Ist Sport ein Privileg?

Slenderman111 schrieb:Du denkst ich suche nur nach Ausreden? Vielleicht ist es das, ja, vielleicht. Aber warum mache ich das dann? Weil so komme ich nie weiter im Leben, das ist mir absolut klar. Das ist ja der Grund, warum ich nie was erreicht habe im Leben, ich hatte immer ausreden.

Da du dich offensichtlich bereits in einer Therapie befindest, wäre es angemessen dort über Themen wie Ängste, Vermeidungshaltung, Aufbau tragfähiger Beziehungen etc. zu sprechen.

Ein absolut vernünftig gemeinter Tipp - ich nehme psychische Erkrankungen sehr ernst.

capspauldin schrieb:Geht es nur um Gesundheit, ist ganz normales Spazieren der Sport to go. Ideal für die Gelenke, kostet Nichts ausser Überwindung und ist bei Fettverbrennung ideal.

Nebst: Wenn sich, wie meist, etwas mit erledigen lässt spart es sogar Geld. Z.B. Einkaufen, Besorgungen zu Fuß anstatt per Bus, Auto.
Man kommt raus, man kann gerade deshalb auch kostenlose Angebote leichter nutzen (lesen wollen aber Bücher sind zu teuer? ein Spaziergang zum Büchertauschschrank). Keine speziellen Schuhe oder andere Ausrüstung nötig. Einzige Kosten: Ein bisschen mehr Schuhsohlenabrieb der vorhandenen Schuhe.

Laufen ist sicher gesund aber ein guter körper bekommst davon nicht. Das heisst nicht ,dass ich nicht laufen gehe, aber einen guten Körper kriegst du davon nicht wirklich, wollte ich nur sagen.

Slenderman111 schrieb: Entweder zu dünn oder zu dick oft, ja. Wenige sozialhilfempfänger sind sportlich. Wenige von denen haben einen athletischen körper.

Das hat aber oft mit deren genereller Lebenseinstellung und der Gestaltung des Alltags zu tun.

Ich habe ein Jahrzehnt unter dem Existenzminimum gelebt - und war nicht ungesund. Im Gegenteil. Da die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr horrend waren, legte ich viele Wege auf Schusters Rappen zurück (v.a., da meine Fahrräder oft geklaut wurden und nicht immer Geld für einen Ersatz da war).

Mein Grundnahrungsmittel damals war Vollkornreis und Haferflocken und Angebotsobst und Gemüse. Prinzipiell habe ich oft das gegessen, was heute "overnight oats" heißt. Mit Obst. Nee, eigentlich monatelang mit Äpfeln, manchmal einer Birne - es sei denn, es war Beerensaison oder ich kam sehr billig an andere Obstarten (mitunter habe ich auch den einen oder anderen Apfel "geklaut" - da gab es herrenlose Apfelbäume). Reis und Gemüse habe ich immer für zwei Tage gekocht - Gemüse halt kleingeschnippelt, was billig zu haben war (oft: Karotten). Wenn ich es nicht mehr sehen konnte, gab es Kartoffeln mit Rührei oder so. Ab und an gab es etwas Fleisch (Hackfleisch, vermutlich nicht gesund) dazu.

Was ich mir damals nicht leisten konnte war Sport, der Geld kostete, z.B. schon der Eintritt in ein Schwimmbad war unerschwinglich (kam eh nicht hin, da der öffentliche Nahverkehr zu teuer). Bei mir in der Nähe gab es einen Fluss, aber da war Schwimmen offiziell verboten und ich habe mich nicht getraut. Aber ich lief am Tag bestimmt 10km (über den Tag verteilt). Joggen wäre sicher auch drin gewesen und in der Nähe meiner Unterkunft gab es einen Trimm Dich Pfad. Da war ich aber nie.

Ergo: Ich denke, man ist eingeschränkter in seinen Möglichkeiten, aber es geht.

Das stimmt - allerdings wollte ich auch keinen Workout.

Viele Leute können auch nicht trainieren, weil sie die Zeit nicht haben. Mr Mary arbeitet in mehreren Gastrobetrieben, u.a. in einem Hotel mit Fitnessstudio - da könnte er zu bestimmten Zeiten kostenfrei trainieren. Immer wieder sagt er sich, dass er das nun in Angriff nimmt - nur wann? Vor der Schicht powert er sich zu sehr aus, nach der Schicht hat er keine Power mehr und will heim. So geht es da ganz vielen. Von den Angestellten nehmen vielleicht zwei oder drei das Angebot regelmäßig war.

Also sollte ich mich so akzeptieren wie ich bin, und zufrieden sein mit dem was ich habe und nicht versuchen etwas zu verbessern, weder mein Leben, noch mein Körper, noch sonst etwas? Was denkt ihr?

MissMary schrieb:Ich habe ein Jahrzehnt unter dem Existenzminimum gelebt - und war nicht ungesund. Im Gegenteil. Da die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr horrend waren, legte ich viele Wege auf Schusters Rappen zurück (v.a., da meine Fahrräder oft geklaut wurden und nicht immer Geld für einen Ersatz da war).

Genauso war das bei mir: Auch rund ein Jahrzehnt (Ausbildung, Abitur nachholen, Studium - das dauert ziemlich exakt 10 Jahre mit drei Jahren Ausbildung, zwei Jahren Abitur, fünf Jahren Studium), auch unterm Existenzminimum (z.B.: im Jahr 2016 pro Monat 600 Euro zur Verfügung gehabt und davon alles bezahlen müssen, also auch Miete etc.).
Ebenso Ernährung: Einfache Grundzutaten und daraus etwas gekocht, wie von dir beschrieben (bloß ohne das Fleisch). Günstige Ernährung muss nicht Fertigpizza & Co. sein - im Gegenteil, ist sogar teurer. Auch vegetarische und vegane Ernährung muss nicht aus irgendwelchen hippen Chia-Drinks bestehen (sowas kaufe ich noch heutzutage nicht).

Und "trainieren gehen": Auch z.B mein Mann macht das nicht. Er ernährt sich gesund (ohne Chia-Drink ;-) ), schämt sich nicht dafür kein Auto zu haben (könnten wir uns mittlerweile leisten, haben aber keines; also Fahrrad, zu Fuß gehen, Busnutzung), macht vernünftig etwas im Haushalt... und hat damit einen gesunden Körper ohne Übergewicht (Arzt ist auch sehr zufrieden), mit alltagstauglichen Muskeln. Lieber gemeinsame Zeit als z.B. präzise Trainingsintervalle einhalten müssen nur damit ein Waschbrettbauch entsteht.

@Slenderman111
Minimalistisch sein kann auch zufrieden stellen ;)

Slenderman111 schrieb:Also sollte ich mich so akzeptieren wie ich bin, und zufrieden sein mit dem was ich habe und nicht versuchen etwas zu verbessern, weder mein Leben, noch mein Körper, noch sonst etwas? Was denkt ihr?

Natürlich kannst (und sollst) du etwas verbessern - bloß ob das der Waschbrettbauch und der Bizepsumfang sein müssen?
Attraktiv macht z.B. verschiedene Interessen haben, ein angenehmer Konversationspartner sein, hilfsbereit sein etc.

Da du offensichtlich derzeit eine Therapie machst: Dort wäre u.a. ein Ort, zu lernen was du in deinem Leben verbessern kannst. Z.B. erlernen wie sich tragfähige soziale Beziehungen aufbauen lassen, wie man zuversichtlicher durchs Leben geht und wie man etwas aus seinen Stärken (die hat jeder Mensch) macht oder auch erstmal sie entdeckt.

Persönlich finde ich es sehr wichtig zu versuchen in seinem Leben etwas zu verbessern. Ein erster Schritt ist zu erlernen realistische Ziele zu finden - umsetzbare und solche von denen man wirklich etwas hat. Eine psychische Erkrankung kann das erschweren; deine Therapie sollte dich eigentlich dabei unterstützen.
Für mich wäre z.B. aussehen wie eine Baywatch-Schauspielerin oder wie ein Laufstegmodel oder von Onenightstand-Herren nur so überrannt zu werden nie drin gewesen. Muss aber auch nicht mein Ziel sein, es gibt so viele Ziele und dann such(t)e ich mir eben solche die mir möglich sind und zu mir passen.
Möchtest du wirklich eine Partnerin die (d)einen Bizeps schick findet aber nicht viel mit dir anfangen kann? (Eine Frage die du hier nicht beantworten musst, sondern über die du nachdenken kannst.)

@Raspelbeere

Du denkst muskeln aufbauen ist ein unrealistisches ziel? Wenn ja, warum denkst du das es komplett unrealistisch ist? Ich m,eine mein Standard ist nicht sehr hoch, ich will bloss athletisch aussehen, das reicht.

Raspelbeere schrieb:Lieber gemeinsame Zeit als z.B. präzise Trainingsintervalle einhalten müssen nur damit ein Waschbrettbauch entsteht.

Unser Nachbar war -vor aktueller Freundin- so ein Fitnessgott. Er ging von der Arbeit (Büro) ins Studio, trainierte und aß direkt nach Plan. Er war total komplett durchtrainiert. Nun nutzt seine Freundin das ehemalige Fitnesszeitkontingent - und er sieht wieder "normal" aus. Das ist schon ein sehr zeitaufwändiges Hobby.

Slenderman111 schrieb:Du denkst muskeln aufbauen ist ein unrealistisches ziel? Wenn ja, warum denkst du das es komplett unrealistisch ist? Ich m,eine mein Standard ist nicht sehr hoch, ich will bloss athletisch aussehen, das reicht.

Ich sage überhaupt nicht dass es unrealistisch ist. Im Gegenteil: Du sagst dass es unrealistisch ist (deine Argumente: Gesundheit zu schlecht, zu wenig Geld) und mein Argument war dass das nicht weiter schlimm ist da es m.E. nicht darauf ankommt möglichst muskulös zu sein.
Wenn dein Ziel der Aufbau von Muskulatur ist kannst du das natürlich tun, wie von mir und von anderen auch schon vorgeschlagen: Liegestützen, andere Übungen ohne Geräte, Hantelübungen mit Wasserflaschen, man kann ferner gebrauchte Hanteln günstig kaufen, evl. hat deine Therapieeinrichtung einen Sportraum... Vom Nichtstun sieht man keinen Effekt, vom Tun sehr wohl.
Hier war dann genau dein Argument, nicht meines, dass das zu wenig bringe und zu gefährlich sei.

@Raspelbeere

Klar aber jemand mit so wenig Geld wie ich würde sowieso kein Partner finden können, und das ist ein Fakt. Auch würde ich es nicht für ein Partner machen.

Slenderman111 schrieb:Klar aber jemand mit so wenig Geld wie ich würde sowieso kein Partner finden können, und das ist ein Fakt.

Das ist überhaupt kein Fakt, das ist das, was du dir einredest. Unattraktiv ist in dem Fall meiner Meinung nach nicht das fehlende Geld, sondern deine Einstellung zum fehlenden Geld.

@Zyra

Warum sollte ich überhaupt eine nPartner finden wollen jetzt? Ich bin überhaupt nicht bereit für sowas.

Slenderman111 schrieb:Warum sollte ich überhaupt eine nPartner finden wollen jetzt? Ich bin überhaupt nicht bereit für sowas.

DAS ist eine ganz andere Sache und ich finde es gut, wenn du das für dich selbst so klar benennen kannst. Aber darum ging es in dem vorher von mir zitierten Beitrag nicht.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was du hören möchtest, da alles entweder von dir abgelehnt oder in eine andere Richtung gelenkt wird.

Slenderman111 schrieb:Warum sollte ich überhaupt eine nPartner finden wollen jetzt? Ich bin überhaupt nicht bereit für sowas.

Natürlich musst du keinen Partner finden. Genausowenig wie du trainieren musst. Beides ist völlig akzeptabel.

Anfangs hast du das aber als Ausgangsstandpunkt vertreten: Du willst einen Partner/ eine Partnerin, du könntest es nur erreichen wenn du muskulös aussiehst, und du bräuchtest viel Geld und eine hervorragende Gesundheit um muskulös zu werden.

Ich kann wirklich nur dringend empfehlen, deine Therapie zu nutzen um zu erkennen was du wirklich willst und dann als nächsten Schritt wie sich das umsetzen lässt.

@Raspelbeere

Nichts, ich will nichts. Und ich werde keine Therapie machen weil es nutzlos ist.