Der Mensch Jens Söring

EclipseFirst schrieb:Ich darf noch ergänzen: Die anmaßende und schlechthin völlig unverschämte Art, die er in dem "Abschiedsschreiben" an die us-amerikanischen Ermittler schrieb.

Es scheint eine Geltungssucht zu sein, dass er sich zu allem äußern muss, um dem Gegenüber seine Bedeutung und Überlegenheit zu demonstrieren. Seine Mittäterin hat das nicht. Sie kann auch schweigen, was es für die Ermittler besonders schwer machte.

Hätte er sich seinen Abschiedsbrief an die Ermittler gespart, hätte man die Abreise auch als spontanes Gebahren von jungen Studenten auslegen können. Man ging ja öfter mal auf Reisen nach Übersee. Mit dem Rucksack durch Europa. Typisch junge Leute. Man benötigt sie für einen formellen Akt und sie haben gerade ganz andere Pläne und gehen auf Weltreise.
Nein. Jens Söring muss die Welt erklären und informiert auf schriftlichem Wege, dass er es "fast" ausschließen kann, diese Taten begangen zu haben.
Waren ihm diese zu jenem Zeitpunkt überhaupt angelastet worden? Hieß es nicht, man benötigt die Fingerabdrücke des näheren Umfeldes, um die Spuren am Tatort richtig einordnen zu können?

Er plappert und hört nicht mehr auf damit.
Kaum in Deutschland, schon ein Statement zur politischen Lage: Rassismus? Findet er natürlich auch sehr verwerflich. Und schon hat er den nächsten Ärger am Hals. Das mit der Reife ist bei ihm tatsächlich so eine Sache.

silentlistener schrieb:Kaum in Deutschland, schon ein Statement zur politischen Lage: Rassismus? Findet er natürlich auch sehr verwerflich. Und schon hat er den nächsten Ärger am Hals. Das mit der Reife ist bei ihm tatsächlich so eine Sache.

Ich hatte dich eigentlich zum Tatablauf gefragt. Jetzt bist du aber "silent" geblieben. Stattdessen hast du dich beim "plappern und Söring"
wiedergefunden. Vergiss nicht, dass er reifemässig dazu gelernt zu haben scheint. Für den Brief von vor 34 Jahren auf den du abzielst, hatte er sich entschuldigt. Sollte man nicht unerwähnt lassen, auch wenn man Söring ganz offensichtlich als Reizfigur wahrnimmt.

Dr.Lenco schrieb:Für den Brief von vor 34 Jahren auf den du abzielst, hatte er sich entschuldigt.

nein er hat sich nicht entschuldigt. Indirekt hat er dem schwarzen Insassen die Schuld gegeben, der ihm angeblich einen Krug über den Kopf gezogen haben sollte. Es sind und waren und werden immer die anderen gewesen sein. Die Geschichte hört sich natürlich auch wieder mal so richtig glaubwürdig an. Krug und Gefängnis?

Dr.Lenco schrieb:Solange er nicht schreibt, was Beever explizit gesagt hat und weiterhin die Variante vom flöten schreibt ist das widersprüchlich.

Wir sollten hier aber nicht päpstlicher als der Papst sein.
Ich bin kein Kriminalist. Aber ist es nicht gängige Praxis, dass man Täter isoliert, damit sie sich nicht absprechen können? Um dem einen dann zu suggerieren, dass der andere längst komplett gestanden hat? Was dann zum Geständnis verleiten soll? Der Bluff: "Wir wissen schon alles."
Falls diese Methode damals nicht angewendet wurde, rufe ich heute Nachmittag noch bei der Londoner Polizei an, damit diese Methode schnellstmöglich im Repertoire aufgenommen wird. Mein Anruf wird die britische Polizeiarbeit ganz sicher revolutionieren.

Ich werde jedenfalls nicht weiter darüber grübeln, ob und wann da nachweislich etwas in die Zelle der Täterin "geflötet" wurde.

silentlistener schrieb:Der Bluff: "Wir wissen schon alles.

das wird sogar hier bei uns so praktiziert.

Es ist wenig sinnvoll, mehrere Tatverdächtige gemeinsam zu befragen, damit sie einheitlich das selbe erzählen.

Auch bei uns wird der ein oder andere Ermittler suggerieren, dass der andere Part geplaudert hat. Immerhin möchte man bewirken, dass der potentielle Täter plaudert bzw. gesteht. Da geht man mit Sicherheit nicht nur mit Samthandschuhen vor, sondern greift u. a. zu dem ein oder anderen psychologischen Trick.
Ich weiß nicht, welche Vorstellung einige von der Ermittlungsarbeit haben. Da sind schon so einige toughe Typen dabei. Auch auf Ermittlerseite und auch bei uns in Deutschland. Die lassen sich auch nicht beliebig lange an der Nase herumführen und können mit Sicherheit auch ungemütlich werden. Das z. B. ist im Fall JS nie nötig gewesen. Er hat freiwillig wie ein Vöglein gesungen.

was wäre wenn?
JS sagt: Hallo Leute, ihr habt alle Recht gehabt. Nur ich habe NH und DH im Alkoholrausch niedergemetzelt.
Ich habe Grenzen überschritten die kein Mensch überschreiten sollte.
Ich habe über 30 Jahre im Gefängnis gesessen und hätte reflektieren können.
Ich habe keinen Kontakt mehr zu meiner Familie oder Blutsverwandschaft,
kein Psychologe kann mir helfen da ich keine Schuld habe; jedenfalls kann ich mich nicht mehr
erinnern, da ich alkoholbedingt einen Filmriß hatte.
Leider ist in den USA verminderte Schuldfähigkeit nicht so klar definiert wie in D.
Womit könnte ich hier in D meinen Lebensnterhalt verdienen?
Nur ernst gemeinte Nachrichten an: https://jenssoering.de/kontakt1 (Archiv-Version vom 13.08.2020)

Venice2009 schrieb:nein er hat sich nicht entschuldigt. Indirekt hat er dem schwarzen Insassen die Schuld gegeben, der ihm angeblich einen Krug über den Kopf gezogen haben sollte. Es sind und waren und werden immer die anderen gewesen sein. Die Geschichte hört sich natürlich auch wieder mal so richtig glaubwürdig an. Krug und Gefängnis?

Dann hab ich mich wohl verlesen. Eigentlich war das völlig unmissverständlich, was er auf Twitter dazu schrieb. Aber die Mobber
dort hatten sich genauso unverständig gezeigt.
Ein Söring wird es manchen niemals mehr recht machen können. Soviel ist mal sicher.
Gut, ich merke zum Tatablauf mag sich niemand mehr äußern.

@Dr.Lenco
er hat doch das Verhalten des Schwarzen als Anlass für den Brief genannt. Also indirekt war er es somit Schuld gewesen, weshalb er diesen rassistischen Brief verfasste. Unverständlich, man verfasst schließlich auch keine rassistischen Briefe, wenn sich weiße Personen daneben benehmen.

Venice2009 schrieb:er hat doch das Verhalten des Schwarzen als Anlass für den Brief genannt. Also indirekt war er es somit Schuld gewesen, weshalb er diesen rassistischen Brief verfasste. Unverständlich, man verfasst schließlich auch keine rassistischen Briefe, wenn sich weiße Personen daneben benehmen.

Man sollte sich auch wundern, wenn Gouverneure sich in KKK-Kostümen zeigen. Natürlich war seine Äußerung daneben. Gut, dass
er sich dafür in 2020 entschuldigt hatte. It is never too late.

Dr.Lenco schrieb:Ich hatte dich eigentlich zum Tatablauf gefragt. Jetzt bist du aber "silent" geblieben. Stattdessen hast du dich beim "plappern und Söring"
wiedergefunden.

Du hast vollkommen Recht.
Ich nehme es mir heraus, auf meiner Schiene erst einmal weiterzufahren. Deshalb verharre ich gerade beim "Plappern" des Jens Söring. (Ziemlich despektierlich und für Söring-Vertrauer sicherlich Adrenalin-fördernd. Gebe ich zu.)

Zum Tatablauf müsste ich mir die Sequenz in der besagten Folge nochmal anschauen, um meine Meinung Kund tun zu können. (Vielen Dank für Dein Interesse dafür. Du sollst allerdings wissen, dass ich kein Jurist etc. bin, sondern nur von schlichtem Gemüt.)

Auch solltest Du wissen, dass ich hier keiner Fraktion angehöre. Für mich sind beide "böse".
Und die Methoden der Ermittler und der Staatsanwaltschaft waren sicher nicht immer ganz sauber, um ans Ziel zu gelangen. (Der Zweck heiligt die Mittel.) So eiert Gardner vor Gericht auch ziemlich herum, als er merkt, dass er die Zigaretten-Sorte der Täterin nicht überprüft hat. Er hält stur an der These fest, dass sie anstiftete und er mordete.
Ich tendiere in meiner Meinung jedoch dahin, dass beide mordeten.

silentlistener schrieb:Zum Tatablauf müsste ich mir die Sequenz in der besagten Folge nochmal anschauen, um meine Meinung Kund tun zu können. (Vielen Dank für Dein Interesse dafür. Du sollst allerdings wissen, dass ich kein Jurist etc. bin, sondern nur von schlichtem Gemüt.)

Die einzige Möglichkeit das Auge der Jury teilweise zu übernehmen, bietet halt Vetter. Das du kein Jurist bist und ein "Leisetreter" bis
"Neutraler" ist dafür bestens geeignet.:)

@silentlistener
die Entfernung zwischen Bedford und Washington DC beträgt ca. 204 Meilen. Das sind ungefähr 330 km einfache Strecke. Jemand muss im Kino gewesen sein, bzw. den Zimmerservice bestellt haben. Wenn nicht eine dritte Person involviert war, wird es schwierig werden, dass beide Vorort gewesen sind.
Der Tisch der Haysoms war für das Dinner gedeckt gewesen bzw. waren sie beim Dessert. Also werden sie ungefähr zwischen 18.00 -20.00 Uhr getötet worden sein.

Ich habe jetzt mal auf den Mietwagenvertrag geschaut. Die gefahrenen Meilen betrugen 669 Meilen.Das sind 1076 km gewesen.

Venice2009 schrieb:Jemand muss im Kino gewesen sein, bzw. den Zimmerservice bestellt haben.

Vielleicht fehlt mir hier die Auffassungsgabe. Aber ich habe den Eindruck, dass selbst diese Frage (einer muss in Washington geblieben sein) zumindest vor Gericht nicht eindeutig herausgearbeitet werden konnte. Gibt es nicht auch die These, dass der Tat-Tag nicht zu 100%iger Sicherheit feststeht?
An diesem Punkt hat Herr Söring Recht: 'Das ist so ein komplizierter Fall.' (Für ihn doch eigentlich am wenigsten.) Aber für mich: Kinokarten, drei Vorstellungen, stattdessen Heroin genommen, Zimmerservice geordert mit echter oder falscher Unterschrift, vor Kino wiedergetroffen, Tischgedeck entsorgt mit Platzdecke oder ohne ... usw.
Ich bin ausgezählt.

@silentlistener
ich müsste mich wieder einlesen, mit der Zeit habe ich die ganzen Daten nicht mehr genau parat. Ich meine aber, dass das Zeitfenster wirklich sehr knapp bemessen war. Da ist einer von ihnen oder beide knapp 1100 km an einem Tag gefahren, haben einen Mord verübt, den Tatort gereinigt. Das alles nimmt Zeit in Anspruch. Es erscheint passend, dass er oder beide erst kurz um Mitternacht in Washington eingetroffen sind. Die Kinofilme wurden zwischen 16.oo Uhr und Mitternacht geschaut. Ich meine sie waren Freitag abends nach Washington aufgebrochen und Sonntags mittags wieder zurück nach Charlottsville gefahren. Das jetzt aber ohne Gewähr. Auf dem Mietwagenvertrag steht der 31.03.1985. Das war ein Samstag gewesen.

silentlistener schrieb:Gibt es nicht auch die These, dass der Tat-Tag nicht zu 100%iger Sicherheit feststeht?

Forensisch und pathologisch wurde das tatsächlich nicht eindeutig geklärt. Nachdem man allerdings die Eincheck- und Auscheckzeiten im Marriott kennt, bleibt eigentlich nur noch Samstagabend. Bei den Kinokarten war es ja Sörings Verteidigung, die später nahelegte, welche Kinokarten zu welcher Tageszeit verkauft worden sein könnten. Da die Vorhänge am Tatort zugezogen waren, sollte es dunkel gewesen sein.
Das passt auch zu Sörings Aussagen, egal ob er um ca. 16.00 DC verlässt oder EH. Im Audio Geständnis kann er sich an die Uhrzezit nicht erinnern. In einem anderen Geständnis erreicht er die Haysoms um Punkt 20.00 Uhr. Who knows. Das Essen könnte natürlich Lunch oder Dinner sein, aber auch NHs Nachtkleid deutet auf abends hin.

Venice2009 schrieb:Ich habe jetzt mal auf den Mietwagenvertrag geschaut. Die gefahrenen Meilen betrugen 669 Meilen.Das sind 1076 km gewesen.

Die 669 dürften sich bereits auf die umgerechnete Kilometerzahl beziehen.
Eine Strecke = 205 Meilen ergeben ca. 330 km

Eine Fahrt immerhin noch knapp 4 Stunden.

Keine Sorge, ich mische mich nicht in Euren interessanten Gedankenaustausch ein.

Ich habe - so dachte ich zumindest - sämtliche wichtigen Originaldokumente gelesen.

Mein Fazit zu dem Fall konnte ich für mich schon vor ungefähr zwei Jahren abschließend ziehen, sowohl in juristischer Hinsicht als auch in Hinblick auf die Persönlichkeitsstrukturen beider Verurteilter.

Trotzdem verfolge ich die Debatte nach wie vor en passant.

Ich habe nur eine Frage und Bitte an Euch: Von welchem seiner "Briefe" ist hier die Rede:

EclipseFirst schrieb:in dem "Abschiedsschreiben" an die us-amerikanischen Ermittler

Auch aus dem erstklassigen Wiki in diesem Forum hat sich mir das nicht erschlossen.

Kann mir bitte jemand auf die Sprünge helfen?

Dann bin ich auch schon wieder weg.

Melusine schrieb am 17.02.2020:Dear Officers Reid and Gardner,
I am certain that sooner or later
you will become involved in whatever investigation
may be made into my disappearance.
I tried to save you some effort by including
photocopies of the letters I am leaving for
family and friends, but undoubtedly you will
shuffle extensively through my belongings
anyway. Please try to leave them in a decent
state and return them to my parents - they
may want to keep them. And provide them
with the transcript I requested, too.
I assume that especially you, Mr.
Gardner, will be very excited by now, which
is why I hate to disappoint you (well, that’s
not exactly true). Unfortunately for you
I really am leaving for the reasons I
discussed in my letter to my parents. I don't
know whether you can understand these reasons,
and I do not mean that as an insult. It is
mostly because you probably cannot understand
those reasons, because of that fundamental
difference, I allude to in my letter to my
parents that I am leaving. I suggest that
you continue your investigation as before;
undoubtedly you will find whom you are looking for.
As for me, I am afraid you must remain, as Officer
Reid put it, only “99% sure” of my innocence.
From what Liz has told me of what you discovered
at Loose Chippings, I can only say that I am
incapable of such a thing.
I do not have many friends, but I think they will
substantiate this—and my long-standing dissatisfaction
with my life here. I only regret that
Liz had to supply you with her physical
evidence, had we been sure of my leaving(?)
??? and undoubtedly would have tried to
??? you at that time also ???, you
at least have only one set of physical evidence
to help you if you decide to search for uns.
However America is a big place, and as soon
as we have enough money to give us a start
elsewhere ...
There ist still much to do, so I must say
goodbye. Try to be kind to my parents - they
are going to have a tough enough time without
you gentlemen.
Sincerely, Jens Söring"
(Quelle: "Das Versprechen, Director's Cut, 38:36 + 39:19 + "The Parent Slashers", https://www.youtube.com/ watch?v=OdzuSTQN6Gc, 30:22)

@Miss_Paula dieser Brief war damit gemeint, den er kurz vor seiner Flucht an die Ermittler verfasste.

Liebe @Venice2009
... ich danke Dir :)