Männliche Erzieher - Tabuthema?

@Lazarus71

Hast du auch eigene Kinder?

KillingTime schrieb:Ich sehe das zwar genau so, aber ich bin mal gespannt, wann die ersten Feminist_Innen hier aufschlagen und bestreiten, das es sowas wie Rollenvorbilder überhaupt gibt.

Auch dazu könnte ich etwas beitragen. :-)
Meine Abschlussarbeit hatte den Titel "Geschlechterbedingte Rollenverständnisse von Jungen und Mädchen".
Mich hat mal eine Kollegin gefragt, was ein Erzieher eigentlich besser macht als eine Erzieherin. Ich habe geantwortet, dass er nichts besser macht, aber eben anders. Und das ist der Unterschied. In meiner Ausbildung habe ich mich stets erfolgreich dagegen gewehrt wenn man versuchte, eine gute Erzieherin aus mir zu machen.

@KillingTime

Kommt da jetzt noch was an Begründung oder doch eher nicht?

@Lazarus71

Aber du hattest doch nicht gleich in den ersten Jahren so viel Nettogehalt oder? Das wird doch erst nach und nach mehr soweit ich weiß. Es ist halt frustrierend, wenn man schon 5 Jahre Ausbildung gemacht hat und dann nochmal Jahre braucht um besser zu verdienen.
Und man braucht halt auch nen Träger, der nicht gerade privat ist, damit die Bezahlung sich nach dem TVöD ausrichtet.

KillingTime schrieb:Hast du auch eigene Kinder?

Nein, habe ich leider nicht, aber ich sehe darin den Vorteil, dass es mir dadurch leichter fällt neutraler mit Situationen umzugehen und in meinem Handeln nicht durch "Mutterinstinkte/Vaterinstinkte" beeinflusst zu werden. Ich denke wenn man eigene Kinder hat, ist man nie ganz frei im Handeln gegenüber anderen Kindern.
Da fehlt mir eben dieser "meiner war auch mal so" Effekt.

Lazarus71 schrieb:Ich gehe mal davon aus das ist ironisch gemeint, denn den Beruf "Kindergartenonkel" gibt es ebenso wenig "Autoklempner".

Das hat vor 20 Jahren schon Automechaniker geheißen.

Lazarus71 schrieb:Ich arbeite seit 18 Jahren in dem Beruf, SK 1. Ich war 12 Jahre kommunal tätig und hatte ein Nettogehalt von rund 1900 €.

Auch wen ich noch keine Kindergartentante getroffen habe, welche 1900 Euro Netto verdient, wäre das nach 18 Jahren für mich noch immer kein Anreiz, aber doch besser als das was ich in der Realität sehe.

@KillingTime

KillingTime schrieb:Ich sehe das zwar genau so, aber ich bin mal gespannt, wann die ersten Feminist_Innen hier aufschlagen und bestreiten, das es sowas wie Rollenvorbilder überhaupt gibt.

das haben sie noch nie bestritten, nur die Rollenbilder werden in Frage gestellt, nicht deren Existenz ;)

ahri schrieb:Aber du hattest doch nicht gleich in den ersten Jahren so viel Nettogehalt oder? Das wird doch erst nach und nach mehr soweit ich weiß. Es ist halt frustrierend, wenn man schon 5 Jahre Ausbildung gemacht hat und dann nochmal Jahre braucht um besser zu verdienen.
Und man braucht halt auch nen Träger, der nicht gerade privat ist, damit die Bezahlung sich nach dem TVöD ausrichtet.

Naja, das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, das stimmt schon.
Ich wollte nur aufzeigen, dass es durchaus nicht so ist, dass man im Grunde und auf Dauer vom Erziehergehalt nicht leben kann. Man kommt da eigentlich auch sehr schnell nach oben.
Ich gehörte zu den letzten Ausbildungsgängen die noch nach der alten Verordnung den Beruf erlernten. Ich habe die Ausbildung mit 26 Jahren begonnen. Hätte sie 5 Jahre gedauert, hätte ich das nicht getan. Bei mir warfen es 3. Ich musste aber auch ein Vorpraktikum machen.
Was die Bezahlung angeht schneiden sich Träger gerade heute selber ins Fleisch wenn sie zu weit vom TVöD abweichen. Nie war es günstiger in dem Beruf zu arbeiten als jetzt. Erzieher/innen werden händeringend gesucht und das wird noch zunehmen. Gleichzeitig erfährt der Beruf immer mehr Anerkennung. Vom Bild der teekochenden Tante die den ganzen Tag nur mit den Kindern spielt ist man ja längst weg.

insideman schrieb:Das hat vor 20 Jahren schon Automechaniker geheißen

Und heißt längst schon Mechatroniker. Der Begriff "Kindergärtnerin" war meines Wissen nie eine offizielle Berufsbezeichnung. Ich weiß allerdings nicht, wie es in den 40ern und 50ern damit stand.

Auch wen ich noch keine Kindergartentante getroffen habe, welche 1900 Euro Netto verdient, wäre das nach 18 Jahren für mich noch immer kein Anreiz, aber doch besser als das was ich in der Realität sehe.
t

Kommt auch immer darauf an welche Eigenansprüche man hat und ob und wenn ja, wie sehr man in Teilzeit arbeitet. Diese Flexibilität ist schon auch ein großer Plus des Berufes.

@Lazarus71

Es gibt durchaus noch schlechter bezahlte Jobs, das ist gar keine Frage. Ich denke, wenn man ein paar Jahre in dem Beruf arbeitet und gehaltsmäßig etwas aufgestiegen ist, dann liegt man im annehmbaren Mittelfeld. Nur kommt dann eben noch der Aspekt der langen Ausbildung dazu und dafür ist es finde ich dann doch wieder wenig.

Man muss natürlich auch immer überlegen welche Ansprüche man an einen Job hat. Bezahlung ist nicht alles, auch wenn sie ein wichtiger Aspekt ist. Was ich gut finde ist, dass ich denke, dass man die Ausbildung dann auch wirklich nur macht, wenn man den Beruf auch wirklich ausüben möchte und mit Freude und Motivation dabei ist. Das ist wichtig.

Und dass der Beruf inzwischen zumindest gesellschaftlich mehr Anerkennung findet, das ist auch dringend notwendig gewesen :D

Lazarus71 schrieb:Und heißt längst schon Mechatroniker.

Falsch.

KillingTime schrieb:Sondern?

KFZ Mechaniker.

Ich kenne keinen KFZ Mechaniker, der sich Mechatroniker nennt.

Willkommen in der realen Welt.

Tussinelda schrieb:das haben sie noch nie bestritten, nur die Rollenbilder werden in Frage gestellt, nicht deren Existenz ;)

Naja, da gibt's ja nicht viel in Frage zu stellen. Da kann sich eine Mutter auf der Straße prügeln oder mit ihrem Sohn Fußball spielen, er wird sie immer als Frau wahrnehmen.

KillingTime schrieb:Falsch.

Sondern?

ahri schrieb:Es gibt durchaus noch schlechter bezahlte Jobs, das ist gar keine Frage. Ich denke, wenn man ein paar Jahre in dem Beruf arbeitet und gehaltsmäßig etwas aufgestiegen ist, dann liegt man im annehmbaren Mittelfeld. Nur kommt dann eben noch der Aspekt der langen Ausbildung dazu und dafür ist es finde ich dann doch wieder wenig.

Man muss natürlich auch immer überlegen welche Ansprüche man an einen Job hat. Bezahlung ist nicht alles, auch wenn sie ein wichtiger Aspekt ist. Was ich gut finde ist, dass ich denke, dass man die Ausbildung dann auch wirklich nur macht, wenn man den Beruf auch wirklich ausüben möchte und mit Freude und Motivation dabei ist. Das ist wichtig.

Und dass der Beruf inzwischen zumindest gesellschaftlich mehr Anerkennung findet, das ist auch dringend notwendig gewesen :D

Da ist natürlich noch viel Verbesserungsbedarf.
Die lange Ausbildungszeit, oder es heißt ja mittlerweile auch Studienzeit, müsste sich natürlich auch im Anfangsgehalt widerspiegeln.
Und was den Job selber betrifft, machen wir uns da nichts vor. Ja, er ist anstrengend, besonders psychisch.
Aber ich habe bevor ich Erzieher wurde 5 Jahre in der Metallindustrie gearbeitet, daher habe ich ein ganz anderes Verhältnis zu Stress und Anstrengung. Im Grunde ist es ein sehr schöner Beruf und kaum zu vergleichen mit dem eiens Bauarbeiters, Schreiners, Malers oder eben....Metallarbeiters.
Wenn wir mal in einer Zeit, in der ja jeder Zweite studiert auf der Ebene der "normalen" Berufe bleiben:
Mein Bruder arbeitet in der Autoindustrie, eben als Mechatroniker (da bin ich sehr sicher). Er verdient sicher etwas mehr als ich, arbeitet aber bis zu 45 Stunden in der Woche, auch Samstags, und bekommt 300 € Weihnachtsgeld, das wars. Gemessen daran ist der Erzieherberuf sehr moderat zu handeln.

insideman schrieb:KFZ Mechaniker.

Ich kenne keinen KFZ Mechaniker, der sich Mechatroniker nennt.

Willkommen in der realen Welt.

Ich kenne auch keine Erzieherin die sich Kindergärtnerin nennt. Ebenfalls willkommen in der realen Welt.
Deinem Umfeld möchte ich aber raten sich bei einer Neubewerbung dann doch besser als "KFZ-Mechatroniker" zu bewerben und nicht als KFZ-Mechaniker.
Sonst käme man eventuell auf die Idee er würde bei einem Problem als erstes mal nach dem Vergaser schauen. ;-)

Lazarus71 schrieb:Ich kenne auch keine Erzieherin die sich Kindergärtnerin nennt. Ebenfalls willkommen in der realen Welt.
Deinem Umfeld möchte ich aber raten sich bei einer Neubewerbung dann doch besser als "KFZ-Mechatroniker" zu bewerben und nicht als KFZ-Mechaniker.

Bei uns heißt das, auf dem Papier, KFZ-Fahrzeugtechniker.

Und auch diese Bezeichnung, verwendet niemand.

insideman schrieb:Bei uns heißt das, auf dem Papier, KFZ-Fahrzeugtechniker.

Und auch diese Bezeichnung, verwendet niemand.

Umgangssprachlich sag ich auch Automechaniker. Und das finde ich auch nicht abwertend.

Lazarus71 schrieb:Umgangssprachlich sag ich auch Automechaniker. Und das finde ich auch nicht abwertend.

Warum sollten diese Bezeichnungen wie Automechaniker, Kindergärtnerin ( so heißt es bei Erwachsenen ), abwertend sein?


Nur weil mal jemand meinte, man müsste den Beruf viel interessanter klingen lassen?

Erst kürzlich meinte eine Leuchte, dass das bald Elementar-Pädagoge heißen soll.


Naja, wenn es denen dann besser geht.

Vielleicht noch zwei Anmerkungen, damit das Erfahrungsbild nicht zu einseitig wird.

Es gibt durchaus Einschränkungen wenn man als Mann in dem Beruf arbeitet. Ich versuche immer zu vermeiden Kinder auf den Schoß zu nehmen.
Und ich würde nie alleine mit einem Mädchen in einen Nebenraum gehen, selbst wenn es der Raum ist, in dem der Erste Hilfe Kasten steht oder wenn es die Küche ist.

Und ich kann mich nicht auf Stellen bewerben, in denen das zu betreuende Klientel rein weiblich ist.

insideman schrieb:Warum sollten diese Bezeichnungen wie Automechaniker, Kindergärtnerin ( so heißt es bei Erwachsenen ), abwertend sein?


Nur weil mal jemand meinte, man müsste den Beruf viel interessanter klingen lassen?

Erst kürzlich meinte eine Leuchte, dass das bald Elementar-Pädagoge heißen soll.


Naja, wenn es denen dann besser geht.

Also Kindergärtnerin finde ich schon despektierlich weil das ein Begriff ist aus einer Zeit, in der die Erzieherinnen tatsächlich eher Ersatzmuttis waren.
Wenn man sich den Aufgaben Bereich und den Verantwortungsbereich der heutigen Erzieherin ansieht macht dieser Begriff den Beruf eigentlich nur lächerlich. Zumal ich auch noch keine Gärten gesehen habe in denen Kinder wachsen.

Ich denke diese hoch gestochenen Bezeichnungen (Erziehungstechniker, Elementarpädagoge) waren sicher auch verzweifelte Versuche, dem Beruf dem Beruf endlich mehr Anerkennung zu verschaffen. Mittlerweile ist das nicht mehr nötig, durch die neue Ausbildungsordnung und die durchaus sprunghaft angestiegenen Vergütungen im Vergleich zu früher bekommt der Beruf langsam die Anerkennung. Und wer als Vater oder Mutter sein Kind nicht nur aus der Autotür schubst und gleich vom Hof braust, der erkennt auch was heutzutage in den Einrichtungen geleistet wird.

ahri schrieb:
So ein absoluter Quatsch. Genau solche Dinge sind es, die die Klischees aufrecht erhalten, die so total sinnfrei sind.. :palm:

Ich kann auch als Frau klar, knapp und deutlich mit dem Kind kommunizieren. Und das sogar sehr gut. Muss wohl doch ein Mann sein.. :'D


Vielleicht hörst du das nicht gern, aber Tatsache ist dass, Männer und Frauen anderes denken/agieren/wahrnehmen, etc. und ich rede nicht davon das es immer so ist sondern in der Regel. Und ja Frauen reden meist lang Drumherum, ich bin halt ehrlich und belüg mich nicht selbst ;-* und das ganze hat nichts mit Klischees zu tun! Das sollte man hier schon differenzieren können!

Aja ich hab noch nichts zwischen meinen Beinen bummeln seh'n ; )


Und trotz allem JA WIR BRAUCHEN mehr Männer in Brufen mit Kindern !!