Du oder Sie? Lehrer und Schüler

Mal ein allgemeiner Artikel

https://www.tagblatt.ch/leben/du-oder-sie-in-diesen-landern-sind-sie-automatisch-duzis-ld.1576722


Die Unterscheidung zwischen «Du» und «Sie» – also zwischen formeller und informeller Anrede – gibt es in fast allen europäischen Sprachen


Wikipedia: Höflichkeitsform

Die tabelle zeigt

Unterschiedliche Höflichkeitspronomen Sprachen
keine 136
zwei 49
mehrere 15
Pronomen werden vermieden 7

Das es das größtenteils nicht in den Sprachen gibt

@Tripane
Naja, früher wäre "mein Herr" oder "meine Dame" oder "gnädige Frau, bzw. gnädiger Herr" ja noch durchgegangen, aber wenn man das heute verwendet, wird man wohl mit Sicherheit etwas blöd angeguckt. Man muss eben ein genderfreies "Entschuldigen Sie" hinterher rufen.

Fedaykin schrieb:Ähem im englischen gibt es die Anrede "sir"

Ja, das hab ich oben schon erwähnt. Im italienischen hat man dafür "signora" usw.

Fedaykin schrieb:Das es das größtenteils nicht in den Sprachen gibt

Hm, das dachte ich mir schon... danke für die Mühe :)

Fedaykin schrieb:gibt es in fast allen europäischen Sprachen

Fedaykin schrieb:Das es das größtenteils nicht in den Sprachen gibt

Ist das nicht ein Widerspruch?

Bundeskanzleri schrieb:Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein. Europa contra Welt..
Europa hat wieviel Sprachen?

Es gibt 7000 Sprachen auf der Welt, natürlich nicht alles verkehrssprachen

Ich verwies nur auf die Liste.

@Fedaykin
Ups, da hab ich wohl nicht genau gelesen.
Klar ist das ein Unterschied.

Bundeskanzleri schrieb:Ups, da hab ich wohl nicht genau gelesen.
Klar ist das ein Unterschied.

Naja ich hab jetzt nur grob geschaut.

So gesehen sind Höflichkeitsformen wohl ein Konstrukt der westlichen Welt.

Fedaykin schrieb:So gesehen sind Höflichkeitsformen wohl ein Konstrukt der westlichen Welt.

Zumindest was die direkte Anrede betrifft, könnte das so sein.

Aber es wird dafür entsprechende Gesten der Ehrerbietung geben, die uns eher fremd erscheinen.

Bundeskanzleri schrieb:Früher hat man/frau/kind auch die Eltern gesiezt.

Das habe ich auch mal gelesen. Das war zu Goethes Zeiten völlig normal.

Obse89 schrieb:Ich habe mal einen Tag meine Freundin gesiezt

Wir machen das auch öfters, aus Spaß. Uns siezen und mit "Herr X." und "Frau X." anreden.

EnyaVanBran schrieb:Wie findet ihr es, dass im Job alle per Du sind? Also jetzt auch Vorgesetzte und Angestellte.
Wir stellen jetzt mit 2. November wieder wen ein, der Man ist auch noch älter als ich. Aber nur ihn mit Sie anzusprechen ist ja dann auch etwas seltsam.

Ganz am Anfang kann man das ja auch erst mal noch anders handhaben.

Bundeskanzleri schrieb am 13.10.2021:Im Allgemeinen wird ja unter fremden Erwachsenen gesiezt, im Privatbereich geduzt.

Das ist auch normal.

Bundeskanzleri schrieb am 13.10.2021:Eine weitere Regel ist, Erwachsene duzen Kinder, Kinder siezen Erwachsene.

Auch das ist normal.

Bundeskanzleri schrieb am 13.10.2021:Warum eigentlich? Das "Sie"

Das Sie, zeigt eine Höflichkeit vor Fremden.


Wenn man auf einer bestimmten Ebene sich unterhält, dann sollte man das Sie benutzen.

Ist für Kinder, vielleicht, nicht so einfach zu verstehen.

Was ich Aussagen möchte:
Familien Angehörige, duzen und andere, aus Höflichkeit, Siezen.

Das mit Du oder Sie, hat, meiner Meinung nach, nichts mit Autorität zu tun, sondern mit Höflichkeit.

@Phantom_773

Einverstanden, alles soweit richtig.

Aber warum soll man dann Kinder nicht höflich behandeln? Oder warum ist es genau da dann keine Frage der Höflichkeit?

Um diesen Unterschied geht es mir.

Dass es so ist bei uns, ist klar. Aber je älter ich werde, desto mehr stört mich das :D

Bundeskanzleri schrieb:Aber warum soll man dann Kinder nicht höflich behandeln?

Schrieb ich das?

Und Kinder, sind das, meistens, gewöhnt und stören sich nicht daran.

Bundeskanzleri schrieb:Oder warum ist es genau da dann keine Frage der Höflichkeit?

Ich kann nur von mir ausgehen und ich würde Kinder immer mit du ansprechen, weil sie es gewöhnt sind.
Oder hast du, @Bundeskanzleri deine Kinder mit sie, angesprochen?

Bundeskanzleri schrieb:Dass es so ist bei uns, ist klar. Aber je älter ich werde, desto mehr stört mich das :D

Es kommt immer darauf an, wie man “erzogen“ wurde.

Ich möchte aber nicht alle über einen kamm scheren,

nairobi schrieb:Ganz am Anfang kann man das ja auch erst mal noch anders handhaben.

Naja, ob ich gleich Du zu jemandem sage oder erst nach 4 Wochen macht ja jetzt keinen so großen Unterschied.

Phantom_773 schrieb:Es kommt immer darauf an, wie man “erzogen“ wurde.

Da geb ich dir recht... Und ich finde es erschreckend, dass generelles Grüßen bei Jugendlichen scheinbar zum Teil völlig aus der Mode gekommen ist. Meine Nichte wird jetzt 17 und die schaffte es nicht, hallo zu sagen, wenn du der mal irgendwo über den Weg läufst. Über Du oder Sie brauchen die sich somit überhaupt keine Gedanken zu machen.

EnyaVanBran schrieb:Wie findet ihr es, dass im Job alle per Du sind? Also jetzt auch Vorgesetzte und Angestellte.
Wir stellen jetzt mit 2. November wieder wen ein, der Man ist auch noch älter als ich. Aber nur ihn mit Sie anzusprechen ist ja dann auch etwas seltsam.

Das finde ich total okay und gut. Was mir in der Branche von Mr Mary auffällt (Gastro-/ Eventbranche), dass dort Erwachsene einseitig geduzt werden. Das finde ich schlimm, weil es die Hierarchie so wahnsinnig durchscheinen lässt.

Beispiel (mit veränderten Namen). Die gesamte Großküche duzt sich - Umgangston ohnehin total rau. Da fallen auch mal in der Hektik Beleidigungen "du Arsch, mach die Beilage endlich fertig, das Essen muss JETZT raus".
Die 65+ Spülkraft, seit über 20 Jahren im Betrieb, wird vom Chef "Rosie" genannt. "Rosie, jetzt aber mal etwas schneller" und sie antwortet "Ja, Herr Müller".

@MissMary

Das einseitige Duzen kenne ich leider auch und zwar aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Allermeistens wird sich da geduzt mit den Gruppenleitungen. Also die Beschäftigten sagen Du und werden geduzt.
Aber es gibt Leute aus dem Sekretariat oder aus den Führungsebenen, die duzen die Beschäftigen und werden aber selber gesiezt. Da ist es so, wenn man fragt / fragen würde, würden die Beschäftigten sicher gerne geduzt werden, das ist familiär, vertraut und so.
Aber in dieser Form mit dem Gefälle finde ich das richtig unverschämt.

Auch wenn manche Menschen auf einem Entwicklungsstand sind, der es sie nicht wirklich begreifen lässt, was da vor sich geht, schwingt da eben doch die Machtstruktur und die Hierarchie mit.
Und diese Menschen haben genauso lange Lebenserfahrung (wenn man es z.B. mit Kindern vergleicht, denen diese Lebenserfahrung fehlt) wie derjenige, der hinter dem Schreibtisch sitzt, haben aber keine Möglichkeit sich entsprechend Respekt zu verschaffen.

Ich vermute @MissMary , dass "Rosie" aus deinem Beispiel das auch nie thematisieren würde, oder?

EnyaVanBran schrieb:Wie findet ihr es, dass im Job alle per Du sind? Also jetzt auch Vorgesetzte und Angestellte.

Ist bei uns eigentlich auch relativ klar geregelt. Untereinander ist man per Du. Leute mit Führungsaufgaben siezt man, also ab Abteilungsleiter aufwärts. Bei meinen Azubis mach ich es so, dass ich mich gleich mit Vornamen vorstelle. Das macht eigentlich jeder Ausbilder bei uns so. Es gibt soweit keine Irritationen mit den Azubis, die eigentlich aus Höflichkeit erst mal siezen sollten. Ein wenig problematischer ist es bei den Abteilungsleitern, die lange in der Firma sind und klein angefangen haben. Normalerweise bleibt es da aber beim Du mit denen man bisher auch beim Du war. So gibt es Chefs, die von einem Teil der Leute geduzt werden. Ich hatte mal einen Chef, der früher als "kleiner Angestellter" bei uns im Haus gearbeitet hat. Ich habe ihn damals nur kurz kennengelernt. Er war dann viele Jahre weg in einer anderen Niederlassung und kam als mein Chef wieder. Ich hab ihn dann erst gesiezt, er meinte aber sofort, "Wir sind aber schon noch per Du!?". Die Sache war damit geregelt. Ich muss sagen, dass es hier kaum Autoritätsprobleme gibt, die man auf das fehlende "Sie" schieben kann. Um überzeugend führen zu können, ist das Sie m. M. nach ehr ein nebensächlicher Baustein.

Bundeskanzleri schrieb:Aber in dieser Form mit dem Gefälle finde ich das richtig unverschämt.

Ja, es hat was von Herr und Sklave, finde ich. In einem Betrieb, wo Mr Mary arbeitet und ab und an im Service aushilft, ist es so, dass man Mindestlohn verdient, aber nur volle Stunden ausbezahlt werden. Das finde ich auch so krass und spiegelt sich irgendwie in dem durch das Duzen vermittelte Menschenbild auch wieder. Arbeitest du von 18 Uhr bis 22.20 - dann schenkst du dem Betrieb 20 Minuten - plus - du musst um 18 Uhr bereit sein, also bist du 10 Minuten früher da. Da ist das einseitige Duzen wie so ein roter Faden, aus dem sich weiteres ergibt ...

Bundeskanzleri schrieb:Ich vermute @MissMary , dass "Rosie" aus deinem Beispiel das auch nie thematisieren würde, oder?

Niemals. "Rosie" ist z.B. auch ewig dankbar, dass sie, wenn das Hotel nicht ausgebucht ist und sie Samstag spät und Sonntag früh arbeitet (etwas, was sie auch niemals monieren würde, obwohl da niemals das Arbeitsschutzgesetz eingehalten wird) im Gasthof schlafen kann und dadurch 2x das Fahrtgeld zur Arbeit spart. Ist das Ding ausgebucht schläft sie auf einer Liege im zugig kalten Bettenlager und duscht am nächsten Morgen entweder im Poolbereich oder im ersten Zimmer, das auscheckt.

Rosie leistet allerdings gelegentlich passiven Widerstand. Sie nimmt z.B. übriges Essen mit (was streng verboten ist) und zweigt auch bei Hochzeitsbuffets gerne mal was für sich und ihrem Mann ab. Allerdings nur von dem, was übrig ist (darf man auch nicht, gehört ja technisch dem Brautpaar, wollen die es nicht, wird es weggeworfen). Im Gasthof gibt es ein Spa ... für Angestellte verboten, es gibt da aber Möglichkeiten :-)). So aalt sich Rosie gelegentlich im Whirlpool, etwas, was sie sich sonst nie leisten würde (und vermutlich auch könnte).

Die Wäschefrau (ein teil wird intern gewaschen) wäscht auch ihre private Wäsche dort ... Das ist das Ding ... der Hotelbesitzer schätzt da seine Autorität falsch ein, er glaubt einfach nicht, dass man sich sowas traut. Aber da staut sich ja auch was auf ... so hat man gelegentlich das Gefühl des kleinen Triumphs.

MissMary schrieb:Rosie leistet allerdings gelegentlich passiven Widerstand.

Daran sieht man ja, dass es sie eben doch kränkt und sie es als Demütigung empfindet.

@MissMary
Okay, das ist so nicht okay. Entweder sind alle per Du oder per Sie aber dass der Chef Du sagt und selber mit Sie angesprochen wird, finde ich echt net okay.

Palfrader schrieb:Um überzeugend führen zu können, ist das Sie m. M. nach ehr ein nebensächlicher Baustein.

Ja das stimmt schon. Führungsqualität hat auch nix mit der persönlichen Anrede zu tun.

Bundeskanzleri schrieb: Daran sieht man ja, dass es sie eben doch kränkt und sie es als Demütigung empfindet.

Ich glaube, da ist auch viel Pragmatik dabei. Rosie ist wie gesagt im Rentenalter, hatte nie eine Berufsausbildung, immer viel gearbeitet, familiär einige Rückschläge erlebt und hat sich nun in ihrem einfachen Leben eingerichtet. Wenn sie zwei Portionen Hirschragout schnorren kann (was sie sich nie leisten könnte) :-)) dann tut sie das.

Ich glaube, das ist auch so eine Typsache, ob man das abkann oder nicht. Mr Mary hat ein Arbeitgeber, der völlig cholerisch ist und mitunter brüllt und Leute beleidigt. An Mr Mary prallt das alles irgendwie ab ...

EnyaVanBran schrieb:Naja, ob ich gleich Du zu jemandem sage oder erst nach 4 Wochen macht ja jetzt keinen so großen Unterschied.

Ich bin davon ausgegangen, dass jemand ganz neu in einen Betrieb kommt, den ersten Tag hat. Da wird es eher ungewöhnlich sein, dass sich sofort alle duzen. Oder?
Kommt natürlich auch immer darauf an, was das für ein Betrieb ist und wie die Hierarchie dort aufgebaut ist. Und ob es ein Berufsanfänger ist oder ein "alter Hase".
Dass Kollegen sich untereinander duzen ist, ist glaube ich, schon überwiegend so. Aber als "Neuer" wird man da wohl erst mal etwas zurückhaltend sein und abwarten. Gut finde ich es da, wenn man sich mit Vor- und Zunamen vorstellt.
Da fällt das Duzen leichter, wenn man den Vornamen schon kennt.