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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

1.148 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Natur, Unwetter, Klimwandel ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

08.08.2021 um 04:57
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Wenn also bei einem solchen Szenario, wir wir es erlebt haben, sich größere Teile der Bevölkerung weigern, ihre Häuser zu verlassen, dann ist es nur eine rein theoretische Frage, ob man Gewalt anwenden darf oder nicht - man wird es in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit und mit der begrenzten Zahl der Polizeikräfte schlicht nicht können.
Aber die Behörden haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan: sie haben gewarnt. Und wenn es „nur“ mit dem Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren ist.
Klar, wenn die ersten Straßen überflutet sind, wird es schwierig. Aber da ist es schon zu spät. Auch weil da schon ein Teil der wichtigen Infrastruktur ausfällt - Stromverteiler reagieren allergisch auf Wasser und ohne Strom haben viele Menschen auch kein Internet und Telefon mehr. Zusätzlich werden wohl auch [autourl (https://de.wikipedia.org/wiki/Kabelverzweiger[/autourl]]Kabelverzweiger) und Outdoor-DSLAM ihren Dienst quittieren, was die Sache auch nicht besser macht.

Nachts um 23:00Uhr erreichst Du nicht mehr viele Menschen, auch wegen solcher Sachen:
Alarm-Apps warnen iPhone-Nutzer unter Umständen nicht

Apples Betriebssystem iOS verbietet Katastrophenschutz-Apps, Alarmtöne abzuspielen, wenn eine bestimmte Funktion aktiviert ist, bemängeln Tester. Die App-Entwickler hätten diese Sperre umgehen können – theoretisch.
Quelle: https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/stiftung-warentest-warn-apps-warnen-iphone-nutzer-unter-umstaenden-nicht-a-6a80c819-39fc-4418-af5e-5422ee1bb8d3
Der Haken ist hier die „Nicht stören“-Funktion, da werden einkommende Nachrichten nicht akustisch und optisch angezeigt. Wenn man nicht zusätzlich das Handy im Flugmodus hat - da kommt dann gar nix mehr durch.

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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

08.08.2021 um 11:36
Zitat von FichtenmopedFichtenmoped schrieb:Aber die Behörden haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan: sie haben gewarnt. Und wenn es „nur“ mit dem Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren ist.
Ja, natürlich, das ist ganz klar, da sind wir einer Meinung! Ich wollte ja auch nur noch einmal darauf hinweise, dass das in der Realität alles etwas anders aussieht, als man sich das vielleicht so vorstellt. Mancher User hier ruft ja empört: "Dann muss man die Leute halt evakuieren!" ohne zu bedenken, wie das in diesem Gebiet und mit den gegebenen Möglichkeiten denn eigentlich gehen soll.

Was natürlich keine Entschuldigung für zu späte oder gar nicht erfolgte Warnungen sein soll!


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

08.08.2021 um 21:50
Heute in Bad Neuenahr gewesen. Auch hier von keinem Menschen gehört, sie seien anständig gewarnt worden. Ne Schande. Bundeswehr heute keine gesehen aber nen Haufen THW und DRK Menschen. Schön, wie die Zahnräder da ineinander greifen. Wir wurden von jeglicher Seite mitversorgt.

Es sollen jetzt wohl auch nach und nach andere, kleinere Orte wie Liers vom Helfershuttle angefahren werden. Die Arbeit wird nicht so schnell aufhören.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

08.08.2021 um 22:50
Die Situation erinnert an das Elbehochwasser 2013. Auch da kam ziemlich bald die Frage nach Schuldigen auf. Und auch da standen die damaligen Landräte ziemlich schnell im Fokus.

Anscheinend brauchen Menschen irgendwie irgendwann eine Ursache, sprich einen Schuldigen. Unsicherheit ist schwer zu ertragen. Und manche Politiker brauchen ein Bauernopfer. Ich habe keine Ahnung, was im vorliegenden Fall Sache ist und warte da die - voraussichtlich langen - Ermittlungsergebnisse der StA ab. Aber dass eine einzelne Person hier den Kopf für sehr viel hinhalten sollen müsste, daran mache ich erst mal mein Fragezeichen.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 05:28
Zitat von CheahaCheaha schrieb:Wir wurden von jeglicher Seite mitversorgt.
So ist das DRK mit vielen Helfern im Einsatz, die schon nachts damit beginnen, die zahlreichen Mahlzeiten zu kochen.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 08:07
Zitat von nairobinairobi schrieb:So ist das DRK mit vielen Helfern im Einsatz, die schon nachts damit beginnen, die zahlreichen Mahlzeiten zu kochen.
Ist mir bewusst, war ja jetzt oft genug da.
Wobei man hier wirklich nicht die Freiwilligen außer Acht lassen sollte, die wochenlang mit Food Trucks dabei sind und helfen


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 09:09
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ja, natürlich, das ist ganz klar, da sind wir einer Meinung! Ich wollte ja auch nur noch einmal darauf hinweise, dass das in der Realität alles etwas anders aussieht, als man sich das vielleicht so vorstellt. Mancher User hier ruft ja empört: "Dann muss man die Leute halt evakuieren!" ohne zu bedenken, wie das in diesem Gebiet und mit den gegebenen Möglichkeiten denn eigentlich gehen soll.
Es geht auch nicht allein um das Evakuieren. Allein die Vorstellung, was passieren kann, wird man es erstmal schwer haben. So etwas ist kaum vorstellbar. Man hat Zahlen über extrem hohe Pegelstände an anderen Orten, aber was bedeutet das für den Ort, wo man lebt. Dass ganze Häuser weggerissen werden können, ja, das kennt man häufiger aus Berichten im Fernsehen, trotzdem wird die Phantasie fehlen, das für den Ort in dem man lebt vorherzusehen. Man kann in der zur Verfügung stehenden Zeit keine Fachleute mehr zu Rate ziehen, man hat keine wirklichen Vorstellungen, was diese nackten Zahlen von Pegeln bedeuten. Das Oder-Hochwasser war da nicht vergleichbar, hier wurden Flächen überflutet und nicht enge Täler. Die Problematik ging damals von den Dämmen aus, die teilweise marode waren, dort war viel mehr Zeit für Entscheidungen.

Hier müsste den entscheidenden Personen in Zukunft schon bessere Hilfen im Vorfeld in die Hand gegeben werden, ich glaube nicht, dass diese den entscheidenden Personen vorgelegen haben bzw. wenn doch, dann wäre es ein wirkliches Versäumnis. Die Probelmatik des Evakuierens selber kommt da nur noch hinzu.

Die Vorstellungskraft des Menschen ist einfach begrenzt. Nicht von ungefähr hat da auch der digitale Polizeifunk nur eingeschränkt funktioniert, man kann sich solche Katastrophen im Vorfeld schwer vorstellen und legt solche Systeme einfach zu schwach aus.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 10:15
Zitat von LentoLento schrieb:Hier müsste den entscheidenden Personen in Zukunft schon bessere Hilfen im Vorfeld in die Hand gegeben werden, ich glaube nicht, dass diese den entscheidenden Personen vorgelegen haben bzw. wenn doch, dann wäre es ein wirkliches Versäumnis. Die Probelmatik des Evakuierens selber kommt da nur noch hinzu.
Ein Landrat ist in B6 eingestuft, das heißt er verdient deutlich mehr als der LOStA Kruse, der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz. Man wird von diesem Landrat wohl erwarten können, dass er sich um Infos kümmert und sich schon mal mit den Plänen vertraut macht, wenn nachweislich Tage vorher ein außerordentliches Hochwasser angekündigt wird. In den anderen Landkreisen hat es ja auch geklappt.

Unter nachfolgendem link kann man die Richtlinie für den Führungsdienst im Katastrophenschutz einsehen.

https://lfks.rlp.de/fileadmin/LFKS/Downloads/Gesetze/FueRi.pdf

Auf Seite 27 wird deutlich, dass in Alarmstufe 5.2 (Flächenschadensereignis) die Zuständigkeit für die Einsatzleitung wechselt. Dies mag der Grund gewesen sein, weshalb der Katastrophenalarm nicht ausgelöst wurde.

Wer der ominöse seit Jahren nach § 25 LBKG im Voraus Beauftragte sein soll, wird sich zeigen. Ebenso, ob diese Beauftragung denn ordnungsgemäß erfolgte. Immerhin fiel es dem LR erst bei der Durchsuchung ein, dass er jemanden beauftragt hat, seine Aufgaben wahrzunehmen.
Bisher hatte er sich immer damit verteidigt, dass die Alarmierung der Bevölkerung Sache der technischen Einsatzleitung sei. Diese ist jedenfalls im Katastrophenfall aber nicht zwangsläufig identisch der Leitung des Führungsstabes Katastrophenschutz (Seite 22 der RL).

Es wird Sache der StA sein, die ordnungsgemäße Beauftragung zu überprüfen. Fest steht für mich, dass der LR kein Bauernopfer ist, sondern im Gegenteil versucht, andere dazu zu machen. Juristisch kommt der LR damit möglicherweise durch.
LOStA Kruse hat dementsprechend geäußert, wo er war, sei nicht entscheidend, wenn (falls) der LR zwar Aufgaben, nicht aber Verantwortung delegieren konnte.

Sein Verhalten (insbesondere auch das im Nachgang) ist imho indes jedenfalls moralisch betrachtet einfach nur erbärmlich. Wenn sozusagen "der Kapitän" sich damit verteidigt, dass ihn keine Schuld trifft, weil er während des Unterganges von Bord ging und blieb, ist das einfach nur unterirdisch.

Mögen die Bürger des Landkreises ihren Landrat aus dem Amt jagen, wie die Duisburger das mit Sauerland machten.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 10:50
Zitat von RaissaRaissa schrieb:Ein Landrat ist in B6 eingestuft, das heißt er verdient deutlich mehr als der LOStA Kruse, der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz. Man wird von diesem Landrat wohl erwarten können, dass er sich um Infos kümmert und sich schon mal mit den Plänen vertraut macht, wenn nachweislich Tage vorher ein außerordentliches Hochwasser angekündigt wird. In den anderen Landkreisen hat es ja auch geklappt.
Der Verdienst sagt nichts über das Wissen aus. Die StA hat jetzt auch viel Fachleute zur Hand, das daher mit dem Gehalt des StA zu vergleichen führt nicht weiter und sit daher Unsinn. Klar kann man erwarten, dass er sich mit Plänen vertraut macht. Aber dieses Hochwasser dürfte in diesem Bereich außergewöhnlich gewesen sein. Ob dies überhaupt die vorhandenen Pläne hergeben konnte und damit ein Verschulden vorliegt, das wird nun Aufgabe der StA sein. Und so viele Tage wird es eben auch nicht gewesen sein. Die Unwetter waren immer sehr lokal und nicht wirklich vorher zu sagen, dass TAGE vorher das wirklich vorhersehbar war, glaube ich nicht. Was wir wissen, dass am frühen Abend vorher die Meldungen über die alarmierenden Pegelstände herausgingen, so jedenfalls die StA und das dann zu spät gewarnt wurde. Von Tagen habe ich bisher nichts gehört. Hier kann durchaus ein Verschulden vorliegen. Das grundsätzlich vielorts die Lage kritisch war, das war sicher bekannt, aber vielerorts ist auch nichts passiert.

Man kann sich im Zusammenhang mit dem Hochwasser viele Fragen stellen, beispielsweise warum in Erftstadt-Blessem die Kiesgrube vollaufen konnte und so diesen enormen Erdrutsch bewirken konnte. Hätte man das nicht schon früher wissen und verhindern müssen, gab es dort genau die Pläne, von denen Du sprichst? Ich persönlich glaube das nicht. Aber wie gesagt, aktuell untersucht die StA und ehe man voreilige Schlüsse zieht, sollte man das Ergebnis abwarten.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 11:22
Zitat von LentoLento schrieb:Aber dieses Hochwasser dürfte in diesem Bereich außergewöhnlich gewesen sein. Ob dies überhaupt die vorhandenen Pläne hergeben konnte und damit ein Verschulden vorliegt, das wird nun Aufgabe der StA sein.
Es gab 2016 an der Ahr schon mal ein Hochwasser, das deutlich höher war als die Jahrzehnte zuvor.
Die Frage wäre also, ob es in den letzten 3 Jahren angeglichen wurde, rsp. dies auch umgesetzt wurde.
Zitat von LentoLento schrieb:Die Unwetter waren immer sehr lokal und nicht wirklich vorher zu sagen,
Wenn nachmittags 100 Meter höher (Grafschaft) schon alle Kanäle überlaufen, sollte aber schon dringend was passieren.

(Und Blessem ist in NRW, Ahrweiler RLP.)


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 11:51
Zitat von LentoLento schrieb:Der Verdienst sagt nichts über das Wissen aus.
Die Eingruppierung im öffentlichen Dienst (auch bei politischen Beamten) sagt aber etwas über den Grad der Verantwortung und den Umfang des "Wissenmüssens" aus.
Zitat von LentoLento schrieb:Ob dies überhaupt die vorhandenen Pläne hergeben konnte und damit ein Verschulden vorliegt, das wird nun Aufgabe der StA sein.
Es geht nicht darum, ob es Pläne gab, was bei einer Steigerung des bisher bekannte Wasserpegels um mehr als 100 % konkret zu tun ist.

Es geht darum, ob es nicht auf der Hand liegt, dass man Katastrophenalarm auslöst oder zumindest evakuiert, wenn flussaufwärts im Landkreis bereits Häuser weggerissen wurden und Leute unerreichbar für die Feuerwehr auf Dächern sitzen. Es geht darum, ob man nicht vorhersehen kann, dass Katastrophenalarm ausgelöst werden muss, wenn ein Wasserpegel erreicht ist, der deutlich über dem des verheerenden Hochwassers von 2016 liegt. Dass man davon ausging, dass dies geschehen würde, sieht man ja daran, dass im Kreis ein Krisenführungsstab (Akarmstufe 4) eingerichtet wurde.
Zitat von LentoLento schrieb:Von Tagen habe ich bisher nichts gehört.
Zum Beispiel hier nachzulesen:
Mit angestoßen hat die Diskussion die britische Hydrologin Hannah Cloke, die das europäische Frühwarnsystem Efas mitentwickelt hat. Schon Tage im Voraus habe man die deutschen Behörden vor Überschwemmungen gewarnt. „Der Fakt, dass Menschen nicht evakuiert wurden oder keine Warnungen erhalten haben, lässt darauf schließen, das etwas schiefgegangen ist“, sagte sie am Sonntag der Times.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz haben am Montag Vorwürfe zurückgewiesen, sie hätten zu spät vor dem verheerenden Hochwasser gewarnt. „Wir sind extrem zufrieden mit unserem frühzeitigen Warnmanagement“, sagte DWD-Sprecher Uwe Kirsche der taz.

Exakt vorhergesagt
Bereits am Vormittag des vergangenen Montags (12. Juli) gab der DWD eine „Vorabinformation Unwetter vor heftigem/ergiebigem Regen“ heraus für die Zeit von Dienstag- bis Donnerstagmorgen. „Bis Donnerstagfrüh können aufsummiert örtlich begrenzt Regenmengen von bis zu 200 Liter pro Quadratmeter auftreten“, lautete ein Satz in dieser Mitteilung, der sich später auch bewahrheitete.
Quelle: https://taz.de/Hochwasser-in-West--und-Sueddeutschland/!5787468/


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 12:25
Zitat von LentoLento schrieb:Von Tagen habe ich bisher nichts gehört. Hier kann durchaus ein Verschulden vorliegen
Ich habe noch einen Artikel gefunden, in dem es noch deutlicher wird:
Mainz/Bad Neuenahr-Ahrweiler, 21. Juli 2021, 7:59 Uhr
Landesamt warnte vor Jahrhunderthochwasser: Wurden die Bürger im Ahrtal ausreichend alarmiert?
Der Landkreis Ahrweiler wurde bereits am späten Nachmittag des 14. Juli vor einem Jahrhunderthochwasser im Ahrtal gewarnt. Das hat eine Anfrage unserer Zeitung beim Landesamt für Umwelt ergeben, bei dem die Hochwasservorhersagezentrale angesiedelt ist.
Dort heißt es: „Es wurde bereits am Dienstag, 13. Juli, für das Ahrgebiet die Warnklasse zwei (gelb) ausgegeben. Am Mittwoch, 14. Juli, vormittags, hat die Hochwasservorhersagezentrale die Warnklasse vier (rot, zweithöchste Warnstufe) und für die Ahrregion um 17.17 Uhr die höchste Warnklasse fünf (lila, höchste Warnstufe) herausgegeben.“
Quelle: https://www.rhein-zeitung.de/region/rheinland-pfalz_artikel,-landesamt-warnte-vor-jahrhunderthochwasser-wurden-die-buerger-im-ahrtal-ausreichend-alarmiert-_arid,2285635.html

Die Landesbehörde sagt aber auch- ähnlich wie du - dass es sich um ein außergewöhnliches und nicht punktgenau vorhersagbares Ereignis bisher unbekannten Ausmaßes handelte.



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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 13:59
Der Deutsche Landkreistag beschäftigt sich in seinem Heft 76 mit den Landkreise(n) im Katastrophenschutz". Dort wird auch ganz klar beschrieben, dass der Landkreis (=Landrat) den Katastrophenfall feststellt und dann eine Gesamtleitung (die NICHT der technischen Einsatzleitung entspricht) übernimmt. Der Landrat kann nach § 24 LBKG einen Dritten mit der Gesamtleitung beauftragen, aber ich bezweifele doch sehr, dass er - solange er dienstfähig und nicht im Urlaub ist - die Feststellung des Katastrophenfalles auf einen anderen übertragen kann. Und ich denke, im LK AW wurde der Katastrophenfall nicht festgestellt, weil sich der LR pflichtwidrig absentiert hat und vielleicht nicht schnell genug zurück war, um zu verfügen.
Die Aufgaben der Landkreise im Katastrophenschutz
Als Träger der Katastrophenschutzbehörden spielen die Landkreise eine ganz entscheidende
Rolle im nationalen Katastrophenschutz. Abgesehen von der Feststellung des Katastrophenfalls
obliegt ihnen die einheitliche Lenkung der Abwehrmaßnahmen einschließlich des Einsatzes der
Einheiten und Einrichtungen, denen gegenüber sie weisungsberechtigt sind und die unter ihrer
Aufsicht tätig werden. Die Landkreise als untere Katastrophenschutzbehörden können ferner
nach Maßgabe des Landesrechts Private zu Sach-, Werk- oder Dienstleistungen heranziehen.
Ist der Katastrophenfall festgestellt, übernimmt der Landrat die Gesamtleitung und koordiniert
den Einsatz zur Katastrophenabwehr. Dieser umfasst insbesondere die Bekämpfung der konkreten Katastrophe und ihrer Ursache, also alle präventiven und repressiven Maßnahmen im
Katastrophenfall. Damit ist klargestellt, dass nicht nur bereits eingetretene Störungen, sondern
auch drohende konkrete Gefahren vorbeugend bekämpft werden sollen wie z.B. die Verstärkung von Schwachstellen eines Deichs mit Sandsäcken bei angekündigtem Hochwasser oder
das Abdichten eines leckgeschlagenen Tanks. Daneben zählt zu den Maßnahmen zur Abwehr
von Katastrophen auch die unmittelbare Vorbereitung für die Maßnahmen der Katastrophenbekämpfung in personeller, organisatorischer und materieller Hinsicht. Hierunter fallen:
 die Alarmierung und Bereitstellung der Einsatzkräfte, des Personals der Katastrophenabwehrstäbe und der hilfeleistenden Behörden, Dienststellen und öffentlichen Einrichtungen;
 das Herstellen der Fernmeldeverbindungen;
 das Anlaufen der Versorgung der Einsatzkräfte und des Stabspersonals.
Quelle: https://www.landkreistag.de/images/stories/publikationen/bd-76.pdf


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 14:41
Ich habe vor 20 Jahre miterlebt, wie in einem Kaufhaus nach Bombenalarm und Evakuierungsaufforderung Leute an der Kasse standen, und noch unbedingt bezahlen wollten. Und damals war klar, welches Kaufhaus gemeint war, da gab es wenig Hoffnung, der Bombenleger hätte sich in der Stadt geirrt. Ich glaube daher nicht, dass eine deutlichere Warnung die Menschen dazu gebracht hätte, ihr Hab und Gut aufzugeben. Menschen ignorieren Gefahren so lange, bis sie sich darüber beschweren können, man hätte sie ja nicht ausreichend gewarnt. Siehe Corona, da hoffte man auch, dass der Frühling besseres Wetter bringt und die Zahlen sinken, obwohl die Mehrzahl der Modelle sagte, das wird nicht passieren.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 21:09
@Raissa
Vielen Dank noch für Deine Ausführungen und Quellen. Ja, es ist durchaus möglich, dass der LR seine privaten Pläne nicht durchkreuzt sehen wollte und nicht vor Ort war und es dadurch zu der Verzögerung kam. Ich denke, dass wird sich aufklären.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 21:26
Zitat von intruderintruder schrieb:Ich glaube daher nicht, dass eine deutlichere Warnung die Menschen dazu gebracht hätte, ihr Hab und Gut aufzugeben.
Ich sehe es anders als du. Gerade weil es Leute gibt, die sich nicht evakuieren lassen wollen und der Mensch dazu neigt, sein Hab und Gut zu schützen, wäre es so wichtig gewesen, den Katastrophenfall rechtzeitig (nach der in dieser Wucht vielleicht wirklich nicht vorstellbaren Heimsuchung von Schuld) festzustellen. Das macht man ja gerade deswegen nur in Ausnahmefällen, damit den Leuten der Ernst der Lage klar wird. Ich behaupte, wenn es um die Wurst geht, entscheiden sich die meisten für das Leben. Außerdem hätte man in der Zeit von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr noch das ein oder andere retten können.

In Schuld gab es keine Toten, obwohl die wirklich überraschend getroffen wurden. Aber zu diesem Zeitpunkt (17.00 Uhr) war es eben noch hell und die Leute auf den Beinen.
Zitat von LentoLento schrieb:Ja, es ist durchaus möglich, dass der LR seine privaten Pläne nicht durchkreuzt sehen wollte und nicht vor Ort war und es dadurch zu der Verzögerung kam. Ich denke, dass wird sich aufklären.
Ich bin genau deshalb so unbarmherzig mit ihm. Wenn er vor Ort gewesen wäre und eine Fehlentscheidung getroffen hätte - shit happens (wobei man so etwas den Betroffenen ja auch nicht sagen kann). Sich aber damit herauszureden, dass er gar nicht vor Ort war- ohne Worte. Hätte er besser geschwiegen.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

09.08.2021 um 22:48
Zitat von RaissaRaissa schrieb:Gerade weil es Leute gibt, die sich nicht evakuieren lassen wollen und der Mensch dazu neigt, sein Hab und Gut zu schützen, wäre es so wichtig gewesen, den Katastrophenfall rechtzeitig (nach der in dieser Wucht vielleicht wirklich nicht vorstellbaren Heimsuchung von Schuld) festzustellen. Das macht man ja gerade deswegen nur in Ausnahmefällen, damit den Leuten der Ernst der Lage klar wird. Ich behaupte, wenn es um die Wurst geht, entscheiden sich die meisten für das Leben. Außerdem hätte man in der Zeit von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr noch das ein oder andere retten können.
Ich würde aber annehmen, dass es bei dieser Katastrophe den Leuten nicht so klar gewesen wäre. Das Wasser kam mit so großer Geschwindigkeit, dass bei einer angeordneten Evakuierung zwei Stunden vorher noch ein großer Teil der Bevölkerung gesagt haben würde: "Was, ein Hochwasser weswegen wir evakuiert werden sollen? Ja wo denn?" Und als das Wasser dann sichtbar, sprich die Katastrophe auch erkennbar war, war es schon zu spät. Man darf nicht vergessen, dass das Hochwasser an vielen Orten aufgetreten ist, wo seit Menschengedenken eine solche Katastrophe nicht stattgefunden hat. Siehe die 200 Jahre alten Fachwerkhäuser die in Schuld zerstört wurden. Wenn sowas regelmäßig passiert wäre, hätten die schon lange nicht mehr dort gestanden....

Allerdings soll das natürlich KEINE Entschuldigung für verspätete Warnungen sein! Ich glaube halt nur nicht, dass mit ein paar Radiodurchsagen und Lautsprecherwagen alles geregelt gewesen wäre.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

10.08.2021 um 11:32
Zitat von RaissaRaissa schrieb:Ich bin genau deshalb so unbarmherzig mit ihm. Wenn er vor Ort gewesen wäre und eine Fehlentscheidung getroffen hätte - shit happens (wobei man so etwas den Betroffenen ja auch nicht sagen kann). Sich aber damit herauszureden, dass er gar nicht vor Ort war- ohne Worte. Hätte er besser geschwiegen.
An wie vielen Orten kann ein Landrat denn gleichzeitig sein? Wieviele Orte hat es in seinem Bezirk getroffen? Auch er hätte maximal an einem Ort sein können. Und dort hätte er was ausgerichtet, außer dumm herumzustehen? Ein "Befehlshaber" gehört in einer Krise nicht an die Front wie irgendein Fußsoldat, sondern in die Befehlszentrale, wo alle Einsätze koordiniert und Soforthilfen organisiert werden. Das kann man ihm gern ankreiden, wenn er dort nicht war (?).
Aber sogar er hätte sich vorher garantiert nicht vorstellen können, daß dieses Jahr eine Flut kommen wird, die sogar jahrhundertelang stehende Häuser von ihren Fundamenten reißen würde. Normales Hochwasser kannte man schließlich an allen betroffenen Orten, wer hätte voraussagen können daß es diesmal sämtliche bekannten alten Höchstpegel weit übertreffen würde? Niemand, wenn man ehrlich sein will.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Allerdings soll das natürlich KEINE Entschuldigung für verspätete Warnungen sein! Ich glaube halt nur nicht, dass mit ein paar Radiodurchsagen und Lautsprecherwagen alles geregelt gewesen wäre.
Kaum, für Evakuierungen braucht man immer auch "Bodentruppen" sprich Polizei, freiwillige Feuerwehr etc., die von Haus zu Haus gehen, aber von denen gibt es in den überwiegend kleineren Orten die es getroffen hat auch nicht unbegrenzte Mengen. In Dörfern gibt es in der Regel gar keine Polizei, weil dort meistens außer Hühnerdiebstahl mit Tätern im roten Rock nichts passiert. Wenn doch mal was ist, muß man sie erst aus der nächsten Kreisstadt oder größeren Gemeinde anfordern. Die hätten sich angesichts der Flutkatastrophe auch erst mal tausendfach klonen müssen, um irgendwas auszurichten. Auch ein Polizist kann nicht an tausend Orten gleichzeitig sein.

Die Moral von der Geschicht: in Krisen soll man sich lieber nicht auf Anweisungen "von oben" verlassen, die vielleicht kommen oder auch nicht, sondern lieber nach eigenem Anschauen und Menschenverstand handeln, und wenn man schon sieht daß bei Hochwasser alle bisherigen Pegel überschritten werden und es immer noch weiter schüttet, sollte man nicht länger warten sondern von sich aus Land gewinnen solange man noch kann. Es ist mal wieder so ein Denkfehler, daß man sich auch in Krisen total auf den Staat oder einen Landrat oder sonstwas verlassen könne und auf alle Eigenverantwortung verzichten kann.
Zitat von intruderintruder schrieb:Menschen ignorieren Gefahren so lange, bis sie sich darüber beschweren können, man hätte sie ja nicht ausreichend gewarnt.
Das stimmt absolut. Leider.


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

10.08.2021 um 11:43
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Aber sogar er hätte sich vorher garantiert nicht vorstellen können, daß dieses Jahr eine Flut kommen wird, die sogar jahrhundertelang stehende Häuser von ihren Fundamenten reißen würde
Das Argument zieht nur im Falle eines Erdbeben oder Meteoriteneinschlags.

Was sich ein Landrat vorstellen kann und was nicht, ist irrelevant!


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Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

10.08.2021 um 11:49
Zitat von SomertonManSomertonMan schrieb:Was sich ein Landrat vorstellen kann und was nicht, ist irrelevant!
Wie soll er zu einem Ereignis tätig werden, das er sich nicht mal vorstellen kann? Klingt irgendwie unlogisch.


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