Warum wird Alkohol so verherrlicht?

Ich trinke keinen Alkohol, weil ich ihn nicht gut vertrage und meine Toleranzschwelle relativ niedrig ist. Ich hab kein Problem damit, wenn z.B. Wein in einer Sauce ist. Mittlerweile ist die Akzeptanz im Umfeld, also das man keinen Alkohol trinkt, definitiv besser und lockerer als es noch vor 10 Jahren war. Wie oft wurde ich früher gefragt, ob ich schwanger wäre oder was mir fehlt.
In meinem engen Familienumfeld wird häufig am Wochenende Alkohol getrunken, aber in Maßen - es gehört da quasi zum Wochenendritual, dass man sich Freitagabend nach dem Essen ein Glas Whiskey oder Wein genehmigt.

Aber es stimmt - Alkohol wird nicht wirklich als sehr gefährlich angesehen. Er gehört dazu, man kann ihn in jedem Laden erwerben und das teils lächerlich günstig und überall wird man mit dazugehöriger Werbung bombardiert.

EnyaVanBran schrieb:Vielleicht müsste Alkohol immer teurer und teurer werden, so wie Zigaretten.

Das sehe ich genauso. Ich hab es schon in Restaurants gesehen, dass auf der Getränkekarte das Bier billiger war als ein stilles Wasser. :| Gerade auf dem Dorf ist es oft noch so, dass die alkoholische Getränkekarte 3-4 so lang ist wie die Karte mit alkoholfreien Getränken - und da gibts meistens Wasser, Cola, Fanta Sprite und, wenn man Glück hat, Apfelsaft. Das ist glücklicherweise nicht mehr überall so.

EnyaVanBran schrieb:Vielleicht müsste Alkohol immer teurer und teurer werden, so wie Zigaretten. Vielleicht schränkt das den Konsum dann etwas ein.

Würdest du das begrüßen?

lapis_lazuli schrieb:Gerade auf dem Dorf ist es oft noch so, dass die alkoholische Getränkekarte 3-4 so lang ist wie die Karte mit alkoholfreien Getränken -

Da ich meine Jugend mitten im Dorf verbracht hab, kann ich das nur bestätigen. Und da lernt man auch das Trinken. Wer Freitag, Samstag und Sonntag nicht besoffen ist, hat was falsch gemacht. Zumindest war das die Philosophie der Dörfler. Das Problem dabei ist bloß, dass 2/3 der Leute diesem Motto auch lange nach ihrer Jugend treu bleiben.

KFB schrieb:Würdest du das begrüßen?

Ja, eigentlich schon. Vor allem würde ich es auch begrüßen, wenn man sehr jungen Menschen den Zugang zu Alkohol nicht sooo leicht machen würde. Mit 16 kannst du überall Bier und Wein kaufen. Das finde ich zu früh.

EnyaVanBran schrieb:Vor allem würde ich es auch begrüßen, wenn man sehr jungen Menschen den Zugang zu Alkohol nicht sooo leicht machen würde. Mit 16 kannst du überall Bier und Wein kaufen.

Das Alter mag diskutabel sein aber finde ich eigentlich gar nicht verkehrt und irgendeine Zahl muss ins Gesetz (man könnte das Alter für all sowas auf 21 raufsetzen wäre aber für mich auch Quatsch)

Wer mit 15 ein Bier will wird auch mit 15 ohne Schwierigkeiten ein Bier bekommen und je höher die Beschaffungshürde wäre desto interessanter wäre diese verbotene Frucht doch

Welcher Raucher hat denn bis zum legalen Alter mit der ersten Kippe gewartet? Wie wurden Lungenzüge geübt? Genau "huch, Mama kommt"

Ich verstehe den Grundgedanken aber für mich passt er nicht mit der Realität zusammen

Alkohol hat sich in unserer Gesellschaft längst etabliert, kein Stadtfest ohne Bierstand, nicht mal bei Kindergartenfesten, wobei es bei denen unterschiedlich sein mag.
Hochzeitsfeiern, Geburtstage ohne Alkohol? Eigentlich undenkbar.

Habe es auch mal erlebt, das ich schief angeschaut wurde, wenn ich mich gegen Alkohol entschied.

Vielleicht wollen sich einige Menschen nicht eingestehen, das sie ohne Alkohol nicht mehr können oder schon leichte Abhängigkeit besteht.

In den nordischen Ländern ist Wein usw. sehr teuer wer ihn normal kauft. Menschen haben schon immer Auswege gefunden Regeln und Gängeleien zu umschiffen, dann wird es eben schwarz, unter der Hand bzw. im Hinterzimmer gehandelt.
Ob damit was gewonnen ist wage ich zu bezweifeln.

ayslynn schrieb:Meiner Meinung nach ist der Umgang mit einem Suchtmittel wie Alkohol hier extrem locker und gefährlich. Zigarettenwebung ist verboten, aber über Werbung für Alkohol stolpert man überall. Im Fernsehen, auf Plakaten und was ich absolut bescheuert finde, während Sportsendungen wie Fußballspiel etc.
Gehst du einkaufen, stehst du in der Warteschlange oft zwischen Regalen mit dem Zeugs. Einen Grund zum Trinken findet man immer, weil es Menschen gut geht oder schlecht geht, weil man gewonnen oder verloren hat ...
Ich trinke nicht, weil ich Alkohol nicht mag und werde regelmäßig gefragt, ob ich trockner Alki sei. Das nervt mich. Ich habe als Kind immer Eis mit Eierlikör bekommen und fand es ekelhaft.
Aber scheinbar gehört es zum guten Ton flat-rate zu saufen oder sich als Lackschuhalki mit
Champagner abzuschießen. Wie hier schon geschrieben wurde, die Dosis macht das Gift.
Ich finde den Umgang viel zu locker und eine Verherrlichung sehe ich in der Werbung schon.

Ja so empfinde ich es eben auch. Überall Werbung dafür (Ich sag nur "Geschichten ausm Paulanergarten" wo die noch was von Weißbier-Joga faseln, diese Werbung finde ich z.B. richtig dämlich), egal ob was gutes oder was schlechtes, es ist immer ein Grund zu trinken.

EnyaVanBran schrieb:Ja, ja und ja. Man redet sich ein, dass mit Alkohol die Stimmung besser ist. Klar, wenn man betrunken ist, ist alles viel lustiger und witziger. Es kann aber auch in die andere Richtung laufen, dann ist alles noch trauriger und schlimmer.

Ich hab früher am WE ganz schön was weggebechert. Einfach weil es dazu gehört hat. Heute trinke ich nur noch selten Alkohol. Ich verteufle ihn jetzt nicht ganz, aber ich finde, dass viele Menschen einen viel zu lockeren Umgang damit pflegen. Zu viel davon macht nicht nur süchtig, es macht auch krank. Aber das wollen die Leute oft nicht wahrhaben.
Vielleicht müsste Alkohol immer teurer und teurer werden, so wie Zigaretten. Vielleicht schränkt das den Konsum dann etwas ein

Ich hab Leute erlebt die unter Alkoholeinfluss cholerisch und gewalttätig wurden (bei einem Bekannten von meinem Vater, der mittlerweile verstorben ist an seinem Alkohol- und Zigarettenkonsum) und sowas finde ich dann richtig schlimm. Oder auch jeden Herrentag im Dorf wo ich aufgewachsen bin, da wurde natürlich getrunken und irgendwer hat sich dann immer geprügelt.

EnyaVanBran schrieb:Da ich meine Jugend mitten im Dorf verbracht hab, kann ich das nur bestätigen. Und da lernt man auch das Trinken. Wer Freitag, Samstag und Sonntag nicht besoffen ist, hat was falsch gemacht. Zumindest war das die Philosophie der Dörfler. Das Problem dabei ist bloß, dass 2/3 der Leute diesem Motto auch lange nach ihrer Jugend treu bleiben.

als Dorfkind seit Geburt kann ich das ebenfalls bestätigen. Jeder Feiertag wurde zum "Sauftag". Jedes Wochenende Party. Jeder kannte jeden und man war irgendwie eine Gemeinschaft also hat man sich regelmäßig zum feiern und saufen getroffen. Jetzt in der Stadt erlebe ich solche Sauffeste nicht regelmäßig (und wenn dann sind sie irgendwo außerhalb meiner Wohnsiedlung, aber hier ist es meistens ruhig). Zum Dorffest gab es sogar den "Bierwagen".

borabora schrieb:Vielleicht wollen sich einige Menschen nicht eingestehen, das sie ohne Alkohol nicht mehr können oder schon leichte Abhängigkeit besteht.

Das denke ich bei vielen nämlich auch. Allen voran die, die dann immer gleich schreien und sehr deutlich betonen "Ja aber sooo viel trinke ich doch gar nicht". Das sind meiner Erfahrung meistens die, die sich dann öfter mal "abschießen". Aber sich dann rechtfertigen indem sie sagen "ist ja nur mal eins am Wochenende". Ich hab die Erfahrung gemacht, wer wirklich wenig trinkt, posaunt das nicht ständig raus, weil er sich ja nicht rechtfertigen muss. Gibt natürlich immer solche und solche und man kann das nicht verallgemeinern. Das ist eher für mich jetzt ein subjektives Empfinden aufgrund dessen, was ich erlebt habe. Anderswo kanns natürlich anders sein.

KFB schrieb:Wer mit 15 ein Bier will wird auch mit 15 ohne Schwierigkeiten ein Bier bekommen und je höher die Beschaffungshürde wäre desto interessanter wäre diese verbotene Frucht doch

Natürlich. Als ich noch zur Geundschule ging, gab es da diesen Jungen, der mit 11 Jahren mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kam. Es kann immer zu so etwas kommen, aber es dürfte nicht passieren.
Alkohol ist nicht so harmlos, wie viele sich das selber einzureden versuchen.

KFB schrieb:Wie wurden Lungenzüge geübt? Genau "huch, Mama kommt"

Der Klassiker :D Aber an Zigaretten kam man früher total leicht ran. Wie das heute ist, weiß ich nicht.

SeiraButterfly schrieb:Ich hab Leute erlebt die unter Alkoholeinfluss cholerisch und gewalttätig wurden

Davon kenne ich zu viele. Und das wirklich Schlimme ist mMn, dass diese Leute dennoch immer wieder zum Alkohol greifen. Es ist ihnen egal, dass sie betrunken zum Ekel werden

EnyaVanBran schrieb:Alkohol ist nicht so harmlos, wie viele sich das selber einzureden versuchen.

Sag ich ja auch nicht, wird auch immer Fälle geben wie den von dir geschilderten - ich glaube einfach nicht, das 18 statt 16 das besser macht
Bei sowas ist auch das Elternhaus in der Pflicht, das kann man nicht alles irgendwie auf Politik und Wirtschaft versuchen abzuwälzen

EnyaVanBran schrieb:Wie das heute ist, weiß ich nicht.

Keine Ahnung, wird so schwer aber nicht sein
Dann bringt der große Bruder eine Schachtel mit oder man klaut der Tante eine Kippe aus ihrer Schachtel etc 🤷‍♂️
Wo ein Wille ist, ist auch ein Lungenkrebs/Leberschaden

KFB schrieb:ich glaube einfach nicht, das 18 statt 16 das besser macht

In dem Alter sind 2 Jahre eine halbe Ewigkeit. Man kann in dieser Zeit schon um einiges reifer werden. Klar, trifft nicht auf alle zu.

KFB schrieb:Wo ein Wille ist, ist auch ein Lungenkrebs/Leberschaden

Na das so wie so. Ich meinte auch, ob es für junge Leute einfach ist, welche zu kaufe.
Meine Mutter hat mich mit 10, 11 Jahren öfters in den Laden zum Zigarettenholen geschickt, während sie schnell im Supermarkt war. Da hat keiner doof geguckt oder gefragt. Das war denen total egal, dass da grad ein Kind Zigaretten (für Mama) kauft.

EnyaVanBran schrieb:Man kann in dieser Zeit schon um einiges reifer werden

Dann fällt mein Argument mit den verbotenen Früchten aber noch stärker ins Gewicht, die maximal unreifen 16 jährigen wollen es ja dann umso mehr

EnyaVanBran schrieb:Ich meinte auch, ob es für junge Leute einfach ist, welche zu kaufe.
Meine Mutter hat mich mit 10, 11 Jahren öfters in den Laden zum Zigarettenholen geschickt, während sie schnell im Supermarkt war. Da hat keiner doof geguckt oder gefragt. Das war denen total egal, dass da grad ein Kind Zigaretten (für Mama) kauft.

Achso
Ich glaube, das ist nicht mehr so leicht
Bist du Dorfkind? Da geht es vielleicht auch heute noch im Tante Emma Laden, da kennt ja jeder jeden

KFB schrieb:Bist du Dorfkind

Als Kind war ich noch Stadtrandkind. Und ne, grad im Dorf wäre das schwer, weil die Tante Emma aus dem Laden sicher Kevins Mama fragt, wenn sie sie das nächste Mal sieht, wieso er die Zigaretten geholt hat. Da ist es in der Anonymität der Stadt sicher leichter

@EnyaVanBran
Eben aus diesem Grund ist es auf dem Dorf ja "sicherer"
Wenn Kevin für Muddi Kippen holt dann holt er wirklich für Muddi die Kippen weil er weiß, dass Tante Emma die Muddi ansprechen wird

Stadt erschien mir da immer strenger

@KFB
Ach jetzt verstehe ich das, ich dachte du meinst das umgekehrt. Ja, da sehen wir es dann eh gleich.

Ich habe immer noch zwei volle Flaschen Sahnelikör, die schon ewig rumstehen, weil ich so was nur gegen Husten einnehme. Es schmeckt zwar nicht schlecht, das gilt nur für diese Sorte, aber ist schon seltsam, dass ich eigentlich nicht groß motiviert bin, davon zu trinken. Und mich davon berauschen zu lassen, finde ich erst recht nicht attraktiv, das macht mich nur müde. Also ne. Ich bin von Natur aus kein Mensch, dem Alkohol und Tabak zusagt.

SeiraButterfly schrieb:Das denke ich bei vielen nämlich auch. Allen voran die, die dann immer gleich schreien und sehr deutlich betonen "Ja aber sooo viel trinke ich doch gar nicht". Das sind meiner Erfahrung meistens die, die sich dann öfter mal "abschießen".

Ja, zumindest auch regelmässig Alkohol trinken.
Hab öfter mitbekommen, das ein Verzicht von Alkohol, z. B. bei einer Geburtstagsfeier, kaum akzeptiert wird und sowas wie Unverständnis aufkommt.

borabora schrieb:das ein Verzicht von Alkohol, z. B. bei einer Geburtstagsfeier, kaum akzeptiert wird und sowas wie Unverständnis aufkommt.

Das kenne ich auch. Bei einem Treffen mit mehreren Leuten in einem Restaurant. Bestelle ich was alkoholfreies, alle anderen haben ein Bier oder Wein bestellt. Dann kommen nicht selten so Sprüche wie "was ist los, bist Du krank". Vielleicht weil die Person gecheckt hat, daß nicht unbedingt Alkohol sein muss wenn man ein gesellschaftlichen Abend verbringt.

Dabei ist es jedem freigestellt, ob er Alkohol trinkt oder was alkoholfreies. Jedem seine Entscheidung.

borabora schrieb:Hab öfter mitbekommen, das ein Verzicht von Alkohol, z. B. bei einer Geburtstagsfeier, kaum akzeptiert wird und sowas wie Unverständnis aufkommt.

Da werde ich immer sehr schnell recht bissig. Wenn ich sage nein, ich will nichts und es kommt dann: Na komm... einer geht bla bla bla, dann kontere ich mit der Frage, ob die Person die mir das aufzwingen will, dann für mich arbeiten geht und rumfährt, wenn ich keinen Führerschein mehr hab. Und das in recht harschem Ton.
Es nervt, denn wenn ich Nein sage, dann meine ich das auch so. Darum gehe ich sa recht schnell auf 180.

Ganz einfach: Weil es ein Riesen-Geschäft ist und obendrein noch die Leute ruhig hält. Frei nach Marx: Alkohol ist Opium für das Volk!

EnyaVanBran schrieb:Da werde ich immer sehr schnell recht bissig. Wenn ich sage nein, ich will nichts und es kommt dann: Na komm... einer geht bla bla bla, dann kontere ich mit der Frage, ob die Person die mir das aufzwingen will, dann für mich arbeiten geht und rumfährt, wenn ich keinen Führerschein mehr hab. Und das in recht harschem Ton.
Es nervt, denn wenn ich Nein sage, dann meine ich das auch so. Darum gehe ich sa recht schnell auf 180.

Was kennt ihr alle für komische Leute die ein Nein nicht einfach akzeptieren können?