:15
JOACHIM RINGELNATZ

Schenken

Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So dass die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Dass dein Geschenk
Du selber bist.


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Gedichte aus aller Welt

12.12.2021 um 20:06
LOUISE LABE (1524-1566)


Baise m'encor, rebaise moy et baise

Baise m'encor, rebaise moy et baise:
Donne m'en de tes plus sauoureus,
Donne m'en un de tes plus amoureus:
Je t'en rendray quatre plus chaus que braise.

Las, te pleins tu? ça que ce mal j'apaise,
En t'en donnant dix autres doucereus.
Ainsi meslans nos baisers tant heureus
Jouissons nous l'un de l'autre à notre aise.

Lors double vie à chacun en suiura.
Chacun en soy et son ami viura.
Permets m'Amour penser quelque folie:

Tousiours suis mal, viuant discettement,
Et ne me puis donner contentement,
Si hors de moy ne fay quelque saillie.



(Übersetzung von Rainer Maria Rilke)

Küss mich noch einmal

Küss mich noch einmal, küss mich wieder, küsse
mich ohne Ende. diesen will ich schmecken,
in dem will ich an deiner Glut erschrecken,
und vier für einen will ich, Überflüsse
will ich dir wiedergeben. Warte, zehn
noch glühendere, bist du nun zufrieden?

O dass wir also, kaum mehr unterschieden,
glückströmend ineinander übergehn.
In jedem wird das Leben doppelt sein.
Im Freunde und in sich ist einem jeden
jetzt Raum bereitet. Lass mich Unsinn reden:

Ich halt mich ja so mühsam in mir ein
und lebe nur und komme nur zur Freude,
wenn ich, aus mir ausbrechend, mich vergeude.


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Gedichte aus aller Welt

14.12.2021 um 10:05
HEIMITO VON DODERER (1896-1966)

scaled-375x500-1090 Strudlhofstiege - Ta


Eine schön gestaltete Seite Strudlhofstiege - Heimito von Doderer


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Gedichte aus aller Welt

14.12.2021 um 10:28
Ich sehn‘ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

(Hermann Hesse)


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Gedichte aus aller Welt

14.12.2021 um 19:50
Det bästa

Det bästa som vi äga,
det kan man inte giva,
det kan man inte säga
och inte heller skriva.

Det bästa i ditt sinne
kan intet förorena.
Det lyser djupt där inne
för dig och Gud allena.

Det är vår rikdoms råga
att ingen ann kan nå det.
Det är vårt armods plåga
att ingen ann kan få det.

Karin Boye
Schriftstellerin

*

DAS BESTE




Das Beste, das wir haben,
das kann man nicht beschreiben,
nicht geben und nicht sagen;
es muß verborgen bleiben.

Das Tiefste deiner Seele
kann niemand je berühren.
Die unerreichte Stelle
kannst du und Gott nur spüren.

Das ist des Reichtums Quelle,
daß keiner sonst sie kennt.
Das ist der Armut Hölle,
daß sie vom andern trennt.


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Gedichte aus aller Welt

15.12.2021 um 12:40
Male zuerst einen Käfig
mit einer offenen Tür
dann male
irgend etwas Hübsches
irgend etwas Einfaches
irgend etwas Schönes
irgend etwas Nützliches
was nur den Vogel angeht
Dann lehne die Leinwand an einen Baum
in einem Garten
in einem Wäldchen
verbirg dich hinter dem Baum
ohne zu sprechen
ohne dich zu rühren…

Bisweilen kommt der Vogel bald
aber er kann ebensogut viele Jahre brauchen
bis er sich dazu entschließt
Verlier nicht den Mut
warte…

Warte wenn es sein muss, jahrelang
denn der rasche oder langsame Anflug des Vogels
hat nichts zu tun mit dem Gelingen des Bildes.

Wenn der Vogel kommt
falls er kommt
so sei ganz still
Warte bis der Vogel in den Käfig schlüpft
und wenn er hineingeschlüpft ist
schließe mit dem Pinsel leise die Tür.

Dann
tilge nacheinander alle Gitterstäbe aus
wobei du keine einzige Feder
des Vogels berühren darfst

Sodann male den Baum
und wähle den schönsten seiner Äste
für den Vogel.

Male auch das grüne Laub und den frischen Wind
den Sonnenstaub
und das Gesumm der Grastiere in der Sommerglut.
Und dann warte, ob der Vogel sich entschließt zu singen…
Wenn der Vogel nicht singt
so ist es ein schlechtes Zeichen,
ein Zeichen, dass das Bild schlecht ist.
Aber wenn er singt
ist es ein gutes Zeichen,
ein Zeichen , dass du das Bild mit deinem Namen zeichnen darfst.

Dann zupfst du ganz sacht
eine Feder aus dem Vogelgefieder
und schreibst in einer Ecke des Bildes deinen Namen nieder.

“Das Portrait eines Vogels” (Gedicht von Jacques Prévert)
Frankreich


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Gedichte aus aller Welt

15.12.2021 um 12:56
Ho sceso, dandoti il braccio, almeno un milione di scale
e ora che non ci sei è il vuoto ad ogni gradino.
Anche così è stato breve il nostro lungo viaggio.
Il mio dura tuttora, né più mi occorrono
le coincidenze, le prenotazioni,
le trappole, gli scorni di chi crede
che la realtà sia quella che si vede.

Ho sceso milioni di scale dandoti il braccio
non già perché con quattr’occhi forse si vede di più.
Con te le ho scese perché sapevo che di noi due
le sole vere pupille, sebbene tanto offuscate,
erano le tue.

*****

Ich bin, mit dir am Arm, mindestens eine Million Treppen hinuntergestiegen
und jetzt, da du nicht mehr hier bist, ist es die Leere bei jeder Stufe.
Auch auf diese Weise war unsere lange Reise kurz.
Meine geht immer noch weiter, und ich brauche keine
Anschlüsse, Reservierungen,
Fallen und Täuschungen mehr derjenigen, die glauben,
dass die Realität sei, was man sieht.

Mit dir am Arm bin ich eine Million Treppen hinuntergestiegen,
nicht, weil man mit vier Augen vielleicht mehr sieht.
Ich bin mit dir hinuntergestiegen, weil ich wusste,
dass von uns beiden die einzig wahren Augen, wenn auch sehr verschwommen,
deine waren.

Eugenio Montale , italienischer Schriftsteller


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Gedichte aus aller Welt

16.12.2021 um 22:30

JOACHIM RINGELNATZ

Einsiedlers Heiliger Abend

Ich hab’ in den Weihnachtstagen –
Ich weiß auch, warum –
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abend noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsenuppe und Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.

Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.

Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat’s an der Tür gepocht.

Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: “Herein!”

Ich zog mich aus und ging leise
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.




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Gedichte aus aller Welt

17.12.2021 um 14:33
Volverán del amor en tus oídos
las palabras ardientes a sonar;
tu corazón, de su profundo sueño
tal vez despertará;
pero mudo y absorto y de rodillas 
como se adora a Dios ante su altar, 
como yo te he querido… desengáñate, 
¡así no te querrán!

(Gustavo Adolfo Bécquer, Rimas) Spanien


Wieder werden Worte an dein Ohr klingen,
brennend vor Liebe
und dein Herz wird, vielleicht,
wieder aus seinem tiefen Schlaf erwachen

aber stumm, voll Andacht , auf Knien
wie man Gott vor seinem Altar bewundert
so wie ich dich liebte, täusche dich nicht,
so, werden sie dich nicht lieben.


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Gedichte aus aller Welt

17.12.2021 um 14:41
SE SUL TRENO

Se sul treno ti siedi
al contrario, con la testa
girata di là, vedi meno
la vita che viene, vedi
meglio la vita che va.


SITZT MAN IM ZUG

Sitzt man im Zug
verkehrt herum, den Kopf
nach rückwärts gedreht, sieht man
das kommende Leben nicht ganz so gut,
wie das Leben, das gerade geht.



Vivian Lamarque Italien


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Gedichte aus aller Welt

17.12.2021 um 21:46
Annabel Lee

It was many and many a year ago,
In a kingdom by the sea,
That a maiden there lived whom you may know
By the name of ANNABEL LEE;
And this maiden she lived with no other thought
Than to love and be loved by me.

I was a child and she was a child,
In this kingdom by the sea;
But we loved with a love that was more than love-
I and my Annabel Lee;
With a love that the winged seraphs of heaven
Coveted her and me.

And this was the reason that, long ago,
In this kingdom by the sea,
A wind blew out of a cloud, chilling
My beautiful Annabel Lee;
So that her highborn kinsman came
And bore her away from me,
To shut her up in a sepulchre
In this kingdom by the sea.

The angels, not half so happy in heaven,
Went envying her and me-
Yes!- that was the reason (as all men know,
In this kingdom by the sea)
That the wind came out of the cloud by night,
Chilling and killing my Annabel Lee.

But our love it was stronger by far than the love
Of those who were older than we-
Of many far wiser than we-
And neither the angels in heaven above,
Nor the demons down under the sea,
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee.

For the moon never beams without bringing me dreams
Of the beautiful Annabel Lee;
And the stars never rise but I feel the bright eyes
Of the beautiful Annabel Lee;
And so, all the night-tide, I lie down by the side
Of my darling- my darling- my life and my bride,
In the sepulchre there by the sea,
In her tomb by the sounding sea.

Edgar Allan Poe / USA

*****

Annabel Lee


Es war vor vielen und vielen Jahren,
In einem Königreich am Meer,
Dass dort ein Mädchen lebte, das du vielleicht kennst
Unter dem Namen ANNABEL LEE;
Und diese Jungfrau lebte ohne einen anderen Gedanken
Als zu lieben und von mir geliebt zu werden.

Ich war ein Kind und sie war ein Kind,
In diesem Königreich am Meer;
Aber wir liebten mit einer Liebe, die mehr war als Liebe-
ich und meine Annabel Lee;
Mit einer Liebe, die die geflügelten Seraphen des Himmels
Begehrte sie und mich.

Und das war der Grund, warum vor langer Zeit
In diesem Königreich am Meer,
Ein Wind wehte aus einer Wolke, eisig
Meine schöne Annabel Lee;
Damit ihr hochgeborener Verwandter kam
Und trug sie von mir weg,
Um sie in ein Grab zu sperren
In diesem Königreich am Meer.

Die Engel, nicht halb so glücklich im Himmel,
Ich beneidete sie und mich-
Ja!- das war der Grund (wie alle Männer wissen,
In diesem Königreich am Meer)
Dass der Wind nachts aus der Wolke kam,
Chillen und töten meine Annabel Lee.

Aber unsere Liebe war bei weitem stärker als die Liebe
Von denen, die älter waren als wir-
Von vielen, die viel klüger sind als wir-
Und weder die Engel oben im Himmel,
Noch die Dämonen unter dem Meer,
Kann meine Seele jemals von der Seele trennen
Von der schönen Annabel Lee.

Denn der Mond strahlt nie ohne mir Träume zu bringen
Von der schönen Annabel Lee;
Und die Sterne gehen nie auf, aber ich fühle die hellen Augen
Von der schönen Annabel Lee;
Und so lege ich mich die ganze Nacht über an die Seite
Von meinem Liebling-meinem Liebling-meinem Leben und meiner Braut,
Im Grab dort am Meer,
In ihrem Grab am rauschenden Meer.
Edgar Allan Poe


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Gedichte aus aller Welt

17.12.2021 um 23:25
WALTER BENJAMIN

Aus Wikipedia:
Walter Bendix Schoenflies Benjamin (* 15. Juli 1892 in Berlin; † 26. September 1940 in Portbou, Spanien) war ein deutscher Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer der Werke von Honoré de Balzac, Charles Baudelaire und Marcel Proust. Als undogmatisch positionierter Denker wird er durch die enge Freundschaft zu Theodor W. Adorno zum assoziierten Wirkungskreis der Frankfurter Schule gerechnet. Ebenso prägend für sein Denken und Schreiben erwies sich die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht. Seine Schriften zu einer sozial verstandenen Ästhetik werden in den verschiedensten Disziplinen rezipiert, und ihre Ausstrahlung reicht über die akademischen Domänen hinaus in die Bereiche von Literatur, Künsten, Medien(-theorie) und Publizistik. Als gebürtiger Berliner lebte er nach Studium und gescheiterter Habilitation, die ihm die angestrebte Universitätskarriere verwehrte, als freier Schriftsteller wieder in seiner Geburtsstadt, unterbrochen von ausgedehnten Auslandsaufenthalten. 1933 entzog er sich als säkularisierter Jude der NS-Herrschaft und ging ins Pariser Exil. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutschen Truppen nahm er sich auf einer missglückten Flucht an der Grenzstadt nach Spanien das Leben.

Trauriges Gedicht

Man sitzt im Stuhle und schreibt.
Man wird müder und müder und müder.
Man legt sich zur richtigen Zeit,
Man isst zur richtigen Zeit.
Man hat Geld,
Das hat der liebe Gott geschenkt.
Das Leben ist wunderbar!
Das Herz klopft lauter und lauter und lauter,
Das Meer wird stiller und stiller und stiller
Bis auf den Grund.


(Geschrieben anno 1933 im Exil, während eines zwischenzeitlichen Aufenthaltes auf Ibiza)

Quelle


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Gedichte aus aller Welt

18.12.2021 um 08:01
I shot an arrow into the air,
It fell to earth, I knew not where;
For, so swiftly it flew, the sight
Could not follow it in its flight.

I breathed a song into the air,
It fell to earth, I knew not where;
For who has sight so keen and strong,
That it can follow the flight of song?

Long, long afterward, in an oak
I found the arrow, still unbroke;
And the song, from beginning to end,
I found again in the heart of a friend.


Henry Wadsworth Longfellow / USA

******

Der Pfeil und das Lied

Ich habe einen Pfeil in die Luft geschossen
Er fiel zur Erde, ich wusste nicht wo;
Denn, so schnell wie es flog, konnte der Blick
Seinem Flug nicht folgen

Ich habe ein Lied in die Luft gehaucht,
Es fiel zur Erde, ich wusste nicht wo;
Denn wer hat ein Auge, so scharf und gut,
Dass es dem Flug des Liedes folgen kann?

Viel, viel später, in einer Eiche
Habe ich den Pfeil gefunden, noch unbedchädigt;
Und das Lied, vom Anfang bis zum Ende,
Habe ich im Herzen eines Freundes wiedergefunden.

Henry Wadsworth Longfellow


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18.12.2021 um 08:04
Rio Bo
Tre casettine
dai tetti aguzzi,
un verde praticello,
un esiguo ruscello: Rio Bo,
un vigile cipresso.

Microscopico paese, è vero,
paese da nulla, ma però…
c’è sempre disopra una stella,
una grande, magnifica stella,
che a un dipresso…
occhieggia con la punta del cipresso
di Rio Bo.

Una stella innamorata!
Chi sa
se nemmeno ce l’ha
una grande città.

Aldo Palazzeschi / Italien

*****


Rio Bo
Drei Hütten
mit spitzen Dächern,
eine kleine grüne Wiese,
ein spärlicher Bach: Rio Bo,
eine wachsame Zypresse.

Winziges Land, das ist wahr,
Land des Nichts, aber doch...
darüber ist immer ein Stern,
ein großer, wunderbarer Stern,
der irgendwie...
liebäugelt mit der Spitze der Zypresse
von Rio Bo.

Ein verliebter Stern!
Wer weiß,
ob das nicht einmal eine
große Stadt hat.


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Gedichte aus aller Welt

18.12.2021 um 08:19
Bacio - Pablo Neruda

Ti manderò un bacio con il vento e so che lo sentirai,
ti volterai senza vedermi ma io sarò li
Siamo fatti della stessa materia di cui sono fatti i sogni
Vorrei essere una nuvola bianca in un cielo infinito per seguirti ovunque e amarti ogni istante
Se sei un sogno non svegliarmi
Vorrei vivere nel tuo respiro
Mentre ti guardo muoio per teIl tuo sogno sarà di sognare me
Ti amo perché ti vedo riflessa
in tutto quello che c'è di bello
Dimmi dove sei stanotte
ancora nei miei sogni?
Ho sentito una carezza sul viso arrivare fino al cuore
Vorrei arrivare fino al cielo e con i raggi del sole scriverti ti amo
Vorrei che il vento soffiasse ogni giornotra i tuoi capelli,
per poter sentire anche da lontano
il tuo profumo!
Vorrei fare con te quelloche la primavera fa con i ciliegi.

*******************

Kuss - Pablo Neruda

Ich werde dir einen Kuss mit dem Wind zublasen und ich weiß, dass du es fühlen wirst
du wirst dich umdrehen, ohne mich zu sehen, aber ich werde da sein
Wir sind aus dem gleichen Stoff gemacht, aus dem Träume gemacht sind
Ich möchte eine weiße Wolke am unendlichen Himmel sein, um dir überall hin zu folgen und dich jeden Moment zu lieben
Wenn du ein Traum bist, weck mich nicht auf
Ich möchte in deinem Atem leben
Während ich dich ansehe, sterbe ich für dich dein Traum wird es sein, von mir zu träumen
Ich liebe dich, weil ich dich reflektiert sehe
in allem was schön ist
Sag mir wo du heute Nacht bist
noch in meinen Träumen?
Ich fühlte eine Liebkosung auf meinem Gesicht, die bis zu meinem Herzen reichte
Ich möchte den Himmel erreichen und mit den Sonnenstrahlen schreibe ich liebe dich
Ich wünschte, der Wind würde dir jeden Tag durch die Haare wehen
auch aus der Ferne hören zu können
Dein Geruch!
Ich möchte mit dir machen, was der Frühling mit Kirschbäumen macht.

Pablo Neruda
/ Chile


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Gedichte aus aller Welt

18.12.2021 um 09:47
Wenn du mir nah sein kannst,
und wir verschieden sein koennen,
wenn die Sonne uns beide erhellt
ohne dass sich unsere Schatten ueberdecken,
wenn es uns gelingen wird "wir" zu sein, in mitten der Welt
und mit der Welt, weinen, lachen, leben.
Und wenn jeder Tag bedeuten wird, zu endecken wer wir sind
und nicht zu erinnern, wie wir waren,
wenn wir uns einer dem anderen geben koennen werden ohne zu wissen wer der erste und wer del letzte sein wird
wenn dein Körper mit meinem singen wird, weil es gemeinsam eine Freude ist...
Also dann wird es Liebe sein
und es wird nicht vergeblich gewesen sein, uns solange erwartet zu haben.


(Pablo Neruda)

Chile


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