Könntet ihr einen Menschen töten?

Die Frage ist schwierig zu beantworten, ich denke, wenn die Situation da ist, könnte jeder töten

debbywaldfee schrieb am 20.05.2016:Aus Notwehr um mein Leben zu retten ja. Sonst nicht.

oder um andere zu retten natürlich auch.. (wenn ich nicht so ein Feigling wäre)

aber bei mir geht es noch etwas weiter.

in einer virtuellen Welt in der ich jeden Tag bin, da hab ich einen Kontakt der heißt "Jody Buttonwood".. das hat mich nachdenklich gemacht in mehrerer Hinsicht.

Wenn ich auf Knopfdruck einen Menschen umbringen könnte, gibt es da Menschen denen ich das antun würde?
da muss ich sagen, bei bestimmten Verbrechen - JA - das würde ich tun.

Wenn ich auf Knopfdruck mich selbst umbringen könnte, würde ich das tun?
ganz ohne Umstände für andere und ohne Schmerzen? klingt wünschenswert (unter bestimmten Umständen vermutlich)

und eine ganz interessante Frage:

Würde ich noch leben, wenn jemand anderes mich auf Knopfdruck töten könnte?
hab ich jemanden schon mal so stark verärgert? vermutlich, Emotionen können ein Fass ohne Boden sein...

das kommt auf die situation an, wird's eng für mich und habe ich eine möglichkeit.

aber nicht vorsätzlich!

Diese Frage kann man am ehesten im Nachhinein beantworten, also nachdem man getötet hat. So komplett unerfahren, ohne sich real in so einer Situation befunden zu haben kann man, mMn, keine Prognose abgeben.

Seitdem ich mit einem narzisstischen Menschen zusammen war, kann ich es nachvollziehen, dass manche Menschen ihren Partner im Affekt umbringen. Wenn man jahrelang Psychoterror und Degradierungen ausgesetzt ist, können einem mal alle Lichter durchbrennen und man geht auf den Partner los. Ich denke, dass kann besonders passieren wenn man auch zB unter Alkoholeinfluss steht.

Naja ganz ehrlich. Wenn ich sehe das eine junge Frau von jemanden oder mehreren Männern misshandelt wird ganz klar ja
Und nicht zu vergessen, Familie und Freunde in Lebensgefahr dann auch ja.

Ja, unter den entsprechenden Umständen.

Ob ich in der Lage wäre jemanden zu töten hängt von einigen Faktoren ab.

Ich würde es nur machen wenn:

ich eine Uniform trage und einen klaren Befehl erhalte zu schießen oder die Situation für meine Kameraden und mich lebensbedrohlich wäre.

In so einer Situation wäre ich rechtlich abgesichert und müsste mit keiner Verurteilung rechnen.

Ich war in meiner Vergangenheit schonmal im Auslandseinsatz, wo es auch zu Feuergefechte kam, ob ich jemanden getroffen habe kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich kann nur gewiss sagen dass wir aus dieser Situation unbeschadet raus gekommen sind.

Wenn es ums pure überleben geht, darf man nicht zögern. Wenn ich aber mit meinen Jungs ausgehe und uns jemand übel beschimpft, dann lach ich drüber und Wechsel die Lokation, Wörter sind nur Wörter - i don't give a shit

Ich halte es mir dem alten Josef Wilfling seelig;
Jeder kann zum Mörder werden. Also auch ich.

Ich auch aber nur im Absoluten Notfall in Notwehr sonst Nogo

SamLoomis schrieb:Ich halte es mir dem alten Josef Wilfling seelig;
Jeder kann zum Mörder werden. Also auch ich.

Dem kann ich mich nur anschließen.

Bandsalat schrieb:ich eine Uniform trage und einen klaren Befehl erhalte zu schießen

Ohne jemals zu hinterfragen? Der Befehl könnte schließlich rechtswidrig sein und den dürftest du auch verweigern.



Zur eigentlichen Frage und mich schon mal zu geäußert; In einer Notwehr oder Nothilfelage für jemand anderen könnte ich es mir vorstellen, sollte es wirklich entweder um mein Leben oder das Leben jemanden anderes gehen.

GinPgr schrieb:Seitdem ich mit einem narzisstischen Menschen zusammen war, kann ich es nachvollziehen, dass manche Menschen ihren Partner im Affekt umbringen. Wenn man jahrelang Psychoterror und Degradierungen ausgesetzt ist, können einem mal alle Lichter durchbrennen und man geht auf den Partner los. Ich denke, dass kann besonders passieren wenn man auch zB unter Alkoholeinfluss steht

Sowas wird ja auch juristisch berücksichtigt und nicht umsonst gibt es beim Totschlag Abstufungen auch nach unten.

rhapsody3004 schrieb:Ohne jemals zu hinterfragen? Der Befehl könnte schließlich rechtswidrig sein und den dürftest du auch verweigern.

Man hat im Ernstfall wenig Zeit die AGBs mit dem Anwalt nochmal durch zu gehen.

Man bekommt aber vorher ein Briefing:

- wo geht es hin
- wer macht was
- was ist das Ziel
- Verhalten

Aus Mordlust? Nein.
Aus Notwehr? Sicher. Ob es mir hinterher damit gut gehen würde - keine Ahnung.

Was ich nicht konnte: Kind #2 war eine Zwillingsschwangerschaft und der Zwilling verstarb. Es ergab sich eine Risikosituation, man räumte Kind #2 keine großen Überlebenschancen ein (war SS Woche 14 oder so) und es war Konsens, dass die Schwangerschaft beendet werden sollte. Das konnte ich nicht. Ich hatte riesiges Glück, keines der Horrorszenarien trat ein und Kind #2 überlebte gesund und ohne zu früh auf die Welt zu kommen.

Bandsalat schrieb:Man hat im Ernstfall wenig Zeit die AGBs mit dem Anwalt nochmal durch zu gehen.

Darum geht es nicht mal nur, sondern hinterfragen würde ich als Mensch mit Gewissen schon je nachdem auf was oder konkreter auf wen ich schießen soll.

Aber ich bin auch so ehrlich und wüsste nicht, was ich letztendlich doch tun würde, würde man mir spätestens bei Befehlsverweigerung selber die Pistole an den Kopf halten. Sehr gut möglich, dass mein Selbsterhaltungstrieb bzw. mein eigener Überlebenswille dann obsiegen und ich den Befehl dann doch ausführen würde.

MissMary schrieb:Das konnte ich nicht. Ich hatte riesiges Glück, keines der Horrorszenarien trat ein und Kind #2 überlebte gesund und ohne zu früh auf die Welt zu kommen.

Was für eine schöner Ausgang. Dass du es nicht übers Herz gebracht hast, schenkte dem Kind das Leben.

Wünscht man keiner Frau vor seiner Entscheidung über mal stehen zu müssen.

rhapsody3004 schrieb:Darum geht es nicht mal nur, sondern hinterfragen würde ich als Mensch mit Gewissen schon je nachdem auf was oder konkreter auf wen ich schießen soll.

Man zieht nicht direkt vom Karrierecenter der Bundeswehr in den Krieg.
Im Normalfall wird man 1000 und 1 mal informiert was dich im Falle eines Auslandseinsatzes/Ernstfall erwartet.

Früher als es noch die Wehrpflicht gab haben Freunde von mir verweigert und sind in den Zivildienst gegangen.

Das hat schon gereicht auf einer Serviette folgendes zu schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus Gewissensgründe möchte ich hiermit den Dienst an der Waffe verweigern.

MfG

________

Somit müsste sich niemand Gedanken machen ob er sich ne Waffe an den Kopf halten muss.


Wenn man aber zugestimmt hat da mit zu machen waren die "AGBs" vorher geklärt.

Bandsalat schrieb:Früher als es noch die Wehrpflicht gab haben Freunde von mir verweigert und sind in den Zivildienst gegangen.

Zu denen hätte ich damals auch gehört, hätte man meinen Jahrgang damals nicht von selbst für den Wehrdienst zurückgestellt.


Ich könnte auch niemals irgendwo Grenzschutz ableisten und je nach Staat womöglich sogar mit dem rechtmäßigen Befehl auf alle illegal versuchenden Grenzübertreter sogar zu schießen - einschließlich auf Frauen und Kindern sogar.


Und ich verstehe es zumindest unter folgender Voraussetzung nicht, dass es Menschen gibt, die das könnten - Recht hin oder her.

Also unter der Voraussetzung, dass es als Konsequenz auf Befehlsverweigerung nur irgendwelche disziplinarrechtlichen Konsequenzen bis hin zu vielleicht noch Geld- oder Freiheitsstrafen hageln würde. Hätte ich nur solche Konsequenzen als Befehlsempfänger zu befürchten, würde es mir leichter fallen nicht nach Recht und Befehl, sondern nach meinem Gewissen zu handeln.

rhapsody3004 schrieb:Aber ich bin auch so ehrlich und wüsste nicht, was ich letztendlich doch tun würde, würde man mir spätestens bei Befehlsverweigerung selber die Pistole an den Kopf halten. Sehr gut möglich, dass mein Selbsterhaltungstrieb bzw. mein eigener Überlebenswille dann obsiegen und ich den Befehl dann doch ausführen würde.

Soweit würde es nicht kommen, es wird vor einem Einsatz in Krisengebiete fein aussortiert.

Leute die eine Gefahr für sich und Kameraden darstellen werden erst gar nicht mitgenommen.

Sowas stellt man in den ersten Ausbildungsmonate fest.

Ich habe bei meiner Grundausbildung Strassenrambos gesehen die nach 4 Wochen wieder im Hotel Mama waren.

rhapsody3004 schrieb:Ich könnte auch niemals irgendwo Grenzschutz ableisten und je nach Staat womöglich sogar mit dem rechtmäßigen Befehl auf alle illegal versuchenden Grenzübertreter sogar zu schießen - einschließlich auf Frauen und Kindern sogar.

Soweit ich weiss wird seit 1989 beim Grenzschutz nicht mehr auf irgendjemand geschossen (die Mauer ist weg), wo soll sowas passieren?

Bandsalat schrieb:Soweit ich weiss wird seit 1989 beim Grenzschutz nicht mehr auf irgendjemand geschossen (die Mauer ist weg), wo soll sowas passieren?

So lange die AfD hier nicht den Ton vollends angeben und auch nicht alle Gewalten übernehmen würde, habe ich diese Befürchtung auch nicht.

Aber bereits bei Ungarn unter Orban wäre ich mir da nicht so sicher. Der scheißt auch gerne auf übergeordnetes Recht oder anders auf vorrangiges Recht und würde ich ihm sogar in diesem Zusammenhang zutrauen drauf zu scheißen.

Noch weniger sicher bin und wäre ich mir in den USA unter MAGA-Führung (auch wenn Trump mal nicht mehr ist) und bzgl. US-Mexikanischer Grenze vor allem.