Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

Also ich bin in den letzten 10 Jahren (bin jetzt 28) leider auch zur Einzelgängerin mutiert. Unfreiwillig. Ich wollte das gar nicht. Zu  meiner Schulzeit hatte ich immer 2 beste Freundinnen + meine Halbschwester. Ich war beliebt, witzig, mutig, alle wussten dass man mit mir Pferde stehlen konnte. So bin ich immer noch ;).
Obschon ich nach der Schule alles versuchte um weiterhin den Kontakt zu allen aufrecht zu halten, zeigten die anderen wenig Interesse (wegen Freund, Ausbildung etc). Aus den Augen aus dem Sinn so zu sagen… Ich litt unheimlich darunter.

Es ist nicht einfach für mich neue Bekanntschaften zu schliessen, da ich am Anfang sehr schüchtern bin und noch nicht so zeigen kann wie ich eigentlich bin. Viele Leute sind da schon verunsichert, sehen mich als arrogant, oder jemand der überhaupt kein Interesse zeigt …
Ich habe früher viele Kurse besucht (Tennis, Ballet, Schwimmen, reiten, Sprachen) aber das habe ich alles aufgegeben, weil ich mir immer wie eine Aussenseiterin vorgekommen bin.

Ich hab noch eine gute Kollegin, die ich 2 – 3x im Jahr sehe. Wir haben auch fast täglich Kontakt über Whatsapp. Aber als meine „feste“ Freundin würde ich sie nicht bezeichnen.

Ich hab auch viele Haustiere, 2 Ponys, 3 Meeris und einen Hund. Ich arbeite ebenfalls viel. Hätte also eigentlich wenig Zeit. Ich geniesse auch jede freie Minute die ich für mich alleine habe (DVD gucken, zocken etc). Ich geniesse es auch unheimlich dass ich an niemanden Geburtstag denken muss, keine Geschenke für Weihnachten etc. besorgen muss ;). Aber in den Minuten in denen ich einfach nur so vor mich hin träume, bemerkte ich wie einsam ich eigentlich bin und unglücklich darüber.
Eine richtige Familie hatte ich nie, meine Verwandten sind mir fast alle fremd. Es gab viele Schicksalsschläge, ich wüsste auch gar nicht wie ich damit umgehen müsste.
Meine Tiere sind alles für mich. Sie haben mich durch die (nicht immer ganz so schöne) Kindheit begleitet. Aber ich hätte trotzdem gerne etwas „menschlies“ um mich. Einfach um ein bisschen quatschen zu können, sich auch mal ausheulen. Ich möchte wieder einmal vor Lachen am Boden liegen. Ich möchte wieder einmal ins Kino gehen, ich liebe Kino! Aber alleine macht es nicht halb so viel Spass.

@Busufu
Irgendwie klingt dein Text voll traurig. Komisch, dass so viele Leute anfängliche Schüchternheit als Arroganz oder Interessenlosigkeit empfinden. Aber das ist mir auch schon aufgefallen. Ich bin am Anfang auch nicht gerade eine Labertasche (na ja, bin ich eigentlich sowieso nicht ;)), und wenn ich neue Leute kennenlernen will, beziehungsweise kennenlernen wollen würde, fällt mir das deswegen wohl auch nicht so leicht. Das ist irgendwie nicht schön. Komischerweise wäre ich umgekehrt eher froh, wenn ich eine Person kennenlerne, und die mir nicht gleich wie verrückt die Ohren vollsülzt. Ein bisschen Schüchternheit find ich eigentlich viel sympathischer.

Ich würde an deiner Stelle versuchen, da gar nicht groß drüber nachzudenken. Es kommen hundertprozentig noch wieder andere Zeiten. Das dumme daran wird dann nur sein, dass du dir wieder viele Geburtstage merken und Geschenke besorgen musst 😉

Mark1086 schrieb:Na das muss ja ein Spaß für dich gewesen sein ;-)

Vielleicht hast du daher ja noch dieses "Trauma".

Achwas - nix mit "Trauma" :D .

Es ist ja nicht so, daß ich völlig unnahbar bin.
Aber, ich habe das zweimal erlebt - in meiner vorigen Wohnung und hier auch :D .
Der leichtfertige Satz: "Na, dann komm doch mal auf eine Tasse Kaffee vorbei" ...
Was in Amerika eine reine Höflichkeitsfloskel ist, wird in Deutschland allzu gerne ernst genommen und auch angenommen :D .
Jedenfalls bekam ich beide male ca zwei Jahre tagtäglich Besuch jeweils von einem Nachbarn - jeden Tag :( ! Als ich mir dann hier einmal ein Wochenende ohne Besuch, ohne Telefonieren und Skypen einfach nur für mich alleine ausgebeten habe, gab es richtig großen Krach und bösen Zoff :D .
Hier bekam ich außerdem auch noch von einer "Hundebekannten" regelmäßig Besuch, jedesmal wenn sie einkaufen ging, auf ihrem Hinweg, und wenn sie wieder zurück kam :D . Naja ...
Auch unsere kürzlich verstorbene gute Bekannte - man kann schon Freundin sagen, sie war irgendwie wie wir eingestellt - hat schlechte Erfahrungen mit einer zu engen Bekanntschaft mit ihrer Nachbarin machen müssen.

@Thalassa
Ja, mit den Nachbarn ist das immer so eine Sache. Im Prinzip darf man das gar nicht anfangen, das zu eng werden zu lassen. Einige sind so dumm, die hängen einem dann ständig auf der Pelle. Und dann ist das auch blöd, sagen zu müssen, dass man mit denen nichts mehr zu tun haben will. Also lass ich das lieber, zumindest am Anfang, gar nicht so eng werden.

Thalassa schrieb:Es ist ja nicht so, daß ich völlig unnahbar bin.

So hab ich das auch nicht gemeint.


Ps.: Komm doch mal auf nen Kaffee vorbei ;-)

Mark1086 schrieb:Komm doch mal auf nen Kaffee vorbei ;-)

:D Ich glaube, ich hatte das damals nur so beiläufig gesagt, weil ich mit Hund an der Leine nicht solange vor der Haustür quatschen wollte - ich hätte sagen müssen, daß mein Hund raufgehen will, weil wir uns langweilen :D .
Ich habe sowieso den Ruf, daß mit mir "etwas nicht stimmt". Früher, in meinen Singlezeiten, wurde noch mehr über mich getratscht: Keine Kinder, keinen Mann - nichtmal geschieden, macht keine Besuche, tratscht nicht ...

Wer weiß, was jetzt geredet wird, wo wir zu zweit so zurückgezogen leben :D .

Thalassa schrieb:Der leichtfertige Satz: "Na, dann komm doch mal auf eine Tasse Kaffee vorbei" ...

Im Grunde denkt man sich ja nichts dabei, doch dann wird eine Gegeneinladung erwartet u. es gibt echt penetrante Leute.

Von den Erfahrungen meiner Mutter konnte ich profitieren ;)

Thalassa schrieb:Ich habe sowieso den Ruf, daß mit mir "etwas nicht stimmt"

Die Leute quatschen immer, bist ja klug genug, darum nichts zu geben ;)

borabora schrieb:Die Leute quatschen immer, bist ja klug genug, darum nichts zu geben ;)

:) Da habe ich/haben wir, ein dickes Fell :D . Solange "die Leute" nichts oder wenig von einem wissen und trotzdem über einen geredet wird, ist man schließlich interessant ...

Ich kenne aber auch Leute, die aus den verschiedensten Gründen alleine dastehen und damit ungewollt zum Außenseiter abgestempelt werden.

Mensch, obwohl sie ich auf'm Dorf leben, habe ich diese Probleme nicht.
Meine Nachbarn sind toll. Wenn man sich begegnet, sind alle nett zueinander, aber es wird nicht erwartet, dass man dort andauernd erscheint. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Nachbarn alle zu einer Familie gehören und wir einfach nur dazwischen wohnen. Die Nachbarn treffen sich dann immer untereinander.

Unser direkter Nachbarschaft (er hat ne Einliegerwohnung direkt in unserem Haus) ist der beste Freund von meinem Mann. Wir sehen uns oft, aber es kann auch Mal passieren, dass wir uns zwei Wochen nicht sehen, obwohl wir Tür an Tür wohnen.

Ich bin gerne alleine und das wissen all unsere Freunde. Keiner würde auf die Idee kommen unangemeldet bei uns zu erscheinen.

Thalassa schrieb: Solange "die Leute" nichts oder wenig von einem wissen

Dann labern die über die Kleidung, die man anhat oder das man unfreundlich/unhöflich ist, weil man im Vorbeigehen nur oberflächlich gegrüsst hat :D

Wer sucht, der findet, aber egal.

Es gibt ja wichtigere Dinge in unserem Leben als das, wie andere Leute über uns denken^^

Thalassa schrieb:Ich kenne aber auch Leute, die aus den verschiedensten Gründen alleine dastehen und damit ungewollt zum Außenseiter abgestempelt werden.

Das ist dann traurig, doch das sollte demjenigen dann am Popo vorbeigehen u. sich andere Bekanntschaften suchen.

borabora schrieb:Das ist dann traurig, doch das sollte demjenigen dann am Popo vorbeigehen u. sich andere Bekanntschaften suchen.

Ich glaube, wenn man irgendwelche Leute kennenlernen möchte, muß man sehr offen auftreten und eventuelle Schüchternheit versuchen zu überwinden.
Ansonsten meine ich, ist es wie mit dem richtigen Partner - es muß sich einfach ergeben :) .

Ich habe zwar Soziale Kontakte und Besuche diese auch hin und wieder gerne aber generell würde ich mich auch eher als Einzelgänger bezeichnen. Hab schon gern meine ruhe und mache vieles lieber alleine. Hab auch festgestellt das ich mich oft erstmal erholen muss wenn ich viel Kontakt zu Menschen hatte. Eine Beziehung würde für mich deshalb auch nicht in Frage kommen, da ich dann ja ständig ein um mich herum hätte.

Das ist aber auch alles so gewollt sprich ich habe mich dafür entschieden eher ein Einzelgänger Leben zu führen.

querdenker2016 schrieb:Eine Beziehung würde für mich deshalb auch nicht in Frage kommen, da ich dann ja ständig ein um mich herum hätte.

:D  Ui, sag das nicht, davon war ich auch immer überzeugt!
Ich hatte auch vor, glücklicher Single mit Hund zu bleiben - man sollte wirklich nie NIE  sagen :D  . Eine Beziehung muß ja nicht zwangsläufig bedeuten, daß man(n)  sich aufgibt. Den einen oder anderen Kompromiß müssen natürlich beide doch irgendwie machen, wie im sonstigen Leben wohl auch - und manchmal lohnt es sich ;) ...

querdenker2016 schrieb:Eine Beziehung würde für mich deshalb auch nicht in Frage kommen, da ich dann ja ständig ein um mich herum hätte.

Nein, man kann auch getrennt leben.
Das machen viele so.
Man ist ja keiner Norm aufgezwungen und muss sich der Handhabe des Großteils beugen.

sunshinelight schrieb:Man ist ja keiner Norm aufgezwungen und muss sich der Handhabe des Großteils beugen.

:D na sicher nicht - das entscheidet eben jeder für sich :) .

@Thalassa
Genau. Jeder kann sich alles für sich so optimieren, wie er es will und brauch.
Ich werde auch mal zusammenziehen. Aber nicht sofort.
Überstürzen sollte man in keiner dieser Möglichkeiten.
Obwohl ich so gesellig bin.
Heißt aber nicht, dass ich nicht auch mal Zeit für mich brauche. Das wiederum heißt aber auch nicht, ich wäre ein Einzelgänger.
Auch wenn mal Geselligkeit anstrengend ist und so, aber es ist eine wohlige Anstrengung. In der Zeit für mich erhole ich mich für die nächste Geselligkeit.

sunshinelight schrieb:Auch wenn mal Geselligkeit anstrengend ist und so, aber es ist eine wohlige Anstrengung. In der Zeit für mich erhole ich mich für die nächste Geselligkeit.

:) Ich persönlich war noch nie wirklich der "gesellige Typ" :) , ich war und bin im Grunde immernoch ganz froh, für mich zu sein :D , das geht auch in einer Beziehung mit genügend Freiraum.
Ich hätte auch jetzt kein Problem damit, wieder allein zu leben, ich kenne aber viele Menschen, die es einfach nicht gelernt haben, auch mal für sich zu sein und immer irgendwen um sich herum haben müssen :) .
So, und jetzt gehe ich - vielleicht mit Hund - alleine auf den Balkon lesen :D .

Es gibt ja verschiedene Grade der Einsamkeit.
Auf den letzten Grad geht man allein in einem OP.

Ich bin schon seit Jahren einsam. Meine letzte beste Freundin war vor 4 Jahre. Ich komme mir manchmal wie einen Blutsauger vor, der ewig dazu vedammt ist, einsam zu bleiben.

Einzelgaengertum ist zwar schoen, weil ich nie mit jemandem teilen muss, und ich bin auch lieber einsam, bevor ich mit den Falschen zusammen bin, aber wer weiss, wohin mein Leben mich noch fuehrt.

Einzelgängertum sollte man möglichst meiden, denn man braucht schon Kontakte und Beziehungen, die wichtig sind, wenn man irgendwo reinkommen will oder etwas braucht, was man als Einzelner nicht bewerkstelligen kann.

Das ist ein Geben und Nehmen. Ich bin sehr hilfsbereit gegenüber Leuten und so habe ich bei vielen etwas gut, auf die ich irgendwann angewiesen sein könnte.

@PoorSoul

meiden vielleicht.... aber.nicht von heute auf morgen versuchen jemand anders zu sein und sich Freunde "suchen".
das passiert einfach, davon bin ich überzeugt.

Ich war schon als Kind eher der ruhige und introvertierte Typ.
Damals war ich auch noch schüchtern, was ich heute nicht mehr bin, trotzdem habe ich keine Freunde und bin lieber allein.
Das hat auch den Vorteil das man machen kann was man will und keine Rücksicht nehmen muss.
Natürlich würde ich auch gerne irgend wann mal meine eigene Familie gründen.

Einzelgänger zu sein hat seine Vorteile, man kann sich um sich selbst kümmern und nicht dauernd um die Probleme anderer.
Ich bin ein Netter und hilfsbereiter Mensch, aber alles muss auch seine Grenzen haben.
Leider gibt es heutzutage kaum noch richtige Freundschaften, für viele heisst Freundschaft heute nur noch das man befreundet ist auf Facebook.

Ich habe eine Bekannte, die kenne ich seit der Schulzeit, wohnt nur einen Ort weiter, trotzdem kaum Kontakt gehabt über die Jahre.
Das letzte mal habe ich sie vor 3 Jahren gesehen, wir sind was trinken gegangen und haben uns etwas Unterhalten.
Sie hatte Probleme und ich habe ihr Hilfe angeboten, die sie nicht wollte, sie wollte sich melden wenn alles wieder in Ordnung ist.
Seither habe ich nichts von ihr gehört, das einzige was wir gegenseitig noch machen, ist zum Geburtstag zu gratulieren.

Der Kontakt zu meinem Patenkind und ihrer Familie habe ich vor 2 Jahren abgebrochen. Sie hatten praktisch nie Zeit, meist nur wenn mein Patenkind Geburtstag hatte. Wenn Sie plötzlich Zeit hatten, sollte ich alles stehen und liegen lassen und sofort Zeit haben. Sorry, aber ich Organisiere sicher nicht mein Leben um mein Patenkind herum.

Ab und zu sehe ich meine Eltern, mein jüngerer Bruder kommt manchmal auch und wir machen dann halt was mit der Familie.
Mein Bruder ist übrigens der extrovertierte Typ, mit vielen Freunden. Er arbeitet ziemlich viel, wenn er Frei hat, dauernd was los mit seinen Freunden oder ist auch oft im Urlaub und dort dauernd auf Achse. Muss er ja selbst Wissen, ob das so für ihn stimmt.

Ich bin jedenfalls als Einzelgänger zufrieden.