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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

308 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wirtschaft Schule Krankenhaus Post Leben ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 00:11
@Lupo54
Sehr schöner, ambivalenter Beitrag :)

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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 00:11
@sacredheart
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das relativiert nicht so richtig das Wegschmelzen von basaler Infrastruktur,
Ich denke nicht das die Infrastruktur heute schlechter ist als früher. HIer wäre es interessant belastende Fakten zu haben.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:das relativiert auch nicht unser Bildungssystem, das mittlerweile (oben beschrieben) hinter Schwellenländer zurückfällt
Viel zu pauschal. In der Berufsausbildung halte ich das duale Ausbuldungssystem Deutschlands immer noch eines der besten der WElt. Leider wollen immer mehr Eltern ihre Kiddies auf dem Gymnasium sehen und beim Studieren und alle wundern sich dann dass es überlastete Schüler gibt und keine Lehrlinge. Waren die Eltern früher besser?
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Der Staat ist in den letzten Jahrzehnten leider zunehmende von einem 'steuerfinanzierten Bereitsteller von Infrastruktur' zu einem reinen 'Ausschütter von Sozialleistungen an jeden der will und egal wo er herkommt, im Fall von Kindergeld sogar egal wo er / sie lebt' geworden, das gälte es wieder umzukehren und einigen Teilen der Bevölkerung mal wieder das seltsame Prinzip der Eigenverantwortung nahezubringen.
Diese AUssage ist viel zu pauschal und diffus. Tragen die Leute heutzutage aufgrund des Kindergeldes keine EIgenverantwortung mehr? Ist das deine AUssage? War es früher besser das weniger Leute Sozialleistungen bekommen haben und war das überhaupt so? Stimmt deine Behauptung überhaupt?


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 08:05
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:, wir sind damals auch illegal im Datteln Hamm Kanal schwimmen gewesen,
Nicht nur du...
Meistens waren wir aber am Baggersee bis alles Eingezäunt wurde und Eintritt verlangt wurde.
Sebr schade drum
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb:Die Lehrer können nichts dafür, weil sie nicht mehr strafen dürfen.
Meinst du die körperlichen Sfrafen?
Denkst du dass diese wirklich dazu geführt haben, dass man früher besser lernte?


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 08:14
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb:Heute kann ich für sagen wir fünf Euro ins Freibad, aber für sieben Euro bekomme ich schon das wetterunabhängige Spassbad
Wir gehen definitiv mehr ins Freibad.
Es kostet 3€ an Eintritt, das Spaßbad dagegen 8,50 für 3 Std.
Klar gehe ich da auch mal hin aber doch sehr selten.
Ich brauche diesen Kram nicht.
Der einzige Vorteil: dort werden Schwimmkurse angeboten und auch unsere Schulen können dort zum Schwimmunterricht


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 10:29
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:In den 70er und 80er Jahren wusste ein Schüler wie ich noch, dass es meine Aufgabe ist, gute Noten nach Hause zu bringen.

Heute wissen viele Schüler, dass sie mit Versprechungen von Mami und Papi mal kurz von der Playstation weggelockt werden, damit Mami oder Papi ihnen die Hausaufgaben vormachen und sie die dann noch unter Stöhnen und Wehklagen ins Heft eintragen. Dann gibt es ein Lob dafür, dass sie selbständig die Kappe vom Füller geschraubt haben. Wenn alles nicht funktioniert, geht es direkt zur Schulaufsicht, weil dann ist der Lehrer unfähig. Er erkennt auch nicht die Hochbegabung.

So lernen Junior und Juniorine ein anstrengungsloses Dasein kennen, das dann im Prinzip sehr gut auf ein BGE vorbereitet und bis es soweit ist auf Hartz IV.

Das führt zu einer Gesellschaft, die von Gesellschaften, in denen Worte wie Eigeninitiative und Verantwortung noch existieren, weggeballert wird, wie antike Reiche, von denen nicht mehr viel existiert außer ein paar Ruinen.. Sie hat es dann auch nicht besser verdient.
Hier haust du ja richtig in die PHrasendreschmasschine. Gute Schüler früher auf der einen Seite, als Beispiel bringst du dich mal ganz selbstlos selbst ein. Demgegenüber stehen die spielsüchtigen Kinder von heute.

Im Vergleich mit 100 Jahren stimmt da aber vieles nicht:
https://www.scook.de/widget/scook/weiterwissen/unterrichtsideen/393176 (Archiv-Version vom 04.12.2017)

Es gibt auch psychologische Erklärung warum wir denken früher war alles besser:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/nostalgie-warum-frueher-alles-besser-war-a-1120337.html

Darüber hinaus gab es auch in den 70er Jahren Schüler die mit Sicherheit keine absoluten Musterschüler waren. Man denke nur an die Drogenszene am Bahnhof Zoo mit Christiane F.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:In wengier dekandenten Gesellschaften in Südamerika, die ich gut kenne, ist es tatsächlich so, dass die Kinder ihre Hausaufgaben machen müssen, sie kriegen auch Ärger, wenn sie es nicht tun. Ist für uns irgendwie unvorstellbar geworden. Dann hat der Lehrer sie nicht gut genug motiviert. Es ist schließlich seine Schuld, wenn jemand den ganzen tag und die halbe Nacht zockt und morgens müde und gelangweilt im Unterricht sitzt, in dem es nicht dauernd einen Bonus und eine Schatzkiste mit Equipment zu öffnen gibt.
Also ich kenn auch Kinder hier die bekommen Ärger von daheim wenn sie ihre Hasuaufgaben nicht machen. Dazu braucht man nicht nach Südamerika gehen.


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23.11.2019 um 10:44
In den 50er Jahren war es in Bayern noch so, dass Kinder jahrgangsweise eingeschult wurden. Das bedeutete grob gerechnet, dass im September ein Drittel erst fünf Jahre alt war und nach acht Volksschulbesuchsjahren hatten viele, die dann mit einer Lehre begonnen hatten, mit 16 ihren Gesellenbrief in der Tasche. Wenn sie dann gleich noch den Meisterbrief nachschoben, dann durften sie zwar Lehrlinge ausbilden, waren aber nicht volljährig, denn das war man erst mit 21.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 12:15
Zitat von CherokeeroseCherokeerose schrieb:Meinst du die körperlichen Sfrafen?Denkst du dass diese wirklich dazu geführt haben, dass man früher besser lernte?
Nein!!!!!

Ich war und bin immer schon absolut GEGEN körperliche Gewalt!

Ich meinte eher Strafaufgaben, Pausenverbot, Sozialdienste,.....


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 12:30
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb:Ich war und bin immer schon absolut GEGEN körperliche Gewalt!
Deswegen wollte ich Nachfragen um das nicht falsch zu verstehen


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23.11.2019 um 13:25
Ich glaube, du kannst früher und heute nicht mit punktuellen Dingen wie den Postämter vergleichen. Ja, die Post ist heute größtenteils verschwunden, aber du kannst nun Emails verschicken. Es gibt viel weniger Ärzte, gerade bei uns fährt man mal 50km oder mehr zum Facharzt. Aber es war nicht alles besser.

Bei uns im Dorf wurde viel aufgrund des gesellschaftlichen Drucks gemacht. Man besuchte Tante Magdalena, obwohl sie ziemlich biestig war und lud sie zu Familienfesten ein, "weil es sich so gehört". Man hatte Angst, dass über einen geredet wird, daher führte man, zumindest nach außen hin, ein sehr geregeltes Leben. Ehen, die langweilig, aber nicht explizit unglücklich waren, wurden weitergeführt, weil man als Geschiedene seltsam angeschaut wurde. Mein Vater gab uns auch Backpfeifen, wenn wir nicht spurten.
Zitat von mojorisinmojorisin schrieb:Ich denke nicht das die Infrastruktur heute schlechter ist als früher. HIer wäre es interessant belastende Fakten zu haben.
Verändert hat sich definitiv die Mobilität. Bei uns (dörflich) hatte früher jede Familie im Schnitt ein Auto, das morgens der Vater mit zur Arbeit nahm. Die Mutter lief tagsüber, einkaufen ging man zu Fuß oder mit dem Ehegatten abends. Daher war man darauf angewiesen, dass die Orte, die man besuchte, auch im "Laufbereich" lagen. Bei uns gab es mal eine Bank, einen kleinen Lebensmittelladen, einen Bäcker und eine Metzgerei. Bis auf den Metzger sind alle pleite, der Metzger hält sich mehr mit Mittagstischen und Lieferservicen über Wasser. Die Bauern, wo man Kartoffeln, Eier, Gemüse, Milch und Butter kaufte, haben alle die Landwirtschaft aufgegeben.

Lebensmittel sind heute viel billiger (dafür nicht unbedingt gesünder). Allerdings hat sich auch unser Geschmack verändert. Meine Mutter kochte alles frisch, baute Gemüse im Garten an, hatte einen Obstbaum, zur Erntezeit wurde Obst und Marmalade mit den Nachbarn durchgetauscht. Wir aßen wenig Fleisch (weil teuer) und oft Mehlspeisen und es wurde nie was weggeworfen - auch bei Schimmelbefall wurde großzügig abgeschnitten und gefuttert.
Zitat von mojorisinmojorisin schrieb: Leider wollen immer mehr Eltern ihre Kiddies auf dem Gymnasium sehen und beim Studieren und alle wundern sich dann dass es überlastete Schüler gibt und keine Lehrlinge.
Das Gymnasium war früher ein Ausnahmefall - zumindest bei uns. Ein bis zwei Kinder pro Klasse wurden hingeschickt. Damit hatte sich das - erstmal. Jungs kamen eher aufs Gymnasium als Mädchen. Bei uns in B-W ist das Gymnasium nun für alle frei zugänglich, da nur der Elternwille zählt. Früher gab es eine verbindliche Grundschulempfehlung.

Ich glaube, die Faszination des Gymnasiums kommt daher, weil früher eine Gymnasialempfehlung praktisch die Garantie für ein Leben in der oberen Mittelschicht war, da wirklich nur die schlausten 5% - 10% dort landeten. Aus meiner Klasse (Realschule) haben außer mir noch sechs Leute Abitur gemacht und sind heute allesamt beruflich erfolgreich, daher war das System mit der Elitenauslese nach Klasse 4 auch fragwürdig. Ich wäre so gerne aufs Gymnasium gegangen und habe später z.B. noch das Latinum nachgemacht, einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass mir Bildungsinhalte verloren gegangen sind.
Zitat von DobriDobri schrieb:Das wollte ich jetzt so deutlich nicht aussprechen, aber das ist natürlich der Fall. Ich versuche ja als Lehrerin, diesen Kindern gerecht zu werden..... und den anderen auch.... und deshalb habe ich auch einen Vierzehn-Stunden-Tag. Aber das funktioniert nicht auf Dauer.
Ich bin auch Lehrerin und kann dir zustimmen - mein "Wirkungsgrad" wird immer schlechter und nach sechs Schulstunden morgens bin ich oft wie gerädert. Viele Dinge, die man früher voraussetzen konnte, klappen nun nicht mehr (Hausaufgaben, Ranzen packen, lernen für Klassenarbeiten, versäumten Schulstoff nachholen, pünktlich erscheinen, Elternabendbesuche, gängige Höflichkeitsregeln, sozialer Umgang...). Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule - nun haben wir fast jeden Tag gewaltätige Auseinandersetzungen, Mobbing ... Ich verbringe mindestens 30%, mitunter auch 50% meiner Unterrichtszeit damit, Konflikte zu schlichten, administratives Zeug zu erledigen, zu erziehen, zu ermahnen, zu unterbrechen und zur Aufmerksamkeit zu rufen ....

Wenn man kann, weicht man auf Privatschulen aus, die oft ein besseres Schülerklientel und eine viel bessere Ausstattung haben. Damit verschärft sich das Problem in den staatlichen Schulen noch.
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb:Ich glaube, dass mehr Geld im Land ist, verursacht die Dinge, die du da ansprichst. Ich nehme als Beispiel mal die Schwimmbäder: Als ich Kind war, ging man im Sommer ins Freibad für ne Mark achtzig. Da lag man auf der Wiese, spielte Karten, schwamm ne Runde, sprang vom Dreier und tobte durch das flache Kinderbecken.
Wir waren als Kind auch in unserem 25m Schwimmbad mit Liegewiese glücklich. Wir haben uns nicht eine Sekunde gelangweilt. Kinder heute sind "andere" Standards gewöhnt, fängt an mit Kindergeburtstagen und geht mit Freizeitgestaltung weiter. Wir haben auch oft Dinge gemacht, die kein Geld kosteten oder eben einmalige Anschaffungskosten: Fahrradtouren, Brettspiele gespielt, Drachen steigen lassen ...

Menschen heute leben einen völlig anderen Standard. Heute ist es normal, dass jedes Kind ein eigenes Kinderzimmer hat, dass jedes Kind neue Klamotten und Schuhe bekommt (wir trugen alle Kleider unserer Cousins auf und die wurden dann noch weitergegeben), wir hatten auch keine "Kinderzimmermöbel", fuhren einmal im Jahr regional in Urlaub, radelten auch bei Regen in die Schule, meine Eltern hatten ein Auto, wir hatten keine teueren Hobbies. Ich hätte so gerne Klavier gelernt, meine Eltern wollten aber kein Klavier kaufen. Müttertreffs fanden reihum bei uns zu Hause statt, auch Komminionen etc. feierte man nicht im Lokal, sondern daheim. Es gab einen Fernseher. Daher fielen viele der heutigen Kosten gar nicht an.
Zitat von mojorisinmojorisin schrieb:Viel zu pauschal. In der Berufsausbildung halte ich das duale Ausbuldungssystem Deutschlands immer noch eines der besten der WElt.
Was es heute gibt, ist auch ziemlich cool. In den 70ern waren Lehrstellen eher Mangelware und man bekam sie oft über Vitamin B, was wirklich einem Kreis von leistungsstarken Kindern den beruflichen Weg verbaute. Ich denke, Bildung wurde damals auch mehr wertgeschätzt.
Zitat von CherokeeroseCherokeerose schrieb:Wir gehen definitiv mehr ins Freibad. Es kostet 3€ an Eintritt, das Spaßbad dagegen 8,50 für 3 Std.
Ich glaube, auch da ist man "spendierfreudiger". Wir waren früher auch tagelang im Freibad, hatten unser Essen dabei und es war schon ein Highlight, wenn wir mit unseren Freunden mal eine Packung Pommes teilen durften. Wenn du heute siehst ... wir haben auch noch ein billiges, einfaches Freibad, halt zum Schwimmen - gerade in so kalten Sommern fährt das erhebliches Minus ein.

Viele "Aktivitäten" sind auch extrem teuer geworden. Ich bin kürzlich abends mit meinen Kids ins bissl gehobene Hallenbad (kein Spaßbad) gefahren. Ich muss gestehen, ich wollte nach dem Schwimmen noch ein wenig im Whirlpool fläzen - kostete fast 30€. Auch Kino kostet Sonntagmittags für vier Leute fast 50€ - andererseits gibt es viele Leute, die für 19.90€ noch den Megaeimer Popcorn dazukaufen und die Hälfte stehen lassen.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

23.11.2019 um 15:33
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich bin auch Lehrerin und kann dir zustimmen - mein "Wirkungsgrad" wird immer schlechter und nach sechs Schulstunden morgens bin ich oft wie gerädert. Viele Dinge, die man früher voraussetzen konnte, klappen nun nicht mehr (Hausaufgaben, Ranzen packen, lernen für Klassenarbeiten, versäumten Schulstoff nachholen, pünktlich erscheinen, Elternabendbesuche, gängige Höflichkeitsregeln, sozialer Umgang...). Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule - nun haben wir fast jeden Tag gewaltätige Auseinandersetzungen, Mobbing ... Ich verbringe mindestens 30%, mitunter auch 50% meiner Unterrichtszeit damit, Konflikte zu schlichten, administratives Zeug zu erledigen, zu erziehen, zu ermahnen, zu unterbrechen und zur Aufmerksamkeit zu rufen ....
Als ich Lehrerin wurde, gab es die ersten 5 Jahre überhaupt keinen einzigen Konflikt. Und dann plötzlich ist es explodiert. Inzwischen habe ich mehrere Terrorandrohungen hinter mir - wenn man als Lehrer überhaupt davon erfährt. Das versucht man ja zum grössten Teil unter den Tisch zu kehren. Wobei der letzte Vorfall wirklich filmreif war. Denn als ich damals das Schulzimmer verliess und zu meinem Auto auf den Parkplatz ging, standen plötzlich Dutzende von Polizisten mit Maschinengewehren vor mir. Bis heute weiss ich nicht, welcher Schüler diesen Alarm ausgelöst hatte. Lustigerweise waren gar keine Schüler in der Schule, sie waren auf Schulausflug.

Andere Nettigkeiten der Schüler: Blumen im Gang mit Benzin begiessen, die Schrauben der Geländer im obersten Stockwerk lockern, Lehrer aus dem obersten Stockwerk im Treppenhaus bespucken, auf dem Schulflachdach die Toilettenlüftung verstopfen, die Toilettenschüsseln verstopfen, die Spiegel in der Toilette zerschlagen, die Wände in der Toilette mit Scheisse beschmieren, die Mädchentoilette in Brand setzen (weil man eine Wut auf die Mädchen hat), den hölzernen Fensterrahmen anzünden (jemand anders hat den Brand dann mit Cola gelöscht, ich war nur kurz aus dem Klassenzimmer)..... Ich könnte hier unendlich weitermachen.

Natürlich gibt es dann noch die Nettigkeiten zwischen den Klassenkameraden: In der Dusche einen nackten Klassenkameraden filmen, und die Fotos ins Internet stellen. Das behinderte, integrierte Mädchen aus der Klasse in der Umkleide oben ohne filmen und das Foto ins Internet stellen. Das behinderte Mädchen in der Unterführung auf dem Nachhauseweg mit dem Messer bedrohen. Auf der Toilette mit Drogen dealen...Auch diese Liste ist unendlich lang.

Viele Vorfälle werden inzwischen von den Schulleitern unter den Tisch gekehrt. Und ja, der Arbeitsaufwand ist enorm zeitaufwendig. Schon alleine die anschliessenden Gespräche mit Polizei, Krankenhaus, Eltern, Sozialpädagogen, Kollegen..... Und ja: So schafft man täglich einen 14-Stunden Tag. Und das bei nur 28 Wochenlektionen.

Mit dabei noch die Telefonate mit der Betreuerin meines Komapatienten (der glücklicherweise wieder gesund wurde), die Telefonate mit den Betreuern des Mädchens, das vor ihrer Mutter ins Krankenhaus geflüchtet ist..... Auch diese Liste ist unendlich lang.

Innerhalb von zwei, fast drei Jahrzehnten, hat sich somit für mich die Schulwelt, der Schulalltag, meine Arbeitswelt, komplett verdreht. Für mich macht inzwischen der Unterricht nur noch 10%-20% aus, der Löwenanteil ist das Drumherum.

Trotzdem habe ich jetzt in den letzten zwei Jahren wieder einen Wechsel bemerkt. Irgendwie kommt es mir so vor, als wenn die Schüler wieder von sich aus in die Schule gehen wollen. Etwas lernen wollen. Sie sind wieder - wie wir es früher waren - ehrgeizig und motiviert. Auch dieser Wechsel hin zum Guten kam für mich wie aus dem Nichts.


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23.11.2019 um 18:59
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Bei uns im Dorf wurde viel aufgrund des gesellschaftlichen Drucks gemacht. Man besuchte Tante Magdalena, obwohl sie ziemlich biestig war und lud sie zu Familienfesten ein, "weil es sich so gehört". Man hatte Angst, dass über einen geredet wird
Meine Oma war da ganz gleich!
Sie hat immer gejammert, wenn bestimmter Besuch kam.
Sie hätte aber niemals etwas gesagt.

Als ich ein Teeny war, habe ich das beendet und bestimmten Besuch gesagt, dass er/sie nicht erwünscht ist.
Meine Oma war stinksauer auf mich und hat sich in Grund und Boden geschämt.
Aber dann war sie froh, dass diese Leute nicht mehr kamen.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das Gymnasium war früher ein Ausnahmefall
Das war wirklich Prestige.
Ich wäre lieber in die ganz normale Hauptschule gegangen. Ich habe mich nämlich unter den "einfachen" Leuten immer schon viel wohler gefühlt (das ist auch heute noch so)
Meinen Wunsch nach Hauptschule mit anschließender Lehre hat mir meine Oma nicht erfüllt.
Sie hat mich gezwungen, ein Gymnasium zu besuchen - diesen Fehler mache ich bei meinen Kindern nicht. Wenn sie wollen, dürfen sie selbstverständlich ins Gymnasium, aber zwingen tue ich sie nicht.

Das "den Schein nach außen wahren" war eines der schlimmsten Sachen überhaupt. Zum Glück macht das heute (fast) keiner mehr.


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24.11.2019 um 11:07
Die Zukunft war besser, als die Leute noch nichts von Klimawandel gehört hatten.
Da wurde das fliegende Auto das iorgendwann jeder haben wird in der Fantasie noch mit Benzin getankt. :D

Da war die Fantasie des grenzenlosen Wachstums noch ausgeprägter.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

24.11.2019 um 12:38
Nur mal kurz zur Post - Die Post ist privatisiert und ein Unternehmen muss wirtschaftlich handeln, es ist also klar, daß Filialen, die Geld kosten aber keinen Mehrwert für die Firma einbringen geschlossen werden.

Das soll im Übrigen nicht heißen das ich die ganzen Privatisierungen gut finde - aber oftmals sind es die Leute, die für die Liberalisierung der Wirtschaft sind, die die Folgen dann nicht so prickelnd finden.


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25.11.2019 um 14:23
@cejar

Man kann für eine echte Marktwirtschaft sein und dennoch - so wie ich - die Privatisierung von Post, Bahn, vielen Krankenhäusern, der Treuhand Immobilien in der abgelaufenen Form für einen schweren Fehler halten.

Am Beispiel des Krankenhauses, in dem ich mal Zivi machte: Dort arbeiteten Ende der 80er Jahre in einem großen KH mit 3 Betriebsstätten sicherlich 100 Menschen, die heute in keinem Krankenhaus mehr arbeiten, die heutzutage aufgrund ihres Bildungsstands und ihres Sozialverhaltens wohl nirgends mehr eine Lebensanstellung finden würden.

Die Privatisierung dieses KH mit all seinen folgenden Outsourcings hat diese Leute im Wesentlichen an die Luft gesetzt und ein kluger Staat NRW hätte diese 100 nicht mehr Beschäftigten in den kleinen Betrag eingepreist, der für die Defizite des Fortbetriebs aufgewendet hätte werden müssen. Leider denken Staats- und Stadtdiener nicht so weit, das sind dann ja Bundesausgaben.

Und als Freund der Menschenrechte erinnere ich mich, wie zufrieden die Meisten dieser Menschen mit ihrem Dasein waren. Das kann man mit Hartz IV nicht simulieren und es ärgerte mich zutiefst.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

25.11.2019 um 14:39
@sacredheart

Ich bin kein Freund der Privatisierung diverser Unternehmen, vor allem wenn es sich um Unternehmen handelt, die unsere Grundbedürfnisse befriedigen (Wasser, Strom, Gesundheit) oder in dem Set up nicht kostendeckend aber gesellschaftlich wichtig sind, wie beispielsweise Postämtet oder die Bahn.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

29.11.2019 um 14:01
Wenn man bedenkt, dass bis 1975 der Ehemann entscheiden durfte, ob die Frau arbeiten gehen darf oder nicht - das kann (und will) sich heute niemand mehr vorstellen!

Meine Mutter ging immer arbeiten, aber meine Oma musste ab der Geburt meiner Mutter ihren Beruf aufgeben, dabei hätte sie immer so gerne weiter als Säuglingskrankenschwester gearbeitet. Das wollte mein Opa aber nicht.

Trotzdem war er für mich der beste und liebste Opa der Welt. Solange er lebte, hat er mich verhätschelt. Ich war sein Mädi.
Leider starb er, als ich 11 Jahre alt war.

https://www.google.com/amp/s/kurier.at/amp/politik/meilensteine-fuer-frauen-in-oesterreich/822.591


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29.11.2019 um 18:06
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb am 21.11.2019:Wenn ich mit älteren Menschen spreche, bekomme ich oft das Gefühl, früher war alles besser. Ist das so und wenn ja warum?
Es sind doch meißt immer die selben Antworten und auch Argumente auf diese Frage.

Natürlich werden die "Alten" (zu denen die heutigen jungen eines Tages auch dazu gehören) immer
sagen das damals alles besser war.
Klar sie sind mit dem was in ihrer Gegenwart passiert ist aufgewachsen und haben diese Dinge
bewusst mitbekommen.
Sie haben gelernt oder gelernt bekommen mit diversen Ereignissen ihrer Zeit umzugehen, egal
ob positiv oder negativ.
Bahnbrechende Veränderungen die von Politik, Wirtschaft oder Kultur ausgehen sind natürlich für die
jeweilige Generation die das nicht kennt sehr oft "Teufelswerk" das auf Dauer nicht gut gehen kann.

Aber glücklicherweise versperren sich nicht alle älteren gegen Fortschritt und Innovation.

Insofern denke ich als (vom Alter her) fortgeschrittener Mensch das die Zeiten nicht schlechter
sondern einfach nur anders waren, sind und werden.


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

29.11.2019 um 20:43
Zitat von DobriDobri schrieb am 21.11.2019:Ich war in den 70 igern/80 igern in der Schule (Baden-Württemberg) Damals hatten wir dasselbe Problem: Lehrermangel und Quereinsteiger. Meine Lehrer hatten zu einem grossen Teil gar keine Lehrerausbildung, da ja zwanzig Jahre vorher noch Krieg war.
In welchen Krieg war Deutschland in den 50er/60er Jahren verwickelt?

Übrigens hier quasi das gleiche Thema:
Früher war alles besser

Und das Bildungsniveau bei aktuellen Schulabgängern ist zum Großteil Grenzwertig. Einfach mal testweise einen einfachen Dreisatz rechnen lassen, da kommen meist die ersten Schweißperlen auf die Stirn ;)


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War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?

30.11.2019 um 10:50
@mojorisin

Ich antworte spät, möchte aber gerne dennoch Stellung nehmen:

Nö, ich hatte früher lange Zeit ziemlich schlechte Noten, aber wenigstens wusste ich, dass es meine Faulheit war.
Meine Eltern haben das nicht kaschiert, in dem sie schon mal ein Referat vorbereitet hatten, das ich dann nur noch unter Versprechung von 1h extra Zocken ins Heft übertragen hätte, die sind auch nicht zu den Lehrern gelaufen, um sie mit frei assoziierten Stories zu Milde zu bewegen, ich konnte nicht sagen, dass ich traumatisiert bin, weil mir meine Eltern zwar ein privilegiertes Leben ermöglicht haben, aber die Klimakriese nicht gelöst hatten (ähnlich von einem Kind bei der UN vorgetragen). Ich hatte Verantwortung für mich selbst.

Deshalb habe ich am Ende auch nicht den Staat nach einem BGE angequengelt, sondern mir war klar wer für mich sorgen muss: ich.

Das habe ich irgendwann dann auch begriffen und dann gings. Ich musste allerdings auch zeitweise samstags zur Schule und war freitags auch nicht auf Demos gegen meinen eigenen Lebensstil. Das hätte ich auch saublöd gefunden. Dann hätte ich erst mal meinen Lebensstil geändert und wäre dann anderen missionarisch auf die Nerven gefallen.

Was aber glaube ich Kindern heutzutage am Allermeisten abgeht: Langeweile. Was wäre kreativer gewesen als 3 Wochen Osterferien mit Nieselregen vor den Handy Zeitalter? Darin unterscheidet sich die aktuelle Generation Kinder / Jugendliche von allen anderen. PS4, WhatsApp, Youtube bieten immer Zerstreuung, für die man nicht kreativ werden muss. Das Ferienprogramm des ZDF war nicht so raumgreifend.


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04.12.2019 um 12:21
Die Welt wird besser, fast jeden einzelnen Tag. Die Menschen verdrängen schlechte Erlebnisse und Erfahrungen eher als gute. Ist ein natürlicher Schutz des Körpers. Daher nein, früher war nicht alles besser.


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