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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

108 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Abtreibung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

23.04.2018 um 09:58
@schtabea
Wir haben es leider nicht ganz zusammen durchgestanden. 2011 haben wir nach den 4 Fehlgeburten endlich eine intakte Schwangerschaft gehabt und unser Sohn kam als frühchen zur Welt. Kurz nach seinem ersten Geburtstag haben wir uns getrennt.

Heute bin ich zum zweiten mal verheiratet, habe mit meinem Mann noch eine Tochter bekommen. Ich hatte letztes Jahr noch eine Fehlgeburt und vor 9 Wochen kam unser Sohn zur Welt. Ich habe 3 gesunde Kinder und habe mich sterilisieren lassen. Dennoch denke ich an alle meine kleinen Sternchen <3

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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

24.04.2018 um 01:24
@schtabea
Vielen Dank für Deine Geschichte. Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, daß überhaupt jemand antwortet. Wie geht es Dir mit allem was gewesen ist ? Würdest Du alles wieder genauso machen oder irgendetwas anders ?
Und Deiner Ex ? Du schriebst, ein zweites Mal würde sie das nicht durchmachen wollen, also bereut sie die Entscheidung ?

Alles sehr private Fragen, Du brauchst auf nichts zu antworten, freue mich, daß Du überhaupt geantwortet hast.
Also auch rückblickend betrachtet war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, das Kind nicht zu bekommen. Die Erfahrung hat mich und meine Ex für immer zusammengeschweißt, da es für uns beide einfach so ein intensives Erlebnis war. Ich würde heute glaube ich noch stärker das Gespräch mit meiner Partnerin suchen und auch darauf bestehen, bei allen Terminen dabei zu sein und nicht ausgegrenzt zu werden.

Meine Ex-Freundin hat danach nie so wirklich ausführlich über die Abtreibung gesprochen; sie hatte aber wohl doch ziemlich mit dem Ganzen zu kämpfen - mehr als ich auf jeden Fall. Und gerade vor der Trennung, die eben dadurch zustande kam, dass sie sich doch sehnlichst ein Kind mit mir wünschte. Wir hatten ja im Prinzip bereits ein Kind und es wegmachen lassen...

Sie würde auf jeden Fall keine zweite Abtreibung durchmachen, weil sie bei der Abtreibung durch Medikamenteneinnahme eben einfach so starke Schmerzen hatte und es ihr wirklich mehr als dreckig ging.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

27.04.2018 um 04:32
In Anbetracht das ich vor 6 Wochen Vater wurde schockiert mich die kalte Art von manchen die abgetrieben haben doch ein bisschen, klar der thread ist nicht dafür da um zu entscheiden was richtig oder falsch war

Ich jedenfalls könnte es als Partner niemals verkraften das die frau/Freundin etc abgetrieben hat, ich würde sie bis zum Rest meines Lebens dafür hassen.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 02:13
Dieser Thread richtet sich an Frauen und Männer, die abgetrieben haben
Für Männer die Abgetrieben haben?

Das würd ich gerne hören :D


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28.04.2018 um 02:20
Ich jedenfalls könnte es als Partner niemals verkraften das die frau/Freundin etc abgetrieben hat, ich würde sie bis zum Rest meines Lebens dafür hassen.
Ich persöhnlich finde nicht, dass der Mann das geringste Mitspracherecht hat ob die Frau abtreibt oder nicht. Der Mann ist in sachen Zeugung nur das Mittel zum zweck und trägt zur gesammten Schwangerschaft lediglich einen Orgasmus bei, während die Frau duch enorme Veränderungen geht und 9 Monate lang ein Kind austragen muss. Dazu kommen all die dutzenden Beschwerden und Komplikationen die mit einer Schwangerschaft einher gehen. Es ist ihr Körper, und bevor das Kind auf der Welt ist und man sich als Vater beweist ist es ihr Kind. Es gibt natürlich tolle, liebenswürdige Männer die das ebenfalls sehr mitnimmt, doch sie werden niemals den Schmerz der Frau verspüren.


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28.04.2018 um 04:16
@Vampirella
Das ist sexistische kackscheisse, der mann hat sehr wohl ein Mitspracherecht am leben des Kindes, er war ja maßgeblich beteiligt und hat seinen Beitrag dazu geleistet.

Ich hoffe wirklich das in Zukunft irgendwann künstliche embryonale fruchtblasen erforscht werden damit das Kind eine Möglichkeit und ein recht auf leben hat, wenn es die Frau eben nicht will dann wird es entfernt und künstlich großgezogen und dank der Emanzipation lebt das Kind beim Mann und die Frau Unterhaltspflichtig ;-)


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28.04.2018 um 06:54
Hallo ihr Lieben,

Ich weiß nicht, ob ich hier mitschreiben darf, denn ich hatte (Gott, sei Dank) niemals eine Abtreibung. Aber ich stand kurz vor der Entscheidung.

Ich war damals sehr jung, frisch getrennt und wollte nur das Leben genießen, als ich einer Freundin zu liebe einen Schwangerschaftstest gemacht habe, allein hat sie sich nicht getraut. Was soll ich sagen? Ihr Test war negativ, meiner positiv. Für mich ist tatsächlich eine Welt zusammengebrochen. Ich wollte keine Kinder. Ich wollte Party, Spaß, Leben.

Eine Woche habe ich mich mit meiner Zukunft auseinandergesetzt. Und nach der Woche war mir klar, dass ich dieses Kind nicht großziehen kann und möchte. Erst als ich das für mich geklärt habe bin ich zu meiner Ärztin gegangen, hab ihr alles erklärt.

Während der Untersuchung, hat sich herausgestellt, dass ich bereits über die 12. Woche hinaus bin und es zu spät ist für einen Abbruch. Wäre ich drei Tage früher zum Arzt gegangen, wäre ich noch in der Frist gewesen. Ich weiß sicher, dass ich dann abgetrieben hätte. So hatte ich keine Wahl und “musste“ das Kind bekommen.

Die Schwangerschaft war die Hölle für mich, ich wollte das alles nicht. Mein Ex hatte mir klargemacht, was er davon hält Vater zu werden. Bis heut hat er das Kind nie gesehen.

Was soll ich sagen, meine Tochter ist heute 16 Jahre alt und hat mittlerweile zwei kleine, absolut durchgeplante Geschwister. Sie weiß, dass sie, anders als ihre Geschwister, kein Wunschkind war. Und ich weiß, dass ich froh bin, dass das Schicksal mir keine Chance auf Abtreibung gegeben hat. Heut bin ich froh, dass es sie gibt, auch wenn die ersten Jahre echt hart waren.

Jahre später hatte ich eine Fehlgeburt znd habe sehr darunter gelitten, habe mir selbst die Schuld gegeben. Seitdem weiß ich, dass eine Abtreibung mich damals zwar vor einer frühen Mutterschaft “gerettet“ hätte, aber ich weiß auch, dass eine Abtreibung mich im nachhinein zerstört hätte.

Ich weiß nicht, ob das hierher passt, falls nicht tut es mir leid.

Greez
Darina


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28.04.2018 um 07:00
Der Mann besitzt weder rechtlich noch sonst irgendwie das Recht, über die Schwangerschaft, Nichtschwangerschaft oder Abtreibung bei der Frau zu entscheiden. Was ich auch absolut verstehen kann, denn wie @Vampirella bereits treffend geschrieben hat, ist es ja auch der Körper der Frau.

Im Optimalfall entscheidet ein Paar natürlich zusammen, ob eine Schwangerschaft durchgezogen wird oder nicht. In der Praxis ist es aber zu 100% die Frau.

Zu dem Thema kann ich auch den hervorragenden Film "Love" von Gaspar Noé empfehlen.

@Mailaika
Vielen Dank für deinen wunderbaren Text. Ich kann deinen Ex nicht verstehen... Ich will und wollte zwar auch nie Kinder, hätte mich aber zumindest der Verantwortung gestellt und versucht, das beste daraus zu machen. Das eigene Kind niemals sehen - das brächte ich nicht über's Herz.


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schtabea Diskussionsleiter
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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 12:54
@Mailaika

Vielen Dank für Deine sehr schöne Geschichte. Doch, genau darum geht es in diesem Thread, um tatsächlich gemachte Erfahrungen rund um das Thema Abtreibung. Und eine Geschichte wie Deine hatten wir hier noch nicht. Ich freue mich richtig mit, dass Deine Geschichte, die so schwer begann und auch schwer weiterging, jetzt so eine schöne Fortsetzung findet. Und vermute fast, dass Du zu Deiner Großen eine ganz besondere Beziehung hast ?
Ich finde es sehr schön, dass hier unterschiedlichste Erfahrungen zu diesem Thema geteilt werden und ohne Diskussion nebeneinander stehen dürfen.
Hast Du Deine Fehlgeburt inzwischen verarbeitet? Du bist nicht Schuld, egal was passiert ist.


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28.04.2018 um 14:25
Meine Mutter (76) hat mir vor Jahren erzählt, dass sie kurz nach meiner Geburt wieder ss geworden ist und es hat wegmachen lassen, da sie überfordert war, da schon 3 Kinder da waren. Mein Vater wollte das auf keinen Fall, hatte da aber keine Chance. Normalerweise hätte es nicht mehr gemacht werden dürfen, da sie schon zu weit war. KA., warum es trotzdem gemacht wurde. Im KH wurde sie nach dem Eingriff ernsthaft gefragt, ob sie wissen wolle, was es denn geworden wäre. Das hat sie natürl total schockiert. Körperlich ging es ihr danach wohl sehr schlecht, seelisch, so meinte sie, wäre es für sie kein Problem gewesen.
Vor ca. einem Jahr kam das Thema, von ihr angesprochen, erneut auf, nun aber ganz anders: sie hat geweint und es ging ihr psychisch gar nicht gut. MMn hat sie diese Sache nur in sich vergraben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das man sowas einfach…abhakt, so wie sie meinte, es getan zu haben. Man meint vll, es wäre erledigt, aber ich bin mir sicher, dass Spuren zurück bleiben.

Mich hat diese Sache auf jeden Fall verändert. Ich frage mich, warum durfte ich leben und mein Geschwister nicht usw. Irgendwann habe ich beschlossen, ihm einen Namen zu geben (da wir drei Geschwister alles Mädels sind, dachte ich mir, die Wahrscheinlichkeit eines Jungen wäre recht gross), seid dem ist er Teil meines Lebens. Das mache ich aber komplett mit mir alleine aus. So fühlt es sich aber, sagen wir, am erträglichsten an, als "die Sache" einfach beiseite zu legen.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 14:43
Zitat von VampirellaVampirella schrieb:Ich persöhnlich finde nicht, dass der Mann das geringste Mitspracherecht hat ob die Frau abtreibt oder nicht. Der Mann ist in sachen Zeugung nur das Mittel zum zweck
ich persönlich finde diese aussage schrecklich.
es ist auch das fleisch und blut des mannes, zur hälfte nachkomme des männlichen teils.

ich hatte gestern eine kürretage, nicht zur abtreibung, aus anderem grund und es war und ist wirklich körperlich ein klacks. der gedanke, dass hierbei ein wunderbares individuum, ein zukünftiger mensch einfach mit weggeschabt worden wäre, der ist kaum ertragbar für mich.
ich habe zwei gesunde wunschkinder. ich weiß allerdings wirklich nicht was ich in notsituationen getan hätte (vergewaltigung, krankheit). möchte auch niemanden verurteilen, außer jene die abtreibung quasi als verhütung betreiben, sowas gibts ja leider auch...

eine tante von mir hat vor langer zeit ihr baby wegmachen lassen. sie und ihr mann waren sich einig keine kinder zu wollen. sie ließ sich auch gleich steril machen. ein paar jahre später hat er es sich anders überlegt und mit einer affäre ein kind gezeugt.
meine tante und mein onkel sind heute noch verheiratet. er sieht seine inzwischen erwachsene tochter regelmäßig, meine tante hat kontakt immer verweigert.
und man kann sich denken wie sehr sie die abtreibung bereut.


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28.04.2018 um 15:15
Die Frage, inwieweit der Mann da etwas zu sagen hat, hat ja zwei Aspekte.
Das eine ist das Kind, das zur Hälfte nun mal auch sein Fleisch und Blut ist.
Das andere ist der Körper der Frau, an dem entweder ein Eingriff vorgenommen wird oder der den Strapazen einer Schwangerschaft ausgesetzt wird.
Leider lassen sich diese zwei Punkte nicht voneinander trennen, denn sonst wäre es einfach.
Sicher hat der Mann auch ein moralisches Anrecht, in Bezug auf das Kind mitzuentscheiden, aber eben nicht in Bezug auf den Körper der Frau. Da sehe ich das eigentliche Dilemma an der Sache.


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28.04.2018 um 15:15
Zitat von cassiopeia1977cassiopeia1977 schrieb:meine tante und mein onkel sind heute noch verheiratet. er sieht seine inzwischen erwachsene tochter regelmäßig, meine tante hat kontakt immer verweigert.
und man kann sich denken wie sehr sie die abtreibung bereut.
Nein, nicht unbedingt. Aus dieser Geschichte könnte man sogar das Gegenteil folgern, nämlich dass die Tante in ihrer Meinung
bestärkt wurde, mit diesem Mann kein Kind gewollt zu haben.

Und dass sie keinen Kontakt zu dem Affärenkind des eigenen Ehemannes wünscht, kann man ihr nicht vorwerfen. Patchwork-Familien sind zwar weit verbreitet und in gewisser Weise auch "in Mode", nichtsdestotrotz kann das jeder auch ablehnen dürfen. Immerhin hat sie trotz allem die Ehe aufrechterhalten - würde auch nicht jeder machen.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 18:27
Sicher hat der Mann auch ein moralisches Anrecht, in Bezug auf das Kind mitzuentscheiden, aber eben nicht in Bezug auf den Körper der Frau. Da sehe ich das eigentliche Dilemma an der Sache.
Die Frage ist vor allem, welches Recht schwerer wiegt. Und da würde ich doch eindeutig sagen: das der Frau auf den eigenen Körper! Man müsste sich das mal konkret vorstellen, wie abartig das wäre, wenn der Mann, der kein Kind will, die von ihm schwangere Dame rechtlich zu einer Abtreibung zwingen könnte...


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28.04.2018 um 19:13
@Coaxaca
Als Frau gebe ich dir da ohne Zweifel recht, wenn ich mir das aber moralisch anschaue, finde ich das schwieriger zu beantworten.
Die Frau kann anders entscheiden, ob sie ein Kind will. Selbst dann noch, wenn es schon unterwegs ist. Wenn sie sagt „Ich will die Verantwortung nicht“, kann sie danach handeln und eine Abtreibung vornehmen lassen. Sagt der Mann das gleiche, spielt es keine Rolle. Durch das Recht der Frau, über ihren Körper selbst zu bestimmen, was so sicher völlig richtig ist, wird das Recht in Bezug auf das Kind stark ins Ungleichgewicht gebracht.
Ganz deutlich, ich hätte dafür auch keine Lösung parat. Aber ein erhebliches Dilemma sehe ich da schon.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 19:23
@Ilvareth

Ich sehe das noch ein bisschen anders: sobald zwei Menschen sich dazu entscheiden, Sex miteinander zu haben, gehen sie das Risiko ein, dass es dabei zu einer Schwangerschaft kommen kann - und zwar völlig unabhängig davon, ob und wie verhütet wird. Kondome können reißen, die Pille kann versagen, oder - um hier mal einen tollen Film zu zitieren: "Das Leben findet einen Weg." Ich würde also sagen: sobald ein Mann mit einer Frau Sex hat, übernimmt er automatisch die moralische Verantwortung für das eventuell dabei entstehende Kind, so unglücklich das für ungewollte Väter auch sein kann. Wer zu 100% sicher gehen will, keine Kinder zu zeugen, sollte keinen Sex haben, alles andere ist eine Abwägung von Risiken.

Und das sage ich als jemand, der schon Sex ohne Kondom mit einer Frau hatte, die er einige Stunden vorher zum ersten Mal gesehen hat.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

28.04.2018 um 22:30
@Coaxaca
Ich hatte in der Familie den Fall einer sehr jungen Frau, der man achtzehn Jahre lang von ärztlicher Seite gesagt hat, dass sie niemals Kinder haben wird, weil sie nicht schwanger werden kann (sie hat einen Gendefekt, der das mit sich bringt).
Dieses „Niemals“ geht inzwischen in die zweite Klasse. Sämtliche Ärzte waren damals sprachlos, ebenso wie die werdende Mutter und der werdende Vater. Mit 18 und 19 waren sie Eltern.
Zitat von CoaxacaCoaxaca schrieb:sobald zwei Menschen sich dazu entscheiden, Sex miteinander zu haben, gehen sie das Risiko ein, dass es dabei zu einer Schwangerschaft kommen kann
Den Beiden kann man das nicht mal so vorhalten. Glücklicherweise waren sie sich in Bezug auf das Kind einig. Aber wenn nicht, ich hätte mich schwer getan, mich auf eine der beiden Seiten zu schlagen. Verstehen können hätte ich beide Positionen.
Ich tue mich da einfach schwer, das so nüchtern und sachlich zu sehen.


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schtabea Diskussionsleiter
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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

25.01.2020 um 09:01
Ein sehr schöner lesenswerter Thread bisher, deshalb hole ich ihn noch einmal hoch. Vielleicht gibt es noch mehr unter Euch, die hier ihre Erfahrungen teilen möchten? Und weiterhin gilt natürlich : in diesem Thread bitte keine Diskussionen, nur Erfahrungen. Danke für Eure Beiträge.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

25.01.2020 um 21:39
Ich weiß nicht, ob ich hier schreiben sollte, denn ich habe nie abgetrieben, hatte aber praktisch so zweimal so eine "fast Abtreibungserfahrung" - die sehr unterschiedlich waren.

Ich habe hier ja schon öfters meine Biografie geschrieben - ich bin mit 16 (fast mittellos) daheim ausgezogen und habe fast 10 Jahre lang (mit kurzen Unterbrechungen) auf dem absoluten Existenzminimum gelebt, weil ich erst eine Ausbildung machte (die mir keinen Spaß machte), dann das Abi nachholte und dann studiert habe.

Alles, was ich an "Plus" hereingewirtschaftet habe, habe ich wieder in meine Ausbildung investiert (z.B. Führerschein, Auslandssemester, ...). Daher war ich eigentlich immer im Überlebensmodus und hatte immer den Spagat zwischen Arbeiten und möglichst billig leben (meist auf irgendwelchen Billigjobs in der Gastronomie - lange vor Zeit des Fachkräftemangels (ich war aber gar keine Fachkraft) und Mindestlohn und möglichst gute Studienergebnisse zu erzielen.

Im letzten Semester meines Studiums wurde ich völlig ungeplant schwanger. Es war so überraschend und unwahrscheinlich (wir waren so vorsichtig!), dass ich es drei Monate lang geschafft habe, die Schwangerschaft zu ignorieren. Ich hatte Examen, meine Mitbewohner hatten sich mit einer hartnäckigen Form des Novo-Virus angesteckt und ich hatte immer mal wieder schwere Blutungen und Übelkeit, was ich einfach unter Stress und Virus verbuchte.

Ich hatte viele Probleme: die Prüfungen, die Magisterarbeit, die Nebenjobs, mein Mietvertrag endete mit der bestandenen Prüfung (ich wohnte im letzten Semester auf dem Campus) und ich arbeitete noch viel, damit ich nicht auf der Straße stand und auch eine Kaution etc. für eine Wohnung außerhalb der Uniwelt stemmen konnte. Gescheide Klamotten für Vorstellungsgespräche musste ich auch kaufen.

Nach der letzten Prüfung war mir klar, dass irgendetwas passiert war (unterschwellig schon vorher) und ich machte beim Gynäkologen einen Termin aus. Ich kaufte mir so einen Billigtest, aber ich rechnete nie damit, schwanger zu sein und für einen kleinen Moment schien mein Leben wie ich es kannte, zu enden, als er positiv wurde. Ich hatte schon eine Doktorandenstelle an der Uni mündlich zugesagt, in meinem dortigen Bekanntenkreis waren Kinder (noch) gar kein Thema. Ich ging also an die Uni zurück, erzählte niemanden, was passiert war und merkte, dass die Tage in dem Leben, wie ich es kannte, gezählt waren.

Ich bekam solche Angst - ich hatte mich an der Uni so wohl gefühlt, hatte meine ganzen Bekannten dort. Ich hatte entsetzliche Zukunftsängste - bisher war ich alleine gewesen und immer in der Lage, mich selbst irgendwie zu versorgen und zu finanzieren - das würde nun mit einem Kind, das beaufsichtigt werden musste, nicht mehr gehen. Würde ich einen Job finden, der mich endlich aus dem Dauerzustand der Armut befreien würde - trotz Kind? Lauter neue Probleme. Babyausstattung. Kinderbetreuung. Minimierte Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Da ich wirklich sehr gerne an der Uni bleiben wollte, habe ich einen Beratungstermin wahrgenommen - einfach auch, um zu schauen, ob es irgendwas gab - ein Stipendium, irgendwas, was diese Angst abdämpfen würde, einen Weg, den ich gehen konnte, um beides zu behalten. Der Beratungstermin war ernüchternd und ziemlich negativ. Nach dem Beratungstermin bekam ich dann den Beratungsschein in die Hand gedrückt "falls ich es mir überlegen wollte". Die Beratung lief einfach dahin, dass ich beraten wurde, die Schwangerschaft zu unterbrechen - es gab keinen Weg, an der Uni zu bleiben, die Finanzierung außerhalb der Sozialhilfe (damals gab es noch kein Hartz4) unmöglich, mit Sozialhilfe durfte ich aber nicht mehr eingeschrieben sein, sonst gab es gar nichts.

Der Abbruch klang so einfach, der Beratungstyp ließ es so wie Alltag klingen - ein kurzer ambulanter Eingriff, niemand würde etwas wissen, das Kind eigentlich noch ein Zellhaufen, meine wirtschaftliche Lage so prekär, dass es auch schwierig wäre. Sie kooperierten auch mit einem Gynäkologen, der könnte die nächsten Tage, also sehr schnell ... Er gab mir so viele Gründe, dass völlig unlogisch schien, das Kind zu behalten.

Es war für einen Nachmittag verlockend, weil ich einfach das, worauf ich so lange hingearbeitet hatte, nicht verlieren wollte und ich mich in meinem Unileben so wohl fühlte. Man könnte ja "ein anderes Kind" bekommen, in einem Jahr oder zwei. Ich war wirklich versucht, einen Termin auszumachen, "ambulant", keine große Sache, ein paar Minuten, am nächsten Tag wieder einsatzfähig. Dann war ich beim Gynäkologen, der merkte wohl meine Ambivalenz und datierte meine Schwangerschaft auf die 10. Woche (ich war aber schon weiter). Als ich das Herz hatte schlagen sehen, wusste ich, dass ich das nicht hinbekommen würde. Auf dem Heimweg sah ich lauter Frauen mit Kinder. Da wusste ich wieder - NEIN. Auch wenn es völlig irrational war - ich konnte es nicht.

Ich sagte die Stelle ab, der Kindesvater war Gott-sei-Dank außer sich vor Freude und stellte mich auf das andere Leben -mit Kind und ohne Unikarriere- ein. Ich habe oft an den Mittag gedacht und die Versuchung, die er darstellte. Die Beratung war gefährlich, einfach, weil ich so verwirrt war und immer gesagt bekam "hier - die Lösung ist Abtreibung. Die einzige Lösung ist Abtreibung. Das Kind in diese Armut hinzugebären ist unfair. Sogar die Wohnsituation ist gefährdet. Gefährde dich nicht selbst". Es klang so, wie wenn es das richtige wäre, das Kind nicht zu bekommen. Aus heutiger Sicht gruselig.


Die zweite Erfahrung war komplett anders. Nach der Geburt von Kind #1 wollten wir ein Geschwisterchen - möglichst im schnellen Abstand (ich hatte die Hoffnung auf die Unikarriere noch nicht aufgegeben). Und es tat sich zwei Jahre überhaupt nichts ... Auf einmal zeichneten wir Temperaturkurven, trackten fruchtbare Tage ...

Und auf einmal stellte ich fest, dass so eine Schwangerschaft nicht bestellbar war und wir kamen an einen Punkt, wo wir dachte, gut, wenn es nicht wieder klappt - da sah ich den Mittag von anderer Seite - wenn ich mein Kind abgetrieben hätte, wäre ich vielleicht gar nie Mutter geworden. Das hat meine Sichtweise komplett verändert.

Dann - fast drei Jahre nach der Geburt - eine Zwillingsschwangerschaft. Sie stand von Anfang an unter keinem so guten Stern, der erste Zwilling gut darstellbar mit solidem Herzschlag, der zweite klein und eher zögerlich an unmöglichem Ort eingenistet. Dann, aus heiterem Himmel - eine Blutung.

Zurück zum Gyn, der feststellte, dass der gut darstellbare zeitgemäß entwickelte Zwilling verstorben war und der andere immer noch irgendwie in mir hing. Zweitmeinung im Krankenhaus, die schon mal vorsichtig zum Abbruch rieten, weil nichts an der Schwangerschaft der Norm entsprach, dann Wochen, wo es immer zwischen Krankenhaus und zu Hause hin und her ging ... das Baby wuchs, aber nicht so, wie es sollte. Kind #1 litt furchtbar unter der Situation. Dann wieder heftige Blutungen und Krämpfe. Zurück ins Krankenhaus ....

Konzil mit einer Zweitmeinung, der eben auch davon ausging, dass das Baby nicht normal entwickelt war (von der Größe her), die Plazenta funktionierte auch nicht richtig ... Immer wieder die Empfehlung der Ärzte, die Schwangerschaft mit den vielen Fragezeichen zu beenden, da sie die Chance, dass ein gesundes Kind herauskäme "optimistisch geschätzt auf 20%" ansiedelten und die Gefahr einer Frühgeburt, die entweder nicht überlebensfähig wäre oder schwerstbehindert riesig.

Immer wieder das (zu kleine) Kind und sein Herzschlag im Ultraschall. Immer wieder das heftige Weinen von Kind #1, das mich daheim vermisste. Immer wieder die Frage, ob und wie lange man die Schwangerschaft halten würde. Wann würde die Plazenta ihren Geist aufgeben? Was, wenn das Kind in der 21. oder 22. Woche zur Welt kommen würde, nicht lebensfähig. Was, wenn es überleben würde, aber schwerstbehindert wäre? Wäre es dem ersten Kind gegenüber nicht unfair? Wollten wir unser gesamtes weiteres Leben einer derartigen Aufgabe widmen? Durften wir hier über Leben und Tod entscheiden? Dann in der 18. Woche Wehen ... Wieder Krankenhaus, riesiger Medikamentencocktail, Megablutung. Aber das Baby lebte noch immer. Es war ein furchtbarer Nervenkrieg - geboren habe ich am Ende einen gesunden kleinen Jungen, der heute ein intelligenter, frecher Teenie ist :-).

Neben dem verstorbenen Zwilling hatte ich noch zwei Fehlgeburten. Ich habe danach noch ein weiteres Kind bekommen - und war eben noch mit drei Kindern schwanger, die ich nie kennengelernt habe. Ab und an, bei Familienfeiern oder beim Abendbrot denke ich daran, wie sie wohl gewesen wären (meine drei Kinder sind sehr unterschiedlich).

In meiner unbekümmerten Studizeit hätte ich auch gedacht, dass ich das mit der Abtreibung hinbekomme um mir und künftigen Kindern ein wirtschaftlich besseres Leben zu ermöglichen. Ich hätte vermutlich damals die Abtreibung als große Erleichterung empfunden. Ich selbst habe ich aber auch weiterentwickelt. Aus heutiger Perspektive bin ich sehr dankbar, dass ich in beiden Fällen - nicht abgetrieben habe. Ich vermisse schon mitunter die Kinder, die durch Fehlgeburten verstorben sind. Ich denke, ganz wäre ich mit mir nicht mehr ins Reine gekommen, wenn ich mich bewusst dafür entschieden hätte, sie nicht zu bekommen.


Meine Mutter hatte vor meinem Bruder und mir eine Todgeburt. Das war in den 1960ern und man riet damals den Frauen, so schnell wie möglich zum Alltag überzugehen. Das tat sie, redete nicht viel darüber, spendete einen Teil der Kleider, wurde wieder schwanger, bekam drei Kinder.

Wir liefen oft auf den Friedhof um die Gräber zu gießen und danach immer noch über das Feld, wo die Todgeburten des Klinikums irgendwo anonym bestattet waren. Meine Mutter sagte nie viel - sie ist heute fast 80, aber wenn sie auf dem Friedhof ist, dann geht sie immer noch über dieses Gräberfeld. Sie sagt immer noch nicht viel, aber irgendwo ist die Trauer in ihr und sie kann sie noch immer nicht artikulieren.


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Wie geht es Euch nach Eurer Abtreibung?

26.01.2020 um 18:01
@MissMary
Danke für deine sehr offene und bewegende Geschichte. Das sind Ängste die man kaum in Worte fassen kann und dein Erlebtes hat mich tief berührt.

Ich hoffe du hast, trotz der unerwarteten Umstände, deine Ziele im Leben erreicht in Begleitung deiner wundervollen Kinder. :)


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