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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

266 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Asyl, Sozialwirtschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
KillingTime Diskussionsleiter
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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

22.10.2015 um 20:41
Hallo zusammen.

In diesem Thread geht es nicht um pro/contra Einwanderung. Die Zustände in den Heimatländern sind hier ebenso offtopic wie Ausländerkriminalität, rechtsextreme Attacken, Pegida, besorgte Bürger oder optimistische Schönfärberei. Bitte benutzt dazu bestehende Threads.

In diesem Thread geht es um Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, ehrenamtlich oder hauptberuflich. Bei den Johannitern, in der Caritas, in Krankenhäusern und Kindertagesstätten, in Flüchtlingsheimen und Aufnahmestellen. Um Sicherheitspersonal, Köche, Putzfrauen und -Männer, Fahrer, Sozialarbeiter, Integrationshelfer, Sprachlehrer, medizinisches Personal und weitere Tätigkeiten.

Der eine oder andere von euch übt vielleicht eine dieser Tätigkeiten aus und mich interessieren eure Erfahrungen. Wie seht ihr eure Jobs, welches sind eure Aufgaben, wie seid ihr eingebunden. Wie ist die Bezahlung. Wie kommt ihr mit den Flüchtlingen klar und diese mit euch. Wie sind die Arbeitsbedingungen. Wie sind die psychischen Belastungen. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht.

Ich freue mich auf zahlreiche Antworten und bleibt bitte im Topic.

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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

22.10.2015 um 20:48
Bevor ich krank wurde hab ich ehrenamtlich geholfen und mach das auch wieder wenn ich gesund bin. Geld gibts keins, aber dafür mach ich es auch nicht.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

22.10.2015 um 23:49
Bei uns gibt es einen Verein der sich ehrenamtlich sich um die Flüchtlinge kümmert. Behörendengänge organisiert, Ärztebesuche etc. sich mit den Kids beschäftigt etc pp... Ich würde gerne helfen "traue" mich aber nicht wirklich. Mein Englisch ist die katastrophe und ich weiß auch nicht ob das mit meinem Schichtplan so hinhaut.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 05:34
Hallo @KillingTime und natürlich auch an die anderen !

Ich kenne einige die z.B. in Notunterkünften für Flüchtlinge ehrenamtlich helfen, und auch ich habe mich dazu bereit erklärt .
Meine Hilfe würde ich nicht als Job bezeichnen, da ich mich dazu bereit erklärt habe mich ehrenamtlich einzubringen was auch bedeutet ich helfe nur wenn es mir möglich ist es mit meinem Altag zu vereinbaren.

Die Aufgaben sind unterschiedlich , mal wird jemand zum zubereiten von Essen benötigt , oder für die Ausgabe der Lebensmittel . Auch für die Reinigung wurden das ein oder andere mal Helfer benötigt .

Hier bei mir vor Ort (ich weiß nicht wie es bei anderen abläuft) wurden wir Informiert wie weit unsere Hilfe gehen "darf".
Es gibt bestimmte Aufgaben, für die Fachmänner/frauen vor Ort sind.
Ebenso der Umgang mit den Verschiedenen Situationen/Fragen-Auskünften usw wurde mir im Vorhinein etwas erklärt.
Helfen kann man auf viele verschiedene Arten , auch Spenden (z.B von Decken)
Jedoch sollte man sich einfach vor Ort erkundigen was benötigt wird, da dies sehr unterschiedlich sein kann .

Ich selbst kam bis zum heutigen Tag gut mit den Menschen klar, ich hatte keinerlei Auseinandersetzungen oder dergleichen .
Die meisten wussten die Arbeit der einzelnen sehr zu schätzen, viele bedanken sich oder zeigten anderweitig ihre dankbarkeit.
Für meine Hilfe erhalte ich kein Geld , jedoch ist es für mich ein großer "Lohn" zu sehen dass sich diese Menschen aus tiefsten Herzen freuen und dankbar sind.. unbezahlbar wenn ich sehe , dass ein kleines Kind endlich zur Ruhe kommen kann.

Seelisch gerate ich oftmals an meine Grenzen oder auch darüber hinaus, nicht wegen den einzelnen Menschen sondern weil ich immer wieder schockiert bin was hier auf dieser Welt für kranke und hasserfüllte Dinge passieren.
Das leid von so vielen Menschen , egal welcher Herkunft stimmt mich oft sehr nachdenklich und auch traurig.
Die Zeit in der wir uns (alle) befinden ist hart, und oftmals an grausamkeit kaum noch zu übertreffen. Trotzallem scheinen die wenigsten zu erkennen dass es endlich an der Zeit ist etwas zu verändern , zum wohl aller Menschen hier auf dieser Welt.
Wir sollten Seite an Seite miteinander Leben statt gegeneinander kämpfen .

Ich hoffe es findet bald ein umdenken statt.

Auch hoffe ich für die vielen Helfer (egal ob Hauptberuflich oder ehrenamtlich) dass sie bald etwas entlastet werden und mal wieder etwas ruhe und erholung erfahren können. Und dass sie irgendwann für all das was sie leisten gewürdigt und entlohnt werden .


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 07:17
Ich will mich schon ganz gerne ehrenamtlich engagieren. Aber irgendwie gibt es darüber in unserer Gegend kaum Informationen.

Außerdem habe ich Ansprüche. :)

Ich will weder für eine politische Organisation weder für eine kirchliche Organisation arbeiten/helfen.
Und mit 60 jährigen Hausmuttis Wäsche zu sortieren habe ich nicht wirklich Lust zu.

Hat da einer einen Tipp, wie ich mich am besten Informieren kann, wo man helfen kann? Also nicht einfach Goxxel mal sondern Goxxel mal "Stichwort".


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 07:31
Hallo @HateCore,

Also ich zB arbeite auch NICHT für die Kirche oder politischen Organisation .
Wenn du niemanden kennst oder an keine näheren Informationen gelangst , fahr doch einfach mal in deiner nähe wo hin und erkundige dich direkt vor Ort .
Ich habe mich damals auch mehr oder weniger "durchgefragt" , und mich dann einfach direkt bei der Zuständigen Gemeinde gemeldet und mich erkundigt.

Ich wurde auch immer gefragt ob ich bestimmte Dinge machen möchte oder nicht , wenn du dich ehrenamtlich meldest zwingen sie dir nicht irgendeine Arbeit auf die du nicht machen möchtest . Da hast du auch das Recht nein zu sagen wenn du manches einfach nicht tun möchtest .
Wir haben zb eine Whats app Gruppe gegründet und wenn jemand gebraucht wird wird das dort reingeschrieben , wer Zeit hat meldet sich . Es geht ja auch nicht immer .


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 07:44
Ich mache demnächst ne Fortbildung für ein DaZ-Zertifikat (Deutsch als Zweitsprache). Damit werde ich dann neben meinen normalen Fächern auch mit Flüchtlingskindern arbeiten können. Mir grauts eher vor den Eltern.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 09:04
Ich sammel Bekleidung im Bekanntenkreis.
Hab mittlerweile gut 20 120L-Sacke abgeliefert.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 09:32
Es ist super, dass es so viele Leute gibt, die ehrenamtlich aushelfen, Kleidung spenden usw. Jedoch fehlt es an etwas ganz wichtigem: Verwaltendens Fachpersonal. Ich bin zwar nur in einer Ausbildung zum Verwaltungswirt, doch was unsere Dozenten so erzählen, ist vielleicht nur von wenigen beachtet worden. Sie können es ja noch genauer beschreiben, sitzen direkt an der Quelle. Eine Menge Personal wird aus den Behörden abgezogen, weswegen kaum noch behördliche Anträge seitens der Bürger bearbeitet werden können. Selbst unsere Dozenten erfassen und bearbeiten die Flüchtlinge. Einer unserer Dozenten sprach sogar davon, dass es keine mittlere Katastrophe mehr ist, sondern eine humanitäre Katastrophe. Die Behörden wissen nicht mehr, wie sie ihre Mitarbeiter einteilen sollen, zumal sowieso seit zwei Jahren ein Notstand an Angestellten und Beamten herrscht. Es gibt so schon zu wenig Personal und dann sollen alle im Idealfall noch bei den Flüchtlingen helfen.

Ein solches personelles Problem ist nicht mehr zu bewältigen. Es gibt kaum noch genug Personal, um die ganzen Spenden zu katalogisieren und zu verteilen. Geschweige denn genug Personal, um die Personalien der Flüchtlinge zu erfassen und zu bearbeiten. Und dabei bleibt es ja nicht nur. Intigrierten Flüchtlingen stehen Leistungen zu, die bewilligt und durchgeführt werden müssen. Dort fehlen ganz besonders die Fachkräfte!

Die Regierung wusste damals was passiert, wenn sie die Stellen in den Ministerien, Kommunen, Landkreisen und allen anderen Behörden kürzt und nicht wieder aufbaut. Dort gab es schon vor der Flüchtlingskrise die Not im Personalwesen. Darum dauerte es immer so lang, bis ein Antrag des Bürgers bearbeitet wurde. Jetzt wird es noch länger dauern. Für den Bürger, für den Flüchtling, für alle. Bedankt euch bei der Regierung. Die hat den Mist eingebrockt, obwohl damals schon längst vermutet wurde, dass so große Flüchtlingswellen kommen. Wegen denen kann das wirklich ausufern. Hätten wir genug Personal, wär das alles kaum spürbar. Aber neeeee, die einfachen Angestellten erhielten Zeitarbeitsverhältnis und konnten sehr schnell gekündigt werden, die Ausbildungen dazu werden gestrichen und die Anforderungen immer höher gesetzt. Ich kann ja froh sein, dass ich nach Abschluss meiner Ausbildung so gute Jobchancen habe. Ich würde überall genommen werden. Wer nicht froh sein dürfte: Die Menschen, die erwarten, dass dieser Staat funktioniert. Kein Wunder, dass viele von ihm enttäuscht sind und sich langsam immer gefährlichere Gruppen bilden.

So, das nur mal nicht aus der Sicht des Bürgers, sondern aus der Behörde. Und ich schreib nie wieder vom Smartphone aus. :D ist ja grauenvoll...


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 09:49
Bei uns gab es damals im Flüchtlingsheim eine Gruppe, die uns Kindern immer abgeholt hat und wir dann zusammen etwas gemacht haben. Spiele, Essen und so weiter. Fand ich immer angenehm.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 11:45
@KillingTime

Es ist irgendwo auch eine Frage des eigenen Anspruches oder Menschenbildes, inwiefern man sich engagiert. Wenn man mit Flüchtlingen arbeitet ist es wichtig, sie als Menschen zu sehen, die allerlei Fehler und mangelnde Perfektion mitbringen, wie es bei einem Menschen so üblich ist. Weder gibt es per se nur "gute" noch per se "schlechte" Flüchtlinge. Wie wir besprochen haben, ist eher weniger die Frage ob jemand neben der Spur sein kann, sondern wie man damit umgeht.

Ich persönlich muss die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung nicht gut heißen, ich kann das trennen von den Menschen, die dann tatsächlich vor mir stehen. Es mögen derzeit einfach zuviele sein, aber ich wünsche dennoch jedem einzelnen alles Gute für die weitere Zukunft in der Bundesrepublik. Und bin bei vielen individuellen Lebensbiographien froh, dass die Menschen es nach D geschafft haben und hier ein bisschen Ruhe, Frieden und Sicherheit finden. Ist halt wichtig, dass möglichst alle ne Perspektive haben. Integrationsagebote, Arbeit und Wohnung.

Wir haben aber auch Problemklientel unter Flüchtlingen, bei dem es politischer Lösungen bedarf, wie man mit ihnen umgeht. Aber in der Regel ist das ja ohnehin die Minderheit, und es macht großen Spaß, mit den vielen netten, freundlichen und kooperativen abzuhängen. Vor allem sind es eben nicht DIE Asylanten, oder eine homogene Masse, sondern eine Vielfalt an Menschen, denen man begegnet.

Bin ich in einem Verein oder einer Initiative für Flüchtlinge? Joa, ich bin in einem Verein Mitglied geworden. Wir haben Grillfeste organisiert, haben Spielenachmittage veranstaltet, Stadtführungen, ein Fußballturnier, ein Fußballspiel des lokalen Fußballvereines angeschaut. War bisher immer ganz gechillt, manchmal chaotisch, aber gechillt.


Mach ich auch was für deutsche Obdachlose? Ich hab zumindest mal in ner Vesperkirche Essen ausgeteilt, befreundete Leute in der Flüchtlingsinitiative arbeiten nebenher ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission. Es gibt auch immer wieder Spontanaktionen von meinen Kolleginnen und Kollegen, wie zum Beispiel schnell ne Matratze für einen Obdachlosen organisieren. Der nicht zwingend Ausländer usw. sein muss. Nur "junge Männer" unter den Flüchtlingen? Nein, sind doch schon zahlreiche Frauen und Kinder dabei. In jeder Altersklasse. Manche Kinder/Jugendlichen sind ohne Eltern und Verwandte in D, manche ohne Eltern aber mit Verwandten. Manche andere wiederum nur mit einem Elternteil.

Aber in Mannheim zum Beispiel wird ohnehin nur erste oder kurzfristige haupt oder ehrenamtliche Arbeit geleistet, weil die Landesregierung bisher keinen dauerhaften Verbleib von Flüchtlingen in der Stadt vorsieht. Durch die große Zahl an neu ankommenden ändern sich die Sachlagen aber gefühlt ständig. Etwa 6000? Flüchtlinge leben derzeit in Mannheim, der Oberbügermeister hat vor paar Tagen die Stadtgesellschaft auf 12.000 vorbereitet. Ursprünglich 2-3 Monate aber sollen sie in der Stadt bleiben und dann in ne andere Stadt transferiert werden. Damit spart die Stadt Geld und Ressourcen, die sie genauso für die neuen Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien braucht.

Was ist mit Kriminalität? Wenn man MIT den Flüchtlingen spricht, statt ÜBER sie, dann kriegt man natürlich so gut wie alle Facetten auch davon mit. Aber das ist ein Thema, dass schwierig ist und emotionale Nähe oder mangelnde Distanz kann das für den Einzelnen schwierig machen zu bewerten, wie man sich am besten zu dem Thema verhält. Meine persönliche Meinung ist immernoch, dass manche Leutz aus dem Problemklientel die Bundesrepublik verlassen sollten. Zumindest, wenn sie sich nicht helfen lassen (wollen) oder die Tat/das Verhalten/die Straftat zu schwerwiegend ist. Bei mir ist so die Grenze bei Gewalt gegen Personen und Eigentum. Sollte nicht verhandelbar sein, Raubüberfall oder Einbruch sollte schon harte Konsequenzen nach sich ziehen. Das ist so etwas, was für den ein oder anderen haupt oder ehrenamtlichen Helfer auch entlastend sein könnte. Also wenn es von der Politik da deutliche Signale in Richtung Konsequenz gäbe.

Wie erleben ehrenamtliche Helferinnen Flüchtlingsarbeit? Es ist ja generell so, dass Flüchtlinge natürlich durch ne Heirat sich auf jeden Fall ein dauerhaftes Bleiberecht sichern können. Damit wäre der ein oder andere einfach gerettet. Dadurch entsteht wohl auch ein bisschen Druck bei ihnen. Die Hoffnungen macht sich der ein oder andere dann vielleicht auch mit nem Kontakt zu ner ehrenamtlichen Helferin. Aber ich schreibe ja nur von meinem Umfeld, ganz große Sicherheitsprobleme gab es bisher nicht. Stalking durch Vertrauensseligkeit (Nummer gegeben) bzw. Tag und Nacht Anrufe gab es/hab ich mitgekriegt. Ansonsten läuft das zumindest in meiner Heimatstadt aber ganz gut und weitgehend ruhig.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 13:22
meine (zugegeben sporadische) Hilfe für Fremde begann Mitte der 1980er Jahre. Damals Paket-Hilfsaktionen für Rumänen und Siebenbürger Sachsen (im Sommer per 30kg Rucksack, im Winter Päckchen). Inklusive "Erstaufnahme" in der eigenen Wohnung und Integration in den Arbeitsmarkt (frühe 90er), Beihilfe zur Erlangung eines Studienplatzes+Stipendium in D; Unterstützung eines Kinderheimes in Ghana in einem 10%Kreis Mitte 80er (dh, wir haben 10% unseres Einkommens, egal wie mickrig oder toll) zusammengelegt und davon Dinge finanziert, die wir nach Ghana schicken sollten. wohlgemerkt, unter voller Stasibespitzelung.


Wenn jemand Hilfe braucht und ich sie leisten kann (gesundheitl bin ich stark eingeschränkt) dann mach ich das ohne nach Religion, Herkunft oder Vergangenheit zu fragen. Hilfe bei Bewerbungsschreiben, beim Erstellen einer homepage wenn sich jmd selbstständig macht, Mitfahrgelegenheit anbieten*, Unterstützung bei einem Sprachkurs, Integrationsarbeit der Stadt unterstützen (singe im Chor und wir sammeln Spenden mit unseren Konzerten*) -das sind meine Aktionen der vergangenen Jahre.
*aktuell
in einem Helferkreis oder Verein engagiere ich mich nicht.
ich habe bislang auf der persönlichen Ebene nur positive Erfahrungen mit Ausländern/Flüchtlingen gemacht


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KillingTime Diskussionsleiter
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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 16:56
Zitat von kofikofi schrieb:Mach ich auch was für deutsche Obdachlose? Ich hab zumindest mal in ner Vesperkirche Essen ausgeteilt, befreundete Leute in der Flüchtlingsinitiative arbeiten nebenher ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission.
Ist das nicht eine große psychische Belastung? Kommt man da nicht in Gewissenskonflikte? Zuhause schwelgt man im Luxus, und dann steht da plötzlich eine abgerissene Gestalt vor dir, schmutzig, stinkend, vielleicht mit schwärenden Wunden, und die bekommt dann Erbsensuppe aus der Dose in ein Plastikschälchen? Wie gehst du damit um?


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 17:05
Komisch. Eigentlich müsste der Therad voll mit Erfahrungen sein bei all den Gutis hier.
Was ist mit euch los? Die für die Flüchtlinge sind, helfen doch bestimmt alle bei der Flüchltlingsarbeit?


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Doors ehemaliges Mitglied

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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 19:22
@KillingTime
@xshiningx

Ich arbeite seit einiger Zeit ehrenamtlich in der Betreuung von Flüchtlingen in meinem Landkreis. Nach meinen Erfahrungen bieten die Menschen, um die ich mich kümmere, einen Querschnitt durch alle Gesellschaftsschichten. Es sind Intellektuelle dazwischen, Unternehmer, Künstler - aber auch Handwerker, Arbeiter, Hausfrauen und Bauern. Das Spektrum reicht vom mehrsprachigen Universitätsprofessor bis zum analphabetischen Hirten. Also ungefähr das, was hier schon so seit Generationen in Deutschland lebt und arbeitet.

Möglicherweise ist hier, hoch oben im Norden, kurz vor Dänemark und Nordpol, manches anders als andernorts. Möglicherweise sind die Menschen solidarischer, weil man das wird, wenn einem seit Generationen hin und wieder Haus und Hof, Frau und Vieh vom Meer weg gespült oder vom Sturm weg geblasen werden. Möglicherweise sind die Menschen toleranter, weil man das wird, wenn man seit Generationen zwischen Deutscher und Däne sein hin- und hergerissen wird. Ich kann es nur vermuten, denn ich weiss es nicht.

Was mir aber hier auffällt, ist die grosse Akzeptanz und Unterstützung von Flüchtlingen aus allen Herren Ländern. Grob überschlägig komme ich, wenn ich an Fortbildungsveranstaltungen, Erfahrungsaustausch und lokale Unterstützerrunden denke, auf eine annähernd vierstellige Zahl von ehrenamtlichen, freiwilligen, unbezahlten "Supportern". Das ist viel für einen dünn besiedelten Landkreis, aber manchmal etwas wenig, wenn man die Fläche von Nordfriesland bedenkt. Flüchtlinge werden nach einem bestimmten Schlüssel verteilt - und dann hocken sie hier oben unter Umständen in irgendeinem maroden Häuschen in einem abgelegenen Koog oder sogar auf einer Insel. Da ist Unterstützung nötig und wird gern gegeben und dankbar angenommen.

Die Herkunft und Motivation der Unterstützer ist ebenso bunt wie die derjenigen, die hierher geflohen sind. Neulich habe ich mal ein paar Leute gefragt, warum sie tun, was sie tun und die Gespräche mit ihnen aufgezeichnet.

Vor allem ältere Menschen erinnern sich noch sehr gut an die Zeit, als sie als Kinder oder Jugendliche gegen Ende des Krieges unter unglaublichen Strapazen und furchtbaren Erlebnissen aus dem Osten des untergehenden Dritten Reiches auf dem Seeweg in Schleswig-Holstein gelandet sind. Mit nichts als dem, was sie am Leibe trugen, traumatisiert, teilweise verletzt, ausgehungert kamen sie auf dem Seeweg, sofern sie nicht unterwegs in der eiskalten Ostsee ertranken. Stichwort "Wilhelm Gustloff" und viele andere Schiffe. Sie wollen etwas von dem zurück geben, was sie damals erfahren haben.

Dann gibt es nicht wenige religiöse Menschen, Muslime und Christen, die aus praktischer Nächstenliebe handeln. Schliesslich ist davon in den jeweils als heilig betrachteten Schriften dieser Aberglaubensclubs sehr oft die Rede. Wenn dem auch die Praxis folgt, dann kann es nur gut sein.

Es gibt auch so manche/n, die/der sich von Nachbarn, Freunden, Bekannten, Kollegen, Vereinsmitgliedern "anstecken" liess, etwas zu tun.

So haben wir eine bunte Mischung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Ob es sich nun um Mitglieder von Kirchen- oder Moschee-Gemeinden handelt, um Parteimitglieder von CDU, SPD, FDP, Grüne, Linken oder SSW, um Gewerkschafter, Landfrauen, Pfadfinder, Sport- oder Heimatverein oder ganz "normale" unorganisierte BürgerInnen.
Das Alter ist ebenso bunt gemischt wie die Berufe. Es reicht vom Grundschüler bis hin zum Rentner, vom Unternehmer bis zum Arbeitslosen, vom Landwirt bis zum Akademiker.

Die Arbeit ist nicht einfach, manchmal anstrengend, manchmal frustrierend, manchmal sogar lustig - und eigentlich immer interessant. Da ist juristische Beratung erforderlich, ebenso Hilfe im Alltag, Behörden- und Arztbesuche sind zu begleiten, da sind amtliche Bescheide zu übersetzen und Einkaufstouren zu organisieren, da müssen Psychologen vermittelt werden oder Kinder betreut werden.

Und ja, es entstehen sogar Freundschaften, über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg. Nicht immer, aber immer öfter. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe in jeder Hautfarbe, Menschen, mit denen man weniger gut zurecht kommt, die Probleme mit einem haben oder die Probleme bereiten. Ganz so, wie es einem mit Eingeborenen auch geht.

"Ju muss wat eat, mien Jung. Ju are so a little Spiddelfips!" radebrecht die gestandene Landfrau auf den schlanken Eritreer ein und setzt ihm noch ein Stück Kuchen vor - und ein Stück Kuchen deckt hier oben locker den Wochenbedarf an Kalorien. "What is Spiddelfips?" fragt mich der junge Mann. "In the local language it means that you are a very thin man. Hilde said you have to eat more." "Hilde, Du schallst den Jung nich mästen. De is doch keen Farken." Seit diesem Intermezzo heisst der Mann im Dorf nur noch "Spiddelfips".

Natürlich gibt's auch die anderen Erlebnisse. Jungs aus Libyen haben den in ihrer Unterkunft stehenden Fernseher zu Geld gemacht, bzw. zu Shit und wollen mir und dem Sozialzentrum weismachen, dass der geklaut worden sei. Netter Versuch, aber auf Granit gebissen: "No new TV-Set!" Schön zu wissen, dass die Herren Wüstensöhne da auch nicht besser sind als Eingeborene. Solche haben vor vielen Jahren auch den Fernseher zu Drogen gemacht. Allerdings nicht ihren, sondern meinen, weil sie in unserer WG untergekommen waren.

Inzwischen treffen sich bei uns zu Hause in lockerer Runde Menschen aus Afghanistan, Albanien, Eritrea, Irak, Nigeria, Somalia, Syrien und Russland. Wir kochen und essen zusammen, wir reden und spielen miteinander. Kurz: Wir lernen voneinander und einander kennen.

Das kann schon mal zu Kulturschocks führen, wenn ein Mann aus Somalia plötzlich ein Geschirrhandtuch in der Hand hat und zu hören bekommt: "In Germany man have to do all the housework!" Oder wenn eine verfolgte Christin aus Nigeria plötzlich neben einem Muslim aus Syrien sitzt. Auch schön: Die Gesichter einiger, als meine älteste Tochter ihre Ehefrau vorstellte.

Mehr gibt's hier:

https://www.allmystery.de/blogs/doors
Zitat von KillingTimeKillingTime schrieb:Der eine oder andere von euch übt vielleicht eine dieser Tätigkeiten aus und mich interessieren eure Erfahrungen. Wie seht ihr eure Jobs, welches sind eure Aufgaben, wie seid ihr eingebunden. Wie ist die Bezahlung. Wie kommt ihr mit den Flüchtlingen klar und diese mit euch. Wie sind die Arbeitsbedingungen. Wie sind die psychischen Belastungen. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht.
Ich bin ganz froh, dass ich ehrenamtlich arbeite. So unterliege ich keinen Zwängen, denen ich gehorchen müsste, weil mich jemand bezahlt.

In den meisten Orten hier oben in NF gibt es Unterstützerkreise von Ehrenamtlern. Wir erfahren von den Behörden, wann wer wo untergebracht wird. Dann stehen wir bereit, begrüssen, zeigen die Wohnung, machen eine Ortsführung, tauschen Telefonnummern.

Wir übersetzen, übernehmen Fahrdienste, Begleitung zu Ärzten, Ämtern, Tafel, Kleiderkammer, Möbellager. Wir melden Kinder in der Schule an oder in der Kita, wie klären Probleme mit Hauseigentümern, mit Behörden, mit Nachbarn. In etwa das Hilfsangebot, was wir jedem Neubürger als gute Nachbarn zukommen lassen würden, wenn er/sie dieser Hilfe bedarf.

Dann gibt's natürlich noch Deutschkurse, Einkaufs- und Kochgruppen, Diskussionsrunden zu Politik, Kultur und Religion, Kinderspielkreise, Nähzirkel und Sportangebote. Manchmal auch Auto- oder Fahrradtouren - je nach Wetter, Lust und Laune.

Mit Flüchtlingen komme ich genau so gut und/oder schlecht klar wie mit Eingeborenen.

Arbeitsbedingungen schaffe ich mir selbst - der Vorteil des Ehrenamtes.

Psychische Belastungen? Für mich gleich Null. Die Frage ist eher, wie sehr ich meine Mitmenschen belaste.

Die Erfahrungen sind so gemischt wie mit anderen Kunden/Klienten/Patienten in anderen Berufen. Es gibt halt "sonne und solche". Aber auch da wieder der Vorteil des Ehrenamtes gegenüber dem Hauptberufler: Ich kann mir aussuchen, mit wem ich wie zusammen arbeite.


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KillingTime Diskussionsleiter
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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

23.10.2015 um 20:06
@Doors

Danke für diesen ausführlichen und wertvollen Bericht.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

24.10.2015 um 07:29
@xshiningx

Vielleicht haben die Gutis zu viel damit zu tun anderen Menschen zu helfen, als sich die Zeit hier zu vertreiben und über den Flüchtlingen das Maul zu zerreißen.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

24.10.2015 um 10:43
@KillingTime ?

Inwiefern schwelgt wer denn Zuhause im Luxus? Das verstehe ich jetzt nicht ganz.


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

24.10.2015 um 12:23
Wenn ich arbeite dann mach ich das direkt beim LaGeSo,dem Registrierungszentrum in Mobil wo im Sommer Tausende das Amt,das Gelände und drumherum die Parks in eine babylonische Karawanserei verwandelten.
Moabit hilft ist ein Bündnis diverser Anwohnerinitiativen und Gruppen für Wohnumfeldverbesserung,gegen Gegentrifizierung,Sozialberatung,Arbeitsloseninis,einem Projekt von Landschaft, Stadt und Umwelttechnikplanern sowie diverser Flüchtlingsinitiativen
Von Stullenschmieren bis Tee kochen und austeilen bis Kleinkind und Babysitting bzw Kinderbespassung,dem abendlichen aufpflücken der Leute aus den umliegenden Parks oder einfach nur ner überforderten Mutter,einem alleinreisenden Jugendlichen oder einem traumatisierten Mann zuhören dem der eine Teil der Familie von IS-Milizionären vor seinen Augen umgebracht wzrde,während der andere andere Teil auf den Grund des Mittelmeeres fuhr und er immerzu fragt "WARUM GERADE ICH...was hat dieser irre Gott mit mir vor"

Ich kann da keine Standardantwort geben,ich erklärte ihm das ich ohne das Konzept eines Gottes ganz gut Leben kann und statt zu beten lieber aktiv ins Geschehen eingreifen sofern möglich.
Ich hab ihm dann so ausführlich wie möglich die Kantsche
Maxime des Sapere Aude zu erklären versucht,sich seiner Fesseln der Unmündigkeit und Abhängigkeit gewahr zu werden und sich daraus zu befreien.
Ein Gotteskonzept muss dabei nicht unbedingt hindern
Ich erklärte das dieses Leben nunmal nicht linear und logisch ist,sondern voller Unwägbarkeiten,Wahnsinn und Entropie


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Arbeiten in der Flüchtlingshilfe

24.10.2015 um 12:53
@Warhead @Doors

Ihr seid mir ja echt so zwei Gutis :troll:

Unsere mitlesenden Konservativen interessiert ja vermutlich brennend, ob ihr euch genauso um deutsche Obdachlose kümmert. Oder nehmt ihr Flüchtlinge bei euch Zuhause auf bzw. habt das mal gemacht?


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