Hartz 4 und Weihnachten

@Laucott
Schon klar.

Aber wenn ich hier so lese, gewinne ich den Eindruck, dass diejenigen, die es nicht betrifft die Situation viel schlimmer einschätzen als diejenigen, die es betrifft.

Ilvareth schrieb:Aber wenn ich hier so lese, gewinne ich den Eindruck, dass diejenigen, die es nicht betrifft die Situation viel schlimmer einschätzen als diejenigen, die es betrifft.

Vielleicht weil diejenigen die es betrifft (und zwar so richtig hart) hier ihre prekäre Situation nicht in der Öffentlichkeit eines Forums diskutieren wollen. Vielleicht aus Scham, vielleicht aber auch, weil sie sich die Moralpredigten oder gutgemeinten Tipps sparen wollen. Wer weiß das schon.

@Ilvareth

Ich denke, ich war in meinem Leben, in meiner Kindheit und als alleinerziehender Freiberufler, oft genug arm. Arm genug, um das beurteilen zu können. Wenn Du wirklich am oder unter dem Existenzminimum bist, dann ist keine Zeit für sozialromantischen Quatsch. Dann fragst Du Dich auch an Weihnachten, wovon Du die nächste Monatsmiete und ein paar vernünftige Winterstiefel für Dein Kind bezahlen willst.

@Doors
Es geht doch gar nicht um sozialromantischen Quatsch.
Ich bin auch alleinerziehend, ich muss mit meinem Geld auch rechnen und kann auch weder mir noch meinem Kind jeden Weihnachtswunsch erfüllen.

Es geht mir doch um die Frage, ob man sich "schöne Weihnachten" mit Hartz 4 nicht leisten kann. Oder ob Weihnachten auch mit sehr knappem Budget für alle "schön" sein kann.

Ilvareth schrieb: Oder ob Weihnachten auch mit sehr knappem Budget für alle "schön" sein kann.

Hängt wohl von vielen Faktoren ab.

Erziehung - Kreativität - Ansprüche -Interessen derer, die beschenkt werden sollen usw. usw.

auch mit wenig budget lässt sich ein schönes fest gestalten
es geht doch nicht immer nur ums schenken an weihnachten
sondern zeit miteinander verbringen mit
denjenigen die uns nahestehen und von bedeutung sind
so sollte es zumindest sein

Weihnachten ist aber nach Weihnachten nicht vorbei.
Da hört man häufig die Frage: Und? Was habt ihr euch denn Weihnachten geschenkt?

Jammern auf hohem Niveau... Herrlich

nosaweis schrieb:Nach. Abzug der fixen Kosten bleibt da nicht mal der Hartz 4 Satz pro Kopf,

Der Satz für 3 Personen bei alg2 liegt bei Ca. 1500€

:)

Davon muss dann noch Miete Strom ect. Abgehen.

Ich denke mit 2600€ bist du besser dran als manche andere Familie.

Doors schrieb:Aber schon schön, wenn junge Menschen auf das idealisierte Bild von zufriedener Armut hereinfallen.

Ja, es ist wirklich verwunderlich, wie schön es geredet wird, mit extrem wenig Geld zurechtzukommen u. sogar noch vollkommen zufrieden zu sein...

mal_schauen schrieb:auch mit wenig budget lässt sich ein schönes fest gestalten
es geht doch nicht immer nur ums schenken an weihnachten
sondern zeit miteinander verbringen mit
denjenigen die uns nahestehen und von bedeutung sind
so sollte es zumindest sein

So eine Einstellung haben Erwachsene, was auch okay ist, Kinder lassen sich jedoch davon nicht beeindrucken oder nur die Wenigsten.
Überhaupt haben die Eltern diese "Probleme" das ganze Jahr über.

da geb ich dir vollkommen recht
deshalb versteh ich diesen hype nicht
der gerade um weihnachten geht...
@borabora

kuno7 schrieb:Und die Tatsache, dass ich und wohl auch einige andere hier mit den 400€ auskommen, spielt dabei natürlich keine Rolle?

Asketen gibt es immer - nur sind die nicht der Maßstab

kuno7 schrieb: Vielleicht sind meine Ansprüche ja auch einfach geringer als deine,

Ja, ganz offensichtlich haben wir eine ganz andere Vorstellung von "sich nicht einschränken müssen"

Ich musste mich mit Hartz IV jeden Tag einschränken.

kuno7 schrieb:vielleicht kannst du auch nicht so gut wirtschaften?

Vielleicht schaue ich aber auch einfach über meinen Tellerrand hinaus und sehe, was andere so brauchen und verbrauchen und stelle nicht nur meine eigene Ansicht zur Disposition.

Bevor du nun deine asketischen Bekannten ins Feld führst, erläutert doch lieber mal, was zum "nicht einschränken" dazu gehört.
Dann kann man besser diskutieren, ob das realistisch ist, oder nicht

Doors schrieb:"Arm aber glücklich" - diesen Spruch kann sich nur ein Reicher ausgedacht haben, um den besitzlosen Pöbel zu beschwichtigen und davon abzuhalten, ihn an der nächsten Laterne aufzuknüpfen.

Danke!

So deutlich sollte man das ruhig öfter mal sagen!

Groucho schrieb:und sehe, was andere so brauchen und verbrauchen

Immer die anderen als Maßstab zu nehmen ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Unabhängig von H4 ist es dabei unmöglich, glücklich zu werden - nicht nur in monetärer Form...

Kurzschluss schrieb:Immer die anderen als Maßstab zu nehmen ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei.

Es geht bei diesem Maßstab nicht darum was oder wer warum oder auch nicht glücklich ist.

Es ging um die Frage was es heißt "sich nicht einschränken " zu müssen.


Natürlich kann es (ich übertreibe mal ein wenig) jemanden geben, der keine Hobbys und Freunde hat, nur von Wasser und Brot lebt, der ganz ehrlich sagen kann:"ich muss mich mit Hartz IV nicht einschränken".

Aber DER kann ja wohl auch nicht der Maßstab sein, oder?

Was also schlägst du für ein Verfahren vor, wenn wir diskutieren wollen, ob man sich mit Hartz IV einschränken muss oder nicht?

@Groucho
Aber muss sich nicht jeder irgendwo einschränken? Auch, wenn man mehr als Hartz 4 zur Verfügung hat? Und: Ist das nicht auch normal, dass man sich irgendwo einschränken muss?

Wenn ich mir so angucke, was Kinderwünsche so kosten, da kann man Vieles nicht erfüllen, ohne dafür zu sparen.
Meine Tochter zum Beispiel kam kurz vor Weihnachten auf die Idee, sich das Eisköniginschloss zu wünschen. Selbst im Angebot noch rund 100 Euro. Ich habe ihr erklärt, dass das Christkind das in seiner Werkstatt in der kurzen Zeit nicht mehr schaffen wird. Denn das war für mich schlicht und ergreifend zu teuer, um es quasi ungeplant noch dazu zu organisieren.
Und ich würde mich bei weitem nicht als arm bezeichnen.

Was genau beinhaltet "einschränken" eigentlich? Verzicht? Schmerzhafter Verzicht? Auf etwas sparen müssen?
Ich glaube, der Begriff "sich einschränken" ist schon so individuell, da versteht jeder was anderes drunter.

Ilvareth schrieb:Ich glaube, der Begriff "sich einschränken" ist schon so individuell, da versteht jeder was anderes drunter.

@Ilvareth
Na sicher (individuell - versteht jeder was anderes darunter), dies kann/könnte auch bedeuten, dass ich statt 20 Zigaretten nur mehr 18 täglich rauche.
Oder statt 40 Gramm feinsten Rindslungenbraten nur mehr 30 Gramm verschlinge.

Arm sind Menschen, die gar nicht daran denken können, was sie morgen essen/trinken werden, sondern ob sie vielleicht heute - JETZT - noch ein paar Schluck kühles klares Wasser für ihre heisse trockene Kehle bekommen, damit sie überhaupt morgen noch aufwachen können.

Wirklich einschränken bedeutet für mich, wenn es nur mehr etwa 1Liter Wasser für heute gibt, und 5 andere Lippen würden liebend gerne vor lauter tiefem Verlangen auch davon trinken.... in dieser Situation glaube ich, würde jeder das SELBIGE darin verstehen (was Einschränkung wirklich bedeutet), oder?

Beste Grüße,
Doverex

Ilvareth schrieb:Aber muss sich nicht jeder irgendwo einschränken? Auch, wenn man mehr als Hartz 4 zur Verfügung hat? Und: Ist das nicht auch normal, dass man sich irgendwo einschränken muss?

Du willst also auf keinen Fall darüber diskutieren, ob Hartzer sich nun einschränken müssen oder nicht?

Warum hast du deinen Beitrag nicht dem User geschrieben, der sagte mit Hartz IV musste er sich nicht einschränken.
Dem hättest du doch eigentlich sagen müssen, dass er lügt, weil

Ilvareth schrieb:Aber muss sich nicht jeder irgendwo einschränken?

Ilvareth schrieb:Ich glaube, der Begriff "sich einschränken" ist schon so individuell, da versteht jeder was anderes drunter.

Genau aus dem Grund wollte ich ja, dass man erst mal ermittelt, was hier in Deutschland ein durchschnittlicher Lebenstandard ist, um davon ausgehend zu schauen, ob Hartzer sich nun einschränken müssen und wieviel.
Aber das liegt ja nicht in deinem Interesse, dass vielleicht hinterher raus kommt, dass man als Hartzer eine ganz arme Sau ist.



Warum ist so vielen hier daran gelegen, die traurige Realität zu verleugnen und so zu tun, als könne man mit Hartz IV ein reichhaltiges schönes Leben führen?
Weil ihr euch schämt, dass ein derart reiches Land sich bewusst und absichtlich dieses große heer an Armut leistet?


Nein, Leute, mit Hartz IV führt man ein armseliges und vor allem hoffnungsloses Leben. Trostlos und ohne Perspektive

Groucho schrieb:Nein, Leute, mit Hartz IV führt man ein armseliges und vor allem hoffnungsloses Leben. Trostlos und ohne Perspektive

Und das nicht nur unbedingt aufgrund der finanziellen Knappheit. Man ist auch irgendwann sozial isoliert.

Ich habe ca 400 Euro Hartz 4, bin alleinerziehend, mein Kind ist behindert. Ich lebe in einer Kleinstadt, die öffentlichen Verkehrsmittel sind mehr schlecht als recht und ich muss mein Kind trotzdem mehrmals die Woche zu Therapien bekommen. Auto hab ich nicht, die öffentlichen Verkehrsmittel fahren oft nicht, wie man es braucht, also muss man gucken, wie man das schafft.

Das sind Sorgen, die man auch über Weihnachten hat. Sicherlich hat auch mein Sohn Geschenke bekommen, die ihm gefallen. Aber nach den Ferien geht's schon im Kindergarten wieder los "ich hab aber dies und das bekommen und du nur das".

Glaubt ihr wirklich, man kann immer über sowas stehen? Nein, man möchte seinem Kind vielleicht auch mehr bieten und seien es nur Erfahrungen. Zum Weihnachtsmarkt sind wir dieses Jahr nicht, nen kleines Kind möchte da Karussell fahren, gebrannte Mandeln essen oder Zuckerwatte bekommen. Zumal mein Kind dann auch nicht verstanden hätte, wieso das jetzt nicht geht.

@Groucho

Groucho schrieb:Nein, Leute, mit Hartz IV führt man ein armseliges und vor allem hoffnungsloses Leben. Trostlos und ohne Perspektive

Kommt scheinbar drauf an was man daraus macht.

Ich kenne einige Hartz4ler die alles haben was ich als Berufstätiger auch habe, nur nicht so viele Pflichten aber dafür jede Menge mehr Freizeit.

Klar es gibt auch die völlig kaputten die sich hängenlassen und ihre Kohle irgendwie sinnlos verzocken, aber die wären auch mit 5000Euro/Monat nicht besser dran.

Wer in Deutschland selbst nichts verdient hat es Imho gut getroffen, er muss nur in anspruch nehmen was ihm zusteht.