Wenn einfach nur nett zu sein zum Problem wird...

goldenerReiter schrieb:die Frage ist ob man ein schwaches Selbstbewusstsein einfach so stärken kann oder ob man (sofern es eine Belastung darstellt)nicht einfach mal einen Psychologen damit konfrontiert.

Unterstützung ist sicher nicht schlecht, nur leider ist es aktuell nahezu unmöglich zeitnah irgendeine Hilfe zu erhalten. Ich hätte echt gern mal einen Coach oder Psychotherapeuthen, der mir gezielt bei diesem Problem hilft. Doch es dauert mindestens mehrere Monate, ehe man mal ein Vorgespräch erhält, aber es gibt eigentlich auch schon viele gute Übergangshilfen über Youtube, wo teilweise auch schon Psychologen Tipps und Ratschläge geben. Ich finde das meiner Erfahrung nach gar nicht so schlecht, ersetzt jedoch keine richtige Hilfe die physisch greifbar ist, als nur online präsent zu sein.

Was ich neulich mal erfahren habe ist, dass in Hollywood solche Coaches arbeiten, die den Schauspielern nahezu alles aufzeigen. Ihr Verhalten, ihr Auftreten, ihre Ausstrahlung, da wird alles beobachtet und trainiert. Sowas hätte ich gern mal, jemand der mir die kleinen und feinen Details aufzeigt, die ich vielleicht falsch mache, wenn ich auf andere zugehe und mit ihnen rede.

Eine Sache durfte ich schon mal erfahren. Es gibt Menschen(mich eingeschlossen) die ihre Beine beim Stehen durchstrecken und nicht merken, dass das eine ziemliche Belastung für die Kniee ist. Man soll die Beine nicht komplett durchstrecken, sondern sie leicht einknicken um die Kniee zu entlasten und so steht es sich auch viel angenehmer und man wirkt automatisch lockerer und entspannter auf andere.

Niselprim schrieb:Richtig @Kephalopyr Einfach dem Nachbarn mal sagen, dass du keine Zeit hast. - Und dann auch dabei bleiben.

So einfach ist das leider nicht, aber ich arbeite dran! :)

joleen schrieb:Also ich empfinde das keineswegs als unfreundlich, wenn mir jemand sagt, er hat heute keine Zeit oder mir die Person sagt, sie möchte heute gerne allein sein. Das sind ganz normale Bedürfnisse.

Ich vermute, das liegt daran weil du vollkommen ausgeglichen und mit dir im Reinen bist. Bei ihm könnte es womöglich, meiner Einschätzung nach, zu einem Problem werden, weil er mir mal mitteilte sich über Lob zu seinem Essen zu freuen. Aber ich bin ja nicht dafür da, sein Essen zu bewerten. Er muss es selber gut finden und braucht eigentlich keine Bestätigung von außen. Er weiß dass es gut ist, doch scheinbar glaubt er nicht daran.

joleen schrieb:Sage ihm einfach, dass du dies und jenes ja wirklich sehr nett und aufmerksam findest, sich die Zeiten aber geändert haben und du z.B. deine Tüte allein tragen kannst und auch möchtest. Und wenn du Hilfe benötigst, dass du dann was sagst.

Oder ich sage ihm, dass ich meinen Einkauf gern selbst tragen MÖCHTE. Er muss das dann akzeptieren. Tut er das nicht, ist das sein Problem, nicht meines.

joleen schrieb:Er schränkt dich ja schon massiv ein. Mir wäre sowas auch zu viel, gerade weil uch auch gerne Zeit für mich habe, meine Interessen, einfach Ruhe.

Genau! So bin ich auch, gerade als ich umzog, habe ich gemerkt wie entspannend und schön es sein kann komplett für mich zu sein. Anfangs hatte ich erst Angst davor, aber nun sehne ich mich danach!

joleen schrieb:Konntest du denn schon mal mit seiner Tochter reden? Kann ja sein, dass sie sich gar nicht im klaren darüber ist, wie es ihrem Vater wirklich geht.

Ne, ich habe mal mitbekommen dass sie ihn besucht hat, aber sonst kriege ich nicht viel mit, außer dass er von ihr erzählt. Vor allem viel von früher. Ich habe sie aber mal gesehen und festgestellt, dass wir uns sehr ähnlich sehen vom Typ her.

DerHilden schrieb:Vielleicht hilft dir ja dieser Gedanke dabei, "nein" zu sagen, wenn du dir vor Augen führst, dass du das zwar natürlich für dich selbst machst, aber auch dein Gegenüber dadurch respektierst, dass du ehrlich zu ihm bist.

Ich helfe ja auch gern, oder bin auch mal gesellig, aber man darf mich nicht damit überrumpeln. Ich mag nicht zu viel Sozialkontakte. Ich habe auch sehr wenig Freunde, weil mir manchmal einer allein schon zu viel ist. Wenn dann aber noch hier und da ein weiterer hinzukommt und man versucht für jeden dazusein, endet es irgendwann in ein Dilemma.

Ich habe anfangs wirklich gern mit ihm etwas unternommen, mal zusammen einkaufen oder eben auch das gemeinsame Essen, aber da kam es auch von mir, weil ich es genauso wollte. Erst jetzt ist es mir zuviel geworden und ihm das zu sagen könnte jedoch mindestens genauso verletzend sein, als wenn ich nichts sage. Das ist das Problem.

Kephalopyr schrieb:Unterstützung ist sicher nicht schlecht, nur leider ist es aktuell nahezu unmöglich zeitnah irgendeine Hilfe zu erhalten. Ich hätte echt gern mal einen Coach oder Psychotherapeuthen, der mir gezielt bei diesem Problem hilft. Doch es dauert mindestens mehrere Monate, ehe man mal ein Vorgespräch erhält, aber es gibt eigentlich auch schon viele gute Übergangshilfen über Youtube, wo teilweise auch schon Psychologen Tipps und Ratschläge geben. Ich finde das meiner Erfahrung nach gar nicht so schlecht, ersetzt jedoch keine richtige Hilfe die physisch greifbar ist, als nur online präsent zu sein.

bin da selbst etwas überfragt...Selbsthilfegruppen?Gibts die für sowas?
Wäre mal ein Anfang...und evtl. interessant mit Gleichgestrickten von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren.

Tussinelda schrieb:Der Nachbar wäre bestimmt erschüttert, wenn er das hier lesen würde....

Würde ich ihm auch keinesfalls verübeln, nur denke ich, dass das schon mehr als Nachbarschaft geworden ist. Wir hegen schon eine leichte Freundschaft, was ich auch schätze und mag, aber ich bin kein Freund von übermäßigem Kontakt, den er jedoch zu suchen scheint, weil er selbst sagte, er hat sonst nicht viel zutun. Weil ich bisher nicht klar nein sagte, nutzt er das natürlich ohne böse Absichten für sich aus, weil ihm das mental gut tut. Doch der emotionale Hunger nach Bestätigung in welcher Form auch immer, scheint aus meiner Sicht so groß, dass er jede erstmal nett aufgestellte Grenze übertritt. Jetzt hilft leider nur noch die volle Konfrontation und das ist mir eben auch unangenehm. Ich möchte ihn in keiner Weise verletzen, auch wenn ihn das womöglich verletzen könnte, wenn ich sage dass mir der Kontakt momentan zu viel ist. Ich weiß ja nicht wie er es auffasst aber nach dem gehend was ich gerade vermute, könnte es ihn kränken.

Kephalopyr schrieb:Ich weiß ja nicht wie er es auffasst aber nach dem gehend was ich gerade vermute, könnte es ihn kränken.

das liegt aber nicht in deiner Verantwortung.
Wenn ein "Nein" ihn kränkt ist er dafür verantwortlich mit Abweisungen nicht umgehen zu können.

@Kephalopyr
Du überanalysierst. Es geht doch um Dich, nicht um ihn.

goldenerReiter schrieb:bin da selbst etwas überfragt...Selbsthilfegruppen?Gibts die für sowas?
Wäre mal ein Anfang...und evtl. interessant mit Gleichgestrickten von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren.

Davon halte ich persönlich nichts. Ich war schon mal in einer solchen Gruppe im Bezug auf Angst vorm Zahnarzt und das hat das Ganze nur verschlimmert, weil die sich da alle gegenseitig triggern und immer wieder in diesem Pool bleiben, statt sich dem zu entreißen, aber gibt ja noch andere Möglichkeiten! :)

goldenerReiter schrieb:das liegt aber nicht in deiner Verantwortung.
Wenn ein "Nein" ihn kränkt ist er dafür verantwortlich mit Abweisungen nicht umgehen zu können.

Und da ist das eigentliche Problem. Ich sehe mich so gesehen schuldig, wenn etwas ihn kränkt, das jedoch erst durch mich hervorgerufen wurde.

Tussinelda schrieb:Du überanalysierst. Es geht doch um Dich, nicht um ihn.

Und ich kann Dir nicht sagen, wie sehr mich das nervt, immer nur auf andere fokussiert zu sein. Ich hasse es einfach nur. Wenn ich etwas nicht möchte und es ihn womöglich kränken könnte, fühle ich mich direkt schuldig, als würde ich etwas falsch machen und dann verdränge ich was ich selbst möchte und richte mich nach ihm.

Obwohl es sowas von falsch und dämlich ist.

Kephalopyr schrieb:Vielleicht sollte ich einfach mal darauf pfeifen und mehr auf mich achten.

Genau das!

Tussinelda schrieb:das wäre aber etwas zu weit gehen....es sind Nachbarn.

Wenn man sich fast täglich trifft und seine Freizeit miteinander verbringt, ist das schon mehr als eine Nachbarschaft.
Und in dem darauffolgenden Post hat sie ja geschrieben, sie ähnelt seiner Tochter. Er wird die mangelnde Zeit mit ihr kompensieren.
Mit dem Wissen jetzt, würde ich es ganz klar bei ihm ansprechen. Man ist sich sympathisch, aber kein Ersatz für jemand anderen.

Kephalopyr schrieb:Tut er das nicht, ist das sein Problem, nicht meines.

Bisher hast du es ja zu deinem gemacht. Wird Zeit, das zu ändern.

Kephalopyr schrieb:Ich habe sie aber mal gesehen und festgestellt, dass wir uns sehr ähnlich sehen vom Typ her.

Wie oben geschrieben, er wird den mangelnden Kontakt kompensieren. Hast du ja selbst schon vermutet.

Kephalopyr schrieb:Erst jetzt ist es mir zuviel geworden und ihm das zu sagen könnte jedoch mindestens genauso verletzend sein, als wenn ich nichts sage. Das ist das Problem.

Natürlich wird ihn das in einer gewissen Weise verletzen, aber sagst du nichts, belastet es dich zusehends mehr und die Situation wird dadurch nur schwieriger.
Stelle nicht die anderen an erster Stelle, sondern auch mal dich.

Kephalopyr schrieb:Ich sehe mich so gesehen schuldig, wenn etwas ihn kränkt, das jedoch erst durch mich hervorgerufen wurde.

Häh :hä: Wie jetzt - weil ihr Nachbarn seid? @Kephalopyr Des ist doch Zufall, oder?

joleen schrieb:Wie oben geschrieben, er wird den mangelnden Kontakt kompensieren. Hast du ja selbst schon vermutet.

Das wird es wohl sein!

joleen schrieb:Natürlich wird ihn das in einer gewissen Weise verletzen, aber sagst du nichts, belastet es dich zusehends mehr und die Situation wird dadurch nur schwieriger.
Stelle nicht die anderen an erster Stelle, sondern auch mal dich.

Als ich meiner Mutter mal davon erzählte, hat sie mir direkt Vorwürfe gemacht, als wäre es falsch mich an erster Stelle zu setzen, so nach dem Motto, es ginge immer nur um mich, oder, es wäre doch wohl kein Problem sich mal ein bisschen Zeit zu nehmen...

Niselprim schrieb:Häh :hä: Wie jetzt - weil ihr Nachbarn seid? @Kephalopyr Des ist doch Zufall, oder?

Was meinst du?
Wir sind Nachbarn und hegen schon eine dezente Freundschaft. Mit meinem einfachen Nachbarn gehe ich ja nicht einkaufen. Das hat sich alles so ergeben, seit meinem Einzug. Man lernt sich ja auch kennen, bzw. wer da noch wohnt. :)

Kephalopyr schrieb:Was meinst du?

Man hat sich kennen gelernt und ist meiteinander einkaufen gegangen oder sonst was. Jetzt aber @Kephalopyr sagst du selbst, es passt nicht mehr oder du willst es nicht mehr. Egal aus welchem Grund, der Nachbar aber muss es akzeptieren - und zwar ohne irgendwie gekränkt zu sein oder so - so wie es ist oder sich halt eben entwickelt hat. Das ist das Leben -> man trifft Leute, lernt sich kennen, aber man muss sich ja nicht mit allen für immer und eweig abgeben --- und schon garnicht, wenn man es selbst nicht möchte oder kann.

Niselprim schrieb:Das ist das Leben -> man trifft Leute, lernt sich kennen, aber man muss sich ja nicht mit allen für immer und eweig abgeben --- und schon garnicht, wenn man es selbst nicht möchte oder kann.

Ich möchte den Kontakt ja nicht gänzlich meiden, sondern nur wieder mehr Zeit für mich haben. Es hat einfach ein bisschen Überhand genommen, leider.

Es ist echt blöd das du deine Zeit wegen dieser "Einschränkung" unnötig vergeudest. Wie wäre es denn mit Psychiatrie? Vielleicht brauchst du mal Abstand von allem und ein neues Umfeld wo man dann diese Nettigkeit abtrainieren kann?

Kephalopyr schrieb:Und da ist das eigentliche Problem. Ich sehe mich so gesehen schuldig, wenn etwas ihn kränkt, das jedoch erst durch mich hervorgerufen wurde.

wenn das so ist...Psychiater...Schuldgefühle (vor allem wenn sie unbegründet sind) machen dich auf dauer kaputt.

Kephalopyr schrieb:Ich möchte den Kontakt ja nicht gänzlich meiden, sondern nur wieder mehr Zeit für mich haben. Es hat einfach ein bisschen Überhand genommen, leider.

Räume ihm doch einfach " Besuchszeiten" ein. Ein Schild an die Eingangstüre( Haustür) wie beim Arzt. :))

PayDay44 schrieb:Es ist echt blöd das du deine Zeit wegen dieser "Einschränkung" unnötig vergeudest. Wie wäre es denn mit Psychiatrie? Vielleicht brauchst du mal Abstand von allem und ein neues Umfeld wo man dann diese Nettigkeit abtrainieren kann?

Die freien Plätze in der Psychiatrie lassen wir mal für die richtigen Notfälle frei, die die dortige Hilfe auch brauchen. Es reicht schon aus, wenn ich mich mal richtig mit dem Thema auseinandersetze und mich selbst bei einem weiteren Gespräch beobachte und sage, was mir nicht passt. :)

goldenerReiter schrieb:wenn das so ist...Psychiater...Schuldgefühle (vor allem wenn sie unbegründet sind) machen dich auf dauer kaputt.

Eher sollte ich das Problem selbst anzugehen lernen, denn auf mögliche Therapien wartet man hier mindestens mehrere Monate, bis zu einem halben Jahr ind von da an dauert es nochmal eine gewisse Zeit, bis es zur eigentlichen Hilfe kommt.

weisnixx schrieb:Räume ihm doch einfach " Besuchszeiten" ein. Ein Schild an die Eingangstüre( Haustür) wie beim Arzt.

Oder ein Schild, dass man gerade nicht da ist. "Closed", das finde ich generell irgendwie lustig als Idee. :D

Kephalopyr schrieb:Als ich meiner Mutter mal davon erzählte, hat sie mir direkt Vorwürfe gemacht, als wäre es falsch mich an erster Stelle zu setzen, so nach dem Motto, es ginge immer nur um mich, oder, es wäre doch wohl kein Problem sich mal ein bisschen Zeit zu nehmen...

Na dann soll sie doch täglich ihre Freizeit mit dem Herren verbringen, und ihr eigenes Leben bleibt dabei auf der Strecke. Ob sie dass dann immer noch so sieht.
Sry, aber deine Mutter scheint da wirklich die falsche Ansprechperson zu sein.

Es ist dein Leben und nur du kannst und sollst darüber bestimmen.
Ein bisschen Zeit ja, aber nicht wenn es einen selbst einschränkt.

joleen schrieb:Na dann soll sie doch täglich ihre Freizeit mit dem Herren verbringen, und ihr eigenes Leben bleibt dabei auf der Strecke. Ob sie dass dann immer noch so sieht.
Sry, aber deine Mutter scheint da wirklich die falsche Ansprechperson zu sein.

Es ist dein Leben und nur du kannst und sollst darüber bestimmen.
Ein bisschen Zeit ja, aber nicht wenn es einen selbst einschränkt.

Da hast Du vollkommen recht!

Kephalopyr schrieb:Als ich meiner Mutter mal davon erzählte, hat sie mir direkt Vorwürfe gemacht, als wäre es falsch mich an erster Stelle zu setzen, so nach dem Motto, es ginge immer nur um mich, oder, es wäre doch wohl kein Problem sich mal ein bisschen Zeit zu nehmen...

hört sich für mich fast so an als wäre deine Mutter seit deiner Kindheit Teil deines Problems....

goldenerReiter schrieb:hört sich für mich fast so an als wäre deine Mutter seit deiner Kindheit Teil deines Problems....

Ich weiß es nicht, aber belassen wir es dabei. Irgendwann sollte man mit der Vergangenheit vielleicht einfach mal versuchen abzuschliessen.