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Gedichte aus aller Welt

813 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

19.12.2012 um 20:49

In den Wind gesungen

Wenn ich, an ihren Brüsten hingesunken,
Den heiligsten der Tränke tief getrunken:

Komm, Drache Tod, lass mit dem letzten Hauch
Uns in die Luft vergehn wie blasser Rauch,

Und lass uns noch nach hunderttausend Jahren
Vereint als Sturmwind durch die Lüfte fahren!

Li-hung-tschang
(aus dem Chinesischen von Klabund)




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Gedichte aus aller Welt

20.12.2012 um 14:20

Der trojanische Krieg

Vor drei Millionen Jahren
Baut’ in Kleinasium
Der Fürst der Vorfaharen
Die Veste Ilium.

Grad über sah man wohnen
Der Griechen rohen Stamm,
Der Priamus zum Hohne
Auf Schiffen ihn beschwamm.

Da gab es viele Krämpfe
Vorm Stadtthor und am Meer,
Und drinnen setzt’ es Krämpfe
Und solche Sachen sehr.

Die Helden thaten wilder
Als Tigerthier und Leu,
Es spielten die Weibsbilder
Die erste Roll dabei.

Der Juppiter der litt es
Zum Schmerze des Apoll,
Es lachte sich Thersites
Den krummen Buckel voll.

Der haßte jeden König,
Und war genial wie Swift,
Sein Blick war pur Arsenik,
Und was er sprach, war Gift.

Auf einmal sagt Achilles:
Ich spiele nimmer mit,
Denn meine Mutter will es
Die alte Amphitrit.

Am Meere saß er rocklos
Im Hemd und grämte sich,
Bis daß sein Freund Patroklos
Durch Hector’s Spieß erblich.

Da wurmte sich Achilles,
Er rast wie ein Bandit,
Unbändigen Gebrülles,
Da spielt er wieder mit.

Den größten Stadtdirector
Er richtet ihn zu Grund,
Ach, auf den Namen Hector
Hört heut sogar der Hund!

Nun tobte auch der Ajas,
Ein Kerl wie eine Schlacht,
Thersites jener Bajazz
Hat oft ihn nachgemacht.

Der Diomedes konnte
Nicht halten seinen Gaul,
Vor der Trojanerfronte,
Der Nestor nicht das Maul.

Zum Schlusse aber riß es
Den Griechen die Geduld,
Und endlich war Ullysses
An Trojas Sturze schuld.

Da krochen die Spartiatten
Aus des Gethümes Bauch,
Und stürmten frech wie Ratten
Durch Feuerwerk und Rauch.

Sie sengten und sie raubten
Und metzelten, was kam,
Sie lachten und erlaubten
Sich Vieles ohne Scham.

Sie thäten gar zerbrechen
Die Möbel und’s Geschirr
Und um die Beute knöcheln
Mit widrigem Geklirr.

Kassandra, eine Nonne,
Hat es vorausgesagt,
Sie ward in heller Sonne
Vom Ajax ‘rumgeplagt.

Die Hekabeth, die Hexe,
Lebendig ward verbrannt,
Und ihres Leibs Gewächse
Geschleppt nach Griechenland.

Nur einer war Aeneas,
Kam ungeschoren fort,
Mit seinem Sohne Andreas,
An einen dritten Ort.

Er ist der Mann, der später
Die Dido dran gekriegt,
Und als ein Uebelthäter
Sich heimlich wegverfügt.

Das Schicksal war zufrieden,
Die Menschen weniger,
Zum Beispiel dem Atriden
Dem ging es elend sehr.

Das Opfer eines Schwertes
Ward der Aga Memnon,
Und seekrank des Laertes
Sein vielverschlag’ner Sohn.

Daß den Homer geschrieben
Hab’ einstmals der Homer,
Das soll euch nicht betrüben
So es erlogen wär.

Im Gegentheil, die Führer
Der deutschen Wissenschaft,
Die großen Kritisirer,
Halten’s für fabelhaft.

Sie strafen schmählich Lügen
Ganz Rom und Griechenland,
Und wissens zur Genügen,
Daß es von selbst entstand:

Das Buch der Iliade,
Das Buch der Odyssee,
Und ist’s auch Jammerschade,
Sie fanden’s im Kaffee.

Ludwig Eichrodt




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Gedichte aus aller Welt

20.12.2012 um 15:49

Genealogie

Tussen twee heuvelen van Brabant in
is de geschiedenis tot grond verteerd.
Geen steen, geen korrel of hij draagt een zin,
een hand, een hart heeft zich aan hem bezeerd.

Harten, handen, die ‘k ben en die ‘k bemin,
lijfeigenen die anders lijf begeert,
hoe lang hebt gij gewroet, om wiens gewin
zijt gij in zonde en armoe gecrepeerd!

Want uw geschiedenis ben ik… De grond
en ik zijn al wat rest in deze stond,
twee zuren die elkaar benaderen.

Zij prikken de papillen in mijn mond,
zij zetten ’t virus in mijn aderen,
o stalmeiden en dronkaards, vaderen.

Jos De Haes
(Niederlande)


Genealogie

Zwischen zwei Hügeln, mitten in Brabant,
erstarrte die Geschichte zu Gestein und Erz.
Nicht ist hier ohne Sinn, kein Fels, kein Sand,
an dem sich nicht verletzte eine Hand, ein Herz.

Herzen und Hände, die ich liebe, selber bin,
Leibeigne, die nach anderen Leibern gieren,
wie lange habt ihr euch geplagt, wessen Gewinn
ließ elend und in Sünde euch krepieren?

Eure Geschichte bin jetzt ich… ich und das Land
sind alles, was verblieb zu dieser Stunde,
zwei Säuren in stets engerem Verband.

Sie reizen die Papillen mir im Munde,
impfen das Virus in die Nervenbahnen,
o Stallmägde und Säufer, meine Ahnen.

Jos De Haes
(Niederlande)




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Gedichte aus aller Welt

20.12.2012 um 15:52

Dido's klacht

De tijd is met ons klaar.
Vannacht nog rijdt hij mij de dageraad in
van een ander land. De nieuwe ochtend zal mij wekken
aan een onbegrijpelijk raam.

Niemand is voor iemand ooit gemaakt. Soms
raken wij verstrikt in het lamento van een tegenziel.
En is niet, zei je, elk moment op elk moment
bereid tot iedereens oneindigheid?

De oneindigheid is nu gedaan. Ik wil mijn tijd
en mijn geluk. Het kan ons tijdelijk hart bewegen
als het twintig mooie regels lang mislukt.
Maar in de spiegel valt het lelijk tegen.

Ik ga nu, man van mij van nooit. Ik ben van deze kant.
Ik ben van vrouw gemaakt.
Ik heb je lief.
Ik heb je lief alleen, zo ademen wij.

Mijn nieuwe land zal mij in stromend water wassen,
mij wiegen in zijn nette bedden, bedenken in zijn taal.
Ik zal er duizend foto¹s van je maken
en kijkend zal ik op je leegte uitgekeken raken.


Bernard Dewulf
(Niederlande)


Didos Klage

Die Zeit ist mit uns fertig.
Heut nacht noch fährt er mich in einen Tagesanbruch
eines anderen Landes. Der neue Morgen wird mich wecken
an einem unbegreiflichen Fenster.

Niemand wurde je für jemanden geschaffen. Manchmal
verstricken wir uns im Lamento einer Gegenseele.
Und ist nicht, wie du sagst, jeder Nu in jedem Nu
bereit zu jedermanns Unendlichkeit?

Die Unendlichkeit ist nun vorbei. Ich will meine Zeit
und auch mein Glück. Es kann die Weile unser Herz bewegen,
wenn es zwanzig schöne Zeilen lang mißlingt.
Doch im Spiegel kommt dir was ganz anderes entgegen.

Ich geh jetzt, du warst nie mein Mann. Ich bin aus diesem Land.
Ich bin aus Frau gemacht.
Ich hab dich lieb.
Ich hab dich lieb allein, so atmen wir.

Mein neues Land wird mich mit fließend Wasser waschen,
mich wiegen in adretten Betten, mich umdenken in sein Idiom.
Ich werd dort tausend Fotos von dir machen
und im Schauen mich an deiner Leere sattgesehen haben.

Bernard Dewulf
(Niederlande)




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Gedichte aus aller Welt

20.12.2012 um 15:54

L’adieu

Tu peux bien prendre la mer par les cheveux
et la secouer comme un vieux tapis,
endormir tout une fôret en la regardant
droit dans les yeux, attacher

le vent au bout d’une ficelle et le mener
à la baguette, c’est facile, à peine
un jeu d’enfant dans la chambre des mots,
et l’univers dans ta poche n’est plus

qu’une bille de verre ; mais effacer
une lettre, une seule, du cri qu’elle a poussé
quand, brûlant ses derniers vaisseux,
tu as laissé retomber sur le seuil

sa main blanche, ça non.

Guy Goffette
(Belgien)



Adieu

Du kannst ja das Meer bei den Haaren greifen
und es schütteln wie einen alten Teppich,
einen ganzen Wald einschläfern, blick ihm einfach
gerade in die Augen, den Wind

an eine Schnur binden und ihn mit dem Schlagstock
treiben, das geht einfach, nicht mal
ein Kinderspiel im Zimmer der Wörter,
und das Universum in deiner Tasche ist nur

noch eine Murmel aus Glas; aber einen Buchstaben
auslöschen, einen einzigen, aus dem Schrei, den sie ausgestoßen hat,
als, ihre letzten Schiffe versenkend,
du auf die Schwelle herabfallen ließest

ihre weiße Hand, das nicht.

Guy Goffette
(Belgien)




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Gedichte aus aller Welt

20.12.2012 um 18:01
The Troubled Soul

He walked the streets of the undead.
Before his eyes drunks fell into their graves.
Merchants in pinstripe dealt in rags and bones.

Beyond the city, cemeteries dominated the landscape.
Nightingales croaked above leprous willows.
The bells of empty churches tolled sadly.

Blue shadows on limed walls stalked him.
One was his sister's, whose endearments
abated his loneliness but pained him to the quick.

Where was he going? Beyond an imposed self
no longer himself, to create a new self.
But who and out of what to create a new self?

Delving into the depths of the dead
in vain he sought answers to his distress.
Then back to a dark sky and flashes of lightning.

In his madness
he traversed plains in search of redemption
for himself and all his kind.

Demons not angels
danced on the needle point of his mind.

Michael Smith (Irland)


Unruhige Seele

Er durchschritt die Straßen der Untoten.
Betrunkene fielen vor seinen Augen in ihre Gräber.
Kaufleute in Nadelstreifen handelten mit Lumpen und Gebeinen.

Außerhalb der Stadt beherrschten Friedhöfe die Landschaft.
Nachtigallen krächzten über leprösen Weidenbäumen.
Traurig läuteten die Glocken leerer Kirchen.

Blaue Schatten an gekalkten Wänden verfolgten ihn.
Einer davon der seiner Schwester, deren Koseworte
seine Einsamkeit linderten, ihn aber auch bis ins Innerste schmerzten.

Wo lag sein Ziel? Über ein aufgezwungenes Selbst hinaus,
das er nicht mehr war, ein neues Selbst zu schaffen.
Doch wer sollte woraus ein neues Selbst zu schaffen?

Abtauchend in die Tiefen der Toten,
suchte er vergebens Antworten auf seine Verzweiflung.
Dann zurück zu dunklem Himmel und zuckenden Blitzen.

In seinem Wahn
überquerte er das Flachland auf der Suche nach Erlösung
seiner selbst und aller seiner Art.

Dämonen - keine Engel -
tanzten auf der Nadelspitze seines Geistes

***


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Gedichte aus aller Welt

21.12.2012 um 17:11

Jesu’ letzte Mission

Mitleidlos hart und mit kühler Strenge
greift des Statthalters Blick in Volkes Gemenge.
Grobe Schergen stoßen ihn höhnend voran,
verurteilt vom Pharisäerbann.

„Lauf, König der Juden, bald wirst Du erstehn’,
doch will Dich zuvor der Statthalter sehn!“
Auf weißem Marmor, vor des Statthalters Thron
liegt stöhnend vor Schmerzen des Gottes Sohn.

Mit gepeinigtem Körper, blut- und staubverschmiert,
eine Krone aus Dornen sein Haupte ziert.
Der Statthalter Roms birgt Neugier im Herzen,
will nicht ahnen des Jesu’ brennende Schmerzen.

Bald Ekel, bald Abscheu seine Sinne erfüllen
Doch möcht’ er die Absicht des Juden enthüllen.
Will wissen, ob Einfalt statt arger List
des Nazareners Beweggrund ist.

Aufruhr und Chaos, so schwant es ihm heiß,
gilt’s zu vermeiden um jeden Preis.
Was scher’n ihn die Sogen der Juden im Land?
Doch schreckt ihn des Weibes warnende Hand.

„Der Hass des Kaifas ist nicht Dein Plaisir
Der Zorn der Götter wird schreien nach Dir!“
Wie dumpfe Drohung schallt’s ihm im Ohr,
voll Zauder schaut er zum Himmel empor.

„Die Furcht ist ein Schutz vor böser Gefahr!“
Erst jetzt nahm er wieder von Jesus gewahr.
Diese Worte rührten ihn peinlich an,
als hätte er schon das Unrecht getan.

Mit Ungeduld schickt er die Wachen fort,
kein Zeuge soll bleiben am richterlich’ Ort.
„Die Angst gebührt dir, der sterben wird bald,
der Tod wird dich holen in gräulich Gestalt!

Wolltest den Umsturz im Lande erzwingen,
du selbst als König die Macht erringen.
Deine Lehre vom himmlischen Reich auf Erden,
wie trüglich, denn so wird es niemals werden!

Wer, glaubst du, soll Volkes Geschicke lenken?
Könnt’ man sich die Welt ohne Kaiser denken?“
Jesus blickt starr an Pilatus vorbei,
dann sprach er, als ob’s sein Geständnis schon sei:

„Das Glück der Menschen ruht in Gottes Hand,
so zu handeln, wie’s in den Geboten stand.
In göttlichem Sinne gerecht zu leben,
sei jedes Menschen höchstes Streben.

Vor Gottes Gesetzen sind alle gleich,
keiner soll arm sein und keiner reich!
So braucht’s keinen Herrscher in irdisch’ Gestalt,
denn nichts ist gerechter als des Schöpfers Gewalt.“

Zornröte steigt in Pilatus’ Gesicht.
„Du versuchst, mich zu narren, elender Wicht!
Gleichheit für alle, welch gefährlicher Wahn,
ob Kaiser, ob Pöbel – das geht doch nicht an!

Nur durch Angst vor der Macht bleibt die Ordnung gewahrt,
jeden Störenfried soll treffen die Strafe o hart!“
Erregten Schrittes die Veranda im Maß,
der Statthalter seine Fassung vergaß.

Die Menge draußen grölend erscholl,
Sie fordern, dass Jesus sterben soll.
„Hörst du den Pöbel, er fordert dein Blut,
er so unterscheidet zwischen Böse und Gut!“

In Jesu’ Antlitz schlägt Trauer sich nieder,
kraftlos reibt er die schmerzenden Glieder.
Noch Pilatus mit seinem Gewissen rang,
wo Mitleid die fürstliche Seele beschwang.

Kühles Wasser bot er dem Nazarener an,
auf dessen durstigen Lippen es labend verrann.
„Du erwartest zu viel von dieser Welt,
wo einzig nur zählt die Macht und das Geld.

Selbst sehende Menschen mit weiser Gesichte
prägten kaum den Verlauf der langen Geschichte.
Stets lenkten die Herrscher mit mächtiger Kraft
den Weltlauf der Dinge, wie sie es gedacht.

Bedenk’ deine Lage, wäg’ meine Worte,
qualvoll wird dein Gang bis zur Todespforte.
Noch kannst du dein Irren reulich verneinen
und ziehen in Frieden zurück zu den deinen.“

„Ich dank’ dir sehr, großer Hegemon,
doch nur durch den Tod ersteht Gottes Sohn!
Meine Seele zu retten, ist in niemandes Sinn,
sie wird auferstehen, so wahr ich Christus bin.

Zu richten vom Himmel am jüngsten Tag
Über die Seelen der Welt, so wie Gott es mag.
Nur wie ich, durch die Sühne der Welt,
wird auferstehen, wer’s mit der Tugend hält:

Die Seele im Menschen, die gerecht ist und liebt,
die der Lüge, dem Betrug, der Gewalt widersteht,
die leidet im Kampf gegen menschliches Leid
wird auferstehen in die Ewigkeit.

Ganze Völker schon fielen der Machtgier anheim,
vertrieben, verelendet, ja ausgerottet zu sein!
Das Elend des Übels, schon ist es im Schwang,
drängt die Welt an den Abgrund, den Selbstuntergang.

Nur wenn der Geist der Vernunft die Machtgier besiegt,
das Himmelreich auch auf Erden liegt.“
„Halt ein Nazarener, mich bekehrest du nicht,
das Leben erfordert pragmatische Sicht!

Die Welt gehorcht nur des Mächtigen Kraft,
so wie die Sonne den Tag sich erschafft.
Und wer sich als Gegner der Macht gefällt,
sich gegen die Kraft der Mächtigen stellt.

Verdammt sei dein Reich der Gerechtigkeit,
stehst in Feindschaft zu Rom und das geht zu weit!
Verdienst dreimal den Tod für deine Lehren,
die Ordnung der Welt so ganz zu verkehren.“

„Einmal zu sterben, wird ausreichend sein,
doch werd’ ich nicht reuen, will tapfer sein!
Verzeih mir, hier ist meine letzte Stunde,
Zeit zu zeugen von bedrohlicher Kunde.

Vom Schicksal erwählt, sollst du es sein,
als Letzter zu hören den Traum meiner Pein.
Ein Traum, der mich quälte in vergangener Nacht,
mir Schwermut und Sorgen im Herzen entfacht.

Die Luft stand heiß in Gethsemane,
sie nahm mir die Sinne, verwirrt wie im Wahne,
und plötzlich erhob sich auf einsame Bahn
mein Geist hoch am Himmel eilends voran.

Tief unter mir gähnten dunkel und leer
Berge und Täler, Städte und Meer.
Kein Leben, kein Wirken, kein pflanzliches Grün
zierten die Erde vom göttlich’ Bemüh ‘n,

Nach Tod roch ’s, Zerstörung und schauerlich’ Brand,
verwüstet die Erde von frevlerisch’ Hand.
Noch schwelte die Glut in schwarzen Ruinen,
graue Asche im Dunst, die Gier zu bedienen.

Dunkle Wolken verhüllten das Licht der Gestirne,
sie ahnten es nicht die mächtig’ Gehirne.
Sturm peitschte die Wellen der Ozeane,
geschmolzen die Gletscher vom eitlen Wahne.

Die Luft war erfüllt von drohendem Stöhnen,
Es schrie und heulte wie ferne Sirenen.
Da hört’ ich es deutlich, das Röcheln im Sterben,
den Tod der Menschheit sollte ich erben.

Vernichtet die Seelen des göttlich’ Geschlecht,
zerstört ihre Werke im letzten Gefecht.
So mischte sich in den Todesgesang
die Sturmflut der Meere zum Weltuntergang.

Und dann als alles im Tod sich vereinte,
da traf es mich hart und Gottvater weinte.
Am morgen wollt’ ich’s den Jüngern verkünden,
die Verheißung vom Ende, das Werk aller Sünden.

Doch bevor meine Warnung ihr Ohr erreichte,
mein Antlitz vom Kuss des Judas erbleichte.
Nun steh’ ich vor dir, großer Hegemon,
und vollende so meine letzte Mission.“

© Frank Strehle




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Gedichte aus aller Welt

21.12.2012 um 17:12

Was ich will...

Was ich will
Poet
Was ich singe
Mord
Der Niagarafall
Gelächter.
Weltuntergang
Ein Zucken meiner Schulter.
Geist
Eine Grube.
Erzengel
Erzene Soldaten
Meinem
Kinderspiel.
Das Firmament
Ein Seufzer
Gegen
Meinen
A u f schrei.

Klabund
(Alfred Henschke)




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Gedichte aus aller Welt

21.12.2012 um 22:16

Olin sel õhtul üksi nagu paljud

Olin sel õhtul üksi nagu paljud
ja sarna palju oli minus üht,
kõik mis mind jäiitas, võttis paljude kuju,
mitte ükski polnud eriline, kõik olid nagu kõik.
Ma mäletan, et ma küsisin, miks mina,
justkui ma mäletaksin, miks just mina ja ma kisendasin.

Jalutasin ühiselamu eest mööda, maja! oli kaks külge
kaks pirni mädanes kõnniteel, kaks lauda oli löödud akende ette,
aknast paistsid kaks meest, kaks naist, kaks last,
kaks puud, kaks ohvrit, kaks kilekotti, kaks õlut, kaks kuldketti
nii ahvatlevas ümbruses! Nii teravalt olin üks. Lisasin sammu,
miks just sina? Nuga lööb seda, kes jookseb verd.

Teadsin korraga täpselt, miks mina. Siia saab sündida eelkõige selleks,
et okastraadile jalg taha panna, oodata nagu needus oma
minekut ja tuiekut,
aega, mii näha oma nägu veelgi selgemalt, kaotada mälu ja
teha kõik heaks.

Või teha minekut. Või näidata näpuga.
Olin sel õhtul üksi nagu paljud
ja sama palju oli minus üht,
kõik mis mind jälitas, võitis paljude Kuju,
mitte ükski polnud eriline, kõik olid nagu Kõik.
Ma mäletan, et ma küsisin, miks mina,
justkui ma mäletaksin, miks just mina ja ma kisendasin.

Mis see siis ikka ära ei ole siin nii väga olla, öeldi mulle,
selles riigis janu maksab ja suured südamlikud mööndused
marsivad su mõistusesse küsides, kas tahad elada või surres
alistujaks tunnistatud saada. Kas tahad meie õhku.
Ma tahan tänada kõiki, kes rääkisid muile tapmisest ja
ajaloolistest kangeiastest, ajaloolistest näidenditest,
ajaloolistest romaanidest, ajaloolistest isikutest,
ajaloolistest ajaloolistest, kul hästi ma neld mäletan! See oleks olnud nagu eile, tühi
koolimaja,
kus löödi risti esimese klassi õpilane,
kellel polnud raha.

Olin sel õhtul üksi nagu paljud
ja sarna palju oli minus üht,
kõik mis mind jälitas, võttis paljude kuju,
mitte ükski polnud eriline, kõik olid nagu kõik.
Ma mäletan, et ma küsisin, miks mina,
justkui ma mäletaksin, miks just mina ja ma kisendasin.
Mäletan oma ristluude alandusi,
mäletan iga sisserännanud venda ja õde, kes mu juurde tuli

viisamurega
ja lasi mind seejärel mu tõekspidamiste koopas mädaneda.
Aga ma püsin vait, et mind
risti ei löödaks.

Olin sel õhtu! üksi nagu paljud
ja sama palju oli minus üht,
kõik mis mind jälitas, võttis paljude kuju,
mitte ükski polnud eriline, kõik olid nagu kõik.
Mäletan, miks just mina ja ma kisendasin.

Aga ma ei mäleta,
millise vastuse sain. Küllap lükkavad nad kivid eest,
siis on kergem.
Mida ma nendega siis peale hakkan?Veeretan tagasi. Kellegi teise ette.
Löön käega ja teen, nagu oleks mind ilmaasjata nähtud,
aga enne tõmban neid alt nagu jaksan, irvitan,
võitlen oma igapäevase masenduse eest,
peaasi, et hoian oma suu kinni, pügan heki ühetasaseks,
käed risti rinnale asetan ja vaatan, et mu valgus ei paistaks
silma.

Elo Viiding
(Estland)



Ich war an diesem Abend allein wie so Viele

Ich war an diesem Abend allein wie so Viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Ich spazierte am Wohnheim vorbei, das Haus hatte zwei Seiten
zwei Birnen gammelten auf dem Bürgersteig, zwei Bretter waren vor die Fenster genagelt,
in einem Fenster waren zwei Männer zu sehen, zwei Frauen, zwei Kinder,
zwei Bäume, zwei Opfer, zwei Plastiktüten, zwei Bier, zwei Goldkettchen
in einer so bezaubernden Umgebung! So total war ich eins. Ich legte einen Schritt zu,
warum gerade du?

Das Messer trifft den Blutenden.

Ich wusste plötzlich genau, warum ich. Hier wird man vor allem geboren,
dass man dem Stacheldraht ein Bein stellt, wie der Teufel
auf sein Kommen und Gehen wartet,
auf die Zeit, da man sein Gesicht noch deutlicher sieht, das Gedächtnis verliert und alles wieder gutmacht.

Oder man macht sich davon. Oder zeigt den Finger.
Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Was ist denn, wenn du in diesem gottverdammten Kaff wohnst, sagte man mir,
in diesem Land zählt der Durst, und große, von Herzen kommende Zugeständnisse
marschieren dir in den Verstand und fragen, ob du leben oder im Sterben
zum Verlierer erklärt werden willst. Willst du unsere Luft.
Ich will all denen danken, die mir vom Morden erzählt haben und
von historischen Helden, von historischen Stücken,
von historischen Romanen, von historischen Persönlichkeiten,
von historischem Historischem, wie gut ich mich an alles erinnere!

Es war, als wäre es gestern gewesen, das leere Schulhaus,
wo man den Erstklässler ans Kreuz schlug,
der kein Geld hatte.

Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.
Ich erinnere mich an die Demütigung meines Rückens (wie ich den Rücken beugte)
erinnere mich an alle eingewanderten Brüder und Schwestern, die zu mir kamen
mit Visumsorgen
und mich dann in der Höhle meiner Überzeugungen verrotten ließen.
Aber ich bin still, damit man mich
nicht ans Kreuz schlägt.

Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnerte mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Aber ich erinnere mich nicht,
was ich zur Antwort bekam. Bestimmt rollen sie die Steine weg,
dann ist es leichter.
Aber was soll ich mit ihnen anfangen?
Ich rolle sie zurück. Vor jemand anders.
Ich winke ab und tue so, als habe man mich unnötig entdeckt,
aber vorher zieh ich sie über den Tisch so gut ich kann, mache mich lustig über sie,
kämpfe um meine tägliche Depression,
Hauptsache, ich halte den Mund, schneide die Hecke gleichmäßig hoch,
falte die Hände auf der Brust und sehe zu, dass mein Licht niemand ins Auge fällt.

Elo Viiding
(Estland)




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Gedichte aus aller Welt

22.12.2012 um 14:37
@jofe
das Gedicht von Elo Viiding verursacht Gänsehaut.... Dankeschön:)


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Gedichte aus aller Welt

22.12.2012 um 22:35

Balada ghetelor de lac

Cînd sînt fericită nu scriu.
Cînd sînt fericită nu-mi trebuie alte jucării, nu-mi trebuie cărți, prăjituri, bărbați.
Astăzi mi s-au crăpat, pentru prima oară, ghetele de lac, ghetele mele cu care am bătutt drumurile atîția ani.
Una mai tare, cealaltă mai puțin. Dar pentru mine nu contează care s-a crăpat mai tare. Pentru mine ele sînt la fel. Le iubesc pe amîndouă la fel de mult. Același lucru se întîmplă și cu picioarele mele. Niciodată nu am făcut nici o diferențiere între ele. Ce i-am dăruit unuia, i-am dăruit și celuilalt. Și mi s-au supus în aceeași măsură. N-au existat certuri, disensiuni, remușcări, țipete. Doar cu mîinile am avut probleme. Aceste probleme au început pe la vîrsta de 12 ani. Întîmplător și fără nici o legătură, tot cam pe-atunci au început să-mi crească și sînii. Întîmplător și tot fără nici o legătură, sînul meu stîng a fost întotdeauna mai mic decît cel drept. Eram mai mult singură și ascultam în fiecare dimineață Buletinul hidrologic și cel mai tare îmi plăcea cînd auzeam lenivodezodiudaniubsomeșbestrant și tot așa. Atunci îmi luam mîinile, le așezam în fața mea și începeam să le vorbesc. Întîi calm, apoi din ce în ce mai tare. Pe cea dreaptă o chema Beatrice, nume frumos, pe cea stîngă, Alice, nume urît. Alice era proastă, rea, murdară, neascultătoare. Nu primea nimic de la mine, nici măcar o mîngîiere. Ba dimpotrivă uneori chiar o pocneam și îi spuneam să plece, obligînd-o să stea la spate. Beatrice era strălucitoare și nu mai are rost să-i enumăr calitățile. Beatrice era sufletul meu, o strîngeam la piept și îi spuneam cuvinte dulci, ne mîngîiam reciproc. O puneam să mă hrănească și să-mi scrie temele. Tîrziu de tot cînd m-am căsătorit, Alice a avut parte de o verighetă de aur pe inelarul ei. Și tot din acel moment, Beatrice a rămas destinată argintului și plasticului. Astăzi nu mai știu de Alice și Beatrice și nici pentru atunci nu pot băga mîna în foc dacă Alice o fi fost mîna dreaptă și nu invers.

Cînd sînt fericită, nu scriu. Astăzi însă mi s-au crăpat pentru prima oară ghetele mele de lac. Una mai tare, alta mai puțin. Dar pentru mine nu contează. Eu le iubesc la fel de mult pe amîndouă. Nu m-am gîndit niciodată la ele ca fiind două, două lucruri, două ființe pentru care trebuie să am două gînduri diferite. Poate pentru că ele au făcut din mine una singură și poate pentru că, pe măsură ce am crescut și m-am maturizat, sufletul mi-a coborît încet-încet din mîini în picioare. Sufletul meu are culoarea vișinie.

Alice sau Beatrice? Nu mai contează. Nu mai vorbesc de mult cu mîinile mele. Singurătatea mea nu se mai măsoară în lungi conversații cu ele, ci în adîncimea inboxului meu gol. Acum Alice stă în fața computerului și îi scrie mesaje lui Beatrice sau poate invers, Beatrice lui Alice. Numele mele de scenă își pierd strălucirea în mijlocul pustiei, unde doar o pereche de ghete solide te pot conduce spre oază.


Svetlana Cârstean
(Rumänien)



Die Ballade der Lackstiefel

Wenn ich glücklich bin, schreibe ich nicht.
Wenn ich glücklich bin, brauche ich kein anderes Spielzeug, ich brauche keine Bücher, Kuchen, Männer.
Heute sind zum ersten Mal meine Lackstiefel kaputt gegangen, die Stiefel, in denen ich viele Jahre lang herum gelaufen bin.
Einer mehr, der andere weniger. Aber mir ist egal, welcher kaputter ist. Für mich sind beide gleich. Ich liebe beide gleich. Genauso ist es auch mit meinen Füßen. Ich habe nie irgendeinen Unterschied zwischen ihnen gemacht. Was ich dem einen geschenkt habe, habe ich auch dem anderen geschenkt. Und sie haben sich mir im gleichen Maße untergeordnet. Es gab nie Streit, Meinungsverschiedenheiten, Gewissensbisse, Geschrei. Nur mit den Händen hatte ich Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten begannen im Alter von 12 Jahren. Zufällig und ohne Zusammenhang, begannen mir ungefähr zu dieser Zeit auch die Brüste zu wachsen. Zufällig und wieder ohne Zusammenhang, war meine linke Brust immer kleiner als die rechte. Ich war viel alleine und jeden Morgen hörte ich die Hydrologischen Nachrichten und am meisten mochte ich es, wenn ich Lenidorusodiumdanilenastrand und so weiter hörte. Dann nahm ich meine Hände, legte sie vor mich hin und fing an, zu ihnen zu sprechen. Zuerst ruhig, dann immer lauter. Die rechte hieß Beatrice, ein schöner Name, die linke Alice, ein hässlicher Name. Alice war dumm, böse, schmutzig, ungehorsam. Sie bekam nichts von mir, ich streichelte sie nicht einmal. Im Gegenteil, manchmal schlug ich sie sogar und sagte ihr, sie solle gehen, ich zwang sie, hinter meinem Rücken zu bleiben. Beatrice leuchtete und es hat wirklich keinen Sinn, all ihre guten Eigenschaften aufzuzählen. Beatrice war meine Seele, ich presste sie an die Brust und sagte ihr liebe Worte, wir streichelten uns gegenseitig. Ich trug ihr auf, mich zu ernähren und meine Hausaufgaben ins Heft schreiben. Sehr spät erst, als ich heiratete, hatte Alice einen goldenen Ehering auf ihrem Ringfinger. Und von diesem Moment an waren Silber und Plastik Beatrices Schicksal. Heute kenne ich Alice und Beatrice nicht mehr und auch für damals kann ich die Hand nicht ins Feuer legen, ob Alice nun die rechte Hand war oder umgekehrt.

Wenn ich glücklich bin, schreibe ich nicht. Heute sind mir zum ersten Mal die Lackstiefel kaputt gegangen. Einer mehr, der andere weniger. Aber für mich zählt das nicht. Ich liebe sie beide gleich. Ich hätte nie gedacht, dass sie zwei sein könnten, zwei Dinge, zwei Wesen, für die ich zwei verschiedene Gedanken haben muss. Vielleicht, weil die beiden aus mir eins gemacht haben und vielleicht, weil in dem Maße, in dem ich wuchs und erwachsen wurde, meine Seele langsam aus den Händen in die Füße herunterwanderte. Meine Seele hat die Farbe weinrot.

Alice oder Beatrice? Das ist jetzt egal. Ich rede schon lange nicht mehr mit meinen Händen. Meine Einsamkeit misst sich nicht mehr an den langen Gesprächen mit ihnen, sondern an der Tiefe meiner leeren Inbox. Jetzt sitzt Alice vor dem Computer und schreibt Nachrichten an Beatrice oder vielleicht umgekehrt, Beatrice an Alice. Meine Bühnennamen verlieren ihren Glanz in der Mitte jener Wüste, in der nur ein Paar fester Stiefel dich zur Oase geleiten kann.

Svetlana Cârstean
(Rumänien)




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Gedichte aus aller Welt

22.12.2012 um 22:40

gridlock agus gaol

air leathad na drochaid,
a suidhe na mo chàr, gun ghluasad,
ann an cuan de ghlainne ’s stàilinn,
cinn feirge ’s foighidinn
tromh na h-uinneagan, gun ghluasad,
ag éisdeachd ris an réidio,
naidheachdan an latha
’s fón astaigh, na guthan maotha
ùghdarrasach a cumail stiùir
air beachd is ceist, is
mise seo, nam chàr, gun ghluasad,
mar a tha gach ceann mun cuairt orm,
mar phrìosanaich nar ceallan dùrdail
ghlainne ’s stàilinn, ag éisdeachd
ris an réidio, na guthan maotha
cumail smachd air smuaint, ach
siud, mar chlaidheamh briathrach
mór, a sgudadh chinn nam maoth,
tha guth na feirge ’g éirigh a
fón-siùbhlach glaist an cuan de
ghlainne ’s stàilinn, fòs gun ghluasad,
ged a tha e gluasad mhonaidhean
de bhialachd is de bhriag, toirt
anail as na guthan maotha, gaoir
a chuthaich lasrach as an réidio,
bu siud an eas de dhìtidhean,
ach thàinig e gu tàmh, is ann an
sgàil’ an smuaint gun ghairm e
gaol da chéile, prìosanach gu bheil mi
anns an reothairt reòta seo, tha sinne
dlùth, is bì, is chunnaic mi, air gnùis
nam prìosanach, nan ceallan teann
de ghlainne ’s stàillinn, fiamh a ghàire
is leig mi fhìn mo smuaint an àird,
mar cholman gaoil, gu ruig e thu
gu ruig e thu

Aonghas MacNeacail
(Schottland)



TextStau und Liebe

auf dem abschüssigen Teil der Brücke
sitze ich in meinem Auto, ohne voranzukommen
in dem Meer aus Glas und Stahl
aus zornigen und duldsamen Köpfen
hinter den Scheiben, ohne voranzukommen
ich höre dem Radio zu
die Nachrichten des Tages
Anrufe von Hörern, lasche
laute Stimmen, welche steuern
die Meinungen und Fragen und
ich bin da in meinem Auto, ohne voranzukommen
wie jeder andere Kopf um mich herum
Häftlinge sind wir in brummenden Zellen
aus Glas und Stahl und ich höre
dem Radio zu, lasche Stimmen
steuern mein Denken, doch
dann, wie ein Schwert aus Worten
welches die Laschen köpft
erhebt sich eine Stimme des Zorns an
einem Handy, gefangen in dem
Meer aus Glas und Stahl, noch
immer, ohne voranzukommen, obwohl
jene Stimme sonst Berge versetzt mit
Lügen und Halbwahrheiten und den Atem
stocken macht, der Laschen, ein
Aufschrei der Wut bricht aus dem Radio, ein
tosender Wasserfall von Verdammungen
dann verebbt der Ärger, und in einem
Aussetzen der Gedanken erklärt die Stimme
jemandem die Liebe – ich mag ein Häftling sein
in diesem erstarrten Meer, aber wir bleiben
uns nahe – und jetzt sehe ich Gesicht um
Gesicht, gefangen in den engen Zellen
aus Glas und Stahl, ausbrechen in ein Lächeln
und lasse meine eigenen Gedanken steigen wie
Tauben und fliegen zu dir, meine Liebe
fliegen zu dir

Aonghas MacNeacail
(Schottland)




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Gedichte aus aller Welt

23.12.2012 um 16:16

Advent

Der Mensch begeht die stille Zeit
mit Hektik und Terminen.
Und Plätzchen stehen essbereit.
Dazu gibt's Mandarinen.

Ob Barmann oder Stewardess,
von Rügen bis nach Bayern,
wird jeder Tag zum Dauerstress,
der Grund sind Weihnachtsfeiern.

Geschenke werden hübsch verpackt.
Und junge Tannenbäume,
die werden einfach abgehackt
als Schmuck für triste Räume.

Mir tun die kleinen Bäume Leid,
dass sie so enden müssen.
Sie nadeln schon nach kurzer Zeit
und werden fortgeschmissen.

Was mir noch auf den Nägeln brennt,
das schreib ich dir vertraulich.
Am liebsten mag ich den Advent:
besinnlich und beschaulich.

© Roman Herberth




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Gedichte aus aller Welt

23.12.2012 um 16:17

Die gewichtige Weihnachtszeit

Wenn weihnachtlicher Glanz sich zeigt,
nicht nur der Stress mächtig ansteigt,
auch der Bauch an Umfang gewinnt,
weil nun die "süße Zeit" beginnt,
der kaum ein Mensch jetzt widersteht,
jedes Gramm auf die Hüften geht.

Weihnachtsgebäck, das man verschlingt,
rasch manche Naht zum Platzen bringt.
Der Höhepunkt der Weihnachtsschlacht"
erfolgt dann in der Weihnachtsnacht,
in trauter Runde ungehemmt
man nur das Allerbeste schlemmt.

Auch in der Zeit zwischen den Jahren
wird nicht rein "diätisch" verfahren.
Das alte Jahr besinnlich abschließt,
gerne einen guten Schluck genießt,
bei dem es allerdings nicht bleibt,
so das Gewicht nach oben treibt.

Doch der Vorsatz fürs neue Jahr
lautet klipp und klar: F.d.H."
Man sich jetzt sichtlich sehr hart quält
und laufend Kalorien zählt.
Ist das Gewicht endlich reduziert,
es schon bald wieder Weihnachten wird.

© Werner Siepler




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Gedichte aus aller Welt

23.12.2012 um 16:17

Besinnlich waren alle Weihnachtstage

Das Besinnen in den Weihnachtstagen,
darf nicht jeder leichthin für sich wagen...

Kann er sich doch ernstlich fragen:

"Bin ich der ich denke, dass ich bin?"
Kommt mir und andern dann zum Sinn...

Wahrheit: ...Dass wie er, ich anders bin!

© Georges Ettli




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Gedichte aus aller Welt

23.12.2012 um 16:18

Weihnachtsglanz

Im Weihnachtsglanz
liegt die Welt voll und ganz,
in Weiß ist die Stadt getränkt,
sodass uns das Chistkind seinen Segen schenkt.

Festlich und besinnlich liegt die Stadt,
die heute Weihnachten zu feiern hat,
friedlich liegt die Welt in seliger Freude,
denn Christi Geburt ist heute.

© Thomas Fix




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Gedichte aus aller Welt

24.12.2012 um 00:08
Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried


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Gedichte aus aller Welt

24.12.2012 um 21:42

Heiligabend

Jesus im Stall,
Freud´überall.
Engel, die lehren,
Gott zu ehren
und Frieden allen,
die ihm gefallen.
Hirten, die eilen
ohne Verweilen.
Stern geht voraus,
hält überm Haus.
Eltern und Kind
im Stalle sind.
Das Kind wird sacht
mit Gaben bedacht.
Im Stall ist es hell,
man ist an der Quell.
Durst ist gestillt,
Verheißung erfüllt.

© Irmgard Adomeit




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Gedichte aus aller Welt

24.12.2012 um 21:43

Heiligabend

Wir stapfen durch den tiefen Schnee
zu später Abendstunde.
Der Mond aus seiner dunklen Höh’
schickt silbern seine Kunde.

Der Zauber dieser heil’gen Nacht
lässt hell die Sterne strahlen,
als seien Engel auf der Wacht,
die sanft, doch leuchtend malen.

Zart glänzt der Schnee im Mondenlicht,
geheimnisvolle Stille;
wir gehen eingehakt, ganz dicht,
in trauten Glückes Fülle.

Ein Lächeln gleitet durch den Raum,
wir dürfen ’s selig sehen,
beglückt von unsrem Weihnachtstraum,
den liebend wir verstehen.

© Ingrid Herta Drewing




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Gedichte aus aller Welt

24.12.2012 um 21:44

Heiligabend bei uns

Bald ist der vierundzwanzigste Dezember,
der Tag, an dem man sich Geschenke schenkt.
Und die besorgt man oft schon vor November,
was ziemlich früh ist, wenn man’s recht bedenkt.

Jedoch die Zeit vergeht ja wie im Fluge.
Mit einem Male ist, juchheirassa,
der dreiundzwanzigste schon im Verzuge
und schwuppdiwupp die vierundzwanzig da.

Wo aber ist das schöne Haus geblieben,
wo man den Tee aus heißer Kanne trinkt,
nachdem man in der Kirche war um sieben,
und wo man vor geschmückter Tanne singt?

Es ist nicht da. Und bleibt sogar verschwunden,
nachdem man sehr empört um Hilfe schreit.
Und draußen ziehen Schurken ihre Runden,
die sind zu jeder bösen Tat bereit.

Man haust in ganz verdreckten Holzverschlägen.
Ist bettelarm.
Von Wohlstand keine Spur.
Und sucht umsonst nach Gottes gutem Segen.
Und weint.
Und ist ein Mensch.

Ja, weine nur.

Dann wacht man auf und schreibt die vierundzwanzig.
Die Welt ist heil. Man sitzt bei den Gewinnern,
wo man schon oft von vollen Tischen aß.
Singt tief verschneite Lieder, und man kann sich
an jenen bösen Traum kaum noch erinnern,
weil man ihn morgens beinah schon vergaß.

© Andreas Kley




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