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Behinderte - provokant betrachtet

171 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Abtreibung, Normal, Behinderte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 12:29
"Koreander" hat mich gerade in einem anderen Thread zu diesem Beitrag, den ich vor vielen Jahren geschrieben habe, inspiriert.
Ist allerdings etwas für geduldige Leser und Freunde langer Texte ;-)

Recht auf Leben
Provokante Betrachtung über Behinderte

Wenn es um heikle Themen wie Moral und Ethik geht, gibt es oft einen großen Unterschied zwischen Gesagtem und Gedachtem. Gehen wir mal unters Volk und fragen, ob Behinderte, besonders geistig Behinderte ein Recht auf Leben haben oder ob es nicht für alle Beteiligten besser wäre, wenn es diese Geschöpfe gar nicht gäbe.
Eine Welle von Empörung und Entrüstung über eine so dumme und ungehörige Frage würde uns entgegenschlagen und wir würden fast überall die gleiche Antwort bekommen, eine Antwort, die wir ganz automatisch erwarten, weil sie den allgemeinen Moral und Ethikvorstellungen entspricht: »natürlich hat jeder Mensch ein Recht auf Leben«. Jeder wird sich hüten, in der Öffentlichkeit etwas anderes von sich zu geben. Und von denen, die anders darüber denken, würde kaum jemand wagen, dies auszusprechen. Die meisten von ihnen trauen sich nicht einmal zu denken, was sie wirklich denken, weil sie sofort von Schuldgefühlen behelligt würden.

Wird die Behinderung eines Kindes rechtzeitig, schon im Mutterleib erkannt, wird dieses Kind noch ganz legal „zum Abschuss“ freigegeben. In diesem Stadium wagen wir es gerade noch zuzugeben, dass ein solches Leben wohl doch nicht lebenswert ist und nur eine Belastung sein würde, von den Kosten ganz zu schweigen.
Doch ist so ein Kind erst mal geboren wird es schon erheblich schwieriger. Ärzte und Schwestern die dieses Kind zuerst zu sehen bekommen, denken im ersten Moment vermutlich fast alle ähnlich »du lieber Himmel, wäre dieses Kind doch besser tot geboren«. Doch kaum einer wagt es solche Gedanken auszusprechen, weil er der Entrüstung seines Umfeldes sicher sein kann.

Ein gesunder Mensch kann sich nun mal nicht vorstellen, worin die Lebensqualität eines Behinderten, insbesondere geistig Behinderten liegt.
Aber auch mit Körperbehinderten tun wir uns schwer. Wie kann ein Mensch glücklich und zufrieden sein, wenn er nicht laufen kann, nicht tanzen, nicht Ski fahren, nicht durch Berglandschaften wandern? Was ist das für ein Leben?
Wie kann jemand glücklich und zufrieden sein, wenn er keine Hände hat, wenn er nicht basteln, handarbeiten, kochen kann. Er kann nicht einmal allein ein Buch lesen, weil er nicht umblättern kann, kann sich nicht waschen oder anziehen.
Was ist das für ein Leben?
Wie kann jemand glücklich und zufrieden sein, wenn er nicht sehen kann. Das Erwachen der Natur im Frühling, die satte Fülle, das bunte Treiben im Sommer, die faszinierende Farbenpracht des Herbstes oder die wunderschöne schneebedeckte, weiße Landschaft an einem strahlenden, sonnigen Wintertag!?
Was ist das für ein Leben?
Wie kann jemand glücklich und zufrieden sein, wenn er nicht hören kann. Nicht den Gesang und das Gezwitscher der Vögel, nicht das Rauschen der Bäume eines Waldes im Wind, nicht das tosende Brausen des Meeres, nicht die wunderschöne Stimme Pavarottis. Wie schrecklich niemals Mozart oder Strauss hören zu können, oder James Blunt, die Beatles oder Lindenberg?
Was für ein Leben soll das sein?

Jeder Mensch ist ein individuelles Einzelstück. Wenn sich auch Gedanken und Empfindungen vieler Menschen in bestimmten Situationen ähneln, so werden sie doch niemals im selben Augenblick dieselben sein. Uns so misst auch jeder Einzelne von uns die Qualität eines Lebens an seinen eigenen individuellen Empfindungen.
Für jemanden der dahinschmilzt und die Welt vergisst, wenn er Mozart hört, scheint das Leben nicht mehr lebenswert, müsste er auf diesen Genuss verzichten.
Ein leidenschaftlicher Bergsteiger oder Sportler kann sich nicht vorstellen, was ein Leben im Rollstuhl lebenswert macht.
Jeder geht nur von seinen eigenen Gefühlen, Erfahrungen und Erkenntnissen aus. Wie sollte er auch anders, er kennt ja nur diese wirklich. Woher soll er wissen, was in einem anderen Menschen vorgeht. Manche glauben es zu wissen, können jedoch bei ihren Vermutungen auch nur wieder von sich selbst ausgehen. Wir können es einfach nicht wissen. Was wir jedoch können, ist uns mehr Toleranz und Offenheit aneignen, für Dinge die außerhalb unseres eigenen Gedankenapparates noch existieren. Wir können versuchen, die Individualität des Anderen zu akzeptieren und sollten aufhören uns andere Köpfe zu zerbrechen. Wir könnten aufhören, Dinge und Menschen zu verurteilen, nur weil wir sie nicht verstehen. Jeder kann nur das begreifen, was er aufgrund seiner bisherigen Lebenserfahrung nachvollziehen kann, das, was er mit selbst Erlebtem, Gesehenem und Gefühltem vergleichen kann.
Warum sagen wir z.B. Kindern oft, das verstehst du noch nicht? Weil ihnen eben entsprechende Vergleichserfahrungen noch fehlen.
Die Summe des Erlebten, Gesehenem und Gefühltem ist die Lebenserfahrung und die ist eben bei jedem sehr unterschiedlich. Deshalb können wir bei niemandem voraussetzen, dass er uns auf Anhieb versteht. Und so gibt es auch vieles was wir nicht verstehen. Wir sollten es deshalb nicht unwirsch von uns weisen, sondern einfach nur beobachten, fragen und lernen.

Das Schlimmste für einen Behinderten, ist sicher nicht seine Behinderung, sondern der Umgang mit den sogenannten „Normalen“.
Viele „Normale“ fühlen sich Behinderten gegenüber unsicher und gehen ihnen lieber aus dem Weg, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Es ist für einen „Normalen“ fast unmöglich, sich einem Behinderten gegenüber völlig unbefangen zu verhalten, wenn sie sich das erste Mal begegnen. Es entsteht auf beiden Seiten eine spannungsgeladene Unsicherheit. Die „Normalen“ versuchen diese Unsicherheit zu überspielen und sich so „normal“ wie möglich zu verhalten, während sie fast zwangsläufig denken, »armer Teufel, was ist das für ein Leben«. Der Behinderte spürt diese Gedanken, was seinerseits sein Unbehagen steigert.
Wir brauchen mehr Offenheit und Verständnis auf beiden Seiten. Wir „Normalen“ sollten vielleicht zunächst einmal in Erwägung ziehen, dass es doch etwas geben könnte, was das Leben dieser Menschen lebenswert macht, von dem wir nur einfach nichts wissen......können.
Und die Behinderten sollten vielleicht ein wenig nachsichtiger mit den „Normalen“ sein.
Vielleicht sollten sie einem „Normalen“, der sie hilflos ansieht oder versucht, gerade das zu vermeiden, einfach sagen, »mach dir keine Gedanken Kumpel, mir geht`s besser als du denkst. Und nun steh nicht so belämmert rum, sondern schieb mich ruhig ein Stück, wenn du sowieso in meine Richtung gehst«
Das Eis wäre sicher auf beiden Seiten gebrochen.
Es gibt natürlich auch Behinderte, die grantig die Hilfe der „Normalen“ ablehnen, was uns natürlich zusätzlich verunsichert, weil wir nie wissen, ob wir an so einen geraten. Und viele von uns machen dann lieber einen Bogen um einen Rollstuhlfahrer, der vielleicht Hilfe haben wollte. Wir gehen dem Risiko aus dem Weg vielleicht angefaucht zu werden »ich brauche ihre Hilfe nicht«, ein Ausdruck von Verbitterung jener die vielleicht noch mit ihrer Lebenslage zu kämpfen haben.

Wir Menschen, jedenfalls die meisten von uns, haben einen natürlichen Drang zur Hilfsbereitschaft. Wenn wir z.B. jemanden sehen, der sein Auto schiebt, springen wir ganz spontan hinzu und schieben mit.
Wenn eine Mutter mit ihrem Kinderwagen in den Bus einsteigen will, findet sich ganz automatisch jemand, der mit anfasst.
Wenn wir jemanden sehen, der sich abmüht, ein schweres Möbelstück auf einen Hänger zu laden, packen wir ganz selbstverständlich mit an. Und genauso selbstverständlich stehen wir einem Rollstuhlfahrer zur Verfügung, der Hilfe braucht und annehmen möchte. Das hat in dem Moment nichts mit seiner Behinderung zu tun, sondern ist zum Glück eine unserer natürlichen Tugenden. Und das ist etwas, was so mancher Behinderte noch nicht begriffen hat und noch lernen muss. Es gibt eben auch unter den Behinderten offene, freundliche und verständnisvolle Menschen sowie grantige Griesgrame.
Aber was soll`s, ist doch alles normal. Reden wir drüber.

Ein anderes Problem ist das Verständnis für geistig Behinderte. Der erste unterschwellige oder auch offene Gedanke beim Anblick eines solchen Wesens, dass seine Umwelt scheinbar überhaupt nicht wahrnimmt, ist meistens, »wozu lebt so einer überhaupt? Die vegetieren nutzlos vor sich hin, merken nichts und kosten den Staat Millionen. Wozu das alles?«
Doch wir sollten uns mal die Mühe machen, etwas weiter zu denken. Keiner von uns sog. „Normalen“ kann sich in so einen Menschen hineinversetzen und eine eventuelle Lebensqualität nachempfinden. Aber das heißt ja nicht, dass es sie nicht vielleicht doch gibt. Wer will das wissen?
Nur weil wir uns etwas Bestimmtes nicht vorstellen können, weil es aufgrund unserer beschränkten persönlichen Erfahrung jenseits unseres Begriffvermögens ist, bedeutet das ja nicht, dass es das, was immer es sein mag, nicht gibt.
Wie wollen wir wissen, was in so einem scheinbar geistig völlig abwesenden Individuum vor sich geht. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen und macht sich sein eigenes Bild. Versuchen wir z.B. einem blind geborenem die Farbe rot zu erklären. Wir werden verzweifelt nach Worten und Vergleichen suchen und der Blinde wird sich irgendein Bild machen, obwohl er mit unseren Vergleichen natürlich überhaupt nichts anfangen kann. Aber er hat sein Bild und wir haben unseres. Und beide sind so verschieden, wie ein Stück Sahnetorte und ein Rollschuh, aber für beide ist das Bild real, denn jeder hat seine eigene Realität.
Vielleicht haben diese geistig entschwebten auch ihre Realität. Auf irgendeiner Ebene sicher. Es ist nicht die unsere. Aber sie sind nun einmal da und haben, wie jedes andere Lebewesen, ein Recht in ihrer Welt auf unserer Erde zu leben.

Jeder von uns hat seine Aufgabe im Leben. Mag die Aufgabe dieser vermeintlich armen Geschöpfe darin bestehen, den Rest der Welt zum Nachdenken und zu mehr Toleranz anzuregen. Wir wissen nichts von diesen Menschen, denn sie können sich uns nicht mitteilen. Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt ein Ich-Bewusstsein haben und wissen, was leben heißt und ob sie überhaupt etwas vom Leben haben.
Nach unseren Maßstäben sicher nicht. Aber was sind unsere Maßstäbe denn eigentlich wert? Wer oder was sind wir denn überhaupt. Ein kleiner unscheinbarer Haufen auf einem „Staubkorn“ im Universum.
Und weil wir so vieles nicht wissen, sollten wir nicht so vermessen sein, jemandem das Recht auf Leben abzusprechen.

Mit den Körperbehinderten können wir uns zumindest verständigen und wenn beide Seiten lernen, das Problem von beiden Seiten zu betrachten, gibt es vielleicht eines Tages keine Behinderten und „Normalen“ Menschen mehr, sondern einfach nur noch Menschen.

:-)

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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 12:44
Zitat von EmzeEmze schrieb:Wenn eine Mutter mit ihrem Kinderwagen in den Bus einsteigen will, findet sich ganz automatisch jemand, der mit anfasst.
Wenn wir jemanden sehen, der sich abmüht, ein schweres Möbelstück auf einen Hänger zu laden, packen wir ganz selbstverständlich mit an.
Kann ich nicht bezeugen, dass immer Hilfe kam.
Zitat von EmzeEmze schrieb:Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt ein Ich-Bewusstsein haben und wissen, was leben heißt und ob sie überhaupt etwas vom Leben haben.
Das ist nicht provokant, sondern eher abwertend.
Zitat von EmzeEmze schrieb:Ein leidenschaftlicher Bergsteiger oder Sportler kann sich nicht vorstellen, was ein Leben im Rollstuhl lebenswert macht.
Spätensts dann, wenn er es doch ist. Gab schon genügend Fälle - die sich von sowas nicht unterkriegen lassen...


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 12:46
Zitat von EmzeEmze schrieb:Mit den Körperbehinderten können wir uns zumindest verständigen und wenn beide Seiten lernen, das Problem von beiden Seiten zu betrachten, gibt es vielleicht eines Tages keine Behinderten und „Normalen“ Menschen mehr, sondern einfach nur noch Menschen.
soweit ich es verstehe gehst du hier nur auf die kognitiven fähigkeiten ein.
sicher..dort sind wir alle nur menschen.

aber der terminus "behindert" beschreibt eine einschränkung.
nach deinem verlangen sollen dann leute die im rollstuhl sitzen auch möbelpacker werden um "mensch" zu sein?

ein nicht behinderter kann nunmal dinge die ein behinderter nicht kann.
das ist weder abwertend noch macht es behinderte weniger menschlich.


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 13:23
Ich sage immer, meine Sichtweise ist nur eine von unzähligen, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und natürlich kann ich als Einzelner aus meinem Blickwinkel nicht alle Aspekte eines komplexen Themas überblicken.
Für mich ist der Sinn solcher Diskussionen, Puzzleteilchen aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven zu sammeln um das Bild des Themas zu vervollständigen.
@RobbyRobbe
Wenn ich von natürlicher Hilfsbereitschaft schreibe, meine ich das Grundsätzliche, nicht aber, dass JEDER Mensch jenes "Selbstlos-Hilfe-Gen" in sich trägt ;-)
emze schrieb:
"Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt ein Ich-Bewusstsein haben und wissen, was leben heißt und ob sie überhaupt etwas vom Leben haben."
Das ist nicht provokant, sondern eher abwertend.
emze schrieb:
"Ein leidenschaftlicher Bergsteiger oder Sportler kann sich nicht vorstellen, was ein Leben im Rollstuhl lebenswert macht."
DarkDoge: "Spätestens dann, wenn er es doch ist. Gab schon genügend Fälle - die sich von sowas nicht unterkriegen lassen..."
Das war ganz sicher nicht abwertend gemeint, sondern ich meinte einfach nur, wir wissen es nicht, weil sich solche Menschen nicht äußern können.
Und was den Bergsteiger betrifft, da gebe ich Dir Recht, aber das kann er erst wissen, nachdem er im Rollstuhl gelandet ist und sich damit arrangiert hat.
Mir geht es aber um die Vostellungskraft, bevor so etwas geschieht

@Nerok
Zitat von NerokNerok schrieb:aber der terminus "behindert" beschreibt eine einschränkung.
nach deinem verlangen sollen dann leute die im rollstuhl sitzen auch möbelpacker werden um "mensch" zu sein?
ein nicht behinderter kann nun mal dinge die ein behinderter nicht kann.
das ist weder abwertend noch macht es behinderte weniger menschlich.
Auch hier habe ich nichts abwertend gemeint. Im Gegenteil. Und wer meinen Beitrag wirklich aufmerksam liest - vielleicht steht auch ein bisschen zuviel zwischen den Zeilen, was nicht gleich erkannt wird ;-)- müsste erkennen, dass es mir um Verständnis, Toleranz und beiderseitige Annäherung geht.
Ich habe sogar große Achtung und Respekt vor sog. Behinderten, die oft mehr Kraft und Stärke, physisch wie psychisch beweisen, als es viele "Normale" je könnten.

:-)


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 13:32
@Emze
Zitat von EmzeEmze schrieb:Ich sage immer, meine Sichtweise ist nur eine von unzähligen,
Aus dem sehr langen EP läßt sich deine Sichtweise nicht unbedingt ableiten und zwischen den Zeilen lesen, nun, da kann man viel hinein interpretieren.

Geht es dir vorrangig um geistige Behinderung, um die Lebensqualität im Allgemeinen - d. h. keine Behinderungsart ausschließen - oder eher um die Akzeptanz der Nichtbehinderten gegenüber den Behinderten?


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 13:41
@brausud
ich Weis aus Erfahrung das VIELE Behinderte gar Nicht so Behindert sind wie VIELE meinen. Die Erzieher/Betreuer Nehmen Dene Alles ab. Die könne nich mal die kleinsten Behörden oder Arztbesuche Selber Machen weil die es NIE Gelernt haben!
Das ist ein guter Aspekt. In diesem Punkt bin ich grundsätzlich bei Dir :-)

Es heißt immer, der Mensch wächst an seinen Aufgaben und Herausforderungen.
Wenn z.B. bei einem kleinen Kind immer jemand da ist, der ihm die Schuhe zubindet, wird es niemals lernen selbst eine Schleife zu binden.
Das Gleiche Prinzip gilt bei unserem Umgang mit Behinderten.
Wir tun solchen Menschen sicher einen Gefallen damit, wenn wir ihnen aus lauter "Mitleid" alles abnehmen und ihnen damit zeigen, dass wir ihnen gar nichts mehr zutrauen.
Ich denke, das treibt sie in die Resignation Mut- und Antriebslosigkeit.
Erst die Notwendigkeit etwas allein tun zu müssen, fördert die eigenen Kreativität, macht stark und gibt einem das Gefühl der Nützlichkeit.
Das heißt nicht, dass man solchen Menschen jede Hilfe verwehren soll, man sollte nur genau beobachten und ein Gefühl dafür entwickeln, ob die Hilfe nur der Bequemlichkeit des Betreffenden dient -und diese damit fördern würde- oder ob Hilfe wirklich angebracht ist, weil Derjenige es tatsächlich nicht alleine kann.
Und ich mache da gar keinen Unterschied zwischen Behinderten und "Normalen", bei denen für mich das gleiche Prinzip gilt.
Eine Mutter, die z.B. ihren Kindern (oder auch Ihrem Partner ;-) ) alles hinterherräumt, hilft ihnen nicht, sondern forciert ihre Bequemlichkeit.

;-)


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14.01.2014 um 13:57
Um auch wegen den Ganzen Pädagogen auch was Gutes Abzusprechen Behaupte ich das es Nicht Leicht ist sich um Behinderte zu Kümmern da das Spektrum an Behinderung SEHR Breit ist, und man sich Nicht auf Jeden Einstellen Kann. Aber Bleibe bei meiner Meinug das >Viele< aber NICHT ALLE ihren Job Nicht Gewachsen Sind!


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14.01.2014 um 14:01
@Casa_blanca
Zitat von Casa_blancaCasa_blanca schrieb:Aus dem sehr langen EP läßt sich deine Sichtweise nicht unbedingt ableiten und zwischen den Zeilen lesen, nun, da kann man viel hinein interpretieren.
Es ist zugegeben schwierig, hier gleich beim ersten Mal "jeden zu erwischen" Geht mir nicht anders. Ich verstehe auch nicht immer gleich auf Anhieb was gemeint ist, weil jeder eben seine ganz eigene Art hat sich auszudrücken und zu interpretieren.
Aber auch das ist ja der Sinn solcher Diskussionen, dass man die Chance hat, sich Schrift für Schritt, bzw. Wort für Wort anzunähern ;-)
Zitat von Casa_blancaCasa_blanca schrieb:Geht es dir vorrangig um geistige Behinderung, um die Lebensqualität im Allgemeinen - d. h. keine Behinderungsart ausschließen - oder eher um die Akzeptanz der Nichtbehinderten gegenüber den Behinderten?
Mir geht es um jede Art von sog. Behinderung. Ich selbst habe mich schon vor langer Zeit davon befreit, diese Art von körperlicher und/oder geistiger Einschränkungen überhaupt als Behinderung zu betrachten. In Relation zu uns sog. Normalen scheinen Menschen mit Handicap natürlich behindert zu sein.
In meinem Denken unterteile ich Menschen nicht in unterschiedliche Kategorien, ich mache nicht mal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, sondern sage mir ganz einfach, wir sind alle n u r Menschen mit unterschiedlichen Stärken, Schwächen und Fähigkeiten.

Und in meinem Wunschdenken würden wir Menschen so funktionieren, dass wir uns gegenseitig ganz selbstverständlich ergänzen, indem die Stärken des einen die Schwächen des anderen wertungsfrei ausgleichen.

Apropos wertungsfrei, da hab ich was in meiner Zitatensammlung:

Jeder ist ein Genie, doch wenn Du einen Fisch nach seiner Fähigkeit beurteilst, auf Bäume zu klettern, wird er sein ganzes Leben im Glauben verbrigen, er sei dumm.
Albert Einstein

;-)


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14.01.2014 um 14:02
Ach und einige von Diesen Pädagogen Gehen mit ner Rosaroten Brille in Diesen Job und Merken erst in der Praxis und Vielleicht nach Mehreren Jahren das der Job Nix für die is.


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14.01.2014 um 14:04
Zitat von EmzeEmze schrieb:Erst die Notwendigkeit etwas allein tun zu müssen, fördert die eigenen Kreativität, macht stark und gibt einem das Gefühl der Nützlichkeit.
Word!


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 14:16
@Emze
Zitat von EmzeEmze schrieb:Ich selbst habe mich schon vor langer Zeit davon befreit, diese Art von körperlicher und/oder geistiger Einschränkungen überhaupt als Behinderung zu betrachten.
Es ist beachtlich, dass du das tust. Hast du jemals in deinem Leben mit Behinderten privat oder beruflich zu tun gehabt? Ist in deinem nahen Umfeld ein Beeinträchtigter, egal ob körperlich, geistig oder beides gleichzeitig?

Deine Einstellung ist im Grunde genommen gut oder wünschenswert. Aber der tägliche Umgang mit einem Behinderten zeigt, dass Behinderung eben Behinderung ist und bleibt.

Der "normale" Mensch setzt sich genau so lange nicht mit diesem Thema auseinander, so lange er nicht selber davon betroffen ist.

Meine ganz persönliche Frage an dich: Warum interessiert du dich dafür?


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 14:35
@Casa_blanca
Zitat von Casa_blancaCasa_blanca schrieb:Deine Einstellung ist im Grunde genommen gut oder wünschenswert. Aber der tägliche Umgang mit einem Behinderten zeigt, dass Behinderung eben Behinderung ist und bleibt.

Der "normale" Mensch setzt sich genau so lange nicht mit diesem Thema auseinander, so lange er nicht selber davon betroffen ist.
Ich gebe Dir völlig Recht darin, dass es ein erheblicher Unterschied ist, als Außenstehender/Nichtbetroffener eine Sache zu betrachten oder als jemand der mittendrin steckt in einem Dilemma.
Aber Deine Kritik bezieht sich auf die praktische Arbeit und den persönlichen Umgang mit sog. Behinderten, was sicher nicht leicht - für beide Seiten - ist.
Ich habe diese Erfahrung zwar noch nicht mit Behinderten gemacht, aber etwas Vergleichbares.
Ich habe den Lebensgefährten meiner Mutter in seinem letzten, 98. Lebensjahr 5 Monate lang betreut, weil sie- selbst kränklich- dazu nicht mehr in der Lage war.
Er war Vollpflegefall, füttern, waschen, wickeln...das volle Programm in 24 Std. Bereitschaft, ohne jede Erfahrung auf diesem Gebiet. Eine echte Herausforderung, an der auch ich gewachsen bin.

Deshalb denke ich, auch im praktischen Bereich ein bisschen mitreden zu können.
Und schwierige Menschen, vor denen man oft allein schon aus moralischer Verpflichtung nicht fliehen kann, gibt es auch unter den sog. Normalen ;-)

Aber mir ging es hier weniger um praktische Hürden, sondern um die geistige Einstellung und Erwartungshaltung zu dieser Thematik. Und wenn man da mit sich selbst im Reinen ist, kann das vielleicht helfen auch die praktischen Hindernisse etwas leichter zu meistern.

Und um Deine Frage nach meinem persönlichen Interesse zu beantworten,
Ich beschäftige mich, auch als Nicht direkt Betroffener, einfach gern mit den unterschiedlichsten Problemen unserer Gesellschaft.

;-)


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 14:50
@Emze
Zitat von EmzeEmze schrieb:Aber mir ging es hier weniger um praktische Hürden, sondern um die geistige Einstellung und Erwartungshaltung zu dieser Thematik.
Praktische Erfahrung in der Pflege und im Umgang mit Pflegebedürftigen zu sammeln ist ja schon ein positiver Ansatz, um überhaupt Einblick in die Szene zu haben.

Zur geistigen Einstellung der Nichtbehinderten: Da muss generell unterschieden werden zwischen den Behinderungsarten. Was auffallend ist, Behinderte, die kognitiv nicht beeinträchtigt sind und sich auch dementsprechend mitteilen können, werden erfahrungsgemäß anders gesehen und toleriert.

Um es einfach auszudrücken: Kann jemand mit einem Behinderten nicht kommunizieren, dann wird derjenige nur allzu leicht von der Gesellschaft ausgeschlossen. Bewußt ausgeschlossen, weil die Menschen nicht wissen, wie sich gegenüber solchen "Andersartigen" verhalten sollen.


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14.01.2014 um 15:33
@Casa_blanca
Alles was Du schreibst, sehe ich genau so. Ich betrachte das Ganze eben nur aus einem von vielen Blickwinkeln.
Sicher tragen praktische Erfahrungen immer dazu bei, die bisherige Sicht der Dinge zu konkretisieren, zu verfeinern oder grundlegend zu verändern. Aber den meisten "Normalen" bleibt die Gelegenheit für praktische Erfahrungen "erspart" oder auch verwehrt, wobei sich sicher niemand darum reißen wird, außer jenen Wenigen, die sich sich zu derartigen Hilfsberufen berufen fühlen.

Und natürlicherweise treten wir körperlich Behinderten, deren geistige Fähigkeiten nicht beeinträchtigt sind anders gegenüber, als jenen Enthobenen, die uns gar nicht wahrnehmen.

Aber für beide gilt es, zunächst eine positive Grundeinstellung zu erlangen, die dem inneren Impuls "um den mach ich lieber einen Bogen" entgegenwirkt und uns von innerer Befangenheit befreit.
Das ist aus meiner Sicht die Basis, der erste Schritt, um zu dem zu kommen, was Du schreibst.

Deshalb "arbeite" ich erst mal an dem Grundsätzlichen.

;-)


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 15:45
@Emze
Zitat von EmzeEmze schrieb:Und natürlicherweise treten wir körperlich Behinderten, deren geistige Fähigkeiten nicht beeinträchtigt sind anders gegenüber, als jenen Enthobenen, die uns gar nicht wahrnehmen.
An dieser Stelle möchte ich auf Stephen Hawking verweisen.

Jemand, der absolut nichts über Hawking weiß, was würde ein Nichtbehinderter bei einem Zusammentreffen mit ihm fühlen, denken.
Würde Hawking nicht als armer schwerst Körperbehinderter wahrgenommen, würde sich jemand die Mühe machen, mit ihm zu kommunizieren? Würde sein körperlicher Zustand einen Rückschluss auf seine geistigen Fähigkeiten zulassen?


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14.01.2014 um 15:50
Behinderte, insbesondere geistig behinderte, sind seit jeher mit dem Stigma der Unproduktivität und der Entmenschlichung belegt.

So etwas kann dann, bei über Bord Werfen aller Moral und Religion, zu kalt-technokratischen Bezeichnungen wie "Balastexistenzen" führen.


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14.01.2014 um 15:54
@Helenus
Zitat von HelenusHelenus schrieb:So etwas kann dann, bei über Bord Werfen aller Moral und Religion, zu kalt-technokratischen Bezeichnungen wie "Balastexistenzen" führen.
Hatten wir ja schon mal. Das alles begann allerdings schon wesentlich früher, als man so ohne Kenntnisse annehmen möchte.

Die Zeichen stehen derzeit in dem Bereich auf "Sturmwarnung". Und es ist nicht nur Peter Singer. Auch in anderen Köpfen geistert da so manches herum.


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14.01.2014 um 16:05
@Casa_blanca
Jemand, der absolut nichts über Hawking weiß, was würde ein Nichtbehinderter bei einem Zusammentreffen mit ihm fühlen, denken.
Würde Hawking nicht als armer schwerst Körperbehinderter wahrgenommen, würde sich jemand die Mühe machen, mit ihm zu kommunizieren? Würde sein körperlicher Zustand einen Rückschluss auf seine geistigen Fähigkeiten zulassen?l
Wieder hast Du grundsätzlich Recht, ich hab nur immer so meine Probleme mit Verallgemeinerungen, weil ich mich idR lieber auf der Einzelfall-Ebene bewege. Und dort könnte ein solcher Jemand genauso gut einer sein, der überhaupt keine Berührungsängste mit Behinderten hat und ihnen auch normale Fähigkeiten nicht abspricht. Denn auch ohne Hawking zu kennen, werden uns durch die Medien genügend Beispiele geliefert, wozu körperbehinderte Menschen fähig sind.

Sicher kristallisieren sich bestimmte Verhaltensmuster heraus. Und in meinem Eingangsbeitrag bin ich ja auch schon ein bisschen auf "allgemeine" Gedankengänge eingegangen
emze: (...)Viele „Normale“ fühlen sich Behinderten gegenüber unsicher und gehen ihnen lieber aus dem Weg, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Es ist für einen „Normalen“ fast unmöglich, sich einem Behinderten gegenüber völlig unbefangen zu verhalten, wenn sie sich das erste Mal begegnen. Es entsteht auf beiden Seiten eine spannungsgeladene Unsicherheit. Die „Normalen“ versuchen diese Unsicherheit zu überspielen und sich so „normal“ wie möglich zu verhalten, während sie fast zwangsläufig denken, »armer Teufel, was ist das für ein Leben«. Der Behinderte spürt diese Gedanken, was seinerseits sein Unbehagen steigert.
Wir brauchen mehr Offenheit und Verständnis auf beiden Seiten.(...)
:-)


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Behinderte - provokant betrachtet

14.01.2014 um 16:13
Es gibt in der US Army übrigens einen Hund der nur 2 Beine hat, dem geht es absolut gut. Er geht in den USA zu Kriegsverletzten um ihnen zu zeigen, dass auch sie ein würdevolles Leben führen können.

http://www.dailymail.co.uk/news/article-1303762/Meet-Faith-legged-dog-inspiring-injured-troops.html
http://faiththedog.info/ (Archiv-Version vom 12.01.2014)
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/hoffnung-auf-hinterbeinen-wie-hundedame-faith-zum-ehren-sergeant-wurde-a-712277.html
Mal als Antwort gesehen, auf die Frage was ein Leben Lebenswert macht.


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14.01.2014 um 16:20
@Helenus
Zitat von HelenusHelenus schrieb:Behinderte, insbesondere geistig behinderte, sind seit jeher mit dem Stigma der Unproduktivität und der Entmenschlichung belegt.

So etwas kann dann, bei über Bord Werfen aller Moral und Religion, zu kalt-technokratischen Bezeichnungen wie "Balastexistenzen" führen.
im Grunde läuft das vom TE geschriebene ja genau darauf hinaus, auch wenn er mühevoll versucht es unter einem Haufen Geschwurbel zu verstecken!


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