Einsamkeit

Laura_Maelle schrieb:Sie hätte aber unser Leben jetzt sowieso auch nicht mehr ausgehalten

Das klingt ja krass.

Manchmal ist es vielleicht auch besser, sich von der Familie abzuwenden und sich Freunde zu suchen.
Wenn man nicht so an die Familie gebunden ist, tut man sich auch mit Freunden leichter.
Man ist dann freier.

Oma sagte schon: Fang' nie was mit Verwandtschaft an, schau lieber Dir 'ne Landschaft an!

Familie ist leider etwas, das man sich nicht aussuchen kann. Die Frage von Nähe und Distanz, das Richter'sche "Flüchten oder Standhalten" kann man allerdings schon regeln.

Mir genügt meine "Kernfamilie", bestehend aus Frau und Kindern, als Bezugsrahmen. Der Rest der Sippe mag zwar mit mir oder den anderen der Kernfamilie irgendwie verwandt sein, kann mir aber, im intimsten Falle, herzlich egal sein.

Ich denke, dass, wer fest genug auf eigenen Beinen steht, nicht zwingend die familiären Netzwerke, die zugleich auch immer Fesseln sind, benötigt.

Wir leben nicht mehr in Zeiten, in denen nur der Clan-Zusammenhalt das ökonomische, kulturelle, politische und militärische Überleben garantiert. Mag sein, dass diese Zeiten wieder kommen - aber ich hoffe inständig, sie nicht mehr erleben zu müssen.

Doors schrieb:Wir leben nicht mehr in Zeiten, in denen nur der Clan-Zusammenhalt das ökonomische, kulturelle, politische und militärische Überleben garantiert.

Was eigentlich auch weder lustig noch toll war. Man hatte den Halt nur, wenn man eine Clan hatte. für Leute, die aus irgendwelchen Gründen alleine da stehen/standen, gab´s dann keine Hilfe mehr.

Hinzu kommt, dass in Clans eigentlich Hierarchen herrschen, die für keinen Lustig sind. Wer sich nicht unterordnet, ist zwar frei, aber dann eben auch ohne Stütze.

Doors schrieb:Mag sein, dass diese Zeiten wieder kommen - aber ich hoffe inständig, sie nicht mehr erleben zu müssen.

Ich auch.

Doors schrieb:Wir leben nicht mehr in Zeiten, in denen nur der Clan-Zusammenhalt das ökonomische, kulturelle, politische und militärische Überleben garantiert.

Eben und gerade da finde ich es schön Geschwister usw, zu haben mit denen man sich gerne trifft, oder auch nur telefoniert, weil man sich mag und nicht weil man sich braucht.

Frau.N.Zimmer schrieb:Eben und gerade da finde ich es schön Geschwister usw, zu haben mit denen man sich gerne trifft,

Ich habe es immer bedauert, ein Einzelkind zu sein. Zum einen galt es damals fast als Makel (Einzelkinder hatten den Ruf, verwöhnte Sonderlinge zu sein), und zum anderen habe ich Geschwister immer vermisst, und ich habe mich in meiner Familie oft einsam gefühlt.

Noch heute muss ich aufpassen, es meiner Mutter nicht vorzuwerfen, dass meine Eltern keine weiteren Kinder mehr bekommen haben. Im übrigen hat auch sie jetzt deswegen das Problem, dass ich als einziger mich um sie kümmern kann, was ich natürlich als Einzelperson, die in einer anderen Stadt lebt, voll berufstätig und in einer Beziehung ist, auch nur in begrenztem Umfang leisten kann.

martenot schrieb:Noch heute muss ich aufpassen, es meiner Mutter nicht vorzuwerfen, dass meine Eltern keine weiteren Kinder mehr bekommen haben

Bitte bleib dabei. Das sind ja nun wirklich ganz persönliche Dinge, die nur die Betroffenen selbst entscheiden können. Vielleicht hat es nicht mehr geklappt, vielleicht wurde es ihr vom Arzt verboten, vielleicht warst Du ein sehr anstrengendes Kind, so dass sie sich das nicht mehr antun wollte.
Das darf man keinem zum Vorwurf machen.

martenot schrieb:Im übrigen hat auch sie jetzt deswegen das Problem, dass ich als einziger mich um sie kümmern kann,

Das war bei der Mama meines Freundes anders. Sie hatte acht Kinder, von denen 2 im gleichen Ort wohnten bzw. noch wohnen, die Mutter ist vor 3 Monaten verstorben. 4 weitere wohnen ebenfalls in der Nähe. Die haben sich alle gekümmert.

Frau.N.Zimmer schrieb:finde ich es schön Geschwister usw, zu haben mit denen man sich gerne trifft, oder auch nur telefoniert, weil man sich mag und nicht weil man sich braucht.

Nicht immer verstehen Geschwister sich gut, umso schöner, wenn das anders ist 👍

nairobi schrieb:Das war bei der Mama meines Freundes anders. Sie hatte acht Kinder, von denen 2 im gleichen Ort wohnten bzw. noch wohnen, die Mutter ist vor 3 Monaten verstorben. 4 weitere wohnen ebenfalls in der Nähe. Die haben sich alle gekümmert.

Sowas habe ich mir immer gewünscht. Die Abwesenheit von Geschwistern (insgesamt war meine Familie immer schon sehr klein und besteht inzwischen nur noch aus meiner Mutter und mir) haben wohl auch dazu beigetragen, dass ich immer mal wieder vom Gefühl der Einsamkeit heimgesucht wurde.

Und was die Betreuung meiner Mutter betrifft: ich kann mich nicht zerreißen und bin nur eine Einzelperson. Ich kann mich nicht umfassend um sie kümmern (abgesehen davon, dass unser Verhältnis nicht ungetrübt ist), weswegen wir professionelles Pflegepersonal in Anspruch nehmen müssen.

martenot schrieb:Sowas habe ich mir immer gewünscht. Die Abwesenheit von Geschwistern (insgesamt war meine Familie immer schon sehr klein und besteht inzwischen nur noch aus meiner Mutter und mir) haben wohl auch dazu beigetragen, dass ich immer mal wieder vom Gefühl der Einsamkeit heimgesucht wurde.

Ich denke nicht unbedingt, dass es immer so toll ist, so viele Geschwister zu haben. Es hat durchaus auch Nachteile: weniger Platz, weniger Privatsphäre, weniger Aufmerksamkeit der Eltern für das einzelne Kind, weniger Geld zur Verfügung.

martenot schrieb:was die Betreuung meiner Mutter betrifft: ich kann mich nicht zerreißen und bin nur eine Einzelperson. Ich kann mich nicht umfassend um sie kümmern (abgesehen davon, dass unser Verhältnis nicht ungetrübt ist), weswegen wir professionelles Pflegepersonal in Anspruch nehmen müssen.

Das ist in der heutigen Zeit eigentlich normal. Wir sind 3 Geschwister, aber unsere Eltern pflegen könnte keine von uns, da wir alle unverheiratet sind und arbeiten müssen.

@martenot
@nairobi
Vielleicht warst du auch im positiven Sinne genug @martenot :D

Ich sehe es auch so, die Eltern hätten nicht extra für dich ein Geschwister machen können, dafür ist die Entscheidung zu weitreichend.

Und bei acht Geschwistern bleibt anderes auf der Strecke.

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Bruder, aber ib das gegen Einsamkeit hilft, weiß ich nicht.
Fühlt sich nicht so an, als ob das einen wesentlichen Einfluss hätte.

Laura_Maelle schrieb:Ich würde meine Familie nicht gerade als egoistisch bezeichnen, aber als stark auf sich selbst fokussiert. Man nennt das ich-haft. Natürlich auch, weil sie eigene Probleme haben

Ist für mich auch schon eine Form von Egoismus. Wie bei jedem auffälligen Verhalten kann es bei einem ausgeprägter sein, beim anderen nicht so.

Laura_Maelle schrieb:Nur wenn ich mal ein Problem habe, rede ich angeblich zu viel.

Dann würde ich es der Familie mal mit gleicher Münze zurückzahlen. Wenn das nächste mal jemand mit einem Problem zu dir kommt, sag einfach: du redest zu viel. Vielleicht erkennen sie dann, wie verletzend so eine Antwort ist. Man muss Menschen oft ihre eigene Medizin zu schlucken geben, damit sie merken, wie bitter die eigentlich schmeckt.

Laura_Maelle schrieb:Ich würde meine Familie nicht gerade als egoistisch bezeichnen,

Laura_Maelle schrieb:stark auf sich selbst fokussiert

Laura_Maelle schrieb:ich-haft

Für mich ist das alles dasselbe. Ego = ich.
Wenn Deine Familie primär nur nimmt und sehr wenig zuück gibt

Laura_Maelle schrieb:meine Familie verlässt sich stark auf mich.

Laura_Maelle schrieb:Ich muss jede einzelne Handreichung einfordern, damit ich nicht zu kurz komme.

Laura_Maelle schrieb:wenn ich mal ein Problem habe, rede ich angeblich zu viel.

wird sich das auf Deine angegriffene Gesundheit nicht günstig auswirken und Deine Ressourcen möglicherweise schwächen.

Bundeskanzleri schrieb:die Eltern hätten nicht extra für dich ein Geschwister machen können,

Vor Jahren habe ich mal einen Film gesehen. Thema war, dass ein Geschwisterkind ganz bewusst gezeugt werden sollte, da das Kind dieser Eltern erkrankt war und irgendwann auf einen Spender angewiesen sein würde.
Ich muss mal recherchieren...

martenot schrieb:Ich habe es immer bedauert, ein Einzelkind zu sein.

Meine Einzelkind-Freundin auch, sie war dann meist bei uns das fünfte Kind. Ich hätte manchmal gerne mit ihr getauscht, denn ein Kinderzimmer nur für mich, wäre auch nett gewesen. :D

Und jetzt ist es so, dass man nicht ständig aufeinander hockt, oft nur telefoniert aber das Gefühl hat WENN irgendwas wäre, die ´würden sofort helfen.
Neulich hat sich meine Schwester den Fuß gebrochen und kam ins KH. Ein Anruf und ich bin an meine Schränke und habe zusammengepackt was sie braucht, ich musste nicht erst in ihre Wohnung. Von einer Fremden hätte sie wahrscheinlich kein Nachthemd angezogen :D

Frau.N.Zimmer schrieb:denn ein Kinderzimmer nur für mich, wäre auch nett gewesen. :D

Ich hatte zwar ein Kinderzimmer für mich, aber auch nicht so richtig, weil meine Mutter allzu oft nicht meine Privatsphäre respektiert hatte. Sie kam ständig unerwartet ins Zimmer gestürmt, wenn sie was von mir wollte oder mir etwas erzählen wollte. Dazu kam noch, dass der Weg durch mein Zimmer (es hatte zwei Türen) hindurch der kürzeste Weg ins Elternschlafzimmer war, weswegen meine Eltern oft wie selbstverständlich bei mir durchgelaufen sind.

martenot schrieb:Dazu kam noch, dass der Weg durch mein Zimmer (es hatte zwei Türen) hindurch der kürzeste Weg ins Elternschlafzimmer war, weswegen meine Eltern oft wie selbstverständlich bei mir durchgelaufen sind.

Du Armer! Nee, da wäre ich lieber bei meinen Geschwistern geblieben. :D Meine FReundin hatte so ein tolles Zimmer mit Balkon und richtig schicken, weißen Möbeln. Wir hatten weder Balkon, noch schicke Möbel, eher alles etwas zusammengewürfelt, da war Fantasie gefragt, wenn man es nett haben wollte.

Frau.N.Zimmer schrieb:Wir hatten weder Balkon, noch schicke Möbel, eher alles etwas zusammengewürfelt,

Ich auch nicht, zumal es in den Siebzigerjahren bei uns nicht so üblich gewesen war, ein Kinderzimmer schick einzurichten. Ich hatte einfaches Kinderzimmermobiliar und eine grellbunte Tapete, deren Muster dazu geeignet war, psychische Störungen auszulösen. Dazu noch ein winziges Dachfenster, sodass es in meinem Zimmer meistens ziemlich dämmrig war.

martenot schrieb:Dazu kam noch, dass der Weg durch mein Zimmer (es hatte zwei Türen) hindurch der kürzeste Weg ins Elternschlafzimmer war, weswegen meine Eltern oft wie selbstverständlich bei mir durchgelaufen sind.

Wie ungünstig.
Bei einer Wohnungsbesichtigung habe ich mal eine Wohnung gesehen, bei der man, um in die Küche zu gelangen, durchs Schlafzimmer latschen musste.

Frau.N.Zimmer schrieb:Meine FReundin hatte so ein tolles Zimmer mit Balkon und richtig schicken, weißen Möbeln.

Das klingt echt toll, aber für Deine Freundin schienen andere Dinge mehr Gewicht zu haben.

martenot schrieb:grellbunte Tapete,

Meinen Eltern wurde 1978 vom Vermieter wegen Eigenbedarfs gekündigt und sie haben, weil nichts zu finden war, ein eigenes Haus gebaut. Jedes Kind bekam ein eigenes, geräumiges Kinderzimmer. Wir hatten so dicke Musterbücher für Tapeten und ähnliches. Da habe ich mir eine schöne Tapete für mein Zimmer aussuchen dürfen. Da waren afrikanische Tiere drauf, das weiß ich noch.

nairobi schrieb:Bei einer Wohnungsbesichtigung habe ich mal eine Wohnung gesehen, bei der man, um in die Küche zu gelangen, durchs Schlafzimmer latschen musste.

Unsere Wohnung besaß leider einen ungünstigen Grundriss, bei dem die einzelnen Räume eher wie an einer Kette aufeinander gefolgt sind. Es gab zwar eine Art Ringschluss, aber der kürzere Weg ins Elternschlafzimmer ging durch mein Zimmer hindurch.

nairobi schrieb:Wir hatten so dicke Musterbücher für Tapeten und ähnliches.

An diese Musterbücher kann ich mich auch noch erinnern. Das Tapetenmuster meiner Kindheit bestand aus großformatig geschwungenen bunten Formen in Orange- und Brauntönen.

martenot schrieb:Ich hatte einfaches Kinderzimmermobiliar

Auch Nussbaumfurnier ? :D Wir hatten die Tapete https://www.trenddeko.ch/a-s-creation-vliestapete-retro-vision-retrotapete-70er-jahre-tapete-orange-gelb-braun-wa298915-m

Ein Wunder, dass einen Freunde besucht haben und man nicht vereinsamt ist.

Frau.N.Zimmer schrieb:Auch Nussbaumfurnier ?

Ja, ich glaube schon. So ein hellbraunes Einheitsfurnier. Alles ein bisschen klapprig, auch die Schranktüren etc. Insgesamt eine Mischung aus grellbuntem Siebziger- und billigem Kaufhausstil.