Onlinehandel vs. Einzelhandel

Dwarf schrieb:Das kann man schade finden, aber das Leben verändert sich. Und das war schon immer so.

Die Frage wäre halt, ob Veränderungen zwangsläufig in Richtung Hässlichkeit und Tristesse gehen müssen. Bis jetzt habe ich noch keine Stadt gesehen, die vom blühenden Onlinehandel profitiert hätte und schöner geworden wäre.

Wie funktioniert das eigentlich mit der Versorgung von Reisenden, wenn es irgendwann nur noch Onlinehandel geben wird? Was nützt es mir, die gewünschten Produkte an die Heimatadresse senden zu lassen, wenn ich etwas direkt vor Ort bräuchte, wo ich mich grad aufhalte?

martenot schrieb:Wie funktioniert das eigentlich mit der Versorgung von Reisenden, wenn es irgendwann nur noch Onlinehandel geben wird?

An welche Produkte denkst du? Dinge des täglichen Bedarfs, Elektrokleingeräte usw. gibt es ja jetzt schon in den Supermärkten , die ja wohl bleiben werden.

martenot schrieb:Was nützt es mir, die gewünschten Produkte an die Heimatadresse

Amazon stellt auch an eine Wunschadresse zu, abgesehen davon gibt es Abholstationen usw.

Was für "gewünschte Produkte" zur Versorgung eines Reisenden schweben Dir denn da so vor?

THX1138 schrieb:Was für "gewünschte Produkte" zur Versorgung eines Reisenden schweben Dir denn da so vor?

Was genau schweben denn Reisenden so vor beim Einkaufen? Ich bin ja nicht der einzige Reisende, somit wäre das Schweben nicht exklusiv mein persönliches Thema.

Jedenfalls: wenn man länger auf Reisen ist, kommen ganz unterschiedliche Dinge in Frage, die man ggf. braucht, weil man etwas verloren hat, oder aus irgendwelchen Gründen benötigt. Es hängt auch von der Art der Reise und vom Typ des Reisenden ab. Jemand, der im Wohnmobil oder im Van unterwegs ist, braucht was anderes als der Badetourist oder ein Geschäftsreisender oder ein Langzeitreisender mit oder ohne Fahrzeug, etc.

martenot schrieb:Es hängt auch von der Art der Reise und vom Typ des Reisenden ab. Jemand, der im Wohnmobil oder im Van unterwegs ist, braucht was anderes als der Badetourist oder ein Geschäftsreisender oder ein Langzeitreisender mit oder ohne Fahrzeug, etc.

Letztes Jahr haben wir einmal Urlaub mit dem Wohnwagen gemacht. Man kommt da ja auch mit anderen Leuten auf dem Campingplatz ins Gespräch. Mein Mann hat da einen Grill gesehen, den er sehr gut fand. Er hat dann übers Internet so einen Grill bei Berger bestellt. Die haben Ladengeschäfte, machen aber auch Versand. Er hat das abgeklärt, dass das Paket an der Campingplatz-Rezeption abgegeben werden konnte. Dafür hat der Campingplatz 5 Euro verlangt. Das hat alles gut geklappt.

martenot schrieb:Jedenfalls: wenn man länger auf Reisen ist, kommen ganz unterschiedliche Dinge in Frage, die man ggf. braucht, weil man etwas verloren hat, oder aus irgendwelchen Gründen benötigt. Es hängt auch von der Art der Reise und vom Typ des Reisenden ab. Jemand, der im Wohnmobil oder im Van unterwegs ist, braucht was anderes als der Badetourist oder ein Geschäftsreisender oder ein Langzeitreisender mit oder ohne Fahrzeug, etc.

Also nichts konkretes, Hauptsache etwas was es nur online gibt...

Dann liefert es halt die Drohne (heran schwebender Dinge) an den temporären Ort an dem sich der Reisende im Augenblick aufhält - Problem gelöst.

nairobi schrieb:Er hat das abgeklärt, dass das Paket an der Campingplatz-Rezeption abgegeben werden konnte. Dafür hat der Campingplatz 5 Euro verlangt. Das hat alles gut geklappt.

Ich bin mir sicher, das machen Hotels auch. Selbst Rucksacktouristen dürften eine Packstation finden, wohin sie sich was schicken lassen könnten.

Ist halt die Frage was man so dringend braucht. Ersatzbrille, Ersatzschuhe haben wir immer dabei und der Rest würde sich irgendwie ergeben, denke ich. Apotheken und Supermärkte wird es ja weiterhin geben.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich bin mir sicher, das machen Hotels auch.

Das könnte ich mir auch vorstellen. Man müsste das im Einzelfall erfragen.
Das mit dem Grill war ja auch kein "Notfall". D.h. wenn das nicht geklappt hätte, wäre es auch kein Beinbruch gewesen.

nairobi schrieb:Das mit dem Grill war ja auch kein "Notfall".

Ich suche noch nach einem "Notfall" , für mich wäre das definitiv nur die Brille, die man beim Optiker ja sowieso meist nicht sofort bekommt und Schuhe weil die passen sollten. Mit anderen Dingen hätte der Reisende in meiner Stadt auch Pech :D H&M, C&A ein Herrenausstatter, für ältere Herren mit Geld, gefühlt 10 Barbershops und 20 Cafes, die alle Jahre den Besitzer wechseln - fertig.

martenot schrieb:Wie funktioniert das eigentlich mit der Versorgung von Reisenden, wenn es irgendwann nur noch Onlinehandel geben wird?

Die müssen sich dann früh genug überlegen, was sie auf Reisen brauchen, brauchen könnten.
Nicht dass ich für online Handel argumentieren wollte, aber das Problem ist mit Planung lösbar.

Groucho schrieb:Nicht dass ich für online Handel argumentieren wollte, aber das Problem ist mit Planung lösbar.

Naja, zum einen will man vielleicht nicht alles von Beginn an auf Reisen mitnehmen, vor allem bei längeren Reisen. Zum anderen geht auf längeren Reisen auch mal was kaputt oder verloren, oder es ergibt sich ein anderer Bedarf, der nicht vorher absehbar war.

martenot schrieb:Naja, zum einen will man vielleicht nicht alles von Beginn an auf Reisen mitnehmen, vor allem bei längeren Reisen. Zum anderen geht auf längeren Reisen auch mal was kaputt oder verloren, oder es ergibt sich ein anderer Bedarf, der nicht vorher absehbar war.

Ich verstehe das Problem nicht wirklich. Wenn etwas kaputt geht oder man verliert es, kann man sich doch auch unterwegs Ersatz besorgen, wenn es nicht recht Spezielles ist wie z.B.

Frau.N.Zimmer schrieb:die Brille, die man beim Optiker ja sowieso meist nicht sofort bekommt

Es sei denn, man ist irgendwo z.B. im Dschungel abseits der Zivilisation unterwegs oder als Astronaut oder Seefahrer.

nairobi schrieb:Wenn etwas kaputt geht oder man verliert es, kann man sich doch auch unterwegs Ersatz besorgen, wenn es nicht recht Spezielles ist wie z.B.

Genau, und dafür sind eben stationäre Geschäfte praktischer, als wenn man alles online bestellen muss.

Nicht mehr und nicht weniger als das wäre es, was ich sagen will. Von einem darüber hinausgehenden Problem hatte ich nicht gesprochen. Mir geht es nach wie vor nur darum, dass der stationäre Handel meiner Ansicht nach nach wie vor einen Sinn hat.

martenot schrieb:Genau, und dafür sind eben stationäre Geschäfte praktischer, als wenn man alles online bestellen muss.

martenot schrieb:Mir geht es nach wie vor nur darum, dass der stationäre Handel meiner Ansicht nach nach wie vor einen Sinn hat.

Da bin ich ganz bei Dir. Der Handel vor Ort hat auch weiterhin seinen Sinn.

nairobi schrieb:Wie ist es denn da drinnen? Wechseln die Läden auch alle paar Monate?
In der Stadt, in der ich arbeite, gibt es zwei Einkaufscentren. Ich gehe da aber tatsächlich kaum mal hin. Bin irgendwie eher nicht so der "Mall-Typ".

Es gibt Läden die gibt es seitdem ich ein Kind war, also seit 40 Jahren - es gibt auch Läden die halten sich kein Jahr, steter Wandel :)

Hier mal "Meines" - ca 200 Läden von ganz klein bis ganz groß, trotzdem übersichtlich verteilt, Markthalle in der Mitte usw.
Das sind alles reguläre Läden, also kein Outlet oder sowas.

https://www.alstertal-einkaufszentrum.de/

martenot schrieb:Die Frage wäre halt, ob Veränderungen zwangsläufig in Richtung Hässlichkeit und Tristesse gehen müssen. Bis jetzt habe ich noch keine Stadt gesehen, die vom blühenden Onlinehandel profitiert hätte und schöner geworden wäre.

Kommt ganz drauf an, wie die jeweilige Stadt mit der Situation umgeht.

Ich wohne in Deutschlands hässlichster Stadt und entsprechend sieht der Innenstadtbereich aus, auch wenn der Onlinehandel denkbar wenig Schuld an der aktuellen Situation hat.

Einmal den Rhein rüber sieht es schon ganz anders aus: Auch hier gab/gibt es in den letzten Jahren einige Leerstände und natürlich gibt es da auch ein paar hässliche Flecken, weil sich keine Nachmieter mehr finden. Wobei auch das nicht (nur) die Schuld des Onlinehandels ist, sondern auch viel mit teuren Ladenmieten zu tun hat und damit, dass man es früher als sinnvoll erachtete, gleich mehrere Läden unterschiedlicher Ketten in einen ca. 500 Meter-Radius in die Innenstadt zu setzen.

Da konnte man dann fußläufig zwischen verschiedenen H&M-, Kaufhof, Douglas, Thalia- und weiß der Geier was für Läden mit genau dem gleichen Sortiment hin und her tingeln. Was auch immer einem das gebracht haben mag. Teilweise ist das sogar noch heute so, aber zumindest bei den größeren Ladengeschäften mit den vermutlich richtig hohen Mieten geht das Modell heute nicht mehr auf, sodass dann auf jeweils einen Laden runter reduziert wird.

Die ganz großen mehrstöckigen Gebäude, die sicherlich baulich auch in die Zeit gekommen sein dürften, werden jetzt teilweise abgerissen und stattdessen werden auf der Fläche Mischlösungen mit einem hohen Anteil an Wohnungen und teilweise Platz für Praxen und kleine Geschäfte gesetzt.

Ist sicherlich ziemlich lukrativ für diejenigen, die die zumeist Eigentumswohnungen verticken. Neubauten in zentraler Lage dürften jedenfalls entsprechend begehrt sein.

Sterntänzerin schrieb:Ich wohne in Deutschlands hässlichster Stadt und entsprechend sieht der Innenstadtbereich aus, auch wenn der Onlinehandel denkbar wenig Schuld an der aktuellen Situation hat.

Ich denke, für den Rang als hässlichste Stadt können sich mehrere Städte bewerben, aber deine Beschreibung deutet auf Ludwigshafen hin? Woran diese Stadt hauptsächlich krankt, weiß ich tatsächlich nicht, aber mir scheint das Problem schon länger zu existieren, nicht erst seit dem Aufkommen des Onlinehandels.

Hier in meiner Stadt hat sich in den letzten paar Jahren tatsächlich ein Kahlschlag breit gemacht, der zum Teil auch mit der Benko-Pleite zu tun hat, aber sicher auch mit dem Onlinehandel. Eine frühere Einkaufsstraße ist derzeit quasi fast komplett leerstehend (jedenfalls war sie das, als ich zum letzten Mal durchgelaufen bin. Inzwischen meide ich die Straße, weil sie so trostlos aussieht).

@martenot

Du liegst richtig. Diese Stadt ist hier das Paradebeispiel dafür, was man städteplanerisch alles falsch machen kann. Das hat schon weit in der Vergangenheit begonnen, als nach dem Krieg die Steuereinnahmen noch sprudelten. Da hat man denn mehr groß als realistisch gedacht, mitsamt einem überdimensionierten Hauptbahnhof auf der grünen Wiese statt innerstädtisch, innerstädtischen Highways nach amerikanischem Vorbild und allerhand anderem Quatsch, der einem in der Gegenwart logistisch und kostentechnisch um die Ohren fliegt.

Ein Ergebnis dieser Entwicklung waren einzelne Shoppingcenter, die untereinander so weit auseinander lagen, dass sie nicht mehr ohne weiteres bequem fußläufig zu erreichen waren. Dass sowas niemand braucht, vor allem wenn man in der Nachbarstadt bequem durch eine Einkaufsstraße flanieren kann, hat man erst ziemlich spät realisiert und nach dem gescheiterten Shoppingcenter eins und zwei flugs noch ein drittes in die Gegend gesetzt.

Das eine Shoppingcenter war ums Rathaus herum gruppiert und wird gerade mitsamt diesem abgerissen, ins zweite ist einfach niemand mehr gegangen, obwohl es sich am zentralen städtischen Knotenpunkt für die Öffis befindet (bei dem es sich wie gesagt nicht um den Hauptbahnhof handelt). Während der Corona-Pandemie wurde es als Impfzentrum genutzt und aktuell ist's glaube ich eine Flüchtlingsunterkunft.

Mit weiterhin vorhandener Konkurrenz und in Zeiten des Onlinehandels wird man es auch nicht mehr hinkriegen, diese Stadt zu einem belebten Einkaufsziel umzuwandeln. Aber das muss man meiner Meinung nach auch nicht. Auch hier ließen sich massig brache Geschäfts- und Büroflächen in Flächen für Wohnungen umwandeln. Es müssen ja auch nicht zwangsläufig teure Eigentumswohnungen sein, die sich Ottonormalmensch niemand leisten könnte. Die gingen hier vermutlich sowieso nicht weg. So ein bisschen sozialer Wohnungsbau wäre aber auch schon schick.

Ich fand es immer irgendwie interessant, dass ausgerechnet in einer ansonsten schönen Region eine Stadt wie Ludwigshafen existiert, bei der sich anscheinend auch nach wie vor nichts zum Positiven ändert. Wobei ich mich schon touristisch aufgehalten habe. Ich habe unter anderem das Wilhelm-Hack-Museum besichtigt, das ich durchaus interessant und ganz schön fand.

Der Hauptbahnhof ist aber schon etwas dystopisch, zumal er zugunsten von "Ludwigshafen Mitte" auch verkehrsmäßig nicht mehr stark genutzt wird.

Sterntänzerin schrieb:Ich wohne in Deutschlands hässlichster Stadt und entsprechend sieht der Innenstadtbereich aus, auch wenn der Onlinehandel denkbar wenig Schuld an der aktuellen Situation hat.

Einmal den Rhein rüber sieht es schon ganz anders aus:

Bremen liegt nicht am Rhein, sondern an der Weser :)

Ich habe 6 Jahre zwischen Mannheim und Heidelberg gelebt, kenne die Ecke gut und empfinde Ludwigshafen nicht geil, aber auch nicht ungeiler Bochum beispielsweise.

Der Unterschied der Bebauung zwischen Mannheim liegt einfach an den verschiedenen Besatzungszonen. Die Amis - auf die ja immer wieder gerne geschimpft wird, warum auch immer - haben Mannheim einfach viel schneller und viel besser auf die Beine gestellt, als die Franzosen Ludwigshafen, was aber auch verständlich ist.