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Wird Deutschland immer rechtsradikaler?

512 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Zivilcourage, Rechtsradikal, Fremdenfeindlichkeit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wird Deutschland immer rechtsradikaler?

19.02.2015 um 15:47
@liaewen
@moric


Naja, ich geh sicher nicht ins Fußballstadion, wenn ich kein Fußball schauen will und wenn ich keine Hinrichtung schauen will, dann geh ich auch nicht ins Hinrichtungsstadion.

Heim gehen kann ich auch, wenn es mich überrascht, dass da auf einmal ein Galgen steht.

In Amerika gibt es ebenfalls die Todesstrafe. Zwar ist da bei den Zuschauern nie so viel los, aber immerhin. Juckt dich das auch oder ist es dir egal?

Ist mir nicht egal, dort gibt es aber Länder, die sie abschaffen, öffentlichen Disput gegen die Todesstrafe und sie wird sich auch dort nicht ewig halten, da es erheblich mehr Stimmen gegen die TS gibt als in Saudi Arabien.

Zwar ist da bei den Zuschauern nie so viel los

Und genau darum geht es, im Westen zählt es als Perversion, so etwas zu einem Happening zu machen, diese Praktiken haben Ende des 19. Jahrhunderts bereits aufgehört bzw. wurden weitaus weniger beachtet und noch weniger gefeiert. In der islamischen Welt gehört es zum guten Ton, das sahen wir schon in Das Leben des Brian. Von ungefähr kam diese Satire mit Sicherheit nicht.

Nächstes Mal bitte ich dich darum jeden einzelnen zu Fragen, was er davon hält, dass in aller Öffentlichkeit ein Mensch hingerichtet wird. Dann kannst du deine Pauschalisierung mit gutem Gewissen verbreiten.

Müssen wir echt jeden einzeln zählen, um herauszufinden, dass die Hinrichtung Andersgläubiger in der islamischen Welt allein schon durch die Praxis vieler islamischer Länder mehr Anklang findet als im Westen, in dem es kein einziges Land gibt, das Menschen wegen dem "falschen" Glauben hinrichtet?

Auch bei einem Unfall stehen Leute rum und gucken zu, meinst du es gefällt ihnen genauso?

Sehr schlechter Vergleich, ein Unfall ist ein Schadensereignis, welches passiert ist, bevor man es verhindern konnte und die Leute stehen zwar daneben aber geilen sich dabei auf, wie grad jemand verreckt. Bei den Hinrichtungen habe ich noch keinen erlebt, der reingesprungen ist um dem Sterbenden das Leben zu retten, bei Unfällen soll sowas ziemlich häufig vorkommen. Noch dazu kommt man zu einem Unfall und er ist schon passiert, bei so einer Hinrichtung muss der Delinquent ja erstmal gebracht werden und dann muss der Scharfrichter noch her, der Galgen muss aufgebaut werden, also die Schaulustigen in Teheran haben ziemlich viel Zeit, sich auf ihr spontanes Stehenbleiben vorzubereiten.

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19.02.2015 um 15:50
@moric

Das ist allerdings ein wenig unzulässig, weil es solche Umfragen in Deutschland einfach nicht gibt

Und jetzt frag dich mal, warum.


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19.02.2015 um 16:33
@GilbMLRS

Wenn du doch diese ganzen Historie des nahen Osten kennst, argumentierst du für mich vollkommen wirr.

Du siehst das Problem im Islam, ist das richtig oder nicht?
Und wenn du das bejahst:
Bist du der Meinung, dass man die selben Umstände nicht durch eine andere Religion oder auch politisch Doktrin hätte hervorrufen können (unter der Prämisse die jetzigen Umstände seien überhaupt allein durch eine Ideologie zu erklären)?


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19.02.2015 um 16:45
die Frage müsste eher lauten: dreht der Osten jetzt völlig durch? Ich will nicht bestreiten, dass es im Westen auch einige Nazi-Hochburgen gibt, aber der Osten ist definitiv mehr Rechtsverseucht wie der Westen...


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19.02.2015 um 16:58
Und um ganz offen und ehrlich zu sein, ist meines die gezeigte Zivilcourage von den Menschen in Deutschland fast Null.
Zivilcourage sucht man weltweit fast vergebens. Die stehen lieber daneben und filmen es. Wir leben in einer Entertainment-Gesellschaft. Das ist heutzutage leider so gut wie alles was die Leute interessiert.


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20.02.2015 um 00:19
Zitat von GilbMLRSGilbMLRS schrieb:Ich habe nie behauptet, es hätte keinerlei Protest gegeben, sicher gab es welchen aber wahrscheinlich waren das keine richtigen Muslime?
Doch, genau dieses Bild hast Du kolportiert und ich hab das sogar zitiert. Und auch Deine nervige Art, ständig einfache Fragen mit Gegenfragen beantworten zu wollen zeugt nicht gerade von Stil. Denn Du stellst Behauptungen auf ohne auch nur eine davon zu belegen. Also bringt es schon mal gar nix da weiter zu diskutieren, zumal Du Dir offensichtlich nicht einmal der pauschalisierenden Hetze bewusst bist, die Du von Dir gibst.

Und zwei Dinge, in The Life of Brian werden übrigens nicht die Moslems sondern die Juden auf die Schippe genommen in der Steinigungsszene. Aber ist ja nur so ein Detail.

Und wenn Du nach Umfragen in Deutschland verlangst, dann guck doch mal auf Facebook bei PEGIDA vorbei, und zähl mal, iwe viele Leute dort von an die Wand stellen und anderen Mordphantasien schwadronieren. Denk mal darüber nach.


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20.02.2015 um 00:27
edit: Und in einem Land, in dem es Gebiete gibt (sprich Budnesländer), in denen eine Partei wie die NPD die 5%-Hürde meistert würde ich mich bei Verallgemeinerungen eher zurückhalten, sind doch 5% nicht gerade ein Pappenstil. Und Leute, die bei der NPD mittun würden, wenn sie denn die Möglichkeit tatsächlich hätten, ihre Umwelt garantiert auch nicht mit Gruppenkuscheln beglücken.

Also frag doch mal bei einem x-beliebigen Kamaradentreffen (nicht falsch verstehen bitte, ich sehe Dich dabei als Besucher, nicht als Mitglied), was die Leute dort mit den von Dir erwähnten Homosexuellen am liebsten machen würden. Erwähnt sei, so als Tip, nochmals die Vehemenz der Beiträge auf der PEGIDA-Seite.


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20.02.2015 um 06:01
" hey du scheiß ausländerin nehme deine Tasche da weg".
und sowas bekommt auch noch kinder.


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20.02.2015 um 15:39
@Fuchs76

Die Pegidioten rennen aber auch weder mit der Bibel noch mit einer wissenschaftlichen Publikation rum und hängen Leute auf im Namen von Jesus oder Dawkins.

Da gab es mal einen der hat das gemacht, der hieß Breivik. Ihm gegenüber stehen aber die Attentäter. Von Paris aus Pakistan von London von Madrid von New York von Djerba von Bali und ich kann noch meterlang weitermachen. Ich weiß nicht, wie man die Einzelfallthese noch vertreten kann.

Ich weiß nicht von vielen Terroranschlägen evangelikaler Christen aber die Anzahl derer mit muslimischem Hintergrund wird diese Anzahl weit in den Schatten stellen.

Die FAZ hat eine Studie veröffentlicht nach der 15% der Türken religiöse Gewalt befürworten. Hochgerechnet auf alle Muslime ergibt das eine Zahl von 200-300 Millionen. Und die türkischen Muslime sind da ja noch recht moderat und weltoffen.

15% sind alles aber keine Einzelfälle.


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20.02.2015 um 15:50
@Fuchs76
Zitat von Fuchs76Fuchs76 schrieb:Also frag doch mal bei einem x-beliebigen Kamaradentreffen (nicht falsch verstehen bitte, ich sehe Dich dabei als Besucher, nicht als Mitglied), was die Leute dort mit den von Dir erwähnten Homosexuellen am liebsten machen würden.
Dazu hat doch nur der harte Kern zugang, sich zu einem Informationsabend einladen zu lassen ist hingegen kein Problem.
Da wird man dann behutsam an die Thematik herangeführt, und da sitzen dann auch viele brave Bürger die einen gerne ihn ihren Reigen aufnehmen würden.
Natürlich alles unter den Augen der Ordner die von den Kameradschaften gestellt werden.


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20.02.2015 um 15:50
@GilbMLRS
Zitat von GilbMLRSGilbMLRS schrieb:Ich weiß nicht von vielen Terroranschlägen evangelikaler Christen aber die Anzahl derer mit muslimischem Hintergrund wird diese Anzahl weit in den Schatten stellen.
Ich denke mal das wirkt eher so...wir haben im westen eindeutig den fokus auf islamistische anschläge gelegt. Christen gibt es doch jedoch auch weltweit und davon nicht wenige in organisierten terrorgruppen. Offizielle statistiken dazu wird man schwer finden können, da die methoden andere sind.

Man könnte auch wieder damit anfangen das z.b. amerika mittels illegaler drohnenangriffe als christliches land und damit unter der flagge des christentums und der kreuzzüge ständig unschuldige menschen tötet. Tut aber auch keiner. Zumindest nicht hier.


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20.02.2015 um 15:58
Habe nie geleugnet dass es die auch bei Christen gibt aber irgendwie sind die religiösen Bürgerkriege in Europa, Australien und Nordamerika recht selten geworden in letzter Zeit. Die Vereinigung bibeltreuer Christen hat auch kaum Anschläge vorzuweisen und wegen Jesuskarikaturen ist auch noch nichts in die Luft geflogen. Liegt sicher nur am Focus. Die Tatsache dass kein westliches Land die Todesstrafe auf Gotteslästerung stehen hat liegt sicher auch nur am Fokus.


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20.02.2015 um 16:21
@GilbMLRS
Zitat von GilbMLRSGilbMLRS schrieb:Die Vereinigung bibeltreuer Christen hat auch kaum Anschläge vorzuweisen und wegen Jesuskarikaturen ist auch noch nichts in die Luft geflogen.
Aber wegen Abtreibungen sind schon einige Ärzte von radikalen Christen erschossen worden.

Hier mal was zur Army of God:

Die erste dokumentierte Straftat der AOG fand im Jahre 1982 statt: Drei Mitglieder der Organisation hielten den Arzt Hector Zevallos und seine Frau Rosalee Jean als Geiseln. Die Geiseln wurden später unverletzt freigelassen.[3] Die Ostküstendivision („East Coast division“) der AOG übernahm die Verantwortung, als drei Männer, einer von ihnen war Michael Bray, Bomben an sieben Abtreibungskliniken in Maryland, Virginia und Washington D.C. im Jahre 1985 anbrachten.[4]

In den Jahren 1984–1994 hat die AOG Bomben- oder Brandanschläge auf 100 Kliniken verübt, in denen Abtreibungen durchgeführt werden.[5]

Die AOG übernahm die Verantwortung für Eric Rudolphs Nagelbombenanschlag auf Abtreibungskliniken in Atlanta im Jahr 1996 und Birmingham, Alabama sowie auf eine Lesbenbar in Atlanta.[6][5]

Clayton Waagner, der von sich behauptete für die Sektion der AOG in Virginia („Virginia Dare Chapter“) zu handeln, schickte über 500 Briefe an 280 Abtreibungsinstitutionen im Jahre 2001. Er behauptete, es würde sich bei dem weißen Pulver um Anthrax handeln. Die Gruppe wurde des Weiteren mit zahlreichen Attacken auf Abtreibungsinstitutionen in Verbindung gebracht.

Wikipedia: Army of God

Hier noch ein aktuellerer Fall von einem verhinderten Terroranschlag radikaler Christen:

Sie verfolgten einen perfiden Terrorplan: Radikale Christen wollten in den USA einen Polizisten töten, um auf der anschließenden Trauerfeier einen Sprengstoffanschlag zu verüben. Jetzt sitzen acht der neun Mitglieder der Milizigruppe "Hutaree" in Polizeigewahrsam. Ein Mann ist flüchtig.
http://www.welt.de/politik/ausland/article6985707/USA-Radikale-Christen-planten-Terroranschlag.html


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20.02.2015 um 16:31
@GilbMLRS

Ich zitiere jetzt nicht deine ganzen Aussagen, auf die sich das folgende bezieht, kann das aber noch nachholen, falls du nicht mehr weißt, was du geschrieben hast. Mein Frage wurde ja getrost ignoriert.

Quelle unten, weiterführende Quellen bzw Studien im Link

Neuere Datenerhebungen in arabischen Staaten erbrachten indes eine hohe oder sogar höhere Zustimmung zu Demokratie als in anderen Weltregionen, und die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft war zum Teil weniger aussagekräftig für politische Überzeugungen als etwa in Europa.[5] Auch die These, das Vorherrschen autoritärer Regime lasse sich direkt auf kulturelle arabische oder islamische Besonderheiten zurückführen, steht auf äußerst schwachen Beinen.[6]

Doch die leitende Idee bei der Beschäftigung mit oppositionellen Figuren und Organisationen liegt darin, Ambivalenz und Relationalität[14] des politischen Denkens insgesamt zu betonen. Daran anknüpfend lassen sich Abgrenzung und Distanzierung sowie Annäherung und Konvergenz zwischen Trägern politischer Ideen ebenso diskutieren wie Kooperationen über ideologische Grenzen hinweg.[15] Prozesse der Radikalisierung und Mäßigung[16] verweisen auf das Trennende und Vereinende zwischen weit auseinander liegenden Ideologien.[17]

Selbst eine genauere Untersuchung der arabischen Diskussionen über die Menschenrechte zeige, dass die von islamischen oder arabischen Staaten vorgebrachten Argumente (vor allem das Argument vom Doppelstandard, den der Westen in seiner Kritik von bestimmten Staaten und Bewegungen und seiner Anerkennung bestimmter Rechte für bestimmte Gruppen anwende), nicht spezifisch islamisch seien, sondern implizit sogar die Universalität der Menschenrechte akzeptierten.[23] Die Analyse von politischen Argumenten zur Legitimierung oder Delegitimierung bestehender Ordnungen könne folglich Parallelen zu ähnlich gelagerten Debatten in Asien, Afrika oder der gesamten Dritten Welt deutlich machen.

Der Fokus darauf, dass die ideologischen Grenzverläufe weniger eindeutig sind als landläufig angenommen, fordert ein bestimmtes historisches Narrativ heraus, in dem das arabische 20. Jahrhundert als eine mehr oder minder klare Abfolge von hegemonialen Ideologien erscheint: Liberalismus – Nationalismus – arabischer Sozialismus – Islamismus. Demnach habe liberales Denken bis 1939 dominiert, sei im Zuge der Unabhängigkeit vom arabischen Nationalismus abgelöst worden, ehe sozialistische Regime (Algerien, Ägypten, Süd-Jemen, Libyen, Syrien, Irak) mit Gewalt die Macht übernommen hätten, die wiederum in den 1970er-Jahren unter den Druck des Islamismus geraten seien. Dabei habe jeweils das „Scheitern“ der vorhergehenden Ideologie das Aufkommen der nachfolgenden bewirkt und einen Kurvenverlauf vom Guten zum Schlimmeren erzeugt. Dieses Narrativ unterliegt in seiner Linearität einem historischen Rückschaufehler, da es die Kontingenz politischen Handelns, die Gleichzeitigkeit der in Frage stehenden Ideologien und die rhizomartige Struktur politischer Ideen nicht genügend in Rechnung stellt und den „Erfolg“ von Ideologien nach unterschiedlichen Kriterien bewertet, mal anhand der Proliferation bestimmter Ideen, mal anhand der Erringung politischer Herrschaft, mal aufgrund von Dominanz im öffentlichen Raum. Dies trifft sowohl für den Anfang als auch das Ende der Ereigniskette zu.

Die Fokussierung auf die Fundamentalismus- und Islamismus-Forschung seit den 1980er-Jahren hat zu einer Vernachlässigung ideologisch anders gelagerter Akteure und Akteurinnen geführt, problematischerweise aber auch dazu, dass diese den Islamisten unter dem Sammelbegriff „Säkularisten“[29] gegenübergestellt werden, was weitere Kritik am „conceptual framework“ nötig macht.[30]

Als ernsthaftes heuristisches Hindernis, arabisches liberales Denken zu erforschen, sieht er die Tendenz, politische Ideologien als klar unterscheidbare Dinge zu behandeln: „Islamism, for instance, is usually discussed independently of nationalism, and both are treated separately from socialism/communism.”[39] Die Verdinglichung von Ideologien wie Nationalismus oder Islamismus erfolge meist, indem aus den Schriften ihrer Ideologen die Bedeutung als selbsterklärend und kohärent herausdestilliert werde.[40]

Im Anschluss an Gershonis Arbeit[41] kritisiert Schumann, es sei weithin akzeptiert, relativ kontextlose, ideengeschichtliche Stammbäume für arabische Ideologien zu rekonstruieren, wobei in Bezug auf den Nationalismus entweder das französische oder deutsche Vorbild, in Bezug auf den Liberalismus angel-sächsische Vorbilder und in Bezug auf den Islamismus Ibn Taymiyya als Referenz dienten.[42] Anschließend werde vom „Erfolg“ oder „Scheitern“ einer Ideologie geredet, wobei wiederum ausgeblendet werde, dass Ideologien fortgesetztem Wandel – zwischen Radikalisierung und Mäßigung – unterlägen.[43]

Dagegen beschreibe Leonard Binder eine Konvergenz zwischen Modernisten und Fundamentalisten, wobei die Modernisten islamischer, die Fundamentalisten liberaler würden.[59] Da sich allerdings auch etliche Beispiele für eine Konversion vormals Linker zum Islamismus finden ließen – etwa der ägyptische Intellektuelle Adil Husayn und der palästinensische Intellektuelle Munir Shafiq –, vertrete beispielsweise Fran?ois Burgat die These, „Islamism is effectively the reincarnation of an older Arab nationalism, clothed in imagery considered more indigenous“.[60] Wieder andere Autoren wie Olivier Roy sehen einen post-ideologischen Pragmatismus auch im islamistischen Lager (Post-Islamismus) heraufziehen, da es den Islamisten nicht gelinge oder sie daran gescheitert seien, ein alternatives Gesellschaftsmodell aufzubauen.[61]

Am Beispiel der Protestbewegungen in Ägypten und Jemen[74] zeichnet Browers nach, wie die Zusammenarbeit über die ideologischen Grenzen hinweg in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch auf praktischer Ebene zunahm. So beobachtete sie 2006 eine Versammlung mit „speakers from the Muslim Brotherhood, the Revolutionary Socialists, the nasirist-leaning Karam Party, the Islamist Labour Party, the liberal Ghad Party, the Egyptian Movement for Change (better known as Kifaya), the leftist Tagammu’ Party, as well as various human rights groups“.[75] Innerhalb der Linken entwickelten besonders die Revolutionären Sozialisten eine Kritik an der „alten Linken“ (Nasseristen, Kommunisten und Tagammu’) wegen deren Allianz mit dem Staat zu Lasten der Islamisten.[76] In dem Werk al-Ikhwan al-muslimun: ru’ya ishtirakiyya (2006) griff Samih Najib die alte Riege prominenter Marxisten wie Samir Amin und Rif?at Sa?id scharf an.[77] Die Islamisten seien weder reaktionär noch bourgeois noch seien sie ein Teil der herrschenden, kapitalistischen Klasse, sondern „at least in part a movement of the oppressed“.[78] Das Buch ist letztlich ein ausführliche Interpretation des trotzkistischen Slogans: „sometimes with the Islamists, but never with the state“.[79]


Wie schon Mona El-Ghobashi und Carrie Rosefsky Wickham beschreibt Browers die mittlere Generation der ägyptischen Muslimbrüder als ausschlaggebend für die Gründung der Wasat-Partei 1996 und die Öffnung der Muslimbrüder zu einem Diskurs, der die Menschen- und Minderheitenrechte sowie die Gleichheit von Mann und Frau einschließt und als Ziel einer menschlichen Interpretation des Islams die Entwicklung der Gesellschaft ansieht.[66] Im Kapitel „Framing a cross-ideological alliance“[67] verweist Browers auf eine Dialogserie, die 1998 im Dar al-Fikr in Damaskus begonnen wurde und in der jeweils ein Intellektueller säkularer und islamischer Ausrichtung miteinander diskutierten.

Der Austausch auf intellektueller und praktischer Ebene zwischen Linken, Liberalen, Nationalisten und Islamisten bildet ein gemischtes Bild. Zwei Jahre vor dem Sturz Mubaraks kommt Browers zu dem Ergebnis: „The level of ideological transformation that has occurred is significant but limited, allowing for a sort of rapprochement, but falling short of both the ‘end of ideology‘ […] and the liberal-Islamic convergence Binder hopes for.”[80] Beide Länderstudien schließt sie mit der Bemerkung ab: “in both cases one sees the emergence of a new political generation, formed through their common experiences of dialog with each other and defiance against authoritarian state institutions over the last several years”.[81]

Dass der Konflikt zwischen islamistischen und säkularen Kräften mal als unüberwindlich, mal als aufgehoben erscheint, bedeutet indes nicht unbedingt, dass die Kategorisierung islamistisch versus säkularistisch, die sich in den Beschreibungen der Beobachter reproduziert, besonders aussagekräftig ist. Sune Haugbolle sieht im Tahrir-Moment vielmehr die Fluidität von Ideologien am Werk und verwirft das Schwarz-Weiß-Denken der Beobachter, das es erschwere, die Ereignisse von 2011 zu verstehen.[88] Die arabische Linke sei nicht automatisch säkular und damit gegen die Islamisten gerichtet, genauso wenig wie die Aufstände liberal seien, nur aufgrund der Tatsache, dass die Menschenwürde ein zentraler Slogan gewesen sei. „As a rule of thumb, zero-sum game descriptions of Islamism versus secularism as well as liberalism versus leftism fail to account for the many individuals and groups who borrow from each other, and who converge on particular ideological core beliefs such as social justice, individual freedom, and – of course – the need for political reform. Who can forget the image of a veiled woman in Yemen holding a placard of Che Guevara? Ideology must account for such crossovers.”[89]

Studien zur Ideologie im Nahen und Mittleren Osten hätten säkulare und islamistische Positionen erstens zu deutlich voneinander getrennt und zweitens deren Scheitern zu leichtfertig diagnostiziert. In Wirklichkeit gebe es Überschneidungen zwischen religiösen und säkularen Ideologien seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die auf tiefer liegende Gemeinsamkeiten hindeuteten und jenseits der Voraussagen des Säkularisierungsparadigmas lägen: „If historians pay attention to these deeper correlations, we will have a better chance to understand the transformations and conversations taking place in the ideological landscape after 2011.”[91]

Bashkin eröffnet ihre Studie mit einem Stoßseufzer der Forschungsreisenden Gertrude Bell („Lord! They do talk tosh“), die nach dem Ersten Weltkrieg für den britischen Hochkommissar im Irak arbeitete, über den Umstand, dass die Einheimischen ständig das Wort Demokratie im Munde führten: „al damokratiyah, you find it on every page“.[115]
Daran anknüpfend entfaltet Bashkin die Idee, dass die Demokratie-Forderung nur ein Ausdruck eines tieferen Phänomens im haschemitischen Königreich war, nämlich der Herausbildung eines pluralistischen öffentlichen Raums, in dem sowohl Kritik am Kolonialismus als auch an der nationalen Elite artikuliert werden konnte. Sie demonstriert dies an radikalen Kritikern – auf der einen Seite an nationalistischen und panarabischen, auf der anderen an sozialdemokratischen (die Ahali-Gruppe) und marxistischen Figuren (Kommunistische Partei) – und wertet einen großen Umfang an Literatur aus, um die Diskurse der Staatselite und die Gegendiskurse der Kritiker darzustellen. Bashkins Werk trägt den Titel „The Other Iraq“, will sie doch zeigen, dass es immer einen anderen Irak gegeben habe, „a humanistic one, that existed since the 1920s and prevailed despite exile and repression. It is painful difficult to examine it now, but it exists.”[116]

In den Kapiteln „Narratives of Iraqi and Arab Nationalism(s)“ und „Strangers in our midst: Iraq’s Others“ zeigt sie, dass die Nationalismen im Irak aufgrund des ethischen und konfessionellen Mosaiks „many others“ kannten, aber wegen der konkurrierenden Narrative kein (rassistischer) Konsens über „the nation’s others“ zustande kam[117], auch wenn etwa Sunniten und Schiiten den jeweils anderen vorwarfen, im Dienste ausländischer Mächte zu stehen, also „Iraner“ beziehungsweise „Türken“ zu sein. Die hybriden Identitäten vermischten sich mit sozialen Differenzen, so dass sich beispielsweise der linke schiiitische Dichter Muhammad Mahdi Jawahiri verärgert fragte, mit welchem Recht eigentlich Sati? al-Husri, der im Arabischen wenig versierte Theoretiker des panarabischen Nationalismus, ihm seine Vaterlandstreue in Abrede stelle.[118]


http://www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-1552?title=ideologische-transformationen-im-nahen-osten-vom-anfang-des-20-jahrhunderts-bis-zum-arabischen-fruehling&recno=4&q=&sort=&fq=&total=17


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20.02.2015 um 16:51
Ich kürze das Zitat mal ab. Der Islam radikalisiert sich von liberal zu islamistisch seit Mitte des 20. Jahrhunderts und antiislamistische Tendenzen stehen im Islam nicht für Liberalismus, der in einer modernen Gesellschaft eher ein Garant für Gewaltverzicht ist als bspw. Nationalismus.

Also konkurriert der liberale Islam im Diskurs quasi mit zwei restriktiven Strömungen dem Nationalismus und dem Islamismus. Was der letzte anrichtet sehen wir, was von Nationalismus zu halten ist können wir uns denken, bleibt die liberale Auslegung, von der trotz angeblich so hohem Zuspruch in der islamischen Welt erstaunlich wenig vernommen werden kann. Wo sind die Revolutionen pro Menschenrechte denn, die es laut dem Artikel geben müsste. Bisher hat jede Revolution irgendwo zwischen Chaos und Katastrophe aufgehört. Die liberalen Muslime gibt es bestimmt, das streite ich nicht ab. Jedoch ist der Anteil liberaler Atheisten bspw. sicher lauter und das obwohl nicht halb so zahlreich.


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Wird Deutschland immer rechtsradikaler?

20.02.2015 um 17:27
@GilbMLRS

Dass du sofort anfängst eine klare Linie zwischen diesen ganzen Ideologien zu ziehen, bringt mich schon zu der Annahme, dass du in keinster Weise verstanden hast, worum es in diesem Artikel geht.
Wie wahrscheinlich ist es denn jetzt, dass auf sämtliche Fragen, die du gestellt hast die Antwort "Der Islam" folgt?

Stattdessen kommt:
Zitat von GilbMLRSGilbMLRS schrieb:trotz angeblich so hohem Zuspruch in der islamischen Welt erstaunlich wenig vernommen werden kann. Wo sind die Revolutionen pro Menschenrechte denn, die es laut dem Artikel geben müsste.
"angeblich" und wieder ein Frage.

Die Quellen sind doch vorhanden. Du implizierst aber, das sei alles gelogen, belegst hingegen deinerseits überhaupt nichts und sprichst lediglich von einer FAZ Studie, die du nicht mal verlinkt hast.

Es ist schön, sich die Welt mit Narrative zu erklären, ich glaube aber mal irgendwo gehört zu haben, das sei ein typischer Fehler anthropischer Gedankengänge.


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20.02.2015 um 17:40
Ich hab sie nicht verlinkt weil ich in einem Fernbus sitz und ein Handy sehr kastriert in Sachen Copy and Paste ist. Sonst hätte ich den Link mitgeliefert aber das hole ich gern nach daran soll es doch nicht liegen.

Ja ich erwarte Zahlen zur Behauptung dass die Mehrheit der Muslime gegen Gewalt ist. Die Einzelfallthese ist schon wegen der schieren Anzahl der Anhänger der Taliban, Boko Haram, IS, Abu Sayyaf, Hamas, Hisbollah und wie sie nicht alle heißen nicht haltbar.

http://www.cileli.de/2015/02/tuerkei-jeder-fuenfte-befuerworte-gewalt-im-namen-des-islam/ (Archiv-Version vom 13.08.2015)

So nach dem Rumgefummel habe ich es doch irgendwie hinbekommen es sind übrigens 20% nicht 15.


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20.02.2015 um 17:53
@GilbMLRS
Das in Ankara ansässige Sozialforschungszentrum MetroPOLL hat im Berichtszeitraum vom 17. bis zum 20. Januar 2015 etwa 2.760 Türken zu den Themenfeldern Religion, Gewalt und Freiheit befragt. So würden am Beispiel der Anschläge von Paris 20 Prozent der Befragten, umgerechnet etwa 15 Millionen Türken, Gewalt im Namen ihrer Religion befürworten. Knapp 43 Prozent sind der Ansicht, dass die islamische Welt das wahre Opfer der Anschläge sei.
Sorry..ich finde so ne dinger immer sehr zweifelhaft..

Wie man ernsthaft von nen paar tausend auf mehrere millionen UMRECHNEN will geht völlig an meinem weltverständnis vorbei..


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20.02.2015 um 17:58
Komisch, wenn jemand Stellen im Koran als positiv deutet, werden die Quellen nicht hinterfragt. Die sind dann immer sofort glaubwürdig. Nur wenn es um das Lieblingsthema Hass gegen Schwule und die bösen Kuffar geht dann wird zurechtgedeutelt dass es nur so rosane Blasen schlägt.

Voll glaubwürdig. Hätte diese Studie ein anderes Ergebnis gehabt hättest du sie doch niemals überprüft.


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20.02.2015 um 18:06
@GilbMLRS

Merkst du eigentlich, dass du eben genau dasselbe gemacht hast?
Die Studie ist doch jetzt nichtmal verlinkt (Im Artikel), bei meinem Artikel ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis hingegen.

Ich weiß auch nicht, was du ständig mit dieser "Einzelfallthese" möchtest. Wer genau argumentiert denn hier damit? Ich sage bspw lediglich, dass man sich die Verhältnisse im nahen Osten sowie den Extremismus nicht einfach mit "Islam" erklären kann.
Das wird auch aus meiner Quelle mehr als deutlich. Ich habe hier auch noch was zum Thema Antisemistismus im Islam, wenn du es lesen möchtest.


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