Der zumutbare Schulweg - darf‘s ein bisschen mehr sein?

V8Turbo schrieb:Fährst du eigentlich jeden Tag 3 Stunden zur arbeit? Oder käme das nicht in Frage?

Also das würde ich definitiv nicht machen. Aber weniger wegen der Zeit, ich fahr echt gern Auto, sondern einfach weil ich Unsummen an Kohle auf der Straße lassen würde.
Wäre es mit Bus/Bahn und würde sich finanziell rentieren, wieso nicht?

@V8Turbo
Deine Frage geht am Thema vorbei.

Deine Rechnung, dass die eingesparte Zeit 1:1 für Freizeit zur Verfügung steht, ist falsch.

6.PzGren391 schrieb:Also das würde ich definitiv nicht machen. Aber weniger wegen der Zeit, ich fahr echt gern Auto, sondern einfach weil ich Unsummen an Kohle auf der Straße lassen würde.
Wäre es mit Bus/Bahn und würde sich finanziell rentieren, wieso nicht?

Warum nicht?
Der Tag hat 24 std. Davon schläft man vllt. 8 Stunden. Arbeitet 8. Macht 16 Stunden. Plus 3 Stunden Arbeitsweg. Um um 8 Uhr dann im Job zu sein, verlässt du um 6:30 Uhr dein Haus und bist um 17:30 Uhr zuhause. Da bleibt nicht viel Raum für persönliche Entfaltung. Aber manche finden ja work work Balance geil.

Und ja. Natürlich kann man auch im Zug arbeiten. Wenn man es kann. Ich bin eine Weile jeden Tag eine knappe Stunde mit dem ice zur arbeit und abends zurück. Kein Thema, ich arbeite im Zug. Hat für mich nur mäßig funktioniert.

jaska schrieb:Deine Frage geht am Thema vorbei.

Beantworte sie doch bitte. Du bist ja auch der Meinung für Kinder sind 3h Schulweg am Tag kein Thema.

jaska schrieb:Deine Rechnung, dass die eingesparte Zeit 1:1 für Freizeit zur Verfügung steht, ist falsch.

Netto nicht, korrekt. Aber ob du 3h oder eben eine brauchst, ist ein massiver Unterschied.

V8Turbo schrieb:Warum nicht?

Hab ich doch geschrieben. Lies mal nochmal genau bitte.

6.PzGren391 schrieb:Hab ich doch geschrieben. Lies mal nochmal genau bitte.

Habe ich. Finanziell rentiert. Du bist mehrere Stunden am Tag unterwegs. Die werden dir nicht bezahlt. Diese Zeit verlierst du. Im Normalfall. Wenn man in der restlichen Zeit zuhause nur tv schaut, geschenkt.
Ansonsten ist diese Zeit verloren und, zumindest für mich, nicht mit Geld aufwiegbar.

@V8Turbo
Das hast du falsch verstanden glaube ich, oder ich mich schlecht ausgedrückt. Wenn ich im Monat sagen wir mal 400€ rein Sprit verballer würde ich das nicht machen. Hätte ich einen Firmenwagen zb wäre es mir egal.

Ich wohn ca 30km von Würzburg weg. Wenn man da um 7.30 anfangen muss zu arbeiten muss mein hier spätestens um 6.15 weg, je nachdem wo man hin muss. Muss man quer durch die Stadt werden 1 1/4 std schon wirklich knapp. Dann ist man auch insgesamt 2,5-3 std unterwegs. Also mit dem Auto.
Mit dem Bus ähnlich. Ca 50min bis zum Bahnhof und dann nochmal eine gute halbe std mit der Straßenbahn. Wie gesagt je nachdem wo der Arbeitsplatz liegt.

Man kann ja Entfernung nicht immer in Zeit messen. Ich bin zum Beispiel schneller vom mir daheim aus im 68km entfernten Aschaffenburg als ein mal quer durch Würzburg.

trella schrieb:Um 6 Uhr aufstehen ist für ein Kind fast schon Folter.

Hast du Kinder oder warst du mal eins? :D Die meisten Kinder stehen doch früh auf - und damit meine ich super früh. 5 Uhr, gar kein Thema. Also, als Folter würde ich das nicht bezeichnen, eher als ganz normal.
Zudem das ja auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche stehen gerne früh auf, denen fällt das auch leicht - ich zum Beispiel.

trella schrieb:Zufassend lässt sich wohl sagen, jeder das in jungen Jahren selbst erleben musst, verklärt es entweder romantisch oder es war für ihn tatsächlich nicht so schlimm.

Ich verstehe nicht, warum du nicht mit dem Fahrrad gefahren bist (oder von mir auch später mit dem Mofa oder sonst was). 1,5 Kilometer, das ist ja nix! Und das dann mit dem Taxi, für so eine Strecke hat mich ein Taxifahrer mal gefragt, ob ich mir sicher bin, dass ich die fahren will - ja wollte ich, wegen schwerem Gepäck. Aber so schwer ist die Schultasche sicherlich nicht gewesen.

V8Turbo schrieb:Und klar, für Menschen die für ihren eigenen Schulweg barfuß Berge besteigen mussten, im Winter, ist das alles nur weinerliches Geheule.

Nur die Ruhe. Du siehst doch, dass für manche hier schon 1,5 Kilometer eine unmenschliche Strecke sind, gar mit Folter gleichzusetzen. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich hier jemand so äußert, wie du es hier darstellst.

@jaska
Die nächstgelegene Schule muss nicht zwingend die beste Option sein.
Und wie gesagt, in unserer Stadt kommt man auf die drei Stunden Schulweg eher gar nicht.
Nur ermöglicht diese Regelung den Kommunen, die Kinder nach schulpolitischem Bedarf über die Stadt zu verteilen, zu Lasten der Kinder. Wenn ich so wohne, dass es im Umkreis von 20 km keine Schule gibt, kann ich schwerlich verlangen, dass eine in meiner Nähe gebaut wird.
Wenn ich aber in Städten wie Köln, wie es ja in dem von mir verlinkten Artikel der Fall war, zwei Schulen als Wunsch angeben kann und trotzdem auf eine verwiesen werde, die drei Stunden Schulweg bedeutet, weil es gesetzlich ja noch erlaubt ist, dann finde ich das heftig.

Ich schildere mal, wie das bei uns aussieht: die beiden Schulen in den Außenbezirken haben immer freie Plätze, weil sie vor Ort gar nicht die Schülerzahlen haben. Dafür sind die Schulen der selben Schulform, die zentral gelegen sind, immer ausgelastet. Das führt schon jetzt dazu, dass Kinder, die im Umkreis von 3,5 km (die ja noch zu Fuß machbar sind) fünf Schulen der entsprechenden Schulform haben, morgens 45 Minuten im Bus sitzen, plus Wartezeiten etc.
Und weil es ja immer noch freie Schulplätze gibt, wenn alle Kinder verteilt sind, hat man ja offenbar noch zu viele Schulen, also überlegt man seit Jahren, eine zu schließen. Eine der zentral gelegenen selbstverständlich, denn man darf ja laut Gesetzeslage die Kinder quer durch die Stadt fahren lassen, anstatt Schulplätze dazu schaffen oder zu erhalten, wo sie gebraucht werden.

Mit diesen drei Stunden gibt man den Kommunen Planungsfreiheiten. Auf Kosten derer, für die man eigentlich planen sollte. Denn solche Verteilungsspielchen gibt es jedes Jahr in jeder größeren Stadt.

Mir geht es in erster Linie darum, dass die Gesetzeslage nicht etwa die Kommunen zwingt, praktikable Lösungen zu finden, sondern das Problem in die Familien weiterreicht.

Luminita schrieb:Hast du Kinder oder warst du mal eins? :D Die meisten Kinder stehen doch früh auf - und damit meine ich super früh. 5 Uhr, gar kein Thema. Also, als Folter würde ich das nicht bezeichnen, eher als ganz normal.

In der Tag bis zur 2 Klasse bin ich um 6 Uhr aufgestanden,dann normal, ab der 7ten nicht mehr vor 7 Uhr. Und auch heute stehe ich so auf, dass ich in der früh max. 20 Min brauch bevor ich das Haus verlasse.

Ich war auch mal beim Bund da musste ich um kurz nach 5 raus! und ne Stunde fahrt oder so, auch kein Problem, weil es ist eben ein unterschied ob man etwas freiweilig macht, oder ob man es MUSS!

Luminita schrieb:Ich verstehe nicht, warum du nicht mit dem Fahrrad gefahren bist (oder von mir auch später mit dem Mofa oder sonst was)

Ist auch nicht so wichtig, weil es selbst zu Fuß max. 20 Minuten gedauert hat und damit war ich im Mittelfeld, 20%-30% waren die "mussbus" Fahrer, zu denen ich Gott sei dank nicht gezählt habe.

Wer fährt denn hier ernsthaft 3h zur Schule?

Ich war 10min Fußweg und 40-50min Bus über die Käffer unterwegs und fand es nicht geil. Aber war halt so. Es gab ein Gymnasium in der Stadt und da ist man dann halt hin. Nie wäre meinen Eltern auf die Idee gekommen, mich extra zu fahren (wäre dann so 20min gewesen, also auch 40min hin und zurück 2x am Tag... Sicher nicht). Alle Schulkinder fahren mit dem Bus und feddich. Ganz selten hat mich meine Mutter mit nach Hause genommen, wenn ich länger Schule hatte und sie später aus der Arbeit kam.
Auch Hobbys: entweder das gab's in der Umgebung oder mit Bus erreichbar. Bogenschießen 30km weiter in einem Verein weiter aus dem Ort raus? Vergiss es, nimm den Kinderturnverein im Dorf, der ist nur 5min zu Fuß weg.

Rumo schrieb:Wer fährt denn hier ernsthaft 3h zur Schule?

Ich glaube damit ist hin und zurück gemeint.

Zum Rest: volle Zustimmung

Ich weiß, aber wer hat denn wirklich selbst jemals so einen langen Schulweg gehabt?
Ich war ja schon selbst bei gut 1h und das war viel. Wie gesagt, mein Moped mit 25kmh als wandelnde Verkehrsbehinderung war die totale Freiheit für mich. Aber wir leben (jetzt auch wieder) so richtig auf dem Kaff.

Kinder müssen aber dafür halt nicht auch noch für Essen und den kompletten Haushalt und Bürokram sorgen, der täglich anfällt. Die verbringen die Zeit mit ihren Freunden im Bus und hören Musik, lesen oder erzählen sich was... Oder machen Hausaufgaben.
Also ja, ich finde es "vertretbarer", dass die eher Bus fahren als dass Mutti zusätzlich zum Job und Haushalt auch noch Taxi mindestens 1h am Tag spielt.

Die Anbindung ist ja doch auch für junge Familien bzw Familienplanung ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Wohnortes oder Hausbaus und das nicht nur in der Schule selbst.
Ich arbeite halt und fahre mit den Auto. 20min statt 50min Nahverkehr. Ja sorry, 1h mehr am Tag im Bus sitzen ist für mich fast ein ganzer Arbeitstag in der Woche mehr, den ich nur mit Pendeln verbringe.
Die eine Stunde nutze ich lieber für Erledigungen oder für Überstunden oder für meine Tiere...

@Rumo
Ich denke einfach dass sich viele die in der Stadt aufgewachsen sind, es sich einfach nicht vorstellen können.
Meine Cousinen (12/14) kennen nichts anderes als Mönchengladbach.
Die waren uns mal besuchen als sie noch klein waren und fix und fertig als sie gesehen haben dass man durchaus mal 5/8/10 km fahren kann ohne eine Ortschaft zu sehen.
Für uns war/ist das einfach normal dass nur 4 Busse am Tag in sie Stadt fahren. Da hieß es halt mal 10km auf ne Fete laufen oder eben Daumen raus. Vor über 20 Jahren konnte man das noch machen.

trella schrieb:Ist auch nicht so wichtig, weil es selbst zu Fuß max. 20 Minuten gedauert hat und damit war ich im Mittelfeld, 20%-30% waren die "mussbus" Fahrer, zu denen ich Gott sei dank nicht gezählt habe.

Ich kann nicht nachvollziehen was an Bus fahren so schlimm sein soll? Ich bin im Winter jeden Tag mit dem Bus zur Schule gefahren. Man hat Freunde im Bus getroffen, konnte sich unterhalten oder Musik (damals noch mit dem Walkman oder Discman) hören. Ich hab das nie als schlimm, sondern als völlig problemlos und normal empfunden. Im Bus sitzen ist doch chillig und im Winter sogar noch schön beheizt.

Dwarf schrieb:im Winter sogar noch schön beheizt.

Es ist in jedem Falle besser als Fahrrad fahren :D
Ich hab Fahrrad fahren immer verabscheut, lieber ging ich zu Fuß.

EinElch schrieb:Es ist in jedem Falle besser als Fahrrad fahren :D
Ich hab Fahrrad fahren immer verabscheut, lieber ging ich zu Fuß.

Ich bin im Sommer gern mit dem Rad zur Schule gefahren. Aber im Winter hatte ich dazu keine Lust. War mir zu kalt und ungemütlich.
Ich hab auf jeden Fall keinerlei schlechte Erinnerungen an die Busfahrten zur Schule. Klar war der Bus auch manchmal sehr überfüllt und man bekam keinen Platz. Aber im Teenager Alter hat mir das noch nichts groß ausgemacht.

Dwarf schrieb:ch kann nicht nachvollziehen was an Bus fahren so schlimm sein soll? Ich bin im Winter jeden Tag mit dem Bus zur Schule gefahren.

Im Winter wartet man heutzutage immer öfter vergebens oder mit erheblicher Verspätung auf den Bus.
Vielleicht deshalb?
Damals war es vielleicht nicht so oft.
War auch darauf angewiesen, der Ausbildung wegen.

Im Winter war es manchmal ätzend.

V8Turbo schrieb:Fährst du eigentlich jeden Tag 3 Stunden zur arbeit? Oder käme das nicht in Frage?

Ich bin knapp 10 Jahre lieber 80 Minuten (einfach) mit den Öffis zur Arbeit gefahren als 40 Minuten mit dem Auto. Ich kam immer entspannt an und die Zeitung war auch schon gelesen.

EinElch schrieb:Es ist in jedem Falle besser als Fahrrad fahren :D
Ich hab Fahrrad fahren immer verabscheut, lieber ging ich zu Fuß.

Ging mir auch so, ich finde Fahrradfahren und Fahrradfahrer heute noch Scheisse. Wobei Fahrradfahrer nicht generell, nur diejenigen die meinen durch den Wald trotz Hundefreilaufzone mit 30kmh zu ballern und dann noch pöbeln wenn sie Mal für ein Hund oder Kind bremsen müssen.

@cejar
Ich muss ganz klar sagen, dass ich das nicht könnte als Erwachsener. 1h10min mehr in der Gegend rumgondeln... In der Zeit könnte ich einkaufen, putzen, irgendwelchen papierkram organisieren, mit den Hunden die Nachmittagsrunde laufen und und und. Es bleibt eh kaum was vom Tag, da sitze ich nicht gern rum im Bus. Aber ich muss dann auch 2x umsteigen und noch 3km laufen. Da ist nix mit Rumsitzen und Zeitung lesen.