Das Leben ist langweilig

Nachtrag:
Essen - da bevorzuge ich auch die Abwechslung. Ein neues Obst, eine neue Frucht-, Nusssorte, neues Gewürz? Wird ausprobiert (und fast sicher gemocht). Urlaub? Bloß ja nicht die Lokale die schon bekanntes Essen servieren. Eis? Die verrückte Sorte (oder die gemochte ausgefallene Lieblingssorte und eine neue dazu).

(Ausgefallene Tiere zu essen, z.B. gegrillter Skorpion, ist aber nicht mein Ding weil ich generell keine Tiere esse. Ekeln würde ich mich nicht, aber ich esse nunmal keine Tiere, egal ob Huhn oder Skorpion oder... Deshalb möchte ich mir schon sicher sein können dass mein Essen in einem Lokal, auch im Urlaub, tierfrei ist.)

Langeweile ist ein Geschenk.

Das das Leben nicht langweilig wird kommt von allein. Krankheit sorgen etc

Fedaykin schrieb:Langeweile ist ein Geschenk.

Finde ich nicht. Langeweile kann sehr belastend sein. Man sollte es nicht mit Entspannung und Muße verwechseln. Und das Gegenteil von Langeweile ist nicht Stress, sondern eher sowas wie "Flow" (also wenn man in seinen Interessen oder Tätigkeiten Erfüllung und Freude findet und quasi die Zeit vergisst).

martenot schrieb:Langeweile kann sehr belastend sein.

Das kommt sicher auf die Ausprägung und die Dauer an.

Immer mal wieder Langeweile zu haben ist sicher in Ordnung. Wenn man davon zu viel hat und es zum Lebensthema wird, ist es sicher belastend.

Für kurze Zeiten hat man ja seine Strategien über die Jahre entwickelt. Es gibt ja durch Internet und Co auch genügend Ablenkungsmöglichkeiten.

Unter Langeweile habe ich zeitlebens eigentlich nie gelitten. Irgendwas war immer: Arbeit, Liebesbeziehungen, Familie, soziale, politische, kulturelle Aktivitäten, Hobbies, Haus- und Gartenarbeit... manchmal hatte und habe ich den Eindruck, dass ein Leben nicht ausreicht.

Ich habe stets Kontakte gesucht und gefunden, bin ständig im Austausch mit anderen Menschen, real und virtuell. Da gibt es so viele Anregungen und Aufgaben, dass ich denen manchmal kaum nachkommen kann, manchmal auch nicht will.

Grundsätzlich gilt für mich: Wer keine Arbeit hat, der sucht sich welche, womit ich nicht Lohnarbeit meine. Damit bin ich glücklicherweise altersbedingt durch. Manchmal frage ich mich rückblickend, wie ich eigentlich alles geschafft habe.

Bundeskanzleri schrieb:Allerdings denke ich schon manchmal, ich würde auch gerne was :erleben". Reisen z.B. reizt mich immer mehr.
Es ist allerdings recht aufwendig für mich auch nur ein Wochenende wegzufahren.

Ohne dies persönlich zu bewerten, aber lange Reisen als Selbstzweck, also purer Urlaub für lange Zeit am Stück finde ich persönlich irgendwie Dekadent. Natürlich soll und darf jeder machen, was er will aber die Leute, die sich von Hotel zu resort und zu Beach Villa hangeln und um die Welt jetten sind meistens sehr wohlhabende Bonzen(Kinder). Klar kann man so als Influenzer auch Geld verdienen, wenn man jung und hübsch ist ( oder auch Schwerbehindert..) Und selbst wenn es mehr budget orientiert abläuft, die Reise als Selbstzweck kann ich nur verstehen, wenn man mal Abstand oder Tapetenwechsel braucht, oder eben Urlaub. Aber sowas über Monate zu machen, ohne tiefer-gehenden Sinn und Zweck? Ich habe einen ex Studienkollegen, Anfang 40, der fliegt nun schon seit zwei, drei Jahren nach Griechenland und posted täglich, was er sich mittags und abends und zwischen durch kocht. Wenn er mal nicht posted, denkt man schon, hoffentlich lebt er noch und hat was gegessen. Ich würde es verstehen, wenn er schlussendlich in einem lokalen Ureinwohner-Restaurant arbeiten würde, oder von mir aus ein Kichererbsen Pastete herstellt, oder Esel züchten würde. Aber er bekocht sich halt als Tageswerk mit schönem Ausblick usw.
Mich nervt sein Social Media nur noch…

@gruselich

ok, was du schilderst, da kann ich verstehen, dass dich das nervt.

Mein Wunsch ist eigentlich viel simpler gestrickt.

Mal ein bis zwei Wochen Tapetenwechsel in einem interessanten Land.

Zwei bis dreimal im Jahr in Urlaub zu fahren kenne ich von vielen als Standard.
Daa werde ich nie erreichen :D

@Bundeskanzleri

Bundeskanzleri schrieb:Zwei bis dreimal im Jahr in Urlaub zu fahren kenne ich von vielen als Standard.

Meine Mutter ist definitiv jemand, der das so macht und ihr Geheimnis liegt darin, schon alles ein Jahr vorher zu planen und früh zu buchen.
Urlaubs Planungen sind für sie eine Nebenbeschäftigung, die sie rund ums Jahr betreibt und wenn man mitkommen soll und möchte, dann muss man schon ein Jahr vorher das commitment machen. Dann ist man fest eingeplant :D

Also ich habe meinen sich selbst bekochenden Kollegen jetzt mal auf stumm geschaltet, weil ich mir seine neueste kulinarische Reise nicht täglich mehrfach reinziehen werde. Es ist einfach zu viel Info, außer für ihn selbst vielleicht.
Aber psychologisch gesehen hat mich sein Verhalten schon irgendwo interessiert. Er ist immer allein und lebt in recht schönen Air’nBs überall in Griechenland und das für 2-3 Monate im Wechsel mit Deutschland, 2-3 Monate. Sicherlich, er macht echt gute Fotos und ist quasi fortgeschrittener Hobby Fotograf. Diese ständige Food Fotografie steht vielleicht sinnbildlich für ein Überwinden von Abhängigkeiten und er beweist sich, dass er für sich am besten selbst sorgen kann.
Irgendwo scheint er auch sozial isoliert leben zu wollen, aber ich bin mir nicht sicher, ob er dort vielleicht spontan Leute trifft. Glaube ich eher nicht. ich habe ihn mal kurz getroffen, letztes Jahr, da stand er kurz vor einer Kirgisien Reise, auf der er auch wenig bis gar nicht gekocht hat. Ich denke mal, von sich sagen zu können, man reist 8-9 Monate im Jahr und ist weg von zuhause gilt auch als Grund, sein Leben als nicht langweilig zu klassifizieren. Absolute Freiheit ohne Verantwortung und nur das zu tun, worauf man Lust hat. Aber irgendwo würde mir da etwas fehlen. Etwas zu teilen, für jemanden sorgen, sich einzubringen und Teil einer Gruppe zu sein, denke ich, würde mir fehlen.

gruselich schrieb:Meine Mutter ist definitiv jemand, der das so macht und ihr Geheimnis liegt darin, schon alles ein Jahr vorher zu planen und früh zu buchen.

Die Planung ist eine Sache (das fällt mir nicht schwer); dennoch möchte ich nicht unbedingt dreimal pro Jahr eine Woche oder länger weg sein. Mir persönlich geht es so dass ich dabei auch an den Garten denke (den ich mag und nicht etwa als Last die mich vom Urlauben abhielte ansehe) - bei anderen sind's die Haustiere, oder, unschöner, Erkrankungen die das erschweren mit Gründen so divers wie Erkrankungen sein können.
Bin persönlich eher vom Typ alle paar Jahre mal in Urlaub verreisen und ansonsten schöne Tagesausflüge oder Freunde für mehrere aber wenige Tage besuchen (z.B. mit der Bahn mal übers Wochenende zu Freunden, ein bis zwei Übernachtungen, zurück).

Das was du bzgl. des Influencers beschreibst würde mir gar nicht zusagen: Kein richtiges Zuhause, kein richtiger Rückzugsort, kaum etwas Eigenes (womit ich gar nicht dolle materielle Reichtümer meine sondern sowas wie: die eigene Matratze auf der man gut liegt, ein Stuhl auf dem es sich gut sitzt, die selbst angeschaffte Lampe die ein angenehmes Licht verbreitet... muss alles nicht teuer sein aber sollte meinen Bedürfnissen entsprechen, und darüber hinaus solche Dinge wie der Zugang zur Stadtbücherei vor Ort die Bücher in einer Sprache hat die man auch flüssig oder überhaupt lesen kann). Der Rückzugsort mit Dingen auf meine Bedürfnisse abgestimmt würde mir fehlen (man kann das ja nicht alles im Koffer mitbringen)* wie auch das

gruselich schrieb:Etwas zu teilen, für jemanden sorgen, sich einzubringen und Teil einer Gruppe zu sein, denke ich, würde mir fehlen.

*Ich hatte früher sehr häufig Geschäftsreisen und mir fehlte genau das. Ebenso bei Umzügen, v.a. internationalen, derart dass man nicht binnen Tagen oder Wochen nach Auszug aus der alten Wohnung in eine neue mit all seinen Sachen einzieht, sondern erstmal Wochen bis Monate aus dem Koffer lebt in einem airbnb oder einer Wohnung die der Arbeitgeber für neue Mitarbeiter stellt.
Ich war jedesmal enorm froh darüber wenn insbesondere bei letzterer Situation wieder der Umzug in eine selbst einrichtbare Mietwohnung erfolgte: passende Matratze, vernünftiges Licht, kleine Veränderungen wie bessere Rollos, nicht mehr nichtgenutzte Möbel herumstehen haben (ich brauch' keine Couch), dafür Dinge die zu Hobbies passen (ein Tisch der auch danach aussehen darf dass er zum Basteln und Werken genutzt wird), paar Pflanzen...

Das Leben ist ein völlig langweiliges Spiel, aber die Graphik ist genial!

@Raspelbeere
Hört sich echt gut an!
Ja, urlaubs Marathon finde ich auch nicht gut. Freundschaften zu pflegen, haben die wenigsten auf ihrem Plan stehen, ist aber sicher eine sehr schöne und soziale Art, mal was anderes zu denken, reden und zu sehen.

@gruselich

Wenn man eine andere Kultur und Menschen ernsthaft kennenlernen möchte, dann braucht man Zeit dafür.

Ich glaube nicht, etwas von der Welt kennenzulernen, wenn ich irgendwo 5 Tage lang durch die Sehenswürdigkeiten gescheucht werde und natürlich noch viel weniger, wenn ich meine Zeit in einem all in Resort verschwende.

Echte Reisen kosten Zeit

sacredheart schrieb:Echte Reisen kosten Zeit

Ich weiß nicht, ob ich das komplett unterschreiben würde, weil z Beispiel 3 Tage Paris, oder eine Woche Malediven auch wirklich ausreichen, um ein feeling für einen Ort zu haben.
Aber um mal bei dem Beispiel Malediven zu bleiben, da steht man dann vor der Wahl, ins resort zu gehen, wo man Bikini tragen und Alkohol trinken darf, oder billiger residiert und auf einer lokalen Insel (mit muslimischer Kultur) sich eben angepasst verhalten sollte. Ob man mit dem speedboat oder Luft Taxi vom Flughafen fährt, oder mit der Fähre, mit der die Lokals auch fahren und die viel schwieriger zu finden ist, als die speed boats.
90% der Leute die auf die Malediven fliegen, gehen ins resort und die Tourismus Industrie ist auch ausgelegt darauf. Alles andere muss man echt wollen und suchen und das ist für viele eine Überforderung.

@gruselich

Es kommt schon ein bisschen auf das Ziel an und wie intensiv Du es kennenlernen möchtest.

In Peru zB wenn man nur Machu Pichu, das Andenhochland, Lima, den Titicacsee, die Schilfinseln, den Pazifikstrand im Norden und den Dschungel kennenlernen möchte, ist das mit unter 2 Monaten nicht ernsthaft zu machen.

Ich interessiere mich zB auf Reisen immer sehr für das normale Leben normaler Menschen. Das kann man nicht mit nem hop on hop off Bus kennenlernen.

Wenn zB Japaner für 5d nach D kommen, besuchen die Neuschwanstein, Rüdesheim, das Brandenburger Tor und den Kölner Dom. Was kennen die dann von Deutschland und dem Leben hier? Gar nichts.

Doors schrieb:Unter Langeweile habe ich zeitlebens eigentlich nie gelitten.

Ja, geht mir genau so. Ist mir ein Fremdwort.
Deshalb kann ich dem TE da leider kein Tipps geben.

Und was berufliche Routine betrifft: Schaut in Kriegs oder Krisengebiete.
Dann weiß man ganz schnell, welch ein segen Routine und Eintönigkeit sein können.

sacredheart schrieb:Wenn zB Japaner für 5d nach D kommen, besuchen die Neuschwanstein, Rüdesheim, das Brandenburger Tor und den Kölner Dom. Was kennen die dann von Deutschland und dem Leben hier? Gar nichts.

Und trotzdem ist es wahrscheinlich mehr als der Durchschnittsdeutsche, von Deutschland, kennt. Japaner informieren sich vor Reisen unheimlich gut über ihre Reiseziele. Inzwischen gibt es doch über jeden Ort der Welt hervorragende Dokus.

Es hat auch nicht jeder Lust, Zeit und Geld 2 Monate in ein Land zu reisen um dort jeden Stein umzudrehen, der schon 100000 Mal umgedreht wurde. Für mich wäre das auch nichts, das würde mich auch langweilen und dann will ich wieder heim :D

sacredheart schrieb:Ich glaube nicht, etwas von der Welt kennenzulernen, wenn ich irgendwo 5 Tage lang durch die Sehenswürdigkeiten gescheucht werde und natürlich noch viel weniger, wenn ich meine Zeit in einem all in Resort verschwende.

Dem stimme ich zu. Ich habe selbst mehrere Jahre im Ausland gelebt. Vieles bekommt man sogar erst mit wenn man wirklich dort _lebt_. Bei einem Urlaub habe ich den Anspruch aber nicht.

(Allerdings lasse ich mich auch nicht mit dutzenden Menschen durch Sehenswürdigkeiten scheuchen - ich mag solche Gruppenveranstaltungen nicht. Auch keine Resorts. Und auch keine Suche danach ob der Ort evl. einen deutschen "Schnitzelwirt" hat oder das Hotel deutsche Speisen bietet, damit das Essen ja wie gewohnt ist.
Was ich mag: selbst organisierter und gut geplanter Wanderurlaub, allerdings mit Pension/Hotel da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht campen oder zelten kann sondern zumindest ein normales Bad und Bett benötige. Wo fand der bislang statt: Schwarzwald - Bayerischer Wald wäre auch dran gewesen aber da komme ich her, Odenwald auch aber dort dann lange gewohnt -, Bodenseeregion, Teneriffa, Mallorca (Mallorca geht wunderbar ohne "Ballermann"), sowie bei beruflichen Auslandsaufenthalten jeweils vor Ort z.B. Yoshua Tree National Park, Smokey Mountains.)

das leben allgemein ist sicher nicht langweilig. in den meisten fällen hat man das ja selbst in der hand, was man draus macht.
meins würden sicher viele langweilig finden, weil ich kaum etwas von dem mache, was "normale menschen" so tun.
und aus gesundheitlichen gründen wiederum gezwungen war, berufliche tätigkeit sowie die meisten meiner hobbies aufzugeben.
langweilig ist mir trotzdem selten. für mich ist die bewältigung meines alltags schon stress und aufregung genug.

wenn, dann habe ich eher manchmal so kurze phasen der langeweile, eine halbe stunde oder stunde, wenn gerade nichts zu tun ist, aber die zeit nicht reicht, um noch was größeres anzufangen. das nervt dann etwas. da bin ich dann häufig hier unterwegs. ;-)

fluff schrieb:meins würden sicher viele langweilig finden, weil ich kaum etwas von dem mache, was "normale menschen" so tun.
und aus gesundheitlichen gründen wiederum gezwungen war, berufliche tätigkeit sowie die meisten meiner hobbies aufzugeben.
langweilig ist mir trotzdem selten. für mich ist die bewältigung meines alltags schon stress und aufregung genug.

Ist bei mir auch so. Wenn man krankheitsbedingt körperlich eingeschränkt ist, verändert sich das alles total. Mir reicht es schon, wenn ich mal ein schönes Drohnen-Landschaften-Video von Reisenden sehe. ich muss nicht mehr selbst dorthin. Überhaupt genieße ich halt die Schönheiten in der Nähe - warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Diogenes in der Tonne war ja auch ganz glücklich, solange ihm niemand in der Sonne stand. :D

Mindslaver schrieb am 01.02.2023:Ungelernt bis heute. Tausend Sachen angefangen und wieder abgebrochen. Weil ich nicht richtig lernen konnte (ich habe eine Konzentrationsstörung) oder es die damaligen sozialen Umstände nicht zugelassen haben.

Nix für ungut, aber wer mit 34 noch ohne abgeschlossene Ausbildung da steht und auch sonst nicht wirklich einen Plan für sein Leben hat, dem wird sich eher nicht von jetzt auf gleich ohne eigenes Dazutun der endgeile, abwechslungsreiche Super-Traumjob offenbaren, wo man jeden Tag Spiel, Spaß und Spannung hat und am Ende des Monats auch noch mit der dicken Kohle nach Hause geht. Ich würd mal sagen, es ist an der Zeit auf die Zähne zu beißen und die Arschbacken zusammen zu kneifen, anstatt von ner Musikkarriere mittels Medion-PC zu träumen...