Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

Für alle die meinen, dass es doch genügend Stelle gäbe:

offene Stellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2903/umfrage/jahresdurchschnittswerte-des-bestands-an-offenen-arbeitsstellen/

Menschen die ohne Arbeit sind:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1223/umfrage/arbeitslosenzahl-in-deutschland-jahresdurchschnittswerte/

Finde den Fehler!

Erasmus schrieb:Wer als Arbeitsloser ein Jobangebot ablehnt, hat mit gewissen Konsequenzen zu rechnen, das sind zunächst erst einmal schon sehr drastische Abzüge bis hin zur völligen Streichung der Bezüge

Was ist jetzt daran verwerflich? Wer aus dem Topf rausnimmt muss bei Gelegenheit auch wieder was reingeben oder bekommt vorerst weniger. Klingt doch fair oder?

schnitzel schrieb:Es gibt genug offene Stellen, nur erfüllen diese halt im seltensten Fall die Vorstellungen der Bewerber. Heutzutage ist gutes Geld bei sehr wenig Verantwortung und einer Arbeitszeit von <40 h die Woche gefragt. Die meisten sind dann enttäuscht, dass sich der Lebensunterhalt nicht mit dem surfen auf Facebook verdienen lässt. :)

Das ist so auch nicht korrekt. Sicher gibt es viele offene Stellen. Aber viele davon sind auch befristet, oder es handelt sich um Mini-Jobs oder auf Teilzeit. Oder sie sind sowas von unterbezahlt, dass kein normaler Menschen es erwägt für dieses Geld zu arbeiten. 
Es gibt immer mehr Menschen in Deutschland die in Vollzeit arbeiten, die aber von ihrem Gehalt alleine nicht mehr leben können. Und das ist eigentlich ein Unding. 

schnitzel schrieb:Es gibt genug offene Stellen, nur erfüllen diese halt im seltensten Fall die Vorstellungen der Bewerber.

Aha :) 

2.77 Millionen Arbeitslose + 4.36 Hartz IV Empfänger = 7.13 Millionen menschen ohne Jobs.
Anzahl der offenen stellen : 660.000 
Differenz= 6.5 Millionen 

Darin nicht inkludiert sind alle freien stellen, die fluktuierend sind und doppelt ausgeschrieben sind. 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2903/umfrage/jahresdurchschnittswerte-des-bestands-an-offenen-arbeitsstellen/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1223/umfrage/arbeitslosenzahl-in-deutschland-jahresdurchschnittswerte/



https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1396/umfrage/leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-jahresdurchschnittswerte/

schnitzel schrieb:Was ist jetzt daran verwerflich?

Naja, dann kannste auch gleich jemandem die Pistole an die Brust setzen und sagen: Mach bitte dies und das und jenes für mich, oder ich drück ab. - Was ist daran schon ein Zwang? ... Er muss ja nicht, gelle? :D

schnitzel schrieb:Wer aus dem Topf rausnimmt

Das ALG II wird aber gar nicht mehr aus dem Topf der Arbeitslosenversicherung gezahlt... Und was nicht alles so aus Steuermitteln bezahlt wird, für die mehr oder weniger jeder Bürger einzahlt, das haste wohl vergessen? :D

schnitzel schrieb:Klingt doch fair oder?

Ja klar. Mach gefälligst was ich will, Du hast gar nichts zu wollen, sehr fair ist das, wirklich! :D

@IngwerteeImke
Als gemeldete Stelle gilt diese, welche beim Arbeitsamt aufgegeben wird. Es gibt Unternehmen, welche garnicht erst beim Arbeitsamt inserieren, von daher halte ich bei meiner Aussage fest. 

schnitzel schrieb:Als gemeldete Stelle gilt diese, welche beim Arbeitsamt aufgegeben wird. Es gibt Unternehmen, welche garnicht erst beim Arbeitsamt inserieren, von daher halte ich bei meiner Aussage fest.

Und es gibt einen Haufen (vor allem großer) Unternehmen, die Stellen ausschreiben, die es gar nicht gibt. Macht aber einen guten Eindruck...

Ansonsten empfehle ich deine "gefühlte" Realität noch mal praktisch zu prüfen:

IngwerteeImke schrieb:2.77 Millionen Arbeitslose + 4.36 Hartz IV Empfänger = 7.13 Millionen menschen ohne Jobs.Anzahl der offenen stellen : 660.000 Differenz= 6.5 Millionen

@schnitzel
Du kannst an deiner Aussage soviel festhalten wie du willst, dadurch wird sie auch nicht  Quellen und Faktenorientierter. 

@schnitzel

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2017-02/39982116-iab-ueber-eine-million-offene-stellen-in-deutschland-015.htm

"Das IAB untersucht viermal jährlich das gesamte Stellenangebot in Deutschland, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Ergebnis für das vierte Quartal 2016: Auf dem ersten Arbeitsmarkt gab es bundesweit 1.044.000 offene Stellen, 6.000 mehr als im ebenfalls schon starken vierten Quartal 2015. Verglichen mit dem dritten Quartal 2016 zeigte sich ein Anstieg um rund 80.000 offene Stellen."

rechne die Fluktuation weg, wo einer entlassen und eingestellt wird und rechne noch die ganzen Minjobs weg, sind das um die 700-800 Tausend. 


Ändert an der Differenz nicht viel, zumal ich in meiner Ausführungen die menschen in Schulungen nicht einkalkuliert habe. 

Aber ich kenne menschen deines Schlages genügend um zu wissen,dass es egal ist was ich poste :D

Nein

Jaaaaaa!
Zumindest junge Arbeitslose sollten jeden Morgen "um 8.00 Uhr" in einer Institution/ Arbeitsamt ihre Anwesenheit und Arbeitsbereitschaft durchs stempeln nachweisen. Eine gute Maßnahme fürs Frühaufstehen, um wieder in die Puschen und in die Arbeitswelt integriert zu werden.
100000 Million freie Arbeitsstellen, heute in den Medien verkündet.

IngwerteeImke schrieb:rechne die Fluktuation weg, wo einer entlassen und eingestellt wird und rechne noch die ganzen Minjobs weg, sind das um die 700-800 Tausend. 

Und dann muss man noch bedenken: was sind das jetzt für offene Stellen? Wenn eine Million gut ausgebildete Leute (Ingenieure, Handwerker etc.) gesucht werden hat der ungelernte wieder die Arschkarte, weil ihm der arbeitslose Geisteswissenschaftler auch noch den letzten Putzjob wegschnappt...
man kann die offenen Stellen nicht einfach mit den Arbeitslosen gegenrechnen, weil man nicht einfach jeden überall hinsetzen kann!

Rao schrieb:Ohne Luxusausgaben (Zeitungen etc.) käme das bei mir mit den monatlichen Allgemeinkosten sogar hin. Vor allem wenn man in einer Großstadt lebt, läßt sich viel kompensieren, etwa Kleidung vom Secondhand, Waschen im Waschsalon (kommt einen Single mit wenig Dreckwäsche billiger als eine eigene Maschine) und Essen selber kochen statt ständig kaufen, unter Wahrnahme von Billigangeboten, Gemüse lieber billig beim Türken um die Ecke statt teuer im Kaufland. Wenn einer allerdings Kettenraucher ist oder sonst ständig irgendein Extra braucht, wird es knapp.

Mir wird echt schlecht, wenn ich dich lese.
Sind Menschen, die keinen Job haben und dringend einen suchen, aber Probleme dabei haben, einen zu finden, Menschen zweiter Klasse für dich? Die sollen am besten zu den Enten gehen und Brot picken?
Dürfen keine eigene Wohnung haben, Duschen können die am Brunnen, sollen Kippen vom Boden sammeln und dir den Hintern putzen?
Menschen haben eine Würde. Und sie haben Rechte.
Und manche Menschen finden halt kaum was, weil sie für die meisten Jobs nicht geeignet sind.
Trotzdem dürfen sie mit Respekt behandelt werden.
Und die Würde eines Menschen ist unantastbar, vergiss das nicht. ;)

Eigentlich ist Zwangsarbeit in Deutschland verboten - eigentlich!

https://dejure.org/gesetze/GG/12.html

Art. 12

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

Hier noch Art. 166 aus der bayerischen Verfassung:

Art. 166
(1) Arbeit ist die Quelle des Volkswohlstandes und steht unter dem besonderen Schutz des Staates.
(2) Jedermann hat das Recht, sich durch Arbeit eine auskömmliche Existenz zu schaffen.
(3) Er hat das Recht und die Pflicht, eine seinen Anlagen und seiner Ausbildung entsprechende Arbeit im Dienste der Allgemeinheit nach näherer Bestimmung der Gesetze zu wählen.

@schnitzel
ich habe Arbeit, Firma und in den letzten 20 Jahren exakt 1 Monat ALG1 bezogen, zahle also in den Topf ohne etwas herauszunehmen.
Meine Meinung zu der Sache:

-es ist nicht korrekt daß AN Mangel herrscht.
Es herrscht Mangel an AN die die Anforderungen erfüllen bei gegebenem Budget
-es gibt keinen Ingenieursmangel, frag die Ingenieure
-es bringt daher nichts zwangsmaßnahmen oder höheren Druck einzuführen, vielmehr muß Mittelmißbrauch durch wenige oder organisierte Banden endlich mal eingedämmt werden nur ein Beispiel:
http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitslosengeld/organisierte-kriminalitaet-millionenschaden-ba-entdeckt-massenhaftem-sozialbetrug-in-jobcentern_id_5922700.html
-es ist durch die Natur der Sache der Globalisierung logisch daß einige ohne Arbeit da stehen, die Politik äußert sich zwischen den Zeilen ja auch derart daß niedrig qualifizierte/bezahlte Jobs wohl ohne immense Subventionierung künftig deutlich weniger werden
-wenn einer wirklich nicht kann oder was findet, und da glaube ich vielen wirklich daß Bemühungen da sind, dann ist das halt so, reine abm die dann auch ncoh in Konkurrenz mit realen Stellen stehen finde ich nicht zielführend.

LaDaya schrieb:Art. 12

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

Sehr schön! Du hast es auf den Punkt gebracht! Das ist Gesetz! Und trotzdem wird dagegen laufend verstoßen und der Arbeitslose kann sich nicht wehren, denn er würde wahrscheinlich trotzdem vor Gericht den Kürzeren ziehen... Wie ist das überhaupt mit dem gesetzlich verankerten Recht auf freie Berufswahl vereinbar? In der ehemaligen DDR gab es zumindest ein Recht auf Arbeit! - Das gibt es hier nicht! Und wo es kein Recht auf Arbeit gibt, kann es auch keine Pflicht bzw. einen Zwang dazu geben... eigentlich.

@Erasmus

da ist schon ne Klage beim Bundesverfassungsgericht am Laufen.


https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/08-03/021.p

"Geklagt hatte ein Mann, den das Jobcenter Erfurt im Jahr 2014 zweimal für jeweils drei Monate sanktioniert hatte. Nachdem er ein Arbeitsgebot abgelehnt hatte, kürzte ihm das Amt die Grundsicherung um 30 Prozent. So musste er mit 273,70 statt damals 391 Euro über die Runden kommen. Daraufhin hatte das Jobcenter ihn zu einem Praktikum verpflichtet. Auch dem hatte der Kläger nicht zugestimmt. Die Folge war eine weitere Kürzung seiner Bezüge um 234,60 Euro, also 60 Prozent..."

@LaDaya

Das gefällt mir! Endlich tut sich mal etwas in dieser total verkrusteten Landschaft :D

@Erasmus
Aber ziemlich langsam.
Die Debatte darum existiert ja schon länger.
Die Leute kriegen zwar Anhörungen, aber irgendwie scheint das nur formell zu sein. Bisher kenne ich keinen Fall, der dann nicht zu Sanktionen geführt hat.

Da geht es meines Wissens nach aber nicht um Art 12GG sondern darum ob die Kürzung von ALG II mit der Menschenwürde und der Sozialstaatlichkeit vereinbar ist.

Art 12 ist dabei nicht betroffen

@LaDaya