Asexualität - Krank, exotisch, Option oder Jackpot?

@martenot
Sehe ich ähnlich. Daher stelle ich mir die Asexualität für ein junges Mädchen, für junge Menschen an sich eben so schwer vor. Die Gesellschaft gibt vor, wie man zu sein hat und ist man anders, verurteilt sie einen. Klar, nicht jeder Mensch urteilt auf diese Weise, aber es gibt doch immer mal welche.

@Bundeskanzleri und @EnyaVanBran

Er tendiert wenn in die Richtung "Demisexualität". Wenn er daran denkt, könnte er nur mit Personen intim werden, mit denen er wirklich eine starke Bindung hat. Für ihn selber wäre es natürlich eine lohnende Erfahrung mit mir, jedoch findet er es absolut ok und ist zufrieden mit dem, wie es ist :) Das wichtigste ist natürlich, dass man niemanden unter Druck setzt und man über die eigenen Vorstellungen in der Beziehung redet. Natürlich kann es sich bei ihm auch noch ändern, besonders über die Jahre hinweg, hinsichtlich der biologischen Uhr.

Tanja1802 schrieb:jedoch findet er es absolut ok und ist zufrieden mit dem, wie es ist

Das freut mich zu lesen und ich wünsche euch weiterhin alles Gute :) Es ist immer schön zu lesen, wenn sich zwei Menschen einfach ergänzen.

@Tanja1802

Wow, klasse, das freut mich :D
Darf ich fragen, wie es für dich wäre, wenn er mit einer anderen Frau schlafen würde?

Musst natürlich nicht antworten, ist ja sehr intim.

Ich denke, dass man sich in einer Partnerschaft hinsichtlich sexueller Parktiken (oder eben "Nicht-Praktiken") immer einig sein sollte. Sonst stelle ich mir das bei unterschiedlichen Interessenslagen schon etwas schwierig vor.

Ganz subjektiv habe ich auch das gefühl, dass Sexualität gesellschaftlich etwas stärker in den Hintergrund rückt. Wenn ich mal meine Jugend in den 80ern mit der Jugend der Generation meiner Kinder vergleiche, soweit ich da einen Einblick habe, kommen die mir insgesamt weniger sexualisiert vor.

Doors schrieb:Ich denke, dass man sich in einer Partnerschaft hinsichtlich sexueller Parktiken (oder eben "Nicht-Praktiken") immer einig sein sollte. Sonst stelle ich mir das bei unterschiedlichen Interessenslagen schon etwas schwierig vor.

@Doors

Ja, sonst läuft es am Ende auf den Schröder aus der guten alten Gerd Show hinaus: 'Wir haben ne offene Beziehung, also ich jedenfalls.'
Ist schon wichtig, dass ein Paar da auf einer Wellenlänge tickt, welche auch immer das ist. Problematisch ist, wenn sich die Wünsche des Einen in eine Richtung ändern, die der oder die andere nicht mitgehen kann.


@Tanja1802
Ich frag jetzt mal Dich, könnte aber auch andere fragen:

Das Thema Asexualität ist doch eigentlich nicht gleichbedeutend mit 'kein Kinderwunsch'? Ich würde es mir schwierig vorstellen, Asexualität und gegebenen Kinderwunsch unter einen Hut zu bringen.

sacredheart schrieb:Das Thema Asexualität ist doch eigentlich nicht gleichbedeutend mit 'kein Kinderwunsch'? Ich würde es mir schwierig vorstellen, Asexualität und gegebenen Kinderwunsch unter einen Hut zu bringen.

Das ist eine gute Frage. Meiner Einschätzung nach kann es aber beides nebeneinander geben.
Also der Kinderwunsch bedeutet zwar(meistens) Geschlechtsverkehr, aber der Wunsch kann ja trotzdem vorhanden sein und wäre für mich unabhängig davon zu sehen.

Kinderwunsch hat doch nichts mit Sexualität zu tun. 🤔
Wenn ich als Asexuelle Frau ein eigenes Kind will, dann habe ich halt Sex. Genauso wie ich Sex haben kann wenn ich meinem Partner was Gutes tun will.

Hier bin ich nochmal :D

@Bundeskanzleri
Für mich wäre es persönlich ein großes Problem (führen ja keine offene Beziehung). Für uns beide ist Treue und Ehrlichkeit sehr wichtig. Würde es ihm doch sehr wichtig sein, mit jemand anderen intim zu werden dann wäre es natürlich besser die Beziehung zu beenden. Würde ihm das auch verzeihen, da ich verstehen kann, falls für jemanden das Bedürfnis irgendwann doch zu hoch wäre.

@sacredheart
Da kommt es natürlich auch auf die Person an - manche haben den Kinderwunsch und werden dann intim, oder andere haben dann auch überhaupt keinen. Hat aber nicht zwingend was mit der Asexualität zu tun. Für mich ist es so, dass wenn überhaupt adoptieren in Frage kommt. Gibt ja einige Möglichkeiten ohne Geschlechtsverkehr.

@Tanja1802

Hallo :)
Darf ich noch fragen wie es mit anderen Intimitäten bei dir aussieht, die in einer Partnerschaft ja nur selten ausbleiben. Küssen, Kuscheln usw?
Und wenn Küssen für dich ok ist, gibt es da keinerlei sexuelle Anregung - bleibt es einfach "nur" ein schöner Kuss?
LG

sacredheart schrieb:Ganz subjektiv habe ich auch das gefühl, dass Sexualität gesellschaftlich etwas stärker in den Hintergrund rückt. Wenn ich mal meine Jugend in den 80ern mit der Jugend der Generation meiner Kinder vergleiche, soweit ich da einen Einblick habe, kommen die mir insgesamt weniger sexualisiert vor.

Das Alter fürs *erste Mal* geht wohl die letzten Jahre auch wieder weiter rauf.

Im Unterschied zu den 80ern ist es ja jetzt auch so, dass Sex bzw. Pornografie überall frei verfügbar ist.

@Kokolores82

Kokolores82 schrieb:Das Alter fürs *erste Mal* geht wohl die letzten Jahre auch wieder weiter rauf.

Im Unterschied zu den 80ern ist es ja jetzt auch so, dass Sex bzw. Pornografie überall frei verfügbar ist.

Ich weiss auch gar nicht, ob ich das alles so gut finden soll. Ich sehe auch das aktuelle Thema Asexualität vor dem Hintergrund einer zunehmenden Körperfeindlichkeit.
Pornos konnte man in den 80ern auch schon gucken, allerdings mit etwas mehr Aufwand. Aber gerade das Hochglanzpornobild führt vielleicht auch bei Jugendlichen zu Verunsicherungen: Mit den dargebotenen Wassermelonen und Fleischwürsten und ideal gephotoshopten Körpern kann man ja auch nicht mithalten. Ob da vielleicht auch ein Hürde entsteht, sich dem Thema mal im realen Leben zu nähern?

Frei verfügbarer Sex hieß bei uns früher Abi Party. Aber das war wenigstens mit realen Menschen. Man konnte auch etwas dazu lernen, über sich selbst und das andere Geschlecht... Vielleicht wäre ich auch irgendwann mit 30 echt total gehemmt gewesen, mich dem Thema anzunähern im Wissen, dass doch schon fast jeder außer mir... Mit 16 erwartet ja noch niemand, dass man da Champions League spielen kann und falls doch war es einem nach 3 Whiskey Cola auch egal.

Ich finde es einfach ziemlich schade für jeden, dem sich die Welt des körperlichen Miteinander so gar nicht auftut.
Ist für mich so, als wennmir jemand erzählt, er lebe nur von geschmacklosen Ernährungskonzentraten und könne mit gegrillten Gambas, einem Lammrücken oder Fenchel in Orangenjuice gar nichts anfangen.

Warum mögen manche Menschen italienische Opern, japanische Autos, Vanilleeis oder Gummibärchen? Weil sie es mögen. Das genügt mir vollkommen. Ich muss ihre Vorlieben nicht teilen - kann es aber, ohne es Menschen erklären zu müssen.

Warum magst Du Vanilleeis? Ja, ich hatte da mal so ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit...

Menschen tun das, was ihnen Spass macht. Und so lange das im Einvernehmen mit anderen Beteiligten geschieht - und mich keiner zwingt teilzunehmen, kann mir das Motiv sowie die Praxis doch egal sein.

Mit den sexuellen Präferenzen ist es so wie mit anderen Genussmitteln:

Warum trinkt der eine Kaffee, der andere lieber Tee - und der Dritte nur lauwarmes Leitungswasser?
Muss ich nicht analysieren - ich muss nur wissen, wem ich was zu trinken anbiete.

Ich zähle mich zu der glücklichen Generation, die den Höhepunkt (Hüstel!) ihres Sexuallebens zwischen Einführung der Pille und vor Ausbruch von AIDS ausleben durfte. Das hatte ich früheren Generationen und nachfolgenden voraus. Ich möchte die Zeit nicht missen.

Wenn ich mich mit anderen Menschen über alle Vorlieben und Abneigungen unterhalten kann: Hund oder Katze, Schokolade oder Lakritz, Tee oder Kaffee, Fleisch oder Gemüse, Auto oder Fahrrad, Nord- oder Ostsee, Mann oder Frau - dann kann ich mich genau so offen mit ihnen auch über meine oder ihre Sexualität unterhalten.

Manchmal scheint mir, dass Erwachsene damit weniger Probleme haben als Heranwachsende. Vielleicht, weil sie mehr Erfahrung haben, kommunikativer und aufgeschlossener.

@Streuselchen

Da gibt es schon Sachen, wie Umarmungen und kuscheln, die sehr herzlich für mich sind :) Küssen ist jetzt nicht 100% mein Fall und dabei hat sich bei mir auch nichts geregt sag ich mal so ausgedrückt. Ich denke für mich selber dann einfach, dass ich diese Sachen auf eine total andere Art fühle und bei mir einfach keine sexuelle Anregung durch sowas hervorkommt. Sehr oft zeige ich Berührungen auf eine lustige Weise, wie oft ärgern usw. das gibt mir halt eine Erfüllung einfach :D

Echte Asexualiteat also wenn man nicht an Sex und Beziehungen interessiert ist ist für mich eine Sexuelle Ausrichtung, was soll das sonst sein. Als unechte Asexualiteat würde ich Leute bezeichnen die aus irgendwelchen Gründen keine Partner und Partnerinnen bekommen. Ob Asexuell zu sein schön ist weil man den Beziehungsstress damit entgeht weiß ich nicht, denn dieses Beziehungslose Modell bedeutet auch nicht Heiraten zu können und keine Kinder bekommen zu können.

PStanisLove schrieb:bedeutet auch nicht Heiraten zu können

Ach, wer will schon genau wissen, wie viele Ehen es gibt, die frei von Sexualität oder gar Liebe sind. Ich vermute, da gibt es so einige.

Doors schrieb:Ach, wer will schon genau wissen, wie viele Ehen es gibt, die frei von Sexualität oder gar Liebe sind. Ich vermute, da gibt es so einige.

Das Ehen aufgrund finanzieller Vorteile mit vermögenden Männern von attraktiven Frauen angestrebt und geschlossen werden ( frei von Liebe) gab es schon immer und wird es auch zukünftig geben.

Aber da gilt doch meist das Prinzip Jugend und Schönheit gegen Sex und Geld ( mind. finanzielle Sicherheit). Mit Asexualität hat dieses Modell aber doch gar nichts zu tun.

Ansonsten ist es doch meist so, dass in langjährigen Ehen, der Sex halt irgendwann nicht mehr stattfindet, aber auch das hat nichts mit Asexualität zu tun. Diese Paare hatten ja zuvor oftmals reichlich Sex.
Dann kommen in der Beziehung eben Zeiten, wo der Sex keine so dominante Rolle mehr spielt ( beruflicher Stress, Karriereaufbau, Zeitmangel, Kinderaufzucht).
Wenn Mann dann gesundheitsbedingt oder wegen hohen Alters nicht mehr "kann" wird kaum eine Frau, deshalb die langjährige Ehe aufkündigen, Frauen nehmen das dann meist als gegeben hin.
Aber auch das hat nichts mit Asexualität zu tun, sondern ist halt gesundheitlichen Gebrechen oder hohem Alter geschuldet.

Ich kenne keinen Fall, wo sich zwei Asexuelle gefunden hätten und eine Beziehung von Beginn an, ohne Sexualität gelaufen ist.

PStanisLove schrieb:Als unechte Asexualiteat würde ich Leute bezeichnen die aus irgendwelchen Gründen keine Partner und Partnerinnen bekommen.

Was meinst Du damit? Leute die wegen körperlicher Makel, Übergewicht oder anderweitig fehlendem, attraktivem Äußeren, psychischen oder körperlichen Krankheiten keine Chance beim anderen Geschlecht haben?

Rotmilan schrieb:Ich kenne keinen Fall, wo sich zwei Asexuelle gefunden hätten und eine Beziehung von Beginn an, ohne Sexualität gelaufen ist.

Dafür gibt es sogar schon einen uralten christlichen Fachbegriff:

Eine Josefsehe (auch Engelsehe, weiße Ehe, Jungfernehe, Quasimatrimonium, Matrimonium virgineum)[1][2][3] ist eine Form der Ehe, in der beide Ehepartner aus Glaubensgründen auf Geschlechtsverkehr verzichten. Der Begriff ist hergeleitet vom hl. Josef, der nach Überlieferung und Lehre der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen eine solche Ehe mit Maria geführt haben soll.

Quelle: Wikipedia: Josefsehe

Rotmilan schrieb:Was meinst Du damit? Leute die wegen körperlicher Makel, Übergewicht oder anderweitig fehlendem, attraktivem Äußeren, psychischen oder körperlichen Krankheiten keine Chance beim anderen Geschlecht haben?

Ja, genau diese Leute meine ich damit.

@Doors
Wenn Menschen aus Glaubensgründen auf Sex verzichten, hat das nichts mit Asexualtät zu tun.

Rotmilan schrieb:kenne keinen Fall, wo sich zwei Asexuelle gefunden hätten und eine Beziehung von Beginn an, ohne Sexualität gelaufen ist.
IWNMAS schrieb:

@Tanja1802 berichtet genau von dieser Art Beziehung. Ich finde das sehr interessant, weil es mir auch so noch nicht begegnet ist.