War früher mehr Lametta? Werden Zeiten wirklich schlechter?
23.11.2019 um 00:11Anzeige
sacredheart schrieb:Das relativiert nicht so richtig das Wegschmelzen von basaler Infrastruktur,Ich denke nicht das die Infrastruktur heute schlechter ist als früher. HIer wäre es interessant belastende Fakten zu haben.
sacredheart schrieb:das relativiert auch nicht unser Bildungssystem, das mittlerweile (oben beschrieben) hinter Schwellenländer zurückfälltViel zu pauschal. In der Berufsausbildung halte ich das duale Ausbuldungssystem Deutschlands immer noch eines der besten der WElt. Leider wollen immer mehr Eltern ihre Kiddies auf dem Gymnasium sehen und beim Studieren und alle wundern sich dann dass es überlastete Schüler gibt und keine Lehrlinge. Waren die Eltern früher besser?
sacredheart schrieb:Der Staat ist in den letzten Jahrzehnten leider zunehmende von einem 'steuerfinanzierten Bereitsteller von Infrastruktur' zu einem reinen 'Ausschütter von Sozialleistungen an jeden der will und egal wo er herkommt, im Fall von Kindergeld sogar egal wo er / sie lebt' geworden, das gälte es wieder umzukehren und einigen Teilen der Bevölkerung mal wieder das seltsame Prinzip der Eigenverantwortung nahezubringen.Diese AUssage ist viel zu pauschal und diffus. Tragen die Leute heutzutage aufgrund des Kindergeldes keine EIgenverantwortung mehr? Ist das deine AUssage? War es früher besser das weniger Leute Sozialleistungen bekommen haben und war das überhaupt so? Stimmt deine Behauptung überhaupt?
sacredheart schrieb:, wir sind damals auch illegal im Datteln Hamm Kanal schwimmen gewesen,Nicht nur du...
FerneZukunft schrieb:Die Lehrer können nichts dafür, weil sie nicht mehr strafen dürfen.Meinst du die körperlichen Sfrafen?
Ilvareth schrieb:Heute kann ich für sagen wir fünf Euro ins Freibad, aber für sieben Euro bekomme ich schon das wetterunabhängige SpassbadWir gehen definitiv mehr ins Freibad.
sacredheart schrieb:In den 70er und 80er Jahren wusste ein Schüler wie ich noch, dass es meine Aufgabe ist, gute Noten nach Hause zu bringen.Hier haust du ja richtig in die PHrasendreschmasschine. Gute Schüler früher auf der einen Seite, als Beispiel bringst du dich mal ganz selbstlos selbst ein. Demgegenüber stehen die spielsüchtigen Kinder von heute.
Heute wissen viele Schüler, dass sie mit Versprechungen von Mami und Papi mal kurz von der Playstation weggelockt werden, damit Mami oder Papi ihnen die Hausaufgaben vormachen und sie die dann noch unter Stöhnen und Wehklagen ins Heft eintragen. Dann gibt es ein Lob dafür, dass sie selbständig die Kappe vom Füller geschraubt haben. Wenn alles nicht funktioniert, geht es direkt zur Schulaufsicht, weil dann ist der Lehrer unfähig. Er erkennt auch nicht die Hochbegabung.
So lernen Junior und Juniorine ein anstrengungsloses Dasein kennen, das dann im Prinzip sehr gut auf ein BGE vorbereitet und bis es soweit ist auf Hartz IV.
Das führt zu einer Gesellschaft, die von Gesellschaften, in denen Worte wie Eigeninitiative und Verantwortung noch existieren, weggeballert wird, wie antike Reiche, von denen nicht mehr viel existiert außer ein paar Ruinen.. Sie hat es dann auch nicht besser verdient.
sacredheart schrieb:In wengier dekandenten Gesellschaften in Südamerika, die ich gut kenne, ist es tatsächlich so, dass die Kinder ihre Hausaufgaben machen müssen, sie kriegen auch Ärger, wenn sie es nicht tun. Ist für uns irgendwie unvorstellbar geworden. Dann hat der Lehrer sie nicht gut genug motiviert. Es ist schließlich seine Schuld, wenn jemand den ganzen tag und die halbe Nacht zockt und morgens müde und gelangweilt im Unterricht sitzt, in dem es nicht dauernd einen Bonus und eine Schatzkiste mit Equipment zu öffnen gibt.Also ich kenn auch Kinder hier die bekommen Ärger von daheim wenn sie ihre Hasuaufgaben nicht machen. Dazu braucht man nicht nach Südamerika gehen.
Cherokeerose schrieb:Meinst du die körperlichen Sfrafen?Denkst du dass diese wirklich dazu geführt haben, dass man früher besser lernte?Nein!!!!!
FerneZukunft schrieb:Ich war und bin immer schon absolut GEGEN körperliche Gewalt!Deswegen wollte ich Nachfragen um das nicht falsch zu verstehen
mojorisin schrieb:Ich denke nicht das die Infrastruktur heute schlechter ist als früher. HIer wäre es interessant belastende Fakten zu haben.Verändert hat sich definitiv die Mobilität. Bei uns (dörflich) hatte früher jede Familie im Schnitt ein Auto, das morgens der Vater mit zur Arbeit nahm. Die Mutter lief tagsüber, einkaufen ging man zu Fuß oder mit dem Ehegatten abends. Daher war man darauf angewiesen, dass die Orte, die man besuchte, auch im "Laufbereich" lagen. Bei uns gab es mal eine Bank, einen kleinen Lebensmittelladen, einen Bäcker und eine Metzgerei. Bis auf den Metzger sind alle pleite, der Metzger hält sich mehr mit Mittagstischen und Lieferservicen über Wasser. Die Bauern, wo man Kartoffeln, Eier, Gemüse, Milch und Butter kaufte, haben alle die Landwirtschaft aufgegeben.
mojorisin schrieb: Leider wollen immer mehr Eltern ihre Kiddies auf dem Gymnasium sehen und beim Studieren und alle wundern sich dann dass es überlastete Schüler gibt und keine Lehrlinge.Das Gymnasium war früher ein Ausnahmefall - zumindest bei uns. Ein bis zwei Kinder pro Klasse wurden hingeschickt. Damit hatte sich das - erstmal. Jungs kamen eher aufs Gymnasium als Mädchen. Bei uns in B-W ist das Gymnasium nun für alle frei zugänglich, da nur der Elternwille zählt. Früher gab es eine verbindliche Grundschulempfehlung.
Dobri schrieb:Das wollte ich jetzt so deutlich nicht aussprechen, aber das ist natürlich der Fall. Ich versuche ja als Lehrerin, diesen Kindern gerecht zu werden..... und den anderen auch.... und deshalb habe ich auch einen Vierzehn-Stunden-Tag. Aber das funktioniert nicht auf Dauer.Ich bin auch Lehrerin und kann dir zustimmen - mein "Wirkungsgrad" wird immer schlechter und nach sechs Schulstunden morgens bin ich oft wie gerädert. Viele Dinge, die man früher voraussetzen konnte, klappen nun nicht mehr (Hausaufgaben, Ranzen packen, lernen für Klassenarbeiten, versäumten Schulstoff nachholen, pünktlich erscheinen, Elternabendbesuche, gängige Höflichkeitsregeln, sozialer Umgang...). Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule - nun haben wir fast jeden Tag gewaltätige Auseinandersetzungen, Mobbing ... Ich verbringe mindestens 30%, mitunter auch 50% meiner Unterrichtszeit damit, Konflikte zu schlichten, administratives Zeug zu erledigen, zu erziehen, zu ermahnen, zu unterbrechen und zur Aufmerksamkeit zu rufen ....
Ilvareth schrieb:Ich glaube, dass mehr Geld im Land ist, verursacht die Dinge, die du da ansprichst. Ich nehme als Beispiel mal die Schwimmbäder: Als ich Kind war, ging man im Sommer ins Freibad für ne Mark achtzig. Da lag man auf der Wiese, spielte Karten, schwamm ne Runde, sprang vom Dreier und tobte durch das flache Kinderbecken.Wir waren als Kind auch in unserem 25m Schwimmbad mit Liegewiese glücklich. Wir haben uns nicht eine Sekunde gelangweilt. Kinder heute sind "andere" Standards gewöhnt, fängt an mit Kindergeburtstagen und geht mit Freizeitgestaltung weiter. Wir haben auch oft Dinge gemacht, die kein Geld kosteten oder eben einmalige Anschaffungskosten: Fahrradtouren, Brettspiele gespielt, Drachen steigen lassen ...
mojorisin schrieb:Viel zu pauschal. In der Berufsausbildung halte ich das duale Ausbuldungssystem Deutschlands immer noch eines der besten der WElt.Was es heute gibt, ist auch ziemlich cool. In den 70ern waren Lehrstellen eher Mangelware und man bekam sie oft über Vitamin B, was wirklich einem Kreis von leistungsstarken Kindern den beruflichen Weg verbaute. Ich denke, Bildung wurde damals auch mehr wertgeschätzt.
Cherokeerose schrieb:Wir gehen definitiv mehr ins Freibad. Es kostet 3€ an Eintritt, das Spaßbad dagegen 8,50 für 3 Std.Ich glaube, auch da ist man "spendierfreudiger". Wir waren früher auch tagelang im Freibad, hatten unser Essen dabei und es war schon ein Highlight, wenn wir mit unseren Freunden mal eine Packung Pommes teilen durften. Wenn du heute siehst ... wir haben auch noch ein billiges, einfaches Freibad, halt zum Schwimmen - gerade in so kalten Sommern fährt das erhebliches Minus ein.
MissMary schrieb:Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule
MissMary schrieb:Ich bin auch Lehrerin und kann dir zustimmen - mein "Wirkungsgrad" wird immer schlechter und nach sechs Schulstunden morgens bin ich oft wie gerädert. Viele Dinge, die man früher voraussetzen konnte, klappen nun nicht mehr (Hausaufgaben, Ranzen packen, lernen für Klassenarbeiten, versäumten Schulstoff nachholen, pünktlich erscheinen, Elternabendbesuche, gängige Höflichkeitsregeln, sozialer Umgang...). Als ich anfing gab es vielleicht einen gewaltätigen Konflikt pro Woche in der Schule - nun haben wir fast jeden Tag gewaltätige Auseinandersetzungen, Mobbing ... Ich verbringe mindestens 30%, mitunter auch 50% meiner Unterrichtszeit damit, Konflikte zu schlichten, administratives Zeug zu erledigen, zu erziehen, zu ermahnen, zu unterbrechen und zur Aufmerksamkeit zu rufen ....Als ich Lehrerin wurde, gab es die ersten 5 Jahre überhaupt keinen einzigen Konflikt. Und dann plötzlich ist es explodiert. Inzwischen habe ich mehrere Terrorandrohungen hinter mir - wenn man als Lehrer überhaupt davon erfährt. Das versucht man ja zum grössten Teil unter den Tisch zu kehren. Wobei der letzte Vorfall wirklich filmreif war. Denn als ich damals das Schulzimmer verliess und zu meinem Auto auf den Parkplatz ging, standen plötzlich Dutzende von Polizisten mit Maschinengewehren vor mir. Bis heute weiss ich nicht, welcher Schüler diesen Alarm ausgelöst hatte. Lustigerweise waren gar keine Schüler in der Schule, sie waren auf Schulausflug.
MissMary schrieb:Bei uns im Dorf wurde viel aufgrund des gesellschaftlichen Drucks gemacht. Man besuchte Tante Magdalena, obwohl sie ziemlich biestig war und lud sie zu Familienfesten ein, "weil es sich so gehört". Man hatte Angst, dass über einen geredet wirdMeine Oma war da ganz gleich!
MissMary schrieb:Das Gymnasium war früher ein AusnahmefallDas war wirklich Prestige.
sacredheart schrieb am 21.11.2019:Wenn ich mit älteren Menschen spreche, bekomme ich oft das Gefühl, früher war alles besser. Ist das so und wenn ja warum?Es sind doch meißt immer die selben Antworten und auch Argumente auf diese Frage.
Dobri schrieb am 21.11.2019:Ich war in den 70 igern/80 igern in der Schule (Baden-Württemberg) Damals hatten wir dasselbe Problem: Lehrermangel und Quereinsteiger. Meine Lehrer hatten zu einem grossen Teil gar keine Lehrerausbildung, da ja zwanzig Jahre vorher noch Krieg war.In welchen Krieg war Deutschland in den 50er/60er Jahren verwickelt?