Amazon - Perfektes Konzept oder handfeste Bedrohung?

Hallo, liebe Mitglieder des Allmystery Boards. 😊

Ich würde mit diesem Thema gerne einen lebhaften Meinungsaustausch über die Vorzüge und Risiken ankurbeln, die der immer größer werdende Einfluss von Amazon mit sich bringt.


Was hat sich durch Amazon für uns verändert?

Amazon ist wahrscheinlich für viele von Euch genau so wie für mich eine alltäglich gewordene Alternative zum Einkauf im Ladengeschäft. Wie groß der Einfluss ist, wird klar wenn man sich vergegenwärtigt dass in Deutschland mittlerweile mehr als jeder dritte Online-Kauf bei Amazon getätigt wird. Tendenz weiter steigend.

Auf der anderen Seite steht der stationäre Einzelhandel mit vielen Kleinen und Mittleren Unternehmen, die im Wettbewerb mit den Online-Anbietern keine Chance haben. Aber auch insgesamt haben sich die Bedingungen, mit denen der Deutsche Einzelhandel zu kämpfen hat durch den explosionsartigen Aufstieg von Amazon erheblich zu dessen Nachteil verändert. Aber auch die Zukunft vieler Online-Händler gerät durch den stetig wachsenden Marktanteil des wohl größten Internet-Marktplatzes aus den Staaten in Gefahr überrollt zu werden.

Natürlich hat die Nutzung von Amazon aber auch sehr viele Vorteile mit sich gebracht. So ermöglicht sie uns beispielsweise einen schnellen und einfachen Einkauf von Waren, umfangreichen Zugang zu Produktinformationen, Preisen sowie einen hohen Komfort bei der Zahlung, einen umfassenden Kunden-Service und einen auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden, angepassten Online-Shop und noch vieles vieles mehr, das ich jetzt nicht aufgezählt habe.


Warum wird über Amazon eigentlich diskutiert wer ist an dieser Diskussion alles beteiligt?

Das Thema Amazon ist zu einem Dauerbrenner geworden. Vor allem die Einzelhändler (stationäre, also solche mit lokalen Ladengeschäften wie auch Online-Händler) fürchten aufgrund des anhaltenden Zuwachs an Marktanteilen von Amazon um ihre zukünftige Position am Markt.

Um die wichtigsten Entwicklungen des Einzelhandels auszutauschen und zu diskutieren versammeln sich die Vertreter zahlreicher kleiner und großer Einzelhandelsunternehmen zum Deutschen Handelskongress, wo es kürzlich zum Eklat zwischen dem Deutschen Vertreter von Amazon und den Vertretern der Einzelhandelsunternehmen kam.

Mehr über diesen Eklat und welche Vorwürfe gegen Amazon laut wurden könnt Ihr im nachfolgenden Artikel, den ich verlinkt habe erfahren:

https://www.welt.de/wirtschaft/article170681837/Amazon-ich-kann-es-nicht-mehr-hoeren.html


Ich würde mich freuen wenn meine Anregung bei Euch auf Interesse stößt. Und der Artikel bietet ja auch viele Punkte, die man in die Diskussion über die positiven und negativen Folgen von Amazon einbringen kann. ✌

Habe mal gelesen, Amazon will sich jetzt auch den Lebensmittelmarkt erschließen:
https://www.google.de/amp/www.sueddeutsche.de/muenchen/lebensmittel-online-bestellen-amazon-fresh-startet-in-muenchen-1.3740174!amp
Edit: ach das steht ja schon in deinem Link

Amazon geht konzeptionell mit der Zeit, während der Einzelhandel in Strukturen verharrt, die mal etabliert waren, es aber lange nicht mehr sind.

Allgemein haben wir als Käufer viele Vorteile durch das Internet. Der Markt ist transparent, wie noch nie. 

Ich persönlich habe noch nichts bei Amazon gekauft und beschränke mich soweit es geht generell bei online Bestellungen. Weil ich es immer vorziehe, die Ware in echt zu sehen, anzufassen, als mich von Fotos zum Kauf verleiten zu lassen. Aber man könnte ja durchaus Waren erst im Laden sich anschauen und dann den günstigeren Preis bei Amazon erzielen.

Amazon ist von der retail Seite her sehr streng reglementiert und jedes Fitzelchen Marke ist hoch bezahlt. Auf der anderen Seite bietet Amuon auch schöne Möglichkeiten/Module zur Produktvermaktung, wie die Aplus Seiten.
Hier können Produkte gezielt vorgestellt und im Detail illustriert werden.
Ich denke auch, der Einzelhandel wird immer mehr zum Erlebnis- und Eventorientiertem Familien-Ausflug in den großen Centren und shopping malls. Das kleine Geschäft mit persönlichem Assortiment hat wohl nur noch in gewissen Gegenden Chancen, wo es entweder Hippe grossstädter sind, die was besonderes suchen, oder halt konservative Menschen, die auch mit der digitalen Technik nicht mithalten.

Für mich gibt es nichts Schöneres, als in einem kleinen, unabhängigen 2 stöckigen Warenhaus in der Kleinstadt meiner Eltern im der Unterwäsche- und Einrichtungsabteilungs mich um zu schauen und einzukaufen. Keine Kette, gute Vorauswahl, angenehme Atmosphäre. Dafür bezahle ich gerne etwas mehr. Mein Job ist es unter anderem für Marken auf Amazon Brand stores und A plus Seiten einzurichten und von daher bin ich auch froh, das Amazon so steil geht...

@CMO
Amazon ist mittlerweile teuer  - man wird beim individuellen Preis ausgenommen.
Händler beim Amazon werden raus gekickt, da Amazon die Verkaufszahlen sieht und das Artikel im Programm aufnimmt.

Ich kaufe ab und zu bei Amazon ein. Allerdings meistens Ebooks, selten andere Produkte wie Klamotten oder seltenere Sachen.

Es kommt drauf an, was man haben will und wann. Lebensmittel kauf ich da nicht, weil es für mich einfacher und schneller ist, in einen der vielen Supermärkte zu gehen, die einem überall in der Stadt begegnen. Da muss ich keine Versandkosten zahlen und hab die gewünschten Sachen gleich zur Verfügung.

Dagegen ist es bei manchen Produkten schwieriger, die im stationären Handel zu bekommen, zumal auch die Internetauftritte der Händler mich oft nicht überzeugen. Wenn ich Bartwachs oder eine Bartbürste will, muss ich entweder lange rumsuchen und rumlaufen, hab dann nur eine kleine und teure Auswahl im stationären Handel - oder ich schaue kurz bei Amazon nach und kann innerhalb weniger Minuten das gewünschte Produkt finden, bestellen und liefern lassen. Auch die Lieferung selbst geht für mein Empfinden schnell.
Ich kann Bewertungen und Erfahrungen sehen und bekomme gute Preise. Wie üblich muss man natürlich schauen, ob es sich lohnt.

Ebooks kaufe ich fast nur bei Amazon aufgrund der großen Auswahl und der vernünftigen Preise. Ebooks haben für mich den Vorteil, dass ich sie überall hin mitnehmen und auch mal 2-3 Bücher lesen kann. Eines morgens, das andere lese ich nachmittags zur Entspannung weiter und das dritte vielleicht mal abends im Bett. Als Vielleser muss ich nicht 3 Bücher mit mir rumtragen.

Amazon überzeugt mich ganz einfach mit Leistungen, vereinfacht gesagt: ich bekomme einfach und schnell das, was ich will.

Einzelhändler müssen sich andere, überzeugende Konzepte überlegen. Sie müssen die Frage beantworten, warum die Leute in ihren Laden kommen sollen. Die Leute kommen, wenn ihnen ein Erlebnis geboten wird, eine besondere Atmosphäre, besondere Produkte oder Qualität.
Und kaufen dann auch etwas. Es kommt nicht allein auf Masse und billige Preise an.

Ich kaufe Bücher bei Amazon und auch Filme.

Früher habe ich das in der Buchhandlung meines Vertrauens gekauft.

Ich mag kleine Geschäfte in denen man noch beraten wird und wo ich Sachen auch anprobieren kann. Da brauch ich dann auch nichts zurückschicken.
Früher hatten wir in unserem Viertel so viele schöne kleine Läden. Vor ein paar Jahren wurde dann eine riesige Einkaufspassage gebaut. Viele der kleinen Läden, die es sich nicht leisten konnten, in die Passage zu gehen, sind weg. Die größeren Geschäfte sind jetzt alle in dieser nervigen, immer vollen und lauten Einkaufsmeile. Es bringt keinen Spaß, dort einkaufen zu gehen.
Die kleinen Ladengeschäfte wurden von Handyanbietern, Nagelstudios und Bäckereiketten eingenommen. Es ist nicht mehr schön, dort einzukaufen.

Niemals würde ich Lebensmittel bei Amazon oder einem anderen Versandhändler kaufen. Die Ware will ich sehen und selbst aussuchen. Wir haben zum Glück noch einen Markt. Dort kaufe ich häufig ein.

Einkaufen ist jetzt für mich nur noch eine lästige Pflicht. Spaß bringt das schon lange nicht mehr und ich ertappe mich manchmal, dass ich überlege, mir auch andere Sachen online zu bestellen. Noch kann ich widerstehen - aber wie lange noch?

Amazon ist mit der Zeit gegangen und wird verdammt gut geführt, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Für den Kunden gibt es viele gute Seiten, aber man sollte auch Dinge nicht ausblenden (Umgang mit Mitarbeitern, Steuermoral etc.).

Das Amazon in den Lebensmittelmarkt einsteigt, ist für mich eine logische Konsequent. Für den Verbraucher ist mehr Konkurrenz auf dem Markt sicher nicht schlecht.

Amazon ist für mich indiskutabel und ich kaufe dort nix.
Einerseits der Umgang mit Angestellten und ihre Lohnpolitik.
Andererseits diese Alexa , für mich eine Datenkrake ohne Ende. Wer weiß genau was die wirklich alles
abhört und was mit den Daten passiert.

Oh, ich bin wohl die einzige "Egoistin", die recht viel bei Amazon bestellt. Wow. ;) Dort gibt es eben nicht nur gute Preise - mein Lieblingsparfüm gibt es nicht überall, dort schon und das auch noch zu einem super Preis. Und wenn man als Frau alleine lebt, sich selbst finanziert, muss man schon ein bisschen aufs Geld achten. Ansonsten kauf ich dort nur DVDS, Videospiele und Kleinkram.

Ich verstehe auch nicht, warum ich augerechnet Amazon boykottieren sollte: Dass die Mitarbeiter nicht gut behandelt werden, tut mir echt leid für diese. Ich frage mich nur, ob es dann was ändert, wenn ausgerechnet ich nichts mehr dort kaufe? Und ob sich was ändert, wenn KEINER mehr dort kauft? Ich denke nicht, dass das an den Arbeitsbedingungen auch nur irgendwas ändert, außer, dass Leute entlassen werden, weil das Geld nicht mehr reicht ;)

Und hier im Ort gibt es so oder so noch kaum kleinere Läden, die ich unterstützen könnte, und alteingesessene Schneider oder Bäcker bekommen mein Geld sowieso immer und auch gerne. Ansonsten haben wir hier ein modernes Einkaufszentrum seit ca. 4 Jahren, mit allem was man braucht oder auch nicht -  Müller, Rewe, etc. Auf unserer Einkaufstraße sind kaum noch kleinere Läden mehr, aber da ist nicht Amazon dran schuld, sondern das Einkaufszentrum.

Fazit: Ja, der Kapitulismus ist böse und hart. Ich kauf meine Dinge trotzdem immer noch da, wo sie am günstigsten sind (und je nachdem, wie schnell ich es brauche), egal wo auch immer das dann letzten Endes ist.

So lange wie Amazon seine Lieferanten unter Druck setzt, seine MitarbeiterInnen ausbeutet, dafür sorgt, dass der Einzelhandel aus den Innenstädten verschwindet, seine Logistik-Unternehmen die Strassen verstopfen - so lange werde ich Amazon und vergleichbare Unternehmen boykottieren!

Doors schrieb:dass der Einzelhandel aus den Innenstädten verschwindet,

@Doors
Daran hat sicherlich nicht Amazon allein schuld :D

Naja - Alexa muss man ja nicht haben, wenn man bei Amazon kauft.
Solche Geräte gibt's auch schon von anderen Anbietern und wer sowas braucht, ist echt arm dran.

Hä aber geht ihr denn ins Lidl, ins Aldi, ins Norma und ins Rewe?
Wenn ich höre dass Amazon wegen Arbeitsbedingungen etc boykottiert wird, warum dann nicht alle anderen Läden auch? Oder bezahlten die Discounter ihre Mitarbeiter etwa gut? Oo
Wasn das schon wieder für ne Heuchel :trollengel:

Fracturner schrieb:Hä aber geht ihr denn ins Lidl, ins Aldi, ins Norma und ins Rewe?

Ach quatsch, da kauft niemand ein - und das Fleisch wird bestimmt auch IMMER frisch beim Metzger gekauft... ist doch klar ;)

@Black_Canary

Nicht allein, das ist richtig. Aber je mehr Menschen (ausschliesslich) online einkaufen, desto schlechter geht es dem stationären Handel. Wenn ich mir zwei meiner Interessensgebiete ansehe, nämlich Buchhandel und Modellbau-Fachgeschäfte, so kann ich den Schwund in den vergangenen rd. 15 Jahren deutlich erkennen. Wer sich heute in Fussgängerzonen herum treibt, wird feststellen, dass dort nahezu ausschliesslich Ketten ihre Filialen haben - ob Bäcker, Schuhe, Kleidung oder Telekommunikation. So werden Innenstädte unattraktiv und immer ähnlicher und gesichtsloser.

Das muss ich nicht auch noch unterstützen.

Ob ihr es glaubt oder nicht - mein Fleisch kaufe ich auf dem Markt beim Metzger. Den Dreck in den Fleischtheken vom Supermarkt kaufe ich nicht.
Gemüse, Eier und Milch genauso.

Die Produkte bzw. Hersteller/Händler, die ich für ethisch bedenklich erachte, weil ich bestimmte Dinge über sie weiss, werden von mir boykottiert.

Mein Auto nähert sich dem 18-Jährigen, mein Handy ist ähnlich alt, den letzten TV kauften wir vor mehr als 10 Jahren.
Coca Cola-Produkte kommen uns nicht ins Haus, ebensowenig wie Obst und Gemüse aus Spanien. Bei Kleidungsstücken und Konsumgütern achten wir schon sehr auf das Herkunftsland und auch sonst gilt "regional vor international" - ich will im Januar keine Erdbeeren, die weiter gereist sind als ich.

Schlecker, KIK, Lidl und Aldi haben mich vor über einem Dutzend Jahren zuletzt gesehen, bei Amazon kaufe ich ebenfalls seit Jahren nichts mehr.

Wer das Geld hat, hat die Macht. Ich als Konsument habe Geld - und ich habe die Macht, zu entscheiden, wem ich es wofür gebe.

Ich predige nicht den Konsumverzicht, dass alle in Sack und Asche gehen. Das überlasse ich überkandidelten birkenstocksandaligen Jutetamponträgerinnen.

Aber grundsätzlich pflege ich mich vor der Anschaffung von irgendwas schon genauer zu informieren und auch in mich rein zu hören:

Brauche ich das wirklich?

Wäre mir ein Leben ohne das unmöglich?

Brauche ich das jetzt?

Brauche ich das zu diesem Preis?

Wie lange hält das?

Wie, wo, von wem wurde es produziert?

Welchen Weg hat es hinter sich?

Welche Vor- oder Nachteile hat mein Konsum für andere?


Ja, und dann gibt es bestimmte Lebensmittel eben nur dann, wenn gerade regionale Saison ist. Dann werden sie auch eingelagert, als Marmelade, als Tiefkühlkost, als Saft.

Bestimmte Unternehmen werden von uns boykottiert, weil die Arbeitsbedingungen, so weit ich sie kenne und beurteilen kann, nicht meinen ethischen und sozialen Standards entsprechen. Darum gab's nichts von Schlecker, nichts von Lidl. Erinnere man sich an die Überwachung dort.

Okay, ich rede mich natürlich damit heraus, dass ich über bestimmte Produkte oder Unternehmen (noch) nicht genug weiss - und kaufe ein bestimmtes Produkt, eine bestimmte Marke, bei einem bestimmte Händler. Erfahre ich aber im Nachhinein Negatives, dann war das das letzte Mal, dass dieser Anbieter von mir Geld gesehen hat.

Ich kann mich nicht mit der Standardlüge der Generation meiner Eltern und Grosseltern heraus reden: "Wir haben damals ja von nichts gewusst..." ich kann mir heute das Wissen aneignen und meine Konsumentscheidungen davon abhängig machen.

Es gibt Erzeugergemeinschaften, Biobauernhöfe, Rindergilden, bei denen kannst Du ein Vieh adoptieren, es täglich auf der Weide besuchen - und irgendwann zerlegt in die Tikü packen.
Das ist zwar etwas teurer als Gammelfleisch vom Grabbeltisch, aber dann lieber einmal weniger Fleisch auf den Teller - und damit einmal weniger Gammel.

Auch in Grossstädten kannst Du Biofleisch beziehen oder Dich einer "Rindergilde" o.ä. anschliessen, bei der Du Deine Kuh noch persönlich kennst, bevor sie als Steak auf dem Teller landet. "Hallo Berta, Mensch, bist Du braun geworden! Und so zart!"

Doors schrieb:Nicht allein, das ist richtig. Aber je mehr Menschen (ausschliesslich) online einkaufen, desto schlechter geht es dem stationären Handel. Wenn ich mir zwei meiner Interessensgebiete ansehe, nämlich Buchhandel und Modellbau-Fachgeschäfte, so kann ich den Schwund in den vergangenen rd. 15 Jahren deutlich erkennen. Wer sich heute in Fussgängerzonen herum treibt, wird feststellen, dass dort nahezu ausschliesslich Ketten ihre Filialen haben - ob Bäcker, Schuhe, Kleidung oder Telekommunikation. So werden Innenstädte unattraktiv und immer ähnlicher und gesichtsloser.

Das muss ich nicht auch noch unterstützen.

@Doors
Aber das wäre auch ohne Amazon so - Amazon ist doch nur einer von vielen. Man kann doch heutezutage wirklich ALLES online kaufen.

Versteh mich nicht falsch, ich finde es ja nicht schlecht, wenn man zumindest konsequent ist - aber dann bitte auch nur bei sich in den kleinen Läden einkaufen, große Ketten meiden, nie im Internet bestellen - dann ist das ok!